[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines flüssigen Vergaserkraftstoffes
für Otto-Motoren der im Oberbegriff des Patentanspruches bezeichneten Art.
[0002] Bei der Aufarbeitung durch spaltende Hydrierung oder raffinierende Hydrierung von
Steinkohle oder Braunkohle oder auch durch Hydrierung von Kohleextrakten fallen Kohleöle
an, die Phenol und verschiedene Phenole, insbesondere Alkylphenole, in wechselnden
Mengen enthalten. Phenol und seine alkylierten Abkömmlinge sind zwar hervorragende
Antiklopfmittel für Vergaserkraftstoffe, besitzen aber starke Korrosionswirkung und
sind physiologisch bedenklich, so daß sie als Oktanzahlverbesserer nicht einsetzbar
sind.
[0003] Im allgemeinen werden Kohleöle durch eine katalytische Raffinationsstufe mit gasförmigem
Wasserstoff (Refining) auf flüssige Vergaserkraftstoffe aufgearbeitet. In dieser Stufe
erfolgt der Abbau der in dem Kohleöl enthaltenen Phenole zu Naphthenen sowie der Abbau
stickstoff- und schwefelhaltiger Heteroverbindungen zu entsprechenden Kohlenwasserstoffen,
wobei die Heteroatome O, N sowie S zu den einfachen Wasserstoffverbindungen abgebaut
werden. Dieser Abbau verläuft unter geeigneten Bedingungen ohne Schwierigkeiten. Bei
der anschließenden Reformierung erfolgt unter anderem eine Rearomatisierung der Naphthene
oder auch eine Aromatenbildung aus geradkettigen Paraffinen, wobei der in der Reformingstufe
anfallende Wasserstoff zum Teil zur Deckung des in der Raffinationsstufe und in anderen
Umwandlungsverfahren bestehenden Wasserstoffbedarfes dient. Aufgrund des hohen Phenolgehaltes
der rohen Kohleöle resultieren bei der Raffination hohe Naphthengehalte, insbesondere
Cyclohexan. Im Reforming-Prozeß führt dies zu hohen Benzolgehalten im kohlestämmigen
Benzin, so daß ein solches Verfahren für die Herstellung von Kraftstoffen für Otto-Motoren
zu unerwünscht hohen Benzolgehalten führt.
[0004] Zur Abtrennung von Phenolen, allerdings mit anderer Zielsetzung als beim erfindungsgemäßen
Verfahren, wird im US-Patent 4 319 981 folgender Weg vorgeschlagen: Abtrennung einer
phenolhaltigen Fraktion des Kohleöls und Umwandlung des Phenols und seiner alkylierten
Abkömmlinge in ein korrespondierendes Gemisch von Methylarylethern und Wiederzusatz
dieses Gemisches zu dem raffinierten und reformierten Kohlebenzin. In einer grundlegenden
Arbeit von G. M. Singermann, Gulf Research and Development Co., wurde die Eignung
derartig erhaltener Mischungen von Methylarylethern als Kraftstoffzusatz und Oktanverbesserer
aufgezeigt (C.A. 95: 153 300j).
[0005] Ein Zusatz von 5 Vol.-% dieser Methylarylethermischung bewirkt z. B. eine Erhöhung
der Research Oktanzahl (ROZ) um 0,6.
[0006] Die Überführung des Phenolgemisches in ein Ethergemisch wird nach dem genannten US-Patent
mit Dimethylsulfat durchgeführt und beinhaltet die Stufen Extraktion mit wäßrigem
Natriumhydroxid, Waschen des Extraktes, Entfernen des Waschmittels, Wiederansäuern
und Zusatz von Natriumchlorid, um die freien Phenole abzuscheiden, Waschen der die
Phenole enthaltenden Phase, Zusatz von wäßrigem Natriumhydroxid und Dimethylsulfat
zu der isolierten und gereinigten Phenolmischung, Zusatz von überschüssigem wäßrigen
Natriumhydroxid zur Hydrolyse von nicht umgesetztem überschüssigen Dimethylsulfat
und zur Beseitigung nicht veretherter Phenole, Abtrennen der Arylmethylether-Phase,
Waschen und Aufarbeitung des Reaktionsproduktes durch Destillation.
[0007] Diese Isolierung und Veretherung der erhaltenen Phenole ist langwierig und materialaufwendig.
[0008] Demgemäß besteht die Erfindungsaufgabe darin, bei einem Verfahren der eingangs angegebenen
Art, die aufwendige Isolierung der phenolischen Verbindungen des Kohleöls zu vermeiden.
[0009] Diese Aufgabe wird mit der Erfindung gelöst. Sie besteht darin, daß man bei einem
Verfahren nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 diesen Nebenstrom mit Dimethylcarbonat
als Methylierungsmittel unter methylierenden Bedingungen, aber ohne Zusatz eines Katalysators,
behandelt, anschließend die entstandenen Nebenprodukte Methanol und Kohlendioxid entfernt
und daß man mindestens einen Teil des so erhaltenen, Anisol sowie verschiedene Methylarylether
enthaltenden, Nebenstromes mit mindestens einem Teil des den genannten Weiterbehandlungsstufen
unterworfenen Hauptstromes vereinigt.
[0010] Es ist auch der Zusatz von Dialkylcarbonaten, vorzugsweise Dimethylcarbonat und Diethylcarbonat
zu verbleiten oder unverbleiten Benzinen als Kraftstoff für Verbrennungsmaschinen
vorgeschlagen worden. Durch diesen Zusatz wird eine Erhöhung der Klopffestigkeit derartiger
Benzine angestrebt (EP-OS 0 082 688).
[0011] Es wurde gefunden, daß man mit einer einfachen, einstufigen Synthese zu den gewünschten
Veretherungsprodukten gelangt, indem man Kohleöl oder Fraktionen des Kohleöls mit
vorzugsweise Dimethylcarbonat bei Temperaturen von etwa 150 bis 180 °C umsetzt. Die
Umsetzung kann im Autoklaven oder auch bei kontinuierlicher Ausgestaltung in einem
in eine Gesamtanlage zur Herstellung von Otto-Kraftstoffen aus Kohleöl integrierten
Reaktor durchgeführt werden.
[0012] Als Reaktionsprodukt fällt ein Gemisch der veretherten Phenole mit Methanol nach
folgender Reaktionsgleichung an:

[0013] Das bei Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens als Nebenprodukt anfallende
Kohlendioxid kann ohne Schwierigkeiten aus dem Verfahren ausgeschleust werden. Die
weitere Aufarbeitung des Reaktionsgemisches der Umsetzung der phenolhaltigen Fraktion
mit Dimethylcarbonat verläuft vorzugsweise so, daß in einer Vorlauffraktion bis 65
°C das ebenfalls als Nebenprodukt gebildete Methanol abgetrennt wird.
[0014] Bei dem in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Dimethylcarbonat handelt
es sich um ein Großprodukt der chemischen Industrie, das von verschiedenen Herstellern
angeboten wird. Die Synthese von Dimethylcarbonat erfolgt beispielsweise nach folgender
Gleichung:

[0015] Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird in dem der Methylierung mit
Dimethylcarbonat unterworfenen Nebenstrom das als Nebenprodukt enthaltene Methanol
belassen. Der nach dem vorliegenden Verfahren erhaltene, Anisol sowie verschiedene
Methylarylether sowie ggf. Methanol enthaltende, Nebenstrom eignet sich auch ausgezeichnet
als Zumischkomponente für mineralölstämmiges Raffineriebenzin.
[0016] Die O-Methylierung von Phenol mit Dimethylcarbonat als solche ist bekannt, wobei
die in der Literatur beschriebenen Reaktionen in Gegenwart von Katalysatoren wie tertiären
Aminen, tertiären Phosphinen oder einem Gemisch von Natriumhydroxid und Kaliumjodid
durchgeführt werden.
[0017] Überraschend wurde gefunden, daß die Umsetzung von mit Phenol und alkylierten Abkömmlingen
des Phenols angereicherten Fraktionen aus Kohleöl mit Dimethylcarbonat keine zusätzlichen
und bei der anschließenden Aufarbeitung wieder zu entfernenden Katalysatoren benötigt.
[0018] Das erfindungsgemäße Verfahren beinhaltet eine beträchtliche Entlastung der Refiner-
sowie Reformerstufe und führt auch zu einer erheblichen Wasserstoffeinsparung.
[0019] Die Umsetzung bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verläuft in hohen Ausbeuten zu
den entsprechenden Ethern, so daß man auf eine Abtrennung nicht methylierter Phenole
verzichten kann, wenn das Produkt als Zumischkomponente eingesetzt wird.
[0020] Das erfindungsgemäße Verfahren wird anhand der folgenden Beispiele weiter erläutert:
Beispiel 1
[0021] Aus dem Kohleöl einer in Bottrop als Versuchsanlage betriebenen Kohleverflüssigungsanlage
wurde durch fraktionierte Destillation die zwischen 150 bis 220 °C siedende Fraktion
isoliert. Die gaschromatographische Analyse auf Phenole ergab folgende Bestandteile:

200 g dieser Kohleölfraktion wurden mit 72 g Dimethylcarbonat in einem Rührautoklav
auf 160 °C erwärmt. Dabei stieg der Druck innerhalb von 4,5 Stunden auf 19 bar. Nach
dem Erkalten wurde der Autoklav über eine Gasuhr entspannt. Dieser Vorgang wurde noch
zweimal wiederholt. Insgesamt fielen 13,8 1 Gas an (99,6 Vol.-% C0
2, Gasdichte bei 20 °C 1,842 g/l). Die Auswaage ergab 242 g Flüssigprodukt und 25,3
g gasförmiges Produkt. Das Reaktionsprodukt enthielt noch 1,7 Gew.-% phenolische Substanzen.
Es wurde ohne weitere Aufarbeitung der reformierten Fraktion zugesetzt. Der Benzolgehalt
dieses Vergaserkraftstoffes betrug 3,6 Gew.-%.
Beispiel 2
[0022] Von einem Kohleöl gleicher Herkunft wie nach Beispiel 1 wurde die unterhalb einer
Temperatur von 150 °C siedende Fraktion abgetrennt.
[0023] 2.127 g der Kohleölfraktion im Siedebereich von 150 bis 220 °C und 319 g Dimethylcarbonat
wurden in einem Autoklav nach Stickstoffabdeckung unter Rühren auf 185 °C erwärmt.
Innerhalb von 10 Stunden stieg dabei der Druck auf 40 bar an, der nach der anschließenden
Abkühlung auf 25 °C auf 16 bar abfiel. Der Autoklav wurde über eine Gasuhr entspannt,
wobei 91 1 Gas mit 98,6 Vol.-% C0
2 mit einer Gasdichte (20 °C) von 1,832 g/1 anfielen.
[0024] Die Auswaage an Flüssigprodukt betrug 2.311 g.
[0025] Die GC-Analyse ergab, daß
95,6 Gew.-% Phenol zu Anisol
75,8 Gew.-% o-Kresol zu o-Kresylmethylether
83,8 Gew.-% m-Kresol zu m-Kresylmethylether und
97,0 Gew.-% p-Kresol zu p-Kresylmethylether
[0026] umgesetzt worden waren.
Beispiel 3
[0027] Nachfolgend sind einige Untersuchungsergebnisse von drei Fraktionen von nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen veretherten Kohleölen mitgeteilt:

[0028] In Abmischung von 10 Vol.-% der oben bezeichneten Fraktionen zu handelsüblichem,
verbleitem Superkraftstoff wurden folgende Mischoktanzahlen ermittelt:

[0029] Eine Abmischung von 60 Vol.-% Superkraftstoff (SVK) und 40 Vol.-% eines Pyrolyse-Gesamtbenzins
ergab einen Wert der Oxidationsstabilität nach DIN 51 600 von 260 min.
[0030] Durch Abmischung von jeweils 10 Vol.-% der Fraktionen A bis C zu der oben bezeichneten
60 : 40-Abmischung erhöhte sich die Oxidationsstabilität in allen Fällen auf einen
Wert von > 960 min.
[0031] In Abmischung von 10 Vol.-% Zusatz zu handelsüblichem Superkraftstoff wurden für
die drei Fraktionen folgende Werte des Abdampfrückstands ermittelt (DIN 51 600 max.
5 mg/100 ml Abdampfrückstand nach DIN EN 5).

[0032] Alle Fraktionen A, B, C waren weinbrandfarben, A war heller als C, B war heller als
A. Die Fraktionen hatten folgende Dichten:

[0033] In 10 Vol.-%iger Abmischung mit Superkraftstoff traten bis -25 °C keine Trübungen
auf.
1. Verfahren zur Herstellung eines flüssigen Vergaserkraftstoffes für Otto-Motoren,
bei dem eine durch Kohleverflüssigung erhaltene, kohlestämmige Naphthafraktion durch
Destillation aufgeteilt wird in einen Hauptstrom, der einem Refiningsowie einen sich
anschließenden Reforming-Prozeß unterworfen wird und einen mit Phenol sowie verschiedenen
Alkylphenolen angereicherten Nebenstrom und bei dem, ggf. nach weiterer Isolierung,
der die angereicherten Phenole enthaltende Nebenstrom mit einem Methylierungsmittel
umgesetzt wird, dadurch gekennzeichnet, daß
man diesen Nebenstrom mit Dimethylcarbonat als Methylierungsmittel unter methylierenden
Bedingungen, aber ohne Zusatz eines Katalysators, behandelt, anschließend die entstandenen
Nebenprodukte Methanol und Kohlendioxid entfernt und daß man mindestens einen Teil
des so erhaltenen, Anisol sowie verschiedene Methylarylether enthaltenden, Nebenstromes
mit mindestens einem Teil des den genannten Weiterbehandlungsstufen unterworfenen
Hauptstromes vereinigt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in dem der Methylierung
mit Dimethylcarbonat unterworfenen Nebenstrom das als Nebenprodukt entstandene Methanol
belassen wird.