(19)
(11) EP 0 191 438 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
20.08.1986  Patentblatt  1986/34

(21) Anmeldenummer: 86101626.9

(22) Anmeldetag:  07.02.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4A61J 3/07
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 11.02.1985 DE 8503747 U

(71) Anmelder: Klinge Pharma GmbH
D-81673 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Hofer, Josef
    D-8011 Kirchseeon (DE)
  • Stanislaus, Friedrich
    D-8000 München 80 (DE)

(74) Vertreter: Wuesthoff, Franz, Dr.-Ing. et al
Wuesthoff & Wuesthoff Patent- und Rechtsanwälte Schweigerstrasse 2
81541 München
81541 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Doppel-Kapsel zur Aufnahme von Medikamenten


    (57) Kapsel, insbesondere aus Hartgelatine, zur Aufnahme von Medikamenten, mit zwei jeweils mit einer Kapsel-Kappe (14, 14') verschließbare Kapsel-Körper (12, 12'), die miteinander durch einen brechbaren Steg (16) verbunden sind.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Kapsel, insbesondere aus Hartgelatine, zur Aufnahme von Medikamenten.

    [0002] Es ist bekannt, Arzneimittel in Kapseln aus Gelatine darzureichen. Derartige Kapseln ermöglichen eine genaue Dosierung des Arzneistoffes. Sie werden auch bevorzugt eingesetzt, um unangenehm schmeckende oder riechende Arzneimittel peroral anzuwenden. Je nach Herstellungs- und Anwendungsart werden dem Kapselmaterial Zusatzstoffe beigemischt, wie beispielsweise Konservierungsmittel, Weichmacher, Geschmacksstoffe oder Farbstoffe.

    [0003] Bekannte Kapseln aus Hartgelatine (auch Steckkapseln genannt) setzen sich aus zwei Teilen, nämlich einem Kapsel-Körper und einer Kapsel-Kappe zusammen, welche nach dem Füllen eineinander gesteckt werden. Die Größen derartiger Hartgelatinekapseln sind genormt und haben ein Fassungsvermögen zwischen 0,13 ml und etwa 1,4 ml.

    [0004] Bei der Applikation von Arzneimitteln ist häufig eine sehr individuelle Dosierung erforderlich. Die Dosierung hängt nicht nur vom Patienten, wie dessen Alter, Geschlecht, Gewicht oder Krankheitszustand etc. ab, sondern auch vom zeitlichen Verlauf der Therapie. So können am Anfang der Therapie geringere Dosen eingenommen werden, die sich allmählich steigern oder auch umgekehrt. Die herkömmlichen, einstückigen Kapseln, eröffnen nur sehr geringe Möglichkeiten, die Dosierung individuell einzustellen. Bei einer Vielzahl von Therapien ist es erforderlich, daß der Patient regelmäßig mehr als ein Arzneimittel in Kombination einnimmt. Um hierbei Verwechslungen und andere Irrtümer seitens des Patienten auszuschließen, sind Verpackungen entwikkelt worden, denen der Patient jeweils die vorgeschriebene Kombination an Einzeltabletten und/oder Kapseln entnehmen kann. Diese Verpackungen mit einzelnen Fächern sind aber relativ aufwendig und nur für sehr komplizierte Therapien gebräuchlich.

    [0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Kapsel-Anordnung zu schaffen, mit welcher die Arzneimitteldosierung in einfacher Weise variiert werden kann.

    [0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß zwei jeweils mit einer Kapsel-Kappe verschließbare Kapsel-Körper miteinander durch einen brechbaren Steg verbunden sind.

    [0007] Die erfindungsgemäße Auftrennung in zwei zusammenhängende, aber getrennt einnehmbare Kapseln ermöglicht eine größere Arzneimittelmenge auf zwei Kapseln zu verteilen, welche nacheinander eingenommen werden. Durch die Verbindung der Kapseln wird der Patient daran erinnert, daß zwei Kapseln - aber auch nicht mehr - eingenommen werden sollen.

    [0008] Auch ermöglicht die erfindungsgemäße Doppel-Kapsel eine Einsparung von Darreichungsformen für bestimmte Arzneien, deren Dosis typischerweise im Verlaufe einer Therapie gesteigert wird. Anstatt unterschiedliche Kapselgrößen und entsprechende Packungen bereitstellen zu müssen, kann dem Patienten vorgeschrieben werden, am Beginn der Therapie nur eine Kapsel einzunehmen und zu einem bestimmten Zeitpunkt die Dosis auf die ganze Doppel-Kapsel zu erhöhen. Durch unterschiedliche Füllmengen für die beiden miteinander verbundenen Kapsel-Körper lassen sich die Variationsmöglichkeiten hinsichtlich der Dosierung noch erhöhen.

    [0009] Darüberhinaus ermöglicht die Erfindung auch die Kombination von zwei inkompatiblen Arzneiformen, welche vom Patienten mit praktisch einem Griff eingenommen werden können, ohne daß Verwechslungen oder Fehlgriffe möglich sind. Entsprechendes gilt auch bei der Kombination von zwei verschiedenen Arzneiformen.

    [0010] Die Darreichung von chronobiologisch aufgebauten Arzneiformen läßt sich mit der Doppel-Kapsel in sehr sinnfälliger Weise vereinfachen, indem beispielsweise die erste Teil-Kapsel am Morgen eingenommen wird und die zweite Teil-Kapsel am Abend.

    [0011] Auch können nach der Lehre der Erfindung Retard- und Initial-Pellets ohne Mischungsprobleme miteinander kombiniert werden.

    [0012] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung verbindet der Steg gegenüberliegende Böden von zwei Kapsel-Körpern und ist mit einer Soll-Bruchstelle versehen. Der Steg ist vorzugsweise wie die Kapseln aus Hartgelatine und integral mit beiden Kapsel-Körpern ausgeformt.

    [0013] In einer Variante der Erfindung ist vorgesehen, daß eine Vielzahl von Kapsel-Körpern in einer Reihe jeweils miteinander durch brechbare Stege verbunden sind. Die anhand der Doppel-Kapsel beschriebenen bevorzugten Ausgestaltungen der Stege lassen sich auch auf die Kapsel-Reihe übertragen.

    [0014] Nachfolgend ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigt:

    Fig. 1 einen schematischen Schnitt durch eine Doppel-Kapsel und

    Fig. 2 ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Doppel-Kapsel



    [0015] Die Figur 1 zeigt schematisch eine Doppel-Kapsel 10, welche aus zwei Kapsel-Körpern 12, 12' und den zugehörigen Kapsel-Kappen 14, 14' zusammengesetzt ist. Ein Steg 16 verbindet koaxial mit den Längsachsen beider Kapsel-Körper 12, 12' die Böden 18, 18' der Kapsel-Körper.

    [0016] Im Steg 16 ist eine Soll-Bruchstelle 20 ausgeformt, so daß die beiden Kapsel-Körper 12, 12' voneinander getrennt werden können.

    [0017] Die erfindungsgemäße Doppel-Kapsel 10 läßt sich z.B. in einer Weiterentwicklung des bekannten Tauchverfahrens zur Herstellung von Einzel-Kapseln zusammensetzen. Bei dem bekannten Tauchverfahren werden auf Metall-Latten reihenweise angeordnete Tauchstifte in Gelatine-Lösung getaucht. Damit sich eine gleichmäßige Gelatine-Schicht bildet, werden die Latten nach dem Herausziehen aus der Lösung herumgedreht. Dieser Vorgang kann zur Herstellung der erfindungsgemäßen Doppel-Kapseln derart modifiziert werden, daß der sich beim Herausziehen der Tauchstifte aus der Lösung in der Mitte des späteren Kapsel-Bodens bildende Tropfen-Fortsatz zur Bildung des erfindungsgemäßen Steges herangezogen wird. Vor dem vollständigen Trocknen können zwei Kapseln, je nach Trockenzustand gegebenenfalls unter Erwärmung, miteinander verbunden werden.

    [0018] Auch das Füllen der Kapseln erfolgt ähnlich wie bei herkömmlichen Kapseln. Nach Füllung des oberen Kapsel-Körpers und dessen Verschluß mittels der Kapsel-Kappe erfolgt eine Drehung um 180° und der Vorgang wird wiederholt.

    [0019] In Fig. 2 sind zwei in herkömmlicher Weise im Tauchverfahren hergestellte Kapseln 22, 22' gezeigt, die im Bereich des Tropfenfortsatzes 24, 24' miteinander derart verbunden sind, daß eine durchgehende, integrale Doppel-Kapsel gebildet wird.


    Ansprüche

    1. Kapsel, insbesondere aus Hartgelatine, zur Aufnahme von Medikamenten, dadurch gekennzeichnetdaß zwei jeweils mit einer Kapsel-Kappe (14, 14') verschließbare Kapsel-Körper (12, 12') miteinander durch einen brechbaren Steg (16) verbunden sind.
     
    2. Kapsel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Steg (16) die den Kapsel-Kappen (14, 14') gegenüberliegenden Böden (18, 18') der Kapsel-Körper (12, 12') miteinander verbindet.
     
    3. Kapsel nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Steg (16) integral mit beiden Kapsel-Körpern (12, 12') ausgeformt ist.
     
    4. Kapsel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Steg (16) mit einer Soll-Bruchstelle (20) in Form einer Querschnittsverringerung versehen ist.
     
    5. Kapsel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Steg (16) zumindest annähernd kreisförmigen Querschnitt aufweist.
     
    6. Kapsel nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, daß der Steg (16) etwa rechteckförmigen Querschnitt aufweist.
     
    7. Kapsel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein Kapsel-Körper (12) eine größere Füllmenge aufnimmt als der andere Kapsel-Körper (12').
     
    8. Kapsel, insbesondere aus Hartgelatine, zur Aufnahme von Medikamenten, dadurch gekennzeichnet, daß eine Mehrzahl von jeweils mit einer Kapsel-Kappe verschließbaren Kapsel-Körpern miteinander durch einen brechbaren Steg verbunden sind.
     




    Zeichnung