[0001] Die Erfindung betrifft eine metallurgische Anlage mit einem portalähnlichen Gestell
mit senkrechten Stützen und mehreren, von den Stützen getragenen senkrechten Führungssäulen
mit je einem senkrecht verfahrbaren Elektrodenhalter für die Aufnahme von Heizelektroden
sowie mit einem in das Portal einfahrbaren Schmelzenbehälter.
[0002] Durch die DE-OS 20 24 788 ist eine derartige metallurgische Anlage für das Elektroschlacke-Umschmelzen
von Abschmelzelektroden bekannt, bei dem die in zwei Koordinaten verfahrbaren Führungssäulen
hängend an einem System von Laufwagen befestigt sind. Da die Elektroden mit den Elektrodenhaltern
notwendigerweise einen erheblichen seitlichen Abstand von den Führungssäulen aufweisen,
muß eine sehr aufwendige und komplizierte Führung der in horizontaler Richtung kreuzweise
verfahrbaren Laufwagen angewandt werden, um eine ungewollte Schiefstellung der Führungssäulen
zu vermeiden. Hierbei ist es nicht möglich, die Hebelwirkung der Elektroden, die mit
ihren Elektrodenhaltern an sogenannten Elektrodentragarmen befestigt sind, durch Gegengewichte
zu kompensieren, weil sich das Gewicht der Abschmelzelektroden laufend ändert. Der
zu treibende Aufwand für die stabile Aufhängung der Führungssäulen ist daher nicht
für alle Anwendungsfälle tragbar.
[0003] Durch die DE-AS 21 11 047 ist eine metallurgische Anlage bekannt, bei der die Führungssäulen
mit ihren galgenartig ausladenden Elektrodentragarmen teleskopartig in Führungskörpern
geführt sind. Auch_diese Ausführungsform macht eine sehr aufwendige Konstruktion der
Führungssäulen erforderlich, da diese freitragend ausgeführt sind und je nach der
jeweils ausgefahrenen Länge unterschiedlichstark auf Biegung beansprucht werden.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine metallurgische Anlage der eingangs
beschriebenen Gattung anzugeben, die ein verhältnismäßig leichtes Gestell mit schlanken
Führungssäulen aufweist, die nicht übermäßig von Biegekräften beansprucht werden.
[0005] Die Lösung der gestellten Aufgabe erfolgt bei der eingangs beschriebenen metallurgischen
Anlage erfindungsgemäß dadurch, daß das Gestell zwei Plattformen aufweist und daß
die oberen Enden der Führungssäulen in der oberen Plattform und die unteren Enden
der Führungssäulen in der unteren Plattform gelagert sind.
[0006] Durch die beiden Plattformen, deren vertikaler Abstand der Länge der Führungssäulen
entspricht, werden zwei Bezugsebenen geschaffen, in denen die Führungssäulen festgelegt
sind. Infolgedessen stellt jede Plattform bzw. Bezugsebene ein in sich geschlossenes
Kräftesystem dar, das keine Querkräfte auf die Stützen überträgt. Durch die statisch
bestimmte beidseitige Lagerung der Führungssäulen lassen sich diese mit einem erheblich
geringeren Widerstandsmoment, d.h. "schlanker" ausführen, was zu einer erheblichen
Material- und damit Gewichtsersparung beiträgt. Durch die schlanke Ausführung der
Führungssäulen und damit des Gestells wird eine gute Zugänglichkeit der gesamten Umgebung
der Elektroden und des Schmelzenbehälters gewährleistet.
[0007] Die Erfindung findet in ganz besonders vorteilhafter Weise Anwendung bei sogenannten
Pfannenöfen, in denen metallurgische Reaktionen mittels dreier aus Graphit bestehender
Permanentelektroden durchgeführt werden. Derartige öfen besitzen üblicherweise einen
Ofendeckel mit Löchern für den Eintritt der Elektroden, die trotz ihres allmählichen
Verbrauchs als Permanentelektroden bezeichnet werden. Die Ausbildung des Ofengestells
als "Portal" ermöglicht in üblicher Weise ein Einfahren des Pfannenofens in das Gestell,
d.h. unter die unterste Plattform.
[0008] Die Anbringung der Führungssäulen zwischen zwei Plattformen oberhalb des Schmelzenbehälters
ermöglicht das engere Aneinanderrücken der Führungssäulen, da der Abstand der Führungssäulen
nicht mehr durch den Bewegungsspielraum des Schmelzenbehälters.bestimmt wird. Dies
führt wiederum zu sehr kurzen Elektrodentragarmen, die im Grunde nur noch aus dem
Elektrodenhalter mit seinen Klemmbacken und aus den Betätigungsmechanismen bestehen.
Dadurch liegen die Resonanzschwingungen der Tragarme weit abseits von den mit Netzfrequenz
auftretenden elektromechanischen Kräften. Auch die Länge der Hochstromzuführungen
läßt sich durch Unterbringung zwischen zwei Tragarmen begrenzen, so daß niedrige Verluste
auftreten.
[0009] Es ist dabei besonders vorteilhaft, wenn die beiden Plattformen aus kongruenten Rahmentragwerken
bestehen. Einzelheiten werden dabei anhand der Figur 2 noch näher erläutert.
[0010] Es ist schließlich besonders vorteilhaft, wenn die oberen Enden der Führungssäulen
in radialer Richtung zur Achse des Schmelzenbehälters um Schwenklager verstellbar
sind, die in der unteren Plattform angeordnet sind. Hierdurch lassen sich die Elektroden
in der Weise zueinander neigen, daß in der Höhe des Badspiegels im Schmelzenbehälter
ein kleinerer Teilkreisdurchmesser für die Elektrodenachsen erreicht wird und daß
in Deckelhöhe ein ausreichend großer Querschnitt des Deckelmaterials zwischen den
Elektroden verbleibt.
[0011] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den übrigen Unteransprüchen.
[0012] Ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes wird nachfolgend anhand der Figuren
1 bis 3 näher erläutert.
[0013] Es zeigen:
Figur 1 eine Seitenansicht einer vollständigen metallurgischen Anlage,
FigLr 2 eine Draufsicht auf den Gegenstand von Figur 1 und
Figur 3 einen Querschnitt entlang der Linie III-III in Figur 1 in vergrößertem Maßstab.
[0014] In Figur 1 ist ein portalähnliches Gestell 1 mit senkrechten Stützen 2 dargestellt,
die in zwei Ebenen durch zwei Plattformen 3 und 4 miteinander verbunden sind. Dabei
sind die Stützen 2 von unten nach oben durchgehend ausgebildet und in die Plattformen
integriert, wie insbesondere Figur 2 zeigt.
[0015] Gemäß Figur 2 bestehen die Plattformen aus kongruenten Rahmentragwerken, die in der
angegebenen, maßstäblich zu wertenden Weise aufgebaut sind. Ein äußerer, rechteckiger
Rahmen besteht aus den Profilen 5 und 6, die an den Ecken miteinander verschweißt
sind. Parallel zu den Profilen 6 verlaufen drei weitere Innenprofile 7, 8 und 9, und
zwischen den Innenprofilen 8 und 9 erstrecken sich wiederum - parallel zu den Profilen
5 - zwei weitere Innenprofile 10 und 11. Die Profile 7/8, 5/10 und 5/11 sind wiederum
durch paarweise und parallel zueinander angeordnete Traversen 12, 13 und 14 verbunden,
wobei die Mittenebenen zwischen den Traversen unter einem Winkel von 120 Grad zueinander
ausgerichtet sind.
[0016] Zwischen den Traversen befinden sich Führungssäulen 15, 16 und 17. Dabei sind die
oberen Enden dieser Führungssäulen mittels der genannten Traversen in der oberen Plattform
4 und die unteren Enden der Führungssäulen in der unteren Plattform 3 gelagert, wie
sich dies aus Figur 1 ergibt. Die unteren Enden der Führungssäulen sind dabei in Schwenklagern
18 innerhalb der unteren Plattform 3 gelagert. Von diesen Schwenklagern ist in Figur
1 nur eines dargestellt. Diese Schwenklager ermöglichen es, die oberen Enden der Führungssäulen
in radialer Richtung innerhalb der oberen Plattform 4 zu verschwenken, wie dies durch
den Doppelpfeil 19 symbolisiert ist. Die "radiale Richtung" ist dabei jeweils auf
die Achse des Schmelzenbehälters 20 bezogen, wie sich dies unschwer aus Figur 2 ergibt.
[0017] Jede der Führungssäulen 15 bis 17 trägt einen auf der Führungssäule verfahrbaren
Schlitten 21 mit einem radial einwärts gerichteten Elektrodentragarm 22, der an seinem
inneren Ende einen Elektrodenhalter 23 trägt, in den die weiter oben beschriebene
Elektrode 24 eingesetzt ist.
[0018] Der Schmelzenbehälter 20, der auch als Pfanne bezeichnet werden kann, ist mittels
eines Gurtes 25 und zwei nicht näher bezeichnete diametrale Lagerzapfen in entsprechende
Aufnahmen 26 eines Fahrgestells 27 eingesetzt, das mit Hilfe von Rädern 28 auf Schienen
29 unter die unterste Plattform 3 in das portalähnliche Gestell 1 einfahrbar ist und
in Betriebsstellung die in den Figuren 1 und 2 gezeigte Position einnimmt. Der Schmelzenbehälter
20 besitzt einen Deckel 30 mit entsprechenden öffnungen für den Durchtritt der Elektroden
24. Der Deckel 30 ist mittels einer nicht näher bezeichneten und an der Plattform
3 befestigten Hubeinrichtung abhebbar.
[0019] Einzelheiten der Elektrodenhalter 23 sind an sich bekannt. In aller Regel sind die
Elektrodentragarme mit Klemmbacken, Führungselementen, Federpaketen und Betätigungseinrichtungen
wie Pneumatikzylinder zum öffnen der Klemmbacken ausgestattet.
[0020] Wie aus Figur 2 ersichtlich, besitzen die beiden Plattformen im Bereich oberhalb
des Schmelzenbehälters 20 einen größeren Ausschnitt. Durch den Ausschnitt in der unteren
Plattform 3 führen die Elektroden (wie gezeigt), die Absaugleitung, eine Meßlanze
und eine Einrichtung zur Chargierung (jeweils nicht gezeigt) zum Deckel 30.
[0021] Der Ausschnitt in der oberen Plattform dient zum Auswechseln und Ansetzen weiterer
Elektrodenabschnitte, wobei das Ansetzen neuer Elektrodenabschnitte in herkömmlicher
Weise durch Nippel geschieht, die die Form von mit Gewinde versehenen Doppelkegeln
aufweisen (DE-OS 30 43 318).
[0022] Figur 1 zeigt noch, in welcher Weise das Anheoen und Absenken der Schlitten 21 geschieht:
Im Innern der hohl ausgebildeten Führungssäule befindet sich ein Druckmittelzylinder
31 mit einer Kolbenstange 32 und einer Seilrolle 33. Eine weitere Seilrolle 34, ist
im oberen Ende der jeweiligen Führungssäule be- festi
gt, die zum Zwecke einer ausladenden Lagerung der Seilrolle 34 einen Ausleger 35 besitzt.
Durch die strichpunktiert angedeutete Führung eines Seils 36 und die Befestigung dieses
Seils an dem Schlitten 21, läßt sich dieser Schlitten um das doppelte Maß absenken
oder anheben, wie die Kolbenstange 32 in der entsprechenden Gegenrichtung bewegt wird.
Durch die Unterbringunc des Hubantriebes für die Elektroden in den Führungssäulen
ergibt sich ein sehr übersichtlicher Aufbau in Verbindung mit einem vollständigen
Schutz des Druckmittelantriebs.
[0023] In Figur 3 ist dargestellt, daß die Führungssäule 16 (die stellvertretend auch für
die Führungssäulen 15 und 17 steht) aus einem Rohr 16a besteht, auf das an diametral
gegenüberliegenden Seiten U-förmige Kastenprofile 16b angeschweißt sind. Hierdurch
werden auf beiden Seiten des Rohres 16a Hohlräume 16c und 16d gebildet, die für die
Hin- und Rückleitung eines Kühlmittels dienen können. Der Druckmittelzylinder 31 ist
auf diese Weise völlig geschützt im Innern des Rohres 16a untergebracht. Auf den gegenüberliegenden
Außenseiten der Kastenprofile 16b sind vertikale Führungsschienen 37 befestigt, auf
denen sich Führungsrollen 40 in V-förmiger Anordnung abwälzen, die über Lagerkörper
38 mit einem Rahmen 39 verbunden sind, der den äußeren Teil eines jeden Führungsschlittens
21 bildet. Durch die V-förmige Anordnung der Führungsrollen 40 werden nur vier Führungssysteme
je Führungsebene benötigt. Dies bedeutet einen erheblich reduzierten Aufwand gegenüber
den üblichen Führungen mit acht Rollen je Führungsebene bei öfen mit ähnlichen Ofenströmen.
Die Lage des Elektrodentragarmes 22 ist nur angedeutet.
[0024] Aus Figur 1 ergibt sich wiederum, daß bei einer radialen Verschwenkung des oberen
Endes der Führungssäule 16 nach außen, d.h. in Richtung auf den rechten Blattrand
die zugehörige Elektrode 24 eine Schwenkbewegung um den gleichen Winkel ausführt.
Dies führt dazu, daß sich die Elektrode 24 im Bereich ihres Durchgangs durch den Deckel
30 nur in geringem Maße radial nach außen bewegt, da das Schwenklager 18 nur in geringem
Abstand oberhalb des Deckels 30 angeordnet ist. Das untere Ende der Elektrode 24 führt
jedoch eine Schwenkbewegung mit zwar gleichem Drehsinn, aber in entgegengesetzter
Richtung aus, nämlich radial nach innen. Da die radiale Verschwenkung in gleichem
Maße für alle Führungssäulen durchgeführt werden, bewegen sich die Elektrodenachsen
im Bereich des Schmelzenspiegels, den man sich etwa im Bereich des Gurtes 25 denken
kann, in Richtung auf einen kleineren Teilkreis.
1. Metallurgische Anlage mit einem portalähnlichen Gestell mit senkrechten Stützen
und mehreren, von den Stützen getragenen senkrechten Führungssäulen mit je einem senkrecht
verfahrbaren Elektrodenhalter für die Aufnahme von Heizelektroden sowie mit einem
in das Portal einfahrbaren Schmelzenbehälter, dadurch gekennzeichnet, daß das Gestell
(1) zwei Plattformen (3, 4) aufweist, und daß die oberen Enden der Führungssäulen
in der oberen Plattform (4) und die unteren Enden der Führungssäulen in der unteren
Plattform (3) gelagert sind.
2. Metallurgische Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Plattformen
(3, 4) aus kongruenten Rahmentragwerken bestehen.
3. Metallurgische Anlage nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die senkrechten
Stützen (2) in die Plattformen (3, 4) integriert sind.
4. Metallurgische Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die oberen Enden
der Führungssäulen (15, 16, 17) in radialer Richtung zur Achse des Schmelzenbehälters
(20) um in der unteren Plattform (3) angeordnete Schwenklager (18) verstellbar sind.
5. Metallurgische Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungssäulen
(15, 16, 17) als Hohlkörper ausgebildet sind und daß in ihnen je ein Druckmittelzylinder
(31) für den Antrieb eines Seils (36) angeordnet ist, das zum Zwecke eines Hebens
oder Senkens mit dem zugehörigen Schlitten (21) verbunden ist.
6. Metallurgische Anlage nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungssäulen
(16) aus einem Rohr (16a) mit zwei seitlich angesetzten Kastenprofilen (16b) bestehen,
in denen sich Hohlräume (16c, 16d) für die Hin- und Rückleitung eines Kühlmittels
befinden.
7. Metallurgische Anlage nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß auf den Außenseiten
der Kastenprofile (16b) Führungsschienen (37) für den Schlitten (21) befestigt sind.
8. Metallurgische Anlage nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß im Schlitten
(21) auf die Führungs-schienen (37) ausgerichtete Rollen (40) angeordnet sind, deren Achsen paarweise
V-förmig zueinander ausgerichtet sind.