[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung des Holdouts von Druckfarben,
Lacken und Beschichtungsmassen, auf Flächengebilden aus Fasern, insbesondere auf Papier
sowie zur Verbesserung des De-Inkings der Fasern.
[0002] Es ist beispielsweise aus der EU-PS 0 017 793 bekannt, die Bedruckbarkeit von Papier
dadurch zu verbessern, daß hydratisierbare filmbildende, kolloidale Tone, z.B. Bentonite,
Attapulgit oder Sepiolith in die Papiermasse eingearbeitet werden. An diese kolloidalen
Tone können auch Makromoleküle von Polyglykol mit einem Molekulargewicht von 5000
bis 100 000 angehängt werden. Die durch diese Maßnahmen bedingte Verbesserung der
Satinierbarkeit und Bedruckbarkeit besteht in einem verbesserten "Farbstand", d.h.
die Druckfarbe schlägt kurzzeitig (zwischen ihrem Auftrag auf das Papier und ihrer
Trocknung) nicht so schnell weg, sondern es liegen die gleichen Farbkonturen, wie
sie auf das Papier aufgebracht werden, auch auf dem fertig bedruckten und getrockneten
Papier vor. Bei einem schlechten "Farbstand" schlägt die Druckfarbe dagegen in das
Papier ein und diffundiert, d.h. sie breitet sich im Papier aus, was zu einem uneinheitlichen
und unscharfen und meist matten Druckbild führt. Der wesentliche Grund für den verbesserten
Farbstand wird darin gesehen, daß die hydratisierbaren, filmbildenden, kolloidalen
Tone einen erheblichen Anteil an gebundenem Wasser enthalten. Dieses Wasser kann bei
den Trockentemperaturen, wie sie in einer Papiermaschine üblicherweise angewendet
werden, nicht entweichen und bewirkt, da es mit dem Lösungsmittel der Tiefdruckfarbe
nicht mischbar ist, gewissermaßen eine Abstoßung der Druckfarbe.
[0003] Bei der Verwendung eines Gemisches von kolloidalen Tonen und Polyglykolen wird davon
ausgegangen, daß die Polyglykole sich wie das Wasser zwischen die kolloidalen Tone
einlagern, also keine Reaktionsprodukte bilden, und wegen ihrer wachsartigen Beschaffenheit
nach der Trocknung die Satinierbarkeit verbessern. Eine Reaktion mit dem organischen
Lösungsmittel, in dem die Druckfarbe gelöst oder dispergiert ist, tritt nicht ein.
[0004] Die vorliegende Erfindung bezweckt eine Verbesserung des
Holdouts organischer Lösungsmittelsysteme, wie Druckfarben, Lacke und Beschichtungsmassen,
auf andere Weise. Das Problem des Holdouts ist bei Tiefdruckverfahren besonders ausgeprägt,
da Tiefdruckfarben, verglichen mit anderen Druckfarben (für den Hochdruck bzw. für
den Offsetdruck) eine wesentlich geringere Viskosität haben müssen. Die Erfindung
ist also in erster Linie auf dem Gebiet des Tiefdruckes anwendbar, weshalb sich die
nachstehenden Ausführungen vorwiegend auf dieses Gebiet beziehen. Ferner handelt es
sich bei den erfindungsgemäß zu bedruckenden Flächengebilden aus Fasern in erster
Linie um solche aus Papier, obwohl auch Vliesstoffe oder Textilien (z.B. Seiden-,
Baumwolle- und Leinenstoffe) unter Benutzung der vorliegenden Erfindung bedruckt werden
können.
[0005] Der Tiefdruck gehört zu den am meisten verbreiteten Druckarten bei Massendrucksachen
aller Art. Zum Einsatz kommen im wesentlichen zwei Papierarten, nämlich
1. das hochgefüllte, satinierte, meist holzhaltige Tiefdruckpapier in Flächengewichten zwischen 40 bis etwa 80 g/m2 und
2. das gestrichene, holzhaltige oder holzfreie hochsatinierte Tiefdruckpapier in Flächengewichten
zwischen 45 und etwa 135 g/m2.
[0006] Aus wirtschaftlichen sowie aus postalischen Gründen besteht seit Jahren die Tendenz,
die Flächengewichte derartiger Papiere zu verringern. Diesem Wunsch sind insbesondere
beim gestrichenen Tiefdruckpapier, aber auch beim Naturtiefdruckpapier Grenzen gesetzt.
[0007] Um einen guten Stand der Tiefdruckfarbe auf der Papieroberfläche zu haben, muß bei
den gestrichenen Sorten der Strich eine Mindeststärke von etwa 6,5 bis 7g/m
2 und Seite haben; bei doppelseitig gestrichenem Tief-
[0008] druckpapier resultiert hieraus bei 50 g/m
2 Gesamtgewicht ein Streichrohpapier von etwa 36 g/m2. Dies istaus heutiqer Sicht eine
Untergrenze, da es nur die Fasern des Streichrohpapiers sind, die zu den physikalischen
Festigkeitswerten des Druckpapiers beitragen. Andererseits sind die ungestrichenen
Naturtiefdruckpapiere weder in der Weiße noch im Glanz der erzeugbaren Drucksachen
den gestrichenen Tiefdruckpapieren gleichwertig. Besonders der Verbrauch an Tiefdruckfarbe
liegt größenordnungsmäßig bei etwa dem zweieinhalb- bis dreifachen des der gestrichenen
Papiere, weil die Porosität und damit die Saugfähigkeit der Naturtiefdruckpapiere
wesentlich größer ist. Demzufolge ist auch das Durchscheinen des Druckes auf der Rückseite
(die sogenannte Druckopazität) bei diesen Papieren bei weiterer Absenkung des Flächengewichts
ein besonderes Problem.
[0009] Durch die in der vorstehend genannten EU-PS 0 017 793 beschriebene Anwendung von
hydratisierbaren filmbildenden kolloidalen Tonen gelang es zwar in einem gewissen
Grad, die Oberfläche der ungestrichenen Naturtiefdruckpapiere etwas zu schließen,
und die Bedruckbarkeit zu verbessern. Die so behandelten Tiefdruckpapiere sind jedoch
noch nicht mit den gestrichenen Tiefdruckpapieren auch nur annähernd in der Farbaufnahme
vergleichbar. Eine Verwendung der in der EU-PS 0 017 793 beschriebenen hydratisierten
filmbildenden Tone in Streichrezepturen oder als Oberflächenbeschichtung ist aber
aus rheologischen Gründen unmöglich.
[0010] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Oberfläche von Flächengebilden aus
Fasern, insbesondere von Papier, so zu behandeln, daß die in einem organischen Lösungsmittel
dispergierte oder gelöste Beschichtungsmasse oder Druckfarbe bzw. der Lack, insbesondere
eine niedrigviskose Tiefdruckfarbe, so wenig wie möglich in das Papier hineinschlägt.
[0011] Je weniger diese eindringen, umso geringer ist der ver-brauch und umso schöner ist der
Glanz der behandelten Fläche (Druckglanz).
[0012] Gegenstand der Erfindung ist somit in erster Linie ein Verfahren zur Verbesserung
des Holdouts von Druckfarben, Lacken und Beschichtungsmassen, enthaltend organische
Lösungsmittel, auf Flächengebilden aus Fasern, insbesondere auf Papier, sowie zur
Verbesserung des De-Inkinns der Fasern, durch Einbringen von wasserunlöslichen Substanzen
in die Fasermasse oder in die Oberfläche des Fasergebildes.
[0013] Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß man einen organophilen Komplex aus
(a) einem wasserunlöslichen hydratisierten kationenaustauschfähigen filmbildenden
smektitischen Schichtsilikat mit einer lonenaustauschfähigkeit von wenigstens 50 mVal/100
g und
(b) einem daran gebundenen, aus einer Oniumverbindung abgeleiteten organischen Rest
in die Fasermasse oder in die Oberfläche des Fasergebildes einbringt, wobei der organophile
Komplex durch Reaktion mit dem organischen Lösungsmittel eine Sperrschicht bildet.
Der organische Rest, der in der Regel ein Molekulargewicht von weniger als 1000 hat,
ist in einer Ionenbindung an das anorganische Schichtsilikat gebunden. Die Eigenschaft
des anorganischen Schichtsilikats, in wäßriger Phase ein Gel zu bilden, ist offenbar
wichtig, damit auch der organophile Komplex mit dem organischen Lösungsmittel reagiert
und unter Gelbildung aufquillt. Da der organische Rest über eine Ionenbindung an das
anorganische Schichtsilikat gebunden werden soll, hat das anorganische Schichtsilikat
zweckmäßig ein hohes Ionenaustauschvermögen.
[0014] Man nimmt an, daß der organophile Komplex mit dem organischen Lösungsmittel eine
mehr oder weniger starke Quellreaktion ergibt. Diese Quellreaktion ist überraschenderweise
so stark und auch so schnell, daß die kapillaren Kräfte des faserigen Flächengebildes
oder auch eines Striches, insbesondere eines Naturpapierblattes, nicht wirksam werden.
Daß möglicherweise auch eine Adsorption der Farben oder ihrer Binder an den Teilchen
des organophilen Komplexes stattfindet, dürfte von untergeordneter Bedeutung sein,
da das Holdout-Verhalten der behandelten Oberfläche für das reine Lösungsmittel praktisch
genau so groß ist wie für die Lösung oder Dispersion der Druckfarbe des Lackes oder
der Beschichtungsmasse.
[0015] Zur Herstellung des organophilen Komplexes verwendet man beispielsweise ein vollhydratisiertes,
kationenaustauschfähiges kolloidales filmbildendes smektitisches Schichtsilikat mit
einer Ionenaustauschfähigkeit von 50 bis 130, vorzugsweise von 70 bis 100 mVal/100g.
Zur Erzeugung des organophilen Komplexes werden vorzugsweise mindestens 50 % der austauschfähigen
Kationen durch organische Reste ausgetauscht. Soll der organophile Komplex in organischer
Phase weiterverarbeitet werden, wird ein Austausch der Kationen in der Nähe von 100
% bevorzugt. Soll der organophile Komplex in einer wäßrigen Phase dispergiert werden,
so beträgt der Austauschgrad vorzugsweise etwa 20 bis 60 %.
[0016] Als smektitisches Schichtsilkat verwendet man zur Herstellung des organophilen Komplexes
vorzugsweise Montmorillonit, Hectorit, Saponit, Sauconit, Beidellit und/oder Nontronit.
[0017] Für praktische Zwecke verwendet man als smektitisches Schichtsilikat im allgemeinen
Bentonit, der als mineralische Substanz mit unterschiedlichen austauschfähigen Kationen
(Na, Ca, Mg) zur Verfügung steht und dessen Hauptbestandteil Montmorillonit ist.
[0018] Es ist aus der Literaturstelle "Das Papier", 35. Jahrgang, Heft 9, Seiten 407 und
416 (1981) bekannt, Kaolin mit kationischen Polymeren zu behandeln, um den Füllstoffgehalt
bei gleicher Festigkeit im Papier zu erhöhen. Der Kaolin hat jedoch für die Zwecke
der vorliegenden Erfindung ein zu geringes Ionenaustauschvermögen. Außerdem ist Kaolin
in wäßriger Phase nicht filmbildend und nicht zu einem Gel hydratisierbar.
[0019] Bei den organophilen Komplexen handelt es sich vorzugsweise um Reaktionsprodukte
des anorganischen Schichtsilikats mit einer organischen Ammoniumverbindung, vorzugsweise
einer quaternären Ammoniumverbindung; statt der quaternären Ammoniumverbindung können
für die Umsetzung mit dem anorganischen Schichtsilikat auch andere organische Verbindungen
mit einem quaternären Oniumion, z.B. quaternäre Phosphoniumverbindungen, verwendet
werden. Weitere brauchbare organophile Komplexe sind auch die teilumgesetzten Komplexe
der anorganischen Schichtsilikate mit quaternären Oniumverbindungen.
[0020] Während bei voller Ausnützung der reaktionsfähigen Valenzen der organophile Komplex
zur Flockung neigt, können organophile Komplexe mit teilumgesetzten anorganischen
Schichtsili-
katen, besonders in wäßrigen Dispersionen oft noch kolloidale Lösungen sein. Natürlich
reagiert nur der umgesetzte Anteil mit den organischen Lösungsmitteln der Druckfarbe,
des Lacks oder der Beschichtungsmasse.
[0021] Da aber die Feinverteilung in einem Papierblatt oder in seiner Oberfläche für das
erfindungsgemäße Verfahren von Bedeutung ist, um auch im Mikrobereich die kapillaren
Saugkräfte aufzuheben, liegt eine bevorzugte Anwendung bei allen wäßrigen Systemen
in der Teilumsetzung, was in der Konsequenz zu einem höheren Eintrag oder Auftrag
führt.
[0022] Man kann wahrscheinlich davon ausgehen, daß der geeignete organophile Komplex nach
dem Trocknen integraler Bestandteil der Tiefdruckfarbe bzw. der Beschichtungsmasse
oder des Lacks wird. Dies ist für das sogenannte De-Inken von Bedeutung, da sich hierbei
der organophile Komplex zusammen mit der Farbe, dem Lack oder der Beschichtungsmasse
von der Faser trennt.
[0023] Die Benetzbarkeit der Druckfarben, insbesondere Tiefdruckfarben, wird durch den oleophilen
Charakter der nach außen weisenden organischen Reste des organophilen Komplexes besonders
günstig beeinflußt.
[0024] Als organische Lösungsmittel eignen sich erfindungsgemäß alle zum Auflösen oder Dispergieren
von Druckfarben, Lacken, Beschichtungsmassen oder Klebmassen verwendeten Lösungsmittel.
Vorzugsweise verwendet man bei Tiefdruckfarben ein organisches Lösungsmittel aus der
Gruppe Toluol, Xylol oder Benzin, gegebenenfalls im Gemisch mit höhersiedenden Komponenten.
Derartige Komponenten sind in der Drucktechnik üblich und dienen zur Beeinflussung
des Abdampfverhaltens beim Trocknen der Druckfarbe. Bei lackartigen Beschichtungsmassen
verwendet man die üblichen Lacklösungsmittel wie Ester, Aceton, Alkohole usw.
[0025] Die Erfindung ist auch zur Verbesserung des Holdouts von Haftkleber -Beschichtungsmassen
anwendbar. Diese Beschichtungsmassen enthalten klebrige Harze, wie Polyacrylate und
Polyisobutylen, die zum Teil mit Weichmachern vermischt sind. Bevorzugte Lösungsmittel
für derartige Beschichtungsmassen sind solche auf Kohlenwasserstoffbasis, wie Benzin.
[0026] Da die organophilen Komplexe in organischen Lösungsmitteln quellen und/oder in kolloidalen
Dispersionen vorliegen, kann man im allgemeinen nur begrenzte Feststoffgehalte bis
zu 10 Gew.-% erreichen. Vorzugsweise liegt der reaktive organophile Komplex in Form
einer 1,5 bis 10%igen Dispersion vor. Die Dispersionen der erfindungsgemäßen reaktiven
organophilen Komplexe in organischen Lösungsmitteln sind stark thixotrop, was für
das Auftragen, z.B. in einem Tiefdruckwerk mit einer Rasterwalze günstig ist.
[0027] Der organophile Komplex kann entweder in die Fasermasse oder in die Oberfläche des
Fasergebildes eingebracht werden.
[0028] Das erfindungsgemäße Verfahren kann, insbesondere zur Herstellung von satinierten
Papieren, in einer solchen Weise angewendet werden, daß der reaktive organophile Komplex
vor der Erzeugung des Flächengebildes in wäßriger Dispersion in die suspendierte Fasermasse
eingebracht wird, und zwar mit den oder ohne die Füllstoffe.
[0029] Eine Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet, daß man
den organophilen Komplex vor der Erzeugung des Flächengebildes in situ in der Fasermasse
durch Umsetzung des anorganischen Schichtsilikats mit der organischen Verbindung erzeugt.
Auch bei dieser Umsetzung, z.B. mit einer quaternären Ammoniumverbindung, kann statt
der Fasermasse (Pulpe) auch die Füllstoffsuspension vorgelegt sein, oder es liegen
Fasern und Füllstoff bereits als Gesamtstoff vor.
[0030] Der Vorteil der Erzeugung in situ,
z.
B.in der Papierfabrik, liegt besonders darin, daß die Papiermaschine als Trockner auch
für den organophilen Komplex wirkt, also Energie gespart wird.
[0031] Wenn die beiden vorstehend angegebenen Verfahrensvarianten in der Papierfabrik durchgeführt
werden, können die üblichen Füllstoffe teilweise durch den organophilen Komplex ersetzt
werden. Es können auch die üblichen Retentionsmittel und weitere Zusätze, wie Farben,
verwendet werden.
[0032] Eine Verfahrensvariante, die insbesondere zur Herstellung von gestrichenen, hochsatinierten
Papieren geeignet ist, ist dadurch gekennzeichnet, daß man den reaktiven organophilen
Komplex, gegebenenfalls mit einem Bindemittel, einem Tensid und/oder einem inerten
Streichpigment, in wäßriger Suspension in oder auf die Oberfläche des Flächengebildes
bringt. Als inerte Streichpigmente können beispielsweise die üblichen Weißpigmente,
welche die Opazität verbessern, verwendet werden.
[0033] Wenn von einem Strich oder einer Oberflächenpräparation kein Beitrag zur Opazität
eines Papierblattes erwartet wird, sondern wenn nur die Druckopazität im Vordergrund
des Interesses steht und damit der Druckfarbenverbrauch und der Glanz des Druckes,
so kann man nach einer Variante dieses Verfahrens den organophilen Komplex in situ
in der Oberfläche des Flächengebildes erzeugen, indem man das anorganische Schichtsilikat
in Form einer wäßrigen kolloidalen Dispersion die gegebenfalls Bindemittel, Tenside
und/oder Streichpigmente enthält, in die Oberfläche einbringt und anschließend mit
der organischen Verbindung umsetzt. Dies ist z.B. in allen denjenigen Streichmaschinen
möglich, die je Seite zwei Streicheinrichtungen haben, was heute üblich ist. Besonders
geeignet sind auch Maschinen mit zwei Leimpressen. Dabei wird z.B. in der ersten
Leimpresse ein filmbildender hydratisierter hochquellfähiger Bentonit aufgegeben. Ein
eigener Binder ist nicht erforderlich. In der zweiten Leimpresse wird dann die verdünnte
Lösung einer quaternären Ammoniumverbindung aufgetragen.
[0034] Eine weitere Möglichkeit, die nur eine Leimpresse oder eine ähnliche Auftragseinrichtung
erfordert, besteht darin, daß man das anorganische Schichtsilikat in Form einer wäßrigen
kolloidalen Dispersion,die gegebenenfalls Bindemittel, Tenside und/oder Pigmente enthält,
in die Fasermasse einbringt und anschließend nur in der Oberfläche mit der organischen
Verbindung umsetzt, um den organophilen Komplex zu erhalten. In diesem Fall setzt
man vorzugsweise 3 bis 5 Gew.-% des hydratisierten anorganischen filmbildenden Schichtsilikat
bezogen auf den Gesamtstoff in der Papiermasse, zu.
[0035] Anstatt den organophilen Komplex in situ in der Oberfläche zu erzeugen, kann man
ihn auch durch Umsetzung des anorganischen Schichtsilikats mit der organischen Verbindung
in Gegenwart von Bindemitteln, Tensiden und/oder Streichpigmenten erzeugen und das
Umsetzungsprodukt als Streichmasse in oder auf die Oberfläche des Fasermaterials bringen.
[0036] Alle diese Verfahrensvarianten zur Herstellung von gestrichenen Papieren werden in
der Papierfabrik durchgeführt.
[0037] Eine weitere Verfahrensvariante ist dadurch gekennzeichnet, daB man den reaktiven
organophilen Komplex gegebenenfalls mit einem Bindemittel und/oder einem inerten Streichpigment,
z.B. einem die Opazität erhöhenden Pigment, in einem
Drganischen Lösungsmittel als Vorpräparation mittels einer Lösungsmittel-Streichmaschine
oder eine Druckmaschine in
Dder auf die Oberfläche des Flächengebildes bringt, worauf man nach einer Zwischentrocknung
die Druckfarbe(n), den Lack bzw. die Beschichtungsmasse aufbringt.
[0038] Das Aufbringen des erfindungsgemäßen reaktiven organophilen Komplexes aus der organischen
Lösung oder Dispersion kann grundsätzlich auf einen sogenannten Solvent-Coater bei
hohen Geschwindigkeiten und in den Breiten moderner Papiermaschinen (etwa 7 bis 8
Meter) erfolgen.
[0039] Der Vorteil solcher Lösungsmittelstreichmaschinen liegt unter anderem darin, daß
bezüglich des Strichauftrages sowie der Zumischung eventuell opazifierender Pigmente
jeder Freiheitsgrad besteht.
[0040] Da bei den Druckern im Rollentiefdruck in vielen Fällen im ersten Druckwerk keine
Farbe läuft, sondern das Papier nur "vorgestreckt"wird, da weiterhin in manchen Großdruckereien
pro Seite 4, 5 oder 6 Druckwerke vorgesehen sind, die nicht in allen Fällen zum Einsatz
kommen, z.B. bei Werbedrucksachen, kann das erfindungsgemäße Verfahren mit Vorteil
auch in der Druckerei durchgeführt werden.
[0041] Ein Druckwerk, z.B. ein einfaches Rastertiefdruckwerk, kann also bei der vorstehend
beschriebenen Verfahrensvariante dazu verwendet werden, um einen unsichtbaren Vordruck
des organophilen Komplexes herzustellen, der wie üblich zwischengetrocknet wird, bevor
der eigentliche Tiefdruck beginnt.
[0042] Die Kosten für die Tiefdruckerei liegen in bescheidenen Grenzen, wenn, wie üblich,
das Lösungsmittel zu 92 bis 96 % zurückgewonnen wird. Da erfindungsgemäß das organische
Dispergiermittel für den organophilen Komplex dasselbe ist wie für das Lösungsmittel
für die nachfolgenden Druckfarben, macht die gemeinsame Rückgewinnung keine Probleme.
Das Vorstreckwerk, also das hier zum Einsatz kommende erste Druckwerk, kann seine
Funktion als solches beibehalten, denn der Vordruck mit dem reaktiven organophilen
Komplex kann vollflächig und ohne Passerhaltung gedruckt werden.
[0043] Bei dieser Verfahrensvariante ist es auch möglich, den organophilen Komplex nur partiell
in die Oberfläche des Flächengebildes einzubringen. An diesen Stellen erscheint die
Druckfarbe glänzend, während sie an den anderen Stellen, die in der Oberfläche keinen
organophilen Komplex enthalten, wegschlägt und deshalb matt erscheint.
[0044] Im allgemeinen kann man als Dispergiermittel für den reaktiven organophilen Komplex
und die Druckfarbe(n) bzw. den Lack oder die Beschichtungsmasse gleiche oder gleichartige
organische Lösungsmittel verwenden.
[0045] Gegenstand der Erfindung ist ferner eine Masse zur Durchführung des vorstehend beschreibenen
Verfahrensvarianten, die auf die Oberfläche des Fasergebildes aufgebracht wird. Diese
Masse ist dadurch gekennzeichnet, daß sie in Form einer Dispersion eines reaktiven
organophilen Komplexes in einem wäßrigen oder organischen Medium vorliegt.
[0046] Vorzugsweise liegt der reaktive organophile Komplex in Form einer 1,5 bis 10%igen
Dispersion vor, insbesondere in einem organischen Lösungsmittel, wie Toluol oder Xylol.
In einem wäßrigen Medium liegt der reaktive organophile Komplex vorzugsweise in einer
2 bis 20%igen Dispersion vor.
[0047] Gegenstand der Erfindung sind ferner Flächengebilde aus Fasern, insbesondere Papier,
die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie in der Oberfläche und/oder in der Fasermasse
einen reagierenden organophilen Komplex enthalten, der nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren erhältlich ist.
[0048] Wenn sich der organophile Komplex in der Oberfläche der erfindungsgemäßen Flächengebilde
befindet, so liegt er vorzugsweise feinverteilt in einer Menge von 0,1 bis 3, vorzugsweise
von 0,2 bis 0,8 g/m
2 und Seite vor. Wenn er sich in der Fasermasse befindet, so liegt er vorzugsweise
in einer Menge von etwa 1,5 bis 12 Gew.-% vor. Die Erfindung kann außerdem z.B. zur
Herstellung von Zinkoxidpapieren angewendet werden. Bei diesen Papieren wird ein Toluollack,
der mit photohalbleitendem Zinkoxid und nichtleitenden Bindern gefüllt ist, auf die
Oberfläche eines leitfähigen Rohpapiers aufgestrichen. Die Leitfähigkeit des Rohpapiers
wird dadurch gewonnen, daß ein leitfähiges Polymer (conäuctiiepolymer) der Leimpressenpräparation
aus Stärkeäthern oder -estern oder aus Polyvinylalkohol zugesetzt wird. Der Toluollack
verhält sich analog wie eine Druckfarbe. Wegen der Sperrwirkung des reaktiven organophilen
Komplexes in der Fasermasse bzw. in der Oberfläche des Fasergebildes wird der mit
Zinkoxid gefüllte Toluollack daran gehindert, in die Fasermasse einzudringen. Bisher
war es nur durch großen Aufwand, teilweise doppelte Leimpressenbeschichtung, teilweise
Vorstreichen mit dem leitfähigen Polymer und dem kolloidalen Binder, möglich, einen
Holdout für Toluol, der lochfrei ist, zu erzielen. Durch Zusatz des reaktiven organophilen
Schichtsilikats in die Leimpressenpräparation und/oder in den Vorstrich ist es möglich,
für die nachfolgende Beschichtung eine punktfreie Toluoldichte zu erreichen.
[0049] An allen den Stellen, an denen das leitfähige Rohpapier eine Fehlstelle hat, d.h.
Toluol aufsaugt, tritt in der Oberfläche des Zinkoxidpapiers eine Fehlstelle in der
Bildwiedergabe ein. Durch die erfindungsgemäße Mitverwendung der reaktiven organophilen
Schichtsilikate können diese Fehlstellen ausgeschaltet werden.
[0050] Die vorliegende Erfindung kann auch angewendet werden, um das Eindringen von Lacken,
wie Nitrolack, Zaponlack, Kunststofflack, Spirituslack usw. in Fasergebilde zu verhindern.
Beispielsweise werden Etikettenpapiere nach dem Druck mit einem sogenannten Etikettenschutzlack
überlackiert, damit die Etiketten auf den Flaschen scheuerfest und nicht durch Aufnahme
von Feuchtigkeit unansehnlich werden.
[0051] Damit ein Etikettenpapier lackierfähig wird, muß es meist einseitig gestrichen sein.
Sogenannte Naturetikettenpapiere lassen sich nicht lackieren, da der Lack nicht auf
der Oberfläche bleibt, sondern in das Fasermaterial eindringt. Durchdie erfindungsgemäße
reaktive Sperrschicht aus dem organophilen Komplex wird ein Eindringen des Etikettenlacks
in das Fasermaterial vermieden.
[0052] Zusätzlich sei bemerkt, daß durch die Vorbeschichtung einer Papieroberfläche oder
eines anderen flächenförmigen Fasergebildes mit den spontan reagierenden organophilen
komplexen Materialienbedruckbar, insbesondere lackierbar und aus organischer Lösung
beschichtbar gemacht werden können, bei denen dies bisher praktisch nicht möglich
war. Hierzu gehören neben den Vliesstoffen die einfachen holzhaltigen und holzfreien
Naturpapiere, und zwar auch diejenigen, die nicht oder kaum gefüllt sind und die nicht
satiniert wurden.
[0053] Unter diesem Aspekt ist die Erfindung insbesondere für Karton wichtig, wo, ob gestrichen
oder nicht, jede Satinage und jede Glättung in einem Glättwerk zu einem unerwünschten
Volumenverlust und damit Steifigkeitsverlust führt.
[0054] Die Erfindung ist ferner für die Herstellung von Haftetiketten geeignet.
[0055] Haftklebebeschichtungen erfolgen in den meisten Fällen aus einer organischen Lösung
der Klebstoffe. Dabei spielt das Einschlagverhalten der Klebebeschichtungsmassen in
das Papier eine große Rolle. Sie sollen nämlich so wenig wie möglich in das Papier
hineinschlagen. Bisher hat man in solchen Fällen mit teuren Leimpressenpräparationen,
wie z.B. Casein oder Polyvinylalkohol, versucht, den Holdout zu verbessern. Auch hier
führt eine Beschichtung mit dem reaktiven organophilen Komplex nicht nur zu einer
Verminderung des Haftkleberauftrages, sondern ermöglicht auch den Einsatz bisher wenig
oder ungeeigneter Flächengebilde, wie Vliesstoffe oder Textilien. Diese Materialien
können erfindungsgemäß auch bedruckbar gemacht werden.
[0056] Wenn in den organophilen Komplexen quaternäre AmmonlumveLbindungen enthalten sind,
so beeinflussen diese die elektrischen Eigenschaften der erfindungsgemäßen Flächengebilde,
z.B. den Oberflächen- oder Durchgangswiderstand. Diese Werte spielen eine Rolle für
die Bedruckbarkeit. Durch die erfindungsgemäße Modifizierung werden die Oberflächen-
und Durchgangswiderstände reduziert und dadurch Störungen, die durch elektrostatische
Aufladungen bedingt sind, ausgeschaltet.
[0057] Die Erfindung ist durch die nachstehenden Beispiele in nicht einschränkender Weise
erläutert.
Beispiel 1
[0058] Ein halbgebleichter Nadelsulfatzellstoff wird in einem Pulper bei einer Stoffdichte
von 5 % und bei einem pH-Wert von 7 bis 7,8 zerfasert und anschließend in einem Mahlgerät
(Refiner) auf einen Mahlgrad von 26° SR (Schopper-Riegler) gebracht.
[0059] In einer Stoffmischzentrale wird dieser Zellstoff im Verhältnis 25 : 75 mit einem
splitterfreien Holzschliff von einem Mahlgrad von 78°SR gemischt. Eine getrennt hergestellte
Kaolin-Slurry von 40 % bei einem pH-Wert von 7 bis 7,8 wird dem Fasergemisch im Verhältnis
70 Teile Fasern zu 30 Teile Kaolin (alles lufttrocken gerechnet) zugemischt. Diesem
Gesamtstoff wird eine Slurry von 3,5 % Feststoff eines vorgequollenen Natriumbentonits
mit einem Ionentauschvermögen von 90 mVal/100g zugemischt, bis, bezogen auf Fasern
und Füllstoff, 4 Gew.-% des Bentonits eingetragen sind. Das Ganze wird etwa 10 min.
gut gemischt. Darauf wird eine 4%ige wäßrige Lösung von Dimethyl-Benzyl-Alkyl-(C12-C22)-Ammoniumchlorid
in einer für den vollständigen Ionenaustausch äquimolaren Menge zugemischt.
[0060] Nach einer Mischzeit von 15 min. wird aus diesem Stoff nach Verdünnung auf 0,6 %
auf einer Papiermaschine Papier mit einem Flächengewicht von 40 g/m
2 erzeugt und bei der Trocknung auf eine Restfeuchte von 8,5 Gew.-% herausgefahren.
Danach wird das Papier auf einem Superkalander satiniert. Es hat eine Bekk-Glätte
von 900 sec. bei einer Dichte von 1,10 g/cm
3. Es enthält etwa 5 Gew.-%, bezogen auf den Gesamtstoffeintrag, reaktiven organophilen
Bentonit. Es hat einen Toluol-Holdout (gemessen nach der Auftropfmethode, mit 0,05
ml Toluol, das mit Ceresrot angefärbt ist) von 65 sec., verglichen mit 36 sec. bei
einem ansonsten gleichen Papier ohne den organophilen Bentonit. Der organophile Bentonit
haftet gut an den Fasern und Füllstoffen. Die geringe Menge von NaCl stört im Abwasser
nicht.
Beispiel 2
[0061] Ein handelsüblicher, mit quaternären Ammoniumionen belegter organophiler Bentonit
(Tixogel VZ(
R) der
Fa. Süd-Chemie AG) wird in einem Schnellmischer mit hohen Scherkräften als Dispersion
mit einem Feststoffgehalt von 20 Gew.-% in Gegenwart eines nichtionogenen Tensids
von Nonylphenolethoxylattyp 15 min. geschert. Diese Dispersion wird den wie nach Beispiel
1 hergestellten Fasern zugemischt und dann die Kaolinslurry dazugegeben, und zwar
in einer Menge, daß, bezogen auf den Gesamtstoff, 6 Gew.-% des reaktiven organophilen
Tons im Gesamtstoff sind. Das auf konventionelle Weise nach Verdünnung, Einstellen
des pH-Wertes auf 5,8 hergestellte Blatt von 60 g/m
2 hat einen Gehalt von 5,5 bis 6 Gew.-% des organophilen Tons. Nach der Satinage mit
geheizten Stahlwalzen bei 90°C hat es eine Glätte von 1300 Bekk.-sec. und einen Toluol-Holdout
von 50 sec.
Beispiel 3
[0062] Ein holzhaltiges Streichrohpapier mit 55 Gew.-% Anteil an halbgebleichtem Nadelsulfatzellstoff
und 45 Gew.-% Anteil an
Holzschliff und einem Flächengewicht von 38 g/m
2 wird mit einer Streichmasse folgender Zusammensetzung gestrichen:
96 Teile Streichkaolin
4 Teile feindispergierter reaktiver organophiler Bentonit in Form einer 20 gew.-%igen
wäßrigen Dispersion nach Beispiel 2
[0063] Diese Bestandteile werden in einem Caddy-Mischer intensiv gemischt. Anschließend
werden 4,5 Teile einer Kunststoffdispersion aus einem Copolymer von Styrol und Acrylsäure
als Tiefdruckbinder sowie zusätzlich 1,5 Teile eines vollverseiften mittelviskosen
Polyvinylalkohols zugegeben. Der pH-Wert wird auf 8,5 eingestellt. Der Feststoffgehalt
der Streichmasse wird auf 50 Gew.-% eingestellt.
[0064] Nach dem Strich von je 7 g/m
2 und Seite wird ein gestrichenes Tiefdruckpapier erzeugt, das nach Satinage eine Bekk-Glätte
von 1500 bis 1600 sec. und einen Toluol-Holdout von 65 sec. hat. Ein vergleichbares
gestrichenes Tiefdruckpapier hat einen Toluol-Holdout von 40 sec.
Beispiel 4
[0065] Gemäß Beispiel 1 wird ein holzhaltiges, kaolingefülltes satiniertes Naturtiefdruckpapier
ohne Bentonit oder quaternäre Ammoniumverbindung in der Masse hergestellt. In einer
Streichmaschine mit zwei Streichköpfen je Seite und jeweiliger Zwischentrocknung wird
im ersten und im dritten Streichwerk eine 5 %ige Slurry eines handelsüblichen Bentonits,
dessen austauschfähige Kationen zu 40 % aus Na- und zu 60 % aus Ca-Kationen bestehen,
aufgetragen. Der Auftrag beträgt etwa 1,5 g/m
2 und Seite.
[0066] In den Streichwerken 2 und 4 wird nach Zwischentrocknung eine 4%ige Lösung der quaternären
Ammoniumverbindung von Beispiel 1 in der dort angegebenen Relation aufgetragen. Diese
Lösung reagiert durch Ionenaustausch in der Oberfläche mit dem vorgelegten Bentonit
unter Bildung des reaktiven organophilen Komplexes. Da sowohl der hydratisierte Bentonit
filmbildend ist und auch der reaktive organophile Komplex einen wenn auch schwach
haftenden Film bildet, ist die Mitverwendung kolloidaler und/oder disperser Binder
nicht erforderlich.
Beispiel 5
[0067] Ein holzhaltiges hochgefülltes Papier, das gemäß der EU-PS 0 017 793 mit einem filmbildenden
kolloidalen Bentonit, dessen Natrium-Magnesium-Atomverhältnis 60:40 betrug, gefertigt
wurde und, bezogen auf das Papier 2,5 Gew.-% des filmbildenden Bentonits enthält,
wird am Ende der Trockenpartie einer Papiermaschine mittels einer konventionellen
Leimpresse mit der verdünnten 3%igen wäßrigen Lösung der quaternären Ammoniumverbindung
von Beispiel 1 behandelt. Da auf jeden Fall Fasern und Füllstoffe dieses Papiers einen
wenn auch dünnen Überzug von filmbildendem Bentonit tragen, tritt dieser mit der quaternären
Ammoniumverbindung in Ionenaustausch und führt dazu, daß besonders in der Oberfläche
nach erneutem Trocknen der erfindungsgemäße reaktive organophile Komplex vorliegt.
Das dabei entstehende Natrium- und Magnesiumchlorid stört nicht.
Beispiel 6
[0068] In vielen Fabriken, die sich mit dem Veredeln von Papier beschäftigen, stehen sogenannte
Solvent-Coater. Es sind dies Streichmaschinen, die als Lösungs- oder Dispergiermittel
statt Wasser verschiedene organische Lösungsmittel verwenden und diese meist aus der
Abluft wiedergewinnen.
[0069] Ein holzhaltiges Naturtiefdruckpapier mit einem Flächengewicht von 40 g/m
2 hat einen Füllstoffgehalt von 18 Gew.-%. Seine Opazität und seine Druckopazität sind
unbefriedigend.
[0070] Ein handelsüblicher, mit quaternären Ammoniumionen belegter Bentonit (Tixogel VP
(
R) der Fa. Süd-Chemie AG) wird in Form einer Dispersion mit einem Feststoffgehalt von
3,5 Gew.-% in einem Lösungsmittelgemisch aus 99 Gew.-Teilen Toluol und 1 Gewichtsteil
Ethanol 10 min. in einem stark scherenden Schnellmischer dispergiert. Diese Dispersion
wird mittels eines Reverse-Roll-Coaters beidseitig auf das Papier aufgetragen, so
daß je Seite 0,5 g/m
2 Auftrag (lufttrocken gerechnet) resultieren.
[0071] Während das nicht gestrichene Papier einen Toluol-Holdout von 5 sec. hat, hat das
so vorbehandelte Papier einen Toluol-Holdout von 60 sec. Der Druck mit einer schwarzen
Tiefdruckfarbe zeigt fast kein Durchscheinen auf der Rückseite und einen erhöhten
Druckglanz.
Beispiel 7
[0072] In einer Tiefdruckmaschine bestehen pro Seite vier Druckwerke. Es soll aber nur ein
Dreifarbentiefdruck gedruckt werden. Üblicherweise läßt man das erste Druckwerk ohne
Farbe mitlaufen, um die Papierbahn vorzustrechen.
[0073] In diesem ersten Druckwerk wird mittels einer Rasterwalze mit einem 70er Raster und
einer Gravurtiefe von 65 µm eine farblose Vordruckfarbe vollflächig und ohne Rücksicht
auf Passerhaltigkeit mit einer 3 Gew.-%igen kolloidalen Dispersion in Toluol, hergestellt
analog Beispiel 6, vorgedruckt. Dieser Vordruck bringt nach der üblichen Trocknung
einen Auftrag von 0,3 g/m
2 auf das zu bedruckende Papier auf. Während bei einem wenig gefüllten holzhaltigen
Naturpapier die Wegschlagzeit für angefärbte Toluollösung etwa 6 sec. beträgt, ergibt
sie auf dem "vorgedruckten" Papier bei einer Beschichtung von 0,3 g/m
2 einen Wert von 70 sec. Eine weitere Erhöhung des Auftrages des reaktiven organophilen
Komplexes aus der Toluollösung, z.B. 0,6 g/m
2 ergibt keinen höheren Wert und auch keinen schärferen Stand des angefärbten Toluoltropfens,
da bei einem Auftrag von nur 0,3 g/m
2 bereits eine volle Versiegelung des Druckpapieres gegen Toluol eingetreten ist.
Beispiel 8
[0074] Da die Verbesserung des Holdouts für lösungsmittelhaltige Druckfarben mit einer Erhöhung
des Glanzes der Druckfarbe auf ihrem maximalen Wert verbunden ist, ergibt sich die
Möglichkeit, im ersten Druckwerk partiell bedruckte Flächen mit der 3 gew.-%igen kolloidalen
Dispersion in Toluol gemäß Beispiel 7 zu erhalten. Alle nachfolgenden Drucke, die
auf nicht vorbehandelte Flächenteile treffen, schlagen weg und ergeben einen matten
Druck.
[0075] Alle Tiefdruckfarben, die auf die vorbehandelten Flächenteile treffen, bleiben auf
der Druckoberfläche stehen und entwickeln ihren maximal möglichen Druckglanz. Man
kann so z.B. in einer Werbedrucksache den anzupreisenden Artikel hochglänzend auf
einem matten Fond herausstellen.
[0076] Betont sei nochmals zu den Beispielen 7 und 8, daß beim Vordrucken einer kolloidalen
Dispersion des reaktiven organophilen Komplexes ein Bindemittel deswegen nicht notwendig
ist, weil die Filmbildungsfähigkeit dieser Produkte groß genug ist, um eine ausreichende
Haftung zu gewährleisten.
[0077] In all den Fällen, in denen eine oder mehrere weitere Druckfarben ebenfalls mit Toluol
auf den Vordruck gedruckt werden,muß man annehmen, daß dieser Vordruck integraler
Bestandteil des gesamten Druckes wird.
Beispiel 9
[0078] Ein holzfreies Etikettenpapier wird aus 60 Gewichtsteilen hochgebleichtem Nadelsulfatzellstoff
mit einem Mahlgrad von 30°SR und 40 Gewichtsteilen gebleichtem Birkensulfatzellstoff
mit einem Mahlgrad von 45°SR hergestellt. Zur Verbesserung der Opazität werden 10
Gewichtsteile Kaolin, 5 Gewichtsteile Ti0
2 und 5 Gewichtsteile Aluminiumhydroxid zugegeben. Das Papier wird mit 2,5 Gewichtsteilen
Harzleim unter Zusatz eines Melamin-Formaldehydharzes zur Verbesserung der Naßfestigkeit
bei einem pH-Wert von 4,6 als einseitig glattes Papier herausgefahren und am Ende
der Trockenpartie auf 136°C erhitzt, um die Vernetzung des Melamin-Formaldehydharzes
sicherzustellen. Dieses Etikettenpapier soll nach dem Druck mit einem Scheuerschutzlack
überzogen werden.
[0079] Der Etikettendruck wird im Tiefdruck durchgeführt, wobei im ersten Tiefdurckwerk
eine Dispersion des reaktiven organophilen Komplexes gemäß Beispiel 6 in Toluol vorgedruckt
wird. Nach dem graphischen Druck wird der Etikettenschutzlack als Nitrolack aufgebracht.
Er dringt in das erfindungsgemäß behandelte Naturdruckpapier nicht ein, obwohl dieses
nicht gestrichen ist.
[0080] Es empfiehlt sich, in allen Fällen der Beispiele 7, 8 und 9 dasselbe organische Lösungsmittel
zu verwenden, gegebenenfalls auch mit Beimischungen von Hochsiedern, damit das aus
einer Lösungsmittelrückgewinnungsanlage erhaltene Kondensat gleichmäßig wiederverwendet
werden kann.
Beispiel 10
[0081] Ein nicht gestrichener Chromoersatz-Karton mit einem Flächengewicht von 300 g/m
2 wurde mit einer Dispersion gemäß Beispiel 6 im Tiefdruck bedruckt, wobei der getrocknete
Auftrag nur 0,2 g/m
2 betrug. Auf dem so vorbehandelten Karton bleibt ein Nitrolack, der sonst weggeschlagen
würde, glänzend stehen.
Beispiel 11
[0082] Ein Vliesstoff aus 80 % Polyesterfaser und 20 % gebleichtem Nadelsulfatzellstoff
als Dispergierfaser wird mit einer Kunststoffdispersion von Polyacrylsäureester imprägniert,
nachdem er auf einer Steilsiebmaschine in wäßriger Suspension hergestellt worden war.
[0083] Dieser Vliesstoff soll für einen textilen Siebdruck vorbereitet werden. Die Siebdruckfarben
sind ähnlich wie die Tiefdruckfarben niedrigviskos und enthalten als Lösungsmittel
Toluol.
[0084] In einer konventionellen Streichmasse für organische Lösungsmittel wird eine 3,5gew.-%ige
Suspension des organophilen Komplexes nach Beispiel 6, die mit weiteren 5 Gew.-% eines
feinen Calciumcarbonats verschnitten ist und einen Polyvinylacetat-Zusatz von 2 Gew.-%
enthält, aufgestrichen. Dabei empfiehlt es sich, das Rakelstreichverfahren zu wählen,
damit die großen Poren des Vliesstoffes sich schließen.
[0085] Während eine toluolhaltige Siebdruckfarbe bei einem unbehandelten Vliesstoff einen
Toluol-Holdout von 10 bis 15 sec. hat, wird der Holdout durch den Strich auf etwa
40 sec. verbessert. Der erzielbare Druckglanz wird erhöht und der Verbrauch an Siebdruckfarbe
wird vermindert.
Beispiel 12
[0086] Einer Suspension von gebleichtem Nadelsulfat-Zellstoff von 4,5 Gew.-% Stoffdichte
und einem Mahlgrad von 23°SR wird eine ausgequollene Na-Mg-Bentonit-Slurry mit 5 Gew.-%
Feststoff zugemischt bis, auf den Zellstoff bezogen, ein 10 gew.-%iger Anteil erreicht
ist.
[0087] Dann wird ein gebleichter Birkensulfatzellstoff von ebenfalls 4,5 Gew.-% Stoffdichte
mit einem Mahlgrad von 40°S
R dazugemischt, und zwar im Verhältnis 1:2 Nadelzellstoff zu Birkenzellstoff. Der Gehalt
an Na-Mg-Bentonit beträgt nunmehr, auf Gesamtfasern berechnet, 3,3 Gew.-%.
[0088] In einem getrennten Lösegefäß wird eine 3 gew.-%ige Lösung der quaternären Ammoniumverbindung
gemäß Beispiel 1 hergestellt.
[0089] Diese Lösung wird in einer Menge, die zum Austausch von 30 % der austauschfähigen
Kationen ausreicht, unter intensiver Vermischung der Faser-Bentonit-Mischung zugerührt.
Das so nach Standardmethoden erzeugte holzfreie Papier hat bei 80 g/m
2 eine Bekk-Glätte von 1100 sec., eine Dichte von 1,35 g/cm
2 und einen Toluol-Holdout nach der Tropfenmethode (mit Ceresrot gefärbtes Toluol)
von 15 sec. gegenüber 3 sec. bei nichtbehandeltem Papier.
1. Verfahren zur Verbesserung des Holdouts von Druckfarben, Lacken und Beschichtungsmassen,
enthaltend organische Lösungsmittel, auf Flächengebilden aus Fasern, insbesondere
auf Papier, sowie zur Verbesserung des De-Inkings der Fasern, durch Einbringen von
wasserunlöslichen Substanzen in die Fasermasse oder in die Oberfläche des Fasergebildes,
dadurch gekennzeichnet, daß man einen organophilen Komplex aus
(a) einem wasserunlöslichen hydratisierten kationenaustauschfähigen filmbildenden
smektitischen Schichtsilikat mit einer Ionenaustauschfähigkeit von wenigstens 50 mVal/100
g und
(b) einem daran gebundenen, aus einer Oniumverbindung abgeleiteten organischen Rest
in die Fasermasse oder in die Oberfläche des Fasergebildes einbringt, wobei der organophile
Komplex durch Reaktion mit dem organischen Lösungsmittel eine Sperrschicht bildet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man ein anionisches Schichtsilikat
mit einer Ionenaustauschfähigkeit von 50 bis 130 mVal/100g verwendet und zur Erzeugung
des organophilen Komplexes mindestens 20 % der austauschfähigen Kationen durch organische
Reste . austauscht.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man zur Herstellung
des organophilen Komplexes Montmorillonit, Hectorit, Saponit, Sauconit, Beidellit
und/oder Montronit verwendet.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man das
anorganische Schichtsilikat mit einer organischen Ammoniumverbindung, vorzugsweise
einer quaternären Ammoniumverbindung, umsetzt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4 , dadurch gekennzeichnet, daß man ein
organisches Lösungsmittel aus der Gruppe der Lacklösungsmittel bzw. aus der Gruppe
der Lösungsmittel für Druckfarben verwendet.
6 . Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man den reaktiven organophilen Komplex vor der Erzeugung
des Flächengebildes in wäßriger Dispersion in die suspendierte Fasermasse einbringt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man den
reaktiven organophilen Komplex vor der Erzeugung des Flächengebildes in situ in der
Fasermasse durch Umsetzung des anorganischen Schichtsilikats mit der organischen Verbindung
erzeugt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man den reaktiven
organophilen Komplex, gegebenen falls mit einem Bindemittel, einem Tensid und/oder
einem inerten Streichpigment, in wäßriger Suspension in oder auf die Oberfläche des
Flächengebildes bringt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man den
reaktiven organophilen Komplex in situ in der Oberfläche des Flächengebildes erzeugt,
indem man das anorganische Schichtsilikat in Form einer wäßrigen kolloidalen Dispersion,
die gegebenenfalls Bindemittel, Tenside und/oder Streichpigmente enthält,in oder auf
die Oberfläche bringt und anschließend mit der organischen Verbindung umsetzt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man den
organophilen Komplex in situ in der Oberfläche des Flächengebildes erzeugt, indem
man das anorganische Schichtsilikat in Form einer wäßrigen kolloidalen Dispersion,
die gegebenenfalls Bindemittel, Tenside und/oder Pigmente enthält, in die Fasermasse
einbringt und anschließend in der Oberfläche mit der organischen Verbindung umsetzt.
11- Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man den reaktiven organophilen Komplex durch Umsetzung
des anorganischen Schichtsilikats mit der organi sehen Verbindung in Gegenwart von
Bindemitteln, Tensiden und/oder Streichpigmenten erzeugt und das Umsetzungsprodukt
als Streichmasse in oder auf die Oberfläche des Fasermaterials bringt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man den
reaktiven organophilen Komplex gegebenenfalls mit einem Bindemittel und/oder einem
inerten Streichpigment, in einem organischen Lösungsmittel als Vorpräparation mittels
einer Lösungsmittel-Streichmaschine oder einer Druckmaschine in oder auf die Oberfläche
des Flächengebildes bringt, worauf man nach einer Zwischentrocknung die Druckfarbe(n),
den Lack bzw. die Beschichtungsmasse aufbringt.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß man als Dispergiermittel
für den reaktiven organophilen Komplex und die Druckfarbe(n) bzw. den Lack oder die
Beschichtungsmasse gleiche oder gleichartige organische Lösungsmittel verwendet.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, daß man den reaktiven organophilen Komplex nur partiell
auf oder in die Oberfläche des Flächenaebildes bringt.
15. Masse zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6, 3 und
11 bis 14, in Form einer Dispersion eines reaktiven organophilen Komplexes in einem
wäßrigen oder organischen Medium.
15. Masse nach Anspruch 15,dadurch gekennzeichnet, daß der reaktive organophile Komplex
in Form einer 1,5 bis 10%igen Dispersion vorliegt.
17. Flächengebilde aus Fasern, insbesondere Papier, dadurch gekennzeichnet, daß es
in der Oberfläche und/oder in der Fasermasse einen nach einem der Ansprüche 1 bis
14 erhältlichen reaktiven organophilen Komplex enthält.
18. Flächengebilde nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß der reaktive organophile
Komplex in der Oberfläche in einer Menge von 0,1 bis 3 g/m2, vorzugsweise 0,2 bis 0,8 g/m2 und Seite vorliegt.
19. Flächengebilde nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß der reaktive organophile
Komplex in der Fasermasse in einer Menge von 1,5 bis 12 Gew.-% vorliegt.
20. Anwendung der Masse nach Anspruch 15 oder 16 zum De-Inking von mit Druckfarben,
Lacken und/oder Beschichtungsmassen behandelten Flächengebilden aus Fasern.