[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufbereitung von Kaolinit durch Flotation,
insbesondere ein Verfahren, durch das Kaolin und Feldspat im Feinstkornbereich getrennt
und beide Mineralien in Reinform in hohen Ausbeuten erhalten werden können.
[0002] Kaolinit ist ein natürlich vorkommendes Industriemineral, für dessen vielfältige
und unterschiedliche Anwendungen als Füllstoff in der Papier- und Keramikindustrie,
in der Kunststoffindustrie, bei der Herstellung von Farben, Lacken, Gummi und Kabeln
ein großer und steigender Bedarf besteht. Kaolinit entsteht durch exogene (Witterung,
Grundwasser) und endogene (hydrothermale heiße Lösungen, Tiefendämpfe) Einflüsse bei
überwiegend sauren pH-Werten aus Feldspat (Ullmanns Enzyklopädie der technischen Chemie,
Band 13, Seite 509 (1977)). Hohe Qualitätsansprüche an das Kaolinit-Produkt in Bezug
auf die Reinheit sind umso schwieriger zu erfüllen, je höher in bestehenden und neu
er-:
schlossenen Kaolinit-Lagerstätten die Anteile von noch nicht kaolinisiertem Feldspat
und Quarz sind. Kaolinit
muß selektiv von diesen Begleitgesteinen abgetrennt werden.
[0003] Die Aufbereitung des Rohkaolins, der neben dem Hauptmineral Kaolinit meist auch noch
Feldspat, Quarz sowie verschiedene Eisen- und Titanminerale enthält, erfolgt meist
durch nasse Verfahren, in denen die kaolinithaltige Roherde in Wasser aufgeschlämmt
wird. Dem folgenden Trennprozeß liegt eine Trennung der verschiedenen Mineralanteile
nach der Korngröße und dem spezifischen Gewicht zugrunde. Da die den Kaolinit begleitenden
Mineralien Quarz und Feldspat im allgemeinen gröber sind ("antiparallele Kornverteilung"),
gelingt es so, den gröberen Quarz und Feldspat bis zu Korngrößen von 20 µm von Kaolinit
befriedigend abzutrennen (vgl. M. Clement und H. M. Tröndle; Erzmetall 22, H. 3, 131
(1969)).
[0004] Unter dem Aspekt, daß auch Feldspat ein in der keramischen Industrie begehrtes Rohmaterial
ist, wird bei der Trennung von Kaolinit und Feldspat aus Rohkaolin angestrebt, neben
möglichst reinem Kaolinit zugleich ein Feldspatprodukt zu erhalten, das hohen Ansprüchen
für eine industrielle Verwertung in der Glas- und Keramikindustrie genügt. Bekanntermaßen
werden dazu mechanische Trennverfahren in wässriger Trübe angewendet. Die Effektivität
derartiger Trennverfahren erreicht jedoch dann eine Grenze, wenn die Korngrößen von
Kaolinit und Feldspat im Feinstkornbereich sehr nahe beieinander liegen, da das spezifische
Gewicht der beiden Minerale (ca. 2,58 g / cm
3) praktisch gleich ist. In einem solchen Fall ist der Anspruch auf hohe Reinheit beider
Endprodukte, Kaolinit und Feldspat, mit einem Verlust in den unauftrennbaren Kornklassen
(Feinstkornbereich) verbunden, der wirtschaftlich deutlich ins Gewicht fällt. Die
Trennung von Kaolinit und Feldspat in wässriger Trübe wird im einzelnen erläutert
in B. M. Coope, Industrial Minerals, 1979, 33 bis 49 und H. H. Murray, Int. J. of
Mineral Processing 7, 263 (1980).
[0005] Flotationsverfahren werden in der Praxis der Mineralienreinigung verwendet, um Schwermetalloxide,
z.B. Oxide des Eisens und Titans, aus Kaolinit zu entfernen und damit den Weißgrad
des Produkts zu verbessern. Auch sind getrennte Verfahren zur Abtrennung von Kaolinit
von Quarz einerseits und Feldspat von Quarz andererseits durch Flotation der Mineralien
in Gegenwart eines Amins'als Sammler aus H. M. Tröndle, M. Clement und B. Becher,
Interceram 19, 185 und 268 (1970) entsprechend Chemical Abstracts 74, 102589 u (1972)
bekannt. Als Sammler in sauren Trüben wurden Hydrochloride und Hydroacetate von langkettigen
aliphatischen Aminen verwendet.
[0006] Flotationsversuche mit Kaolin-Quarz- bzw. Feldspat-Quarz-Mischungen werden ebenfalls
in H. M. Tröndle, M. Clement und B. Brehler, Keramische Zeitschrift 21, 423 und 489
(1969), entsprechend Chemical Abstracts 72, 102251 m (1970) beschrieben. Fluorwasserstoff-
und chlorwasserstoffsaure wässrige Trüben wurden mit langkettigen aliphatischen Aminen
als Sammlern zur
Tren- nung der jeweiligen Kaolinit- bzw. Feldspat-Mineralien von Quarz.eingesetzt.
Im Verfahren der Trennung des
Kaolinits von Quarz wurde zudem gefunden, daß eine starke Abnahme des Kaolinitausbringens
bei alkalischen pH-Werten der wässrigen Trübe darauf zurückzuführen ist, daß die undissoziierten
Aminmoleküle, die gemäß der nachfolgenden Gleichung (1) entstehen, nicht mehr an der
negativ geladenen Kaolinoberfläche adsorbieren und damit die Austragung des Kaolinit-Anteils
der Trübe mit Hilfe des Ammoniumsalzes verhindern.

[0007] Für die Aufbereitung von kaolinit- und feldspathaltigen wässrigen Trüben ist insbesondere
des Bereich der Feinstkörnung beider mineralischen Partikel interessant; eine Trennung
der beiden Mineralien in diesem Kornbereich im industriellen Maßstab ist bisher nicht
möglich. Dieser Bereich spielt jedoch insofern in der Praxis eine hervorragende Rolle
als bei der Auswaschung der Kaolinit und Feldspat enthaltenden Lagerstätten Mineraliengemische
mit einer Kornverteilung von 90 % kleiner als 30 µm für Kaolinit und 10 % kleiner
als 30 um für Feldspat anfallen. Für die Verwendung in der Keramik geeignete Kaoline
weisen sogar einen Feinstkornanteil (kleiner als 2 µm) von 50 % und mehr auf. Im Bereich
dieser Korngrößen bereitet die selektive Flotation in wässriger Trübe große Probleme.
Die unmittelbare Flotation zur Trennung von Kaolinit und Feldspat in diesem Kornbereich
wurde bisher nicht beschrieben.
[0008] Es ist bekannt, daß mehrwertige Kationen an den Oberflächen der Mineralpartikel,
die in der wässrigen Trübe aufgeschlämmt sind, adsorbiert werden und die Flotierbarkeit
dieser Mineralpartikel in weiten Grenzen beeinflussen können (B. Dobias, 6. Internationaler
Kongreß für grenzflächenaktive Stoffe, Zürich 1972, Seite 563 (1973)). Außerdem sind
mehrwertige Kationen in der Lage, mit dem Sammlertensid unter Bildung von Komplexverbindungen
oder schwer löslichen Niederschlägen zu reagieren und auf diese Weise das Tensid dem
erwünschten Adsorptionsvorgang an der Oberfläche der Mineralpartikel zu entziehen.
Damit sinkt erfahrungsgemäß die Flotationsausbeute, wenn nicht erhöhte Mengen des
Sammlertensids eingesetzt werden.
[0009] Ein und dasselbe mehrwertige Kation kann - je nach der Zusammensetzung des durch
Flotation aufzubereitenden Systems - für den gewählten Sammler (Tensid) sowohl aktivierende
wie deaktivierende Wirkung bei der Flotation von Mineralpartikeln zeigen. Wann welche
der beiden Eigenschaften dominiert, ist nur empirisch zu ermitteln. In der Regel wirken
sich diese Effekte, deren Wirkungsmechanismen im Detail nicht vollständig bekannt
sind, im Flotationsprozeß selbst eher störend als förderlich aus. Die unerwünschte
Wirkung mehrwertiger Kationen im Flotationsvorgang zu unterbinden, ist daher ein spezielles
Problem in der Aufbereitung der jeweiligen Mineralien.
[0010] Die aktivierende bzw. deaktivierende ("drückende") Wirkung mehrwertiger Metallkationen
auf silikatische Mineralien ist zum Teil aus der Literatur bekannt. So wird in Chemical
Abstracts 68, 116 041a (1968) berichtet, daß Aluminium-, Eisen- und Calciumionen einen
aktivierenden Effekt bei der Flotation von Quarz, Feldspat und Sillimanit haben. Wird
dabei die Konzen-
tration an Eisen(III)- und Aluminium(III)-Salzen auf Werte oberhalb von 300 mg pro
Liter erhöht, tritt in sauren und alkalischen pH-Wert Bereichen ein deutlicher Rückgang
der aktivierenden Wirkung bei der Silikatflotation ein.
[0011] Die Verwendung kationischer Sammler in sauren Medien bei der Flotationstrennung von
Quarz-Feldspat-Sanden in Gegenwart von Kupfer(II)-, Calcium-, Eisen(III)-und Aluminium(III)-Ionen
wird in Chemical Abstracts 71, 5014h (1969) beschrieben. In stark schwefelsauren oder
salzsauren Medien wirken die genannten Kationen aktivierend auf Feldspat und drückend
auf Quarz.
[0012] In Chemical Abstracts 79, 147 840p (1973) wird die Feldspattrennung von begleitenden
Materialien durch Flotation in Gegenwart von aliphatischen Aminen oder Petroleum-Sulfonaten
in stark schwefelsauren Lösungen beschrieben. Den wässrigen Trüben werden Si0
2, Al203 und Fe
20
3 als Aktivatoren zugesetzt, wobei mit steigenden Konzentrationen an Sammlern die Ausbringung
an Feldspat aus den Trüben ansteigt.
[0013] In Neue Bergbautechnik 9, 349 (1979), entsprechend Chemical Abstracts 92, 150 570
(1980) wird beschrieben, daß Aluminiumtrichlorid bei der wässrigen Flotation von Feldspat-Quarz-Mischungen
in Gegenwart langkettiger aliphatischer Amine eine aktivierende Wirkung auf Feldspat
und eine drückende Wirkung auf Quarzanteile in der Trübe ausübt. Das Problem der Trennung
von Kaolinit und Feldspat in wässrigen Trüben wird jedoch in keiner der genannten
Literaturstellen angesprochen.
[0014] Es wurde nun gefunden, daß es zur Trennung von Kaolinit und Feldspat durch Flotation
keineswegs notwendig ist, die wässrige Trübe mit Hilfe von Halogenwasserstoffsäuren
oder Schwefelsäure auf stark saure pH-Werte einzustellen. Eine selektive Trennung
von Kaolinit und Feldspat gelingt vielmehr auch bei natürlichem pH-Wert, der sich
bei Aufschlämmung der Mineralien in Wasser auf einen Wert von 5 bis 8 einstellt. Es
wurde außerdem gefunden, daß im natürlichen pH-Wert-Bereich der Zusatz dreiwertiger
Metallionen, beispielsweise Al
3+ oder Fe
3+, in Form entsprechender Salze, die Selektivität bei der Flotationstrennung von Kaolinit
und Feldspat im Feinstkornbereich deutlich verbessert. Es wurde weiterhin gefunden,
daß bei Einstellung der wässrigen Trübe auf natürliche pH-Werte und Verwendung dreiwertiger
Metallionen die Flotation mit anionischen Tensiden als Sammlern gegenüber der kationischen
Flotation vorteilhaft ist.
[0015] Die Erfindung betrifft daher ein Verfahren zur selektiven Trennung von Kaolinit und
Feldspat durch Flotation in wässriger Trübe, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man
die Flotation bei einem pH-Wert der Trübe, der sich natürlicherweise bei Aufschlämmen
der Mineralienmischung in Wasser einstellt, unter Verwendung von wasserlöslichen Salzen
mit dreiwertigen Metallionen als Aktivatoren und Depressoren und in Gegenwart kationischer
oder anionischer Tenside als Sammlern sowie gegebenenfalls unter Zusatz sonstiger,
in der Flotation üblicher Hilfsstoffe durchführt.
[0016] Der pH-Wert, bei dem das Verfahren erfindungsgemäß durchgeführt wird, liegt im allgemeinen
im Bereich zwischen 5 und 8. Dieser pH-Wert ergibt sich dann, wenn die in fester Form
abgebauten Mineralienmischungen in Leitungswasser oder vollentsalztem Wasser aufgeschlämmt
werden oder die Mineralienmischung unter hohem Druck mit Wasserstrahlung aus dem Felsgestein
ausgewaschen und zutage gefördert wird. Der Zusatz großer Mengen aktivierender Säuren,
beispielsweise Halogenwasserstoffsäure oder Schwefelsäure, zur Einstellung eines stark
sauren pH-Wertes, wie er aus dem Stand der Technik bei derartigen Flotationsverfahren
zwingend einzustellen war, ist für das Erreichen einer effektiven und selektiven Trennung
von Kaolinit und Feldspat gemäß der Erfindung nicht mehr erforderlich.
[0017] Erfindungsgemäß werden den wässrigen Trüben außerdem als Aktivatoren bzw. Depressoren
Salze dreiwertiger Metallionen zugesetzt. Dabei werden Salze oder Polysalze des Aluminiums
und Eisen(III)-Salze verwendet. In der Praxis werden mit Vorteil die schwefelsauren
Salze dreiwertiger Metalle eingesetzt. Die Konzentration der Salze liegt dabei im
Bereich von 50 bis 2000 g/t, bevorzugt bei 100 bis 1000 g/t, bezogen auf das wasserfreie
Metallsalz.
[0018] Besonders bevorzugt werden gemäß der vorliegenden Erfindung Aluminiumsalze, beispielsweise
Aluminiumsulfat, verwendet. Es wurde nämlich gefunden, daß das Al(III)-Ion in wässrigen
Trüben bei pH-Werten im
Be- reich von 5 bis 8 aktivierend auf Kaolinit und desaktivierend, d.h. drückend, auf
Feldspat einwirkt. Durch die Zugabe von Aluminiumsalzen zur wässrigen Trübe werden
bei der Flotation Konzentrate mit höherer Kaolinitkonzentration erhalten. Gleichzeitig
wird die Ausbringung an Kaolinit gesteigert, so daß als Flotationsrest auch Feldspat
in einer höheren Reinheit anfällt.
[0019] Als Sammler können in dem erfindungsgemäßen Verfahren kationische oder anionische
Tenside verwendet werden. Als kationische Tenside werden dazu Verbindungen aus der
Gruppe Monoalkyltrimethylammoniumverbindungen, Dialkyldimethylammoniumverbindungen,
Alkylarylammoniumverbindungen, Alkylamine, Hydroxylamine und/oder Hydroxyalkylaminpolyglykolether
verwendet, wobei die genannten Verbindungen bevorzugt Alkylgruppen mit 12 bis 18 C-Atomen
enthalten. Als Arylreste kommen bevorzugt Phenyl- und/oder Benzylreste in Frage.
[0020] Der Einsatz von Aluminiumionen bei der durch Flotation erreichten Trennung von Kaolinit
und Feldspat ermöglicht jedoch insbesondere eine Verfahrensführung unter Zusatz anionischer
Tenside als Sammler. Die Flotation mit anionischen Sammlern hat sich überraschenderweise
insofern als besonders vorteilhaft gegenüber der Flotation mit kationischen Tensiden
herausgestellt, als im Erz vorhandene Schwermineralanteile vor der Flotation von Kaolinit
abgetrennt werden können, was zu einem höheren Weißegrad des Kaolinitkonzentrates
und einer ebenfalls verbesserten Qualität des Feldspatrestes führt. Zudem wird die
nachfolgende Aufbereitung des Kaolinits insofern erleichtert, als anionische Tenside
leichter von der Oberfläche der Kaolinitteilchen desorbiert werden können als kationische
Tenside. Zudem ist zu berücksichtigen, daß allein schon aufgrund ihres Umweltverhaltens
anionische Tenside gegenüber kationischen Tensiden zu bevorzugen sind.
[0021] Als anionische Tenside werden bevorzugt Verbindungen aus der Gruppe Fettsäuren, Alkylsulfate,
Alkylethersulfate, Alkylbenzolsulfonate, Petrolsulfonate, Estersulfonate, Alkylsulfosuccinate,
Alkylsulfosuccinamide, Alkylphosphate und/oder Alkyletherphosphate verwendet. Dabei
finden besonders bevorzugt Alkylbenzolsulfonate,
Petrolsulfonate, Fettalkoholsulfate, Estersulfonate und/oder Alkylsulfosuccinate mit
den oben genannten Kettenlängen der Alkylreste Verwendung.
[0022] Gemäß dem Verfahren der vorliegenden Erfindung ist es auch möglich, Mischungen von
kationischen und anionischen Tensiden mit nichtionischen Zusätzen, beispielsweise
Fettalkohol, Alkylpolyglykolethern und/oder Alkylphenolpolyglykolethern, zu verwenden.
[0023] Die Konzentration an Tensiden, die erfindungsgemäß als Sammler verwendet werden,
liegt im Bereich von 50 bis 2000 g/t, bevorzugt bei 100 bis 1000 g/t.
[0024] Erfindungsgemäß können für die durch Flotation bewirkte Trennung von Kaolinit und
Feldspat der wässrigen Trübe weitere, in der Flotation bekanntermaßen verwendete Hilfsstoffe
zugesetzt werden. Als solche Hilfsstoffe sind beispielsweise Schäumer einerseits oder
Antischaummittel andererseits zu nennen, die im Gegensatz zu aus dem Stand der Technik
bekannten Verfahren jedoch nicht zwingend notwendig sind.
[0025] Bei Verwendung der erfindungsgemäß vorgesehenen Bestandteile wird in der Mineralienmischung
von Kaolinit und Feldspat die erste Komponente flotiert, während Feldspat mit im Vergleich
zu Verfahren aus dem Stand der Technik überraschend hoher Reinheit als Flotationsrest
anfällt. Die jeweiligen Flotationsschritte werden - in Abhängigkeit von den Qualitätsanforderungen
an die Produkte - gegebenenfalls wiederholt, wobei insbesondere im Feinstkornbereich
eine selektive Trennung der beiden Komponenten erreicht wird. Erfindungsgemäß reicht
ein weiterer Nachreinigungsschritt aus, um Konzentrate mit einem Kaolinitgehalt zwischen
93 und 97 % zu erhalten.
[0026] Der durch Flotation erhaltene Kaolinitanteil wird in nachfolgenden Verfahrensschritten
aufgearbeitet. Dabei werden die auf der Oberfläche adsorbierten Tenside desorbiert.
Bei den bevorzugt verwendeten anionischen Tensiden erfolgt die Bindung des Tensidmoleküls
an die negativ geladene Oberfläche der Kaolinitpartikel über die aus dreiwertigen
Metallionen bestehenden Ionenbrücken, so daß die anionischen Tenside leichter von
der Oberfläche des Kaolinits desorbiert werden können als kationische Tensidmoleküle.
[0027] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist darin zu sehen, daß die
durch anionische oder kationische Tenside bewirkte Flotation von Kaolinit in Gegenwart
von dreiwertigen Metallionen, bevorzugt Aluminium(III)-Ionen, weitgehend unabhängig
ist von der Wasserhärte und vom Gehalt der Trübe an indifferenten Elektrolyten. Zweiwertige
Ionen, beispielsweise Cal
- cium- oder Magnesiumionen, verbessern zwar ebenfalls die Selektivität bei der Flotation
der Kaolinit-/Feldspat-Mineralmischung, jedoch tritt dieser Effekt erst bei sehr hohen
Ionenkonzentrationen ein, die den Zusatz der genannten Ionen zur Flotationstrübe unwirtschaftlich
machen würden.
[0028] Besonders bewährt hat sich die durch Flotation bewirkte selektive Trennung von Kaolinit
und Feldspat gemäß der Erfindung im Bereich geringer Korngrößen der beteiligten Mineralien,
d.h. insbesondere dann, wenn herkömmliche Trennverfahren große Probleme mit sich brachten.
Korngrößen im Bereich von 30 bis 2 um werden für die Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens bevorzugt.
[0029] Normalerweise ist bei den für die flotative Trennung von Kaolinit und Feldspat in
Frage kommenden Rohprodukten der Quarzgehalt aufgrund eines vorher durchlaufenen Trennprozesses
außerordentlich gering, so daß Quarz nicht abgetrennt werden muß. Es ist jedoch auch
möglich, bei hohem Quarzgehalt des Rohproduktes nach der Flotation von Kaolinit durch
erneute Aktivierung mit Aluminiumionen und Zugabe eines Sammlers Feldspat zur Abtrennung
von Quarz zu flotieren. Dies geschieht dann praktisch nach aus dem Stand der Technik
bekannten Verfahren.
[0030] Die Erfindung wird durch die nachstehenden Beispiele näher erläutert.
[0031] Die Flotationsversuche wurden in einer Humboldt-Wedag-Laborflotationszelle von 1
1 bzw. 2 1 Inhalt mit einer Kaolinit/Feldspat/Quarz-Fraktion einer Teilchengröße von
90 % kleiner 20 µm durchgeführt. Diese Fraktion war der Zwischenstufe einer herkömmlichen
Kaolinit-Aufbereitungsanlage entnommen worden.
[0032] Die Selektivität der Flotation, d.h. der Gehalt an Kaolinit und Feldspat im Konzentrat
bzw. im Flotationsrest, wurde nach der bekannten Methode über den Glühverlust (DIN
51 081 zur Prüfung keramischer Roh- und Werkstoffe durch Gewichtsänderung beim Glühen
(Juli 1979)) ermittelt.
Beispiele 1 bis 4
[0033] Die Mineralienmischung wurde 5 min in der Flotationszelle vorbehandelt, wobei in
den Beispielen 2 bis
4 aktivierende Zusätze (Schwefelsäure und/oder Alu
mi-niumsulfat) zugegeben wurden. Anschließend wurde die wässrige Lösung eines kationischen
Sammlers Araphen
R G2D zugesetzt. Die Flotation erfolgte unter Zusatz eines handelsüblichen Schäumers
(Araphen
R G2
D1
5).
[0034] Die Ergebnisse sind der nachfolgenden Tabelle 1 zu entnehmen.

Ergebnis:
[0035] Während gemäß Beispiel 1 (ohne aktivierende Zusätze) eine ausgesprochen schlechte
Trennleistung der Flotation sowohl hinsichtlich der Ausbringung an Kaolinit im Konzentrat
als auch hinsichtlich des Kaolinitgehaltes im Flotationsrest erzielt wurde, konnte
durch den Schwefelsäurezusatz (Beispiel 2) die Selektivität verbessert werden. Der
Zusatz von Aluminiumsulfat verbesserte die Selektivität bei der Flotation erheblich,
so daß schon durch einen einzigen Nachreinigungsschritt Konzentrate mit einem hohen
Kaolinitgehalt erhalten wurden.
Beispiele 5 bis 7
[0036] Anstelle des kationischen Sammlers der Beispiele 1 bis 4 wurde Cetylpyridiniumchlorid
als kationischer Sammler eingesetzt. Die Ergebnisse sind der nachfolgenden Tabelle
2 zu entnehmen.

Ergebnis:
[0037] Auch bei Verwendung von Cetylpyridiniumchlorid als kationischem Sammler wurde eine
deutliche Erhöhung der Selektivität der Trennung sowie eine Erhöhung der ausgebrachten
Menge bei Zugabe von Aluminiumsulfat gemessen.
Beispiele 8 bis 11
[0038] Im Unterschied zu den Beispielen 1 bis 7 wurde die Flotation mit einem anionischen
Sammler (Natriumalkylbenzolsulfonat) in Abwesenheit (Beispiel 8) bzw. in Gegenwart
(Beispiele 9 bis 11) aktivierender Zusätze durchgeführt. Die Ergebnisse sind der nachfolgenden
Tabelle 3 zu entnehmen.

Ergebnis:
[0039] Während die Verwendung eines anionischen Sammlers in Abwesenheit aktivierender Zusätze
relativ schlechte Ergebnisse hinsichtlich der Ausbringung an Kaolinit und dem Restgehalt
an Kaolinit im Flotationsrest erbrachte, wurde bei Zusatz von Al(III)-Ionen zur Flotationslösung
eine selektive Trennung von Kaolinit und Feldspat erreicht, wobei sowohl die Ausbringung
an Kaolinit als auch der Gehalt an Kaolinit im Flotationsrest deutlich günstiger waren
als bei Verwendung von Schwefelsäure als Aktivator.
1. Verfahren zur selektiven Trennung von Kaolinit und Feldspat durch Flotation in
wässriger Trübe, dadurch gekennzeichnet, daß man die Flotation
a) bei dem pH-Wert der Trübe, der sich natürlicherweise bei Aufschlämmen der Mineralienmischung
in Wasser einstellt,
b) unter Verwendung von wasserlöslichen Salzen mit dreiwertigen Metallionen als Aktivatoren
und Depressoren und
c) in Gegenwart kationischer und/oder anionischer Tenside als Sammler sowie
d) gegebenenfalls unter Zusatz sonstiger, in der Flotation üblicher Hilfsstoffe
durchführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Flotation bei einem
pH-Wert im Bereich von 5 bis 8 durchführt.
3. Verfahren nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man als wasserlösliche
Salze Chloride und/oder Sulfate dreiwertiger Metallionen verwendet.
4. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man als Salze dreiwertiger
Metallionen Aluminium- und/oder Eisen(III)-Salze verwendet.
5. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man Aluminiumsulfat
als Aktivator verwendet.
6. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man die Aktivatorkonzentration
auf einen Bereich von 50 bis 2000 g/t, bevorzugt auf 100 bis 1000 g/t, bezogen auf
das wasserfreie Salz, einstellt.
7. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man anionische Tenside
als Sammler verwendet.
8. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß man die Sammlerkonzentration
auf einen Bereich von 50 bis 2000 g/t, bevorzugt auf einen Bereich von 100 bis 1000
g/t, einstellt.
9. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß man als anionische
Sammler Alkylbenzolsulfonate, Petrolsulfonate, Fettalkoholsulfate, Estersulfonate
und/oder Alkylsulfosuccinate verwendet, in denen die Alkylreste 12 bis 18 C-Atome
aufweisen.
10. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß man der Flotationstrübe
einen Schäumer zusetzt.
11. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß man zur Schaumregulierung
ein Antischaummittel zusetzt.