[0001] Zur Herstellung wasserdichter Leder oder Pelze sind insbesondere drei Verfahrensprinzipien
bekannt:
1) Imprägnierung durch Einlagerung wasserunlöslicher Substanzen, z.B. feste Fette,
Wachse oder spezielle Polymere.
2) Imprägnierung durch Einlagerung wasserquellender Substanzen, die bei Wasseraufnahme
hochviskose Emulsionen bilden und die Faserzwischenräume des Leders verstopfen, z.B.
spezielle Emulgatoren vom Wässer-in-öl-(W/O)-Typ.
3) Behandlung mit hydrophobierend wirkenden Substanzen, z.B. Aluminium- und Chromkomplexe,
Silikone oder organische Fluor-Verbindungen.
[0002] Diese Maßnahmen können auch im Zusammenhang mit einer üblichen Lickerung unter Verwendung
gebräuchlicher Fettungsmittel durchgeführt, wobei die genannten Mittel in der Lickerflotte
eingesetzt werden.
[0003] In der Praxis wird häufig eine Kombination der unter 2) und 3) genannten Maßnahmen
angewandt, wobei aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen bevorzugt im Walkfaß
in wäßriger Flotte gearbeitet wird. Dabei erfolgt eine Umwandlung der W/0-Emulgatoren
in hydrophobierende Metallkomplexsalze durch eine Fixierung mit Chrom- bzw. Aluminiumsalzen.
Dieses Verfahren weist aber Nachteile auf, da wegen der Instabilität der gebräuchlichen
Lickeremulsionen die Imprägnierung bei relativ hohen pH-Werten (>6) durchgeführt werden
muß, um ein oberflächliches Ausfallen der Fettungsmittel und damit Verschmierungen
zu vermeiden. Außerdem ist bei diesem Verfahren in der Regel eine hohe Temperatur
der Lickerflotte von ca. 60 °C erforderlich, was leicht zu einer Losnarbigkeit des
Leders führt. Außerdem zeigen die in der Praxis erhaltenen Penetrometerwerte häufig
starke Schwankungen infolge einer ungleichmäßigen Fettverteilung durch den Lederquerschnitt,
so daß eine aufwendige Nachbehandlung des Leders durch Spritzen, Gießen oder Plüschen
notwendig werden kann.
[0004] Eine Stabilisierung der Lickerflotte mit anionischen und nichtionischen Emulgatoren,
wie Alkylsulfaten, Alkylarylsulfonaten oder Fettalkoholethoxylaten kommt wegen der
Erhöhung der Wasserzügigkeit nicht in Frage.
[0005] Aus DE-OS 16 69 347 ist die Anwendung von in Nasser emul-
gierbaren Sulfobernsteinsäureestern zum Fetten von Leder bekannt, wobei jedoch keine
Wasserdichteffekte erzielt werden.
[0006] In der älteren Anmeldung P 34 19 405.3 wird ein Verfahren zur Herstellung von Leder
und Pelzen beschrieben, wobei als Fettungsmittel in der Gerbflotte eine Kombination
von Sulfobernsteinsäureestern mit bestimmten anionischen oder nichtionischen Emulgatoren
während der Chrom- oder Aluminiumgerbung bzw. -Machgerbung angewendet wird. Auch bei
diesem Verfahren wird ein Wasserdichteffekt nicht erzielt.
[0007] Es wurde nun die überraschende Feststellung gemacht, daß mit Sulfobernsteinsäuremonoestern
gefettete Leder bei hoher Weichheit eine verminderte Wasserzügigkeit aufweisen, wenn
nach dem Absäuern der Fettung eine Fixierung mit Chrom- und/oder Aluminiumsalzen vorgenommen
wird.
[0008] Damit ist es möglich, unter Mitverwendung von Sulfobernsteinsäuremonoestern bei der
imprägnierenden und/oder hydrophobierenden Fettung die Stabilität der Lickeremulsionen
so zu verbessern, daß die beschriebenen Nachteile der bisherigen Verfahren nicht auftreten.
[0009] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Herstellung wasserdichter Leder
oder Pelze unter Verwendung von Sulfobernsteinsäuremonoestern in Kombination mit imprägnierenden
und/oder hydrophobierenden Fettungsmitteln, dadurch gekennzeichnet, daß man die Leder
oder Pelze im Anschluß an die Nachgerbung in wäßriger Flotte mit imprägnierenden und/oder
hydrophobierenden Fettungsmitteln, die Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze mit C
12-C
24-Fettresten enthalten, behandelt und nach Absäuern durch Zugabe eines Chrom-und/oder
Aluminiumsalzes fixiert.
[0010] Die Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze werden vorzugsweise in Kombination mit imprägnierenden
Fettungsmitteln angewendet. Hierzu zählen insbesondere oxidierte oder oxidierte und
teilsulfierte C
18-C
26-Kohlenwasserstoffe oder C
32-C
40-wachse,
Phosphorsäuremono-
C12-
C24- alkylester, Partialester von Polycarbonsäuren, wie Citronensäuremono-C
16-C
24-alkylester, Partialester von Polyalkoholen, wie Sorbitan-, Glyzerin- oder Pentaerythrit-C16-C24-fettsäureester.
[0011] In der Fettungsmittel-Kombination beträgt der Anteil der Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze
10 bis 60, vorzugsweise 20 bis 40 Gewichtsprozent. Derartige Fettungsmittel werden
bei der Lickerfettung je nach Ledertyp in einer Menge von 5 bis 20 Gewichtsprozent,
bezogen auf das Falzgewicht der Leder, eingesetzt.
[0012] Bei Verwendung der Sulfobernsteinsäuremonoester in Kombinationen mit Neutralölen,
wie langkettige Kohlenwasserstoffe, Chlorparaffin, tierische und vegetabile öle und
Fette bzw. deren Methylester und chlorierte Fettsäuremethylester, als Fettungsmittel
tritt ebenfalls eine verminderte Wasserzügigkeit der Leder ein, wenn nach der Fettung
abgesäuert und danach mit Chrom-und/oder Aluminiumsalzen fixiert wird.
[0013] Die genannten Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze enthaltenden Fettungsmittel können
auch anteilig in einer normalen Lickerfettung mit sulfatierten, sulfitierten und/oder
synthetischen Fettungsmitteln auf Basis Chlorparaffinsulfonaten mitverwendet werden,
wobei je nach Anteil der imprägnierenden und/oder hydrophobierenden Fettungsmittel
eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Wasserdichtigkeit erzielt wird.
[0014] Die Herstellung der Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze erfolgt in bekannter Weise
durch Veresterung von Maleinsäureanhydrid mit ca. einem Äquivalent der gewünschten
Veresterunaskomponente und anschließende Umsetzung mit einer dem Maleinsäureanhydrid
annähernd äquivalenten Menge eines Sulfits oder Bisulfits, z.B. entsprechend DE-OS
16 69 347. Als Veresterungskomponente kommen Fettreste mit 12 bis 24 C-Atomen sowie
Hydroxygruppen enthaltende Verbindungen in Betracht. Die Fettreste können gesättigt
oder ungesättigt sein. Sie können sich herleiten von Fettalkoholen oder Fettsäuremono-
oder -diglyceriden, z.B. C
12-C
18-Kokosfettalkohol, C
16-C
18-Talgalkohol, C
16-C
18-Talgfettsäuremonoglycerid, oder von Addukten von 1 bis 6 Mol Alkylenoxid an die genannten
Fettalkohole oder Fettsäureglyceride oder an Fettsäuren, z.B. das Addukt von 2 bis
3 Mol Ethylenoxid an C
16-C
18-Talgfettalkohol oder von 4 bis 6 Mol Ethylenoxid an ein C
16-C
24-Fettsäuregemisch oder von 2 Mol Ethylenoxid an ein C
12-C
18-Fettsäuregemisch. Die Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze werden vorzugsweise als
Natrium- oder Ammoniumsalze hergestellt, doch kommen als Kationen auch andere Alkalien
oder organische Amine in Betracht.
[0015] Zur Fixierung der Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze dienen wasserlösliche Chrom-
un/oder Aluminiumsalze. Bevorzugt werden basische Chrom- oder Aluminiumsalze oder
deren Mischungen, wie sie auch als Ledergerbstoffe verwendet werden. Die Anwendungsmenge
beträgt 1 bis 10 Gewichtsprozent in der Flotte.
[0016] Das beanspruchte Verfahren wird in der Weise durchgeführt, daß die Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze
und gegebenenfalls weiteren Fettungsmittel im Anschluß an die Nachgerbung und gegebenenfalls
Färbung und nachfolgendes Auswaschen überschüssigen Gerbmittels als Licker angewendet
werden. Hohe Temperaturen über 50 °C können hierbei vermieden werden. Die Nachbehandlung
erfolgt zunächst in üblicher Weise durch Absäuern, vorzugsweise mit Ameisensäure,
wobei gegebenenfalls eine kurze Behandlung mit einem Polyacrylat-Gerbstoff vorgeschaltet
werden kann. Danach erfolgt Fixierung mit den Chrom- und/oder Aluminiumsalzen bei
etwa nH 3,5.
[0017] Die beanspruchten Fettungsmittel werden vom Leder gut aufgenommen und verteilen sich
sehr gleichmäßig über den gesamten Leder
querschnitt. Sie besitzen eine bemerkenswerte Beständigkeit gegen Wasser und verleihen
dem Leder eine hervorragende Wasserdichtigkeit, insbesondere auch unter dynamischer
Belastung. Man erhält weiche, festnarbige Leder mit angenehm schmalzigem Griff, die
sich besonders zur Herstellung von Schuhoberleder, Bekleidungsvelour und Pelzvelour
eignen.
Beispiel 1
Rindoberleder
Beispiel 2
Rindoberleder, Waterproof
Beispiel 3
Modischer Rindoberleder-Softytyp
Beispiel 4
Schafbekleidungsvelour
Beisiel 5
Pelzvelour
Ausgangsmaterial: Luftgetrocknete Schaffelle
[0022] Die Schaffelle werden bis zur Haarfarbe wie üblich über Weiche, Wäsche, Pickel/Gerbung,
Nachgerbung und Fettung gearbeitet. In der Velourfarbe erfolgt nach nachstehender
Arbeitsweise die Imprägnierung.

1. Verfahren zur Herstellung wasserdichter Leder oder Pelze unter Verwendung von Sulfobernsteinsäuremonoestern
in Kombination mit imprägnierenden und/oder hydrophobierenden Fettungsmitteln, dadurch
gekennzeichnet, daß man die Leder oder Pelze im Anschluß an die Nachgerbung in wäßriger
Flotte mit imprägnierenden und/oder hydrophobierenden Fettungsmitteln, die Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze mit C12-C24-Fettresten
enthalten, behandelt und nach Absäuern durch Zugabe eines Chrom- und/oder Aluminiumsalzes
fixiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze
in Kombination mit imprägnierenden Fettungsmitteln angewendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die imprägnierenden Fettungsmittel
ausgewählt sind aus der Gruppe oxidierte oder oxidierte und teilsulfierte C18-C26-Kohlenwasserstoffe oder C32-C40-Wachse, Phosphorsäuremono-C12-C24-alkylester, Citronensäuremono-C16-C24-alkylester, Sorbitan-, Glyzerin- oder Pentaerythrit-C16-C24-fettsäureester.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil der Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze
an der gesamten Fettungsmittel-Kombination 10 bis 60,.vorzugsweise 20 bis 40 Gewichtsprozent
beträgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Fettungsmittel
in einer Menge von 5 bis 20 Gewichtsprozent, bezogen auf das Falzgewicht der Leder
oder Pelze, angewendet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Fixierung mit
basischen Chrom-und/oder Aluminiumgerbstoffen in einer Menge von 1 bis 10 Gewichtsprozent,
bezogen auf die Flotte, durchgeführt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die imprägnierenden,
Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze enthaltenden Fettungsmittel mit üblichen sulfatierten,
sulfitierten und/oder synthetischen Fettungsmitteln kombiniert werden.