(19)
(11) EP 0 193 832 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.09.1986  Patentblatt  1986/37

(21) Anmeldenummer: 86102381.0

(22) Anmeldetag:  24.02.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4C14C 9/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 01.03.1985 DE 3507241

(71) Anmelder: Henkel Kommanditgesellschaft auf Aktien
40191 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Friese, Hans-Herbert, Dr.
    D-4019 Monheim (DE)
  • Ploog, Uwe, Dr.
    D-5657 Haan (DE)
  • Prinz, Wolfgang
    D-4019 Monheim (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Herstellung wasserdichter Leder oder Pelze


    (57) Verfahren zur Herstellung wasserdichter Leder oder Pelze, wobei man diese im Anschluß an die Nachgerbung in wäßriger Flotte mit einer Kombination aus imprägnierenden und/oder hydrophobierenden Fettungsmitteln und Sulfobernsteinsäuremonoester-Salzen mit C12-C24-Fettresten behandeit und nach Absäuern durch Zugabe eines Chrom- und/oder Aluminiumsalzes fixiert.


    Beschreibung


    [0001] Zur Herstellung wasserdichter Leder oder Pelze sind insbesondere drei Verfahrensprinzipien bekannt:

    1) Imprägnierung durch Einlagerung wasserunlöslicher Substanzen, z.B. feste Fette, Wachse oder spezielle Polymere.

    2) Imprägnierung durch Einlagerung wasserquellender Substanzen, die bei Wasseraufnahme hochviskose Emulsionen bilden und die Faserzwischenräume des Leders verstopfen, z.B. spezielle Emulgatoren vom Wässer-in-öl-(W/O)-Typ.

    3) Behandlung mit hydrophobierend wirkenden Substanzen, z.B. Aluminium- und Chromkomplexe, Silikone oder organische Fluor-Verbindungen.



    [0002] Diese Maßnahmen können auch im Zusammenhang mit einer üblichen Lickerung unter Verwendung gebräuchlicher Fettungsmittel durchgeführt, wobei die genannten Mittel in der Lickerflotte eingesetzt werden.

    [0003] In der Praxis wird häufig eine Kombination der unter 2) und 3) genannten Maßnahmen angewandt, wobei aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen bevorzugt im Walkfaß in wäßriger Flotte gearbeitet wird. Dabei erfolgt eine Umwandlung der W/0-Emulgatoren in hydrophobierende Metallkomplexsalze durch eine Fixierung mit Chrom- bzw. Aluminiumsalzen. Dieses Verfahren weist aber Nachteile auf, da wegen der Instabilität der gebräuchlichen Lickeremulsionen die Imprägnierung bei relativ hohen pH-Werten (>6) durchgeführt werden muß, um ein oberflächliches Ausfallen der Fettungsmittel und damit Verschmierungen zu vermeiden. Außerdem ist bei diesem Verfahren in der Regel eine hohe Temperatur der Lickerflotte von ca. 60 °C erforderlich, was leicht zu einer Losnarbigkeit des Leders führt. Außerdem zeigen die in der Praxis erhaltenen Penetrometerwerte häufig starke Schwankungen infolge einer ungleichmäßigen Fettverteilung durch den Lederquerschnitt, so daß eine aufwendige Nachbehandlung des Leders durch Spritzen, Gießen oder Plüschen notwendig werden kann.

    [0004] Eine Stabilisierung der Lickerflotte mit anionischen und nichtionischen Emulgatoren, wie Alkylsulfaten, Alkylarylsulfonaten oder Fettalkoholethoxylaten kommt wegen der Erhöhung der Wasserzügigkeit nicht in Frage.

    [0005] Aus DE-OS 16 69 347 ist die Anwendung von in Nasser emul- gierbaren Sulfobernsteinsäureestern zum Fetten von Leder bekannt, wobei jedoch keine Wasserdichteffekte erzielt werden.

    [0006] In der älteren Anmeldung P 34 19 405.3 wird ein Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen beschrieben, wobei als Fettungsmittel in der Gerbflotte eine Kombination von Sulfobernsteinsäureestern mit bestimmten anionischen oder nichtionischen Emulgatoren während der Chrom- oder Aluminiumgerbung bzw. -Machgerbung angewendet wird. Auch bei diesem Verfahren wird ein Wasserdichteffekt nicht erzielt.

    [0007] Es wurde nun die überraschende Feststellung gemacht, daß mit Sulfobernsteinsäuremonoestern gefettete Leder bei hoher Weichheit eine verminderte Wasserzügigkeit aufweisen, wenn nach dem Absäuern der Fettung eine Fixierung mit Chrom- und/oder Aluminiumsalzen vorgenommen wird.

    [0008] Damit ist es möglich, unter Mitverwendung von Sulfobernsteinsäuremonoestern bei der imprägnierenden und/oder hydrophobierenden Fettung die Stabilität der Lickeremulsionen so zu verbessern, daß die beschriebenen Nachteile der bisherigen Verfahren nicht auftreten.

    [0009] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Herstellung wasserdichter Leder oder Pelze unter Verwendung von Sulfobernsteinsäuremonoestern in Kombination mit imprägnierenden und/oder hydrophobierenden Fettungsmitteln, dadurch gekennzeichnet, daß man die Leder oder Pelze im Anschluß an die Nachgerbung in wäßriger Flotte mit imprägnierenden und/oder hydrophobierenden Fettungsmitteln, die Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze mit C12-C24-Fettresten enthalten, behandelt und nach Absäuern durch Zugabe eines Chrom-und/oder Aluminiumsalzes fixiert.

    [0010] Die Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze werden vorzugsweise in Kombination mit imprägnierenden Fettungsmitteln angewendet. Hierzu zählen insbesondere oxidierte oder oxidierte und teilsulfierte C18-C26-Kohlenwasserstoffe oder C32-C40-wachse, Phosphorsäuremono-C12-C24- alkylester, Partialester von Polycarbonsäuren, wie Citronensäuremono-C16-C24-alkylester, Partialester von Polyalkoholen, wie Sorbitan-, Glyzerin- oder Pentaerythrit-C16-C24-fettsäureester.

    [0011] In der Fettungsmittel-Kombination beträgt der Anteil der Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze 10 bis 60, vorzugsweise 20 bis 40 Gewichtsprozent. Derartige Fettungsmittel werden bei der Lickerfettung je nach Ledertyp in einer Menge von 5 bis 20 Gewichtsprozent, bezogen auf das Falzgewicht der Leder, eingesetzt.

    [0012] Bei Verwendung der Sulfobernsteinsäuremonoester in Kombinationen mit Neutralölen, wie langkettige Kohlenwasserstoffe, Chlorparaffin, tierische und vegetabile öle und Fette bzw. deren Methylester und chlorierte Fettsäuremethylester, als Fettungsmittel tritt ebenfalls eine verminderte Wasserzügigkeit der Leder ein, wenn nach der Fettung abgesäuert und danach mit Chrom-und/oder Aluminiumsalzen fixiert wird.

    [0013] Die genannten Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze enthaltenden Fettungsmittel können auch anteilig in einer normalen Lickerfettung mit sulfatierten, sulfitierten und/oder synthetischen Fettungsmitteln auf Basis Chlorparaffinsulfonaten mitverwendet werden, wobei je nach Anteil der imprägnierenden und/oder hydrophobierenden Fettungsmittel eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Wasserdichtigkeit erzielt wird.

    [0014] Die Herstellung der Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze erfolgt in bekannter Weise durch Veresterung von Maleinsäureanhydrid mit ca. einem Äquivalent der gewünschten Veresterunaskomponente und anschließende Umsetzung mit einer dem Maleinsäureanhydrid annähernd äquivalenten Menge eines Sulfits oder Bisulfits, z.B. entsprechend DE-OS 16 69 347. Als Veresterungskomponente kommen Fettreste mit 12 bis 24 C-Atomen sowie Hydroxygruppen enthaltende Verbindungen in Betracht. Die Fettreste können gesättigt oder ungesättigt sein. Sie können sich herleiten von Fettalkoholen oder Fettsäuremono- oder -diglyceriden, z.B. C12-C18-Kokosfettalkohol, C16-C18-Talgalkohol, C16-C18-Talgfettsäuremonoglycerid, oder von Addukten von 1 bis 6 Mol Alkylenoxid an die genannten Fettalkohole oder Fettsäureglyceride oder an Fettsäuren, z.B. das Addukt von 2 bis 3 Mol Ethylenoxid an C16-C18-Talgfettalkohol oder von 4 bis 6 Mol Ethylenoxid an ein C16-C24-Fettsäuregemisch oder von 2 Mol Ethylenoxid an ein C12-C18-Fettsäuregemisch. Die Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze werden vorzugsweise als Natrium- oder Ammoniumsalze hergestellt, doch kommen als Kationen auch andere Alkalien oder organische Amine in Betracht.

    [0015] Zur Fixierung der Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze dienen wasserlösliche Chrom- un/oder Aluminiumsalze. Bevorzugt werden basische Chrom- oder Aluminiumsalze oder deren Mischungen, wie sie auch als Ledergerbstoffe verwendet werden. Die Anwendungsmenge beträgt 1 bis 10 Gewichtsprozent in der Flotte.

    [0016] Das beanspruchte Verfahren wird in der Weise durchgeführt, daß die Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze und gegebenenfalls weiteren Fettungsmittel im Anschluß an die Nachgerbung und gegebenenfalls Färbung und nachfolgendes Auswaschen überschüssigen Gerbmittels als Licker angewendet werden. Hohe Temperaturen über 50 °C können hierbei vermieden werden. Die Nachbehandlung erfolgt zunächst in üblicher Weise durch Absäuern, vorzugsweise mit Ameisensäure, wobei gegebenenfalls eine kurze Behandlung mit einem Polyacrylat-Gerbstoff vorgeschaltet werden kann. Danach erfolgt Fixierung mit den Chrom- und/oder Aluminiumsalzen bei etwa nH 3,5.

    [0017] Die beanspruchten Fettungsmittel werden vom Leder gut aufgenommen und verteilen sich sehr gleichmäßig über den gesamten Lederquerschnitt. Sie besitzen eine bemerkenswerte Beständigkeit gegen Wasser und verleihen dem Leder eine hervorragende Wasserdichtigkeit, insbesondere auch unter dynamischer Belastung. Man erhält weiche, festnarbige Leder mit angenehm schmalzigem Griff, die sich besonders zur Herstellung von Schuhoberleder, Bekleidungsvelour und Pelzvelour eignen.

    Beispiel 1


    Rindoberleder



    [0018] In üblicher Weise, jedoch ohne Zusätze anionischer Tenside, chromgegerbte Rind-Wet-blue, pH 3,8, Falzstärke 1,8 mm, werden wie folgend weiterbehandelt:








    Beispiel 2


    Rindoberleder, Waterproof



    [0019] 






    Beispiel 3


    Modischer Rindoberleder-Softytyp



    [0020] 






    Beispiel 4


    Schafbekleidungsvelour



    [0021] 






    Beisiel 5


    Pelzvelour


    Ausgangsmaterial: Luftgetrocknete Schaffelle



    [0022] Die Schaffelle werden bis zur Haarfarbe wie üblich über Weiche, Wäsche, Pickel/Gerbung, Nachgerbung und Fettung gearbeitet. In der Velourfarbe erfolgt nach nachstehender Arbeitsweise die Imprägnierung.




    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung wasserdichter Leder oder Pelze unter Verwendung von Sulfobernsteinsäuremonoestern in Kombination mit imprägnierenden und/oder hydrophobierenden Fettungsmitteln, dadurch gekennzeichnet, daß man die Leder oder Pelze im Anschluß an die Nachgerbung in wäßriger Flotte mit imprägnierenden und/oder hydrophobierenden Fettungsmitteln, die Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze mit C12-C24-Fettresten enthalten, behandelt und nach Absäuern durch Zugabe eines Chrom- und/oder Aluminiumsalzes fixiert.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze in Kombination mit imprägnierenden Fettungsmitteln angewendet werden.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die imprägnierenden Fettungsmittel ausgewählt sind aus der Gruppe oxidierte oder oxidierte und teilsulfierte C18-C26-Kohlenwasserstoffe oder C32-C40-Wachse, Phosphorsäuremono-C12-C24-alkylester, Citronensäuremono-C16-C24-alkylester, Sorbitan-, Glyzerin- oder Pentaerythrit-C16-C24-fettsäureester.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil der Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze an der gesamten Fettungsmittel-Kombination 10 bis 60,.vorzugsweise 20 bis 40 Gewichtsprozent beträgt.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Fettungsmittel in einer Menge von 5 bis 20 Gewichtsprozent, bezogen auf das Falzgewicht der Leder oder Pelze, angewendet wird.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Fixierung mit basischen Chrom-und/oder Aluminiumgerbstoffen in einer Menge von 1 bis 10 Gewichtsprozent, bezogen auf die Flotte, durchgeführt wird.
     
    7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die imprägnierenden, Sulfobernsteinsäuremonoester-Salze enthaltenden Fettungsmittel mit üblichen sulfatierten, sulfitierten und/oder synthetischen Fettungsmitteln kombiniert werden.
     





    Recherchenbericht