[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Kunststoffkabel mit wenigstens einem elektrischen
Leiter, der von einer Kabelumhüllung umgeben ist, die neben mindestens einer isolierenden
Schicht mehrere elektrisch leitende Schichten aus einem polymeren Material aufweist.
[0002] Solche Kunststoffkabel kommen vorzugsweise bei Starkstromanlagen mit Nennspannungen
von 10 bis mehr als 100 kV zur Anwendung.
[0003] Die mehrschichtig aufgebaute Leiterumhüllung dieser Kunststoffkabel weist neben der
eigentlichen Isolierschicht auch leitfähige Schichten oder Bänder auf. Sie sind zur
Glättung der Konturen der im Kabel eingesetzten metallischen Leiter vorgesehen und
sollen in der Isolierung ein radial-homogenes elektrisches Feld erzeugen.
[0004] Bei den heute bekannten Kunststoffkabeln werden die leitfähigen Schichten aus gefüllten
Polyolefinen gefertigt, welche im gleichen Arbeitsgang zusammen mit der Isolierung
extrudiert werden. Die Leitfähigkeit dieser Polyolefine wird durch Füllstoffe wie
Ruß und Graphit bewirkt. Polymeres Material mit diesen Zusätzen weist den Nachteil
auf, daß bei geringem Anteil dieser Füllstoffe noch keine Erhebung der Leitfähigkeit
erfolgt, ab einer gewissen Menge des Zusatzes jedoch die Leitfähigkeit dann derart
sprunghaft ansteigt, daß eine definierte Leitfähigkeit der Kunststoffe im interessierenden
Bereich nicht zuverlässig einstellbar ist. Auch bei feinstmöglicher Körnung der Füllstoffe
können feldverzerrende Inhomogenitäten auftreten, die insbesondere zur Verminderung
der elektrischen Festigkeit des Kabels führen.
[0005] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Kabel zu schaffen, bei dem
die elektrischen leitenden Schichten aus einem polymeren Material bestehen, das auf
eine definierte spezifische elektrische Leitfähigkeit eingestellt werden kann,und
dessen Homogenität einen störstellenfreien Übergang Isolierschicht/ Leitschicht garantiert.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß mindestens eine elektrisch
leitende Schicht aus einem Polymer, einem Mischpolymerisat oder einer Polymerlegierung
gefertigt ist, die schmelzbar und/oder löslich sindund deren spezifische elektrische
Leitfähigkeit durch einen Gehalt an Charge-Transfer-Komplexen auf einen definierten
Wert einstellbar ist. Weitere erfindungswesentliche Merkmale sind in den Unteransprüchen
gekennzeichnet.
[0007] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert:
Das in der Figur dargestellte Kunststoffkabel weist einen Kupfer- oder Aluminiumleiter
2 auf, der von einer inneren leitfähigen Schicht 3 umgeben ist. An diese schließt
sich nach außen eine isolierende Schicht 4 aus einem Polymer an. Dieses-kann bevorzugt
aus Polyethylen oder einem vernetzten Polyethylen bestehen. Auf diese folgt die äußere
leitfähige Schicht 5. Im Falle des Beispieles ist diese durch eine innere leitfähige
Schicht 51 gebildet, welche von einem leitfähigen Band 5A umgeben ist. An dieses schließt
sich ein Metallschirm 6 aus Kupferdrähten oder Bändern an. Eine Trennschicht 7 ist zwischen
diesem Metallschirm 6 und dem äußeren aus PVC gefertigten Außenmantel 8 angeordnet.
[0008] Erfindungsgemäß sind die innere leitfähige Schicht 51, ggf. einschließlich des Bandes
5A aus einem Polymer oder einer Polymerlegierung gefertigt, deren elektrische Leitfähigkeit
durch Charge-Transfer-Komplexe gebildet wird. Die elektrische Leitfähigkeit des verwendeten
polymeren Materials kann leicht und zuverlässig auf einen definierten Wert eingestellt
werden. Vorteilhaft ist aus Sicherheitsgründen eine Leitfäigkeit von mindestens 10
-5 Ω
-1 cm-
1, insbesondere eine Leitfähigkeit im Bereich von 10
-3 bis 10
-1 Ω
-1 cm
-1. Höhere Leitfähigkeiten sind darstellbar, aber weder elektrisch gefordert noch wirtschaftlich
vorteilhaft. Weiterhin erlauben die erfindungsgemäßen Polymermaterialien die Herstellung
besonders glatter Grenzflächen, da sie keine Füllstoffe enthalten und sehr homogen
aufgebaut sind.
[0009] Die Bildung der Charge-Transfer-Komplexe wird durch die Zugabe von Elektronenakzeptoren
und/oder -donatoren bewirkt. Als leitfähiges Polymer wird vorzugsweise ein Triaromatmethanpolymer
verwendet. Das leitfähige Polymer kann auch in Form eines Mischpolymerisates oder
einer Polymerlegierung verwendet werden, die entsprechend aus mindestens einem isolierenden
Polymer und mindestens einem leitfähigen Polymer gebildet ist. Die verwendeten Polymere
bzw. Polymerlegierungen sollen schmelzbar oder löslich sein, um entsprechend verarbeitet
werden zu können.
[0010] Das leitfähige Polymer, das die elektrisch leitenden Schichten 3 und 5 des Kabels
enthalten, wird beispielsweise bei der Polykondensation eines aromatischen Aldehyds
und einer aromatischen Ringverbindung gebildet, die wenigstens eine funktionelle Gruppe
aufweist, welche in der aromatischen Ringverbindung die Elektronendichte erhöht und
damit den elektrophilen Angriff begünstigt. Dieses Polymer kann z. B. durch die Polykondensation
von Bisphenol-A und 4-Dimethylaminobenzaldehyd gebildet werden. Das synthetische Polymer
mit Triaromatmethaneinheiten als Grundbausteine läßt sich auch durch eine Polykondensation
von Bisphenol-A und Paraanisaldehyd herstellen. Das Polymer kann auch bei einer katalytischen
Reaktion gewonnen werden, bei der mit zwei- und/oder dreifachen Aromaten substituierte
Methane zur Reaktion gebracht werden. Die elektrische Leitfähigkeit dieses Polymers
wird durch die Bildung von Charge-Transfer-Komplexen bewirkt. Hierfür werden dem Polymer
bei der Herstellung oder später im gelösten oder geschmolzenen Zustand Elektronenakzeptoren
und/oder -donatoren beigemischt. Als Elektronenakzeptoren eignen sich insbesondere
Jod, Schwefeltrioxid, Schwefelsäure und Eisenchlorid. Als Elektronendonator ist Natrium
geeignet. Die elektrische Leitfähigkeit dieses Polymers kann auch durch die Zugabe
einer Mineralsäure oder einer Lewissäure erreicht werden. Das Polymer kann in Aceton
oder Methylethylketon gelöst werden.
[0011] Die leitfähigen Schichten 3 und 5 des Kabels können erfindungsgemäß auch aus einer
leitfähigen Polymerlegierung hergestellt werden. Die Polymerlegierung wird aus einem
polaren oder nichtpolaren, isolierenden Polymer und einem polaren oder nichtpolaren,
leitenden Polymer gebildet. Insbesondere können als polare isolierende Polymere zur
Bildung der Polymerlegierung Polyvinylchlorid, Polyester vorzugsweise Polybutylenterephtalat,
eine Epoxidharzmasse, Polycarbonat, eine Polyurethanharzmasse oder Polyamid verwendet
werden. Als isolierende Polymere sind Polyethylen und seine Copolymere,Polybutadien,
Polystyrol, Butadienstyrolcopolymere oder Acrylnitryl-Butadien-Styrol-Copolymere geeignet.
Die leitfähige Komponente der Polymerlegierung wird bevorzugt durch polare Polymere
auf der Basis von Triaromatmethan gebildet, die mit Elektronendonatoren und/oder Elektronenakzeptoren
dotiert sind. Hierfür eignen sich die Elektronendonatoren und -akzeptoren, die oben
für die Bildung des leitfähigen Polymers angegeben sind. Als nichtpolare leitfähige
Komponente können Copolymere aus Acetylen und/oder Acetylenderivaten, die mit Elektronendonatoren
und/ oder Elektronenakzeptoren zur Bildung von Charge-Transfer-Komplexen dotiert sind,
verwendet werden.
[0012] Für Folien aus einer leitfähigen Polymerlegierung, die als isolierendes Polymer Polyvinylchlorid
enthalten, wird nachfolgend die Herstellung einer kleinen Menge dieses Materials beschrieben.
Hierfür werden 100 g Polyvinylchlorid in Granulatform mit 30 g eines Weichmachers,
beispielsweise eines Diisodecylphtalats (DIDP), mit 10 g Triaromatmethanpolymer in
Pulverform vermischt. Dieses Triaromatmethanpolymer bildet die leitfähige Komponente
und ist ensprechend dotiert. Die so gebildete Mischung wird anschließend 20 Minuten
lang bei 150 °C zu einer Folie verpreßt. Die Dotierung des Triaromatmethanpolymers
ist im Falle des Ausführungsbeispieles so bemessen, daß die spezifische elektrische
Leitfähigkeit der fertiggestellten für die Schicht 5A verwendbaren Folie bei Raumtemperatur
10
-3 (Ohm x cm)-
1 beträgt.
[0013] Die zur Ausbildung der elektrisch leitenden Schichten 3 und 5 verwendeten Materialien
können vorzugsweise auch aus einer Polymerlegierung gefertigt werden, die unter.Verwendung
eines Ethylvinylacetat-Polyethylen-Copolymers und eines dotierten Triaromatmethanpolymers
gefertigt sind. Zur"Herstellung einer Probemenge werden 1000 g des Ethylvinylacetat-Polyethylen-Copolymers
in Form von Granulat bei Raumtemperatur mit 20 Gew. % eines Triaromatmethanpolymers
vermischt. Das Triaromatmethanpolymer ist zur Erzielung einer definierten elektrischen
Leitfähigkeit entsprechend dotiert. Die so gebildete Mischung ist zur Coextrusion
mit einer normalen Polyethylen-Isolierschicht geeignet. Die Leitfähigkeit des Triaromatmethanpolymers
ist so bemessen, daß die spezifische elektrische Leitfähigkeit der Schicht bei Raumtemperatur
3 x 10
-3 (Ohm x cm)
-1 beträgt.
[0014] Die erfindungsgemäße leitfähige Polymerlegierung bzw. das leitfähige Polymer, das
zur Herstellung der leitfähigen Schichten 3 und 5 verwendet wird, ist ein leicht verarbeitbarer
Werkstoff, der mit den eingesetzten Isoliermaterialien die Bildung eines dauerhaften
und hohlraumfreien Verbunds ermöglicht. Die aus dem Polymer bzw. der'Polymerlegierung
gefertigten elektrisch leitenden Schichten 3 und 5 weisen nicht nur in elektrischer,
sondern auch in mechanischer und thermischer Hinsicht Eigenschaften auf, die den bestimmungsgemäßen
Einsatz bei der Fertigung der Kabel vorteilhaft erscheinen lassen.
[0015] Die Erfindung beschränkt sich nicht nur auf die in der Beschreibung dargestellte
Ausführungsform. Vielmehr können hiermit auch Kabel mit mehr als einem Leiter und
den entsprechenden Kabelumhüllungen hergestellt werden. Insbesondere ist auch ein
einschichtiger Aufbau der äußeren Leitschicht unter Wegfall der Bewicklung (5A) möglich
bzw. eine Kombination mit einem herkömmlichen Rußpapier oder dergleichen als Bewicklung,
was thermisch gesehen vorteilhaft ist.
1. Kunststoffkabel mit wenigstens einem elektrischen Leiter (2), der von einer Kabelumhüllung
(1M) umgeben ist, die neben einer isolierenden Schicht (4) mehrere elektrisch leitende
Schichten (3,5) aus einem polymeren Material aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß
mindestens eine elektrisch leitende Schicht (3,5) aus einem Polymer, einem Mischpolymerisat
oder einer Polymerlegierung gefertigt ist, die schmelzbar und/oder löslich sind, und
deren spezifische elektrische Leitfähigkeit durch einen Gehalt an Charge-Transfer-Komplexen
auf einen definierten Wert einstellbar ist.
2. Kunststoffkabel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die leitfähigen elektrischen
Schichten (3,5) ein Polymer auf der Basis von überlappenden und nicht- überlappenden
Triaromatmethaneinheiten enthalten.
3. Kunstoffkabel nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß dem
polymeren Material Jod, Schwefeltrioxid, Schwefelsäure oder Eisenchlorid als Elektronenakzeptor
zur Bildung von Charge-Transfer-Komplexen beigemischt ist.
4. Kunststoffkabel nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
dem polymeren Material Natrium oder ein anderes Alkalimetall als Elektronendonator
zur Bildung von Charge-Transfer-Komplexen beigemischt ist.
5. Kunststoffkabel nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
dem polymeren Material zur Einstellung einer definierten spezifischen elektrischen
Leitfähigkeit eine Mineralsäure oder eine Lewissäure beigemischt ist.
6. Kunststoffkabel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die für die Bildung
der leitfähigen Schichten (3,5). verwendete Polymerlegierung wenigstens aus einem
isolierenden Polymer und einem leitfähigen Polymer gebildet ist, und die Polymerlegierung
eine homogene Verteilung der beiden Polymerkomponenten aufweist.
7. Kunststoffkabel nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Polymerlegierung
aus einem polaren oder nichtpolaren isolierenden Polymer und einem polaren oder nichtpolaren,
leitfähigen Polymer gebildet ist.
8. Kunststoffkabel nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Polymerlegierung
ein Polyvinylchlorid, ein Polyester einen Nitrilkautschuk, eine Epoxidharzmasse, Polycarbonat,
eine Polyurethanharzmasse oder ein Polyamid als polares, isolierendes Polymer enthält.
9. Kunstoffkabel nach einem der Ansprüche 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Polymerlegierung als nichtpolares, isolierendes Polymer Polyethylen, Polybutadien,
Polystyrol oder Buthadienstyrolcopolymere, oder als polares, isolierendes Polymer
Polyethylen-Copolymerisat, insbesondere Ethylvinylacetat-Polyethylen-Copolymer oder
Acrylnitrilbuthadien-Styrol-Copolymer enthält.
10. Kunststoffkabel nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
zur Bildung der leitfähigen Polymerlegierung polare leitfähige Triaromatmethanpolymere
oder leitfähige nichtpolare Copolymere aus Acetylen und/oder Acetylenderivaten vorgesehen
sind.
11. Kunststoffkabel nach einem der Ansprüche 1 bis 10 dadurch gekennzeichnet, daß
eine der elektrisch leitenden Schichten als sogenannte innere Leitschicht (3) unmittelbar
auf dem Leiter aufgebracht ist,und eine zweite Leit- schicht unmittelbar auf die Isolierschicht (4) als sogenannte äußere Leitschicht
(51) aufgebracht ist.
12. Kunststoffkabel nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß das Polymer oder
die Polymerlegierung schmelzbar und zusammen mit der Isolierschicht (4) als innere
und äußere Leitschicht (3, 51) durch Coextrusion auf den Leiter (2) aufgebracht sind.
13. Kunststoffkabel nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß
mindestens eine der elektrisch leitenden Schichten (3,5I) aus einem löslichen Polymer
oder einer löslichen Polymerlegierung gefertigt und in Form eines Lackes oder einer
Paste aufgebracht sind.
14. Kunststoffkabel nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Schichtdicke der elektrisch leitenden Schichten
(3,51) 0,2 bis 2 mm, bevorzugt 0,3 bis 1 mm beträgt.
15. Kunststoffkabel nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die spezifische elektrische Leitfähigkeit der elektrisch leitenden Schichten (3,
5) auf mindestens 10-5, vorzugsweise 10-3 bis 10-1 Ohm-1 cm-1 eingestellt ist.
16. Kunststoffkabel nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die äußere Leitschicht (5) sich aus einer coextrudierten Schicht (51) aus einem
leitfähigen schmelzbaren polymeren Material und einer darauf befindlichen Bewicklung
(5A) aus herkömmlichem rußhaltigen Papier- oder Gewebeband zusammensetzt.