[0001] Die Erfindung betrifft einen Flugkörper mit einem Gehäuse, in dem mehrere Abwerfeinheiten
in Längsrichtung hintereinander angeordnet sind und das eine entfernbare Bodenwand
aufweist, welche alle Abwerfeinheiten abstützt und diese nach ihrer Entfernung aus
dem Gehäuse entläßt.
[0002] Es ist bekannt, Flugkörper mit einlaborierter Nutzlast, z.B. Submunition, zu verschießen
und die Nutzlast in Form von Abwerfeinheiten über dem Zielgelände zu verteilen. Die
Anordnung der Abwerfeinheiten im Flugkörper erfolgt dabei im Regelfall lagenweise
in Längsrichtung übereinanderstehend. Aufgrund dieser Anordnung muß bei Beschleunigung
des Flugkörpers die dem Flugkörperboden am nächsten angeordnete Abwerfeinheit nicht
nur die durch ihr Eigengewicht verursachte Massenkraft aufnehmen, sondern auch die
Massenkräfte der darüber angeordneten Abwerfeinheiten. Dies macht eine entsprechend
stabile Dimensionierung der Abwerfeinheiten erforderlich. Es wäre unwirtschaftlich,
die Abwerfeinheiten entsprechend ihrer Anordnung im Flugkörper unterschiedlich zu
dimensionieren, weil dies einer Typenvereinheitlichung entgegenstehen würde.
[0003] Es ist ferner bekannt, Abwerfeinheiten in einem Flugkörper auf Zwischenböden anzuordnen
(DE-PS 26 07 336). Die Zwischenböden sind mit ihren Rändern in keilförmigen Nuten
der Flugkörperhülle eingesetzt, um die Massenkräfte einer jeden Abwerfeinheit in die
Flugkörperhülle abzuleiten. Die Flugkörperhülle ist in zwei Halbschalen unterteilt,
die am Flugkörperboden scharnierartig befestigt sind und zum Entlassen der Abwerfeinheiten
auseinanderklappen. Für das Einformen der keilförmigen Nuten muß die Wand der Flugkörperhülle
hinreichend dick ausgebildet werden. Bei Flugkörpern ist man jedoch im allgemeinen
bemüht, den Wandquerschnitt der Hülle, bzw. des Gehäuses, möglichst klein zu dimensionieren,
um den für die Ladung verfügbaren Nutzraum groß zu machen. Eine auseinanderklappbare
Flugkörperhülle ist ferner nur schwer gegen Feuchtigkeit abzudichten. Munition muß
häufig über viele Jahre hinweg gelagert werden. Es ist daher wichtig, den Nutzraum
eines derartigen Flugkörpers auf einfache Weise gegen Feuchtigkeit abdichten zu können.
Diese Voraussetzungen sind bei einer aufklappbaren Flugkörperhülle nicht zu erfüllen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Flugkörper der eingangs genannten
Art zu schaffen, bei dem jede Abwerfeinheit nur ihre eigenen Massenkräfte aufnehmen
muß und bei dem sämtliche Abwerfeinheiten aus dem Heck heraus abgeworfen werden, so
daß die Verwendung einer rohrförmigen, in Längsrichtung ungeteilten, dünnwandigen
Flugkörperhülle möglich ist.
[0005] Die Lösung dieser Aufgabe besteht erfindungsgemäß darin, daß mindestens die der Bodenwand
zugewandten Abwerfeinheiten jeweils durch ein Abstützelement überbrückt sind, daß
die Abstützelemente sich aufeinander abstützen und außerdem jedes Abstützelement eine
der Abwerfeinheiten abstützt.
[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Flugkörper werden das Gewicht und die Beschleunigungskräfte
(Massenkräfte), die beim Abschuß auf die Abwerfeinheiten einwirken, nicht auf die
rückwärtigen Abwerfeinheiten übertragen, sondern auf die Abstützelemente. Jedes Abstützelement
stützt die vor ihm angeordneten Abstützelemente und Abwerfeinheiten ab, so daß die
Summe der Abstützkräfte auf die Bodenwand übertragen wird. Die Abwerfeinheiten können
mit relativ schwach ausgebildeten Gehäusen ausgestattet und untereinander gleich ausgebildet
sein.
[0007] Als Abwerfeinheiten kommen Minen, Ortungsgeräte, Sendegeräte oder andere Einrichtungen
in Betracht, die über dem Zielgebiet abgeworfen werden und sich verteilen sollen.
Die Abwerfeinheiten können Bremselemente, wie z.B. Fallschirme, aufweisen, die sich
nach dem Abwerfen entfalten, sie können aber auch ungebremst auf den Boden herabfallen.
[0008] Zweckmäßigerweise sind die Abstützelemente derart ausgebildet, daß sie sich nach
dem Entfernen aus dem Gehäuse von den zugehörigen Abwerfeinheiten trennen. Auf diese
Weise ist sichergestellt, daß sie die Abwerfelemente und deren Funktion anschließend
nicht behindern können. Das Abtrennen der Abstützelemente kann auf verschiedenartige
Weise erfolgen, insbesondere dadurch, daß die Abstützelemente zwei oder mehrteilig
ausgebildet sind und die verschiedenen Teile im Flug auseinanderfallen. Ferner können
die Teile der Abstützelemente durch Federn auseinandergedrückt werden. Eine weitere
oder zusätzliche Maßnahme besteht darin, die Teile der Abstützelemente derart auszubilden,
daß sie durch aerodynamische Kräfte während des Fallens auseinandergedrückt werden.
Schließlich können die Abstützelemente auch Drallerzeugungselemente aufweisen, derart,
daß auf ihre voneinander zu trennenden Teile Zentrifugalkräfte einwirken.
[0009] Um sicherzustellen, daß die Abwerfeinheiten sich nach dem Entlassen aus dem Gehäuse,
bzw. der Flugkörperhülle, voneinander trennen und im Zielgebiet verteilen, können
die Abwerfeinheiten durch Federn voneinandergedrückt sein. Im Innern der Flugkörperhülle
sind die Federn zusammengedrückt und nach dem Abwerfen der Bodenwand können sie sich
entspannen, wodurch die Abwerfeinheiten aus dem Flugkörper herausgedrückt und voneinander
entfernt werden.
[0010] Schließlich können die Abwerfeinheiten derart ausgebildet sein, daß sie durch aerodynamische
Kräfte voneinander getrennt werden. Zu diesem Zweck können die Abwerfeinheiten mit
ausspreizbaren Bremsflächen o.dgl. versehen sein.
[0011] Im folgenden werden unter Bezugnahme auf die Zeichnungen Ausführungsbeispiele der
Erfindung näher erläutert.
[0012] Es zeigen:
Fig. 1 einen Längsschnitt eines Flugkörpers mit mehreren in Richtung der Flugkörperachse
hintereinander angeordneten Abwerfeinheiten,
Fig. 2 den FlugkÖrper nach Fig. 1 beim Ausstoßen der Abwerfeinheiten,
Fig. 3 zwei Abwerfeinheiten mit einem zwischen ihnen angeordneten gespannten Druckfederelement,
Fig. 4 das Voneinanderdrücken der Abwerfeinheiten beim bzw. nach Verlassen des Flugkörpers,
Fig. 5 einen Flugkörper mit Leitwerkseinrichtung, z.B. als Mörserpatrone, und
Fig. 6 einen Flugkörper mit Raketenmotorantrieb.
[0013] Der in Fig. 1 dargestellte Flugkörper enthält in dem als Flugkörperhülle ausgebildeten
Gehäuse 1 mehrere Abwerfeinheiten 2, von denen jede den Querschnitt des zylindrischen
Nutzlastraums 5 nahezu vollständig ausfüllt. Die Abwerfeinheiten 2, bei denen es sich
beispielsweise um Submunitionseinheiten handelt, sind übereinandergestapelt. Jede
Abwerfeinheit 2 ist von einem rohrförmigen Abstützelement 3 umschlossen, das an seinem
vorderen Ende einen nach innen gerichteten Flansch 4 zum Abstützen der nächst vorderen
Abwerfeinheit aufweist. Die Abstützelemente 3 müssen nicht notwendigerweise rohrförmig
sein. Es kann sich auch um käfigartige Strukturen handeln. Wichtig ist, daß jedes
der Abstützelemente die von ihm umschlossene Abwerfeinheit überbrückt, um die nächst
vordere Abstützeinheit abzustützen.
[0014] Am rückwärtigen Ende ist der Nutzlastraum 5 durch den Boden 6 abgeschlossen, der
über Scherstifte 7 mit dem Gehäuse 1 verbunden ist. Den vorderen Abschluß des Nutzlastraums
bildet eine Abschlußplatte 8, die mit einem ringförmigen Dichtungselement 9 gegen
die dort nach innen vorspringende Wand des Nutzlastraumes abgedichtet ist. Bei dem
in Fig. 1 dargestellten Beispiel ist die vorderste Abwerfeinheit 2 nicht von einem
Abstützelement umgeben.
[0015] In der Flugkörperspitze ist ein Zeitzünder 10 angeordnet. Darunter befindet sich
die Ausstoßladung 11 in einem Raum, der durch die Abschlußplatte 8 von dem Nutzlastraum
5 getrennt ist.
[0016] Nach Ablauf der im Zeitzünder 10 eingestellten Zeit wird die Ausstoßladung 11 gezündet
und der sich aufbauende Gasdruck drückt die Abschlußplatte 8 und damit die aus den
Abwerfeinheiten 2 und den Abstützelementen 3 bestehende Nutzlastsäule zum Boden 6
hin. Die Scherstifte 7 scheren ab und die Abwerfeinheiten 2 werden zusammen mit den
Stützelementen 3 aus dem Flugkörper ausgestoßen, so wie dies in Fig. 2 dargestellt
ist. Jedes der Abstützelemente 3 besteht aus mindestens zwei Teilen 3A,3B, die seitlich
auseinander bewegt werden können. Damit die Teile 3A,3B sich von der Abwerfeinheit
2 trennen, sind Federn 17 vorgesehen, die jedes dieser Teile von der Abwerfeinheit
2 seitlich fortdrücken. Das Auseinanderfliegen der Teile 3A,3B und das Abtrennen von
der Abwerfeinheit erfordert nicht notwendigerweise Federn. In der Regel kann davon
ausgegangen werden, daß die Teile 3A,3B in der Luft von selbst abfallen. Zur Unterstützung
des Auseinanderfliegens können diese Teile mit aerodynamischen Flächen ausgestattet
sein, die die Trennung begünstigen.
[0017] Fig. 3 und 4 zeigen das gleiche Prinzip wie Fig. l und 2, mit dem Unterschied, daß
zusätzlich zwischen den Abwerfeinheiten zwei axial zum Flugkörper wirkende Federn
12 angeordnet sind, die zunächst zusammengedrückt sind, sich jedoch entspannen, wenn
die beiden angrenzenden Abwerfeinheiten den Flugkörper verlassen haben. Die Feder
12 ist entweder nur an einer der beiden Abwerfeinheiten befestigt oder als loses Teil
ausgebildet, so daß die Abwerfeinheiten sich unbehindert durch die Feder 12 voneinander
trennen können.
[0018] Fig. 5 zeigt einen mit Leitwerkseinrichtung 13 versehenen Flugkörper, wie er beispielsweise
als Mörsermunition, z.B. für Granatwerfer, benutzbar ist. Am Heck des Flugkörpers
befindet sich vor der Leitwerkseinrichtung 13 ein Satz Treibladungen 14. In der Düse
ist ein Treibladungsanzünder 15 angeordnet.
[0019] Bei dem Ausführungsbeispiel der Fig. 5 ist im Unterschied zu demjenigen der Fig.
1 auch die vorderste Abwerfeinheit 2 von einem Abstützelement 3' umgeben. Gegen den
Innenflansch 4 am vorderen Ende dieses Abstützelementes 3' drückt die Abschlußplatte
8. Auf diese Weise wird verhindert, daß die vorderste Abwerfeinheit die axiale Ausstoßkraft
für alle Abwerfeinheiten und Abstützelemente übernehmen muß.
[0020] Der in Fig. 6 dargestellte Flugkörper ist mit einem Raketenmotor 16 ausgestattet,
der mit dem Boden 6 verbunden ist, z.B. über eine Gewindeverbindung. Beim Ausstoß
der Abwerfeinheiten 2 wird der Boden 6 mit dem leergebrannten Raketenmotor 16 von
der Flugkörperhülle abgetrennt.
[0021] Wird der Flugkörper mit Drall verschossen, so wird das Ablösen der Abstützelemente
nach dem Ausstoß der Nutzlastsäule durch radial zur Flugkörperachse wirkende Fliehkräfte
unterstützt. Das Ablösen der Abstützelemente kann auch durch aerodynamische Kräfte
bewirkt oder gefördert werden. Hierzu können Bremsflächen an den Abstützelementen
angebracht sein, die nach dem Ausstoß der Nutzlast ausklappen. Auch für das Lösen
der Abwerfeinheiten voneinander können Einrichtungen, die aerodynamische Kräfte erzeugen,
benutzt werden.
1. Flugkörper mit einem Gehäuse, in dem mehrere Abwerfeinheiten in Längsrichtung hintereinander
angeordnet sind und das eine entfernbare Bodenwand aufweist, welche alle Abwerfeinheiten
abstützt und diese nach ihrer Entfernung aus dem Gehäuse entläßt,
dadurch gekennzeichnet, daß mindestens die der Bodenwand (6) zugewandten Abwerfeinheiten
(2) jeweils durch ein Abstützelement (3) überbrückt sind, daß die Abstützelemente
(3) sich aufeinander abstützen und daß außerdem jedes Abstützelement (3) eine der
Abwerfeinheiten abstützt.
2. Flugkörper nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Abstützelemente (3) derart ausgebildet sind, daß sie
sich nach dem Entfernen aus dem Gehäuse (1) von den zugehörigen Abwerfeinheiten (2)
trennen.
3. Flugkörper nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Abstützelemente (3) zwei- oder mehrteilig ausgebildet
sind.
4. Flugkörper nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Teile (3A,3B) der Abstützelemente durch Federn (17)
auseinandergedrückt sind.
5. Flugkörper nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Teile (3A,3B) der Abstützelemente (3) derart ausgebildet
sind, daß sie durch aerodynamische Kräfte auseinanderbewegt werden.
6. Flugkörper nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Abstützelemente (3) Drallerzeugungselemente aufweisen,
derart, daß auf ihre voneinander zu trennenden Teile (3A,3B) Zentrifugalkräfte einwirken.
7. Flugkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Abwerfeinheiten
(2) durch Federn (12) voneinandergetrennt werden.
8. Flugkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Abwerfeinheiten
(2) derart ausgebildet sind, daß sie durch aerodynamische Kräfte voneinander getrennt
werden.