[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Zinn-Graphit-oder
ZinnlBlei-Graphit-Schichten, bei dem wenigstens die Zinn-Schicht galvanisch abgeschieden
wird. Daneben bezieht sich die Erfindung auch auf ein Bad zum galvanischen Abscheiden
derartiger Dispersionsüberzüge aus einer wässrigen Lösung von Zinn-II-und gegebenenfalls
Blei-II-Salzen.
[0002] Für den Einsatz von mehrpoligen Steckkontaktleisten werden bisher vorwiegend edelmetallüberzogene
Kontaktstifte bzw. -messer und Kontaktbuchsen verwendet, die ausschließlich galvanisch
aufgebracht werden. Es ist bekannt zur Standzeitverfängerungen dabei Graphiteinlagerungen
in die Edetmetallüberzüge vorzusehen: Beispielsweise aus der DE-PS 25 43 082 ist ein
cyanidischer Silberefektrolyt und ein Verfahren zur galvanischen Abscheidung von Silber-Graphit-Dispersionsüberzügen
und seine Anwendung für Kontakte bekannt, bei denen der Graphit als Festschmierstoff
dient
[0003] Seit einiger Zeit ist man bemüht; für die oben angegebenen Kontakte die Edefmetallschichten
durch Zinn-bzw. Zin/Blei-Schichten zu ersetzen. Zinn-Schichten können durch Feuerverzinnung
oder ebenfalls mittels galvanischer Bäder aufgebracht werden. Aus der DE-OS 24 13
402 sind gleitfähige Zinn-Schichten für elektrische Gleitkontakte an Steckelementen
bekannt, bei denen die insbesondere galvanisch aufgebrachten Zinn-oder auch Zinn/Blei-Schichten
im Kugelpolierverfahren unter Zugabe von die Gleitung förderlichen Stoffen, wie Graphitpuder,
im Grenzbereich der Oberfläche inkorperiert und gleichzeitig kalt verfestigt werden.
[0004] Beim Stand der Technik erfolgt der Einbau des Graphits in die Zinnschicht also nur
mechanisch in die Grenzfläche bis zu etwa 0,5 um Tiefe, wozu ein separater Arbeitsgang
erforderlich ist Dabei ist die Form der zu behandelnden Teile von Bedeutung, wobei
eine optimale Verteilung auf allen Grenzflächen des Kontaktes nicht erreicht werden
kann.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es demgegenüber, ein verbessertes Verfahren zum Aufbringen
von Schichten auf Zinn-Graphit-bzw. Zinn/Blei-Graphit-Basis und die zugehörigen Mittel
anzugeben.
[0006] Gemäß der Erfindung ist die Aufgabe dadurch gelöst daß die Zinn-Graphit-oder Zinn/Blei-Graphit-Schicht
als Dispersionsüberzug in einem einzigen Arbeitsgang galvanisch erzeugt wird, wobei
mit einem Galvanisierbad auf stark saurer Basis, in dem Graphitpulver mittels eines
säurebeständigen Netzmittes dispergiert ist, und bei Temperaturen ≦ 35 °G gearbeitet
wird. Dabei erfolgt die galvanische Abscheidung des Zinn-Graphit-Überzuges vorteilhafterweise
bei Stromdichten von 1 bis 15 A/dm
2.
[0007] Zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird ein Bad zum galvanischen Abscheiden
von Zinn-Graphit-Dispersionsüberzügen aus einer wässrigen Lösung von Zinn-II-und gegebenenfalls
Blei-Il-Salzen verwendet bei der die Lösung einen pH-Wert ≦ 2 hat und ein säurebeständiges
Netzmittel enthält Vorteilhafterweise ist das Netzmittel eine organische Substanz,
die nicht oder nur wenig zur Schaumbildung neigt Solche Netzmittel können eine oder
mehrere der Substanzen aus der Gruppe Phenol und Dibutylanilin, Gelatine und Kresol,
Kresol-Sulfonsäure und 2-Methyl-Pentylsulfat, Dibutyl-Natriumnapthalinsulfonat oder
Natriumlaurylsulfat und Natriumxantogenat sein. Dabei hat das im Netzmittel dispergierte
Graphitpulver vorzugsweise eine Komgrößenverteilung < 1 bis 5 um, d.h. 70 % der Graphitteilchen
sind kleiner als 1µ.
[0008] Im Rahmen der Erfindung wurden geeignete Netzmittel gefunden, die in der Lage sind,
die feinen Graphitkömer zu dispergieren und gleichzeitig deren Einbau in die galvanisch
abgeschiedenen Zinn-bzw. Zinn/Blei-Schichten in hinreichendem Maße zu garantieren.
Die mit den angegebenen Netzmitteln versetzten galvanischen Bäder werden vorzugsweise
bei Raumtemperatur oder bei Temperaiuren ≦ 35 °C eingesetzt
[0009] Aus der DE-PS 26 34 128 war zwar bereits ein Bad und ein Verfahren zum galvanischen
Abscheiden von Nickel-Graphit-Dispersionsüberzügen aus einer wässrigen Lösung von
Nickelsulfamat bekannt, das auf saurer Basis arbeitet und ein für saure Nickelbäder
geeignetes Netzmittel enthält Allerdings liegen bei Nickel andere Voraussetzungen
wie beim Zinn vor. Bislang wurde davon ausgegangen, daß Schichten auf Zinn-Graphit-Basis
galvanisch nicht herstellbar sind.
[0010] Aufgrund der Erfindung läßt sich bei galvanisch abgeschiedene Zinn-und Zinn/Blei-Schichten,
die auch einen geringen Antimongehalt aufweisen können, welcher die Härte des Überzuges
erhöht die Abriebbeständigkeit erheblich verbessern. Dabei wird die notwendige Steckkraft
trotz hohen Kontaktdruckes vermindert Es konnte im einzelnen nachgewiesen werden,
daß bei den galvanisch hergestellten Dispersionsüberzügen aus Zinn-Graphit-bzw. Zinn/Bfei-Graphit
die Abriebbeständigkeit um das 10 bis 25-fache gegenüber den bisher bekannten Zinn-bzw.
Zinn/Blei-Schichten erhöht ist
[0011] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung von Ausführungsbeispielen:
Bei den einzelnen Beispielen werden die metallischen Kontakte zunächst einer in der
Galvanotechnik üblichen Vorbehandlung unterzogen und anschließend in einem der Elektrolyten
der nachfolgend angegebenen Zusammensetzung mit einem Zinn-Graphit-bzw. Zinn/Blei-Graphit-Dispersionsüberzug
beschichtet
Beispiel 1
[0012]

[0013] Die abgeschiedene Zinnschicht enthielt 1,6 Gew.-% Graphit. Die Abriebbeständigkeit
stieg um das 10-fache.
Beispiel II
[0014]

[0015] Die abgeschiedene Schicht enthielt 2 Gew.-% Graphit. Die Abriebbeständigkeit stieg
um das 18-fache.
Beispiel III
[0016]

[0017] Die abgeschiedene Zinnschicht enthielt 1,8 Gew.-% C. Die Abriebbeständigkeit gegenüber
einer reinen Zinnschicht wurde um das 2-fache erhöht.
BEISPIEL IV
[0018]

[0019] Die abgeschiedene Zinn/Blei-Schicht (90/10) enthielt 1,8 Gew.-% Graphit und 1 Gew.-%
Antimon. Die Abriebbeständigkeit gegenüber reinen Zinn/Blei-Schichten ist um das 25-fache
gesteigert
Beispiel V
[0020]

[0021] Die abgeschiedene Zinn/Blei-Schicht(60/40) enthielt 1 Gew.-% Graphit und 1 Gew.%
Antimon. Die Abriebbeständigkeit steigt um das 10-fache gegenüber einer reinen ZinnBlei-Schicht
1. Verfahren zur Herstellung von Zinn-Graphit oder Zinn/Blei-Graphit-Schichten, bei
dem wenigstens die Zinn- Schicht galvanisch abgeschieden wird, dadurch gekennzeichnet,
daß die Zinn-Graphit oder Zinn/Blei-Graphit-Schicht als Dispersionsüberzug in einem
einzigen Arbeitsgang galvanisch erzeugt wird, wobei mit einem Galvanisierbad auf stark
saurer Basis, in dem Graphitpulver mittels eines säurebeständigen Netzmittels dispergiert
ist, und bei Temperaturen ≦ 35 °C gearbeitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die galvanische Abscheidung
des Zinn-Graphit-oder Zinn/Blei-Graphit-Überzuges bei Stromdichten von 1 bis 15 A/dm2 erfolgt.
3. Bad zum galvanischen Abscheiden von Zinn-Graphit-Dispersionsüberzügen aus einer
wässrigen Lösung von Zinn-II-und gegebenenfalls Blei-II-Salzen, dadurch gekennzeichnet,
daß die Lösung einen pH-Wert ≦ 2 hat und ein säurebeständiges Netzmittel für Graphit
enthält.
4. Bad nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Netzmittel eine organische
Substanz ist, die nicht oder nur wenig zur Schaumbildung neigt.
5. Bad nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Netzmittel eine oder mehrere
der Substanzen aus der Gruppe
Phenol und Dibutylanilin,
Gelatine und Kresol,
Kresol-Sulfonsäure und 2-Methyl-Pentylsulfat,
Dibutyl-Natriumnaphtalinsulfonat oder
Natriumlaurylsulfat und Natriumxantogenat
sind.
6. Bad nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Graphitpulver eine Korngrößenverteilung
< 1 -5 um hat.
7. Bad nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Zinn-II-Salz Zinnsulfat Zinnfluorborat,
Zinnmethansulfonat oder Zinnmethacrylsulfonat ist.
8. Bad nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Blei-II-Salz Bleimethacrylsulfonat
oder Bleimethansulfonat ist.
9. Bad nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich ein Antimonsalz, beispielsweise
Kalium-Antimon-III-Oxidtartrat vorhanden ist.
10. Bad nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die saure Lösung Schwefelsäure,
Borflußsäure, Methansulfonsäure oder Methacrylsulfonsäure enthält.
11. Galvanisches Bad nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß es Zinnsulfat entsprechend
26 g Sn/l, 140 g/l Schwefelsäure, 5 g/l Phenol, 1 g/l Dibutylanilin und 100 g/l Graphit
enthält.
12. Bad nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß es Zinnfluorborat entsprechend
66 g Sn/l, 120 g/I Borflußsäure, 20 g/l Borsäure, 4 g/l Gelatine, 6 g/l Kresol, und
100 g/l Graphit enthält.
13. Bad nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß es Zinn-II-Methansulfonat entsprechend
70 g Sn/l, 300 g/l Methansulfonsäure, 6 g/l Kresol-Sulfonsäure, 8 g/l 2-Methyl-Pentylsulfat,
und 100 g/I Graphit enthält.
14. Bad nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß es Zinn-II-Methacrylsulfonat
entsprechend 70 g Sn/l, Blei-II-Methacrylsulfonat entsprechend 6 g Pb/l, 110 g/l Methacrylsulfonsäure,
3 g/l Kalium-Antimon-III-Oxidtartrat, 0,5- g/l Dibutyl-Natriumnaphtalinsulfonat und
100 g/l Graphit enthält.
15. Galvanisches Bad nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß es Zinn-II-Methansulfonat
entsprechend 9 g Sn/l, Blei-II-Methansulfonat entsprechend 4,5 g Pb/l, 250 g/l Methansulfonsäure,
0,5 g/l Natriumlaurylsulfat, 0,1 g/l Natriumxanthogenat und 60 g/l Graphit enthält.