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(11) | EP 0 196 447 A1 |
(12) | EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
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(54) | Verfahren zur Erhöhung des Oxydations- und Korrosionswiderstandes eines Bauteils aus einer dispersionsgehärteten Superlegierung durch eine Oberflächenbehandlung |
(57) Verfahren zur Erhöhung des Oxydations-und Korrosions-widerstandes eines Bauteils
aus einer dispersionsgehärteten Superlegierung durch eine Oberflächenbehandlung, welche
in jedem Fall die Erzeugung bzw. Erhaltung einer feinkörnigen Oberflächenzone (5)
zum Gegenstand hat, wogegen die Kernzone (4) des Bauteils unter allen Umständen bei
der abschhessenden Rektistallisationsglühung im Temperaturebereich zwischen Rekristallisations-und
Solidustemperatur zur Grobkornbildung gezwungen wird. Die Erzeugung der feinkörnigen
Oberflächenzone (5) erfolgt durch Kaltverformung der Oberflächenzone (3, 5) mittels
Kugelstrahlen, Oberflächenwalzen, Drücken oder durch Erhitzen der Oberflächenzone
(7) auf eine ca. 100 bis 140"C unterhalb der Rekristallisationstemperatur liegende
Temperatur mittels Laser (9) oder Lichtbogen (10), während die Kernzone auf weniger
als 900°C gehalten wird, oder durch Aufbringen einer 10 bis 50 µm dicken Nickelschicht
auf die Oberfläche und nachfolgende Diffusion des Nickels in die Oberflächenzone (Nickelreiche
Oberflächenschicht 14) des Bauteils bei einer unterhalb der Rekristallisationstemperatur
liegenden Temperatur. In jedem Fall findet abschliessend eine der Einstellung des
Grobkorns in der Kernzone (4) dienende Rekristallisationsglühung statt. |
Fig. 1 ein schematisches Schliffbild durch ein Bauteil im Anlieferungszustand mit Behandlung der Oberflächenzone durch einen Kugelstrahl,
Fig. 2 ein schematisches Schliffbild durch ein Bauteil nach der Behandlung der Oberflächenzone durch Kugelstrahlen und nach der Rekristallisationsglühung,
Fig. 3 ein schematisches Schliffbild durch ein Bauteil im Anlieferungszustand und während der Behandlung der Oberflächenzone durch einen Laserstrahl oder einen Lichtbogen,
Fig. 4 ein Diagramm der Temperaturverteilung über den Werkstückquerschnitt bei der Wärmebehandlung und bei der Rekristallisationsglühung,
Fig. 5 ein schematisches Schliffbild durch ein Bauteil nach der Behandlung der Oberflächenzone durch Laserstrahl- oder Lichtbogenaufheizung und nach der Rekristallisationsglühung,
Fig. 6 ein schematisches Schliffbild durch ein Bauteil im Anlieferungszustand mit elektrolytisch aufgebrachter Nickelschicht,
Fig. 7 ein schematisches Schliffbild durch ein Bauteil mit Nickelschicht nach einer Diffusionsglühung,
Fig. 8 ein schematisches Schliffbild durch ein Bauteil mit Nickelschicht nach einer Diffusions- und einer Rekristallisationsglühung,
Fig. 9 ein schematisches Schliffbild durch ein Bauteil nach einer Diffusions- und Rekristallisationsglühung, nach der Entfernung der nickelreichen Oberflächenschicht.
Ausführungsbeispiel I:
Siehe Fig. 1 und 2!
Aus einem mit mittlerer Korngrösse vorliegenden Schmiedebarren aus einer dispersionsgehärteten
Nickelbasis-Superlegierung wurde ein prismatischer Probekörper von 100 mm Länge, 40
mm Breite und 40 mm Dicke abgeschnitten. Die unter dem Handelsnamen MA 6000 (INCO)
bekannte Legierung hatte die nachfolgende Zusammensetzung:
Die Oberflächenzone 3 einer Längsseite des prismatischen Körpers wurde auf ihrer ganzen Breite und über eine Länge von 60 mm mit einem Kugelstrahl 2 verformt. Der Druck beim Kugelstrahlen betrug 0,8 MPa, der Durchmesser der Stahlkugeln 0,3 bis 0,6 mm, die Strahlzeit insgesamt für die ganze Fläche 5 min. Nach dem Kugelstrahlen wurde der Körper während 1 h bei einer Temperatur von 1280°C geglüht. Die grobkörnig rekristallisierte Kernzone 4 wies stengelartig gestreckte Kristallite von 12 bis 15 mm Länge und 4 bis 6 mm Breite auf, während die feinkörnig rekristallisierte Oberflächenzone 5 von 200 µm Tiefe eine durchschnittliche Korngrösse von weniger als 2 µm zeigte.
In der beschriebenen Weise können feinkörnige Oberflächenzonen 5 von ca. 100 bis 200 µm Dicke hergestellt werden. Die Betriebsparameter für das Kugelstrahlen variieren je nach zu behandelnder Legierung, Gefügezustand des Ausgangsmaterials und Dicke der herzustellenden feinkörnigen Oberflächenzone.
Ausführungsbeispiel II:
Aus einem feinkörnigen Blech aus einer dispersionsgehärteten Nickelbasis-Superlegierung
wurde ein rechteckiges Stück mit den Dimensionen 4 x 100 x 30 mm herausgeschnitten.
Der unter dem Handelsnamen MA 754 (INCO) laufende Werkstoff hatte folgende Zusammensetzung:
Der Blechabschnitt wurde einem einmaligen Kaltwalzprozess unterworfen, wobei eine totale Dickenabnahme von ursprünglich 4 mm auf 3,9 mm (2,5 %) eingestellt wurde. Diese Kaltverformung fand überwiegend in den Oberflächenzonen des Bleches statt. Nach dem Kaltwalzen wurde der Blechabschnitt während 1/2 h einer Rekristallisationsglühung bei einer Temperatur von 1330°C ausgesetzt. Die grobkörnig rekristallisierte Kernzone zeigte längsgestreckte Kristallite von durchschnittlich 6 bis 8 mm Länge, 2 mm Breite und 1 mm Dicke, während die feinkörnig rekristallisierten Oberflächenzonen von 150 µm Tiefe Korngrössen von 2 bis 5 µm aufwiesen.
Der Kaltverformungsgrad beim Walzen, Rollen, Drücken etc. kann in vorteilhafter Weise derart eingestellt werden, dass er für derartige blech-, band- und tafelförmige Werkstücke ca. 2 bis 5 % Dickenabnahme entspricht.
Ausführungsbeispiel III:
Vergleiche Fig. 3, linke Seite und Fig. 4 und 5!
Aus einer durch Warmstrangpressen hergestellten Rundstange von 40 mm Durchmesser wurde ein Werkstück von 100 mm Länge abgesägt. Das Material war die in Beispiel I angegebene Nickelbasis-Superlegierung mit dem Handelsnamen MA 6000. Die Oberfläche 8 (Mantelfläche) des Werkstücks wurde während 10 min einem Laserstrahl 9 ausgesetzt, so dass sich schliesslich eine gemäss Kurve a, Fig. 4 verlaufende Temperaturverteilung einstellte. Die sich auf niedrigerer Temperatur befindliche Kernzone 6 (ca. 800 bis 1000°C, im Mittel etwa 900°C) hebt sich gegenüber der auf höherer Temperatur befindlichen Oberflächenzone 7 (max. ca. 1140°C) ab. Um einen schädlichen Temperaturausgleich zu vermeiden, wurde das Werkstück nach dieser Wärmebehandlung rasch auf Raumtemperatur abgekühlt. Die anschliessende Rekristallisationsglühung bei einer Temperatur von 1280°C (Kurve b in Fig. 4) ergab das in Fig. 5 gezeigte Bild.
Ausführungsbeispiel IV:
Vergleiche Fig. 3, rechte Seite und Fig. 4 und 5!
Ein Werkstück gleicher Dimension und Zusammensetzung wie in Beispiel III angegeben, wurde während 15 min mit einem elektrischen Lichtbogen 10 beaufschlagt'. Die Intensität des Lichtbogens und der Vorschub wurden so eingestellt, dass ungefähr das in Fig. 4 dargestellte Temperaturprofil erreicht wurde. Die Rekristallisationsglühung bei einer Temperatur von 1280°C ergab die gleichen Resultate wie unter Beispiel III.
Die in den Beispielen III und IV angegebenen Werte für die Wärmebehandlung der Oberflächenzone können je nach Werkstückabmessungen und Intensität der Energiequelle leicht variieren. Für die besagte Legierung sollte die Temperatur im Bereich von 1140 bis 1150°C, die Zeitdauer bei ca. 10 bis 30 min liegen.
Ausführungsbeispiel V:
Vergleiche Figuren 6, 7, 8 und 9:
Aus dem Werkstoff mit der Bezeichnung MA 6000 wurde eine Turbinenschaufel gefertigt (Werkstückgefüge 12 in feinkörnigem Zustand). Das als Tragflügelprofil ausgelegte Schaufelblatt hatte eine Länge von 220 mm, eine Breite von 70 mm und eine Profiltiefe von 18 mm, bei einer max. Dicke von 12 mm. Das Bauteil wurde zunächst gereinigt, entfettet und hierauf in ein elektrochemisches Nickelbad eingehängt. Auf galvanische Weise wurde auf der Oberfläche eine Nickelschicht 11 von 50 µm Dicke aufgebracht. Dann wurde das Werkstück während 6 h einer Diffusionsglühung unter Schutzgasatmosphäre bei einer Temperatur von 1020°C unterworfen. Hierbei entstand die an Nickel angereicherte Oberflächenzone 13. Die Diffusion von Nickel in den Grundwerkstoff verursachte ein gewisses Kornwachstum, welches durch die Dicke der Nickelschicht, die Diffusionstemperatur und die Diffusionszeit beeinflusst werden kann. Die Diffusionsschicht erreichte im vorliegenden Fall eine Dicke von durchschnittlich 200 pm. Das kontrollierte Kornwachstum während des Diffusionsprozesses hatte zur Folge, dass die nachträglich gemäss Beispiel I bei 1280°C/1 h durchgeführte Rekristallisationsglühung eine grobkörnig rekristallisierte Kernzone 4 ergab, während die Oberflächenzone 5 feinkörnig anfiel. Zu äusserst war noch eine dünne, unverändert vorliegende nickelreiche Oberflächenschicht 14 als Rest vorhanden. Diese Oberflächenschicht 14 wurde schliesslich auf elektrolytischem Wege entfernt (Siehe Fig. 9).
Nickelschichten 11 können vorteilhafterweise eine Dicke von 10 bis 50 um aufweisen. Die Diffusionsglühung für den Werkstoff MA 6000 kann bei Temperaturen zwischen ca. 1000 und 1050°C während ca. 4 bis 10 h durchgeführt werden.
Die Erfindung ist nicht auf die Ausführungsbeispiele beschränkt.
Die Kaltverformung der Oberfläche kann ausser durch Kugelstrahlen, Oberflächenwalzen und Drücken, durch Ziehen, Aufdornen (bei Hohlkörpern) oder auf irgend eine andere, an sich bekannte Art und Weise erfolgen. Die Rekristallisationsglühung ist im Bereich zwischen Rekristallisations- und Solidustemperatur durchzuführen.
Bei der Oberflächenbehandlung durch Erhitzen der Oberflächenzone soll deren Temperatur ca. 100 bis 140°C unterhalb der Rekristallisationstemperatur liegen, während die eigentliche, zur Grobkorn-Rekristallisation zu veranlassende Kernzone möglichst kalt, jedenfalls unter 900°C gehalten werden soll.