(19)
(11) EP 0 196 479 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
08.10.1986  Patentblatt  1986/41

(21) Anmeldenummer: 86102841.3

(22) Anmeldetag:  04.03.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F42B 11/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE DE FR SE

(30) Priorität: 22.03.1985 DE 3510343

(71) Anmelder: Schirneker, Hans-Ludwig
D-59519 Möhnesee (DE)

(72) Erfinder:
  • Schirneker, Hans-Ludwig
    D-59519 Möhnesee (DE)

(74) Vertreter: Gille, Christian, Dipl.-Ing. et al
Türk, Gille, Hrabal, Leifert Patentanwälte Brucknerstrasse 20
40593 Düsseldorf
40593 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Bleifreies Jagdgeschoss


    (57) Diese Erfindung soll ein blei-und kunststoff-freies Jagdgeschoß, vorzugsweise aus Tombak bestehend, unter Schutz stellen, bei dem beim Auftreffen auf ein Ziel die Verschlußhaube (13), welche mit keilförmigen Nocken versehen ist, zurückschnellt und hierbei mittels der Nocken (5) die Geschoßkörperwandung innen aufritzt, so daß im Ziel gleichmäßig geformte Fahnen entstehen. Das Geschoß behält beim Durchgang durch einen Wildkörper sein gesamtes Gewicht, Blei oder Kunststoff kann an den Wildkörper nicht abgegeben werden.




    Beschreibung


    [0001] Diese Erfindung soll ein bleifreies Jagdgeschoß unter Schutz stellen, bei dem mittels der Verschlußkappe, beim Aufsetzen auf einen Wildkörper, Sollrißstellen in das Geschoß eingebracht werden, so daß dieses in gleiche Teile aufspreizt und beim Durchgang durch den Wildkörper kein Gewichtsverlust des Geschosses entsteht.

    [0002] Es sind Jagdgeschosse bekannt, die aus einem Mantel und einem Bleikem bestehen. Die Spitze kann voll oder hohl ausgebildet sein. Der Mantel kann um das Geschoß verlaufende Verstärkungen aufweisen, wodurch die Aufpilzung begrenzt wird.

    [0003] Diese Geschosse geben beim Durchgang durch das Ziel viele Mantel-und Bleisplitter ab, z.T. wird das Blei zu feinstem Staub bzw. Schleim zerrieben. Das Geschoß verliert hierdurch einen großen Teil seines Eigengewichts, so daß in vielen Fällen die Geschoßenergie nicht mehr ausreicht den gewünschten Ausschuß zu erzielen. Springt das Wild noch ab und verendet zu einem späteren Zeitpunkt, so gelangt zumindest ein Teil des Bleischleimes mit in den Blutkreislauf des Wildes.

    [0004] Weiter sind Jagdgeschosse bekannt, die aus einem massiven Tombakkörper bestehen und von deren Spitze ausgehend ein Sackloch angeordnet ist Im Innem der Sacklochbohrung sind Sollrißstellen vorgesehen. Die Bohrung selbst ist mit Blei oder Kunstoff ausgefüllt Diese Geschosse haben mit Bleifüllung eine besonders starke Bleischleimentwicklung und bei einer Füllung mit Kunststoff einen absoluten Zerrieb des Kunststoffes.

    [0005] Auch sind Jadgdgeschosse bekannt, die aus einem massiven Tombakkörper bestehen und bei denen das Sackioch vome mit einer Haube abgeschlossen ist An der Außenfläche der Geschoßspitze sind Einfräsungen vorgesehen, die das gleichmäßige Aufspreizen der Geschosse gewährleisten sollen. Diese Einfräsungen bieten aber einen erhöhten Luftwiderstand, so daß das Geschoß schneller an Geschwindigkeit und damit Energie, verliert Auch ist die Herstellung solcher Geschosse wegen der Einbringung der Fräsungen relativ teuer.

    [0006] Die zuvor aufgezeigten Nachteile auszuschalten, ist Aufgabe dieser Erfindung. Die Erfindung sieht ein Geschoß vor, bei dem der gesamte Geschoßkörper z.B. aus Tombak besteht- Der Geschoßkörper ist in bekannter Weise vome spitz (konisch) ausgebildet Im Zentrum des Geschosses, ausgehend von der Spitze, ist eine Sacklochbohrung vorge sehen, die mit einer speziellen Verschlußhaube, vorzugsweise aus Stahl, abgedeckt ist. Die Verschlußhaube weist zwei oder mehrere (vorzugsweise vier oder fünf) Nocken auf, welche die Aufgabe haben beim Auftreffen auf das Ziel und beim Zurückgleiten der Verschlußhaube in das Sackloch, die Innenwandung aufzuschneiden um ein gleichmäßiges Aufspreizen zu erreichen. Vorzugsweise ist die Verschlußhaube vome nicht ballig, sondem glatt oder hohl ausgebildet Hierdurch wird ein sicheres und schnelles Zurückgleiten der Geschoßhaube erzielt

    [0007] Beim Auftreffen eines solchen Jagdgeschosses auf einen Wildkörper, wird nun die Verschlußhaube beim Aufsetzen nach hinten in die Sacklochbohrung geschoben, wobei die Nocken der Verschlußhaube die Wandung der Sacklochbohrung anritzen. In dem entstehenden Hohlraum vor der Verschlußhaube, entsteht nun ein hoher Staudruck, durch den die Spitze des Geschoßkörpers aufspreizt bzw. aufgerissen wird. Die Rißstellen entstehen nun gleichmäßig verteilt auf den Umfang des Geschosses an den angeritzten Stellen, welche mittels der Verschlußhaubennocken eingebracht wurden. Je weiter nun die Verschfußhaube nach hinten dringt, desto mehr vergrößern sich die aufgerissenen

    [0008] Fahnen des Geschoßkörpers und legen sich durch den Widerstand von vome ringförmig nach hinten um. Da sich das Geschoß bei diesem Vorgang symmetrisch aufgespreizt hat, behält es seine Richtung im Wildkörper bei und überschlägt sich nicht Durch das geringe Gewicht der Verschlußhaube, sowie den geringen Widerstand welcher beim Rückwärtsgehen der Haube zu überwinden ist, reagiert das Geschoß sehr schnell, so daß die Aufspreizung beim Aufsetzen auf den Wildkörper bereits beginnt und schnell fortschreitet Auf dem Wege durch den Wildkörper werden keinerlei Metallteile vom Geschoß getrennt, so daß dieses sein volles Gewicht beibehält. Hierdurch ist sichergestellt, daß praktisch immer ein Ausschuß erzielt wird. Durch die Drehung des Geschosses im Wildkörper und infolge der abstehenden Fahnen werden besonders viele Blutgefäße zerstört, was wichtig ist um genügend Schweißabgabe beim Austritt des Geschosses aus dem Wildkörper zu erreichen.

    [0009] Weil eine Splitterwirkung, wie sie beim Mantelgeschoß mit Bleikem auftritt, nicht vorhanden ist, fällt die Wildbretzerstörung nur sehr gering aus.

    [0010] Natürlich ist es auch möglich, die Nocken an der Verschlußhaube etwas schräg zur Achse anzubringen. Hierdurch wird ein etwas verwundener, drallähnlicher Anritzvorgang erzielt, so daß die beim Schuß entstehenden Fahnen auch entsprechend schräg zur Achse verlaufen. Durch die Schrägstellung der Fahnen kann eine verstärkte Wirkung erzielt werden. Die Schrägstellung der Nocken kann wahlweise in zwei Richtungen vorgesehen sein, so daß bezüglich der Sollrißstellen entweder Links-oder Rechtsdrall entsteht Auch kann das Geschoß mit einer Haar-Schnittkante versehen sein.

    [0011] Geschosse aus massivem Tombak haben im Allgemeinen einen erhöhten Einpreßwiderstand beim Eintritt in den Lauf. Dieser Erscheinung kann entgegengewirkt werden, wenn am Heck im Führungsteil des Geschosses Entlastungsrillen, oder ein Konus, vorgesehen sind. Auch ist es möglich, die Sacklochbohrung nicht zylindrisch, sondern leicht konisch oder teilweise konisch auszubilden. Hierdurch kann die Aufspreizung des Geschosses reguliert werden.

    [0012] Der erfindungsgemäße Geschoßkörper ist auf einem Drehautomaten leicht herzustellen. Die Verschlußhaube ist im Kaltpreßverfahren, vorzugsweise aus Stahl, einfach herstellbar. Die Verschlußhaube wird nur noch in die Spitze des Geschoßkörpers eingepreßt Durch die Nocken an der Haube wird ein sicherer Preßsitz erzielt

    [0013] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen bleifreien Jagdgeschosses und einer Verschlußhaube in stark vergrößertem Maßstab dargestellt und zwar zeigt

    Fig. 1 einen Längsschnitt durch eine Ausführungsform des Jagdgeschosses mit Verschlußhaube, mit parallel zur Achse verlaufenden Nocken,

    Fig. 2 einen Längsschnitt durch das aufgespreizte Jagdgeschoß gemäß der Fig. 1,

    Fig. 3 einen Längsschnitt durch eine Ausführungsform der Verschlußhaube mit schräg zur Achse verlaufenden Nocken,

    Fig. 4 eine Draufsicht auf eine Verschlußhaube, gemäß der Fig. 3.



    [0014] Der in der Fig. 1 dargestellte Geschoßkörper 1 ist z.B. aus Tombak, Kupfer, oder dergl. hergestellt. Die Sacklochbohrung 2 ist zentrisch am vorderen Ende des Geschoßkörpers 1 eingebracht. An der Spitze ist die Verschlußhaube 3 eingesetzt, deren Stirnfläche 4 flach ausgebildet ist. An der Außenfläche der Verschlußhaube 3 sind keilförmige Nocken 5 angeordnet Die Verschlußhaube 3 ist in die Spitze des Geschoßkörpers 1 fest eingepreßt.

    [0015] Die Fig. 2 zeigt einen Längsschnitt durch ein Geschoß nach dem Schuß, in aufgespreiztem Zustand. Die Spitze und der erste Teil des zylindrischen Geschoßkörpers 1 haben sich zu seitlich abstehenden Fahnen 6 verformt. Die Verschlußhaube 3 ist bis zum Ende des Sackloches 2 geschoben.

    [0016] Die Fig. 3 + 4 stellen eine Verschlußhaube dar, die mit schräg zur Achse verlaufenden Nocken 7 ausgestattet ist. Die Stirnfläche 8 der Verschlußhaube ist vorne hohl ausgebildet, sowie mit einer vergrößernden Kante 9 versehen.

    [0017] Das zuvor beschriebene bleifreie Jagdgeschoß erfüllt alle innen-außen-und zielballistischen Anforderungen. Es reagiert beim Aufsetzen auf ein Ziel sehr schnell, behält seine Richtung im Wildkörper bei, erwirkt einen genügend großen Ausschuß, die Wildbretzerstörung ist nur gering, die Energieabgabe im Ziel ist gut und damit auch die Wirkung und schließlich, es ist ein völlig blei-und kunststoff-freies Geschoß, so daß Vergiftungen nicht eintreten können.


    Ansprüche

    1. Bleifreies Jagdgeschoß, dessen Geschoßkörper (1) aus Tombak, Kupfer oder dergi. besteht und welches mit einem von der Spitze ausgehenden Sackloch (2) versehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß das Sackloch (2) mit einer Verschlußhaube (3) verschlossen ist, welche zwei oder mehrere seitlich abstehende Nocken (5) aufweist
     
    2. Bleifreies Jagdgeschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Nocken (5) an der Verschlußhaube - (3) parallel zur Achse verlaufen.
     
    3. Bleifreies Jagdgeschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Nocken (5) an der Verschiußhaube - schräg zur Achse verlaufen.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht