[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Projektionsfernsehbildröhre mit einer evakuierten
Hülle mit einem Bildfenster, das an der Innenseite mit einem Bildschirm versehen ist
und vor dem auf der Außenseite ein lichtdurchlässiges zweites Fenster angeordnet ist,
wobei durch den Raum zwischen dem Bildfenster und dem zweiten Fenster eine lichtdurchlässige
Kühlflüssigkeit strömt, die die am Bildfenster aufgenommene Wärme über einen Kühlkörper
an die Umgebung abgibt.
[0002] Eine derartige Bildröhre ist aus der DE-OS 30 21 431 bekannt. Mit Hilfe eines Elektronenstrahles
wird an dem Bildschirm, der meistens eine Phosphorschicht oder ein Muster unterschiedlicher
Phosphore aufweist, ein Raster beschrieben. Durch den Elektronenbeschuß nimmt die
Temperatur des Phosphors zu, wodurch der Lichtertrag des Bildschirms abnimmt ("thermal
quenching"). Diese Erscheinung tritt insbesondere bei Bildröhren für Projektionsfernsehen
auf, wobei zum Erhalten der erforderlichen großen Leuchtdichten der Bildschirm durch
Elektronenstrahlen mit großen Strahlströmen abgetastet wird. Zugleich nimmt die Temperatur
des Bildfensters zu und es entsteht ein Temperaturgradient an dem Bildfenster. Dieser
Gradient verursacht eine mechanische Spannung in dem z.B. aus Glas bestehenden Bildfenster.
Bei hohem Elektronenstrahlstrom und folglich hoher thermischer Belastung kann dies
zu einem Bruch des Bildfensters führen. Um diese mechanischen Spannungen in dem Bildfenster
durch Temperaturunterschiede ("thermal stress") zu verringern und die Verringerung
des Lichtertrags zu vermeiden, ist es aus der bereits genannten DE-OS 30 21 431 bekannt,
das Bildfenster und den damit verbundenen Bildschirm zu kühlen. Der mit Kühlflüssigkeit
gefüllte Raum zwischen dem Bildfenster und dem zweiten Fenster ist bei einer ersten
beschriebenen Ausführungsform oben, unten und seitlich von einem als Distanzglied
dienenden und als Wärmestrahler wirkenden metallenen Kühlkörper umgeben. Durch den
Temperaturanstieg des Bildfensters bewegt sich die durch das Bildfenster angewärmte
Kühlflüssigkeit am Bildfenster entlang nach oben und am zweiten Fenster entlang nach
unten, wodurch auch die Wärme von der Mitte des Bildfensters über den Kühlkörper abgeführt
wird. Bei geringer Belastung, beispielsweise weniger als 5 W, wird die Wärme hauptsächlich
durch Leitung zu dem zweiten Fenster abgeführt. Bei höherer Belastung tritt die oben
beschriebene Flüssigkeitsströmung auf, mit einer damit einhergehenden, aber wenig
wirksamen zusätzlichen Kühlung durch den Kühlkörper.
[0003] Mit einem derartigen geschlossenen Kühlsystem lassen sich Kathodenstrahlröhren bis
etwa 40 W Strahlstromleistung im Dauerbetrieb betreiben. Ein schwerwiegender Nachteil
der bekannten Bildröhre ist jedoch, daß keine Maßnahmen für den Fall vorgesehen sind,
daß die Röhre für einen bestimmten Zeitraum oberhalb der erlaubten Belastung von etwa
40 W betrieben wird. Die thermische Dynamik der bekannten Bildröhre wird nämlich im
wesentlichen nur durch die zur Verfügung stehende Wärmekapazität von Kühlflüssigkeit,
Kühl- und Röhrenkörper bestimmt. Die Folge ist ein mehr oder weniger schneller Temperaturanstieg
der Kühlflüssigkeit und damit des Bildfensters über die erlaubte Temperatur hinaus.
[0004] In der bereits genannten DE-OS 30 21 431 ist außerdem eine Ausführungsform beschrieben,
bei der die Kühlflüssigkeit außerhalb des Raumes einer Kühlung ausgesetzt wird. Dazu
wird die Kühlflüssigkeit von der Oberseite des Raumes durch Rohre oder Schläuche und
durch eine Kühlkammer der Unterseite des Raumes zugeführt, und zwar durch Strömung
infolge von Temperaturunterschieden in der Kühlflüssigkeit. Mit einem derartigen offenen
Kühlsystem kann bis zu 100 W und mehr Strahlstromleistung vom Bildfenster abgeführt
werden, doch sind diese offenen Systeme technisch sehr aufwendig, da sie einen externen
Kühlflüssigkeitskreislauf und einen von den Röhren getrennten Wärmeaustausch benötigen.
Wegen des hohen Fertigungsaufwandes eignen sich die offenen Systeme nicht besonders
gut für Farbfernsehprojektionsgeräte im Hausbereich. Ein weiterer Nachteil einer derartigen
Röhre ist, daß bei Ersatz der Röhre in einem Projektor die Kühlflüssigkeit entfernt
werden muß und die Schläuche bzw. Rohre von der Bildröhre gelöst werden müssen.
[0005] Die Erfindung hat nun die Aufgabe, eine Bildröhre mit einem wirksameren Kühlsystem
zu schaffen, so daß sich eine wirksame Kühlung auch bei Spitzenbelastungen von mehr
als 40 W ergibt.
[0006] Die Erfindung hat ferner noch die Aufgabe, eine Bildröhre mit einer Kühlung ohne
zusätzliche Rohre und gesonderte Wärmeaustauscher zu schaffen.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgaben weist eine Bildröhre der eingangs beschriebenen Art nach
der Erfindung das Kennzeichen auf, daß die Kühlflüssigkeit außerdem in wärmeleitender
Berührung mit einem Latentwärmespeicher steht.
[0008] Latentwärmespeicher nutzen die Latentwärme von chemischen Verbindungen (z.B. Glaubersalz,
Natriumthiosulfat oder Lithiumfluorid) aus, die abgegeben wird, wenn diese Verbindungen
kristallisieren, bzw. aufgenommen wird, wenn sie schmelzen (Enzyklopädie Naturwissenschaft
und Technik, Band 3 (München 1980) S. 2525). Derartige chemische Verbindungen werden
in diesem Zusammenhang als Latentwärmespeichermittel bezeichnet. Zur Kühlung von elektrischen
Systemen oder Systemteilen, deren Betrieb mit einer nachteiligen Wärmeentwicklung
verbunden ist, steht ein derartiges Latentwärmespeichermittel mit einem solchen System
oder Systemteil in Berührung. Das Latentwärmespeichermittel nimmt zufolge seiner Wärmekapazität
und seines Überganges vom festen in den flüssigen Zustand die aus dem System oder
Systemteil abzuführende Wärme auf und gibt diese Wärme durch Wärmeleitung und Konvektion
an die Umgebung des Systems oder Systemteiles ab (DE-AS 10 54 473, DE-PS 20 03 393,
AT-PS 310 811), wobei das wärmeentwickelnde Systemteil gegebenenfalls vom Latentwärmespeicher
getrennt ist und die Wärme zwischen den getrennten Teilen durch eine Flüssigkeit,
z.B. Wasser, übertragen wird, die sich in einem geschlossenen Kreislauf bewegt (US-PS
40 57 101).
[0009] Nach der Erfindung wird der Latentwärmespeicher zur Bewältigung von etwaigen Spitzenbelastungen
im Kühlsystem von Kathodenstrahlröhren eingesetzt. Der Grundgedanke ist dabei, diese
Spitzenbelastungen mit der Umwandlungsenthalpie des Latentwärmespeichermittels am
Phasenübergang aufzufangen. Die Regeneration des Latentwärmespeichers erfolgt dann
beim Betrieb der Kathodenstrahlrohre unter geringer Belastung, bzw. im abgeschalteten
Zustand.
[0010] Wegen ihrer günstigen thermodynamischen Eigenschaften werden Salzhydrate und Hydroxid-Hydrate
als Latentwärmespeichermittel bevorzugt. In manchen Fällen ist es zweckmäßig, diesen
Latentwärmespeichermitteln einen Keimbildner zuzusetzen, um ein Unterkühlen zu verhindern.
[0011] Besonders geeignete Latentwärmespeichermittel sind Calciumchlorid-Hexahydrat, Natriumacetat-Trihydrat
und Natriumhydroxid-Monohydrat. Das letztgenannte Latentwärmespeichermittel hat den
zusätzlichen Vorteil, daß es keinen Keimbildner benötigt.
[0012] Die Erfindung wird anhand einer Zeichnung und einiger Ausführungsbeispiele näher
erläutert. In der Zeichnung zeigen
Fig. l eine graphische Darstellung der abzuführenden Wärmeleistung einer Kathodenstrahlröhre
als Funktion der Betriebszeit nach dem Stand der Technik,
Fig. 2 eine graphische Darstellung der Temperatur der Kühlflüssigkeit als Funktion
der Betriebszeit nach der Erfindung und
Fig. 3 eine aufgeschnittene Seitenansicht einer Kathodenstrahlröhre mit Kühlsystem.
[0013] Die Wirkungsweise des Latentwärmespeichers wird in Fig. 1 und 2 verdeutlicht. In
Fig. 1 ist die abzuführende Wärmeleistung P der Kathodenstrahlröhre als Funktion der
Betriebszeit t dargestellt. P
K ist die kritische Wärmeleistung, bei der in bekannten Kühlsystemen die Temperatur
des Bildfensters den erlaubten Wert überschreitet. Bei herkömmlich gekühlten Kathodenstrahlröhren
ist ein sicheres Betreiben nur in den Zeitintervallen to bis t
l und t
2 bis t
3 möglich. In Fig. 2 ist dargestellt, wie sich die Temperatur der Kühlflüssigkeit und
damit auch die Temperatur des Bildfensters bei einer erfindungsgemäß gekühlten Kathodenstrahlröhre
verhält. Bei Erreichen der Schmelztemperatur T
S des Latentwärme-
[0014] speichermittels wird die in der Kühlflüssigkeit anfallende Wärme zum Erschmelzen
des Latentwärmespeichermittels verwendet. Thermodynamisch gesehen bedeutet das Erreichen
von T
S eine plötzliche Vergrößerung der Wärmekapazität des gesamten Kühlsystems. Der weitere
Temperaturanstieg wird somit stark gedämpft, unabhängig vom Wärmeübergangskoeffizienten
Kühlkörper/Luft. Die Kapazität des Latentwärmespeichers wird zweckmäßigerweise so
groß gewählt, daß die im Zeitintervall t
2 bis t
l durch P
K anfallende Mehrleistung aufgefangen werden kann.
[0015] Anhand einiger Ausführungsbeispiele soll nun das Prinzip der Kathodenstrahlröhrenkühlung
mit einem Latentwärmespeicher näher erläutert werden.
Beispiel 1
[0016] Es wird die in Fig. 3 schematisch dargestellte Anordnung aus einer Kathodenstrahlröhre
1 und einem Kühlkörper 2 verwendet. Die Röhre ist mit einem Bildfenster 3 abgeschlossen,
auf dessen Innenseite ein Bildschirm 4 angeordnet ist. Im wesentlichen parallel zur
Außenseite des Bildfensters 3 ist ein lichtdurchlässiges zweites Fenster 5 vorgesehen.
600 g des mit 6 bezeichneten Latentwärmespeichermittels Calciumchlorid-Hexahydrat
CaCl
2.6H
2O, dem laut DE-PS 27 31 572 und DE-OS 32 40 855 ein Keimbildner zugesetzt wurde, sind
in die Rippen des Kühlkörpers 2 eingebettet. Fig. 3 zeigt einen Schnitt durch den
relevanten Teil des Kühlkörpers. Der Kühlkörper 2 und seine Rippen bestehen aus 0,5
mm dickem Edelstahl, sie können aber auch aus Kunststoff oder kunststoffbeschichtetem
Aluminium bestehen. Verbindungen 7 aus dem gleichen Material verleihen der Konstruktion
Stabilität und dienen als Wärmebrücke im Latentwärmespeichermittel 6. Als Kühlflüssigkeit
8 dient Wasser, dessen Strömung durch Pfeile angedeutet ist. Die Erzeugung von Strömungen
der Kühlflüssigkeit ist in den europäischen Patentanmeldungen 84 200 784.1 und 84
200 785.8 vorgeschlagen worden. Anstelle von Wasser können auch andere, in diesem
Zusammenhang bekannte Wärmetransportmittel gewählt werden. Zur Wärmeübertragung vom
Bildfenster an den Kühlkörper kann auch das sogenannte Heat-pipe-Prinzip ausgenutzt
werden.
[0017] Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist die Kathodenstrahlröhre für eine Dauerbelastung
von 30 W vorgesehen. Bei einem solchen Dauerbetrieb ist mit einer Kühlflüssigkeitstemperatur
von etwa 30°C (abhängig von der
Kühlrippenoberfläche) zu rechnen. Das Latentwärmespeichermittel CaC1
2.6H
20 wurde deshalb ausgewählt, weil sein Schmelzpunkt bei T
S = 29,6°C liegt. Wird die Kathodenstrahlröhre mit einer Leistung P> 30 W betrieben,
wird der Temperaturanstieg der Kühlflüssigkeit bei T
S gestoppt und die zusätzliche Energie zum Erschmelzen des CaC1
2.6H
20 benutzt.
[0018] Da die Schmelzenthalpie von CaCl
2.6H
2O Δ H
f = 188 kJ/kg beträgt, kann das Kühlsystem somit eine Überlast von 113 . 10
3 Wsec auffangen. Mit anderen Worten, eine Überlastung der Röhre von z.B. 33% der Grundlast
kann selbst bei einer Überlastungsdauer von gut 3 Stunden kompensiert werden.
Beispiel 2
[0019] Die konstruktive Anordnung entspricht der von Ausführungsbeispiel l. Als Latentwärmespeichermittel
wird aber Natriumacetat-Trihydrat CH
3COONa . 3H
20 verwendet. Nach der DE-Patentanmeldung P 34 11 399.1 ist der Zusatz eines Keimbildners
vorgesehen. Die technisch relevanten
[0021] Bei diesem Ausführungsbeispiel ist vorgesehen, daß die maximale Bildfenstertemperatur
der Kathodenstrahlröhre bei etwa 60°C liegt. In bezug auf Ausführungsbeispiel 1 profitiert
man hier in besonderer Weise von der Tatsache, daß sich die spezifische Wärme Cp des
Latentwärmespeichermittels CH
3COONa . 3H
20 beim Erschmelzen verdoppelt.
Beispiele 3 und 4
[0022] Die konstruktive Anordnung entspricht der von Beispiel 1. Als Latentwärmespeichermittel
wird aber Natriumhydroxid-Monohydrat verwendet, und zwar entweder in Form der kongruent
schmelzenden Zusammensetzung (NaOH.H
20)
con von 68,5 Gew.% NaOH und 31,5 Gew.% H
20 oder in Form der eutektischen Zusammensetzung (NaOH.H
20)
eut mit 74,2 Gew.% NaOH. Die technisch relevanten Eigenschaften dieser Latentwärmespeichermittel
sind

1. ProjektionsfernsehbildrÖhre mit einer evakuierten Hülle mit einem Bildfenster,
das an der Innenseite mit einem Bildschirm versehen ist und vor dem auf der Außenseite
ein lichtdurchlässiges zweites Fenster angeordnet ist, wobei durch den Raum zwischen
dem Bildfenster und dem zweiten Fenster eine lichtdurchlässige Kühlflüssigkeit strömt,
die die am Bildfenster aufgenommene Wärme über einen Kühlkörper an die Umgebung abgibt,
dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlflüssigkeit außerdem in wärmeleitender Berührung
mit einem Latentwärmespeicher steht.
2. Bildröhre nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß der Latentwärmespeicher ein Salzhydrat als Latentwärmespeichermittel
enthält.
3. Bildröhre nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Latentwärmespeicher Calciumchlorid-Hexahydrat als
Latentwärmespeichermittel enthält.
4. Bildröhre nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Latentwärmespeicher Natriumacetat-Trihydrat als Latentwärmespeichermittel
enthält.
5. Bildröhre nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß der Latentwärmespeicher ein Hydroxid-Hydrat als Latentwärmespeichermittel
enthält.
6. Bildröhre nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der Latentwärmespeicher Natriumhydroxid-Monohydrat als
Latentwärmespeichermittel enthält.
7. Bildröhre nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der Latentwärmespeicher Natriumhydroxid-Monohydrat in
Form der bei 64,3°C kongruent schmelzenden Zusammensetzung von 68,5 Gew.% NaOH und
31,5 Gew.% H20 enthält.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der Latentwärmespeicher Natriumhydroxid-Monohydrat in
Form der bei 61,0°C schmelzenden eutektischen Zusammensetzung mit 74,2 Gew.% NaOH
enthält.
9. Bildröhre nach Anspruch 2, 3, 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Latentwärmespeichermittel einen Keimbildner enthält.
10. Bildröhre nach Anspruch l, 2, 5 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, daß das Latentwärmespeichermittel (6) in die Rippen des Kühlkörpers
(2) eingebettet ist.