[0001] Die Erfindung richtet sich auf ein Verfahren zum kontaminationssicheren Mischen von
zwei in undeformierbaren Gefäßen enthaltenen Flüssigkeiten in einem vorbestimmten
Volumenverhältnis der Komponenten zur parenteralen Ernährung, wobei beide Gefäßvolumina
durch ein überführungsgerät miteinander verbunden werden.
[0002] Die parenterale Ernährung verlangt vielfach das Mischen von zwei oder mehreren Komponenten,
die, da sie im allgemeinen nicht miteinander sterilisierbar sind und aufbewahrt werden
können, unmittelbar vor Gebrauch miteinander vermischt werden müssen. Der Mischvorgang
muß aus Gründen der Praktikabilität möglichst schnell und zuverlässig erfolgen. Ziel
ist das Erreichen einer weitgehend homogenen Mischung. Bisher geht man so vor, daß
die in verschiedenen Behältern vorhandenen und zur Verabreichung miteinander zu mischenden
Komponenten in einem Y-förmigen Stutzen zusammenlaufen. Da beispielsweise Aminosäurelösungen,
die mit Zuckerlösungen vermischt werden sollen, niedrigviskos sind, die Zuckerlösung
aber eine weit höhere Viskosität aufweist, läßt sich bei dieser Verfahrensweise kein
auch nur annähernder Gleichlauf beider Komponenten erreichen. Infolgedessen bleibt
das erzielte Gemisch vielfach recht inhomogen. Man kann natürlich auch zwei in je
einem Gefäß.enthaltene Flüssigkeitskomponenten in ein gemeinsames drittes Gefäß überführen,
welches dann das Gemisch aufnimmt. Dieses Verfahren ist zeitraubend und umständlich
sowie wegen der erforderlichen Zahl von Gefäßen und Geräten auch kostenmäßig aufwendig,
Es tritt weiter die Schwierigkeit hinzu, daß gewisse Komponenten solcher Mischungen
nur in undeformierbaren Gefäßen, also vorzugsweise Glasflaschen, aufbewahrt werden
können, nicht aber in aus Kunststoffolie bestehenden Beuteln, so daß die Vorteile
dieser Verpackungsart nicht genutzt werden können.
[0003] Es kommt beim Mischen derartiger Flüssigkeiten entscheidend auf ein hohes Maß an
Praktikabilität in Betracht-, daß ein schnelles Mischen gewährleistet und absolut
kontaminationssicher durchgeführt werden kann und zwar bevorzugt unmittelbar vor dem
Gebrauch, was bedeutet, daß das Gemisch nicht etwa in mehr oder weniger großen zeitlichen
Abstand vorher, beispielsweise in einer Apotheke, gefertigt werden kann. Dem kommt
entgegen, daß die Gemischkomponenten in einem vorbestimmten Volumenverhältnis vorliegen.
Die Erfindung nimmt sich dieser Problematik an und löst die gestellte Aufgabe bei
dem eingangs bezeichneten Verfahren in besonders vorteilhafter Weise dadurch, daß
das die eine Komponente enthaltende Gefäß unter Belassung eines mindestens dem Volumen
der anderen Komponente entsprechenden Leerraums nur teilweise gefüllt und der Leerraum
evakuiert wird, daß zum Gebrauch zuerst das die andere Komponente enthaltende Gefäß,
danach das den Leerraum enthaltende Gefäß mit dem Oberführungsgerät verbunden und
daß das die andere Komponente enthaltende Gefäß über der ausströmenden Flüssigkeit
belüftet wird.
[0004] Im allgemeinen sind beide die verschiedenen Flüssigkeitskomponenten enthaltenden
Glasflaschen evakuiert. Das eine, im allgemeinen größere Gefäß ist darüber hinaus
nur teilweise gefüllt, wobei der Leerraum die in dem anderen Gefäß enthaltene Flüssigkeit
insgesamt aufnehmen soll. Das in dem nur teilweise gefüllten Gefäß gebildete Vakuum
gewährleistet einen schnellen Obergang der Flüssigkeiten vom einen in den anderen
Behälter, nachdem die beiden Gefäßvolumina durch ein überführungsgerät miteinander
verbunden worden sind. Es ist dabei Vorsorge dafür zu treffen, daß das Vakuum in dem
teilweise gefül.lten.Behältnis nicht vorzeitig abgebaut wird. Der schnelle Ablauf
des Mischvorgangs wird durch die in üblicher Weise erfolgende Belüftung des beim Mischen
zu entleerenden Gefäßes sichergestellt. Die Kontaminationssicherheit dieses Vorgangs
wird in üblicher Weise durch einen entsprechenden Luftfilter in dem Belüftungselement
gewährleistet.
[0005] Die Erfindung verfolgt den Grundgedanken der absoluten Kontaminationssicherheit konsequent
weiter, indem sie vorsieht, daß das Überführungsgerät an dem die Mischung enthaltenden
Gefäß belassen und an ein Infusionsbesteck unmittelbar angeschlossen wird. Diese Maßnahme
vereinfacht den apparativen Aufwand insofern erheblich, als das überführungsgerät
zugleich in das Infusionsbesteck integriert werden kann.
[0006] Die Erfindung befaßt sich darüber hinaus mit der Ausbildung eines diesem Grundgedanken
Rechnung tragenden speziellen Oberführungsgerätes. Dieses weist eine einkanalige Verbin-
dungs.leitung auf, die an ihren beiden Enden mit je einem Einstechanschluß und einer
verschließbaren Belüftungseinrichtung versehen ist. Die einkanalige Verbindung vereinfacht
ein solches Gerät erheblich..Weitere Kanäle, die beispielsweise der Entlüftung od.
dgl. dienen könnten, sind deshalb entbehrlich, weil die zweite Komponente des Gemisches
aus ihrem Gefäß unter Wirkung des im anderen Gefäß enthaltenden Vakuums gefördert
wird. Es muß lediglich dafür Sorge getragen werden, daß beim Mischvorgang das zu entleerende
Gefäß belüftet werden kann. Die am anderen Ende des Oberführungsgerätes vorhandene
Belüftungseinrichtung bleibt zunächst ungenutzt und tritt erst in Funktion, wenn die
parenterale Ernährung aus dem die Mischung enthaltenden Gefäß verabfolgt wird.
[0007] Es liegt im Rahmen der Erfindung, daß die Verbindungsleitung des Überführungsgerätes
eine lösbare Kupplung aufweist, deren dem die Mischung enthaltenden Gefäß zugeordnete
Kupplungshälfte mit dem Ansatzstück eines Infusionsbesteckes korrespondiert. Dieses
weist also die andere Kupplungshälfte auf, so daß das Überführungsgerät nach beendetem
Mischvorgang an dem nunmehr das Gemisch enthaltenden Gefäß belassen und unmittelbar
an ein Infusionsbesteck angekuppelt werden kann.
[0008] Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus. der folgenden
Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens und der Vorrichtung
sowie anhand der Zeichnung. Hierbei zeigen:
Fig. 1 die beiden Gefäße, die die getrennten Komponenten des späteren Gemisch enthalten;
Fig. 2 den Anschluß des OberfUhrungsgerätes an das eine Gefäß und
Fig. 3 an das andere Gefäß;
Fig. 4 den Ablauf des Mischvorganges;
Fig. 5 den Anschluß des das Gemisch enthaltenden Gefäßes an ein Infusionsbesteck und
Fig. 6 in vergrößerter Darstellung ein für das Verfahren geeignetes Überführungsgerät.
[0009] Bei der in der Zeichnung wiedergegebenen Ausführungsform finden zwei Gefäße 1 und
2 von unterschiedlichem Volumen Verwendung. Beispielsweise mag das größere Gefäß 1
die hochviskose Zuckerlösung enthalten, das kleinere Gefäß 2 hingegen die niedrigviskose
Aminosäurelösung. Beide Gefäße 1 und 2 sind steril verschlossen, und der Gasraum über
den Flüssigkeiten ist evakuiert. Das größere Gefäß 1 ist, wie aus Fig.. 1 ersichtlich,
nur teilweise gefüllt, etwa zu 2/3. Ober dem Flüssigkeitsspiegel 3 verbleibt ein Leerraum
4. Das Volumen dieses Leerraums 4 ist groß genug, um das Volumen der im kleineren
Gefäß 2 enthaltenden Flüssigkeit insgesamt aufnehmen zu können. Zur Durchführung des
Mischvorgangs dient ein Oberführungsgerät 5, welches an.beiden Enden einen Einstechanschluß
6 bzw. 7 aufweist. Zum Durchführen des Mischens beider Flüssigkeiten wird zunächst
der Einstechanschluß 7 in den Verschluß 8 des Gefäßes 2 eingeführt, danach der Einstechanschluß
6 in den entsprechenden Verschluß 8 des Gefäßes 1. Fig. 3 läßt erkennen, daß die Volumina
der beiden Gefäße 1 und 2 nunmehr durch das Oberführungsgerät 5 miteinander verbunden
sind. Die im Gefäß 2 enthaltene Flüssigkeit läßt sich aber erst dann in den Leerraum
4 des anderen Gefäßes 1 überführen, wenn, wie Fig. 4 erkennen läßt, die Belüftungseinrich-
.tung 10 des dem Gefäß 2 zugeordneten Einstechanschlusses 7 geöffnet wird. In diesem
Zustand gelangt die Flüssigkeit 11 aus dem Gefäß 2 in kürzester Zeit in das Gefäß
1 und kann sich dort mit der Flüssigkeit 12 vermischen.
[0010] Das in Fig. 6 wiedergegebene überführungsgerät besteht aus einer einkanaligen Verbindungsleitung
13, deren jedes Ende einen Einstechanschluß 6 bzw. 7 trägt, die in üblicher Weise
eine mit einem Verschluß 14 versehene Belüftungseinrichtung 10 tragen. In bekannter
Weise ist die Belüftungseinrichtung 10 mit einem Filter versehen, was jedoch, da an
sich bekannt, im einzelnen nicht dargestellt ist. In der Kanüle 15 der Einstechvorrichtungen
6 bzw. 7 befindet sich, was wiederum bekannt ist, ein an die Verbindungslei-tung 13
angeschlossener Kanal und ein mit der Belüftungseinrichtung 10 in Verbindung stehender
weiterer Belüftungskanal. Vor Gebrauch sind diese Kanülen 15 durch eine Kappe 16 verschlossen.
[0011] Die Verbindungsleitung 13 weist eine Kupplung 17 auf, die aus den beiden Kupplungshälften
18 und 19 besteht und innerhalb der Kupplungsmuffe 20 eine Verschraubung besitzt,
was in Fig. 6 angedeutet ist. Diese Kupplungshälften 18 und 19 können durch Lösen
der Verschraubung voneinander getrennt werden, wobei die eine Kupplungshälfte, beispielsweise
die die Kupplungsmuffe 20 aufweisende Kupplungshälfte 18, an dem die Mischung enthaltenden
Gefäß 1 verbleibt. Mit-der Kupplungsmuffe 20 der Kupplungshälfte 18 wird dann ein
in üblicherweise ausgebildetes Infusionsbesteck 21 verbunden, dessen Ende eine mit
der Kupplungshälfte 18 korrespondierende Kupplungshälfte 19 trägt. Auf diese Weise
kann das Infusionsbesteck 21 unmittelbar an die Flasche 1 angeschlossen werden, ohne
daß zuvor das Oberführungsgerät 5 von dieser abgenommen werden müßte.
1. Verfahren zum kontaminationssicheren Mischen von zwei in undeformierbaren Gefäßen
enthaltenen Flüssigkeiten in einem vorbestimmten Volumenverhältnis der Komponenten
zur parenteralen Ernährung, wobei beide Gefäßvolumina. durch ein Oberführungsgerät
miteinander verbunden werden, dadurch gekennzeichnet, daß das die eine Komponente
enthaltende Gefäß (1) unter Belassung eines mindestens dem-Volumen der anderen Komponente
entsprechenden Leerraums (4) nur teilweise gefüllt und der Leerraum (4) evakuiert
wird, daß zum Gebrauch zuerst das die andere Komponente enthaltende Gefäß (2), danach
das den Leerraum (4) enthaltende Gefäß (1) mit dem Oberführungsgerät (5) verbunden
und daß das die andere Komponente enthaltende Gefäß (2) über der ausströmenden Flüssigkeit
belüftet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das überführungsgerät (5)
an dem die Mischung enthaltenden Gefäß (1) belassen und an ein Infusionsbesteck (21)
angeschlossen wird.
3. Überführungsgerät zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß es eine einkanalige Verbindungsleitung (13) aufweist, die an beiden
Enden mit je einem Einstechanschluß (6,7) und einer verschließbaren Belüftungseinrichtung
(10) versehen ist.
4. Gerät nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindungsleitung (13)
eine lösbare Kupplung (17) aufweist, deren dem die Mischung enthaltenden Gefäß (1)
zugeordnete Kupplungshälfte (18) mit dem Ansatzstück (19) eines Infusionsbesteckes
(21) korrespondiert.