[0001] Die Erfindung betrifft einen Katamaran mit zwei in einem Abstand und im wesentlichen
parallel zueinander angeordneten Bootskörpern, die vorzugsweise durch ein in Fahrt
über Wasser liegendes Deck miteinander verbunden sind, und in dessen derart gebildetem
Tunnel im Unterwasserbereich zwischen den Bootskörpern quer verlaufende Tragflügel
angeordnet sind.
[0002] Es ist bekannt, daß der Fahrt-Widerstand von Gleitboot-Katamaranen durch Tragflügelanordnungen
im freien Zwischenraum zwischen den Bootskörpern, die einen Teil des Bootsgewichts
bei Fahrt tragen, verbessert werden kann.
[0003] Solche Anordnungen sind in der europäischen Patentanmeldung 0 051073 und in der europäischen
Patentanmeldung 0 094 673 beschrieben worden. In der letztgenannten Veröffentlichung
wird ein Tragflügelpaar in Tandemanordnung vorgeschlagen, bei dem ein größerer Haupttragflügel
in Schwerpunktnähe und ein Trimmflügel in Hecknähe angeordnet sind. Beide Flügel sind
dabei höhenmäßig so angeordnet, daß sie sich bei Fahrt ungefähr parallel zur Wasseroberfläche
einstellen, wenn der Katamaran seinen günstigen Gleittrimmwinkel angenommen hat. Die
kombinierte resultierende dynamische Auftriebskraft aller Flügel muß dabei längenmäßig
in der Nähe des Längen-Schwerpunktes des Katamarans angreifen.
[0004] Die vorbeschriebene bekannte Tragflügelanordnung hat sich bewährt. Sie weist jedoch
noch bestimmte Nachteile auf. Bei einer Geschwindigkeit, bei der der Gleitzustand
des Katamarans beginnt, nimmt der Katamaran mit einer üblichen Gleitbootform der Bootskörper
einen bestimmten Trimmwinkel ein, der zur Folge hat, daß der Druckwiderstand des Katamarans
stark erhöht wird. Bevor der Katamaran durch die Erzeugung von dynamischen Auftriebskräften
teilweise aus dem Wasser herausgehoben wird, entsteht ein Buckel in der Fahrt-Widerstandskurve,
eine Widerstandserhöhung, bekannt unter der Bezeichnung "Hump-Resistance". Bei erhöhter
Fahrt reduziert der Katamaran den Trimmwinkel und der Fahrt-Widerstand fällt wieder
ab und steigt danach bei weiterer Fahrterhöhung weniger stark an.
[0005] Die Tragflügelanordnung nach der europäischen Patentanmeldung 0 094 673 weist noch
einen relativ großen "Hump-Resistance" auf, weil der Haupttragflügel vor dem Längen-Schwerpunkt
des Katamarans liegt und eine größere Last trägt, als die Trimmflügel, was zur Folge
hat, daß die induzierten Abwärtsgeschwindigkeiten im Abstrom hinter dem Haupttragflügel
ziemlich groß sind, und zwar größer im Verhältnis zur Anströmgeschwindigkeit bei kleinerer
Fahrtgeschwindigkeit sind, weil die erfaßte Wassermenge kleiner ist. Mit steigender
Fahrt nehmen die induzierten Abwärtsgeschwindigkeiten im Verhältnis zur Anströmgeschwindigkeit
ab. Diese Abwärtsgeschwindigkeiten verändern den Anströmwinkel zu dem Trimmflügel
am Heck. Der Trimmflügelanstellwinkel zur Anströmung wird verkleinert (je höher die
Auftriebskräfte am Haupttragflügel und je geringer die Fahrtgeschwindigkeit, umso
stärker verkleinert) und der Auftrieb der Trimmflügel vermindert mit der Folge, daß
sich der Katamaran noch stärker vertrimmt und der "Hump-Resistance" noch größer wird,
als beim flügellosen Gleitboot-Katamaran. Für kleinere Katamarane mit großer Leistungsreserve
ist der erhöhte Trimmwinkel bei Langsamfahrt, besonders in sehr rauher See, erwünscht,
weil der Bug höher über die anlaufenden Wellen hinaussteht.
[0006] Bei größeren Fahrzeugen, deren Entwurfsgeschwindigkeiten nur wenig höher als die
"Hump-Resistance-Geschwindigkeit" ist, ist' dieser Effekt jedoch unerwünscht, weil
zum Durchfahren des "Widerstandsbuckels" eine höhere Antriebsleistung benötigt wird.
Bei schlankeren Bootshalbkörpern ist der große "Hump-Trimmwinkel" mit höherem Widerstand
verbunden.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die gattungsgemäße Anordnung von Tragflügeln
bei einem Gleitboot-Katamaran so zu verbessern, daß der beim Anfahren des Katamarans
auftretende Anfahr-Widerstand, "Hump-Resistance", verringert wird und damit der Wirkungsgrad
und das Seeverhalten insbesondere größerer Katamarane bei Fahrt in rauher See verbessert
werden.
[0008] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß dadurch gelöst worden, daß ein Haupttragflügel
in einer relativ kleinen Entfernung hinter dem
-Längen-Schwerpunkt des Katamarans und ein Trimmflügel in einer größeren Entfernung
vor dem Längen-Schwerpunkt des Katamarans angeordnet ist, wobei der Haupttragflügel
eine größere projizierte Fläche als der Trimmflügel aufweist und die Flügel so lokalisiert
sind, daß sich die Resultierende ihrer dynamischen Auftriebskräfte in oder in unmittelbarer
Nähe des Längen-Schwerpunktes des Katamarans befindet, und daß der Trimmflügel vertikal
etwa in der Höhe der Kiele der Bootskörper und der Haupttragflügel höher über den
Kielen angeordnet ist, so daß die Flügel bei Fahrt des Katamarans mit vorzugsweise
optimalem Gleitwinkel etwa gleiche relative Eintauchtiefe haben.
[0009] Diese erfindungsgemäße Tragflügelanordnung verbessert die Verhältnisse beim "Hump-Resistance".
Der Haupttragflügel liegt hinter dem Schwerpunkt des Katamarans und erzeugt dadurch
ein trimmverminderndes Moment. Er wirkt dem Gleitbootkörpertrimmoment entgegen, wobei
die induzierten Abwärtsgeschwindigkeiten des Trimmflügels bzw. der Trimmflügelstümpfe
einen nur sehr geringen Einfluß auf den Haupttragflügel haben, weil sie nur eine kleine
Last tragen und die induzierten Abwärtsgeschwindigkeiten lastabhängig sind und weil
bei gewisser Anfangsvertrimmung die Auftriebskräfte der vor dem Schwerpunkt liegenden
Trimmflügel vermindert werden, weil sie der Oberfläche näherkommen. Der Einfluß der
induzierten Abwärtsgeschwindigkeiten auf den Haupttragflügel wird dadurch noch mehr
vermindert und die Auftriebserzeugung des Haupttragflügels verstärkt. Der Einfluß
der Tragflügelanordnung ist also positiv und trimmstabilisierend. Dadurch erreichen
die Bootskörper nicht so große Trimmwinkel bei Anfahrgeschwindigkeit, "Hump-Geschwindigkeit",
was einen verkleinerten Widerstandsbuckel zur Folge hat. Die neue Flügelanordnung
ergibt somit neue physikalische Flügel-Auftriebsbedingungen, die eine Wirkungsgraderhöhung
mit sich bringen.
[0010] Ein weiterer Vorteil der Erfindung liegt in dem verbesserten Seeverhalten des Katamarans
in rauher See, was an einem Beispiel erklärt wird. Wenn der erfindungsgemäß ausgebildete
Katamaran in einen Wellenberg einläuft, werden die dynamischen Auftriebskräfte, welche
auf die Bootskörper wirken, in der Vorschiffsregion stark erhöht, was zu einer Trimmwinkelerhöhung
des Katamarans führt. Dadurch wird auch der Anstellwinkel des Haupttragflügels zur
Anströmung erhöht, woraus sich eine Flügelauftriebserhöhung ergibt, die der Bootskörpertrimmerhöhung
entgegenwirkt, da diese Kraft hinter dem Schwerpunkt angreift. Die relativ kleinen
Trimmflügel haben dabei einen nur kleinen Einfluß auf den Trimm und die von ihnen
erzeugten abwärts gerichteten induzierten Wassergeschwindigkeiten (Down-wash velocities)
bleiben relativ klein und haben kaum einen Einfluß auf den Haupttragflügel. Bei Fahrt
des Katamarans haben die Flügel gleiche relative Eintauchtiefe, also gleiche Verhältniswerte
von Eintauchtiefe zur Profillänge. Wenn der Katamaran einen Wellenberg verläßt und
in ein Wellental einläuft, wird das trimmreduzierende Moment des Haupttragflügels
relativ klein bleiben, da sein Hebelarm zum Schwerpunkt der dynamischen Auftriebskraft
relativ klein ist und die Veränderung der induzierten Geschwindigkeiten durch die
kleinere Fläche des Trimmflügels bzw. der Trimmflügel unbedeutend bleibt.
[0011] Der Katamaran mit der Flügelanordnung nach der Erfindung erfährt deshalb viel kleinere
Trimmbewegungen und Vertikalbeschleunigungen bei Fahrt in rauher See als bekannte
Ausführungen, wodurch im Ergebnis auch sein Geschwindigkeitspotential, seine Fähigkeit
zum Schnellfahren in rauher See, beträchtlich erhöht wird.
[0012] Bei dem Katamaran nach der europäischen Patentanmeldung 0 094 673 ist das Seeverhalten
vergleichsweise ein anderes. Die dynamischen Auftriebskräfte, welche bei Fahrt in
einen Wellenberg am Vorschiff der Bootskörper entstehen, werden durch die dynamischen
Haupttragflügelkräfte verstärkt, um ein größeres Vertrimmen des Katamarans zu erzeugen,
denn beide Kräftearten greifen vor dem Schwerpunkt an. Der resultierende höhere Trimmwinkel
verstärkt die Flügelauftriebskräfte noch mehr und reduziert die Heck-Trimmflügelkräfte
wegen der verstärkten induzierten Haupttragflügelgeschwindigkeiten, welche die Trimmflügel
am Heck überströmen. Wenn der Katamaran in ein Wellental einfährt, fallen die dynamischen
Kräfte der Bootskörpervorschiffe und des Haupttragflügels abrupt und die induzierten
Haupttragflügelgeschwindigkeiten sind stark reduziert, solange das Schiffsende im
Wellenberg läuft. Kleinere induzierte Abwärtsgeschwindigkeiten haben höhere Auftriebskräfte
der Trimmflügel am Heck zur Folge. Dadurch wird ein trimmreduzierendes Moment erzeugt,
bis der folgende Wellenberg in dieser ungünstigen Position begegnet wird. Stärkere
Trimmbewegungen in Wellen sind die Folge.
[0013] Der Katamaran nach der europäischen Patentanmeldung 0 094 673 erfährt also relativ
stärkere Trimmbewegungen bei der Fahrt in Wellen, was auch eine Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit
und relativ unkomfortables Fahren in offener See ergibt. Im Gegensatz dazu verbessert
die Flügelanordnung nach der Erfindung das Seeverhälten eines Katamarans mit Stützflü
geln ganz wesentlich. Darüberhinaus wird auch das Operieren in Gewässern mit Treibgut
beträchtlich verbessert.
[0014] Eine Weiterbildung der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, daß sich der Haupttragflügel
über die ganze Tunnelbreite erstreckt und daß der Trimmflügel vorzugsweise aus zwei
Flügelstümpfen besteht, die von den einander gegenüberliegenden Wänden der Bootskörper
in den Tunnel vorstehen. Der Haupttragflügel hat hier seine maximale Spannweite, was
die höchsten Wirkungsgrade ergibt und schon bei noch relativ geringer Geschwindigkeit
eine hohe Lastaufnahme ermöglicht. Der Trimmflügel muß nach der Zielsetzung der Erfindung
viel kleiner als der Haupttragflügel sein und wird als sich über die ganze Tunnelbreite
erstreckender Einzelflügel eine kleine Profillänge und Profiltiefe erhalten müssen
und somit eine kritische Steifigkeit und Festigkeit besitzen. Seine Ausbildung zu
Flügelstümpfen ergibt demgegenüber den Vorteil, daß die Flügelstümpfe eine viel kleinere
Spannweite haben und somit steif und fest ausgebildet werden können.
[0015] Eine weitere Ausbildung der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, daß der Trimmflügel
zur Fahrzeugmitte hin vor- bzw. zurückgepfeilt verläuft und/oder nach oben oder unten
abgewinkelt ist. Die Pfeilung und Abwinkelung der Trimmflügel erlaubt ein sanfteres
und ungestörteres Einsetzen, infolge eines allmählichen Druckaufbaus am Flügel, ins
Wasser in Wellen. Treibgut wird durch die schräg nach hinten verlaufende Pfeilform
besser abgewiesen und teilweise auch nach unten weggedrückt, was den Weg für den Haupttragflügel
freimacht und ihn schützt.
[0016] Weiterhin kann die Ausbildung so sein, daß der Haupttragflügel zur Fahrzeugmitte
hin vor- bzw. zurückgepfeilt verläuft und/oder nach oben oder unten vorzugsweise zwischen
2 bis 5
* abgewinkelt ist. Eine geringe Abwinkelung des Haupttragflügels, der über die gesamte
Tunnelbreite reicht, ergibt eine höhere Biegesteifigkeit des an sich relativ dünnen
Tragflügels. Eine Pfeilung, besonders in Kombination mit einer Abwinkelung, ergibt
eine Flügelform, die viel ungestörter durch die Wasseroberfläche dringen kann und
wieder eintauchen kann, was periodisch im Wellengang erfolgt im Gegensatz zu einem
ebenen geraden Flügel, der beim Aus- oder Eintauchen über die gesamte Breite gleichzeitig
ein Druckfeld aufbaut, was zu Stößen und starker Spritzwasserbildung führt.
[0017] Auch der Haupttragflügel kann nach einer Weiterbildung aus einem Paar Flügelstümpfen
bestehen. Dadurch sind bei breittunneligen und schnellen Katamaranen ausreichend kleine
und steife Flügel baubar. Treibgut kann durch gepfeilte Haupttragflügelstümpfe besser
zur Mitte hin abgeleitet werden. Die Trinmflügel-Stümpfe haben vorzugsweise eine größere
Rückwärts-Pfeilung als der Haupttragflügel und auch eine größere Abwinkelung nach
unten, um Treibgut nach unten und zum Bootszentrum hin abzustoßen, um den folgenden
Haupttragflügel auf diese Art vor Zusammenstoß mit Treibgut zu schützen. Der Haupttragflügel
ist im Verhältnis zum Bootskörperkiel relativ höher angeordnet als der Trimmflügel,
in der Art, daß Trimmflügel und Haupttragflügel ungefähr parallel zur Wasseroberfläche
mit ungefähr gleicher relativer Eintauchung zu liegen kommen, wenn das Fahrzeug bei
Fahrt seinen günstigen Gleittrimmwinkel annimmt (abhängig von Halbkörperform und :Kielungswinkel
etwa 2° bis 6'). Mit dieser bestimmten vertikalen Flügelanordnung haben alle Flügel
ungefähr gleiche relative Eintauchtiefe und können bei höherer Fahrt im sogenannten
Unterwassertragflügel-Oberflächeneffekt arbeiten, der bekanntlich eine starke Trimmstabilisierung
erlaubt.
[0018] Nach einer weiteren Ausbildung sind die Bootskörper voll asymmetrische Gleitbootkörper
mit Deep-V-Charakteristik, wobei die senkrechten Seitenwände der Gleitbootkörper,
welche spiegelbildlich geformt sind, zur Fahrzeuginnenseite angeordnet sind. Dadurch
entsteht ein ebener gerader Längstunnel, der die Strömung wenig beeinflußt und somit
die ungestörte parallele Strömung über die Flügel erlaubt, was für eine wirkungsvolle
Auftriebserzeugung der Flügel notwendig ist. Andererseits hat sich die Deep-V-Gleitbootform
als erfolgreichste Gleitbootform für Fahrt im Seegang erwiesen. Diese gute Seegangseigenschaft
wird durch den Dämpfungseffekt der Flügel noch weiter verbessert, woraus sich geringere
Beschleunigungen bei Fahrt in Wellen ergeben.
[0019] Nach einer weiteren Ausbildung der Erfindung sind die Trimmflügel höhenmäßig verstellbar
und kann das Verstellen der Trimmflügel durch Auf- und Abschwenken derselben erfolgen.
Diese Verstellmöglichkeit der Abwinkelung der Trimmflügel ergibt den Vorteil, daß
der Trimmwinkel des Katamarans bei Fahrt gewünscht veränderbar ist. Dadurch wird es
beispielsweise möglich, in anlaufenden Wellen mit einem kleineren als optimalen Trimmwinkel
zu fahren, um kleinere Beschleunigungen des Gesamtfahrzeuges zu erreichen.
[0020] Bei Fahrt in folgender See ist ein höherer Trimmwinkel erwünscht, um die Steuerfähigkeit
zu erhöhen und sogenanntes "Broaching" zu verhindern, eine Kursinstabilität, die bis
zum Kentern führen kann. Ein Trimmwinkelschwenkbereich von + 30
* von der horizontalen Position ist wünschenswert.
[0021] Die Abwinkelung der Trimmflügel ist auch noch von Vorteil, um ein sanfteres Ein-
und Austauchen des Katamarans bei Fahrt in rauher See zu erzeugen.
[0022] Bei der Flügelverstellung bleibt der Flügel im Verhältnis zur Halbkörperbasislinie
ungeändert. Eine Verstellbarkeit des Haupttragflügels auf größere Anströmwinkel kann
erwünscht sein, wenn ein Austauchen des Fahrzeugs bei langsamerer Fahrt wichtig ist
und ein kleinerer Hump-Widerstand wegen kleinerer Leistungsreserve erwünscht ist.
[0023] Nach einer anderen Weiterbildung der Erfindung zeichnet sich die Erfindung dadurch
aus, daß die Flügelfläche des Haupttragflügels etwa 70.% bis 75 % der Gesamtflügelfläche
ausmacht, daß der Haupttragflügel mit seinem Druckzentrum etwa 8 % bis 15 % der Schiffslänge
hinter dem Längen-Schwerpunkt? des Katamarans angeordnet ist, und daß der Trimmflügel
bzw. das Trimmflügelpaar in Höhe der Kiellinie bzw. Basislinie mit seinem Druckzentrum
bei etwa 20 % bis 30 % der Schiffslänge vor dem Längen-Schwerpunkt angeordnet ist.
[0024] Diese Anordnung hat den Vorteil, daß unter der Erfüllung der erfindungsgemäßen Bedingungen
der Trimmbalance die vorderen Trimmflügel nicht extrem weit vorn im Vorschiff angeordnet
sind, wo sie den stärksten vertikalen Beschleunigungen im Seegang ausgesetzt wären,
was außerdem zu starken Trimmschwankungen führen würde.
[0025] Weiterhin kann die Ausführung dadurch gekennzeichnet sein, daß ein Anfahrtragflügel
mit seinem dynamischen Auftriebszentrum in bzw. in unmittelbarer Nähe hinter dem Längen-Schwerpunkt
des Katamarans höhenmäßig so angeordnet ist, daß er bei Entwurfsgeschwindigkeit des
Katamarans völlig ausgetaucht ist. Der Anfahrtragflügel kann zur Fahrzeugmitte hin
vor- bzw. zurückgepfeilt verlaufen und/oder nach oben oder unten abgewinkelt sein.
Dadurch wird ein störungsfreies Ein- und Austauchen beim Anfahren ohne Fahrtreduzierung
im Wellengang erreicht.
[0026] Bei den kleineren Geschwindigkeiten entsteht ein relativ hoher Widerstand, bevor
der Katamaran zu gleiten anfängt. Das Widerstandsmaximum im Anfahrbereich wird der
"Hump-Widerstand" genannt. Ein hoher Widerstand bei langsamer Fahrt ist besonders
ungünstig für den Antriebspropeller, der dann einen sehr niedrigen Wirkungsgrad hat
und dann mehr Leistung von der Antriebsmaschine erfordert bei reduzierter Drehzahl.
Ist die Antriebsmaschine ein Dieselmotor, so muß eine größere Antriebsmaschine vorgesehen
werden, um bei reduzierter Drehzahl über den sogenannten Hump-Widerstand zu kommen.
Bei schneller Gleitfahrt wird dann aber nur ein Teil der Dieselmotorleistung benötigt.
Ein Dieselmotor ist ungünstig im Unterlastbereich bei hoher Drehzahl und höhere Verbräuche
und kürzere Lebenszeit sind die Folge.
[0027] Es ist darum erwünscht, den sogenannten "Hump-Widerstand" des Katamarans weiter zu
vermindern. Mit der erfindungsgemäßen Flügelanordnung wird dies teilweise bewirkt,
jedoch sind hier Grenzen gesetzt, weil die dynamischen Auftriebskräfte der Flügel
mit dem Geschwindigkeitsquadrat ansteigen und die Flügelflächen für Entwurfsgeschwindigkeit
ausgelegt sind. Größere Flügelflächen würden bei hoher Geschwindigkeit zu viel Reibungswiderstand
ergeben und eventuell aus dem Wasser gedrückt werden.
[0028] Entsprechend einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung kann der Hump-Widerstand
dadurch weiter reduziert werden, daß ein Anfahrtragflügel mit seinem dynamischen Auftriebszentrum
in bzw. in unmittelbarer Nähe hinter dem Längen-Schwerpunkt des Katamarans höhenmäßig
so angeordnet ist, daß er bei Entwurfsgeschwindigkeit des Katamarans aus dem Wasser
völlig ausgetaucht ist. Wenn ein solcher dritter Flügel angeordnet ist, wird dieser
vorzugsweise größer als der Haupttragflügel ausgebildet und in Beziehung zu dem Tandemflügelpaar
höher über der Kiellinie angeordnet sein, so daß er etwa bei mittlerer Geschwindigkeit
völlig aus dem Wasser austaucht und dann keine Wirkung mehr hat. Bei langsamerer Fahrt
trägt der Anfahrtragflügel eine höhere Last als das Tandemflügelpaar und hebt er das
Fahrzeug schon bei geringerer Geschwindigkeit aus dem Wasser. Dadurch werden der Widerstand
bei langsamerer Geschwindigkeit und insbesondere der "Hump-Widerstand" reduziert.
[0029] Um ungünstigere Vertrimmungen zu verhindern, muß der Anfahrtragflügel in der direkten
Nähe des Längen-Schwerpunktes wirken, d.h. die resultierende dynamische Auftriebskraft
muß im Längen-Schwerpunkt oder dessen unmittelbarer Nähe angreifen. Vorzugsweise dann,
wenn Deep-V-Planing Halbkörper benutzt werden, sollte das Anfahrtragflügeldruckzentrum
(die Stelle des Flügels, durch die die Auftriebskraft wirkt) etwa zwischen 1 % bis
5 % der Schiffslänge hinter dem Längen-Schwerpunkt liegen, um dem hohen Trimmwinkel,
der üblicherweise bei der Hump-Widerstands-Geschwindigkeit auftritt, entgegenzuwirken
und damit auch den Halbkörperwiderstand geringer zu halten. Vorzugsweise erhält der
Anfahrtragflügel eine Form mit Rückwärtspfeilung und eine V-Form oder eine gebogene
Form mit dem tiefsten Punkt in der Schiffsmittellängsebene, um das Austauchen und
Eintauchen auch im Wellengang bei mittlerer Geschwindigkeit störungsfrei zu ermöglichen.
[0030] Eine weitere Ausführung der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, daß der Anfahrtragflügel
und der Haupttragflügel durch mindestens eine Stütze verbunden sind, die vorzugsweise
im hinteren Bereich der Tragflügel angeordnet ist. Die Stütze verstärkt die beiden
Tragflügel, die aus Kavitationsgründen recht dünn ausgebildet werden müssen, wodurch
ein geschlossener Ringverband der Flügelhälften erzeugt wird. Die Anordnung der Stütze
im hinteren Flügelbereich verhindert, daß die Umströmung der Flügel mit den Unterdruckfeldern,
besonders hin
- ter der Einströmkante, durch die Umströmung der Stütze gestört wird. Die Stütze kann
auch bis an das Tunneldach des Katamarans hochgeführt, also mit diesem verbunden sein.
[0031] Eine Weiterbildung der Erfindung besteht darin, daß der Haupttragflügel und der Trimmflügel
für hohe Geschwindigkeiten und der Anfahrtragflügel für niedrigere Geschwindigkeiten
ausgelegt sind. Der Anfahrtragflügel wird nur bei den langsameren Geschwindigkeiten
benutzt und kann ein höheres Dickenverhältnis und stärkere Wölbung und Anstellung
haben, um bei kleinen Geschwindigkeiten hohe Auftriebskräfte zu erzeugen. Das untere
Tragflügelpaar wird bei hoher Geschwindigkeit wirksam und erzeugt ausreichende Auftriebskräfte
mit sehr dünnen und schlanken Profilen, die günstig gegen Kavitationsbildung sind.
Im Bereich extremer Geschwindigkeiten kann das untere Tragflügelpaar auch voll kavitierende
Flügelprofile haben, wodurch Geschwindigkeiten über 60 Knoten möglich werden.
[0032] Schließlich kann die Erfindung so weitergebildet sein, daß die Anstellwinkel der
Tragflügel einzeln oder in Kombination verstellbar bzw. regelbar sind. Durch Vergrößerung
der Anstellung des Haupttragflügels und des Anfahrtragflügels kann ein höherer Auftrieb
bei langsamerer Fahrt erreicht werden, um den "Hump-Widerstand" mit geringerer Leistung
zu durchfahren. Durch Verstellung des Anstellwinkels der Trimmflügel bei Fahrt kann
ein gewünschter Trimmwinkel des Fahrzeugs eingestellt oder geregelt werden, z.B. ein
kleinerer Trimmwinkel, um in die Wellen zu fahren oder ein größerer Trimmwinkel, um
mit den Wellen zu fahren, was günstiger ist. Eine Höhenverstellung der Trimmflügel,
oder Schwenken derselben, ergibt einen ähnlichen Effekt. Die Verstellung eines Trimmflügelstumpfes
auf einer Seite allein kann zu einer gewünschten Krängung genutzt werden, z.B. wenn
das Boot in die Kurve geht oder wenn ungewünschte Krängung ausgeglichen werden soll.
[0033] Die Erfindung kann schließlich noch so weitergebildet sein, daß jeweils zwei Haupttragflügel
und/oder zwei Trimmflügel und/oder zwei Anfahrtragflügel übereinander angeordnet sind.
[0034] Ausführungsbeispiele der Erfindung, aus denen sich weitere erfinderische Merkmale
ergeben, sind in der Zeichnung dargestellt. Es zeigen:
Fig. l eine Seitenansicht eines Katamarans im Wasser, ohne Fahrt,
Fig. 2 den Katamaran gem. Fig. l bei Fahrt im Konstruktionsgeschwindigkeitsbereich,
Fig. 3 eine Unteransicht des Katamarans gem. Fig. l und 2,
Fig. 4 einen Blick in den Tunnel des Katamarans gem. Fig. 1 - 3 von vorn,
Fig. 5 eine besondere Trimmflügel-Ausgestaltung,
Fig. 6 eine Seitenansicht eines Katamarans gem. Fig. 1 - 4 mit einem zusätzlichen
Anfahrtragflügel,
Fig. 7 einen Blick in den Tunnel des Katamarans gem. Fig. 6 und
Fig..8 eine Unteransicht des Katamarans gem. Fig. 6 und 7.
[0035] Die Zeichnung zeigt in den Fig. 1 - 4 einen Gleitboot-Katamaran mit zwei Bootskörpern
1, die als voll asymmetrische Halbkörper mit einem dazwischen liegenden parallelen
Tunnel ausgebildet sind. Die den Tunnel seitlich begrenzenden Seitenlängswände der
Bootskörper sind mit la bezeichnet. Im Tunnel befinden sich ein die Bootskörper 1
ver dender Haupttragflügel 2 und zwei und einander gegenüberliegende, von den beiden
Bootskörpern in den Tunnel hinein vorstehende Trimm-Flügelstümpfe 3.
[0036] Der größere Haupttragflügel 2 ist eine kleine Distanz hinter dem Längen-Schwerpunkt
CG des Katamarans angeordnet und die Flügelstümpfe 3 sind eine größere Distanz vor
dem Längen-Schwerpunkt angeordnet. Dabei ist die kombinierte resultierende Flügelauftriebskraft
aller Flügel unter dem Schwerpunkt CG oder in dessen unmittelbarer Nähe lokalisiert.
[0037] Die Trimm-Flügelstümpfe 3 sind ungefähr in Kielhöhe angeordnet, damit sie nicht zu
tief unter der Bootkörperlateralfläche vorstehen, was sie gegen Grundberührungen empfindlich
machen würde.
[0038] Fig. 5 zeigt in einer Teildarstellung ähnlich Fig. 4 eine abgeänderte Ausführung,
bei der die Trimm-Flügelstümpfe 3, von denen nur einer dargestellt ist, durch Schwenken
höhenmäßig verstellbar sind.
[0039] Fig. 6 und 7 zeigen die zusätzliche Anordnung eines Anfahrtragflügels 4 bei der Katamaran-Ausführung
gem. Fig. 1 - 4. Der Anfahrtragflügel 4 ist mit seinem dynamischen Auftriebszentrum
in unmittelbarer Nähe hinter dem Längen-Schwerpunkt CG des Katamarans höhenmäßig so
angeordnet, daß er bei Entwurfsgeschwindigkeit des Katamarans vollständig aus dem
Wasser ausgetaucht ist. Auch der Anfahrtragflügel ist zur Fahrzeugmitte hin zurückgepfeilt.
Zwischen dem Haupttragflügel 2 und den Anfahrtragflügel 4 ist in der Bootomittellängsebene
eine Stütze 5 angeordnet, die mit den beiden Flügeln im hinteren Bereich derselben
verbunden ist und stromlinienförmigen Querschnitt aufweist.
[0040] Andere Anordnungen der Flügel mit verschiedenartigen Positionen sind möglich unter
Erfüllung der Anordnungsbedingungen der Erfindung.
1. Katamaran mit zwei in einem Abstand und im wesentlichen parallel zueinander angeordneten
Bootskörpern, die vorzugsweise durch ein in Fahrt über Wasser liegendes Deck miteinander
verbunden sind, und in dessen derart gebildetem Tunnel im Unterwasserbereich zwischen
den Bootskörpern quer verlaufende Tragflügel angeordnet sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Haupttragflügel (2) in einer relativ kleinen Entfernung hinter dem Längen-Schwerpunkt
des Katamarans und ein Trimmflügel (3) in einer größeren Entfernung vor dem Längen-Schwerpunkt
des Katamarans angeordnet ist, wobei der Haupttragflügel eine größere projizierte
Fläche als der Trimmflügel aufweist und die Flügel so lokalisiert sind,
daß sich die Resultierende ihrer dynamischen Auftriebskräfte in oder in unmittelbarer
Nähe des Längen-Schwerpunktes des Katamarans befindet, und daß der Trimmflügel vertikal
etwa in der Höhe der Kiele der Bootskörper (1) und der Haupttragflügel höher über
den Kielen angeordnet ist, so daß die Flügel bei Fahrt des Katamarans mit vorzugsweise
optimalem Gleitwinkel etwa gleiche relative Eintauchtiefe haben.
2. Katamaran nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich der Haupttragflügel (2) über die ganze Tunnelbreite erstreckt und daß der Trimmflügel aus
zwei Flügelstümpfen (3) besteht, die von den einander gegenüberliegenden Wänden der
Bootskörper (1) in den Tunnel vorstehen.
3. Katamaran nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Trimmflügel (3)
zur Fahrzeugmitte hin vor- bzw. zurückgepfeilt verläuft und/oder nach oben oder unten
abgewinkelt ist.
4. Katamaran nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Haupttragflügel (2) zur Fahrzeugmitte hin vor- bzw. zurückgepfeilt verläuft und/oder
nach oben oder unten vorzugsweise zwischen 2 bis 5' abgewinkelt ist.
5. Katamaran nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Haupttragflügel (2) aus zwei Flügelstümpfen besteht, die von den einander gegenüberliegenden
Wänden der Bootskörper (1) in den Tunnel vorstehen.
6. Katamaran nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Bootskörper (1) voll asymmetrische Gleitbootkörper mit Deep-V-Charakteristik sind,
wobei die senkrechten Seitenlängswände (la) zur gemeinsamen Bootsmittellängsebene
hin angeordnet sind.
7. Katamaran nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Trimmflügel (3) höhenmäßig verstellbar ist.
8. Katamaran nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Trimmflügel (3) auf-
und abschwenkbar ist.
9. Katamaran nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Flügelfläche des Haupttragflügels (2) etwa 70 % bis 75 % der Gesamtflügelfläche
ausmacht, daß der Haupttragflügel (2) mit seinem Druckzentrum etwa 8 % bis 15 % der
Schiffslänge hinter dem Längen-Schwerpunkt des Katamarans angeordnet ist und daß der
Trimmflügel (3) in Höhe der Kiellinie bzw. Basislinie mit seinem Druckzentrum bei
etwa 20 % bis 30 % der Schiffslänge vor dem Längen-Schwerpunkt lokalisiert ist.
10. Katamaran nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Anfahrtragflügel (4) mit seinem dynamischen Auftriebszentrum in bzw. in unmittelbarer
Nähe hinter dem Längen-Schwerpunkt des Katamarans höhenmäßig so angeordnet ist, daß
er bei Entwurfsgeschwindigkeit des Katamarans aus dem Wasser völlig ausgetaucht ist.
11. Katamaran nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Anfahrtragflügel (4)
zur Fahrzeugmitte hin vor- bzw. zurückgepfeilt verläuft und/oder nach oben oder unten
abgewinkelt ist.
12. Katamaran nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Anfahrtragflügel
(4) und der Haupttragflügel (2) durch mindestens eine Stütze (5) verbunden sind, die
vorzugsweise im hinteren Bereich der Tragflügel angeordnet ist.
13. Katamaran nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß der
Haupttragflügel (2) und der Trimmflügel (3) für hohe Geschwindigkeiten und der Anfahrtragflügel
(4) für niedrigere Geschwindigkeiten ausgelegt ist.
14. Katamaran nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Anstellwinkel der Tragflügel einzeln oder in Kombination verstellbar bzw. regelbar
sind.