[0001] Zur Brandbekämpfung wird überwiegend Löschwasser in der Form eingesetzt, wie es dem
Leitungsnetz oder wie es - beispielsweise bei Waldbränden - natürlichen Gewässern
zu entnehmen ist. Die Wirkungsweise des Löschwassers besteht zum einen darin, daß
es beim Zusammentreffen mit brennenden Objekten aufgrund seiner hohen Wärmekapazität
und Verdampfungswärme eine sehr effektvolle Kühlung erzielt, so daß gegebenenfalls
die Verbrennungstemperatur bzw. die Entzündungstemperatur der Objekte unterschritten
wird, wodurch ein neues Entflammen ausgeschlossen wird. Zum anderen besteht seine
Wirkung darin, daß es beim Auftreffen auf heiße Objekte verdampft und der entstehende
Wasserdampf die zur Verbrennung erforderliche Luft verdrängt und damit die Flammen
zunächst unmittelbar zum Verlöschen bringt.
[0002] Wesentlicher Nachteil bei der Verwendung von Wasser in der üblichen Form ist es,
daß ein großer Anteil des Wassers häufig ungenutzt in nicht brennende Teile abfließt
oder in den Boden versickert. Dies ist besonders bei Waldbränden von Nachteil, wenn
ein erheblicher Anteil des häufig unter großem Aufwand antransportierten Wassers völlig
ungenutzt bleibt. Gerade die Brandbekämpfung in Bodennähe ist jedoch ein wichtiger
Bestandteil der Waldbrandbekämpfung, da sich nach einer typischen Form des Waldbrandes
das Feuer im trockenen Unterholz (Gras, Laub oder Heidekraut) weiterfrißt und einzelne
Kronenbrände verursacht, die sich dann unaufhaltsam vereinen. Bisher gelang es dabei
nicht, das herbeigeschaffte Wasser optimal zu nutzen, insbesondere, da Waldbränden
häufig eine längere Trockenzeit vorausgeht und der Boden dementsprechend für Wasser
besonders aufnahmefähig ist.
[0003] Das grundsätzlich gleiche Problem besteht jedoch auch bei Bränden anderer Art, wie
z.B. bei einem Dachstuhlbrand in einem Gebäude, in welchem das Dach nicht durch einen
feuerfesten Boden von den Untergeschossen abgetrennt ist. Hier ist es üblicherweise
so, daß das Wasser durch Böden, Durchbrüche, Treppen usw. in die darunter liegenden
Geschosse des Gebäudes gelangt und dadurch für die Löscharbeiten verloren geht. Währenddessen
besteht im brennenden Geschoss aufgrund des Wassermangels die Gefahr des Feuerdurchbruchs
nach unten. Das abfließende Wasser andererseits richtet häufig erhebliche Folgeschäden
an, so daß eine Steigerung der eingesetzten Löschwassermenge ebenfalls nicht unproblematisch
ist.
[0004] Zur Vermeidung der aufgeführten Nachteile beschreibt die DE-OS 31 14 630 die Verwendung
von Gelen als Wasserbarriere auf Oberflächen von brandbedrohten Gebäudeteilen, z.B.
Flachdächern, sowie zum Schutz ganzer Landstriche vor Flächenbränden. Durch diese
Maßnahme soll ein unerwünschter Verlust von Löschwasser infolge Abfließens und Versickerns
vermieden werden. Es handelt sich hierbei jedoch um echte Gele mit einer sehr hohen
Viskosität, die als dicke Schicht das zu schützende Gut bedecken. Da solche Gele nicht
in das brandgefährdete Gut eindringen, haben sie eine schlechte Löschwirkung. Ihre
hohe Viskosität macht den Einsatz besonderer Geräte für ihre Anwendung erforderlich.
[0005] Daß Brandschutzmaßnahmen mit wässrigen Gelen wie denen der DE-OS 31 14 630 keine
Verbreitung finden, erklärt sich einmal aus der bescheidenen Wirksamkeit der vorgeschlagenen
Verfahren, sowie daraus, daß besondere Vorrichtungen für die Brandbekämpfungsmaßnahmen
erforderlich sind und es darüber hinaus zu Korrosionsschäden und Umweltbelastungen
kommt.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Brandbekämpfungsmittel
bereitzustellen mit der Zielsetzung, die bei der Brandbekämpfung entstehenden Wasserschäden
zu reduzieren, die Umweltbelastung zu vermindern, einen Einsatz mit allgemein gebräuchlicher
Ausrüstung zu ermöglichen und Korrosionsschäden zu vermeiden.
[0007] Diese Aufgabe wurde erfindungsgemäß durch die Verwendung eines wässrigen Systems
als Löschwasser nach den kennzeichnenden Merkmalen der Ansprüche gelöst.
[0008] Wasserunlösliche, in Wasser stark quellende Polymere sind beispielsweise in den amerikanischen
Patentschriften 4 017 653 und 4 018 951 beschrieben. In der Fachwelt werden diese
Stoffe auch als Hochsaugaktiv-Polymere oder sog. Superabsorber bezeichnet. Dies gilt
insbesondere für die Copolymeren von Acryl-oder Methacrylsäure mit Acrylamid, Methacrylamid
und Acrylnitril, wie sie in der DE-PS 2 706 135 beschrieben sind.
[0009] Das erfindungsgemäß zu verwendende System wird vorzugsweise durch Zugabe von Kalium-
oder Natriumsalzen des trockenen, leicht vernetzten Copolymeren auf Basis Natriumacrylat
und/oder Acrylsäure einer Teilchengröße von 0,02 bis 0,5 mm in die entsprechende Wassermenge
unter Rühren oder Umpumpen hergestellt. Als Vernetzungsmittel sind alle olefinisch
mindestens bifunktionellen Monomeren geeignet, wie z.B. Methylenbis-acrylamid, Divinylbenzol,
Trisallylcyanurat, Trisallylphosphat usw. Die Herstellung der geeigneten vernetzten
Polymeren durch radikalische oder Redox-Polymerisation ist bekannt.
[0010] Zur Beschleunigung des Quellvorgangs können dem ungequollenen Copolymeren gegebenenfalls
feinteilige aktive Kieselsäure und/oder Silikate zugesetzt werden. Bei den gegebenenfalls
zugesetzten aktiven Kieselsäuren handelt es sich um Produkte, die insbesondere als
Füllstoffe oder Absorber bekannt sind, wie die Kieselsäurexerogele mit BET-Oberflächen
über 30 m
2/g, in der Regel mehreren 100 m
2/g oder die durch flammenhydrolytische Spaltung von Siliciumtetrachlorid gewonnenen
aktiven Kieselsäuren mit BET-Oberflächen von 50 bis 450 m
2/g (Aerosil). Anstelle der aktiven Kieselsäuren sind auch aus Wasserglas und den entsprechenden
Metallsalzen und eventuell Mineralsäuren gefällte aktive Silikate, insbesondere des
Calciums, Magnesiums oder Aluminiums mit BET-Oberflächen über 30 m
2/g in Form ihrer Xerogele für die Zwecke der Erfindung in Kombination mit den hochsaugaktiven
Polymeren verwendbar.
[0011] Das wässrige System enthält die Gelteilchen in solchen Konzentrationen, daß noch
genügend freies Wasser vorliegt, um einerseits eine hervorragende Löschwirkung bei
minimalen Wasserschäden zu erzielen und andererseits eine Verwendbarkeit mit einem
sehr guten Benetzungsvermögen, wie bei reinem Wasser, zu ermöglichen. In dem erfindungsgemäßen
wässrigen System liegen 50 bis 80 Gew.%, vorzugsweise 60 bis 70 Gew.%, des gesamten
Wassers in den Gelteilchen vor.
[0012] Die Gelteilchen entstehen aus den hochsaugaktiven Copolymeren, deren Struktur so
beschaffen ist, daß sie schnell das 100- bis 200-fache ihres Gewichts an Wasser aufnehmen,
sich jedoch nicht in Wasser lösen. Wird den solchermaßen geguollenen Gelteilchen ein
Wasserüberschuss zugegeben, so verbleibt das überschüssige Wasser als reine Wasserphase,
die als Vehikulum für die Gelteilchen wirkt und weitgehend ihre Viskosität beibehält,
während die Gelteilchen als einzelne diskrete Makromoleküle aufzufassen sind.
[0013] Die erfindungsgemäßen Quellkörper auf Basis von Polyacrylsäure (in Form des Natrium-
oder Kaliumsalzes) entsprechen den Anforderungen der Erfindung optimal und verursachen
keinerlei Umweltbelastung.
[0014] Bei Zugabe eines derartigen Produktes bis zu einer Menge von ca. 0,6 Gew.% zu Wasser
stellt man nur eine geringfügige Viskositätserhöhung fest. Die Flüssigkeit bleibt
voll pumpfähig und bei einem übergang von reinem Wasser zu mit Quellkörpern versetztem
Wasser bei einem Löscheinsatz wurde von der Mannschaft an der Spritze kein Unterschied
in der Handhabung festgestellt. Bei höheren Zusätzen steigt die Viskosität sprunghaft
an, und das freie Wasser, dessen Vorliegen das erfindungsgemäße wässrige System charakterisiert,
nimmt rapide ab. Bis zu einer Viskosität von 100 m
pa's kann man von "Löschwasser" sprechen, das wie reines Wasser gehandhabt werden kann.
[0015] Die Zugabe eines Netzmittels ist möglich und kann in speziellen Fällen, z.B. dem
Löschen von Baumwollballen, von Nutzen sein.
[0016] Die Wirkung einer durch Zusatz der Quellkörper in einer Menge von 0,4 % zu Wasser
hergestellten Löschwassers war - wie in Großversuchen festgestellt wurde - hervorragend:
Bei einem Standard-Zimmerbrand wurde eine Verminderung der erforderlichen
Löschwassermenge und der Löschzeit von 30 bis 35 % und eine Verminderung des vom Brandherd
abfließenden Löschwassers um 85 % festgestellt. Bei einem Zusatz von 0,5 bis 0,6 %
Quellkörper erhöht sich die Viskosität bereits erheblich, der Löscheinsatz kann aber
noch wie gewohnt durchgeführt werden.
[0017] Die diskreten erfindungsgemäßen Gelteilchen haben nichts gemein mit den bekannten
Verdickungsmitteln, die zur Erhöhung der Haftung des Wassers vorgeschlagen werden
und die eine starke Viskositätserhöhung mit den damit verbundenen Nachteilen verursachen.
[0018] Durch die Einstellung des erfindungsgemäßen wässrigen Systems auf einen pH-Wert von
6-8 können Korrosionserscheinungen an benutzten Löscheinrichtungen und an zum Brandschutz
besprühten Gegenständen vermieden werden.
[0019] Der Einsatz des erfindungsgemäßen wässrigen Systems als Löschwasser erfordert wegen
der niedrigen Viskosität keine besonderen Pumpen bzw. Rohre. Bei der Bekämpfung von
Waldbränden bzw. bei der Brandbekämpfung aus der Luft kann ebenfalls mit Hilfe herkömmlicher
Geräte gearbeitet werden. Schließlich ist die Verwendung in Feuerlöschern vom Typ
W und in SprinklerAnlagen möglich.
[0020] Bei der Verwendung des erfindungsgemäßen wässrigen Systems zur Brandbekämpfung verhindern
die mitgeführten Gelteilchen das Eindringen des Wassers in das Brandgut nicht, zeigen
jedoch im wesentlichen keine Neigung zum Abfließen und bleiben aufgrund eines eigenen
Haftvermögens an den brandgefährdeten oder brennenden Objekten hängen und geben hier
andererseits bei großer Hitzeentwicklung das in ihnen enthaltene Wasser ungehindert
als Dampf frei, so daß das gesamte Löschwasser zur Kühlung und Dampfbildung zur Verfügung
steht. Dadurch reduziert sich die benötigte Menge Löschflüssigkeit gegenüber herkömmlichen
Mitteln wesentlich. Zusätzlich ergibt sich ein sehr wirksamer Schutz gegen das Vordringen
des Brandes.
[0021] Bei der Bekämpfung von Bränden in Behältern ist die Kühlung der Behälterwand von
Bedeutung. Mit dem erfindungsgemäßen wässrigen System ist es möglich, während des
Löschvorgangs mit dem gleichen Rohr von Zeit zu Zeit die Behälterwand zu besprühen,
wobei die anhaftenden Gelteilchen eine Dauerberieselung überflüssig machen und eine
bessere Nutzung der Rohrkapazität erlauben. Durch die am abgelöschten Gut haftenden
Gelteilchen wird die Gefahr des Wiederaufflackerns des Brandes verringert.
[0022] Die Zugabe der Quellkörper kann im Behälter eines Tanklöschfahrzeuges, eines "Wasserbombers",
oder in besonderen Mischbehältern geschehen, wobei während des Einstreuens und während
einiger Minuten nach Beendigung des Einstreuens leicht gerührt oder mäßig umgepumpt
wird. Die aufgequollenen Gelteilchen haften nicht aneinander. Sie setzen sich zwar
während längerer Standzeiten geringfügig ab, können aber selbst nach Wochen problemlos
umgepumpt bzw. aufgerührt werden, was jedoch normalerweise nicht erforderlich ist.
[0023] Die übliche Art der Anwendung der Erfindung ist das Verspritzen oder Versprühen des
wässrigen Systems mit bereits gebildeten Gelteilchen. Eine unter Umständen zu bevorzugende
Variante besteht darin, die Quellkörper kurz vor dem Strahlrohr in ungequollenem Zustand
zuzugeben. Obwohl dann der Vorteil des höheren Haftungsvermögens der Gelteilchen zum
Schutz von noch nicht von Feuer erfassten Gegenständen nicht genutzt wird, erreicht
man doch sehr schnell einen wirksamen Schutz gegen Wasserschäden, da die nach kurzer
Zeit gequollenen Quellkörper Fugen und Ritzen abdichten. Wenn einmal eine abdichtende
Schicht aus dem Gel gebildet ist, kann, sofern dies sinnvoll erscheint, mit reinem
Wasser weiter gearbeitet werden.
[0024] Bei Waldbränden bleibt aufgrund des Haftvermögens ein Teil des Gels in den Bäumen
hängen und bildet einen guten Schutz gegen das Uberspringen des Brandes von einer
Baumkrone zur anderen. Bei Etagenbränden bildet sich eine Wasserdecke, die ein Übergreifen
des Brandes auf den Rest des Gebäudes verhindern kann.
[0025] Eine weitere erfindungsgemäße Verwendung besteht in der Herstellung von Feuerlöschdecken,
die z.B. in Form von Überwürfen zur Fluchthilfe in brandgefährdeten Betrieben, Großgebäuden
wie Hotels usw. bereitgehalten werden können. Derartige Feuerlöschdecken enthalten
die Quellkörper im gequollenen Zustand und sind zur Vermeidung von Feuchtigkeitsverlusten,
z.B. in eine Folie, eingeschweißt.
1. Verwendung eines wässrigen Systems, enthaltend eine wässrige Phase und
darin dispergierte, durch Hydratation gequollene Gelteilchen eines Durchmessers von
0,1 bis 3 mm aus einzelnen, mäßig vernetzten, wasserunlöslichen, polaren Makromolekülen
von Acrylsäurederivaten, wobei die Gelteilchen in einer Menge von 0,1 bis 0,6 Gew.%,
berechnet als Trockensubstanz und bezogen auf die wässrige Phase vorliegen,
und das wässrige System eine Viskosität unter 100 mPa's hat,
als Löschwasser.
2. Verwendung eines wässrigen Systems nach Anspruch 1, in dem die wässrige Phase Natrium-,
Kalium- oder Ammoniumionen enthält und die Makromoleküle ein polyanionisches Acrylsäurecopolymerisat
sind, für den Zweck des Anspruchs 1.
3. Verwendung eines wässrigen Systems nach Anspruch 1, in dem 50 bis 80 Gew.%, vorzugsweise
60 bis 70 Gew.%, des gesamten Wassers in den Gelteilchen vorliegen, für den Zweck
des Anspruchs 1.
4. Verwendung eines wässrigen Systems nach Anspruch 1, das aktive Kieselsäure und/oder
Silikate enthält, für den Zweck des Anspruchs 1.
5. Verwendung eines wässrigen Systems nach einem der Ansprüche 1 bis 4 für den Zweck
des Anspruchs 1, in Feuerlöschern oder SprinklerAnlagen.
6. Verwendung eines wässrigen Systems nach einem der Ansprüche 1 bis 4 für den Zweck
des Anspruchs 1 in Feuerlöschdecken und Fluchthilfe- überwürfen.