[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung von schadstoffbelasteten Fluiden,
d. h. von Gasen oder Flüssigkeiten, mittels einer Flüssigkeitswäsche; sie bezieht
sich außerdem auf eine Vorrichtung zur Reinigung von schadstoffbelasteten Fluiden
nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 5.
[0002] Eine sehr erfolgreiche Methode zur Reinigung von mit schadstoffbelasteten Partikeln
belasteter Luft, deren Ergebnisse besser sind als die mit Schwebstoffiltern der Klasse
"S" erreichbaren, ist aus der DE-PS 27 21 528 sowie in weiter verbesserter Ausführung
aus der DE-PS 28 02 965 bekannt. Die hohe Reinigungswirkung von z. B. 10
-6 % etwa bei
Paraffinnebeln gemäß militärischen Testspezifikationen und hinsichtlich sehr kleiner
Schadstoffpartikel im Bereich von unter 3 um Durchmesser, insbesondere im Bereich
von 0,3 µm und kleiner, beruht darauf, daß ein mikroporöses Filtermedium, insbesondere
ein Aktivkohlefilter, unmittelbar in einem elektrostatischen Hochspannungsfeld liegt,
d. h., den einen großflächigen Pol des elektrostatischen Hochspannungsfelds bildet,
so daß eine verstärkte kombinierte Wirkung des mikroporösen Filtermediums (Aktivkohle)
einerseits und des elektrostatischen Hochspannungsfelds andererseits eintritt mit
der Folge, daß die ionisierten Schadstoffpartikel des zu reinigenden Gases (insbesondere
Luft) durch elektrostatische Anlagerung und Neutralisierung in wesentlich wirksamerer
Weise im Filtermedium festgehalten werden, als dies der Fall ist, wenn das Filtermedium
elektrisch neutral ist, d.h., außerhalb des elektrostatischen Ionisierungsfelds liegt.
[0003] Gase und Flüssigkeiten, insbesondere beispielsweise Luft und Wasser, sind jedoch
nicht nur durch Feststoffpartikel in Staub- oder Kolloidform verunreinigt, sondern
häufig auch durch chemische gasförmige oder gelöste Stoffe. Mit dem bekannten Reinigungsverfahren
auf der in den beiden genannten deutschen Patentschriften beschriebenen Grundlage
ist es insbesondere in mehrstufigen Anlagen durch spezifische Vorpräparierung der
Filtermedien einzelner Stufen gelungen, auch chemische gasförmige bzw. gelöste Verunreinigungen
wirkungsvoll zu beseitigen. Dies ist beispielsweise von großer Bedeutung für Lackierbetriebe,
in Schweißereibetrieben, aber aüch in Großküchen und in vielen anderen Bereichen der
gewerblichen Wirtschaft, etwa bei der Wasserreinhaltung bis hin zum Gesundheitswesen,
wo die Sterilisation der Raumluft in Operations-und Intensivstationen nach wie vor
ein großes technisches Problem darstellt.
[0004] Nicht in allen Fällen lassen sich elektrostatische Filteranlagen mit Aktivkohlefilterschichten
nach dem in den beiden genannten deutschen Patentschriften beschriebenen Prinzip einsetzen.
In vielen Bereichen, etwa bei der Entsorgung im Nuklearbereich, werden Schwebstoffilter
eingesetzt, die jedoch außerordentlich teuer sind und nur
Partikel, jedoch keine toxischen Gase erfassen. Schwierigkeiten ergeben sich insbesondere
dann, wenn ein sehr hoher Anteil toxischer Stäube und/oder Gase zu entfernen ist,
weil dann der relativ häufig erforderliche Filterwechsel nicht nur technische und
Sicherheitsprobleme aufwirft, sondern auch von der Kostenseite her zu einem nur für
Ausnahmefälle akzeptablen Aufwand führt. Soll nämlich ein breites Spektrum unterschiedlicher
Schadstoffe in Form von Stäuben bzw. Kolloiden oder gasförmiger bzw. gelöster Form
aus Gasen oder Flüssigkeiten beseitigt werden, so muß nach dem bekannten Reinigungsprinzip
eine Vielzahl von unterschiedlich präparierten Filterstufen vorgesehen werden, und
insbesondere bei gasförmigen Schadstoffen ist die Reinigungswirkung in Einzelfällen
unbefriedigend, obgleich hinsichtlich der staubförmigen Belastung eine sehr gute Reinigungswirkung
erzielt wird.
[0005] Der Erfindung liegt damit die Aufgabe zugrunde, ein neues Verfahren zur Reinigung
von schadstoffbelasteten Fluiden, also von Gasen oder Flüssigkeiten sowie eine zur
Durchführung des Verfahrens geeignete Reinigungsvorrichtung unter Anwendung einer
Flüssigkeitswäsche anzugeben, mit denen sich eine überragende Reinigungswirkung für
ein sehr breites Spektrum von Schadstoffen sowohl in Staub- bzw. Kolloidform als auch
in Gas- bzw. in gelöster Form erreichen läßt.
[0006] Die Erfindung ist verfahrensmäßig und zusammengefaßt im Patentanspruch 1 angegeben.
Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Reinigung von schadstoffbelasteten Fluiden weist
die im Patentanspruch 5 angegebenen Merkmale auf.
[0007] Vorteilhafte Weiterbildungen des Erfindungsgedankens sind in abhängigen Patentansprüchen
gekennzeichnet.
[0008] Der Grundgedanke der Erfindung geht dahin, ein schadstoffbelastetes Fluid (Gas oder
Flüssigkeit) zunächst zu vernebeln bzw. zu versprühen, die so entstandenen, fein verteilten
Partikel in an sich bekannter Weise durch ein elektrostatisches Hochspannungsfeld
zu ionisieren und sodann eine elektrostatische Anlagerung an eine ebenfalls und vorzugsweise
in gleicher Strömungsrichtung versprühte Waschflüssigkeit zu bewirken, deren fein
versprühte Waschflüssigkeitspartikel auf Gegenpotential zum Ioni- sierungs
pol der vorgeschalteten Hochs
pannungsionisie- rungsvorrichtung aufgeladen wurden. Überraschenderweise entsteht dadurch
eine wesentlich gesteigerte Reinigungswirkung, da durch elektrostatische Anlagerung
und Neutralisierung die an sich schon gute und spezifisch gewählte Reinigungswirkung
der Waschflüssigkeit wesentlich gesteigert wird.
[0009] Während es mit normaler Flüssigkeitswäsche, beispielsweise bei der Reinigung von
Gasen, auch mit mehreren Stufen und bei höchsten Reinheitsanforderungen, nicht möglich
ist, Feststoffpartikel in einem Bereich von 2 µm und kleiner, insbesondere im Bereich
unter 1 µm, nennenswert oder gar vollständig zu beseitigen, ergibt sich, wie zahlreiche
Versuche zeigen, bei Anwendung des erfindungsgemäßen kombinierten Verfahrens eine
vollständige Reinigung des Gases bis zu beliebig kleinen Durchmessern der Schadstoff-Festpartikel,
soweit diese mit den heute verfügbaren besten Partikelzählern im Bereich ≤ 0,3 µm
überhaupt noch erfaßbar sind.
[0010] Auch bei der Beseitigung von gasförmigen Schadstoffen, etwa von SO
2 bei der Industriemüllverbrennung sowie der Abgasreinigung von Sterilisatoren, bei
der Abgasreinigung in der Kunstdüngerproduktion und dergleichen, ergibt sich eine
wesentliche Verbesserung der Reinigungswirkung bei vergleichsweise geringem Aufwand.
So kann insbesondere die Stufenzahl bei Gaswaschanlagen von beispielsweise drei Stufen
auf eine Stufe verringert werden bei gleicher oder besserer Reinigungswirkung.
[0011] Zu dieser wesentlichen Verbilligung von Flüssigkeits-Waschanlagen kommt eine meist
problemlose Entsorgung beispielsweise bei Eindickung des Reinigungsrückstandssumpfs
hinzu.
[0012] Ein Ausführungsbeispiel für eine erfindungsgemäße Vorrichtung sowie weitere vorteilhafte
Einzelheiten der Erfindung werden nachfolgend unter Bezug auf die Zeichnung in beispielsweiser
Ausführungsform näher erläutert. Die einziae Figur zeigt ein Beispiel für eine Gas-
oder Flüssigkeitsreinigungsvorrichtung mit erfindungsgemäßen Merkmalen.
[0013] Ein mit Schadstoffen belastetes verschmutztes Fluid F (Gas oder Flüssigkeit) wird
über eine Leitung 1 unter Druck zu einem ersten Sprühkopf 2 geleitet und in einer
beispielsweise rohrförmigen Kammer 3 vernebelt bzw. versprüht. Der dadurch entstehende
schadstoffbelastete Fluidstrom ist mit Bezugshinweis 4 angegeben. Dieser Fluidstrom
4 passiert eine allgemein mit Bezugshinweis 6 angegebene Hochspannungsionisierungsvorrichtung,
die beispielsweise eine Mehrzahl von quer zur Strömungsrichtung gespannte Ionisierungsdrähte
6A bzw. sägeblattartige Drahtelemente aufweist, die zwischen gitterartigen Abschirmwänden
6B gespannt sind. Die Hochspannungsionisierungselemente 6A liegen beispielsweise auf
Minuspotential des nicht gezeigten Hochspannungsgenerators, der eine hohe Gleichspannung
von beispielsweise 12 bis 100 kV bei relativ sehr geringer Hochspannungsleistung abgibt.
Die Abschirmelektroden oder -wände 6A liegen in diesem Fall dann auf Gegen-, d. h.,
auf Pluspotential und sind zweckmäßigerweise auf Massepotential gelegt. Beim Durchtritt
des schadstoffbelasteten Fluidstroms 4 durch die Hochspannungsionisierungsvorrichtung
6 werden die schadstoffbelasteten, vernebelten Partikel des Fluidstroms 4 mehr oder
weniger vollständig ionisiert.
[0014] Der ionisierte schadstoffbelastete Fluidstrom gelangt nun stromab von der Hochspannungsionisierungsvorrichtung
6 in innige Vermischung mit einem über einen zweiLen Sprühkopf 7 versprühten Waschflüssigkcitsstrom
8, der auf Gegenpotential zur Ionisierung des schadstoffbelasteten Fluidstroms liegt.
Im dargestellten Beispiel liegt der zweite Sprühkopf 7 auf Pluspotential, d. h. auf
Massepotential, das, wie bei 5 angegeben, unmittelbar an den Sprühkopf 7 angelegt
wird.
[0015] Die überraschend hohe Reinigungswirkung des erfindungsgemäßen Verfahrens beruht vor
allem darauf, daß die im dargestellten Beispiel negativ ionisierten Partikel des schadstoffbelasteten
Fluidstroms durch elektrostatische Anlagerung und Neutralisierung mit den versprühten,
auf Gegenpotential liegenden Partikeln des Waschflüssigkeitsstroms 8 mit starker zusätzlicher
Bindungswirkung festgehalten werden. Die Reinigungswirkung ist ungleich besser als
bei einer reinen Flüssigkeitswäsche herkömmlicher Art.
[0016] Die Waschflüssigkeit wird in an sich bekannter Weise in einem Waschflüssigkeitsbehälter
16 bereitgehalten und gesammelt. Im Behälter 16 wird das Waschflüssigkeitsniveau 17
durch eine nur schematisch angedeutete Niveauregelung konstant gehalten. Ein Thermostat
18 dient zur Temperaturregelung der Waschflüssigkeit,und über einen Zulauf 15 kann
frische, noch unverbrauchte Waschflüssigkeit zugeführt werden. Eine Pumpe 10 saugt
die Waschflüssigkeit aus dem Behälter 16 ab und drückt diese über eine Filteranlage
9 zum zweiten Sprühkopf 7. Das Zulaufrohr für den Waschflüssigkeitsstrom 8 mit bereits
angelagerten schadstoffbelasteten Fluidpartikeln ist mit Bezugshinweis21 gekennzeichnet.
Innerhalb des Waschflüssigkeitsbehälters 16 kann in an sich bekannter Weise eine durch
perforierte Platten verwirklichte Turbulenzbremse 19 vorgesehen sein. An der Unterseite
des Waschflüssigkeitsbehälters 16 ist ein Ablaßmagnetventil 14 vorgesehen, über das
eine Rohrverbindung zu einer nur schematisch angedeuteten Entsorgungs- bzw. Trenneinheit
führt, deren Ablaß mit 12 bezeichnet ist.
[0017] Der gereinigte Fluidstrom 24 wird zur Weiterverwendung über ein Ausgangsrohr 23 abgeführt
und wird dabei gleichzeitig hinsichtlich bestimmter Parameter, beispielsweise hinsichtlich
seines Feuchtigkeitsgehalts, überwacht und reguliert. Ein in das Ausgangsrohr 23 ragender
Hygrostat ist mit Bezugshinweis 22 gekennzeichnet. Zur Temperaturregulierung kann
ein Heizmantel 20 dienen, der beispielsweise mit Peltier-Elementen verwirklicht sein
kann, so daß sowohl eine Heizung als auch eine Kühlung des gereinigten Fluidstroms
24 möglich ist. Durch Regulierung der Temperatur der Waschflüssigkeit im Behälter
16 und in Verbindung mit dem Hygrostat 22 sowie der Heiz- bzw. Kühlvorrichtung 20
ist eine genaue Temperatur- und Feuchtigkeitsregelung des gereinigten Fluidstroms
24 möglich.
1. Verfahren zur Reinigung von schadstoffbelasteten Fluiden (Gasen oder Flüssigkeiten)
mittels einer Flüssigkeitswäsche, gekennzeichnet durch die kombinierte Anwendung einer
elektrostatischen Hochspannungsionisierung des schadstoffbelasteten Fluids mit einer
nachfolgenden Wäsche in einem auf Gegenpotential zu den ionisierten Fluidpartikeln
liegenden Strom einer Waschflüssigkeit.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet , daß das schadstoffbelastete Fluid gegen die Hochspannungsionisierungsvorrichtung
gesprüht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Waschflüssigkeit in Strömungsrichtung unmittelbar
nach der Hochspannungsionisierung und in gleicher Strömungsrichtung versprüht wird
wie das schadstoffbelastete Fluid.
4. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet , daß die Waschflüssigkeit in Strömungsrichtung unmittelbar
nach der Hochspannungsionisierung und in entgegengesetzter Strömungsrichtung versprüht
wird wie das schadstoffbelastete Fluid.
5. Vorrichtung zur Reinigung von schadstoffbelasteten Fluiden (Gasen oder Flüssigkeiten),
gekennzeichnet durch
- eine erste Sprühvorrichtung (1, 2), die das schadstoffbelastete Fluid (F) in feinverstäubter
Form gegen eine Hochspannungsionisierungsvorrichtung (6, 6A, 6B) sprüht, in der die
zerstäubten Fluidpartikel (4) ionisiert werden, und durch
- eine zweite, elektrisch auf Gegenpotential zu den Ionisierungspolen (6A) der Hochspannungsionisierungsvorrichtung
liegenden Sprühvorrichtung (7), die in Strömungsrichtung des schadstoffbelasteten
Fluids nach der Hochspannungsionisierungsvorrichtung angeordnet ist und eine Waschflüssigkeit
zur innigen Vermischung mit dem ionisierten, schadstoffbelasteten Fluidpartikelstrom
versprüht.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet , daß die Menge der durch die zweite Sprühvorrichtung (7) versprühten
Waschflüssigkeit so gewählt ist, daß eine weitgehend vollständige elektrische Neutralisierung
des ionisierten schadstoffbelasteten Fluidpartikelstroms durch elektrostatische Anlagerung
und Bindung von Partikeln der Waschflüssigkeit mit Schadstoffpartikeln eintritt.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet , daß die zweite Sprühvorrichtung (7) die Waschflüssigkeit
in gleicher Strömungsrichtung wie der Fluidpartikelstrom versprüht.
8. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet
, daß die Waschflüssigkeit schadstoffspezifisch gewählt ist.