[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Einkräuseln von Kunsthaar aus synthetischen
Monofil-Fasern zur Herstellung von Haarersatzteilen, bei dem das Kunsthaar bei einer
Temperatur oberhalb seines plastischen Verformungspunktes behandelt wird.
[0002] Der Einsatz von sogenannten monofilen Synthesefasem für Haarersatz ist von folgenden
Faktoren abhängig:
1. Sie müssen natürlichem Haar ähnlich, oder besser gleich sein.
2. Sie sollten formstabil sein, um den verschiedenen Anforderungen beim Tragen auch
unter extremen Bedingungen, z.B. Sauna gerecht zu werden.
3. Sie müssen im Griff natürlichem Haar ähnlich sein oder angepaßt werden.
4. Sie müssen modeliert werden können, also entsprechend den Wünschen der Träger von
Haarteilen gekräuselt und gewellt werden können.
[0003] Mit der Patentanmeldung Nr. P 34 31 886.0 vom 17.9.1985 ist ein Weg aufgezeichnet
worden, wie thermisch beständige monofile Synthesefasem im äußeren Aussehen, also
im Glanzerscheinungsbild, natürlichem Haar angepaßt werden können. Dieses so behandelte
Haarersatzmaterial läßt sich aber nur unzureichend mit den bisher üblichen Einkräuselungsverfahren
zu Frisuren verarbeiten.
[0004] Bei Heißluftbehandlungen mit dem bekannten Fön ergaben sich übermäßig lange Produktionszeiten,
und außerdem wurde der Griff des Materials hart und spröde. Durch eine Behandlung
in kochendem Wasser wird die Form der Wellen und Krausen nicht ausreichend stabilisiert.
[0005] insbesondere Polyester-Monofilhaare müssen sehr stark vor dem Färben abgebaut werden,
um ein haarähnliches Aussehen zu bekommen. Durch entsprechenden Abbau von mehr als
30 % der Fasersubstanz, vorzugsweise durch Hydrolyse, wird das erreicht. Eine derartig
starke Faserveränderung läßt vermuten, daß die Faser auch erheblich in ihrer Formstabilität
nachhaltig negativ beeinflußt wird. So wird auch in dem britischen Patent 664921 darauf
hingewiesen, daß ein starker Faserabbau auch zu hohen Festigkeitsverlusten führt.
Man mußte dadurch davon ausgehen, daß nur durch eine für Polyesterfaser optimale nachträgliche
Thermofixierung bei Temperaturen von 185°C und mehr, und unter zumindest leichter
Spannung nach der Oberflächenbehandlung eine Verformung ermöglicht wird, die mechanischen
Einflüssen, wie sie beim Waschen und Kämmen von Kunsthaar vorliegen, permanent übersteht.
Bis heute geht die Technik davon aus, daß beständige Verformung an Polyesterfasern
nur mit Heißlufttemperaturen über 185°C erreichbar ist. Das mußte man erst recht auch
von einer Polyester-Monofilfaser erwarten, die zu mehr als 30 % abgebaut worden ist.
[0006] Als Stand der Technik gilt ferner, daß beim Thermofixieren mit Heißluft mit zunehmender
Temperatur Polyesterfiiament spröder wird und die Sublimierung der Farbstoffe mit
steigender Temperatur zunimmt, so daß die Färbung leidet.
[0007] Da nur wenige Farbstoffe Temperaturen über 180° C gewachsen sind, ohne zu sublimieren,
wodurch
a) die Waschechtheit verringert wird,
b) die Auswahl der Farbstoffe in einem Maße begrenzt wird, daß die Anforderungen an
Kunsthaarersatzieilen in Bezug auf farbgetreue Naturhaar-Nuancen praktisch unmöglich
wird, und auch durch die Farbstoffbeschränkung die erforderliche Lichtechtheit nicht
immer zu erreichen ist, war der Weg über waschbeständige Heißluftverformung von Kunsthaar
aus gefärbtem Polyester-Monofil-Material als aussichtslos anzusehen.
[0008] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, monofite Fasern langdauernd haltbar
einzukräuseln, ohne daß eine Versprödung und eine nachteilige Sublimation der zur
Färbung verwendeten Farbstoffe eintritt.
[0009] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß das Kunsthaar bei Temperaturen ab 118° und
höher a) mit wasserdampfgesättigter Heißluft eingekräuselt wird oder b) mit einem
feuchtigkeitshaltenden Mittel versetzt und mit Heißluft von 150° bis 180° eingekräuselt
wird oder c) im Autoklaven im Bereich zwischen Naßdampf und Sattdampf eingekräuselt
wird.
[0010] Umfangreiche Versuche ergaben, daß der Griff des betreffenden Kunsthaarmaterials
geschmeidiger und dem natürlichen Haar weitgehend angepaßt wird, wenn der Heißluft
die ihrem Wasserdampfsättigungsgrad entsprechenden Mange Flüssigkeit zugesetzt wird,
wodurch ein Übertrocknen vermieden wird. Ganz besonders vorteilhaft ist die Verwendung
einer gesättigten Druck- dampfatmosphäre.
[0011] Die Gründe für diese Sattdampfeinkräuselung der für das Kunsthaar verwendeten synthetischen
Monofil-Fasern, insbesondere Polyester-Monofilament-Kunsthaare, liegen darin, da a)
in Gegenwart gesättigter Druck-Dampfatmosphäre der Griff des Materials weicher ausfällt
und b) das gefärbte Material nicht durch Thermo-Sublimierung in der Waschechtheit
verschlechtert wird, da Sattdampf von erforderlicher Temperatur von 132,8°C - (2 atü)
bei Polyester ausreicht. Dabei können waschbeständige Einkräuselungen hergestellt
werden, die unter Erhaltung des erforderlichen naturhaarähnlichen Glanzes auch den
gewünschten weichen Griff dem Kunsthaarmaterial aus thermisch beständigen Synthesefasern
ergeben.
[0012] Eine besonders bevorzugte Gestaltungsform besteht darin, daß das Kunsthaar aus synthetischen
Monofil-Fasern, insbesondere Polyester-Monofil-Fasern, bei Temperaturen von 130° bis
180°C mit einem feuchtigkeitshaltenden Mittel versetzt und mit Heißluft eingekräuselt
wird.
[0013] Insbesondere wurde gefunden, daß Kunsthaar aus Polyester-Monofilament formbeständig
bei Temperaturen unter 180°C eingekräuselt werden kann. Behandelt man z. B. einen
Polyester-Monofilament-Faden, der zuvor um z. b. 40 % durch Hydrolyse abgebaut worden
ist, so läßt sich eine wasch-und kämmbeständige Einkräuselung mit Heißluft von 170°C
erreichen. D. h. die Locken, oder lockiger Frisuren, die daraus gefertigt werden,
können bis zu 100mal gewaschen und gekämmt werden, ohne nennenswerte Änderungen, auch
dann, wenn sie in der Sauna und bei den dort herrschenden atmosphärischen Bedingungen
getragen werden.
[0014] Es wurde gefunden, daß man mittels auf das betreffende Haarersatzmaterial durch zuvor
aufgetragene hygroskopi sehe Verbindungen bei Einkräuselungen unterhalb 180°C auch
den Griff des Materials ausreichend weich und geschmeidig halten kann. Feuchtigkeit
von weniger als 4 % vom Materialgewicht reicht aus, um einen entsprechenden guten,
geschmeidigen Griff des einzukräuselnden Polyester-Monofil-Materials für Haarersatz
sicherzustellen.
[0015] Als Kunsthaar werden Monofil-Fasern aus Polyamid, Polyurethan, Polypropylen und insbesondere
Polyester bevorzugt.
[0016] Durch das Einkräuseln von synthetischen Haaren in einer gesättigten Druckdampfatmosphäre
von ein bis vier atü bei einer Temperatur von eta 118°C bis 148°C erhält man einen
weichen Griff des Haares, der sehr haarähnlich ist, und eine permanente Welle. Das
so umgeformte Haar verformt sich bei den wesentlich niedrigeren Dusch-und Saunatempteraturen
nicht mehr.
[0017] Insbesondere bei der Behandlung im Autoklaven wird es hierbei bevorzugt möglich,
gemäß der technischen Lehre der Patentanmeldung P 34 31 886.0-26 dem Naß-bis Sattdampf
Ätzalkali zuzusetzen, um der so behandelten Faser bestimmte Lichteigenschaften zu
geben. Auch bei der wasserdampfgesättigten Heißluftbehandlung ist es möglich, Ätzalkali
zuzugeben.
[0018] Neben dem Zusatz der oben genannten Chemikalie wird es ferner bevorzugt, wenn gleichzeitig
oder nacheinanderfolgend weitere Chemikalien bei-- gefügt werden, wie z. B. Dauerwell-Chemikalien
und/oder Weichmacher und/oder fi-Imbildende Silikone.
[0019] Ferner wird es bevorzugt, wenn vor der Behandlung des Kunsthaares mit wasserdampfgesättigter
Heißluft oder mit Naß-bis Sattdampf das Kunsthaar mit Chemikalien behandelt wird,
die während der nachfolgenden Dampfbehandlung auf das Kunsthaar einwirken.
[0020] In einer weiteren Ausgestaltung ist es vorgesehen, daß vor der Behandlung des Kunsthaares
mit wasserdampfgesättigter Heißluft oder mit Naß-bis Sattdampf das Kunsthaar zunächst
mit Heißluft ohne Wasserdampfzusatz umgeformt wird, um dann mit der nachfolgenden
Dampfbehandlung dauerhaft fixiert zu werden.
[0021] Es sei hervorgehoben, daß die Dampfbehandlung des Haares in sämtlichen möglichen
Druck-und Temperaturbereichen stattfinden kann; wesentlich ist nur, daß entsprechend
dem Material des umzuformenden Haares eine Druckdampfatmosphäre erzeugt wird, welche
eine dauerhafte Umformung gewährleistet.
[0022] Der Einsatz von Wasserdampf vermeidet ein Verspröden der thermisch zu behandelnden
Haarfaser, woraus deutlich wird, daß sowohl eine Behandlung mit Sattdampf (trocken
gesättigter Dampf) als auch eine Behandlung mit Naßdampf in Frage kommt. In letztgenanntem
Fall führt der Sattdampf noch Teile von siedender Flüssigkeit mit sich, was beim Auftreffen
auf die Kunstfaser zu einem Befeuchtungseffekt führt.
[0023] Eine Behandlung mit Heißdampf (überhitzter Dampf) ist ebenso möglich, führt aber
wegen des geringen Feuchtigkeitsgehaltes des Dampfes mit zunehmender Steigerung der
Temperatur wiederum zu einem Verspröden der Faser.
[0024] Bezogen auf das Zustandsdiagramm für Dämpfe gibt es also einen weiteren Anwendungsbereich.
Ein solches Zustandsdiagramm für Dämpfe ist gekennzeichnet durch die Grenzkurven,
sowie die Kurven konstanten Dampfgehalts im Naßdampfgebiet. Auf der Siedelinie liegen
alle Siedepunkte und auf der oberen Taulinie alle Sattdampfpunkte. Die beiden Grenzkurven
gehen im kritischen Punkt ineinander über. Die Siedelinie trennt das Flüssigkeitsgebiet
vom Naßdampfgebiet, die Taulinie das Naßdampfgebiet vom Heißdampfgebiet. Im Bereich
zwischen der Siedelinie und der Taulinie sind sämtliche Dampfzustände die bevorzugten
Behandlungsmittel für die hier umzuwandelnde Haarfaser.
[0025] Der Erfindungsgegenstand der vorliegenden Erfindung ergibt sich nicht nur aus dem
Gegenstand der vorliegenden Patentansprüche, sondem auch aus der Kombination der einzelnen
Patentansprüche untereinander.
[0026] Alle in den Unterlagen offenbarten Angaben und Merkmale, insbesondere die in den
Zeichnungen dargestellte räumliche Ausbildung werden als erfindungswesentlich beansprucht,
soweit sie einzeln oder in Kombination gegenüber dem Stand der Technik neu sind.
[0027] Im folgenden wird die Erfindung anhand von lediglich einen Ausführungsweg darstellende
Zeichnungen näher erläutert. Hierbei gehen aus den Zeichnungen und ihrer Beschreibung
weitere erfindungswesentliche Merkmale und Vorteile der Erfindung hervor.
[0028] Es zeigen:
Figur 1: schematisiert die Behandlung des Kunsthaares in einem Autoklaven;
Figur 2: schematisiert die Behandlung des Kunsthaares mit wasserdampfgesättigter Heißluft.
[0029] In Figur 1 besteht der Autoklav zur Behandlung des Kunsthaares 15 aus einem Kessel
2, an dessen unteren Teil eine Dampfzuleitung 7 einmündet, die von einem nicht näher
dargestellten Dampferzeuger 1 mit Dampf versorgt wird. Die Dampfzuleitung 7 mündet
in ein im Kessel 2 angeordnetes mit radialen Bohrungen versehenes Rohr 19, auf dem
in Form eines Wickels das Kunsthaar 15 aufgebracht ist. Der durch die Bohrungen 14
abströmende Dampf geht sowohl in Pfeilrichtung 13 radial durch das Kunsthaar 15 hindurch
und behandelt gleichzeitig auch das Kunsthaar 15 von der Außenseite her.
[0030] In an sich üblicher Weise ist der Kessel 2 mit einem Deckel 3 über eine Verschraubung
4 verbunden und in den Kessel mündet noch ein Wasserzufluß 5 und an der Unterseite
setzt ein Wasserablauf 6 an. An der Kesselwandung ist ferner ein Enttuftungsstutzen
8 sowie ein Thermometer 11 und ein Manometer 12 angeordnet.
[0031] Der Deckel ist mit einem Dampfhahn 9 und einem Sicherheitsventil 10 versehen.
[0032] Die Figur 2 zeigt als mögliches Ausführungsbeispiel die Behandlung des als Wickel
auf dem Rohr 19 aufgebrachten Kunsthaares 15 mit einem wasserdampfigesättigten Heißtuftstrom.
In nicht näher dargestellter Weise erzeugt ein Gebläse 16 einen Heißluftstrom, dem
von einem Dampferzeuger 17 ein Dampfstrom zugemischt wird.
[0033] Zur Aufrechterhaltung der Dampfatmasphäre wird es hierbei bevorzugt, wenn das Kunsthaar
15 und das Rohr 19 nach außen hin von einer luft-und wasserdampfdurchlässigen Umhüllung
18 umgeben ist, damit der so erzeugte Dampf nur langsam in die Umgebung abströmt.
Das Kunsthaar 15 kann auch vorher mit Wasser oder einem Wasser-Chemikaliengemisch
angefeuchtet sein.
[0034] In der vorher beschriebenen Weise können dem Dampferzeuger 1, 17 die vorher beschriebenen
Chemikalien zugesetzt werden, um neben der Dampfbehandlung noch eine zusätzliche chemische
Behandlung des Kunsthaares 15 zu erreichen. Hierdurch wird neben einer permanenten
Wellung zusätzlich eine Oberflächenveredelung und möglicherweise auch eine Färbung
erreicht.
[0035] Die vorher beschriebenen Ausführungsbeispiele machen deutlich, daß die Dampfbehandlung
des Haares sowohl in offener als auch in geschlossener Atmosphäre möglich ist.
[0036] Während für die vorstehend beschriebene Ausführungsform des Verfahrens unter Verwendung
von wasserdampfgesättigter Heißluft spezielle Apparaturen erforderlich sind, werden
derartige Anlagen bei der Durchführung des Verfahrens gemäß der Ausführungsform b)
unter Verwendung eines feuchtigkeitshaltenden Mittels und Heißluft vermieden, c) im
Autoklaven im Bereich zwischen Naßdampf und Sattdampf eingekräuselt wird.
[0037] Insbesondere wird ein Kusnthaar eingesetzt, das mindestens um 30 Gew.% mechanisch
oder chemisch abgebaut worden ist.
[0038] Durch die Anwendung feuchtigkeitshaltender Mittel auf dem,Haarmaterial wird es ermöglicht,
die Einkräuselung mit Heißluft bei niedrigeren Temperaturen als 180°C durchzuführen.
[0039] Z. B. können als feuchtigkeitshaltende Mittel nach dem hydrolytischen Abbau folgende
Materialien auf das Monofil-Material aufgebraucht werden:
a) Paraffin-Kohlenwasserstoffe
b) Fettsäure-Polyglykolester
c) Phosphorsäureester, z.B. Mono-oder Dieser auf Kokosfettbasis
d) Fettsäure-Polyglykoläther
e) Aminosäurederivate
[0040] Die feuchtigkeitshaltenden Präparate können sowohl als Dispersion als auch als Emulsion
ausgebildet sein, wobei diese Mittel 0,1 bis 4 % Wasser, bezogen auf das Fasergewicht,
binden.
[0041] Es ist wichtig für den Griff, daß eine bestimmte Restfeuchtigkeit auf dem kräuselnden
Material verbleibt, insbesondere im Bereich von 0,1 bis 4 Gew.%.
[0042] Es ist wesentlich, daß ein ausreichender Feuchtigkeitsgehalt der Kunstfaser während
der Umformung erhalten bleibt.
[0043] Die Umformung erfolgt bei Heißlufttemperaturen ab 130°C, bevorzugt bei 150°C bis
180°C, insbesondere 150°C bis 160°C.
[0044] Durch die Anwendung feuchtigkeitshaltender Mittel, die auch bei Heißlufttemperaturen
bis 180°C ausreichend viel Wasser binden, um eine Versprödung des Polyester-Monofil-Materials
ausreichend zu verhindern, wird der Bereich zum Färben verwendbarer Farbstoffe erheblich
erweitert, ohne daß die Gefahr einer Sublimierung auftritt, da die Temperatur nicht
über 180°C gesteigert werden muß.
[0046] Das heißt, die genannten Farbstoffe sublimieren bei den Temperaturen unter 180°C
so wenig, daß eine ausreichende Waschechtheit für Haarteile sichergestellt wird. In
Bezug auf Lichtechtheit, Farbgleichheit bei verschiedenen Lichtquellen, wie z. B.
Tageslicht, Normlicht, Abendlicht, sind die genannten Farbstoffe vor allen auch in
Kombinationen besonders gut zum Färben von Haarteilen aus Polyester-Monofil-Material
geeignet. Dies haben umfangreiche Färbeversuche und Prüfungen ergeben. Würde man die
gleichen Farbstoffe oberhalb von 180°C mit Heißluft behandeln, treten erhebliche Farbtonverschiebungen,
und bei kräftigen Farbtönen erhebliches Ausbluten beim nachfolgenden Waschen auf,
die die Verwendung des Materials für Haarteile unmöglich machen würde.
[0047] Beispielsweise wird das Kunstfaser-Ausgangsmaterial durch Alkalisierung mit Ätzalkalilauge
um 30 bis 40 Gew.% abgebaut, so daß eine Aufrauhung der Faser entsteht, anschließend
gewaschen, neutralisiert, gespült, getrocknet und gefärbt. Die Färbung erfolgt vorzugsweise
bei 130° bis 135°C unter Überdruck. Das aus dem Farbbad kommende Kunsthaar wird gespült
und mit einem feuchtigkeitshaltenden Mittel in Dispersion oder Emulsion behandelt.
Bevorzugt ist ein Mittel, daß durch Spülen im Bad, Aufsprühen oder sonstige Auftragsverfahren
aufgebracht werden kann. Die so behandelte Faser wird getrocknet, so daß ein Restfeuchtigkeitsgehalt
von 0,1 bis 4 Gew. %,bevorzugt 0,1 bis 4 Gew. % Wasser auf der Faser verbleibt. Dann
erfolgt die Kräuselung durch Wärmeumformung mittels Heißluft bei Temperaturen bis
180°C.
[0048] Die Behandlung mit Heißluft erfolgt im Bereich von etwa 10 bis 60 Minuten. Anschließend
wird das Haar in der Umhüllung abgekühlt.
[0049] Wichtig und vorteilhaft ist dabei, daß die Heißluftbehandlung bei relativ niedrigen
Temperaturen durchgeführt werden kann, weil das Haar vorher chemisch durch die Alkalibehandlung
aufgerauht wurde und dadurch besonders leicht der Umformung zugänglich ist, und durch
die Anwendung des Feuchthaltemittels die Versprödung des Haares vermieden wird.
[0050] Das fertig gekräuselte Haar kann nachfolgend noch weiterbehandelt werden, z. B. durch
Auftragen von Weichmachern und/oder Wärmeschutzmitteln, z. B. Aluminiumsalze.
[0051] Die Vorteile der Erfindung bestehen also darin, daß eine Kräuselungsumformung des
Kunsthaares ohne Versprödung möglich ist und eine ausgezeichnete Färbbarkeit sowie
Farbstabilität erzielt wird, da die abgebaute, insbesondere alkalisierte Faser die
Farbstoffe sehr gut aufnimmt und beibehält und niedrige Umformungstemperaturen angewandt
werden.
[0052] Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sieht den Einsatz von Carriern
vor. Mit der Verwendung dieser Carrier besteht der Vorteil, daß eine Färbung und Umformung
des Polyester-Materials auch schon bei niedrigen Temperaturen, nämlich bei Kochtemperaturen
erreicht werden kann. Beispielsweise für derartige Carriere sind Orthophenylphenol,
Oxycarbonsäuremethylester, Chlorbenzol-Verbindungen und an dereVerbindungen, die als
sogenannte Carrier bekannt sind.
ZEICHNUNGS-LEGENDE
[0053]
1 Dampferzeuger
2 Kessel
3 Deckel
4 Verschraubung
5 Wasserzufluß
6 Wasserablauf
7 Dampfzuleitung
8 Entlüftungsstutzen
9 Dampfhahn
10 Sicherheitsventil
11 Thermometer
12 Manometer
13 Pfeilrichtung
14 Bohrung
15 Kunsthaar
16 Gebläse
17 Dampferzeuger
18 Umhüllung
19 Rohr
1. Verfahren zum Einkräuseln von Kunsthaar aus synthetischen Monofil-Fasern zur Herstellung
von Haarersatzteilen, dadurch gekennzeichnet, daß das Kunsthaar bei Temperaturen ab
118°
a) mit wasserdampfgesättigter Heißluft eingekräuselt wird, oder
b) mit einem feuchtigkeitshaltenden Mittel versetzt und mit Heißluft von 150° -180°
eingekräuselt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Kunsthaar Monofil-Fasern
aus Polyamid, Polyurethan, Polypropylen oder insbesondere Polyester verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Kunsthaar in
einer luft-und wasserdampfdurchlässigen Umhüllung angeordnet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Kunsthaar bei
der Behandlung gemäß a) im Autoklaven mit Dampf, nämlich im Bereich zwischen Sattdampf
und Naßdampf, behandelt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der wasserdampfgesättigten
Heißluft oder dem Naßdampf Ätzalkali zugesetzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Heißluft, der
wasserdampfgesättigten Heißluft oder dem Naßdampf Dauerwell-Chemikalien und/oder Weichmacher
und/oder Antistatika zugesetzt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß vor der Behandlung
des Kunsthaares mit wasserdampfgesättigter Heißluft oder mit Satt-bis Naßdampf das
Kunsthaar mit Chemikalien behandelt wird, die während der nachfolgenden Dampfbehandlung
auf das Kunsthaar einwirken.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß vor der Behandlung
des Kunsthaares mit wasserdampfgesättigter Heißluft oder mit Naßdampf das Kunsthaar
zunächst mit Heißluft ohne Wasserdampfzusatz umgeformt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Kunsthaar
vor der Behandlung im Autoklaven oder mit wasserdampfsättigter Heißluft mit Wasser
oder mit dem Wasser-chemikaliengemisch gemäß Anspruch 6 angefeuchtet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß ein Kunsthaar aus
Polyester-Monofil-Fasem eingesetzt wird, das mindestens um 30 Gew.-% mechanisch oder
chemisch abgebaut worden ist.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Polyester-Monofil-Fasem
hydrolytisch, insbesondere durch Alkalilauge, abgebaut worden sind.
12. Verfahren nach Anspruch 10 doer 11, dadurch gekennzeichnet, daß Heißlufthmperaturen
von 150° bis 180°C, insbesondere 1500 bis 160 angewandt werden.
13. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3 und 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß das
feuchtigkeitshaltende Mittel in Form einer Dispersion oder Emulsion angewandt wird,
wobei das Mittel 0,1 bis 4 % Wasser, bezogen auf das Fasergewicht bindet
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-14, dadurch gekennzeichnet, daß man durch
die Verwendung von chemischen Mitteln, insbesondere Carriem, den plastischen Verformungspunkt
auf minimal 50 -100 °C senken kann.