[0001] Die Erfindung betrifft ein Trägermaterial für thermisch entwickelbare fotografische
Schichten. Sie betrifft insbesondere die Verwendung eines beschichteten Papieres als
Träger für solche fotografischen Schichten.
[0002] Fotografische Materialien, die durch Wärmeeinwirkung entwickelt werden können, sind
bekannt und beispielsweise in "Imaging Systems" auf Seite 122 f von K.I. Jacobsen
und R.E. Jacobsen (The Focal Press, London, 1976) sowie in "Neblette's Handbook of
Photography and Reprographie", 7. Auflage, 1978, auf den Seiten 32, 33 und 570 (Van
Nostrand Reinhold Company) beschrieben. Sie sind ferner als sogenannte "Dry Silver"-Materialien
im Handel).
[0003] Die wichtigsten Bestandteile thermisch entwickelbarer fotografischer Schichten sind
wenigstens eine organische Metallsalzverbindung und wenigstens ein Reduktionsmittel.
Dieses Prinzip gilt sowohl für thermisch entwickelbare Schwarzweiß-Bildschichten als
auch für thermisch entwickelbare Colorbildschichten. Daneben können Silberhalogenid,
Antischleiermittel, Sensibilisatoren, Farbbildner, Aktivatoren, Katalysatoren und/oder
andere Zusätze zur Verbesserung der Bildqualität oder Bildstabilität in einer oder
mehreren Bildschichten oder in benachbarten Schichten enthalten sein.
[0004] Das Bindemittel einer thermisch entwickelbaren fotografischen Schicht ist entweder
ein wasserunlöslicher Kunststoff, z.B. Polyvinylbutyral, oder ein üblicher wasserlöslicher
Binder, z.B. Gelatine oder Polyvinylalkohol, und die fotografische Schicht wird als
streichfähige Zubereitung mit Hilfe bekannter Beschichtungsverfahren auf einen Träger
gebracht und getrocknet.
[0005] Die organische Metallverbindung ist vorzugsweise ein organisches Silbersalz (z.B.
Ag-laurat, - stearat, -behenat, -urazol, -triazol, -benzotriazol, - tetrazol, -carbazol,
imidazol, o.a.). In der Patentliteratur sind aber auch andere Organo-Metallverbindungen
wie Hg-, Fe(III)-sowie vor allem Te-Verbindungen beschrieben. Kennzeichnend für thermisch
entwickelbare Fotomaterialien ist nicht so sehr die Art der oxidierend wirkenden Metallverbindung
sondern die Tatsache, daß ein sichtbares fotografisches Bild im belichteten Material
nach einer Wärmebehandlung und ohne die bekannte Anwendung wässriger Prozeßlösungen
erhalten wird. Mit Wärmebehandlung ist gemeint, daß das bildmäßig beschichtete Material
auf eine Temperatur zwischen 80 und 250°C (vorzugsweise 100 bis 200°C) gebracht wird.
[0006] Als Trägermaterialien für thermisch entwickelbare fotografische Schichten sind Papiere
und verschiedene Filmmaterialien in Gebrauch. Gemäß EP 118 078 und EP 119 380 gilt
Polyesterfilm als bevorzugtes Trägermaterial, aber auch die für Naßentwicklung gebräuchlichen
mit Harz (z.B. Polyethylen) beschichteten papiere kommen gelegentlich zur Anwendung.
[0007] Filmträger sind besonders geeignet, wenn Transparenz der Trägers gewünscht ist. Sie
haben jedoch Nachteile, wenn das Trägermaterial reflektierend sein soll. Der bei weißem
Filmmaterial übliche Remissionsgrad von 85 bis 90 % (vergl. EP 119 830) ist für die
Erreichung optimaler Bildschärfen nicht immer ausreichend. Außerdem ist Filmmaterial
relativ unflexibel und teuer.
[0008] Andererseits besitzen die bekannten harzbeschichteten Papiere, z.B. polyethylenbeschichtete
Papiere, zwar alle guten Eigenschaften eines Papieres, haben aber nur begrenzte Einsatzmöglichkeiten,
weil das thermoplastische Polyolefinharz bereits bei relativ geringfügig erhöhten
Temperaturen erweicht. Bei Entwicklungstemperaturen von 100° oder mehr verformt sich
daher die Harz-Schicht, und bei Entwicklung mittels heißer Walzen wurde im Einzelfall
sogar eine Trennung zwischen fotografischer Schicht und Harz-schicht beobachtet.
[0009] Neuerdings wurden ferner thermisch entwickelbare fotografische Materialien bekannt,
bei denen ein Farbbild entsteht, das während oder nach der thermischen Entwicklung
durch Diffusionstransfer auf ein Bildempfangsmaterial übertragen wird. Die Verfahren
und Materialien sind beispielsweise in EP 76 492, EP 79 056, DOS 3 345 023, EP 119
470, EP 118 078, DOS 3 407 228, EP 121 765, EP 123 166, EP 125 521, EP 131 161 oder
DOS 3 422 455 beschrieben. Auch hier erweist sich, daß konventionelle harzbeschichtete
Papiere wegen der Thermoplastizität der Harzschichten sich weniger gut als Bildempfangsmaterial
eignen.
[0010] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein besser geeignetes Trägermaterial
für thermisch entwickelbare fotografische Schichten und ein besser geeignetes Bildempfangsmaterial
für thermisch entwickelte farbfotografische Bilder vorzuschlagen und insbesondere
ein Material auszuwählen, das durch seine Wärmebeständigkeit gute Gebrauchseigenschaften
hat und darüber hinaus die thermisch entwickelbaren fotografischen Schichten nicht
in unerwünschter Weise beeinflußt.
[0011] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß als Trägermaterial für thermisch entwickeibare
fotografische Schichten oder als Bildempfangsmaterial für thermisch entwickelte Farbbilder
ein Papier verwendet wird, das ein vernetztes Bindemittel enthält oder wenigstens
auf einer Oberfläche eine vernetzte Schicht trägt, die aus strahlenhärtbarem Material
erzeugt ist, wobei das vernetzbare Ausgangsmaterial überwiegend aus ungesättigten
monomeren, oligomeren oder polymeren Substanzen besteht und in bzw. auf dem papier
mittels ionisierender Strahlung vernetzt ist. Unter ungesättigten Substanzen sollen
Stoffe mit wenigstens einer C=C-Doppelbindung verstanden sein, beispielsweise Acrylat-oder
Methacrylatverbindungen.
[0012] Die Verwendung solcherart beschichteter Papier für übliche naß zu entwickelnde Silberhalogenid
enthaltende fotografische Schichten ist in DOS 30 22 451 beschrieben, und es hat sich
erwiesen, daß die mittels ionisierender Strahlung (z.B. Elektronenstrahlen) unter
Luftausschluß gehärteten Schichten aus strahlenhärtbarem Material in aufliegenden
naß entwickelbaren Silberhalogenidschichten Schleier erzeugen. Als eine mögliche Ursache
dieser Schleierbildung wurde der in den härtbaren Materialien üblicherweise enthaltene
Polymerisationsinhibitor bzw. ein Umsetzungsprodukt davon diskutiert, weil als Inhibitoren
verwendete Substanzen, z.B.. Hydrochinon, auch als fotografische Entwickler verwendet
werden können.
[0013] Reduzierend wirkende Substanzen dieser Art sind vielfach auch ein Bestandteil der
thermisch entwickelbaren fotografischen Schichten und sind mitverantwortlich für die
Bilderzeugung. Infolgedessen bestanden erhebliche Bedenken, die mit ionisierender
Strahlung gehärteten Schichten direkt als Substrat für thermisch zu entwickelnde fotografische
Schichten oder auch als Empfangsmaterial für thermisch entwickelte Farbbilder zu verwenden,
weil die für die Erzeugung der strahlengehärteten Schichten gebrauchten ungesättigten
Verbindungen in der Handelsform immer durch Zusatz von Polymerisationsinhibitoren
stabilisiert sind.
[0014] Überraschenderweise führte- die Verwendung der aus inhibitorhaltigen ungesättigten
Verbindungen erzeugten Schichten, die durch ionisierende Strahlung gehärtet wurden,
jedoch nicht zu den befürchteten nachteiligen Auswirkungen auf thermisch entwickelbare
fotografische Schichten. Vielmehr erwiesen sich solcherart imprägnierte oder beschichtete
Papiere als gut geeignete und vielseitig verwendbare Träger, die keine Nebenwirkungen
auf thermisch entwickelte fotografische Schichten zeigten und auch als Bildempfangsmaterial
für thermisch entwickelte farbfotografische Bilder gut geeignet sind.
[0015] Papiere, die mit strahlengehärtetem Bindemittel überzogen sind, können einerseits
durchscheinend bis transparent sein. In dieser Form finden sie vorzugsweise Verwendung
für in der Durchsicht zu betrachtende thermisch entwickelbare Schwarz-weiß-Schichten
wie sie beispielsweise bei Erzeugung von Wetterkarten zum Einsatz kommen. Sie können
andererseits aufgrund von Weißpigmentzusatz reflektierend sein und finden in dieser
form vorwiegend Verwendung für Aufsichtsbilder.
[0016] Mit nicht pigmentierten strahlenhärtbaren Mischungen überzogene oder imprägnierte
Papiere für Durchsichtsbilder zeigen nach Härtung eine gleichmäßigere Transparenz
als vergleichsweise mit Lösungsmittel enthaltenden Zubereitungen beschichtete oder
imprägnierte und dann getrocknete Papiere.
[0017] Mit pigmentierten strahlenhärtbaren Mischungen überzogene Papiere gewinnen vor allem
durch den möglichen Pigmentierungsgrad des Überzugs. So können Überzüge mit 30 bis
60 Gewichtsprozent an Weißpigment (z.B. Titandioxid) hergesteitt werden. Nach Härtung
mittels ionisierender Strahlung wurden an solchen Schichten Remissionsgrade bis zu
95 % gemessen, wodurch die Herstellung besonders scharfer und brillanter Aufsichtsbilder
ermöglicht wird.
[0018] Weitere für die erfindungsgemäße Verwendung wichtige Vorteile sind, daß Imprägnierungen
und Beschichtungen aus strahlenhärtbaren Mischungen nach der mittels ionisierenderStrahlung
vorgenommenen Härtung sehr temperaturbeständig sind. Die Schichten verformen sich
auch bei kurzzeitiger Anwendung höhererTemperatur von 200°C oder mehr nicht, und die
beschichteten oder imprägnierten Papiere sind bei kleineren Änderungen ihres Feuchtegehaltes
dimensionsstabiler als bisher verwendete Papiere. Schließlich können solche Papiere
bei Anwendung eines Kontakthärtungsverfahrens z/B. gemäß DOS 30 22 709 eine durchaus
mit Folien vergleichbare Oberflächenqualität verbunden mit der Flexibilität eines
beschichteten Papieres haben.
[0019] Für die Herstellung der gemäß der Erfindung verwendeten Trägermaterialien eignen
sich alle für fotografische Anwendungen geeigneten Basispapiere, die in bekannter
Weise mit allen im Prinzip bekannten strahlenhärtbaren Mischungen behandelt werden
können und nach Härtung mittels ionisierender Strahlung (z.B. Elektronenstrahlen oder
anderer energiereicher Strahlung) direkt oder nach Anwendung bekannter haftungsvermittelnder
Zwischenschritte wie die Coronabehandlung oder eine Haftschicht mit einer oder mehreren
fotografischen Schichten für thermische Entwicklung sowie gegebenenfalls einer Schutzschicht
und/oder gegebenenfalls einer Lichthofschutzschicht oder weiteren Hilfsschichten überzogen
werden. Die thermisch entwickelbaren fotografischen Schichten können zur Gruppe der
Schwarzweißbild-Schichten oder zur Gruppe der Colorbild-Schichten gehören. In den
nachstehenden Beispielen sind einige Verwendungen beschrieben, ohne daß diese Beispiele
beschränkend für die Erfindung sind.
Beispiel 1
[0020] Ein ca. 70 g/m
2 schweres fotografisches Basispapier, das in Schutzgasatmosphäre mit etwa 12 g/m
2 einer Mischung aus 30 Gew.-% Polyestertetraacrylat ( M̅ ca 1000)
30 Gew.-% Triethylenglykoldiacrylat
20 Gew.-% Polyethylenglykol(400)diacrylat.
10 Gew.-% Pentaerythritoltriacrylat
10 Gew.-% Hydroxiethylacrylat
[0021] durch einseitige Aufbringung imprägniert und mittels Elektronenstrahlen mit einer
Energiedosis von 40 J/g gehärtet wurde, wird einseitig einer Coronabehandlung unterzogen
und anschließend mit einer thermisch entwickelbaren, Silberbehenat enthaltenden fotografischen
Schicht gemäß DE=OS 27 28 627 sowie einer Schutzschicht aus VinylchloridNinylacetat-Copolymer
überzogen. Die Gegenseite erhält einen Lichthofschutzschichtüberzug entsprechend der
Zusammensetzung in Beispiel 4 der europäischen Patentanmeldung Nr. 119 830.
Beispiel 2
[0022] Ein ca. 70 g/m' schweres fotografisches Basispapier mit einer Oberflächenleimung
aus carboxiliertem Polyvinylalkohol, das einseitig mit etwa 20 g/m
2 eines unter Schutzgas mittels Elektronenstrahlen mit einer Energiedosis von 40 Jig
ausgehärteten Mischung aus
40,0 Gew.-% oberflächenmodifiziertem TiO2 Rutil
0,5 Gew.-% Ultramarinviolett
0,1 Gew.-% optischer Aufheller Uvitex OB
20,0 Gew.-% Trimethylolpropantriethoxitriacrylat
12,5 Gew.-% Pentaerythritoltriacrylat
11,5 Gew.-% Hydroxyethylacrylat
10,0 Gew.-% Triethylenglykoldiacrylat
5,4 Gew.-% Polyestertetraacrylat (M = ca. 1.000)
[0023] überzogen ist, wird nach Coronavorbehandlung der Oberfläche einseitig mit einer üblichen
thermisch entwickelbaren fotografischen Schicht auf Basis von Silberbehenat sowie
einer darüberliegenden Schutzschicht überzogen.
Beispiel 3
[0024] Ein ca. 130 g/m
2 schweres fotografisches Basispapier mit einem Vorabdichtungsüberzug aus im wesentlichen
Polyvinylalkohol und Bariumsulfat, das einseitig mit etwa 25 g/m' eines unter Schutzgas
mittels Elektronenstrahlen mit einer Energiedosis von 35 J/g ausgehärteten Mischung
aus
[0025]

überzogen ist, wird nach Coronabehandlung mit etwa 2 g/m
2 einer 1:1-Mischung aus Gelatine und Trimethylvinylbenzylammoniumchlorid-Copolymer
überzogen und als Bildempfangsmaterial für ein thermisch entwickelbares fotografisches
Farbbild
[0026] gemäß DOS 33 45 023 verwendet. Dabei wird das Bildempfangsmaterial mit der belichteten
Schicht des Fotomaterials in Kontakt gebracht und das Bild wird mittels einer beheizten
Trommel entwickelt und durch Diffusionstransfer der Farbstoffe auf das Bildempfangsmaterial
übertragen.
Beispiel 4
[0027] Ein gemäß Beispiel 2 reflektierend beschichtetes Papier wird als Trägermaterial für
eine thermisch entwickelbare fotografische Schicht und eine Lichthofschutzschicht
ggemäß EP 119 830 verwendet.