(19)
(11) EP 0 202 549 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
26.11.1986  Patentblatt  1986/48

(21) Anmeldenummer: 86106292.5

(22) Anmeldetag:  07.05.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D06P 1/642, D06P 1/607, D06P 5/06, D06P 3/32
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 17.05.1985 DE 3517804

(71) Anmelder: BAYER AG
51368 Leverkusen (DE)

(72) Erfinder:
  • Westphal, Jochen, Dr.
    D-4000 Düsseldorf 13 (DE)
  • Träubel, Harro, Dr.
    D-5090 Leverkusen (DE)
  • Dietrich, Manfred, Dr.
    D-5090 Leverkusen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum Färben von Leder


    (57) Hilfsmittel für die Lederfärbung enthalten ein Amin de allgemeinen Formel

    worin

    m 0 oder eine ganze Zahl von 1-7,

    R Wasserstoff, C1-C6-Aminoalkyl,

    R1 C2-Cs-Alkylen, einen Rest der Formel

    oder

    oder - wenn m = 0 und R4 = H - auch CHz,

    n 1 oder 2,

    p 0 oder 1,

    q 0, 1, 2 oder 3,

    R2 Wasserstoff oder -R3-R4 oder

    R1 R2 und -N-R1-N- gemeinsam einen Piperazinring,

    R3 C2-C6-Alkylen und

    R4 Wasserstoff, OH oder

    bedeuten,


    oder ein Anlagerungsprodukt eines solchen Amins mit bis zu 3 Mol eines Alkylenoxides.


    Beschreibung


    [0001] BAYER AKTIENGESELLSCHAFT 5090 Leverkusen, Bayerwerk Konzernverwaltung RP

    [0002] Patentabteilung Milli-c

    Mittel für die Lederfärbuna



    [0003] Gegenstand der Erfindung sind Hilfsmittel für die Lederfärbung, die ein Amin der allgemeinen Formel

    worin

    m 0 oder eine ganze Zahl von 1-7,

    R Wasserstoff, C1-C6-Aminoalkyl,

    R1 C2-C9-Alkylen, einen Rest der Formel

    oder

    oder - wenn m = 0 und R4 = H - auch CH2,

    n 1 oder 2,

    p 0 oder 1,

    q 0, 1, 2 oder 3,

    R2 Wasserstoff oder -R3-R4 oder

    R, R2 und -N-R1-N- gemeinsam einen Piperazinrina,

    R3 C2-C6-Alkylen und

    R4 Wasserstoff, OH oder

    bedeuten,


    oder ein Anlagerungsprodukt eines solchen Amins mit bis zu 3 Mol eines Alkylenoxides enthalten, sowie Verfahren zum Färben von Leder in Gegenwart dieser Amine.

    [0004] Nach diesem Verfahren können chrom-, vegetabil- und/oder synthetisch gegerbte Leder gefärbt werden.

    [0005] Zusammen mit den Aminen können bekannte Lederfarbstoffe eingesetzt werden. Vertreter dieser Farbstoffe werden beispielsweise von G. Otto in "Das Färben des Leders" (1962) S. 51-90 und 107-143 beschrieben.

    [0006] Als Amine der Formel (1) seien beispielsweise genannt:

    Ethylendiamin, Diethylentriamin, Triethylentetramin, Tetraethylenpentamin, Pentaethylenhexamin, 1,2- und 1,3-Propylen-diamin sowie entsprechende Dipropylentriamine und Tripropylentetramine, 1,4-Diaminobutan, 1,6-Diaminohexan, 3-Methyl-1,5-diaminopentan, 1,8-Diaminooctan, Trimethyl-1,6-diaminohexan (Isomerengemisch 2,2,4- und 2,4,4), 3,3'-Bisaminopropyl-methylamin, N,N'-Bis-2-aminoethylpi- perazin, Piperazin, N-Methylpiperazin, Cyclohexylamin, 1-Amino-3,3,5-trimethyl-5-aminomethylcyclohexan, 4,4'-Diamino-dicyclohexylmethan und -propan, 1,4-Diaminocyclohexan, 2,4- und 2,6-Hexahydrotoluylendiamin und 3,3'-Dimethyl-4,4'-diamino-dicyclohexylmethan, N,N-Dimethylethylendiamin, 4-Aminobenzylamin, 4-Aminophenylethylamin, an einem Stickstoff substituierte 1,3-Propylendiamine, die z. B. durch Addition von Acrylnitril an primäre Monoamine und anschließende Reduktion erhalten werden, disekundäre Diamine, die bei der katalytischen Hydrierung von diprimären aliphatischen Diaminen in Gegenwart von Aldehyden und Ketonen erhalten werden, Alkanolamine wie Ethanolamin, Diethanolamin, Propanolamin, Dipropanolamin, Butanolamin, Dibutanolamin, N-Methyldiethanolamin, N-Dimethyl-ethanolamin, N-Diethylethanolamin und Triethanolamin.



    [0007] Bevorzugte Alkylenoxide sind Ethylen-, Propylen- und/oder Butylenoxid.

    [0008] Insbesondere sind Amine der allgemeinen Formeln

    und

    worin

    A und R5 C2-CS-Alkylen,

    R6 Ci-C4-Alkyl,

    R7 und R8 C1-C4-Alkyl oder -CA-O-)rH, r, s, t und u 0, 1, 2 oder 3, wobei die Summe von r, s, t und u höchstens 3 ist, und w 1-6 bedeuten,


    als Hilfsmittel für die Lederfärbung geeignet.

    [0009] Bevorzugte nicht oxalkylierte Ausgangsamine der Formel (II) sind Ethylendiamin, Diethylentriamin, Triethylentetramin, Tetraethylenpentamin, Pentaethylenhexamin, Hexaethylenheptamin bzw. Gemische dieser Amine.

    [0010] Die Amine der Formel (I) werden beispielsweise in einer Menge von 1-30, insbesondere 5-15 Gew.-X - bezogen auf das Gewicht des Farbstoffs - eingesetzt.

    [0011] Die Amine der Formel (I) können vor und nach dem Färben oder auch gleichzeitig mit dem Farbstoff mit dem Leder in Kontakt gebracht werden. Sie können auch in handelsübliche Farbstoff-Kompositionen eingearbeitet werden.

    [0012] Das Färben des Leders erfolgt in bekannter Weise in wäßrigem Medium. Dabei werden auf Falz- bzw. Trockengewicht bezogen zwischen 50 und 1000 Gew.-% Wasser angewandt. Die angebotene Farbstoffmenge liegt je nach Substrat, gewünschter Nuance und Farbtiefe zwischen 0,01 und 15 Gew.-% bezogen auf das Falz- oder Trockengewicht des Leders. Der pH-Wert der Färbeflotte liegt vorzugsweise zwischen 4,0 und 7,0.

    [0013] Es wurde überraschend gefunden, daß man mit Hilfe der erfindungsgemäßen Hilfsmittel hervorragende Färbungen auf Leder erhält. Die Färbungen zeichnen sich durch Egalität, Farbtiefe und Echtheiten wie Schwei6echtheit, Migrierechtheit und Lichtechtheit aus. Darüber hinaus verbessern die Hilfsmittel das Aufziehverhalten der Farbstoffe, die Flottenauszehrung und die Wassertropfenbeständigkeit des Leders.

    [0014] Die Effekte der Hilfsmittel treten bei den verschiedensten Ledertypen wie Chromleder, synthetisch und/oder vegetabil nachgegerbten Chromledern, rein vegetabil gegerbten Ledern, Spaltvelours oder Nubuk auf.

    Beispiel 1



    [0015] Wet blue Leder wird (in 200 Gew.-% Wasser) mit einer Mischung aus 3 Gew.-X eines Kondensationsproduktes aus einer Naphthalinsulfonsäure mit Formaldehyd und 3 Gew.-X eines vegetabilen Gerbstoffs nachgegerbt. 0,2 Gew.-% des Additionsproduktes aus Diethylentriamin mit 2 Mol Propylenoxid werden gemeinsam mit 2 Gew.-% des Farbstoffs (A) in 250 Gew,-% Wasser zur Färbung eingesetzt. Nach 20 Minuten Färbezeit bei 40°C wird mit 2 % Ameisensäure abaesäuert, das Leder gefettet und fertiggestellt. Die Gew.-%-Angaben beziehen sich auf das Falzgewicht. Die Färbung ist egaler und voller als die des Leders, das mit der gleichen Farbstoffmenge ohne Hilfsmittel gefärbt wurde.

    Beispiel 2



    [0016] Ersetzt man in Beispiel 1 das nachgegerbte Chromleder durch rein vegetabil gegerbtes Leder (15 % Mimosa, 15 % Quebracho auf Blößengewicht), das Hilfsmittel durch 0,4 Gew.-% des Additionsproduktes aus Ethylendiamin und 3 Mol Propylenoxid und Farbstoff (A) durch 4 Gew.-% des Farbstoffs (B), so findet man entsprechende Effekte im Vergleich zur Färbung ohne Hilfsmittel.

    Beispiel 3



    [0017] Läßt man in Beispiel 2 das Hilfsmittel vor der Farbstoffzugabe 5 bis 10 Min. vorlaufen, so sind die Effekte entsprechend.

    Beispiel 4



    [0018] Zwischengetrocknete Spalten werden broschiert, mit 0,8 Gew.-% des Additionsproduktes aus Ethylamin und 2-3 Mol Ethylenoxid entweder im Vorlauf oder gemeinsam mit 8 Gew.-% des Farbstoffs (C) behandelt. Die Gew.-%-Angaben beziehen sich auf das Trockengewicht des Leders. Man erhält nach der üblichen Fertigstellung egale, farbstarke rotstichig braune Velourfärbungen.

    Beispiel 5



    [0019] Arbeitet man wie Beispiel 4, jedoch ausgehend von Wet-Blue-Spalten, so erhält man ohne Zwischentrocknung ebenfalls eine egale und farbstarke Velourfärbung. Die Gew.-%-Angaben beziehen sich auf das Falzgewicht.

    [0020] Die Tabelle auf der folgenden Seite gibt weitere Beispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens.



    [0021] Farbstofftabelle

    Farbstoff A: 1-Amino-3-hydroxynaphthalin-3,6-disulfonsäure / 4-Amino-4'-nitrodiphenyl-2'-sulfonsäure / p-Nitroanalin → Resorcin / Tolamin

    Farbstoff B: Acid Orange 51 ( = C.I. 26550)

    Farbstoff C: Direct Brown 80 ( = C.I. 20210)

    Farbstoff D: Acid Orange 7 ( = C.I. 15510)

    Farbstoff E: 2:1-Chromkomplex aus 2-Amino-4-nitro-phenol-6-sulfonsäure→2-Amino-8-hydroxy-naphthalin-6-sulfonsäure / 2-(3'-Sulfophenyl)-ami- no-8-hydroxy-naphthalin-6-sulfonsäure




    Ansprüche

    1. Hilfsmittel für die Lederfärbung, dadurch gekennzeichnet, daß sie ein Amin der allgemeinen Formel

    worin

    m 0 oder eine ganze Zahl von 1-7,

    R Wasserstoff, C1-C6-Alkyl, C2-C6-Hydroxyalkyl oder C2-C6-Aminoalkyl,

    R1 C2-C9-Alkylen, einen Rest der Formel

    oder

    oder - wenn m = 0 und R4 = H - auch CH2,

    n 1 oder 2,

    p 0 oder 1,

    q 0, 1, 2 oder 3,

    R2 Wasserstoff oder -R3-R4 oder

    R, R2 und N-R1-N- gemeinsam einen Piperazinring,

    R3 C2-C6-Alkylen und

    R4 Wasserstoff, OH oder

    bedeuten,


    oder ein Anlagerungsprodukt eines solchen Amins mit bis zu 3 Mol eines Alkylenoxides enthalten.
     
    2. Hilfsmittel gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie ein Anlagerungsprodukt des Amins mit bis 3 Mol Ethylen-, Propylen- und/oder Butylenoxid enthalten.
     
    3. Hilfsmittel gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie ein Amin der allgemeinen Formel

    oder

    worin

    A und R5 C2-C5-Alkylvn,

    R6 Ci-C4-Alkyl,

    R7 und R5 C1-C4- Alkyl oder -(A-0-) H, r, s, t und u 0, 1, 2 oder 3, wobei die Summe voh r, s, t und u höchstens 3 ist, und w 1-6 bedeuten, enthalten.


     
    4. Verfahren zum Färben von Leder, dadurch gekennzeichnet, daß man die Färbung in Gegenwart eines Hilfsmittels gemäß Anspruch 1 durchführt.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man das Amin der Formel des Anspruchs 1 in einer Menge von 5-15 Gew.-% - bezogen auf Farbstoffmenge - einsetzt.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man das Amin der Formel des Anspruchs 1 vor, gleichzeitig mit oder nach dem Farbstoff auf das Leder einwirken läßt.
     
    7. Leder, erhalten durch Behandlung mit einem Hilfsmittel gemäß Anspruch 1.