[0001] Die Erfindung betrifft eine variable Ventilsteuerung einer Hubkolben-Brennkraftmaschine
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Bei einer in DE-OS 30 14 005 beschriebenen, variablen Ventilsteuerung besteht der
Betätigungsmechanismus aus einer von der Kurbelwelle angetriebenen Hubnockenwelle,
die über einen doppelarmigen, schwenkbaren Ventilhebel und einen zweiten, gegenüber
der Hubnockenwelle phasenverdrehbaren Nocken auf ein Einlaßventil einer Brennkraftmaschine
einwirkt. Um die Ventilhubkurve des Einlaßventils in Abhängigkeit von den Betriebsbedingungen
der Brennkraftmaschine veränderbar zu machen, ist die Lagerachse des Ventilhebels
relativ zu den Achsen der Hubnockenwelle und des zweiten Nockens mit einem Exzenter
verschiebbar. Zusätzlich ist die Winkellage des zweiten Nockens relativ zur Hubnockenwelle
in Abhängigkeit der Belastung und Drehzahl der Brennkraftmaschine steuerbar. Mit diesen
beiden Verstelleinrichtungen läßt sich durch Verändern des Ventilhubes und der Ventilöffnungszeit
eine Wirkungsgradverbesserung bei Teillast der Brennkraftmaschine erreichen. Nachteilig
ist jedoch der hohe Kostenaufwand für eine solche Ventilsteuerung.
[0003] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine mit geringen Fertigungskosten herstellbare
variable Ventilsteuerung zu schaffen, mit der die Ventilhubkurve so veränderbar ist,
daß durch Drosslung bedingte Ladungswechselverluste vermieden werden, ohne daß hierdurch
eine Änderung weiterer Einstellgrößen der Brennkraftmaschine erforderlich wird.
[0004] Eine Lösung dieser Aufgabe gelingt mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs
1. Wenn am Ventilhebel zusätzlich zur Hubnockenwelle eine mit gleicher Drehzahl umlaufende
Steuernockenwelle angreift, die die Schwenkbewegung des Ventilhebels beeinflußt, läßt
sich erreichen, daß das Einlaßventil bei allen Hubverstellungen den Beginn der öffnungskurve
beibehält und lediglich durch vorzeitiges Schließen des Einlaßventils die Ladungsmenge
verkleinert wird. Der Überschneidungswinkel vom Auslaßventil zum Einlaßventil bleibt
bei allen so eingestellten Ventilhubkurven gleich groß. Durch den verkürzten Zeitquerschnitt
wird die Ladungsmenge reduziert, ohne daß eine Drosselung und die damit verbundenen
Ladungswechselverluste eintreten. Zusätzlich ist durch ein zeitgerechtes Schließen
des Einlaßventils in Abhängigkeit der Drehzahl eine Drehmomentanhebung bei höchster
Belastung möglich.
[0005] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung nach Anspruch 2 ist der Ventilhebel auf einer
Kurbel gelagert, die an einer ortsfesten Lagerstelle des Zylinderkopfes schwenkbar
ist. Gegenüber herkömmlichen Ventilsteuerungen, bei denen der Ventilhebel um einen
ortsfesten Bolzen schwenkbar ist, hat der Ventilhebel gemäß der Erfindung einen zusätzlichen
Freiheitsgrad, da er zugleich um zwei Achsen schwenkbar ist.
[0006] Nach Anspruch 3 ist auf der Kurbel zugleich eine Rolle gelagert, auf die die rotierende
Steuernockenwelle einwirkt. Die Steuernockenwelle besitzt als Nocken ein Kreissegment,
dessen Winkelerstreckung gleich der Winkelerstreckung des Nockens der Hubnockenwelle
ist. Sind die Relativlagen von Hubnockenwelle und Steuernockenwelle so eingestellt,
daß über die ganze Winkelerstreckung der Hubnockenwelle auch das Kreissegment der
Steuernockenwelle am Ventilhebel angreift, so führt der Ventilhebel eine Schwenkbewegung
aus, als wäre er in herkömmlicher Weise an einem ortsfesten Bolzen gelagert. Verdreht
man nun die Steuernockenwelle gegenüber der Hubnockenwelle, so kann beim Auflaufen
des Hubnockens der Ventilhebel in Richtung Grundkreis des Steuernockens ausweichen,
so daß das Einlaßventil nicht ganz geöffnet und vorzeitig wieder geschlossen wird.
Infolge des auf diese Weise reduzierten Zeitquerschnitts wird die dem Zylinder zugeführte
Ladungsmenge verringert. Zudem ergibt sich im unteren Teillastbereich eine erwünschte
stärkere Ladungsbewegung. Durch das ungedrosselte Ansaugen und den höheren Druck vor
dem Einlaßventil wird der Restgasgehalt geringer, wodurch die Verbrennung und der
Wirkungsgrad verbessert werden.
[0007] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend
näher erläutert.
[0008] Es zeigt
Fig. 1 Ventilsteuerung mit Kipphebel,
Fig. 2 Ventilsteuerung mit Schwinghebel,
Fig. 3 Ventilsteuerung mit federelastisch gelagertem Kipphebel,
Fig. 4 Ventilhubkurven,
Fig. 5 Ventilsteuerung im Zylinderkopf einer Brennkraftmaschine,
Fig. 6 Draufsicht auf die Ventilsteuerung nach Fig. 5,
Fig. 7 Verstellbarer Antrieb der Steuernockenwelle,
Fig. 8 Hydraulische Dämpfungsvorrichtung.
[0009] Die Ventilsteuerung nach Fig. 1 und 6 besteht aus einer Hubnockenwelle 1 und einer
Steuernockenwelle 2, die beide an einem Kipphebel 3 angreifen, der ein Einlaßventil
4 entgegen der Kraft einer Ventilfeder 5 betätigt. An einer ortsfesten Lagerstelle
6 der Brennkraftmaschine ist der eine Zapfen 7' einer Kurbel 7 gelagert, auf deren
anderem Zapfen 7'' der Kipphebel 3 sowie eine Rolle 8 gelagert sind, auf die die Steuernockenwelle
2 einwirkt.
[0010] Bei der in Fig. 2 dargestellten Ventilsteuerung ist als Ventilhebel ein einarmiger
Schwinghebel 3' verwendet, der an seiner einen Seite auf der Kurbel 7 schwenkbar gelagert
ist und an dieser Stelle durch die Steuernockenwelle 2 über die Rolle 8 betätigbar
ist, wogegen die Hubnockenwelle 1 etwa mittig am Schwinghebel 3' angreift.
[0011] In Fig. 3 ist wie in Fig. 1 als Ventilhebel ein zweiarmiger starrer Kipphebel 3 verwendet,
der jedoch auf einem federnd nachgiebigen Lagerzapfen 9 gelagert ist, der über die
auf ihn aufgesteckte Rolle 8 durch die Steuernockenwelle 2 verschiebbar ist.
[0012] Die konstruktive Ausgestaltung eines Ventil-Steuerschemas entsprechend Fig. 1 zeigen
die Fig. 5, 6 und 7.
[0013] Im Zylinderkopf 10 einer Brennkraftmaschine sind die Hubnockenwelle 1 und die Steuernockenwelle
2 drehbar gelagert, die von der Kurbelwelle 11 angetrieben werden und die beide mit
gleicher Drehzahl umlaufen. Die Steuernockenwelle 2 und die Hubnockenwelle 1 greifen
an dem auf der Kurbel 7 gelagerten Kipphebel 3 an, wobei der eine Arm des Kipphebels
3 auf dem Nockengrundkreis 12 der Hubnockenwelle 1 aufliegt, wogegen die Rolle 8,
die auf dem Kurbelzapfen 7" gelagert ist, noch keine Berührung zur Steuernockenwelle
2 hat. Das Einlaßventil 4 ist hierbei noch geschlossen. Bewegt sich die Hubnockenwelle
1 im Uhrzeigersinn, so wird der Kipphebel 3 entsprechend der Nockenerhebung 15 um
den Zapfen 7'' der Kurbel 7 verschwenkt, wobei die Rolle 8 sich jetzt an der übergangsfläche
13 zum Kreissegment 14 abstützt. Das Einlaßventil 4 wird geöffnet und bei abfallender
Nockenerhebung 15 wieder durch die Kraft der Ventilfeder 5 geschlossen. In der gezeichneten
relativen Drehlage der Hubnockenwelle 1 und der Steuernockenwelle 2 verbleibt die
Rolle 8 während des gesamten Winkelweges α
H der Hubnockenwelle 1 in Anlage an dem Kreissegment 14 der Steuernockenwelle 2, da
der Winkelweg α
S des Kreissegments 14 gleich groß bemessen ist wie der Winkelweg α
H der Nockenerhebung 15 der Hubnockenwelle 1. Für diesen Fall gilt die in Fig. 4 gezeichnete
Ventilhubkurve h1.
[0014] Ändert man nun mit der Verstelleinrichtung nach Fig. 7 die relative Drehlage der
Steuernockenwelle 2 zur Hubnockenwelle 1, so gelangt die Rolle 8 während eines Teilbereiches
der Erhebungskurve aus dem Winkelbereich α
S des Kreissegments 14 heraus, die Kurbel 7 verschwenkt um die ortsfeste Lagerstelle
6 und das Einlaßventil 4 schließt vorzeitig. Hierbei stellt sich eine in Fig. 4 dargestellte
Hubkurve h2 ein. Bei weiterem Verstellen der Relativdrehlage kann eine Kurve h3 mit
nochmals verringertem Zeitquerschnitt erreicht werden oder das Einlaßventil kann ganz
stillgesetzt werden, so daß auf diese Weise eine Ventilabschaltung erzielbar ist.
Die öffnungsbewegung des Einlaßventils 4 vollzieht sich jeweils auf demselben ansteigenden
Ast der Ventilhubkurve mit konstanter Phasenlage, so daß auch der überschneidungswinkel
zum Auslaßventil bei allen mit der variablen Ventilsteuerung erzielbaren Ventilhubkurven
gleich ist.
[0015] Die Steuernockenwelle 2 berührt nur so lange die Rolle 8, solange das Einlaßventil
4 geöffnet ist. Damit sich auch nachher eine eindeutige Stellung des Kipphebels 3
zur Hubnockenwelle und zum Einlaßventil ergibt, wird über eine zusätzlich, nur leicht
vorgespannte Feder 16 die Kurbel 7 und damit der Kipphebel 3' hinuntergedrückt.
[0016] Um die relative Drehlage der Steuernockenwelle 2 zur Hubnockenwelle 1 zu verändern,
kann zwischen der Kurbelwelle 11 und der Steuernockenwelle 2 ein Zahnriemenantrieb
gemäß Fig. 7 benutzt werden. Hierbei liegt am Lasttrumm 17 und am Lostrumm 18 des
Zahnriemens je eine Spannrolle 19 an, die an einem Dreiecksträger 20 gelagert und
gehalten sind. Bei Verschwenken des Dreiecksträgers 20 um die Achse der Kurbelwelle
11 wird das Lasttrumm 17 verlängert, das Lostrumm 18 verkürzt, so daß die Phasenlage
der Steuernockenwelle 2 zur Kurbelwelle 11 und also auch zu der von der Kurbelwelle
11 getriebenen Hubnockenwelle 1 geändert wird.
[0017] Eine in Fig. 8 vergrößert dargestellte Dämpfungsvorrichtung besteht aus einem ölgefüllten,
im Zylinderkopf 10 der Brennkraftmaschine befestigten Hydraulikzylinder 21 und einem
in ihm geführten, hohlen Hydraulikkolben 22. Der Kraftfluß geht vom Kipphebel 3 über
den Hydraulikkolben 22 auf den Ventilschaft des Einlaßventils 4. Wird das Einlaßventil
4 durch die Ventilfeder 5 geschlossen, so werden ab einer bestimmten Schließlage ölabflußbohrungen
23 des Hydraulikzylinders 21 vom Hydraulikkolben 22 verschlossen, so daß das Aufsetzen
des Ventiltellers 24 auf den Ventilsitz 25 verzögert und stark gedämpft erfolgt.
[0018] Zu dem zwischen dem Hydraulikzylinder 21 und dem Hydraulikkolben 22 gelgenen ölraum
26 führt eine ölleitung 27, die durch ein Rückschlagventil verschließbar ist. Zusätzlich
können die ölabflußbohrungen 23 von außen durch ein Ventil verschlossen werden, das
in Abhängigkeit von Kenngrößen der Brennkraftmaschine steuerbar ist, um die Dämpfung
einstellbar zu machen.
1. Variable Ventilsteuerung für eine Hubkolben-Brennkraftmaschine, bei der ein Einlaßventil
durch eine sich drehende Hubnockenwelle mittels eines um eine verschiebliche Lagerstelle
schwenkbaren Ventilhebels entgegen der Kraft einer Ventilfeder betätigbar ist, dadurch
gekennzeichnet, daß an dem Ventilhebel (3, 3') zusätzlich eine mit gleicher Drehzahl
wie die Hubnockenwelle (1) umlaufende Steuernockenwelle (2) angreift, die seine Schwenkbewegung
abhängig von Kenngrößen der Brennkraftmaschine steuert, um die Steuernockenwelle (2)
phasenverschoben gegenüber der Hubnockenwelle (1) zu verstellen.
2. Ventilsteuerung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Ventilhebel (3,
3') auf einer um eine ortsfeste Lagerstelle (6) schwenkbaren Kurbel (7) gelagert ist.
3. Ventilsteuerung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß auf der Kurbel (7)
eine Rolle (8) gelagert ist, an der die Steuernockenwelle (2) angreift.
4. Ventilsteuerung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Ventilhebel
als doppelarmiger Kipphebel (3) ausgebildet ist.
5. Ventilsteuerung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Ventilhebel
als einarmiger Schwinghebel (3') ausgeführt ist.
6. Ventilsteuerung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Nocken der Steuernockenwelle
(2) aus einem Kreissegment (14) und beidseitigen übergangsflächen (13) zum Nockengrundkreis
(12) zusammengesetzt ist.
7. Ventilsteuerung nach Anspruch 1 und 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Winkelbereich
(OCH) der Nockenerhebung (15) der Hubnockenwelle (1) gleich groß ist wie der Winkelbereich
(αS) des Kreissegments (14) der Steuernockenwelle (2).
8. Ventilsteuerung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Schwenkbewegung
der Kurbel (7) eine Feder (16) entgegenwirkt.
9. Ventilsteuerung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß an dem Einlaßventil
(4) eine hydraulische Dämpfungsvorrichtung (21, 22) mit einstellbarer Dämpfungskraft
angebracht ist, die das Aufsetzen des Ventiltellers (24) auf den Ventilsitz (25) verzögert.
10. Ventilsteuerung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Dämpfungsvorrichtung
aus einem ölgefüllten Hydraulikzylinder (21) und einem in ihm geführten Hydraulikkolben
(22) besteht, der vom Ventilschaft beim Schließvorgang durch Federkaft bewegt wird
und bei einer bestimmten Ventilstellung ölabflußbohrungen (23) des Hydraulikzylinders
(21) verschließt.
11. Ventilsteuerung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß an die hydraulische
Dämpfungsvorrichtung (21, 22) eine ölleitung (27) angeschlossen ist.
12. Ventilsteuerung nach Anspruch 10 und 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Durchfluß
durch die Ölleitung (27) und/oder die ölabflußbohrungen (23) von außen durch Kenngrößen
der Brennkraftmaschine steuerbar ist.