(19)
(11) EP 0 203 470 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
03.12.1986  Patentblatt  1986/49

(21) Anmeldenummer: 86106635.5

(22) Anmeldetag:  15.05.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4H01F 1/11, G11B 5/706, C01G 49/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB NL

(30) Priorität: 23.05.1985 DE 3518481

(71) Anmelder: BASF Aktiengesellschaft
67063 Ludwigshafen (DE)

(72) Erfinder:
  • Hibst, Hartmut, Dr.
    D-6700 Ludwigshafen (DE)
  • Rudolf, Peter, Dr.
    D-6701 Maxdorf (DE)
  • Jakusch, Helmut, Dr.
    D-6710 Frankenthal (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Herstellung feinteiliger und nadelförmiger hexagonaler Ferrite sowie ihre Verwendung zur Herstellung magnetischer Aufzeichnungsträger und Plastoferrite


    (57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung feinteiliger und nadelförmiger hexagonaler Ferrite der allgemeinen Formel AMexFe12-xO19 mit x ≦ 4, in der A Barium und/oder Strontium und Me Indium oder äquimolare Mengen von Zink oder Kobalt und Titan bedeuten sowie ihre Verwendung zur Herstellung von magnetischen Aufzeichnungsträgern und Plastoferriten.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung feinteiliger und nadelförmiger hexagonaler Ferrite der allgemeinen Formel AMexFe 12-xO19 mit x < 4, in der A Barium und/oder Strontium und Me Indium oder äquimolare Mengen von Zink oder Kobalt und Titan bedeuten sowie ihre Verwendung zur Herstellung von magnetischen Aufzeichnungsträgern und Plastoferriten.

    [0002] Für eine Reihe von Anwendungen auf dem Gebiet der fälschungssicheren Codierung, z.B. bei Identitätsausweisen, Kreditkarten sowie magnetische Speicherung von sonstigen Kennungen, ist es wünschenswert, magnetische Aufzeichnungsträger zur Verfügung zu haben, welche eine gegenüber den derzeitigen Standardspeichermedien höhere Koerzitivfeldstärke aufweisen. Entsprechende Materialien wären gegenübere magnetischen Fremdfeldem unempfindlicher und somit nur unter erschwerten Bedingungen zu fälschen.

    [0003] Weiterhin werden für spezielle magnetische und elektromagnetische Anwendungen Plastoferritmaterialien mit besonderen magnetischen und elektromagnetischen Eigenschaften benötigt.

    [0004] Für die genannten Anwendungen werden üblicherweise hexagonale Ferrite der allgemeinen Formel AFe12O19 verwendet, in der A Barium und/oder Strontium bedeutet. Die magnetischen Eigenschaften dieser hexagonalen AFe12O19 Ferrite können durch eine Substitution mit Fremdionen verändert werden. So führt z.B. die Substitution der Fe(III)-lonen durch äquimolare Mengen von Co(II) und Ti(IV)-lonen zu einer Herabsetzung der Anisotropiefeldstärke (US-PS 2,960,471; G. Winkler, Z.f.angew.Phys. 21 (1966) 282-286). Eine Substitution der Fe(III)-lonen durch In(lll) führt zur Herabsetzung der Anisotropiekonstanten K, und der Sättigungsmagnetisierung (H. Kojima und K. Haneda, Ferrites, Proc.Int.Conf. 1970 (Pub. 1971), 380-382).

    [0005] Ferritpulver für die Herstellung von weitgehend fälschungssicheren magnetischen Aufzeichnungen werden üblicherweise nach dem keramischen Verfahren hergestellt. Dazu werden Bariumcarbonat bzw. Strontiumcarbonat und Eisenoxid in dem Verhältnis, das der chemischen Formel des späteren Ferrits entspricht, gemischt und diese Mischung einer Wärmebehandlung, dem sogenannten Vorsintem, bei Temperaturen zwischen 1100 und 1300°C unterworfen. Beim Vorsintem bildet sich der magnetische Hexaferrit. Die entstandenen versinterten Konglomerate aus Kristalliten werden anschließend meist unter Zusatz von Wasser zu einem Pulver, dessen Teil chengröße rund 1 um beträgt, gemahlen. Durch das Mahlen entstehen Kristallbaufehler in den Teilchen, die eine Emiedrigung der Koerzitivfeldstärke zur Folge haben. So hergestellte Ferritpulver weisen im allgemeinen zwar eine recht gute spezifische remanente Magnetisierung auf, die Koerzitivfeldstärke JHc liegt aber mit etwa 200 kA/m vor dem Mahlen und kleiner 150 kA/m nach dem Mahlen recht niedrig. Außerdem sind die erhaltenen Pulver für eine Anwendung als Magnetpigment zu grobteilig und weisen darüberhinaus in nachteiliger Weise ein äußerst breites Teilchengrößenspektrum auf. Die durch das Mahlen hervorgerufenen Kristallbaudefekte lassen sich durch ein Nachtempem nach dem Mahlen oder durch einen Sinterprozeß zum Teil ausheilen, wobei Koerzitivfeldstärken von bis zu 300 kA/m erreicht werden. Allerdings führt die Nachtemperung in nachteiliger Weise zu einem weiteren Verlust an Pigmentfeinteiligkeit. Wird ein auf diese Weise durch Mahlung und anschließende Temperung erhaltenes grobteiliges Bariumferritpulver mit einem hohen Füllgrad in eine Kunststoffschmelze eingearbeitet, so hat dies durch den erforderlichen Knetprozeß einen starken Abfall der Koerzitivfetstärke zur Folge.

    [0006] Weiterhin sind zur Herstellung von hexagonalen Ferritpulvem sogenannte Fluxverfahren bekannt, bei denen Flußmittel zur Förderung der Reaktion zwischen den einzelnen Metalloxiden eingesetzt werden, wie z.B. B2O3, Alkaliborate, PbO, AIkaliferrite, Bi2O3, Molybdate, Alkalihalogenide und - sulfate. So wird nach der US-PS 3,093,589 Bariumferrit durch Temperung eines Gemenges aus BaC03, nadelförmigem a-FeOOH und eines katalytisch wirkenden Bariumchloridzusatzes von 0,1 bis 1 Gew.% bei 890 bis 980°C hergestellt. Es fallen unregelmäßig geformte plättchenförmige Kristalle mit geraden Kanten an. Die US-PS 3,793,443 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von BaFe12O19-Pulver aus einem Gemenge von BaCO3, FeOOH und Alkalimetallchlorid durch Temperung bei 1000°C. Nach Auswaschen des Alkalihalogenids werden gleichmäßig hexagonale Kristallplättchen erhalten. In der US-PS 3,903,228 wird ein Verfahren offenbart, bei dem ein homogenes Gemenge aus BaCO3, feinteiligem nadelförmigem α-Fe2O3, mit einer spezifischen Oberfläche von größer 20 m2/g mit einem 3 bis 10 Gew.% NaF-Zusatz bei 950 bis 1100°C getempert wird. Nach dem Auswaschen werden Kristallplättchen mit einem Plättchendurchmesser von kleiner 1 um erhalten. Nach der US-PS 4,042,516 wird bei der Temperung eines Gemenges aus 1 Mol SrCO3, 6 Mol nadelförmigem a-FeOOH und 0,06 bis 2 Mol SrCI2 bei 1000°C und anschließender Extraktion mit Wasser plättchenförmiger Sr-Ferrit mit einer Plättchengröße von etwa 2 um erhalten. Die Fluxverfahren haben den großen Nachteil, daß die erhaltenen Temperprodukte im allgemeinen durch einen Auswaschprozeß mit Wasser oder verdünnten Säuren vom katalytisch wirkenden Flußmittelanteil befreit werden müssen. Außerdem wirken die zugesetzten Flußmittel meist stark korrosionsfördernd und können sowohl das eingesetzte Tiegelmaterial schädigen als auch durch ihre hohe Flüchtigkeit die eingesetzten Öfen zerstören.

    [0007] Weiterhin sind Verfahren zur Herstellung von Bariumferrit bekannt, bei denen von definierten Eisenoxidhydroxidpulvern ohne Zusatz von katalytisch wirkenden Flußmitteln ausgegangen wird. So beschreibt die DE-AS 19 11 318 ein Verfahren zur Herstellung von magnetisch anisotropen Dauermagneten durch einmalige Temperung eines aus BaCO3, und nadelförmigem a-oder γ-FeOOH bestehenden Preßlings bei 1190 bis 1300°C, in dem die FeOOH-Nadeln durch einen vorangegangenen Preßprozeß senkrecht zur Preßrichtung mechanisch ausgerichtet worden sind. Gemäß der US-PS 3,723,587 wird in einem zweistufigen Verfahren zur Herstellung von magnetisch anisotropen Dauermagneten ein Gemenge aus BaCO3, und nadelförmigem a-FeOOH vorgepreßt und der erhaltene Formkörper bei 1000°C vorgetempert. Anschließend wird der vorgetemperte Formkörper einer Hauptpressung unterworfen, bei einem Druck, der oberhalb der Vorpressung liegt. Abschließend erfolgt eine Haupttemperung bei 1250°C. In der JP-PS 54 142198 wird ein Verfahren zur Herstellung von plättchenförmigem Ba-und Sr-Ferrit beschrieben, bei dem von einem gerichteten Filterkuchen, bestehend aus BaC03 bzw. SrCO3 und nadelförmigem a-FeOOH, ausgegangen wird. Dazu wird eine Suspension aus BaCO3 bzw. SrCO3 und nadelförmigem a-FeOOH in einer speziellen Weise, z.B. unter Verwendung einer Schwerkraftfiltration, so filtriert, daß im erhaltenen Filterkuchen die FeOOH-Nadeln parallel zur Filtratfläche zum Liegen kommen und dabei von feinteiligem BaCO3 bzw. SrCO3 eingebettet sind. Der erhaltene Filterkuchen wird als ganzes in unzerkleinerter Form oder in Form würfelförmiger 10 bis 20 mm großer Stücke bei 1100°C getempert, wobei die FeOOH-Nadeln unter Reaktion mit BaCO3 oder SrCO, zu plättchenförmigem hexagonalem Ferrit mit einem Teilchendurchmesser von 0,5 bis 1,5 um zusammenwachsen. Anschließend wird das erhaltene Sintergut pulverisiert. Die erhaltenen Bariumferritpulver besitzen eine Koerzitivfeldstärke von 200 kA/m, die erhaltenen Strontiumferritpulver besitzen jHc-Werte von 223 kA/m. Von R. Takada et al. (Proc. Intern. Conf. on Ferrites, July 1970, Japan, S. 275-278) wurde die Herstellung von SrFe12O19 Dauermagneten durch eine einmalige Sinterung bei 1200 bis 1300°C von Preßlingen, bestehend aus SrCO3 und nadelförmigem a-FeOOH, elektronenoptisch untersucht. Danach verläuft die Sr-Ferritbildung in den Preßlingen otaktisch, wobei die kristallographische (100)-Ebene vom a-FeOOH in die (0001)-Ebene vom SrFe12O19 übergeht. L. Girada et al (J.de Physique, Cl, Suppl. 4, 38, 1977, S. CI-325) gelang es erstmalig durch Umsetzung von einem pulverförmigen, nicht verpreßten oder verformten Gemenge, bestehend aus SrCO3 und nadelförmigem a-FeOOH bei 1050°C in einem Hochtemperaturfließbett zu einem hochkoerzitiven Sr-Ferritpulver (Hc = 446 kA/m) mit einer spezifischen Oberfläche von 3 bis 4 m2/g zu gelangen. Die Autoren führen die erforderliche, vergleichsweise niedrige Reaktionstemperatur von 1050°C, die resultierende hohe Pigmentfeinteiligkeit, die erhaltene enge Teilchengrößenverteilung und die sich daraus ergebende hohe Koerzitivfeldstärke auf die angewendete, aufwendige Hochtemperaturfließbett-Technik zurück.

    [0008] Es bestand daher die Aufgabe, ein wirtschaftliches Verfahren zur Herstellung eines magnetischen Materials bereitzustellen, das den Anforderungen genügt, welche an ein magnetisches Material für die Verwendung in magnetischen Aufzeichnungsträgern und in Plastoferritmaterialien gestellt werden. Ein solches Material sollte sich vor allem durch eine hohe Feinteiligkeit bei enger Teilchengrößenverteilung, durch eine vergleichsweise hohe Koerzitivfeldstärke und besonders durch eine gute Dispergierbarkeit für die Einarbeitung in organische Bindemittel auszeichnen.

    [0009] Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß hexagonale Ferrite mit nadelförmigem Kristallhabitus der Formel AMexFe12-xO19 mit; x S 4, in der A Barium und/oder Strontium und Me Indium oder äquimolare Mengen von Zink oder Kobalt und Titan bedeuten, die aufgabengemäß geforderten Eigenschaften aufweisen, wenn bei der Herstellung der genannten Ferrite eine wäßrige Dispersion von nadelförmigem Eisen(III)oxidhydroxid mit einer wäßrigen Bariumchlorid-und/oder Strontiumchloridlösung, einer wäßrigen Me-Chlorid-Lösung und einer wäßrigen Natriumcarbonatlösung umgesetzt, die resultierende Mischung erhitzt, der Feststoffanteil der erhaltenen Dispersion von der wäßrigen Phase abgetrennt, ausgewaschen, getrocknet und zerkleinert und das erhaltene Pulver auf Temperaturen von 800 bis 1070°C erhitzt wird.

    [0010] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird eine wäßrige Dispersion des nadelförmigen FeOOH mit einer wäßrigen Lösung des ACh, mit einer wäßrigen Lösung des Me-Chlorids und einer wäßrigen Lösung des Na2CO3, versetzt. Das molare Me/Fe-Verhältnis beträgt vorteilhafterweise 0,002 bis 0,5, das molare (Me+Fe)/A-Verhältnis beträgt vorteilhafterweise 9 bis 12 und das molare Na/CI-Verhältnis beträgt vorteilhafterweise 1 bis 2. Danach wird die Reaktionsmischung 0,5 bis 3 Stunden lang auf Temperaturen von 60 bis 100°C erhitzt. Nach dem Abkühlen wird der Feststoffanteil der erhaltenen wäßrigen Dispersion von der wäßrigen Phase abgetrennt, was üblicherweise durch Filtration geschieht, mit Wasser chloridfrei gewaschen und getrocknet. Die Zerkleinerung der erhaltenen Trockenmasse auf eine Teilchengröße von 0,1 bis 5, vorzugsweise 0,1 bis 1 mm wird über einen trockenen Mahl-und anschließenden Siebprozeß erreicht. Die pulverisierte Trockenmasse wird nun 0,5 bis 3 Stunden lang auf eine Temperatur von 800 bis 1070°C erhitzt. Das erhaltene Material gehört zur Gruppe der hexagonalen Ferrite und läßt sich mit der Formel AMexFe12-xO19 beschreiben.

    [0011] Als nadelförmige Eisen(III)-oxidhydroxide eignen sich a-FeOOH und γ-FeOOH. Für das erfindungsgemäße Verfahren sind diese Teilchen besonders geeignet, wenn sie eine spezifische Oberfläche von 15 bis 80, vorzugsweise von 20 bis 50 m'lg und ein Längen/Dicken-Verhältnis von 2 bis 30, vorzugsweise 5 bis 25 aufweisen. Die Herstellung dieser Eisen(III)-oxid-hydroxide ist bekannt. So kann das a-FeOOH beispielsweise gemäß der in der DE-OS 15 92 398 offenbarten Verfahrensweise gewonnen werden, während sich das rFeOOH gemäß der DE-AS 10 61 760, der DE-PS 12 23 352 oder DE-OS 22 12 435 herstellen läßt.

    [0012] Aufgrund des erfindungsgemäßen Verfahrens lassen sich die genannten Ferrite unmittelbar als sehr feinkörnige, unversinterte Pulver gewinnen. Sie bestehen aus sehr kleinen Kristallnadeln, die die Kristallform des eingesetzten nadelförmigen FeOOH besitzen und eine spezifische Oberfläche von größer 7 m2/g aufweisen. Im Vergleich zu undotierten nadelförmigen Ferriten der Zusammensetzung AFe12O19 (A = Ba, Sr) weisen die erfindungsgemäß hergestellten nadelförmigen Ferrite vorteilhaftere Teilcheneigenschaften auf, wie eine wesentlich geringere Dispergierhärte beim Einarbeiten in organische Bindemittel und Harze zur Herstellung von magnetischen Aufzeichnungsträgem. Wie mit Hilfe des Glanzentwicklungstests nachgewiesen werden konnte, nimmt die Dispergierhärte mit steigendem Substitutionsgrad x ab. Die geringere Dispergierhärte der erfindungsgemäßen nadelförmigen und sehr feinteiligen Ferritpulver hat in vorteilhafter Weise eine höhere Oberflächengüte der aus den erfindungsgemäßen nadelförmigen Ferritpulvern hergestellten magnetischen Aufzeichnungsträger zur Folge, als mit herkömmlichen Ba-Ferritpigmenten erreicht werden kann.

    [0013] Weiterhin bewirken die vorteilhaften Teilcheneigenschaften auch ein verbessertes Dispergierverhalten in Polymerschmelzen. Deshalb sind die erfindungsgemäß hergestellten Ferritpigmente besonders für die Verwendung als magnetisches oder elektromagnetisch aktives Material in Plastoferriten geeignet. So weisen aus den erfindungsgemäßen feinteiligen Ferriten hergestellte spritzgegossene Plastoferritteile eine hervorragende Oberflächenglätte auf. Da die Einarbeitung der erfindungsgemäß hergestellten feinteiligen hexagonalen Ferritpulver in eine organische Matrix keine Zerstörung oder Schädigung der erfindungsgemäßen feinteiligen und gut dispergierbaren Ferritteilchen zur Folge hat, zeigen aus den erfindungsgemäß hergestellten Ferriten hergestellte Plastoferritmaterialien verbesserte magnetische und elektromagnetische Eigenschaften, verglichen mit herkömmlichen grobteiligen Ferritpulvem.

    [0014] Bei der TEM-Untersuchung weisen die erfindungsgemäßen nadelförmigen Ferritpulver im Gegensatz zu undotiertem Ferrit einen ausgeprägten Einzelnadelcharakter auf. Offensichtlich führt die Umhüllung der FeOOH-Nadeln mit sehr feinteiligem Zink-oder Kobalt-Carbonat und basischem Ti-Carbonat bzw. mit sehr feinteiligem In2(CO3)3 bei der Umsetzung bei höheren Temperaturen zum substituierten nadelförmigen Bariumferritpigment zu einer signifikanten Herabsetzung des Versinterungsgrades der erhaltenen Ferritnadeln.

    [0015] Weiterhin zeichnet sich das erfindungsgemäße Verfahren gegenüber den bekannten Fluxverfahren dadurch aus, daß auf die Anwendung von korrosionsfördemden FluβmitteIn, die außerdem nachträglich wieder ausgewaschen werden müssen, verzichtet werden kann.

    [0016] Als weiterer Vorteil muß bei dem erfindungsgemäßen Verfahren angesehen werden, daß das trockene Gemenge aus Metallcarbonaten und nadelförmigem FeOOH zur Temperung in zerkleinerter Form eingesetzt wird. Damit erfordert das erfindungsgemäße Verfahren keine aufwendigen Kompaktier-oder Tablettiertechnikeh und keine speziellen Filtrationstechniken, wie sie zur Herstellung von Formkörpem mit einer mechanischen Ausrichtung der FeOOH-Nadeln erforderlich sind.

    [0017] Weiterhin sind bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Temperung des Gemenges aus Metallcarbonaten und FeOOH keine speziellen und aufwendigen Sintertechniken, wie z.B. eine Hochtemperaturfließbett-Technik erforderlich. Statt dessen wird die Temperung über konventionelle Techniken, wie z.B. durch Erhitzen in Tiegeln, Schalen oder Drehrohröfen vorgenommen. Daraus ergeben sich als überraschender Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahren gegenüber dem konventionellen Temperverfahren niedrigere Reaktionstemperaturen.

    [0018] Die Erfindung sei anhand folgender Beispiele näher erläutert:

    Beispiel 1 (Vergleichsbeispiel)



    [0019] Es wird eine Dispersion bestehend aus 50,00 kg nadelförmigem a-FeOOH mit einer spezifischen Oberfläche von 27 m2/g und einem Längen/Dicken-Verhältnis von 10 und 500 I Wasser unter starkem Rühren hergestellt und mit einer Lösung von 12,835 kg BaCl2 • 2 H2O in 50 I Wasser versetzt. Anschließend wird unter weiterem Rühren eine Lösung von 7,167 kg Na2CO3, in 40 I Wasser zugegeben. Die erhaltene Dispersion wird unter Rühren aufgeheizt und 2 Stunden lang bei 90°C erhitzt. Nach dem Abkühlen wird der Feststoffanteil der Dispersion über eine herkömmliche Filterpresse abfiltriert, mit Wasser chloridfrei gewaschen und getrocknet. Die erhaltene Trockenmasse wird in einer Mühle trocken vermahlen und anschließend durch ein Sieb mit einem Maschenabstand von 0,3 mm passiert. Das zerkleinerte, gesiebte Pulver wird in einer Edelstahlschale 1 Stunde lang bei 1000°C getempert und danach abgekühlt. Das erhaltene im Röntgendiagramm einphasige BaFe12O19-Präparat besteht aus elongierten Ferritteilchen mit einer spezifischen Oberfläche von 7,5 m2/g. Die Koerzitivfeldstärke (Hc) beträgt 423 kA/m, die spezifische remanente Magnetisierung (Mr/p) beträgt 42 nTm3/g.

    [0020] Zur Bestimmung des relativen Dispergieraufwandes beim Einsatz eines Pigmentes und zur Voraussage der erreichbaren Oberflächengüte eines späteren Aufzeichnungsmediums wird der sogenannte Glanzentwicklungstest 2, angelehnt an die DIN-Vorschrift 53 238, angewendet. Dazu werden 7 g der Pigmentprobe in eine 100 ml-Schraubdeckelglasflasche eingewogen und 35 g eines Dispergierlackes mit einer Viskosität von 60 mPa.sec, bestehend aus einem handelsüblichen isocyanatfreien Polyesterurethan aus Adipinsäure, Butandiol-1,4 und 4,4'-Diisocyanatodiphenylmethan, einem Copolymeren aus Vinylchlorid und Maleinsäureethylester sowie einer Mischung eines oxethylierten Phosphonsäureesters mit dem Alkylamid der Sulfobernsteinsäure, Tetrahydrofuran und Dioxan sowie 35 cm" Stahlkugeln (φ= 2 mm) zugegeben. Auf einer Schüttelkugelmühle werden jetzt beidseitig 2 solcher Probeansätze eingespannt und die Dispergierung durchgeführt. Nach 80 Minuten Dispergierzeit und darauffolgend alle 40 Minuten bis zu insgesamt 320 Minuten werden Dispersionsproben entnommen und je ein Abstrich hergestellt. Dies geschieht mit einem Filmziehgerät der Firma Erichsen (Typ 335/1) und einem Spiralrakel - (30 um) bei einer Ausziehgeschwindigkeit von 12,8 mm/sec auf einer Polyesterfolie (17 um Stärke). Dieser Ausstrich wird > 12 h an Luft trocknen gelassen. Als Maß für den Dispergiergrad dient der Reflektometerwert an dem jeweiligen Ausstrich. Er wird mit der Universalmeßeinheit UME 4 der Firma Lange mit einem 85° Meßkopf gewonnen. Aus den vorliegenden Wertepaaren Dispergierdauer ti/Glanzwert G;wird nun die Ausgleichsgerade

    berechnet und daraus der Glanzwert nach 75 Minuten (G 75) bzw. 300 Minuten Dispergierzeit (G 300) ermittelt. Als Dispergierhärte DH wird dann der Wert

    angegeben. Je niedriger dieser Wert ist, desto leichter läßt sich das Pigment dispergieren. G 300 wird als Endglanzwert GE (Ende des Tests) bezeichnet. Zur Erzielung glatter Oberflächen sollte er möglichst hoch liegen.

    [0021] Der beschriebene Glanzentwicklungstest wird auf das nach Beispiel 1 erhaltene BaFe12O19-Pulver angewendet. Es ergibt sich ein Endglanzwert G 300 = GE von nur 40,5 %. Die Dispergierhärte DH beträgt 78.

    Beispiel 2



    [0022] Es wird eine Dispersion bestehend aus 4446 g a-FeOOH mit einer spezifischen Oberfläche von 27 m2/g und einem Längen/Dicken-Verhältnis von 10 und 45 I H20 unter starkem Rühren hergestellt und unter Rühren nacheinander mit einer Lösung von 433 g TiCl4 in 1 I H2O, mit einer Lösung von 1611 g Na2CO3, in 4 I H20, mit einer Lösung von 1189 g BaCl2 • 2 H20 in 3 I H2O und mit einer Lösung von 310 g ZnCl2 in 1 I H20 versetzt. Die erhaltene Dispersion wird unter weiterem Rühren aufgeheizt und 2 Stunden lang bei 90°C erhitzt. Nach dem Abkühlen wird, wie in Beispiel 1 beschrieben, weiterverfahren.

    [0023] Das erhaltene im Röntgendiagramm einphasige BaZn0.5Ti 0.5Fe11O19 Präparat besteht aus Ferritteilchen mit einem ausgeprägt nadelförmigen Teilchenhabitus mit einer spezifischen Oberfläche von 9,7 m2/g. Die Koerzifivfefdstärke beträgt 236 kA/m, die spezifische remanente Magnetisierung - (Mr/p) beträgt 39 nTm3/g.

    [0024] Das erhaltene BaZn 0.5Ti0.5Fe11O19 Präparat ergibt im Glanzentwicklungstest gemäß Beispiel 1 einen Endglanzwert G 300 = GE von 59,0 %. Die Dispergierhärte DH beträgt nur 69.

    Beispiel 3



    [0025] Es wird eine Dispersion von 1563 g a-FeOOH mit einer spezifischen Oberfläche von 27 m2/g und einem Längen/Dicken-Verhältnis von 10 und 16 H20 unter starkem Rühren hergestellt und unter Rühren nacheinander mit einer Lösung von 345 g TiCl4 in 0,8 I H2O, mit einer Lösung von 1010 g Na2CO3 in 3 I H20, mit einer Lösung von 463 g BaCl2 • 2 H2O in 1,5 I H20 und einer Lösung von 247 g ZnCl2 in 1 I H2O versetzi. Die erhaltene Dispersion wird unter weiterem Rühren aufgeheizt und 2 Stunden lang bei 90°C erhitzt. Nach dem Abkühlen wird, wie in Beispiel 1 beschrieben, weiterverfahren.

    [0026] Das erhaltene im Rötgendiagramm einphasige BaZnTiFe10O19-Präparat besteht aus Ferritteilchen mit einem ausgeprägt nadelförmigen Teilchenhabitus mit einer spezifischen Oberfläche von 10,2 m2/g. Die Koerzitivfeldstärke beträgt 154 kA/m, die spezifische remanente Magnetisierung (Mr/p) beträgt 32 nTm3/g

    [0027] Das erhaltene BaZnTiFe10O19-Präparat ergibt im Glanzentwicklungstest gemäß Beispiel 1 einen Endglanz G 300 = GE von 67,5 %. Die Dispergierhärte DH beträgt nur 56,5.

    Beispiel 4



    [0028] Es wird eine Dispersion bestehend aus 251,8 g a-FeOOH mit einer spezifischen Oberfläche 27 m2/g und einem Längen/Dicken-Verhältnis von 10 und 2,5 I H2O unter starkem Rühren hergestellt und unter Rühren nacheinander mit einer Lösung von 27,65 g InCl3 in 0,5 1 H2O, mit einer Lösung von 63,7 g Na2CO3 in 0,5 I H2O und einer Lösung von 67,2 g BaCl2 • 2 h20 in 0,5 I H20 versetzt. Die erhaltene Dispersion wird unter weiterem Rühren aufgeheizt und 2 Stunden lang bei 90°C erhitzt. Nach dem Abkühlen wird, wie in Beispiel 1 beschrieben, weiterverfahren.

    [0029] Das erhaltene im Röntgendiagramm einphasige Baln0.5Fe 11,5O19-Präparat besteht aus Ferritteilchen mit einem ausgeprägt nadelförmigen Teilchenhabitus mit einer spezifischen Oberfläche von 9,3 m2/g. Die Koerzitivfeldstärke beträgt 270 kA/m, die spezifische remanente Magnetisierung (Mr/p) beträgt 40 nTm3/g.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung feinteiliger und nadelförmiger hexagonaler Ferrite der Formel AMe xFe12-xO19 mit x ≦ 4, in der A Barium und/oder Strontium und Me Indium oder äquimolare Mengen von Zink oder Kobalt und Titan bedeutet, dadurch gekennzeichnet, daß eine wäßrige Dispersion von nadelförmigem Eisen(III)-oxidhydroxid mit einer wäßrigen ACl2-Lösung, einer wäßrigen Me-Chlorid-Lösung und einer wäßrigen NatriumcarbonatLösung umgesetzt, die resultierende Mischung erhitzt, der Feststoffanteil der erhaltenen Dispersion von der wäßrigen Phase abgetrennt, ausgewaschen, getrocknet und zerkleinert und das erhaltene Pulver auf Temperaturen von 800 bis 1070°C erhitzt wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das nadelförmige Eisen(III)-oxidhy- droxid a-FeOOH ist.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das nadelförmige Eisen(III)-oxidhy- droxid γ-FeOOH ist.
     
    4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das eingesetzte nadelförmige FeOOH eine spezifische Oberfläche von 15 bis 80 m2/g und ein Längen/Dicken-Verhältnis von 2 bis 30 aufweist.
     
    5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet , daß der ausgewaschene und getrocknete Feststoffanteil in zerkleinerter Form mit einer Teilchengröße von 0,1 bis 5 mm zur Temperung eingesetzt wird.
     
    6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der ausgewaschene und getrocknete Feststoffanteil in zerkleinerter Form mit einer Teilchengröße von 0,1 bis 1 mm zur Temperung eingesetzt wird.
     
    7. Verwendung der nach einem der Ansprüche 1 bis 6 hergestellten hexagonalen Ferrite zur Herstellung von magnetischen Aufzeichnungsträgern.
     
    8. Verwendung der nach einem der Ansprüche 1 bis 6 hergestellten hexagonalen Ferrite zur Herstellung von Plastoferriten.