(19)
(11) EP 0 204 029 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.12.1986  Patentblatt  1986/50

(21) Anmeldenummer: 85114277.8

(22) Anmeldetag:  08.11.1985
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4A43B 17/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 05.06.1985 DE 3520093

(71) Anmelder: Firma Carl Freudenberg
D-69469 Weinheim (DE)

(72) Erfinder:
  • Föttinger, Walter, Dr.
    D-6940 Weinheim (DE)
  • Jörder, Kurt
    D-6940 Weinheim-Heiligkreuz (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Deck- oder Einlegesohle


    (57) Einlegesohle, umfassend eine Saugschicht aus feuehtigkeitsspeichernden Fasern sowie eine feuchtigkeitsdurchlässig darauf festgelegte Deckschicht aus Textilmaterial, wobei die Deckschicht (1) aus hydrophoben Fasern besteht und wobei die Fasern kapillaraktive, die Deckschicht von der Oberseite bis zur Saugschicht (2) durchdringende Poren umschließen.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Deck- oder Einlegesohle, umfassend eine Saugschicht aus feuchtigkeitsspeichernden Fasern sowie eine feuchtigkeitsdurchlässig darauf festgelegte Deckschicht aus Textilmaterial.

    [0002] Eine Einlegesohle der vorgenannten Art befindet sich im Handel. Die Saugschicht ist dabei oberseitig mit einer Deckschicht aus einem Baumwollgewebe abgedeckt und unterseitig mit einer Unterschicht aus Kork, wobei die Deckschicht und die Unterschicht durch die Saugschicht hindurch vernäht sind. Wegen der speziellen gegenseitigen Zuordnung der Nähte und der Einlegesohle ist dabei eine Einzelfertigung unumgänglich, was die Herstellung verteuert. Das Baumwollgewebe weist darüber hinaus eine ähnliche Speicherfähigkeit der Feuchtigkeit auf wie die eigentliche Saugschicht. Aufgenommene Feuchtigkeit ist daher stets auch im Bereich der Oberseite der Deckschicht spürbar, was zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Tragekomforts führt.

    [0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Deck-oder Einlegesohle für Schuhe zu entwickeln, die kostengünstig herstellbar ist und die sich auch im Anschluß an die Aufnahme von Feuchtigkeit an der Oberseite stets trocken anfühlt.

    [0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einer Deck- oder Einlegesohle der eingangs genannten Art dadurch gelöst, daß die Deckschicht aus hydrophoben Fasern besteht und daß die Fasern kapillaraktive, die Deckschicht von der Oberseite bis zur Saugschicht durchdringende Poren umschließen.

    [0005] Die Deckschicht der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Einlegesohle hat im Gegensatz zur Saugschicht keine eigentliche Speicherfähigkeit für Feuchtigkeit. Auf die Oberseite auftreffende Feuchtigkeit wird dadurch schnell in Richtung der Saugschicht abtransportiert, wodurch sich die Oberseite stets trocken anfühlt. Der Tragekomfort entsprechender Deck- oder Einlegesohlen erfährt dadurch eine deutliche Wertsteigerung.

    [0006] Die Deckschicht besteht bevorzugt aus einem eigenstabilen Flächengebilde, beispielsweise aus einem Gewebe, einem Gewirke oder einem Vliesstoff. Im Falle der Verwendung von Geweben oder Gewirken ergibt sich die Möglichkeit, die Deckschicht zu 100 K aus hydrophoben Fasern zu erzeugen. Im Falle der Verwendung von Vliesstoff besteht dem gegenüber die Notwendigkeit, die einander regellos zugeordneten Fasern mit ausreichender Festigkeit zu verbinden. Das setzt bei geringen Flächengewichten in aller Regel eine gegenseitige Verschweißung und/oder die zusätzliche Verwendung eines Bindemittels voraus, wodurch in vielen Fällen eine Verminderung der textilen Eigenschaften in Kauf genommen werden muß, insbesondere der textilen Weichheit. Insbesondere die Verwendung von Geweben, die neben einer guten Formbeständigkeit zusätzlich eine gute Weichheit aufweisen, wird aus diesem Grunde bevorzugt.

    [0007] Die Deckschicht kann aus der Oberseite senkrecht hervorragende Fasern aufweisen, was die Ableitung auftreffender Feuchtigkeit begünstigt. Eine entsprechende Oberflächenstruktur läßt sich beispielsweise durch ein Aufrauhen oder ein Abschleifen der Oberfläche erzeugen.

    [0008] Die vorgeschlagene Deck- oder Einlegesohle läßt sich zweckmäßig durch Ausstanzen aus einem flächenhaft erzeugten Material gewinnen. Die Herstellung ist dementsprechend kostengünstig und bietet sich insbesondere in bezug auf eine Massenherstellung an. Um in allen Fällen eine gute Feuchtigkeitsableitungsfähigkeit aus der Deckschicht in die Sauschicht zu gewährleisten, hat es sich dabei als besonders vorteilhaft bewährt, wenn die Deckschicht Fasern enthält, die in die Saugschicht eingenadelt sind.

    [0009] Die Anwendung einer entsprechenden Technologie empfiehlt sich vor allem dann, wenn die Saugschicht ebenfalls aus einem textilen Material besteht, beispielsweise aus einem Vliesstoff aus Viskose enthaltenden Fasern. Die Vernadelung der Deckschicht und der Saugschicht gewährleistet in diesem Falle zugleich eine gegenseitige Verbindung der beiden Schichten von hoher Festigkeit. Die Anwendung sekundärer Techniken kann sich unter diesem Gesichtpunkt erübrigen.

    [0010] Nach einer anderen Ausgestaltung ist es vorgesehen, daß die Deckschicht und die Saugschicht in gleichmäßig über die gesamte Berührungsfläche verteilten, punkt-und/oder linienförmig ausgebildeten Zonen verklebt sind, bevorzugt unter Verwendung eines Schmelzklebers. Dieser kann gegebenenfalls auch in Gestalt eines eigenstabilen Gitternetzes oder Vlieses zwischen der Deck- und der Saugschicht angeordnet und durch eine Hitzekalandrierung des erhaltenen Gebildes aktiviert werden. Die Verwendung von Kontaktklebern, von chemisch vernetzbaren Klebern, von Lösungsmittel erweichbaren Klebern oder von Dispersionsklebern ist ebenfalls möglich. Die gegenseitige Verbindung der Deckschicht und der Saugschicht kann gegebenenfalls auch außerhalb der Textilfabrik erfolgen und beispielsweise in den unmittelbaren Bereich des Schuhherstellers verlagert sein. Die spezifische Anpassung der Deckschicht und der Saugschicht an bestimmte Erfordernisse der Schuhherstellung wird hierdurch erleichtert.

    [0011] Die mit der vorgeschlagenen Deck- oder Einlegesohle erzielten Vorteile bestehen vor allem darin, daß sich die Oberseite unabhängig von dem gespeicherten Feuchtigkeitsvolumen stets trocken und warm anfühlt. Die die Deckschicht durchdringenden, kapillaraktiven Poren können nicht mehr verstopfen und aufgenommene Feuchtigkeit wird dadurch auch im langfristigen Gebrauch schnell über die Oberseite wieder abgegeben, beispielsweise bei Nichtbenutzung des Schuhwerks in der Nacht.

    [0012] Eine beispielhafte Ausführung der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Gegegenstandes wird in der in der Anlage beigefügten Zeichnung am Beispiel einer Einlegesohle dargestellt und nachfolgend näher erläutert.

    [0013] Die gezeigte Einlegesohle umfaßt die Deckschicht 1 und die Saugschicht 2. Diese sind durch eine Vernadelung verbunden und haben eine Gesamtdicke von 1,5 bis 5 mm, vorzugsweise eine solche von 2,5 bis 3,5 mm.

    [0014] Die dargestellte Einlegesohle wurde durch Ausstanzen aus einem flächenhaften Material gewonnen, welches ein Flächengewicht von wenigstens 200 g/m2 aufweist, vorzugsweise ein solches zwischen 400 und 1200 g/m2.

    [0015] Von dem angegebenen Gesamtgewicht je m2 entfallen mindestens 60 Gew.-% und höchstens 95 Gew.-% auf die Saugschicht sowie höchstens 40 Gew.-% und wenigstens 5 Gew.-% auf die Deckschicht.

    [0016] Die Saugschicht besteht zu wenigstens 50 Gew.-% aus saugfähigen Fasern, welche natürlichen oder künstlichen Ursprungs sein können. Bevorzugt gelangen neben Wolle, Baumwolle und/oder Zellwolle vollsynthetische Hohl-oder Porenfasern zur Anwendung. Günstige Eigenschaften lassen sich auch unter Verwendung von Zellstoff und/ oder superabsorbierenden Fasern, wie z. B. mit Carboxymethylcellulose gepfropften Zellwollfasern erzielen. Die Fasern können gegebenenfalls durch ein zusätzlich enthaltenes Bindemittel verklebt sein. Die Einlagerung von geruchbindenden Substanzen, beispielsweise von bakterizieden und/oder fungiziden Wirkstoffen sowie von Aktivkohle ist ebenfalls möglich.

    [0017] Die Deckschicht besteht aus hydrophoben Fasern, die sich durch eine möglichst gute Abriebfestigkeit auszeichnen sollen. Für ihre Herstellung gelangen bevorzugt Polyesterfasern zur Anwendung. Die Oberfläche der Einlegesohle zeichnet sich in diesem Falle durch einen besonders trockenen und textilen Griff unter allen Bedingungen aus. Die Verwendung von Polypropylenfasern, Polyamidfasern, Polyacrylfasern, PVC-Fasern und anderen hydrophoben Fasern kann jedoch ohne weiteres in die Überlegungen mit einbezogen werden. Diese fasern sind kostengünstiger verfügbar.

    [0018] Die Deckschicht und die Saugschicht werden nach Ihrer unabhängig voneinander vorgenommenen Bildung aufeinander abgelegt und aus der Richtung der Deckschicht vernadelt. Das so erhaltene Gesamtgebilde zeichnet sich durch eine gute Festigkeit aus und kann unmittelbar als Rohmaterial für das Ausstanzen der einzelnen Einlegesohlen verwendet werden.

    [0019] Die vorgeschlagene Deck- oder Einlegesohle hat eine Wasseraufnahmefähigkeit von mindestens 100 Gew.-%, vorzugsweise eine solche von 150 bis 400 Gew.-%. Sie trocknet über Nacht schnell aus und ist voll waschbar.


    Ansprüche

    1. Deck- oder Einlegesohle, umfassend eine Saugschicht aus feuchtigkeitspeichernden Fasern, sowie eine feuchtigkeitsdurchlässig darauf festgelegte Deckschicht aus Textilmaterial, dadurch gekennzeichnet, daß die Deckschicht (1) aus hydrophoben Fasern besteht und daß die Fasern kapillaraktive, die Deckschicht von der Oberseite bis zur Saugschicht (2) durchdringende Poren umschließen.
     
    2. Gegenstand nach Anspruch 1. dadurch gekennzeichnet, daß die Deckschicht (1) aus einem Gewebe, einem Gewirke oder einem Vliesstoff besteht.
     
    3. Einlegesohle nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Deckschicht in (1) aus der Oberseite senkrecht hervorragende Fasern enthält.
     
    4. Einlegesohle nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Deckschicht (1) Fasern enthält, die in die Saugschicht (2) eingenadelt sind.
     
    5. Einlegesohle nach-Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Deckschicht und die Saugschicht in gleichmäßig über die gesamte gegenseitige Berührungsfläche verteilten punkt- und/oder linienförmig ausgebildeten Zonen verklebt sind.
     




    Zeichnung