[0001] Gegenstand der Erfindung ist eine Kordel für Schmuckzwecke, welche sich insbesondere
für die Herstellung von Colliers eignet. Es ist bekannt, solche Kordeln aus Seide
herzustellen. Kordeln aus Seide sind sehr geschmeidig und flexibel und haben den typischen
seidigen Glanz. Damit die Kordeln sich nicht auflösen, werden sie an ihren Enden gefaßt,
insbesondere durch Hülsen, in welche sie eingeklebt werden. Zum Herstellen von Colliers
werden schmückende Elemente auf die Seidenkordeln lose aufgeschoben oder auf ihnen
befestigt.
[0002] Kordeln aus Seide haben jedoch eine Reihe von Nachteilen, die es verhindert haben,
dass sie in größerem Umfang für die Herstellung von echten Schmuckwaren verwendet
werden. Einer dieser Nachteile liegt darin, dass die Seidefasern leicht verletzlich
sind: Schmückende Elemente, welche lose auf der Kordel angeordnet sind, neigen dazu,
infolge ihrer Bewegung mehr und mehr Seidefasern zu zerschneiden, die dann seitlich
aus der Kordel herausstehen und deren Erscheinungsbild empfindlich stören. Auch beim
gewöhnlichen Tragen eines unter Verwendung einer Seidenkordel hergestellten Schmuckstücks
besteht immer die Gefahr der Verletzung einzelner Fasern durch Reiben,Scheuern oder
gar Hängenbleiben an anderen Gegenständen. Ein weiterer Nachteil von Seidenkordeln
liegt darin, dass es schwer ist, schmückende Elemente auf ihnen zu befestigen, ohne
Seidefasern zu verletzen. Die schonenste Art der Befestigung ist noch das Kleben,
doch wenn die schmückenden Elemente einmal auf der Kordel durch Kleben befestigt sind,
ist es praktisch nicht möglich, sie ohne Beschädigung der Kordel wieder zu entfernen,
was für Zwecke der Reparatur oder Reinigung erwünscht ist. Auch die Reinigung ist
ein Problem bei Seidenkordeln, denn sie nehmen bereitwillig Fett, Schweiß, Puder,
Creme usw. von der Haut auf und rasch unansehlich, sodass eine Reinigung unumgänglich
ist. Eine gründliche Reinigung ist jedoch erfahrungsgemäß sehr schwierig und die auf
bzw. in der Kordel verbleibenden Verunreinigungen greifen die Seide an. Ein weiterer
Nachteil der Seidenkordeln liegt darin, dass es schwer ist, sie an ihren Enden vollständig
zu fassen; vielmehr beobachtet man gerade an den Enden der Kordeln, häufig Auflösungserscheinungen.
Dies alles führt dazu, dass man Kordeln aus Seide häufig ersetzen muss.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine für Schmuckzwecke besonders geeignete
Kordel zur Verfügung zu stellen, welche die erwähnten Nachteile nicht hat, also langlebig,
gut zu handhaben und leicht zu reinigen ist, dabei ein dekoratives Aussehen hat und
hinreichend geschmeidig und flexibel ist. überraschenderweise hat sich gezeigt, dass
man diesen Anforderungen gerecht werden kann durch Kordeln, welche aus endlosen, korrosionsbeständigen
Metallfasern mit einem Durchmesser von nicht mehr als 20 µm bestehen. Für die erfindungsgemäßen
Kordeln kommen nur korrosionsbeständige Metalle infrage, weil sie für Schmuckzwecke
bestimmt sind und ihr Aussehen durch Korrosionserscheinungen nicht verändern sollen.
Es kommen in erster Linie korrosionsbeständige Stähle, insbesondere Chrom-Nickel-Stähle
infrage, wie z.B. der Stahl mit der Bezeichnung X5 CrNiMo 19 22, aber auch Edelmetalle
oder Edelmetalllegierungen, soweit sich aus ihnen hinreichend dünne, endlose Fasern
herstellen lassen. Geeignet sind auch Fasern aus Inconel (eine Nickelbasislegierung
mit bis zu 72 % Nickel, 14-17 % Chrom, 6 bis 10 % Eisen, 0 - 28 % Kobalt). Eine endlose
Faser im Sinne der Erfindung ist eine solche Faser, welche sich über die gesamte Länge
der Kordel erstreckt.
[0004] Wie steif oder flexibel die aus endlosen Metallfasern hergestellte Kordel ist, hängt
maßgeblich vom Durchmesser der verwendeten Metallfasern ab. Für die Erfindung geeignet
sind Metallfasern mit einem Durchmesser von nicht mehr als 20 um, besonders geeignet
sind Metallfasern mit einem Durchmesser zwischen 8 um und 15 um. Aus solchen Metallfasern
lassen sich überraschenderweise Kordeln herstellen, die in ihrer Flexibilität Kordeln
aus Seide nicht nachstehen.
[0005] Zur Herstellung einer erfindungsgemäßen Kordel werden zunächst aus einer Anzahl von
Metallfasern bestehende Fäden, insbesondere Zwirnsfäden hergestellt und dann zwei
Gruppen solcher Fäden miteinander verflochten.
[0006] Wieviele Fäden man für die beiden miteinander zu verflechtenden Fadengruppen nimmt,
richtet sich danach, wie dick die Kordel werden soll. Damit sich die Kordel nach dem
Flechten nicht wieder auflöst, werden ihre Enden verlötet, und zwar zweckmässigerweise,
während die Kordel noch straff und Torsion gehalten wird, damit sie während des Lötens
ihre Gestalt beibehält. Das Lot kann sich über den gesamten Querschnitt der Kordel
verteilen und jede einzelne Faser der Kordel erfassen, sodass vom Ende der Kordel
ausgehende Auflösungserscheinungen, wie man sie bei Seidekordeln kennt, absolut ausgeschlossen
sind.
[0007] Zweckmässigerweise versieht man die Enden einer erfindungsgemäßen Kordel wie die
bekannten Kordeln aus Seide mit einer Hülse. Anders als bei Kordeln aus Seide hat
diese Hülse jedoch nicht mehr die Funktion, die Fasern der Kordel zusammenzuhalten,
sie hat vielmehr eine dekorative Funktion und dient insbesondere bei Verwendung für
ein Collier zur Befestigung einer Schließe. Die Befestigung der Endhülsen an der Kordel
kann auf unterschiedliche Weise erfolgen, beispielsweise durch Kleben oder Löten;
von besonderem Vorteil im Vergleich zu den Befestigungsmöglichkeiten bei Seidenkordeln
ist es jedoch, dass man die Hülsen auch durch Klemmen, Nieten oder Verstiften befestigen
kann, ohne den Zusammenhalt der Kordel zu gefährden. Somit besteht auch die Möglichkeit,
die Hülsen nach Bedarf ohne Zerstörung der Kordel wieder entfernen zu können.
[0008] Entsprechendes gilt für das Befestigen von dekorativen Elementen an anderen Stellen
der Kordel: Hier ist nunmehr die Möglichkeit gegeben, dekorative Elemente nach Wahl
lose auf die Kordel aufzureihen oder auch festzuklemmen. In beiden Fällen erweisen
sich die Metallfasern als erheblich widerstandsfähiger als Fasern aus Seide; die Gefahr
einer Verletzung der Metallfasern ist so gering, dass über Jahre hinweg mit einem
einwandfreien Aussehen der Kordel gerechnet werden kann.
[0009] Die Oberflächenbeschaffenheit und Geschmeidigkeit einer erfindungsgemäßen Kordel
kann durch eine Wärmebehandlung ausserordentlich positiv beeinflußt werden. Fühlt
sich beispielsweise eine aus korrosionsbeständigem Stahl hergestellte Kordel nach
dem Flechten u.U. noch etwas rauh an, so kann diese Rauhigkeit durch eine Wärmebehandlung
vollständig zum Verschwinden gebracht werden. Die Kordel fühlt sich nach einer solchen
Wärmebehandlung ausserordentlich glatt, symphatisch und geschmeidig an und erhält
einen matten Glanz, der an Seidenglanz erinnert und ausserordentlich gut mit schmückenden
Elementen aus Edelmetall harmoniert. Eine solche Kordel fühlt sich ähnlich an wie
eine Seidenkordel, ohne deren eingangs genannte Nachteile aufzuweisen.
[0010] Die Wärmebehandlung kann einfach dadurch erfolgen, dass man die Kordel nach dem Verlöten
ihrer Enden durch eine offene Flamme hindurchführt. Durch Wechselwirkung mit den Flammengasen
und mit der Luft kann sich die Farbgebung der Oberfläche der Kordel ändern und sie
tut das bei Kordeln aus korrosionsbeständigem Stahl auch in sehr vorteilhafter und
ansprechender Weise. Die Wärmebehandlung kann ausser in Luft auch in anderen reaktiven
Gasen oder auch unter Schutzgas durchgeführt werden, wodurch sich verschiebliche Farbgebungen
der Kordeloberfläche erreichen lassen.
[0011] Die Wärmebehandlung kann nicht nur zum Glätten der Kordel und zur farblichen Gestaltung
ihrer Oberfläche benutzt werden, sondern auch dazu, Spannungen abzubauen, die durch
den Flechtvorgang in der Kordel vorhanden sind. Ohne ein solches Spannungsfreiglühen
würde sich eine erfindungsgemäße Kordel nach dem Verflechten und Verlöten ihrer Enden
dadurch zu entspannen suchen, dass sie sich etwas zurückdreht, sobald sie aus der
Spannvorrichtung entnommen wird, in welcher man sie bis zum Verlöten ihrer Enden hält;
diese selbsttätige Entspannung geht mit einer Lockerung und einer geringen Durchmesservergrößerung
der Kordel einher. Dieses selbsttätige Entspannen der Kordel kann man durch ein Spannungsfreiglühen
ganz oder teilweise verhindern und dadurch beeinflussen, wie fest oder flexibel die
Kordel letztendlich wird. Zu diesem Zweck hält man die Kordel während des Spannungsfreiglühens
an ihren Enden fest eingespannt und gestreckt und stabilisiert die Form der Kordel
in dieser Lage durch die Wärmebehandlung. Je fester die Kordel werden soll, umso stärker
tordiert spannt man sie vor dem Spannungsfreiglühen ein.
[0012] Es gelingt auf diese Weise, Kordeln herzustellen, die in ihrem Glanz und in ihrer
Flexibilität Seidenkordeln vergleichbar sind, den Seidenkordeln aber weit überlegen
sind, wenn es um die Haltbarkeit, um die Beständigkeit, und um die Möglichkeiten der
Befestigung von schmückenden Elementen geht. Ein weiterer Vorteil liegt daran, dass
eine erfindungsgemäße Kordel nicht so leicht verschmutzt und nach Bedarf wiederholt
und ohne Schwierigkeiten gereinigt werden kann, am besten in einem Ultraschallbad;
wiederholte Reinigungsvorgänge beeinträchtigen weder die Haltbarkeit noch das Aussehen
der Kordel. Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Kordel liegt darin, dass sie
spezifisch schwerer ist als eine Seidenkordel. Im Hinblick auf die Verwendung für
Schmuckzwecke ist dies ein nicht zu unterschätzender Vorteil, denn die im Vergleich
zu einer Seidenkordel schwerere Ausführung vermittelt dem Träger des Schmucks eher
das Gefühl von Hochwertigkeit, und das macht die neue Kordel im Gegensatz zur Seidenkordel
auch geeignet für die Verwendung für wirklich kostbaren, hochwertigen Schmuck. Ausserdem
bewirkt das höhere spezifische Gewicht, dass eine erfindungsgemäße Kordel, insbesondere
bei Verwendung für ein Collier, sich dem Körper der Person, die das Schmuckstück trägt,
harmonischer anschmiegt.
[0013] Nachfolgend wird noch ein detailliertes Ausführungsbeispiel für die Herstellung einer
erfindungsgemäßen Kordel angegebenen.
[0014] Für die Herstellung der Kordel geht man aus von endlosen Fasern aus einem korrosionsbeständigen
Stahl. Besonders geeignet ist ein Chrom-Nickel-Molybdän-Stahl mit der Merkstoffnummer
1.4404 nach DIN. Die Metallfasern sind im Querschnitt rund mit einem Durchmesser von
12 µm. Aus Garn, welches 275 dieser Metallfasern enthält, werden zweifach gezwirnte
Metallfäden hergestellt, wobei das Verzwirnen mit 200 Drehungen pro laufenden Meter
erfolgt. Die so hergestellten Metallfäden enthalten also 550 Fasern. Zwei Gruppen
solcher Metallfäden werden nun zu einer Kordel verflochten. Nimmt man für jede Gruppe
30 verzwirnte Fäden, erhält man eine Kordel mit einem Durchmesser von ungefähr 2,7
mm. Für dickere oder dünnere Kordeln nimmt man entsprechend mehr oder weniger Fäden.
Die Gruppen zu je 30 Fäden werden mit ungefähr 40 Umdrehungen (Rechts- und Linksdrehungen
zusammengenommen) pro laufenden Meter der Kordel verflochten.
[0015] Wenn die Kordel fertiggeflochten ist, werden ihre Enden auf einer Länge von ungefähr
1 bis 2 cm mit Silberhartlot verlötet, während die Kordel straff und unter Torsion
in einer Einspannvorrichtung gehalten wird. Beim Verlöten wird darauf geachtet, dass
das Silberhartlot über den ganzen Querschnitt in die Kordel eindringt. Soweit nicht
schon geschehen, wird nun durch Verdrehen der beiden an den Enden der Kordel angreifenden
Halterungen der Einspannvorrichtung gegeneinander die gewünschte Festigkeit bzw. Flexibilität
der Kordel eingestellt und die Kordel dann in gestrecktem Zustand einer Wärmebehandlung
unterzogen, dies geschieht mittels der offenen Flamme eines Gasbrenners, welche an
der Kordel entlanggeführt wird. Durch die Wärmebehandlung wird die Kordel spannungsfrei
geglüht und zugleich wird sie oberflächlich geglättet und erhält einen seidigen, matten
Glanz. Die Wärmebehandlung kann natürlich auch in einem Ofen durchgeführt werden und
kann anstatt der Luft auch unter Schutzgas oder unter einem anderen Reaktionsgas erfolgen,
wenn man eine Farbgebung der Oberfläche erreichen will.
[0016] Nach der Wärmebehandlung wird die Kordel aus der Einspannvorrichtung entnommen und
kann dann zu einem Schmuckstück weiterverarbeitet werden.
[0017] Die beigefügte Zeichnung zeigt eine solche Kordel in einer schematischen Ansicht.
An dem einen Ende 1 ist der Abschnitt angedeutet, welcher mit einem Silberhartlot
gegetränkt ist. Am gegenüberliegenden Ende ist über den mit dem Silberlot getränkten
Abschnitt eine Hülse 2 aufgeschoben, welche in der Regel aus einem Edelmetall bestehen
wird und mit der Kordel vernietet oder verstiftet ist. Da die Kordel aus Metallfasern
besteht und an ihrem Ende mit einem Silberhartlot getränkt ist, kann sie ohne Gefahr
eines teilweisen Auflösens der Kordel an den Enden quer durchbohrt werden um einen
Stift oder Niet für die Befestigung der Hülse 2 aufzunehmen.
1. Kordel für Schmuckzwecke, insbesondere für Colliers, dadurch gekennzeichnet, dass
sie aus endlosen, korrosionsbeständigen Metallfasern mit einem Durchmesser von nicht
mehr als 20 um besteht.
2. Kordel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Durchmesser der Metallfasern
zwischen 8 um und 15 µm liegt.
3. Kordel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kordel aus gezwirnten
Metallfäden besteht, die aus den Metallfasern gebildet sind.
4. Kordel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Metallfäden zweifach gezwirnt
sind.
5. Kordel nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die
Metallfasern aus korrosionsbeständigem Stahl, insbesondere aus einem Chrom-Nickel-Stahl
bestehen.
6. Kordel nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sie
an ihren Enden verlötet ist.
7. Verfahren zum Herstellen einer Kordel für Schmuckzwecke durch Verflechten von zwei
gegeneinander geführten Fadengruppen, deren Fäden aus Metallfasern bestehende Zwirnsfäden
sind, dadurch gekennzeichnet, dass die Enden der Kordel nach dem Verflechten verlötet
werden, während die Kordel straff und unter Torsion gehalten wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Kordel nach dem Verlöten
ihrer Enden einer Wärmebehandlung unterzogen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlung in
einer reaktiven Atmosphäre durchgeführt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch ge-- kennzeichnet, dass die Wärmebehandlung
ein Spannungsfreiglühen ist.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Spannungsfreiglühen
durchgeführt wird, während die Kordel gestreckt und an ihren Enden fest eingespannt
ist.