[0001] Die Erfindung betrifft ein nachschleppbares Minenräumgerät mit mindestens einem mechanisch
oder elektrisch antreibbarem Geräuscherzeuger zur akustischen Minenauslösung und elektrodentragenden
Schwimmkabeln oder einer elektrisch leitfähigen Schwimmkabelschleife zur magnetischen
Minenauslösung.
[0002] Solche Minenräumgeräte dienen der Unschädlichmachung von Seeminen. Dabei handelt
es sich um Minen mit Magnetzünder, die auf Schwankungen des örtlichen Magnetfeldes
reagieren, wie sie bei Annäherung eines hinreichend großen magnetisierbaren Gegenstandes,
etwa eines Schiffsrumpfes, an die Mine auftreten; ferner um Minen mit Akustikzünder,
die auf die von Schiffsantrieben erzeugten Schallwellen ansprechen, sowie um kombinierte,
magnetoakustische Minen, die auf Änderungen des örtlichen Magnetfeldes in Verbindung
mit akustischen Signalen ansprechen.
[0003] Bei den bekannten Minenräumgeräten der eingangs genannten Art werden von einem Minensuchboot
einerseits elektrodentragende Schwimmkabel oder eine geschlossene, elektrisch leitfähige
Schwimmkabelschleife, andererseits ein mechanisch oder elektrisch antreibbarer Geräuscherzeuger
an zugfesten Kabeln oder Seilen geschleppt, wobei die Länge der Schleppkabel bzw.
Seile ungefähr 300 bis 600 Meter beträgt. Zur magnetischen Minenauslösung wird an
die elektrodentragenden Schwimmkabel bzw. die geschlossene Schwimmkabelschleife eine
Spannung angelegt, so daß sich zwischen den Elektroden - unter Schließung des Stromkreises
über das Wasser - oder um die Schwimmkabelschleife herum ein Feld aufbaut. Dieses
Feld verändert das von der Grundmine erfaßte örtliche Magnetfeld und löst diese dadurch
aus. Zur akustischen Minenauslösung dient der vom Minensuchboot nachgeschleppte Geräuscherzeuger,
der üblicherweise mechanisch oder elektrisch angetrieben wird. Er erzeugt ein Klopfgeräusch,
das dem Antriebsgeräusch eines Schiffes so weit ähnelt, daß eine akustisch zündbare
Mine ausgelöst wird.
[0004] Bei den bekannten Vorrichtungen werden die Vorrichtungen zur magnetischen Minenauslösung,
mittels einer Motorwinde aussetz-und einholbar, in gerader Linie hinter dem Minensuchboot
geschleppt. Der Geräuscherzeuger wird an einem eigenen Kabel, von einer zweiten Motorwinde
aussetz- und einholbar, separat geschleppt, wobei eine seitliche Abscherung von der
magnetischen Minenauslösevorrichtung sichergestellt werden muß. Zu diesem Zweck sind
am Kabel des Geräuscherzeugers mehrere, zum Teil schwimmerartige, Drachen vorgesehen.
[0005] Nachteile dieses bekannten Minenräumgerätes ergeben sich in verschiedener Hinsicht.
Zum einen ist die Anordnung mit verschiedenen Kabeln bzw. Seilen und diesen jeweils
zugeordneten Motorwinden aufwendig. Das Ausbringen und Einholen der Geräte ist langwierig
und insbesondere bei rauher See schwierig. Zur Sicherstellung der parallelen Anordnung
im seitlichen Abstand müssen spezielle Scherdrachen am Kabel des Geräuscherzeugers
vorgesehen werden. Die Manövrierfähigkeit des Minensuchbootes und die Übersichtlichkeit
des Minenräumgerätes lassen zu wünschen übrig. Bei kombinierten Grundminen, die sowohl
auf akustische wie auch auf magnetische Einflüsse ansprechen, ist bei dem bekannten
Minenräumgerät durch den seitlichen Abstand zwischen Geräuscherzeuger und Feldquelle
eine sichere Auslösung nicht gewährleistet, da moderne kombinierte Grundminen aufgrund
dieses Abstandes bereits zwischen Schiffen und entsprechenden Minenräumgeräten unterscheiden
können.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Minenräumgerät der eingangs genannten Art
zu schaffen, das bei vereinfachtem Aufbau eine zuverlässige Minenauslösung ermöglicht.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe ist das Minenräumgerät der eingangs genannten Art erfindungsgemäß
dadurch gekennzeichnet, daß mindestens die bootsnahen Abschnitte des Schleppkabels
des Geräuscherzeugers und der Schwimmkabel strangartig gemeinsam verlaufen, das Schleppkabel
eine über das bootsferne Ende der Schwimmkabel hinausragende Länge aufweist, und das
Schleppkabel und die Schwimmkabel zueinander begrenzt längsverschiebbar geführt sind.
[0008] Bei der erfindungsgemäßen Konfiguration des Minenräumgeräts sind die elektrodentragenden
Schwimmkabel bzw. die bootsnahen Zuleitungsabschnitte zur Schwimmkabelschleife einerseits,
das Schleppkabel des Geräuscherzeugers andererseits, strangartig zusammengefaßt. Am
bootsfernen Ende des sich über die Schwimmkabel hinaus erstreckenden Schleppkabels
hängt der Geräuscherzeuger. So werden beide Auslösevorrichtungen in gerader Linie
hinter dem Minensuchboot geschleppt, so daß eine übersichtliche Konfiguration entsteht,
die einfacher und mit etwa 50% Arbeitsersparnis ausbringbar und einholbar ist. Teure
und die Handhabung erschwerende Scherdrachen sind nicht mehr nötig. Feldquelle und
Geräuscherzeuger liegen dicht hintereinander und entsprechen so in praktisch idealer
Weise den Verhältnissen bei den von ihnen nachgeahmten Schiffen. Damit ist sichergestellt,
daß auch eine moderne Grundmine nicht zwischen dem Minenräumgerät und einem tatsächlichen
Schiff unterscheiden kann. Zum Ausbringen und Einholen des Minenräumgeräts ist nur
noch eine Motorwinde notwendig. Das Minensuchboot ist bei ausgebrachtem Minenräumgerät
wesentlich manövrierfähiger. Durch die zueinander begrenzt längs verschiebbare Führung
von Schleppkabel und Schwimmkabeln wird unter anderem vermieden, daß die Schwimmkabel
die wesentlich stärkeren Änderungen unterworfene mechanische Beanspruchung des Schleppkabels
mittragen müssen.
[0009] Vorteilhafte weitere Ausgestaltungen des Minenräumgerätes sind in den Unteransprüchen
2 bis 6 beschrieben.
[0010] Bei Fertigung des Schleppkabels aus Polyarylamidfasern unterliegt dieses auch unter
hoher Zugbeanspruchung, etwa bei Nachschleppen des Geräuscherzeugers bei Schnellfahrt,
einer nur geringen Zugdehnung, was die Reibung des Schleppkabels an den mechanisch
nicht so stark beanspruchten Schwimmkabeln deutlich vermindert. Eine elastisch federnde
Ankopplung des Geräuscherzeugers an das Schleppkabel kann durch Zwischenschaltung
eines Abschnitts aus stärker elastisch dehnbarem Werkstoff zwischen dem Polyarylamid-Kabel
und dem Geräuscherzeuger erreicht werden. Zum Aufwickeln des Minenräumgerätes auf
eine einzige Windentrommel ist es vorteilhaft, die bootsnahen Enden des Schleppkabels
und des Zugseils der Schwimmkabel bzw. deren Ziehstrümpfen mechanisch miteinander
zu verbinden.
[0011] Im folgenden werden bevorzugte Ausführungsformen des Minenräumgeräts anhand der beigefügten
Zeichnungen weiter erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 ein erfindungsgemäßes Minenräumgerät mit elektrodentragenden Schwimmkabeln,
Fig. 2 ein weiteres Minenräumgerät mit Schwimmkabelschleife und
Fig. 3 eine schematische Darstellung eines Querbundes.
[0012] Das in Fig. 1 gezeigte nachschleppbare Minenräumgerät 1 umfaßt zwei Schwimmkabel
2,3 unterschiedlicher Länge, die in ihren bootsfernen Endbereichen mit Elektroden
4, 5 versehen sind. Die Kabel sind durch Kork- und/oder Schaumstoffeinlagen schwimmfähig
gemacht. Von einer Spannungsquelle am Bootsheck 16 verlaufen Leitungsdrähte unter
Bildung eines Vorlaufs 15 durch das Innere der Schwimmkabel 2, 3 zu den Elektroden
4, 5. Die Leitungsdrähte sind dabei im bootnahen Bereich so umeinandergewunden, daß
die Bildung eines minenauslösenden Felds in Bootsnähe vermieden wird. Der Vorlauf
15 ist mit Ziehstrümpfen 6 versehen, an denen Zugseile 7 angreifen, die im Schleppbetrieb
mit einer Grundplatte 8 auf dem Bootsheck 16 verbunden und zum Einholen auf die Windentrommel
12 aufgewickelt werden.
[0013] Mit den Zugseilen 7 ist ein Schleppkabel 9 verbunden, das sich im bootnahen Bereich
strangartig gemeinsam mit dem Vorlauf 15 und den Schwimmkabeln 2, 3 erstreckt. Dabei
ist das Schleppkabel 9 diesen gegenüber längsverschiebbar von den Schwimmkabeln 2,
3 bzw. deren Ziehstrumpf 6 umwunden und verläuft so nach Art einer Kabelseele im Stranginneren.
Im bootsfernen Bereich, in welchem die Schwimmkabel 2, 3 nicht mehr um das Schleppkabel
9 herumgewunden sind, sondern frei etwa parallel nebeneinander schwimmen, dienen Querbünde
14 zum Zusammenhalten von Schleppkabel 9 und Schwimmkabeln 2, 3. Dabei wird das Schleppkabel
9 in am Querbund 14 befestigten Führungsrohren 14a reibungsarm längsverschieblich
geführt. Die Schwimmkabel 2, 3 werden durch die Querbünde 14 so lose gehalten, daß
sie zueinander begrenzt längsverschiebbar bleiben. Anstatt teilweise von den Schwimmkabeln
2, 3 umwunden zu sein, kann das Schleppkabel 9 auch auf seiner ganzer Länge neben
den Schwimmkabeln 2, 3 verlaufen und ist dann nur durch Querbünde 14 längsverschiebbar
an den Schwimmkabeln 2, 3 gehaltert.
[0014] Das Schleppkabel 9 besteht zwischen der Grundplatte 8 und dem bootsfernen Ende des
längeren Schwimmkabels 2 im wesentlichen aus Polyarylamidfasern (Kevlar) und weist
daher auch unter hoher mechanischer Beanspruchung nur eine sehr geringe Zugdehnung
auf. Hinter dem bootsfernen Ende des längeren Schwimmkabels 2 schließt sich an den
im wesentlichen aus Polyarylamidfasern bestehenden Teil des Schleppkabels 9 ein Abschnitt
13 aus stärker elastisch dehnbarem Werkstoff an. Dieser dient zur elastischen Abfederung
des an seinem bootsfernen Ende angehängten Geräuscherzeugers 10, der von einem Schwimmer
11 getragen wird. Bei hoher Beschleunigung des Minensuchbootes bewirkt der nachgeschleppte
Geräuscherzeuger 10 mit Schwimmer 11 durch seine schleppankerartige Wirkung eine starke,
plötzliche Zugbeanspruchung des Schleppkabels 9, die durch Zwischenschalten des stärker
elastisch dehnbaren Abschnitts 13 abgemildert wird.
[0015] Am Bootsheck 16 ist eine Windentrommel 12 vorgesehen, die zum Aufwinden und Wiederablassen
des gesamten Minenräumgerätes dient. Die bootsnahen Enden des Schleppkabels 9 und
des Zugseils 7 der Schwimmkabel 2, 3 sind miteinander verbunden. Zum Einholen des
Minenräumgerätes werden Schleppkabel 9 und Schwimmkabel 2, 3 gemeinsam auf die Windentrommel
12 aufgewunden, wobei die längsverschiebbare Halterung des Schleppkabels 9 gegenüber
den Schwimmkabeln 2, 3 dazu beiträgt, daß Beschädigungen des Kabelstrangs vermieden
werden. Entsprechend wird beim Ausbringen des Minenräumgerätes der das Schleppkabel
9 und die Schwimmkabel 2, 3 umfassende Strang von der Windentrommel 12 abgelassen.
[0016] Im Räumbetrieb schleppt das Minensuchboot das Minenräumgerät, etwa wie in Fig. 1
schematisch gezeigt, hinter sich her. Die von der Spannungsquelle am Bootsheck 16
über den Vorlauf 15 an die Elektroden 4, 5 der Schwimmkabel 2, 3 angelegte Spannung
erzeugt ein von einer von dem Minenräumgerät überfahrenen Grundmine als unmittelbar
vor der vom Geräuscherzeuger 10 gebildeten Geräuschquelle liegend erfaßtes Feld. Dadurch
ist für die Grundmine das Minenräumgerät von einem Schiff praktisch nicht mehr unterscheidbar
und die Grundmine wird ausgelöst.
[0017] Bei der in Fig. 2 gezeigten abgewandelten Ausführungsform, in der gleiche Bezugszeichen
gleiche Teile wie in Fig. 1 angeben, ist statt zweier elektrodentragender Schwimmkabel
eine geschlossene, elektrisch leitfähige Schwimmkabelschleife 20 vorgesehen, die über
ansonsten den bereits anhand Fig. 1 beschriebenen Schwimmkabeln entsprechende Zuleitungen
2 mit einer Spannungsquelle am Bootsheck 16 verbunden ist. Aufgrund Stromflusses durch
die Schwimmkabelschleife 20 entsteht um diese herum ein Feld, das der Auslösung auf
Magnetfeldänderungen ansprechender Grundminen dient. Die Stellung der Schwimmkabelschleife
20 ist mittels eines Stellseils 21 regulierbar, das von der Schwimmkabelschleife 20
zur Grundplatte 8 auf dem Bootsheck 16 führt. Die Zuleitungen 2 zur Schwimmkabelschleife
20 werden durch entsprechende Maßnahmen, wie beispielhaft bereits anhand Fig. 1 beschrieben,
dagegen geschützt, daß ein minenauslösendes Feld zu nahe am Bootsheck entsteht.
[0018] Auch bei dieser abgewandelten Ausführungsform liegt das Feld zur Auslösung von auf
Magnetfeldänderungen ansprechenden Minen in Fahrtrichtung des Minensuchbootes direkt
vor dem Geräuscherzeuger 10, so daß auch in diesem Falle die auszulösenden Minen zur
Unterscheidung zwischen dem Minenräumgerät und einem Schiff außer Stande sind.
[0019] Ausbringen und Einholen des Minenräumgerätes verlaufen wie bei der an Hand Fig. 1
beschriebenen Ausführungsform mittels einer einzigen Windentrommel 12 am Bootsheck
16.
1. Nachschleppbares Minenräumgerät, mit mindestens einem mechanisch oder elektrisch
antreibbaren Geräuscherzeuger zur akustischen Minenauslösung und elektrodentragenden
Schwimmkabeln oder einer elektrisch leitfähigen Schwimmkabelschleife zur magnetischen
Minenauslösung,
dadurch gekennzeichnet, daß
a) mindestens die bootsnahen Abschnitte des Schleppkabels (9) des Geräuscherzeugers
(10) und der Schwimmkabel (2,3, 20) strangartig gemeinsam verlaufen,
b) das Schleppkabel (9) eine über das bootsferne Ende der Schwimmkabel (2, 3,20) hinausragende
Länge aufweist und
c) das Schleppkabel (9) und die Schwimmkabel (2, 3, 20) zueinander begrenzt längsverschiebbar
geführt sind.
2. Minenräumgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Schleppkabel (9)
im bootsnahen Bereich längsverschiebbar von den Schwimmkabeln (2, 3, 20) bzw. deren
Ziehstrumpf (6) umwunden ist.
3. Minenräumgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Schleppkabel (9)
an den Schwimmkabeln (2, 3, 20) bzw. deren Ziehstrumpf (6) durch Querbünde (14) längsverschiebbar
gehaltert ist.
4. Minenräumgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das
Schleppkabel (9) in an den Querbünden (14) angebrachten Führungsrohren (14a) längsverschieblich
geführt ist.
5. Minenräumgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das
Schleppkabel (9) wenigstens auf einem Teil seiner Länge im wesentlichen aus Polyarylamidfasern
oder einem anderen Kunststoff geringer Zugdehnung besteht.
6. Minenräumgerät nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Schleppkabel (9)
nahe dem Geräuscherzeuger (10) einen Abschnitt (13) aus stärker elastisch dehnbarem
Werkstoff aufweist.
7. Minenräumgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
bootsnahen Enden des Schleppkabels (9) und des Zugseils (7) der Schwimmkabel (2, 3,
20) bzw. deren Ziehstrumpfs (6) zum gemeinsamen Aufwickeln auf die gleiche Windentrommel
(12) verbunden sind.