[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anstauchen von stangenförmigem Material
sowie eine Vorrichtung zu dessen Durchführung.
[0002] Das Umformen von stangenförmigem Material durch Anstauchen ist beispielsweise aus
der DIN 9890 bekannt. Am bekanntesten sind das Anstauchen mit Waagerecht-Stauchmaschinen,
Pressen und das Elektrostauchen. Die beiden erstgenannten Verfahren haben den Nachteil,
daß bei einem Stauchverhältnis Länge:Dicke des stangenförmigen Materials >3 in mehreren
Kegeloperationen gestaucht werden muß, um ein Knicken zu vermeiden. Außerdem ist die
zu verstauchende Länge durch die im Werkzeugraum unterzubringenden Werkzeuge begrenzt
und, sofern nicht mit einer aufwendigen Transferautomatik gearbeitet wird, sehr zeitaufwendig.
[0003] Das Elektrostauchen läßt eine zu verstauchende Länge, die ein Vielfaches des Durchmessers
beträgt, zu. Der Nachteil liegt aber, insbesondere bei mittleren und großen Durchmessern,
in langen Stauchzeiten. Das liegt darin begründet, daß Erwärmungs- und Stauchmaschine
eine Einheit bilden und die Stauchgeschwindigkeit nicht größer als die Erwärmungsgeschwindigkeit
sein darf. Um zu annehmbaren Taktzeiten zu kommen, werden darum mehrere Elektrostaucheinheiten
zusammengefaßt, was natürlich mit sehr hohen Investitionen verbunden ist.
[0004] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, die bekannten Verfahren zum Anstauchen von stangenförmigem
Material dahingehend weiterzuentwickeln, daß das Anstauchen von stabförmigem Material,
insbesondere von Stabstahl, dahingehend verbessert wird, daß die zu verstauchende
Länge größer als etwa das Dreifache des Stabdurchmessers sein kann, ohne die Nachteile
der vorgenannten Verfahren, wie z.B. mehrere Stauchoperationen, lange Stauchzeiten,
hohe Investitionen.
[0005] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein gattungsgemäßes Verfahren gelöst, bei
dem das stangenförmige Material gegen eine bewegbare Stauchbahn gestaucht wird. Dabei
sind Erwärmungs- und Stauchprozeß getrennt, aber es ist ein Stauchverhältnis wie beim
Elektrostauchen in einer Operation möglich. Es können daher vorhandene Erwärmungseinrichtungen
eingesetzt werden. Das bevorzugt partiell erwärmte Stangenmaterial wird in einem Halter
aufgenommen und von einem Stempel gegen eine Stauchbahn gepreßt, die im Abstand von
etwa dem doppelten Stangendurchmesser vom Halter angeordnet ist und mit regelbarer
Geschwindigkeit zurückweichen kann, um Raum für das nachgeschobene Material zu schaffen.
[0006] Bei partieller Erwärmung des Materials liegt ein besonderer Vorteil des Verfahrens
darin, daß die Stauchkraft am kalten Stangenende eingeleitet und die Bildung eines
Büchsengrats vermieden wird.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren kann aber auch in vorteilhafter Weise mit kaltem Material
durchgeführt werden.
[0008] Dadurch, daß im Gegensatz zu bekannten Verfahren eine bewegbare Stauchbahn vorgesehen
ist, die entsprechend den Materialerfordernissen zurückweichen kann, ist es erstmals
möglich, in einer Stauchoperation beispielsweise bei Stabstahl eine Materiallänge,
die größer als etwa das fünfzehnfache des Stabdurchmessers ist, anzustauchen.
[0009] Die Erhitzung des Materials kann, je nach Einsatzart, durch elektrische Widerstandsheizung,
Strahlungsheizung oder dergleichen erfolgen.
[0010] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird die Bewegungsgeschwindigkeit
der Stauchbahn über eine Steuereinheit geregelt, welche die Stauchbahn entsprechend
einem vorher bestimmten Bewegungsmuster steuert oder aber es können Meßwerte, wie
die Temperatur des erwärmten Materials, die Materialart, der bestehende Umformwiderstand
des Materials oder die Dicke des angestauchten Materials zu bestimmten Zeiten des
Anstauchens in an sich bekannter Weise durch Meßfühler oder ähnliches abgenommen werden,
wobei die Meßwerte ständig in der Steuereinheit mit Sollwerten verglichen werden und
dementsprechend die Stauchbahngeschwindigkeit bzw. die Stauch- sterr.pelgeschindigkeit
geregelt wird.
[0011] Bei der bevorzugten Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird mittels eines bewegbaren Stauchstempels stangenförmiges Material durch eine Halteeinrichtung
gegen eine bewegbare Stauchbahn geschoben, wobei zusätzlich eine Materialerwärmungsvorrichtung
vorgesehen sein kann. Das Anstauchen des Materials erfolgt dann zwischen Halter und
Stauchbahn.
[0012] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Haltevorrichtung weist diese
zwei Haltebuchsen, die den Außenkonturen des zu verarbeiteten Materials entsprechen,
auf, wobei die Haltebuchsen derart um eine zur Werkstücks-Fortbewegungsrichtung parallele
Mittelachse drehbar ist, daß die Haltebuchse, welche vor dem Stauchstempel liegt,
durch eine andere Haltebuchse, welche ein neues Werkstück aufnimmt, ersetzt wird.
Bevorzugt ist mindestens ein Ausstoßer, der in Materialförderrichtung bewegbar ist,
in der Nähe der Halteeinrichtung derart angeordnet, daß bei Drehung des Halters um
seine Mittelachse die Halteöffnung, welche ein ausgeformtes Teil enthält, vor den
Ausstoßer gebracht wird. In einer Ausführungsform, bei welcher die Halteeinrichtung
zwei Halteöffnungen aufweist, kann der Vorschub von Ausstoßer und Stauchstempel so
gekoppelt sein, daß beim Anstauchen gleichzeitig der Ausstoßer das fertige Materialstück
in einer anderen Halteöffnung der Haltereinrichtung ausstößt.
[0013] In der erfindungsgemäßen Vorrichtung können auch Meßeinrichtungen zur Messung von
Zustandsgrcßen des zu formenden Materialabschnitts vorgesehen sein, welche Temperatur,
Materialanstauchung bzw. Umformwiderstand des Materialstücks messen. Es kann sich
dabei auch um berührlose Meßeinrichtungen, wie beispielsweie IR-Analysatoren für die
Temperatur, bzw. optische Einrichtungen zur Abtastung der Dicke angestauchten Materials,
oder auch um Leistungsmeßgeräte für Vorwärtsbewegung des Stauchstempels notwendige
Leistung, um den Umformwiderstand abzuleiten, handeln. Bei Anstauchen des Materials
können diese Werte ständig über einen Steuerrechner ausgewertet werden und die Geschwindigkeit
der Stauchbahn entsprechend gesteuert werden.
[0014] Im folgenden werden nun weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung anhand der begleitenden
Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigt:
Fig. 1 eine schematische Darstellung der wesentlichen Teile einer erfindungsgemäßen
Vorrichtung, wobei der Stauchstempel und der Ausstoßer sich in zurückgezogener Stellung
befinden;
Fig. 2 die Vorrichtung gemäß Fig. 1 in der Anstauch-Ausstoßstellung; und
Fig. 3 einen Querschnitt durch eine bevorzugte Ausführungsform eines Halters für eine
erfindungsgemäße Vorrichtung.
[0015] Wie in Fig. 1 schematisch dargestellt, wird bei der Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens ein längliches stangenförmiges Materialstück (3) in seinem in Bewegungsrichtung
gesehen vorderen Abschnitt erhitzt (schraffiert dargestellt) und mittels eines Stauchstempels
(2) in die Halteöffnung (6) eines Halteblocks geschoben. Gleichzeitig bewegt sich
ein Ausstoßer (5) in eine zweite Halteöffnung (6') der Halteeinrichtung (1), in welcher
bereits ein fertig ausgeformtes angestauchtes Werkstück liegt. Vor dem Ausstoßende
der Halteöffnung (6) befindet sich die Stauchbahn (4), welche gesteuert bewegbar ist.
(Die Steuerung ist nicht dargestellt).
[0016] Die Halteeinrichtung (1) ist um ihre Mittelachse, wie durch den Drehpfeil angedeutet,
drehbar.
[0017] In Fig. 2 wird der Anstauchvorgang mittels der erfindungsgemäßen Vorrichtung dargestellt.
Der Stauchstempel (2) schiebt das stangenförmige Werkstück (3) mit seinem erhitzten
Ende gegen die Stauchbahn (4), welche sich mit einer kleineren Geschwindigkeit als
der Stauchstempel (2) in gleicher Richtung wie dieser, bewegt. Durch diese Bewegung
wird der Materialfluß, welcher sich beim Stauchen in Symmetrielinien. abspielt, abhängig
vom Material aufgrund ermittelter Meßwerte oder eines vorherbestimmten Geschwindigkeitsregelungsprogramms
derart gesteuert, daß ein Abknicken der Materialstange auch bei größeren Stangenlängen,
als bisher verarbeitet werden konnten, vermieden wird. Es hat sich dabei als günstig
erwiesen, wenn der Abstand der Stauchbahn (4) zum Halter (1) bei Beginn des Stauchvorgangs
etwa das zweifache des Stabdurchmessers beträgt, da erfahrungsgemäß bei einem derartigen
Abstand der Stab noch nicht knickt. Während der Stauchstempel (2) den Stab (3) durch
den Halter (1) schiebt, staucht sich der erwärmte Teil des Werkstücks (3) zwischen
Stauchbahn (4) und Halter (1). Durch das geregelte Zurückfahren der Stauchbahn (4)
können im gestauchten Teil Schmiedefalten vermieden werden.
[0018] Bei einer bevorzugten Ausführungsform, wie in Fig. 3 dargestellt, besitzt ein in
etwa zylindrischer Halter - wobei auch jegliche andere Halterform gewählt werden kann,
zwei gegenüberliegende Haltecffnungen (6, 6') wobei deren Position durch Drehen des
Halters um 180
0 ausgetauscht werden können.
[0019] Bei Vorsehen eines derartigen drehbaren Halters können Ausstoßen und Anstauchen gleichzeitig
mittels des gleichen Antriebs erfolgen.
[0020] Das erfindungsgemäße Verfahren, welches sich von herkömmlichen Verfahren durch die
gesteuerte Bewegung der Stauchbahnen und bei partieller Frwärmung durch die Einleitung
der Kraft am kalten Stangenende unterscheidet, läßt sich insbesondere für die Herstellung
von Ventilen einsetzen, welche bisher über Elektrostauchverfahren hergestellt wurden.
Es kann dadurch erstmals rohgewalztes billiges Ausgangsmaterial eingesetzt werden,
anstelle des bisher verwendeten, bereits teilweise bearbeiteten Materials, so daß
zusätzlich zum Vorteildes Anstauchens längeret stangenförmiger Stücke, als bisher
durch Elektrostauchen in einem Arbeitsgang sich noch der Vortel des Einsatzes eines
billigeren Ausgangsmaterials ergibt.
[0021] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und begleitenden
Zeichnung, auf welche zur Erläuterung der Erfindung ausdrücklich Bezug genommen wird.
1. Verfahren zum Anstauchen von stangenförmigem Material, wie Stabstahl,
dadurch gekennzeichnet, daß das stangenförmige Material gegen eine bewegbare Stauchbahn
gestaucht wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das stangenförmige Material vor dem Anstauchen in an sich
bekannter Weise, beispielsweise durch elektrische Widerstandsheizung, Strahlungsheizung,
oder dergleichen demzumindest partiell erwärmt wird.
3. Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Bewegungsgeschwindigkeit der Stauchbahn entsprechend einem vorherbestimmten Muster
und/oder gemäß Meßsignalen, wie Temperatursignalen, Umformwiderstandssignalen, Dicke
des angestauchten Materials oder dergleichen gesteuert wird.
4. Verfahren gemäß irgendeinem der vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch Stauchen
eines partiell erwärmten stangenförmigen Materials gegen eine Stauchbahn, wobei sich
der erwärmte Teil des stangenförmigen Materials zwischen Stauchbahn und einem Halter
staucht; Zurückfahren der Stauchbahn während des Stauchvorganges mit regelbarer Geschwindigkeit;
Zurückziehen des Stauchstempels und Ausstoßen des gestauchten Materials aus dem Halter.
5. Vorrichtung zum Anstauchen von stangenförmigen Material mit mindestens einem bewegbaren
Stauchstempel, einer Stauchbahn und einer Halteeinrichtung zwischen Stauchstempel
und Stauchbahn sowie gegebenenfalls einer Materialerwärmungseinrichtung,
dadurch gekennzeichnet, daß die Stauchbahn (3) mit regelbarer Geschwindigkeit bewegbar
ist.
6. Vorrichtung gemäß Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Halteeinrichtung (1) um ihre zur Werkstückstauchringung
parallele Mittelachse drehbar ist und mindestens zwei Halteöffnungen (6, 6') aufweist.
7. Vorrichtung gemäß irgendeinem der Ansprüche 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß
ein in Stauchrichtung bewegbarer Ausstoßer (5) derart in der Nähe der Halteeinrichtung
(1) angeordnet ist, daß durch Drehen des Halters um die Mittelachse eine Halteöffnung
(6, 6') vor den Ausstoßer (5) und eine Halteöffnung (6, 6') vor den Stauchstempel
(2) bewegbar ist.
8. Vorrichtung gemäß Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Halteeinrichtung (1) zwei Haltebuchsen (6, 6') aufweist,
und daß Ausstoßer (5) und Stauchstempel (2) derart miteinander verbunden sind, daß
bei der Anstauchbewegung des Stauchstempels (2) gleichzeitig der Ausstoßer (5) in
Ausstoßrichtung bewegt wird, wobei Stauchstempel und Ausstoßer jeweils vor einer Halteöffnung
angeordnet sind.
9. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 6 bis 8, gekennzeichnet durch eine Steuerung,
beispielsweise einen Rechner, der den Vortrieb der Stauchbahn (4) entsprechend vorherbestimmter
Werte und/oder Meßsignale steuert.
16. Vorrichtung gemäß Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Meßeinrichtung zur Bestimmung der Temperatur und/oder
des Umformwiderstands des angestauchten Materialstücks und/oder der Dicke des gestauchten
Materialabschnitts beim Anstauchen vorgesehen ist, die mit der Steuerung verbunden
ist.
11. Vorrichtung gemäß irgendeinem der Ansprüche 5 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß die Stauchbahn (4) eine Gesenkform aufweist.
12. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 5 bis 11, dadurch gekennzeichnet,daß der
Stauchstempel gesteuert bewegbar ist.
13. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 5 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die
Stauchbahr eine heiz-und/oder kühlbare Aufnahmebuchse aufweist.