[0001] Bekannt ist, daß Zusätze zu wäßrigen und nichtwäßrigen Lösungen die Geschwindigkeit
des Korrosionsangriffs verringern (inhibieren) können. Insbesondere organische Verbindungen
wie Amine, Imine, quartäre Ammoniumsalze, ungesättigte Alkohole und andere Stoffe
wirken als Inhibitoren in Medien, die metallische Werkstoffe, insbesondere unlegierte
Stähle, durch Säurekorrosion angreifen. (vgl. Akstinat: Werkstoff und Korrosion 21,
273 (1970); Sanyal, B.: Progress in Organic Coatings 9, p 165 - 236 (1981); Rozenfeld,
L.L.: Corrosion Inhibitors, McGraw Hill Inc., New York, 1981. Unterschieden werden
Korrosionsinhibitoren nach ihrer Wirkungsweise als Adsorptionsinhibitoren, Passivatoren,
Film- oder Deckschichtbildner, Neutralisatoren und andere (vgl. Dean, S.W. et al.:
Materials Perfonnance, p. 47 - 51 (1981)).
[0002] Die Gruppe der Amine, umfassend aliphatische und aromatische, gesättigte und ungesättigte
Aminverbindungen, sowie die quartären Ammoniumverbindungen, sind als Adsorptionsinhibitoren
für die Säurekorrosion bekannt. Dem Schutzmechanismus entsprechend wirken diese Stoffe
nur in sauren wäßrigen Medien in Abwesenheit von Oxidationsmitteln, insbesondere von
Luftsauerstoff (Risch, K.: VDI Bericht 365, 11 (1980». Andererseits ist bekannt, daß
die Schutzwirkung von Inhibitoren für die Korrosion in neutralen und alkalischen sauerstoffhaltigen
Wässern, das sind insbesondere phosphorhaltige Produkte, beispielsweise Phosphate
und Polyphosphate, von der Ausbildung eines Films (filmbildende Inhibitoren) oder
einer Barriereschicht aus gefällten Feststoffen abhängig ist, deren Korrosionsschutzwirkung
stark vom Medium und den anfänglichen Wachstumsbedingungen abhängt. Insbesondere im
Fall der Wärmeübertragung von metallischen Werkstoff in das Medium (Heizelemente,
Wärmeaustauscher) können sich Schichten bilden, die den Wärmestrom behindern und die
zu Überhitzungen oder lokaler Korrosion unter der gebildeten Deckschicht führen.
[0003] Überraschend war nun, daß spezielle Verbindungen aus den Gruppen der quartären Ammoniumverbindungen,
der oxalkylierten quartären Ammoniumverbindungen und der Aminoxide die Korrosion metallischer
Werkstoffe, insbesondere von unlegierten Stählen und von Kupfer, im sauren, neutralen
und alkalischen pH-Bereich wirksam zu inhibieren vermögen, wobei die Schutzwirkung,
insbesondere in strömenden und neutralen wäßrigen Medien unabhängig davon ist, ob
gelöster Sauerstoff vorhanden ist oder nicht.
[0004] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Vermeidung der Korrosion metallischer
Werkstoffe in wäßrigen Medien, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man dem wäßrigen
Medium eine Verbindung der Formeln I oder II R
1-(C
2H
4O)
n-K
(+) A
(-) (I) oder

zugibt, wobei R
1 C
12-C
26-Alkyl oder C
12-C
26-Alkenyl, n eine Zahl von 0 bis 5, K
(+) eine Gruppe der Formeln

oder

, R
2 C
1-C
3-Alkyl,
R3 C
i-C
3-Alkyl oder eine Gruppe der Formel -(C
2H
4O)
xH, x eine Zahl von 1 bis 3, A
(-) ein Anion der folgenden Formeln: SCN
(-), R
4SO
3(-) wo R
4 C
6-C
9-Alkyl oder (C
6-C
9-Alkenyl ist und die Summe der C-Atome in R
1 und R
4 mindestens 21 betragen soll;

wo Hal Fluor oder Chlor, Brom, Jod, R
5 C
1-C
5-Alkyl, C
2-C
5-Alkenyl oder C
1-C
5-Alkoxy in den Stellungen 3, 4, 5 und 6 und R
6 Wasserstoff oder Hydroxy in den Stellungen 2 und 3 zur Carboxyl-Gruppe und

wo R
7 COO
- oder SO
3(-) und R
8 Wasserstoff oder Methyl ist, R
9 eine Gruppe der Formel R'1-(OCH
2CH
2)
n-, C
8-C
18-Alkylaryl oder Aryl-C8-C18-alkyl, R'
1 C
14-C
22-Alkyl oder
C14-
C22-Alkenyl, n eine Zahl von 0 bis 5 und die Reste R
10 gleich sind und C
1-C
4-Alkyl oder C
1-C
4-Hydroxialkyl bedeuten.
[0005] Besonders bevorzugt sind die Salze aus den folgenden Kationen und Anionen:
1. 1. [CnH2n+1N(CH3)3];

oder CnH2n+1N(CH3)2-(CH2CH2O)xH mit x= 1-2
a) mit dem Anion C6H13SO3(-) für n= 20 bis 26
b) mit dem Anion C7H15SO3(-) für n= 14 bis 22
c) mit dem Anion C8H17SO3(-) für n= 14 bis 20
d) mit dem Anion SCN(-) für n= 16 bis 26
2. [CnH2n+1N(CH3)3] oder

CnH2n+1N(CH3)2-(CH2CH2O)xH mit x= 1 - 2 für n= 12 bis 24 mit folgenden Benzoesäureanionen
a) Salicylat oder m-Halogenbenzoat,

mit R= Methyl oder Ethyl oder Propyl oder CnH2n+1O - mit n= 1 bis 4, vorzugsweise in den Stellungen 3 oder 4 oder 5 zur Carboxylgruppe,

mit R= Methyl oder Ethyl oder Propyl oder CnH2n+1O - mit n= 1 bis 4, vorzugsweise in den Stellungen 4 oder 5 zur Carboxylgruppe,

mit Hal= F, Cl, Br, J

3. [CnH2n+1N(+)(CH3] oder für n= 12 bis 24

mit den Anionen 2-hydroxy-l-naphthoat, 3-(oder 4)-hydroxy-2-naphthoat bzw. die entsprechenden
Derivate der Naphthol-Sulfonsäuren.
[0006] Bei den Aminoxiden der Formel II sind solche bevorzugt, worin R
9 Alkyl oder Alkenyl bedeutet. Aryl bedeutet vorzugsweise Phenyl. Unter der Bedeutung
von R
10 sind Methyl und Hydroxiethyl bevorzugt.
[0007] Die oben beschriebenen Verbindungen zeigen eine ausgeprägte antikorrosive Wirkung
an metallischen Werkstoffen aller Art, vorzugsweise bei Kupfer und unlegiertem Stahl.
Diese antikorrosive Wirkung erstreckt sich vom stark sauren bis zum stark alkalischen
pH Bereich und ist unabhängig von der Anwesenheit oder Abwesenheit von Sauerstoff.
Von besonderem Interesse ist die Verwendung dieser Verbindungen in strömenden wäßrigen
Medien wie zum Beispiel in Kühl- und Heizkreisläufen. Die Einsatzkonzentrationen betragen
für die Verbindungen der Formel 1 0,01 bis 5 Gew.-% bevorzugt 0,05 bis 2 Gew.-% und
besonders bevorzugt 0,1 bis 1 Gew.-%. Bei den Verbindungen der Formel II beträgt diese
Konzentration 0,075 bis 3 Gew.-%, vorzugsweise mehr als 0,4 Gew.-%. Für die Herstellung
der Verbindungen der Formeln I und II wird verwiesen auf die deutschen Offenlegungsschriften
32 24 148 und 33 36 198.
[0008] Für jede der Verbindungen der Formel I und II existiert in Abhängigkeit von der Temperatur
eine andere untere kritische Konzentrationsgrenze für eine ausreichende Korrosionsschutzwirkung,
die jedoch, wie weiter hinten beschrieben, durch einen einfachen Vorversuch bestimmt
werden kann. Die Wirkung ist abhängig von der Temperatur. Die genannten Verbindungen
wirken insgesamt in einem Temperaturbereich von 0°C bis 145°C; eine einzelne Verbindung
zeigt eine Wirksamkeit jedoch nur über ein Temperaturintervall von ca. 45°C (±25°C).
Die untere Temperaturgrenze ist bei allen Verbindungen die Löslichkeitstemperatur
(isotrope Lösung) oder besser der Krafft-Punkt. Ist das Tensid jedoch in Lösung, so
kann die Löslichkeitstemperatur in den meisten Fällen für einige Stunden bis Wochen
um 5 bis 25°C unterschritten werden, ohne daß ein Verlust der Wirksamkeit auftritt.
Eine Verwendung derjenigen Tenside, die bis zum Schmelzpunkt des Wassers in Lösung
bleiben, ist bei Temperaturen unter 0°C möglich, wenn der Schmelzpunkt des Wassers
durch Zumischung organischer Lösungsmittel, wie z.B. Ethylenglykol oder Isopropanol,
erniedrigt wird. Eine Absenkung der Schmelztemperatur des Wassers durch Elektrolytzugabe,
wie z.B. NaCl, ohne Verlust der Wirksamkeit ist nur bedingt möglich.
[0009] Von einigen Verbindungen der Formel I, wie z.B. dem Hexadecylpyridiniumsalicylat
ist bekannt (H. Hoffmann et al., Ber. Bunsenges. Phys. Chem. 85 (1981) 255), daß sie
ab einer ganz bestimmten, für jedes Tensid charakteristischen Konzentration, der CMC
11, nichtkugelförmige, meist stäbchenförmige Mizellen aus den einzelnen Tensidionen
und Gegenionen aufbauen.
[0010] überraschenderweise wurde nun gefunden, daß Tenside in wäßriger Lösung immer dann
als Korrosionsschutzmittel wirksam sind, wenn sie für Konzentrationen größer der CMC
II nichtkugelförmige, vorzugsweise stäbchenförmige Mizellen ausbilden. Nichtkugelförmige,
vorzugsweise stäbchenförmige Mizellen liegen vor, wenn bei der Untersuchung der isotropen
Tensidlösung mit Hilfe der Methode der elektrischen Doppelbrechung mit gepulstem,
rechteckförmigen elektrischen Feld (E. Fredericq und C. Housier, Electric Dichroism
and Electric Birefringence, Claredon Press, Oxford 1973 und H. Hoffmann et al., Ber.
Bunsenges. Phys. Chem. 85 (1981) 255) ein Meßsignal gefunden wird, aus dessen Abfall
sich eine Relaxationszeit von >0,5 µs bestimmen läßt. Die untere Konzentrationsgrenze,
ab der ein Tensid in wäßriger Lösung als Korrosionsschutzmittel wirksam ist, wird
daher immer durch die CMC
II, vorzugsweise durch den 1,5 bis 3-fachen Konzentrationswert der CMC
II, festgelegt. Die Bestimmung der CMC
II ist z.B. durch Messung der elektrischen Leitfähigkeit der Tensidlösung in Abhängigkeit
von der Tensidkonzentration möglich, wie bei H. Hoffmann et al. (Ber. Bunsenges. Phys.
Chem. 85 (1981) 255) beschrieben. Es zeigte sich, daß der Wert der CMC
II temperaturabhängig ist und sich mit zunehmender Temperatur zu höheren Tensidkonzentrationen
verschiebt.
[0011] Auch bei den Salzen der Formel I kann die Konzentration, die minimal notwendig ist,
um eine ausreichende Korrosionsschutzwirkung in einem bestimmten Temperaturbereich
zu erzielen, durch die Bestimmung der CMC
II bei der Anwen- dungstemperatur mit Hilfe der elektrischen Leitfähigkeit ermittelt
werden.
[0012] Die Prüfung der Korrosionsschutzwirkung in den folgenden Beispielen erfolgte auf
die übliche Weise durch Bestimmung des Masseverlustes von Proben der metallischen
Werkstoffe (Probecoupons), in bestimmten Fällen, in denen ausschließlich Säurekorrosion
vorherrscht, auch durch Bestimmung der Abtragsraten aus dem Polarisationswiderstand.
Durch Vergleich mit den Abtragsraten in Lösungen ohne Zusätze kann die Wirksamkeit
w des einzelnen Inhibitors berechnet werden:

wobei V die Abtragsrate ohne Inhibitor, V
I die Abtragsrate mit Inhibitor bedeutet.
Beispiel 1
[0013] Die Abtragsraten und die Inhibitorwirksamkeit der Verbindung Hexadecyltrimethylammonium
Salicylat, C
16TA-Sal, wurde in den Konzentrationen 0,075 Gew.-% und 0,1 Gew.-% in Lösungen mit vollentsalztem
Wasser (VE Wasser) durch Messung des Polarisationswiderstandes bestimmt. Dazu wurde
ein Meßgerät der Firma Magnachem (Corrater-Modell 1136) verwendet. Die Ergebnisse
sind in Tabelle 1 zusammengefaßt. Untersucht wurden unlegierter Stahl (ST 37) und
Kupfer.

Beispiel 2
[0014] Wie in Beispiel 1 beschrieben, wurden Lösungen von Hexadecyltrimethylammonium-3-hydroxi-2-naphthoat
(C
16TA-Bons) in VE-Wasser auf ihre Inhibitorwirksamkeit für Kupfer und unlegierten Stahl
(ST 37) untersucht. Bei einer Meßtemperatur von 50°C wurden die folgenden Konzentrationen
untersucht:
0,01; 0,025; 0,05; 0,075 und 0,1 Gew.-%
Tabelle 2 faßt die Ergebnisse zusammen.

Beispiel 3
[0015] Die Abtragsraten von unlegiertem Stahl und Kupfer in belüftetem und unbelüftetem
VE-Wasser mit Zusatz von 0,04, 0,05 und 0,075 Gew.-% C
16TA-Bons wurden in einer Durchströmungsapparatur durch Einbringen von Probecoupons
und Rohrproben bestimmt. Die Ergebnisse enthält Tabelle 3.
[0016]

Beispiel 4
[0017] Wie in Beispiel 3 beschrieben, wurden Lösungen von Docosyl- trimethylammonium-3-hydroxi-2-naphthoat
in VE-Wasser von 100 bzw. 120°C auf ihre Abtragsraten für unlegierten Stahl (ST37)
untersucht. Bei einer Konzentration von 0,125 Gew.-% wurden Werte kleiner 0,01 mm/Jahr
gemessen.
Beispiel 5
[0018] Wie in Beispiel 3 beschrieben, wurden Lösungen von Octadecyl- di(hydroxiethyl)aminoxid
in belüftetem VE-Wasser von 65°C auf ihre Abtragsraten für unlegierten Stahl (ST37)
untersucht. Ohne Zusatz beträgt die Abtragsrate 0,3 mm/Jahr, mit 2 Gew.-% der Substanz
weniger als 0,01 mm/Jahr.
Beispiel 6
[0019] Wie in Beispiel 1 beschrieben, wurden Lösungen von C
16TA-BONS in 0,1 n Salzsäure von 65°C auf ihre Abtragsraten für unlegierten Stahl (ST37)
untersucht. Der Wert für die Konzentration 0 beträgt 6,3 mm/Jahr, für 0,0075 Gew.-%
1,5 mm/Jahr und 0,075 Gew.-% 1,2 mm/Jahr, entsprechend 76 % und 81 % Inhibitorwirksamkeit.
Beispiel 7
[0020] Wie in Beispiel 3 beschrieben, wurden Lösungen von C
16TA-BONS in 0,1 n Salzsäure von 65°C auf Abtragsrate für unlegierten Stahl (ST37) untersucht.
Der Wert für die Konzentration 0 beträgt 16,2 mm/Jahrfür 0,075 Gew.-% 0,9 mm/Jahr
entsprechend 94 % Inhibitorwirksamkeit.
Beispiel 8
[0021] In einem Versuchsstand zur Untersuchung des Berstverhaltens von Kunststoffmembranen,
der aus Messing, unlegiertem Stahl und verzinkten Stahrohren besteht mit einem Gesamtvolumen
von 200 1 belüftetem VE-Wasser (T= 80°C), wurde eine starke abtragende Korrosion festgestellt.
Der Zusatz von kommerziellen Inhibitoren auf Phosphatbasis (DIANODIC II, Fa. Betz,
Düsseldorf) brachte nur einen unbefriedigenden Korrosionsschutz, erkennbar an der
Bildung und dem Austrag von Korrosionsprodukten. Der Zusatz an 0,1 Gew.-% C
16TA-BONS verhinderte die Ausbildung von Korrosionsprodukten vollständig. An zusätzlich
eingehängten Probecoupons aus unlegiertem Stahl (ST37) bestimmte Abtragsraten (Versuchszeit
140 h) waren kleiner als 0,01 mm/Jahr.