[0001] Die Erfindung geht aus von einer Aluminiumlegierung, geeignet für rasche Abkühlung
aus einer an Legierungsbestandteilen übersättigten Schmelze nach der Gattung des
Oberbegriffs des Anspruchs 1.
[0002] Aus der Pulvermetallurgie ist bekannt, dass die Eigenschaften von gepressten und
gesinterten bzw. heissgepressten Körpern aus ALuminiumlegierungen weitgehend durch
die Eigenschaften des verwendeten Pulvers bestimmt werden. Neben der chemischen Zusammensetzung
spielen Partikelgrösse und Mikrostruktur eine wesentliche Rolle. Letztere beiden hängen
nun wiederum wesentlich von der Abkühlungsgeschwindigkeit ab. Diese sollte so hoch
wie möglich sein. Um zu höheren Warmfestigkeiten von Körpern aus Aluminiumlegierung
zu gelangen sind schon verschiedene Verfahren und Werkstoffzusammensetzungen vorgeschlagen
worden (Vergl. US-A-4 379 719; US-A-4 389 258; EP-A-0 000 287). Durch hohe Abkühlgeschwindigkeiten
werden Seigerungen vermieden und die Löslichkeitsgrenze für Legierungselemente erhöht,
so dass durch geeignete Warmbehandlung oder thermomechanische Behandlung feinere
Ausscheidungen mit höheren Festigkeitswerten erzielt werden können. Ausserdem besteht
die Möglichkeit der Bildung vorteilhafter metastabiler Phasen, die sich unter konventionellen
Abkühlungsbedingungen nicht einstellen lassen. Weitere günstige Eigenschaften, die
sich durch hohe Abkühlungsgeschwindigkeiten erzielen lassen, sind erhöhter Korrosionswiderstand
und bessere Zähigkeit der Legierungen.
[0003] Die in obigen Veröffentlichungen zitierten Aluminiumlegierungen gehören vorwiegend
einem Typ mit verhältnismässig hohen Eisengehalten an. Diese haben im als Pulver,
Flocken, Bänder nach rascher Abkühlung aus einer Schmelze vorliegenden primären Erstarrungszustand
sehr hohe Festigkeiten und bereiten bei der nachfolgenden Verdichtung zu Presskörpern
Schwierigkeiten. Entweder werden höhere Drücke oder höhere Temperaturen benötigt,
was einerseits aufwendig ist, andererseits die Gefahr in sich schliesst, die optimale
Mikrostruktur für das Enderzeugnis nicht zu erreichen (Vergl. J. Duszcuzyk and P.
Jongenburger, TMS-AIME Meeting, New York, 24 - 28 Geb. 1985; R. J. Wanhill, PM Aerospace
Materials Conference, Berne, Nov. 1984; G.J. Hildeman, D.J. Lege and A.K. Vasudevan,
High Strength PM Aluminum Alloys, eds. Koczak and Hildeman, 1982, p. 249).
[0004] Chrom- und manganhaltige Aluminiumlegierungen, welche die Bildung von übersättigten
festen Lösungen ermöglichen sind weicher und duktiler und demzufolge als Pulver besser
zu verdichten und zu verarbeiten (Vergl. P. Furrer and H. Warlimont, Mat. Sci. and
Eng.
28, 1977, 127; R. Yearim and D. Schecktman, Met. Trans A.,
13A, 1891-1898, 1982; EP-A-0 105 595; I.R. Hughes, G. J. Marshall and W. S. Miller, 5th
Conference on Rapidly Quenched Metals, Würzburg, Sept. 1984).
[0005] Obwohl zurzeit beachtliche Resultate, insbesondere erhöhte Warmfestigkeit im Temperaturbereich
von 250 bis 300°C - wo konventionelle Aluminiumlegierungskörper praktisch keine nennenswerten
Festigkeitseigenschaften mehr anbieten konnten - erreicht werden konnten, lassen die
Eigenschaften der vorgeschlagenen pulvermetallurgisch hergestellten Werkstücke noch
zu wünschen übrig. Dies gilt insbesondere für die warmfestigkeit, die Zähigkeit die
Duktilität und die Ermüdungsfestigkeit, im Temperaturbereich von Raumtemperatur bis
ca. 250°C.
[0006] Es besteht daher ein grosses Bedürfnis nach weiterhin verbesserten Legierungen zur
Herstellung von geeigneten Pulvern, insbesondere bezüglich ihrer kombinierten Eigenschaften.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Aluminiumlegierungen anzugeben, die sich
für die Herstellung von ultrafeinkörnigen Pulvern aus an Legierungsbestandteilen
übersättigten Schmelzen mit verbesserten mechanischen und Gefügeeigenschaften gut
eignen. Es sollen insbesondere Zusammensetzungen angestrebt werden, welche unter den
vorgeschlagenen Abkühlungsbedingungen duktile, leicht verarbeitbare Strukturen und
Phasen bilden, welche sich durch geeignete Wärmebehandlungen in ihren Festigkeitseigenschaften
und ihrer Zähigkeit noch steigern lassen.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 angegebenen
Merkmale gelöst.
[0009] Der Leitgedanke der Erfindung besteht darin, die Eigenschaften der binären Al/Cr-Legierungen
(übersättigte feste Lösung, Bildung von Al₁₃Cr₂-Dispersoiden durch Zulegieren von
Vanadium und gegebenenfalls von geringen Mengen weiterer Zusätze zu verbessern. Durch
die Möglichkeit der Bildung der intermetallischen Verbindung Al₁₀V, welche eine niedrige
Dichte, also ein grosses spezifisches Volumen aufweist, wird im Endprodukt der Volumenanteil
an festigkeitssteigenden fein verteilten Dispersoiden drastisch erhöht. Ausserdem
wirkt sich die gleichzeitige Anwesenheit von Chrom und Vanadium durch gegenseitige
unterstützende Wirkung günstig auf die thermische Stabilität, die Warmfestigkeit und
die Zähigkeit bei gleichzeitig guter Duktilität der Legierung aus.
[0010] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Ausführungsbeispiele beschrieben.
Ausführungsbeispiel 1:
[0011] Es wurde eine Aluminiumlegierung der nachfolgenden Zusammensetzung hergestellt:
Cr = 5 Gew.-%
V = 2 Gew.-%
Al = Rest
[0012] Zunächst wurde aus den reinen Komponenten Al, Cr und V im, Induktionsofen unter Vakuum
im Siliziumkarbidtiegel eine Legierung erschmolzen und in einen wassergekühlte Kupferkokille
abgegossen. Der erstarrte Gussbarren wog ca. 1,5 kg. Er wurde mechanisch in kleinere
Stücke zerteilt, welche in einen Siliziumkarbidtiegel der Zerstäubungsvorrichtung
gegeben wurden. Der Behälter dieser Vorrichtung wurde hierauf bis auf einen Restdruck
von ca. 1,5 Pa evakuiert, mit Stickstoff geflutet, nochmals evakuiert, wieder mit
Stickstoff geflutet und ein weiteres Mal evakuiert. Unter diesen Bedingungen wurde
die Charge mittels einer induktiven Heizvorrichtung geschmolzen und auf eine Temperatur
von 1150 °C gebracht. Nun wurde der Behälter mit Stickstoff gefüllt und die induktive
Heizung abgestellt. Durch Anheben des Graphitstopfens im Tiegel wurde dessen Bodenöffnung
freigegeben und die Schmelze der darunter befindlichen Zerstäubungsdüse zugeführt.
Diese, mit einer zentralen, axial in der Höhe verschiebbaren Hülse ausgerüsteten Düse
wurde nun mit Stickstoff unter einem Druck von 8 MPa beaufschlagt. Das im Stickstoffstrom
suspendierte Pulver wurde anschliessend in einem Zyklon ausgeschieden. Nach ca. 3
min war die Zerstäubung beendet. Die Betriebsparameter - geringe Zuflussgeschwindigkeit
der Schmelze, hohe Gasgeschwindigkeit des zerstäubenden Stickstoffs - wurden so eingestellt,
dass ein Pulver von sehr feiner Körnung erzeugt wurde. Der grösste Partikeldurchmesser
des Pulvers war 40 µm, der Durchschnitt ca. 25 µm. Allenfalls anfallende, das Mass
von 40 µm übersteigende Partikel wurden durch ein Sieb zurückgehalten. Bei dieser
Art von Zerstäubungsprozess betrug die mittlere Abkühlungsgeschwindigkeit für die
zu Partikeln zerstäubten Legierungströpfchen über 10⁶°C/s.
[0013] Das Legierungspulver wurde nun in eine dünnwandige zylindrische Aluminiumdose von
70 mm Durchmesser und 250 mm Höhe abgefüllt. Die Dose wurde evakuiert, auf 450°C aufgeheizt
und unter Vakuum bei dieser Temperatur während 2 h belassen. Der Restgasdruck betrug
ca. 0,15 Pa. Die Dose wurde dann durch Zusammendrücken des Absaugstutzens vakuumdicht
verschlossen und in eine Presse eingelegt. Das eingekapselte Legierungspulver wurde
bei 450°C auf 96 % der theoretischen Dichte des kompakten Werkstoffs verdichtet. Der
verdichtete und abgekaltete Rohling wurde durch mechanische Bearbeitung von seiner
Aluminiumhülle befreit und als Pressbolzen in eine Strangpresse einge setzt. Es wurde
ein Stab von 15 mm Durchmesser bei einer Temperatur von 460°C gepresst (Reduktionsverhältnis
1:22).
[0014] Während der Durchführung des Verfahrens sowie am Endprodukt wurden die Festigkeits-
und Duktilitätswerte überwacht. Am frisch aus der Schmelze erstarrten Material ohne
jegliche Wärmebehandlung konnte unter anderem eine Vickershärte von 120 (HV) gemessen
werden, woraus sich auf gute Duktilität schliessen liess. An einem fertigen stranggepressten
Probekörper wurde die Vickershärte bei Raumtemperatur nach einer Wärmebehandlung bei
einer Temperatur von 400°C und einer Dauer von 1 h mit 190 (HV) bestimmt. Dieser
Anstieg zeigt nicht nur die markante Wirkung der härtenden Dispersoide sondern auch
deren hervorragende thermische Stabilität.
Ausführungsbeispiel 2:
[0015] Die zu untersuchende Aluminiumlegierung hatte folgende Zusammensetzung:
Cr = 4,5 Gew.-%
V = 2,5 Gew.-%
Al = Rest
[0016] Aus passenden Al/Cr- und Al/V-Vorlegierungen wurde im Tonerdetiegel unter Inertgasatmosphäre
im Induktionsofen eine Legierung erschmolzen und ein Barren von ca. 1 kg Masse gegossen.
400 g dieses Barrens wurden in einer Vorrichtung induktiv geschmolzen und als Strahl
unter hohem Druck in erster Gasphase gegen den Umfang einer mit 12 m/s Umfangsgeschwindigkeit
vorliegenden, gekühlten Kupferscheibe geschleudert sogenanntes "melt-spinning"-Verfahren).
Durch die hohe Abkühlungsgeschwindigkeit wurde ein ultra-feinkörniges Band von ca.
30µm Dicke erzeugt. Das Band wurde zerstossen und zu feinkörnigem Pulver zermahlen.
Daraufhin wurde eine zylindrische Kapsel aus duktilem Aluminiumblech von 60 mm Durchmesser
und 60 mm Höhe mit dem Pulver gefüllt, evakuiert und verschweisst. Dann wurde die
gefüllte Kapsel bei 420°C unter einem Druck von 200 MPa zur vollen theoretischen Dichte
heissgepresst. Die Kapsel wurde durch mechanische Bearbeitung entfernt und der gepresste
Körper als Pressbolzen von 40 mm Durchmesser in eine Strangpresse mit einem Reduktionsverhältnis
von 25:1 eingesetzt und bei 400°C zu einem Stab von 8 mm Durchmesser verpresst.
[0017] Die Prüfung ergab folgende Resultate: Das primär aus der übersättigten Schmelze durch
schnelle Abkühlung erstarrte Band wies eine Vickershärte von 135 (HV) auf. Der fertige
stranggepresste Körper wurde einer Wärmebehandlung bei einer Temperatur von 400°C
und einer Dauer von 2 h unterzogen. Er zeigte eine Vickershärte von 205 (HV), was
auf hohe Festigkeit schliessen liess.
Ausführungsbeispiel 3:
[0018] Es wurde zunächst eine Aluminiumlegierung der folgenden Zusammensetzung hergestellt:
Cr = 5,1 Gew.-%
V = 3,0 Gew.-%
Al = Rest
[0019] Die Legierung wurde nach dem unter Beispiel 1 angegebenen Verfahren zu einem ultrafeinkörnigen
Pulver von 20 µm mittlerer Partikelgrösse zerstäubt, verdichtet, gepresst und zu einem
Rundstab weiterverarbeitet.
[0020] Die Probekörper zeigten folgende Festigkeitswerte:
- Unbehandelt, Raumtemperatur:
Zugfestigkeit = 520 MPa
Bruchdehnung = 10 %
- Nach einer Wärmebehandlung bei 250°C/100 h, geprüft bei einer Temperatur von 250°C:
Warmzugfestigkeit = 300 MPa
Bruchdehnung = 25 %
[0021] Die letzteren Werte lassen die ausgezeichneten Festigkeits-, Zähigkeits- und Duktilitätseigenschaften
dieser Legierung erkennen. Sie liegen bei einer Temperatur von 250°C immer noch so
hoch wie diejenigen konventioneller, nach üblichen Methoden hergestellter Aluminiumlegierungen
bei Raumtemperatur.
Ausführungsbeispiel 4:
[0022] Die erschmolzene Legierung hatte folgende Zusammensetzung:
Cr = 4,5 Gew.-%
V = 2,0 Gew.-%
Mo = 1,0 Gew.-%
Al = Rest
[0023] Bei der Herstellung wurde genau gleich wie unter Beispiel 2 angegeben, vorgegangen.
[0024] Das aus der Schmelze direkt erstarrte Band hatte eine Vickershärte von 140 (HV).
Der fertige Probekörper wies nach einer Wärmebehandlung bei 400°C während einer Dauer
von 1 h eine Vickershärte (bei Raumtemperatur gemessen) von 185 (HV) auf.
[0025] Die Erfindung ist nicht auf die Ausführungsbeispiele beschränkt. Die Aluminiumlegierung
kann prinzipiell uas 2 bis 5,5 Gew.-% Cr, 2 bis 5,5 Gew.-% V sowie gegebenenfalls
einem oder mehreren der Metalle Mo, Zr Ti oder Fe in einem Gehalt von total höchstens
1 Gew.-%, Rest Al bestehen, wobei der totale Gehalt an allen Legierungselementen
höchstens 10 Gew.-% beträgt.
[0026] Die Aluminiumlegierung soll vorzugsweise mindestens 1,2 Gew.-% der Phase Al₁₃Cr₂
und mindestens 1,1 Gew.-% der Phase Al₁₀V eingelagert in eine feste Lösung enthalten.
[0027] Das Gefüge der Aluminiumlegierung soll ferner vorzugsweise mindestens 1,2 Gew.-%
der Phase Al₁₃Cr₂ und mindestens 1,1 Gew.-% der Phase Al₁₀V als fein verteiltes Dispersoid
von höchstens 0,1 µm Partikeldurchmesser enthalten.
1. Aluminumlegierung, geeignet für rasche Abkühlung aus einer an Legierungsbestandteilen
übersättigten Schmelze, dadurch gekennzeichnet, dass sie aus 2 bis 5,5 Gew.-% Cr,
2 bis 5,5 Gew.-% V, Rest Al oder dass sie aus 2 bis 5,5 Gew.-% Cr, 2 bis 5,5 Gew.-%
V, sowie einem oder mehreren der Metalle Mo, Zr, Ti oder Fe in einem Gehalt von total
höchstens 1 Gew.-%, Rest Al besteht, und dass der totale Gehalt an allen Legierungselementen
höchstens 10 Gew.-% beträgt.
2. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie 5 Gew.-%
Cr und 2 Gew.-% V enthält.
3. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie 4,5 Gew.-%
Cr und 2,5 Gew.-% V enthält.
4. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie 4,5 Gew.-%
Cr, 2 Gew.-% V und 1 Gew.-% Mo enthält.
5. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie 5,1 Gew.-%
Cr und 3,0 Gew.-% V enthält.
6. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie mindestens
1,2 Gew.-% der Phase Al₁₃Cr₂ und mindestens 1,1 Gew.-% der Phase Al₁₀V eingelagert
in eine feste Lösung enthält.
7. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekenn zeichnet, dass sie mindestens
1,2 Gew.-% der Phase Al₁₃Cr₂ und mindestens 1,1 Gew.-% der Phase AL₁₀V als fein verteiltes
Dispersoid von höchstens 0,1 µm Partikeldurchmesser enthält.