[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Trocknen von wärmeempfindlichen, im angetrockneten
Zustand fluidisierbaren Produkten mit hoher Anfangsfeuchte, wie z.B. Kasein, Lactose,
Proteine und dergleichen, im Wirbelschichtverfahren.
[0002] Die genannten und andere wärmeempfindliche Produkte, die schon bei verhältnismäßig
geringer Übererwärmung eine unerwünschte qualitative Veränderung, z. B. Verfärbung,
erfahren oder an der Apparatur anbacken, werden bisher möglichst schonungsvoll im
Wirbelschichtverfahren getrocknet. Das Verfahren ist einstufig, der Trockner ein sogenannter
Langzeitrockner, bei dem mit verhältnismäßig geringen Luftmengen gearbeitet wird,
um das zu trocknende Produkt nur zu fluidisieren, nicht aber im Luftstrom mitzureißen,
und verhältnismäßig niedrige Lufttemperaturen eingestellt werden, um zu verhindern,
daß das Grobkorn höher Feuchte ungleichmäßig trocknet, örtlich überhitzt wird und
dadurch verbackt, anbackt oder eine andere Qualitätsminderung erfährt. Dem gleichen
Zweck dienen Pendelrechen oder andere zusätzliche Bewegungseinrichtungen in dem als
Naß- oder Anstauzone bezeichneten Eingangsbereich des Fließbetttrockners. Dennoch
läßt sich dort das Entstehen von Belägen an den Wänden nicht vermeiden. Da sie Bakterienherde
darstellen, ist mindestens einmal täglich eine umständliche und langwierige innere
Naßreinigung erforderlich.
[0003] Ein weiterer Nachteil des bekannten Trocknungsverfahrens unter Einsatz allein eines
Fließbetttrockners, wie er z. B. in der DE-OS 32 46 461 beschrieben ist, besteht darin,
daß die in der Praxis unvermeidlichen verhältnismäßig starken Schwankungen der Anfangsfeuchte
durch die Regeleinrichtung des Trockners nur ungenügend ausgeglichen werden können,
so daß auch die Restfeuchte innerhalb einer verhältnismäßig großen Schwankungsbreite
differiert.
[0004] Beim Trocknen von PVC ist es nach der DE-OS 25 44 048 auch schon bekannt, einem Wirbelbett-Trockner
einen Schwebegastrockner (üblicherweise als Stromtrockner bezeichnet) vorzuschalten.
Kunststoffe sind jedoch bei weitem nicht so wärmeempfindlich wie die eingangs genannten
Produkte. Auch der Feuchtebereich von ca. 30 % auf 4 % beim Vortrocknen ist ein anderer.
Schließlich wäre ein Stromtrockner herkömmlicher Ausführung wegen seiner Verfahrensparameter
zur Verwendung bei den oben genannten, besonders wärmeempfindlichen Produkten aus
dem Lebensmittelbereich grundsätzlich ungeeignet.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Trocknungsverfahren der eingangs genannten
Art und eine zu dessen Durchführung geeignete Vorrichtung zu schaffen, mit deren Hilfe
die zu trocknenden Produkte schneller als bisher, aber trotzdem gleichmäßiger und
mit besserer Sicherheit gegen teilweise Überhitzung mit ihren oft schädlichen Folgen
getrocknet werden können.
[0006] Vorstehende Aufgabe wird verfahrensmäßig dadurch gelöst, daß die Produkte in einer
ersten Stufe im Flugschichtverfahren vorgetrocknet und dann in einer zweiten Stufe
im'Wirbelschichtverfahren fertiggetrocknet werden.
[0007] Flugschichttrockner, die auch als Flugtrockner oder Turbo-Flyer-Trockner bezeichnet
werden, sind Kurzzeittrockner. Sie zerstäuben das zu trocknende Produkt in einem heißen
Luftstrom, der die Teilchen mitreißt und sekundenschnell trocknet. Wegen der hohen
Lufttemperatur wurde bisher das Flugschichtverfahren zur Trocknung wärmeempfindlicher
Produkte nicht in Betracht gezogen. Die praktisch unvermeidlichen Schwankungen der
Anfangsfeuchte mußten je nach Einstellung der Trocknungsbedingungen notwendigerweise
zu teilweiser Überhitzung oder ungenügender Trocknung führen.
[0008] Die überraschend positive Wirkung der Erfindung ist darauf zurückzuführen, daß das
Flugschichtverfahren erfindungsgemäß nur zum Vortrocknen benutzt wird. Die Parameter
werden dabei so eingestellt, daß das zu trocknende Produkt nach der Vortrocknung einerseits
trocken genug ist, um im anschließenden Wirbelschichtverfahren schon an der Aufgabestelle
gleichmäßig feinkörnig fluidisiert werden zu können (Vermeidung der Naßzone und ihrer
Probleme), andererseits die Restfeuchte nach der Vortrocknung ausreicht, um Hitzeschäden
in dieser ersten Verfahrensstufe mit Sicherheit zu vermeiden. Das Wirbelschichtverfahren
kann durch das feinkörnig vorgetrocknete Produkt eine größere Luftmenge durchsetzen,
weil sich diese gleichmäßig verteilt und alle Teilchen erreicht, damit ebenfalls schneller
trocknen und im übrigen seine vorteilhafte Eigenschaft schonender Trocknung und genauer
Steuerung voll zur Geltung bringen, da örtlich unterschiedliche Zufälligkeiten beim
Übergang vom Grobkorn hoher Feuchte zum gleichmäßig fluidisierbaren Feinkorn ausgeschlossen
sind.
[0009] Die Erfindung bietet in bevorzugter Ausführung die Möglichkeit, die Trocknungsbedingungen
beim Fertigtrocknen im Wirbelschichtverfahren in Abhängigkeit von der Feuchte nach
dem Vortrocknen im Flugschichtverfahren zu steuern, wodurch die Restfeuchte mit sehr
guter Genauigkeit konstant gehalten werden kann.
[0010] Die neue Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht somit
aus einem an sich bekannten Fließbetttrockner, dem ein für sich ebenfalls vorbekannter
Flugschichttrockner vorgeschaltet ist. Vorzugsweise werden dabei zwei Flugschichttrockner
parallel angeordnet, die wechselweise einzeln dem Fließbetttrockner vorgeschaltet
werden können. Auf diese Weise braucht der Trocknungsprozeß beim Reinigen jeweils
eines der Flugschichttrockner nicht unterbrochen zu werden.
[0011] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
einer Trocknungsanlage näher erläutert.
[0012] Die gezeigte Anlage besteht im wesentlichen aus einem Fließbetttrockner 10 und zwei
parallel angeordneten Flugschichttrocknern (Turbo-Flugtrocknern) 12 und 14. Letzteren
wird das zu trocknende Produkt, z. B. von einem Dekanter kommendes Kasein, wechselweise
über jeweils einen Zerkleinerer (Mincer) 16 und ein Einleitrohr 18 zugeführt. Es braucht
jeweils nur ein Turbo-Flugtrockner 12 oder 14 in Betrieb zu sein. Die doppelte Anordnung
gestattet ununterbrochen Betrieb auch während der Reinigung eines der beiden Trockner
12 oder 14.
[0013] Im Beispielsfall haben der Fließbetttrockner 10 und die Flugschichttrockner 12 und
14 eine gemeinsame Zuluftversorgung.Die Zuluft wird durch ein Ansaugluftfilter 20
angesaugt und konditioniert. Ein erstes Gebläse 22 drückt die Zuluft über einen Erhitzer
24 wahlweise in einen der beiden Flugschichttrockner 12 oder 14. Die Umschaltung zwischen
diesen erfolgt mittels zweier Luftklappen 26 und 28 mit pneumatischem Stellantrieb,
wobei jeweils eine der Luftklappen geöffnet und die andere geschlossen ist.
[0014] Der Fließbetttrockner 10 wird im Beispielsfall in drei getrennten Zonen jeweils separat
mit Zuluft versorgt. Ein zweites Gebläse 30 drückt über einen Erhitzer 32 erwärmte
Zuluft in die mit 34 bezeichnete Einlaßzone und über einen Erhitzer 36 weitere erwärmte
Zuluft in die mittlere Zone 38 des Fließbetttrockners 10. Ein drittes Gebläse 40 fördert
über einen Kühler 42 gekühlte Zuluft zur Auslaßzone 44 des Fließbetttrockners.
[0015] Den beiden Flugschichttrocknern 12 und 14 ist in bekannter Weise jeweils ein Zyklon
46 bzw. 48 zugeordnet. Das in einem der Flugschicnttrockner 12 oder 14 vorgetrocknete
Produkt gelangt mit dessen Abluft in den jeweils zugeordneten Zyklon 46 oder 48 und
wird dort abgeschieden, während die Abluft über eine Luftklappe 50 bzw. 52 mit Stellantrieb
durch ein Abluftgebläse 54 abgesaugt und über eine weitere Luftklappe 56 mit Stellantrieb
zu einem bei 58 angedeuteten Auslaß gefördert wird. In entsprechender Weise wird die
Abluft des Fließbetttrockners 10 durch ein weiteres Abluftgebläse 60 über einen Zyklon
62 abgesaugt und über eine Luftklappe 64 mit Stellantrieb zum Auslaß 58 (Abluftfilter
nicht gezeigt) gefördert.
[0016] Die Verteilung der Zuluft auf die einzelnen Zonen 34, 38, 44 des Fließbetttrockners
10 erfolgt mittels Luftklappen 66, 68, 70 mit Stellantrieb. Zwei weitere Luftklappen
72 und 74 steuern die Zufuhr von hinter dem Erhitzer 32 abgezweigter Zuluft zu Vibrationsförderrinnen
76 und 78, welche den Auslaß der Zyklone 46 bzw. 48 mit der Produkteintrittsöffnung
80 des Fließbetttrockners 10 verbinden. Es versteht sich, daß bei Anlagen mit nur
einem einzigen Flugschichttrockner auch nur ein Zyklon 46 bzw. 48 und eine einzige
Vibrationsförderrinne 76 bzw. 78 vorhanden sind.
[0017] Die beschriebene Vorrichtung funktioniert wie folgt:
Das zu trocknende Produkt hat, wenn es vom Dekanter abfällt, eine Anfangsfeuchte von
z.B. 50 bis 70 %. In diesem Zustand ist z. B. Kasein eine feuchtwarme, faserige Masse,
ähnlich gemahlenem, feuchten Kokosfleisch. Grobkörnig klumpend fällt dieses Produkt
nach der Zerkleinerung im Mincer 16 durch das Einleitrohr 18 auf das mit 82 bezeichnete
Turbinenrad des Turbo-Flugtrockners 12 bzw. 14. Das durch einen Antriebsmotor 84 angetriebene
Turbinenrad schleudert das darauf fallende Produkt im Kreis nach außen, während die
heiße Zuluft von unten durch einen Anströmboden 86 nach oben strömt. Das vom Turbinenrad
feinverteilte Produkt wird vom aufsteigenden heißen Luftstrom mitgerissen und dabei
in kürzester Zeit getrocknet. Im Zyklon 46 bzw. 48 wird das getrocknete Produkt dann
von der Abluft getrennt, über eine Zellenradschleuse 88 auf eine der Vibrationsförderrinnen
76 oder 78 gegeben und von dieser der Produkteintrittsöffnung 80 des Fließbetttrockners
10 zur weiteren Trocknung zugeführt.
[0018] Die Trocknungsbedinnungen im Turbo-Flugtrockner 12 und 14 sind so eingestellt, daß
das Produkt danach noch eine Feuchte von etwa 25 bis 40 % hat. Eine Anfangsfeuchte
von 70 % wird z. B. auf eine Restfeuchte von 30 % verringert. Wegen dieser verhältnismäßig
hohen Restfeuchte im feinverteilten Zustand nimmt das Produkt trotz der üblicherweise
hohen Lufttemperatur im Turbo-Flugtrockner keinen Schaden. Es behält jedoch danach
seine feinkörnige Konsistenz bei und gelangt in diesem sofort fluidisierbarem Zustand
über die Produkteintrittsöffnung 80 in die Einlaßzone 34 des Fließbetttrockners 10.
Dort braucht man jetzt keine Pendelrechen oder anderen Bewegungseinrichtungen mehr,
da das von Anfang an fluidisierte Produkt gleichmäßig und feinkörnig trocknet und
zu seiner Bewegung und ständigen Umwälzung im Fluidatbett allein die durch den mit
90 bezeichneten Anströmboden des Fließbetttrockners 10 aufsteigende Zuluft ausreicht.
Die Einteilung des Fließbetttrockners in mehrere Trocken- und Kühlzonen 34, 38, 44
gestattet eine sehr genaue Steuerung des Trocknungsvorgangs mit dem Ergebnis, daß
örtliche Überhitzungen vermieden werden und an dem mit 92 bezeichneten Produktausfallschacht
mit Zellenradschleuse 94 ein sehr gleichmäßig getrocknetes Endprodukt erhalten wird.
Diesem wird auch diejenige Menge wieder zugeführt, die von der Abluft aus dem Fließbetttrockner
10 mitgenommen und im Zyklon 62 abgeschieden worden ist.
[0019] Der zweistufige Aufbau der Anlage mit einem Turbo-Flugtrockner zum Vortrocknen und
einem Fließbetttrockner zum Fertigtrocknen bietet die Möglichkeit, zwischen diesen
beiden Stufen durch einen Infrarotfeuchtemesser 96, der vorzugsweise am Auslaß des
Zyklons 46 bzw. 48 hinter dem Turbo-Flugtrockner 12 bzw. 14 angeordnet ist, ständig
die noch vorhandene Feuchte zu messen und in Abhängigkeit von diesem Meßergebnis die
Betriebsparameter, insbesondere die Luftmenge und Temperatur, des Turbo-Flugtrockners
12 bzw. 14 zu steuern. Die Bedingungen im Fließbetttrockner 10 können durch in diesem
angebrachte Meßfühler gesteuert und gegebenenfalls auch durch den Infrarotmesser 96
beeinflußt werden.
[0020] Es versteht sich, daß die gezeigte Anlage mit ihren Komponenten je nach den Bedingungen
des Einzelfalls auszugestalten und zu ergänzen ist. So kann z. B. der Fließbetttrockner
nur eine einzige oder auch mehr als die gezeigten drei Zonen mit jeweils unterschiedlicher
Luftzufuhr und Temperatur haben. Außerdem kann der Fließbetttrockner stationär oder
in bekannter Weise als Vibrationsfließbetttrockner ausgebildet sein. Vorzugsweise
hat er einen runden Querschnitt und zur Anpassung an unterschiedliche Produkte einen
auszieh- und auswechselbaren Anströmboden.
[0021] In weiterer bevorzugter Ausführung findet das beschriebene Verfahren bei Unterdruck
statt. Der Unterdruck trägt dazu bei, daß das Feuchtgut in die Trockner gesaugt wird.
Außerdem entfallen Komplikationen durch sonst notwendige Druckabschlußorgane.
[0022] Schließlich besteht ein besonderer Vorzug des neuen Verfahrens darin, daß bestehende
einstufige Trocknungsanlagen mit Fließbetttrockner zu verhältnismäßig niedrigen Kosten
auf zweistufigen Betrieb umgestellt werden können, da mit dem schon vorhandenen Fließbetttrockner
auch im vorgeschlagenen zweistufigen Betrieb weitergearbeitet werden kann.
1. Verfahren zum Trocknen von wärmeempfindlichen, im angetrockneten Zustand fluidisierbaren
Produkten mit hoher Anfangsfeuchte, z.B. Kasein, Lactose, Proteine und dergleichen,
im Wirbelschichtverfahren, dadurch gekennzeichnet , daß die Produkte in einer ersten
Stufe im Flugschichtverfahren vorgetrocknet und dann in einer zweiten Stufe im Wirbelschichtverfahren
fertiggetrocknet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die Produkte im Flugschichtverfahren
bis zu einem klumpenfreien, fluidisierbaren Zustand vorgetrocknet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet , daß Kasein, Lactose
und Proteine im Flugschichtverfahren bis auf eine Feuchte von etwa 35-40 % bzw. 0,8-1
% bzw. 20-30 % vorgetrocknet werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3 , dadurch gekennzeichnet , daß die Produkte
beim Fertigtrocknen im Wirbelschichtverfahren durch mehrere Zonen mit unterschiedlichen
Trocknungsbedingungen gefördert werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4 , dadurch gekennzeichnet , daß die Trocknungsbedingungen
beim Vortrocknen und/oder Fertigtrocknen in Abhängigkeit von der Übergabefeuchte nach
dem Vortrocknen gesteuert werden.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einen der Ansprüche 1 bis 5 ,
dadurch gekennzeichnet , daß einem Fließbetttrockner (10) ein Flugschichttrockner
(12, 14) vorgeschaltet ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6 , dadurch gekennzeichnet , daß dem Fließbetttrockner
(10) parallel zu dem einen Flugschichttrockner (12) ein wechselweise einschaltbarer
zweiter Flugschichttrockner (14) vorgeschaltet ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7 , dadurch gekennzeichnet , daß der Fließbetttrockner
(10) unter einem Anströmboden (90) in Förderrichtung hintereinander mit mehreren je
für sich an getrennte Trocknungsgas-Zufuhrleitungen angeschlossenen Kammern ausgebildet
ist, wobei die zu trocknenden Produkte auch auf der Eintragsseite des Anströmbodens
(90) ausschließlich durch das Trocknungsgas bewegbar sind.