[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues Verfahren zur Herstellung von ω-Isocyanatoalkyl-(meth)acrylaten.
[0002] ω-Isocyanato-alkyl-(meth)acrylate der allgemeinen Formel I

in der A für einen Alkylenrest mit 2 bis 14 C-Atomen und R für H- oder CH₃-stehen,
sind bekannt. Zur Herstellung von 2-Isocyanatoethyl-methacrylat (IEM) wird z.B. nach
dem Verfahren der US-PS 2 718 516 Ethanolamin mit Chlorameisensäureethylester umgesetzt
und das erhaltene Ethylhydroxyethylcarbamat mit Methacrylylchlorid acyliert und das
dabei erhaltene Urethan dann in Gegenwart basischer Katalysatoren unter Erhitzen
gespalten wird. IEM kann nach dem Verfahren der US-PS 2 821 544 auch durch Umsetzung
von Methacrylylchlorid mit Ethanolaminhydrochlorid und Umsetzen des erhaltenen 2-Aminoethylmethacrylats
mit Phosgen erhalten werden. Schließlich kommt man nach dem Verfahren der US-PS 4
278 809 auch durch Umsetzung von 2-Isopropenyloxazolin mit Phosgen zu IEM.
[0003] Da bei den bekannten Verfahren stark toxische Stoffe wie Phosgen und Chlorameisensäureester
eingesetzt werden, ist ein großer sicherheitstechnischer Aufwand erforderlich. Außerdem
entstehen bei diesen Verfahren erhebliche Mengen an Salzen, wie NaCl.
[0004] Es wurde nun gefunden, daß man ω-Isocyanatoalkyl-(meth)acrylate der allgemeinen
Formel I

in der A für einen Alkylenrest, einen Oxa-alkylenrest oder einen Polyoxaalkylenrest
mit jeweils 2 bis 12 C-Atomen und R für H- oder CH₃-stehen, vorteilhaft herstellen
kann, indem man
a) ω-Aminoalkanole, ω-Amino-oxa-alkanole oder ω-Amino-polyoxa-alkanole, die jeweils
2 bis 12 C-Atome enthalten, mit Harnstoff und einem Alkanol zu N-ω-Hydroxyalkyl-,
N-ω-Hydroxy-oxa-alkyl- oder N-ω-Hydroxy-polyoxa-alkyl-carbaminsäureestern umsetzt,
b) die N-ω-Hydroxy-carbaminsäureester durch Umsetzung mit (Meth)acrylsäurealkylestern
oder (Meth)acrylsäureanhydrid verestert und
c) die erhaltenen ω-Alkoxicarbamoyl-alkyl-, -oxa-alkyl- und -polyoxa-alkyl(meth)acrylate
durch Erhitzen in die Verbindung (I) und Alkanol spaltet.
[0005] Die Stufe a) des Verfahrens, nämlich die Umsetzung von Aminoalkanolen, Amino-oxa-alkanolen
und Amino-polyoxa-alkanolen mit Harnstoff und Alkanolen zu N-ω-Hydroxi-carbaminsäureestern
ist neu. Diese Verbindungen wurden bisher meist durch Umsetzen von Aminoalkanolen
mit Chlorkohlensäureestern gewonnen. So offenbart z.B. die US-PS 2 485 855 die Herstellung
von 2-Hydroxiethylcarbamidsäureethylester aus 2-Aminoethanol und Chlorkohlensäureethylester.
Nach Iwakura (Chem. High Polymers Japan 2 (1945), 305) erhält man beim Erwärmen von
6-Hydroxihexanoylazid mit Ethanol in Benzol N-(5-Hydroxipentyl)carbaminsäureethylester.
Die US-PS 1 927 858 schließlich lehrt die Bildung von N-Hydroxialkylcarbaminsäureestern
aus Aminoalkoholen und Dialkylcarbonaten. Alle vorgenannten Verfahren verwenden verhältnismäßig
toxische und teure Edukte.
[0006] Es ist überraschend, daß die N-ω-Hydroxialkyl-carbaminsäureester nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren in guter Ausbeute erhalten werden, zumal im Hinblick auf die Bifunktionalität
der Aminoalkoholkomponente eine Vielzahl verschiedener Reaktionsprodukte denkbar
ist. Selbst bei Verwendung von Aminoethanol und Aminopropanol, wo durch Ringschluß
die ausschließliche Bildung von 2-Oxo-1,3-oxazolidin bzw. 2-Oxo-tetrahydro-1,3-oxazin
zu erwarten war, wurden die gewünschten Carbaminsäureester, nämlich der N-(2-Hydroxiethyl)-
bzw. N-(3-Hydroxipropyl)-carbaminsäureester in befriedigenden Ausbeuten erhalten.
[0007] Als Aminoalkanole werden für das neue Verfahren solche vorgezogen, deren Alkylenreste
4 bis 12, insbesondere 4 bis 8 C-Atome enthalten. Beispiele für geeignete Aminoalkanole
sind 2-Aminoethanol, 3-Aminopropanol, 4-Amino-butanol, 5-Aminopentanol, 6-Aminohexanol,
3-Amino-isobutanol, 2-Amino-butanol-1, 3-Methyl-5-aminopentanol und 2,2-Dimethyl-3-aminopropanol-1.
Geeignete Oxa-aminoalkanole sind z.B. 3-Oxa-5-aminopentanol-1, 3-Oxa-6-aminohexanol-1,
2,2-Dimethyl-4-oxo-7-aminoheptanol und 5-Oxa-8-aminooctanol-1. Als Polyoxaaminoalkohole
sei beispielhaft 3,6-Dioxa-9-aminononanol-1 genannt. Als Alkanole werden in der Stufe
a) des Verfahrens vorzugsweise 1 bis 6 C-Atome enthaltende Alkanole, wie Methanol,
Ethanol, Propanol, n-Butanol, Isobutanol und Hexanol eingesetzt. Von besonderem Interesse
sind Propanol und Butanol. Ferner geeignet als Alkoholkomponente sind Cycloalkanole
wie besonders Cyclohexanol und araliphatische Alkohole, wie Benzylalkohol und 2-Phenylethanol
sowie ferner Etheralkohole wie Methoxiethanol. Bei der Umsetzung wendet man im allgemeinen
ein Molverhältnis von Aminoalkanol zu Harnstoff zu Alkanol von 1 : 0,7 bis 5 : 1 bis
100, vorzugsweise von 1 : 1 bis 1,5 : 5 bis 50 an. Dies gilt auch beim Einsatz von
Amino-oxa-alkanolen und Amino-polyoxa-alkanolen der genannten Art. Bei der praktischen
Durchführung des Verfahrens können die Ausgangskomponenten in dem angegebenen Verhältnis
vermischt und meist bei Temperaturen von 170 bis 250°C, insbesondere bei 180 bis 235°C
umgesetzt werden. Dabei kann man bei Drücken von 0,1 bis 50 bar arbeiten, entsprechend
dem Dampfdruck des verwendeten Alkanols, doch wird vorteilhaft ein Reaktionsdruck
eingestellt derart, daß die Reaktionsmischung siedet, damit der bei der Reaktion entstehende
Ammoniak möglichst vollständig abgetrennt wird. Das Abtrennen von Ammoniak während
der Reaktion kann auch z.B. durch Hindurchleiten von indifferenten Gasen unterstützt
werden. Anstelle von Harnstoff kann bei der Reaktion auch Biuret, Triuret usw. gegebenenfalls
zusammen mit Harnstoff eingesetzt werden. Anstelle von Harnstoff und Alkanol kann
man auch die entsprechenden Carbaminsäureester, gegebenenfalls unter Zusatz von Alkanol
und/oder Harnstoff einsetzen.
[0008] Bei dem Verfahren kann man die Umsetzung (a) auch unter Zusatz geringer Mengen Katalysatoren
durchführen. Als solche kommen besonders Chloride, Bromide, Sulfate, Phosphate, Nitrate,
Borate, Alkoholate, Phenolate, Sulfonate, Oxide, Oxidhydrate, Hydroxide, Carboxylate,
Chelatverbindungen, Carbonate, Thiocarbamate und Dithiocarbamate vorzugsweise des
Lithiums, Kalziums, Aluminiums, Zinns, Wismuts, Antimons, Kupfers, Zinks, Titans,
Vanadins, Chroms, Molybdäns, Mangans, Eisens, Nickels und Kobalts in Frage. Von besonderem
Interesse sind Verbindungen von Eisen, Kobalt, Nickel, Zink, Zinn und Titan.
[0009] Derartige Katalysatoren können im allgemeinen in Mengen von 0,0001 bis 0,1, vorzugsweise
von 0,0005 bis 0,05 äquivalent Metallion, bezogen auf das Aminoalkanol eingesetzt
werden.
[0010] Die in der Stufe a) des neuen Verfahrens gebildeten N-ω-Hydroxialkylcarbaminsäureester
können nach Abdestillieren von überschüssigem Alkanol und eventuell als Nebenprodukt
gebildeten Carbaminsäureestern durch Destillation im Vakuum oder durch Kristallisation
gereinigt werden. In der Stufe b) werden die N-ω-Hydroxialkylcarbaminsäureester mit
Estern oder Anhydriden der Acryl- und Methacrylsäure acyliert. Für die Umesterung
werden beispielsweise Acrylsäuremethylester, Acrylsäureethylester, Acrylsäure-n-butylester,
Methacrylsäuremethylester, -ethylester, -propylester, -n-butylester und -t-butylester
verwendet. Von besonderem Interesse ist Methacrylsäuremethylester.
[0011] Bei der praktischen Durchführung der Stufe b) des Verfahrens durch Umesterung kann
der Acryl- oder Methacrylester im Unterschuß oder vorzugsweise im Überschuß eingesetzt
werden. Im allgemeinen setzt man, bezogen auf den in der Stufe a) erhaltenen Carbaminsäureester
die 0,2 bis 10-fach molare Menge des Acryl- oder Methacrylsäureesters ein, wobei ein
Überschuß von der 1,5fachen bis zur 5fachen Menge besonders bevorzugt ist. Zusätzlich
kann das Reaktionsgemisch auch noch Lösungsmittel, z.B. Benzol, Toluol, Xylol, Chlorbenzol,
Dioxan, Cyclohexan, n-Heptan, n-Octan, n-Nonan, n-Decan enthalten. Bevorzugt arbeitet
man in Abwesenheit von Lösungsmitteln.
[0012] Im allgemeinen verwendet man bei der Umesterungsstufe einen für Umesterungen üblichen
Katalysator. Als solche kommen z.B. Alkalialkoholate, wie Natriummethylat, -ethylat,
-propylat, Lithiummethylat und vorzugsweise Verbindungen von Titan, Zinn und Zirkon
in Betracht. Beispielhaft genannt seien Titantetramethylat, -tetraethylat, -tetrapropylat,
-tetrabutylat, Dibutylzinnoxid, Dibutylzinndilaurat, Dimethoxidibutylzinn und Zirkoniumpentan-2,4-dionat.
[0013] Die Mengen der Katalysatoren liegen häufig im Bereich von 0,0005 bis 0,5 mol, vorzugsweise
von 0,001 bis 0,02 mol Katalysator je mol Carbaminsäureester. Bei der Umesterung
arbeitet man im allgemeinen bei Temperaturen von 50 bis 150°C, vorzugsweise von 80
bis 120°C unter Sieden des Reaktionsgemisches, wobei das bei der Umesterung freigesetzte
Alkanol gegebenenfalls zusammen mit einem Anteil des Acrylsäureesters oder Methacrylsäureesters
als Azeotrop aus dem Reaktionsgemisch abdestilliert wird.
[0014] Nach Durchführung der Umesterungsreaktion können der überschüssige Acryl- oder Methacrylester
und gegebenenfalls Lösungsmittel z.B. durch Destillation, vorzugsweise unter vermindertem
Druck, vom Reaktionsgemisch abgetrennt werden. Soweit gewünscht, kann der erhaltene
ω-Alkoxycarbamoylacrylsäure- bzw. -methacrylsäureester z.B. durch Destillation unter
vermindertem Druck oder durch Kristallisation gereinigt werden. Man kann jedoch auch
das Reaktionsprodukt der Umesterungsstufe ohne weitere Reinigung oder gegebenenfalls
nach Abtrennung des Katalysators z.B. des Titanalkoxids durch Hydrolyse und Filtration
der Spaltung gemäß Stufe c) des Verfahren zuführen.
[0015] Bei Durchführung der Acylierung mit (Meth)acrylsäureanhydrid setzt man die Edukte
bevorzugt stöchiometrisch ein. Man arbeitet im allgemeinen bei Temperaturen von 80
bis 140°C, vorzugsweise von 90 bis 110°C. Als Katalysatoren kommen vor allem Säuren,
insbesondere konzentrierte Schwefelsäure in Betracht, die in Mengen von 0,1 bis 2
Mol.% verwendet werden. Nach Abtrennen von Katalysator und (Meth)acrylsäure z.B.
durch Neutralisieren mit wäßrigen Basen, z.B. Natriumcarbonatlösung oder verdünnter
Natriumlauge, kann das Rohprodukt, gegebenenfalls nach Trocknung z.B. mit Natriumsulfat
oder Magnesiumsulfat, ohne weitere Reinigung in die Spaltung gemäß Stufe c) eingesetzt
werden.
[0016] Um eine vorzeitige Polymerisation der α,β-monoolefinisch ungesättigten Reaktionsteilnehmer
zu verhindern, setzt man dem Reaktionsgemisch vorzugsweise einen üblichen Stabilisator
zu. Als solche kommen z.B. Hydrochinon, Hydrochinonmonomethylether, 2,6-Ditert.-butyl-4-methylphenol,
para-Nitrosophenol (?) und/oder Phenothiazin in Betracht. Darüberhinaus hat es sich
als äußerst vorteilhaft erwiesen, während der Acylierung Sauerstoff oder Luft durch
das Reaktionsgemisch zu leiten.
[0017] Die erhaltenen ω-Alkoxycarbamoylacrylsäure- bzw. -methacrylsäureester werden thermisch
in der Stufe c) des Verfahrens in Isocyanat und Alkanol gespalten. Die thermische
Spaltung von Urethanen in der Gasphase in Isocyanat und Alkanol ist zwar im Prinzip
bekannt, doch ist die Gasphasen-Spaltung von Estergruppen ungesättigter Carbonsäuren
enthaltenden Urethanen neu. Die dabei erhaltenen guten Ausbeuten sind im Hinblick
auf die hohe Polymerisationsneigung der Acryl- und Methacryl-Gruppen und weitere in
Betracht kommende Nebenreaktionen, wie Esterpyrolyse, Umesterungen und Michaeladdionen
überraschend. Bei der Spaltung arbeitet man meist nach Verdampfen unter vermindertem
Druck in der Gasphase bei Temperaturen zwischen 300 und 500°C, vorzugsweise in Rohrenöfen
in Gegenwart temperaturbeständiger gasdurchlässiger Reaktorfüllkörper, die z.B. die
Form von Perlen, Ringen, Spänen oder Wolle haben können und die aus Kohle, Eisen,
Messing, Kupfer, Zink, Aluminium, Titan, Chrom, Kobalt, Nickel und/oder Quarz bestehen
können. Bevorzugt werden Füllkörper aus Eisen, Messing, Zink oder Aluminium.
[0018] Die ω-Alkoxycarbamoyl-acrylsäure- bzw. -methacrylsäureester können auch in flüssiger
Phase, vorzugsweise in Gegenwart eines Lösungsmittels, bei Temperaturen von 150 bis
350°C unter Zusatz von Spaltungskatalysatoren vorgenomen werden. Hierfür geeignete
Spaltungskatalysatoren sind z.B. für die Spaltung von Urethanen üblichen Metalle Titan,
Eisen, Kobalt, Nickel, Zink, Zirkonium, Zinn und Blei sowie deren Salze und/oder Komplexverbindungen,
z.B. Titantetrabutylat, Eisen(III)chlorid, Kobaltacetat, Nickelacetat, Zinkchlorid,
Zinkacetat, Zinknaphthenat, Zirkonium-2,4-pentandionat, Zinn(IV)chlorid, Dibutylzinndilaurat,
Dimethoxidibutylzinn und Bleinaphthenat. Die genannten Katalysatoren können z.B. in
Mengen von 0,001 bis 2 Mol.%, vorzugsweise 0,05 bis 1 Mol.%, bezogen auf den zu spaltenden
Urethanoester, eingesetzt werden.
[0019] Als vorzugsweise mitzuverwendende Lösungsmittel seien beispielhaft genannt: o-Dichlorbenzol,
Phthalsäurediethylester, -dibutylester, -di(2-ethylhexyl)ester, Terephthalsäuredi(2-ethylhexyl)ester,
Adipinsäuredibutylester, -di(2-ethylhexyl)ester, Tetradecan, Hexadecan, Dekalin,
Tetralin und Alkylbenzole mit 4 bis 15 Kohlenstoffatomen.
[0020] Vorzugsweise werden Lösungsmittel mit Siedepunkten eingesetzt, die beträchtlich
über den Siedepunkten des Isocyanats und des Alkanols liegen und mit denen auch bei
Spaltung unter vermindertem Druck ausreichend hohe Temperaturen erzielt werden können.
Im allgemeinen soll das Lösungsmittel einen Siedepunkt aufweisen, der 20 bis 200°C,
vorzugsweise 50 bis 200°C über den Siedepunkten des Isocyanats bei Normaldruck liegt.
Es können auch Gemische unterschiedlich siedender Lösungsmittel verwendet werden,
wobei das niedriger siedende Lösungsmittel einen Siedepunkt besitzen sollte, der zwischen
dem des zu spaltenden Urethans und des Isocyanats liegt. Bei einer bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens wird in der Stufe c) eine Lösung des Spaltungskatalysators im höhersiedenden
Lösungsmittel unter vermindertem Druck von 1 bis 50 mbar zum Sieden erhitzt, das
Urethan, gelöst in niedriger siedendem Lösungsmittel, langsam zugegeben und gleichzeitig
Isocyanat, Alkanol und ein Teil des niedriger siedenden Lösungsmittels abdestilliert.
Die Trennung von Alkanol, Isocyanat und Lösungsmittel kann dann z.B. durch fraktionierte
Kondensation erfolgen und das erhaltene Isocyanat kann, soweit erforderlich, durch
fraktionierte Destillation weiter gereinigt werden.
[0021] Die nach dem neuen Verfahren hergestellten ω-Isocyanatoalkyl-(meth)acrylate der
allgemeinen Formel (I) können als Ausgangsprodukte zur Herstellung von Pharmazeutika
und Insektiziden sowie als Monomere bzw. Comonomere für die Herstellung von Polymerisaten
und Copolymerisaten eingesetzt werden.
Beispiel 1
[0022] In einem 1 l-Rührautoklaven mit aufgesetzter Druckkolonne und Druckregelventil werden
35,6 g 4-Aminobutanol, 26,4 g Harnstoff, 592 g n-Butanol und 68 mg Zinn(II)chlorid
5 Stunden bei 5 bar unter Rückfluß und Abnahme von Ammoniak gekocht. Man erhielt 636
g einer gelblichen Flüssigkeit. Eine Analyse des Reaktionsgemisches (Gelpermeationschromatographie,
Methode des externe Standards) zeigte, daß die Umwandlung in N-(4-Hydroxibutyl)-carbaminsäurebutylester
84 % betrug.
[0023] Nach Abdestillieren von überschüssigem Butanol und Carbaminsäurebutylester wurde
der Rückstand über einen Dünnschichtverdampfer destilliert. Das Produkt geht bei 140°C/0,1
mbar über und erstarrt in der Vorlage kristallin. Es wurden 59.7 g (79 %) N-(4-Hydroxibutyl)carbaminsäureester
(Reinheit > 99 %) erhalten. Eine Probe wurde aus Essigsäureethylester umkristallisiert
und schmilzt bei 51°C.
Beispiel 2
[0024] 378 g des nach Beispiel 1 hergestellten N-(4-Hydroxibutyl)carbaminsäurebutylesters,
800 g Methacrylsäuremethylester und 8 g Titantetrabutylat wurden unter Einleiten von
Luft zum Sieden erhitzt und während 3,5 Stunden über eine Füllkörperkolonne 215 g
eines Gemisches aus Methanol und Methacrylsäuremethylester abdestilliert. Überschüssiger
Methacrylsäureester wurde im Vakuum abdestilliert, der Rückstand in 1,5 l Diethylether/Cyclohexan
(1:2) aufgenommen, 2 g Wasser zugegeben und 30 min kräftig gerührt. Der ausgefallene
Feststoff wurde abgesaugt und das Filtrat am Rotationsverdampfer eingeengt. Der Rückstand
(503 g) wurde ohne weitere Reinigung in die thermische Spaltung gemäß Beispielen 3
und 4 eingesetzt.
Beispiel 3
[0025] Der Versuch wurde in einem 500 ml-Kolben mit Innenthermometer und Tropftrichter
(Kolben 1) durchgeführt, der über ein kurzes Übergangsstück mit einem weiteren 500
ml-Kolben (Kolben 2) verbunden ist. Kolben 2 ist über einen Rückflußkühler an eine
Vakuumölpumpe mit vorgeschalteter Kühlfalle (-78°C) angeschlossen. In Kolben 1 wurden
200 g Phthalsäuredi(2-ethylhexyl)ester und 1 g Dibutylzinndilaurat vorgelegt, die
Apparatur auf 1 mbar evakuiert, und der Inhalt von Kolben 1 zum Sieden erhitzt (195-200°C).
Nun tropfte man innerhalb von 45 Minuten eine Lösung von 40 g des nach Beispiel 2
erhaltenen N-(4-Methacryloyloxibutyl)carbaminsäurebutylester in 40 g Phthalsäurediethylester
zu. Nach beendeter Zugabe wurden innerhalb von 10 Minuten weitere 20 g Phthalsäurediethylester
zugetropft. In Kolben 2 sammelten sich 84,5 g einer farblosen Flüssigkeit, die nach
gaschromatographischer Analyse neben Phthalsäureestern noch 2 % Ausgangsmaterial und
18,6 % 4-Isocyanobutylmethacrylat enthalten. Dies entspricht einer Isocyanatausbeute
von 55 %.
Beispiel 4
[0026] Eine Spaltapparatur bestehend aus einem Dünnschichtverdampfer, einem Spaltreaktor
(zylindrisches Quarzrohr von ca. 1 l Leervolumen, bestückt mit verzinkten Blechfüllkörpern)
und einer zweistufigen Dampfkondensationsvorrichtung wurde auf 1 mbar evakuiert.
[0027] Innerhalb von 4 Stunden wurden 385 g des nach Beispiel 2 erhaltenen N-(4-Methacryoyloxibutyl)-carbaminsäurebutylesters
(mit 100 ppm Phenothiazin stabilisiert) in den auf 175°C erhitzten Dünnschichtverdampfer
eingebracht und vollständig verdampft. Die Urethandämpfe gelangten in den Spaltreaktor,
dessen durchschnittliche Temperatur 365°C betrug. Die austretenden Spaltgase wurden
in einer nachgeschalteten zweistufigen Kondensationsvorrichtung bei 30°C bzw. -15°C
fraktionierend kondensiert. Im ersten Kondensator erhielt man 276 g Kondensat, das
86 % 4-Isocyanatobutylmethacrylat und 12 % Ausgangsmaterial enthielt, im zweiten
Kondensator wurden 100 g Kondensat erhalten, das neben Butanol noch 6 % Ausgangsmaterial
enthielt. Die Kühlfalle vor der Vakuumölpumpe enthielt weitere 7 g Butanol.
[0028] Die Selektivität der Spaltung zum Isocyanat betrug somit 96 %. Der Inhalt von Kondensator
1 wurde bei 94 bis 100°C (Öltemperatur)/0,1 mbar über einen Dünnschichtverdampfer
destilliert. Man erhielt 206 g 4-Isocyanatobutylmethacrylat mit einer Reinheit von
98,6 %.
Beispiel 5
[0029] In einem 1 l-Rührautoklaven mit aufgesetzter Druckkolonne und Druckregelventil wurden
42 g 5-Amino-3-oxapentanol, 26,4 g Harnstoff und 592 g n-Butanol 2 Stunden bei 230°C
und 16 bar unter Abnahme von Ammoniak am Rückfluß gekocht. Man erhielt 628 g einer
gelblichen Flüssigkeit, deren Analyse mittels Gelpermeationschromatographie eine Umwandlung
von 92 % anzeigte. Nach Abdestillieren von überschüssigem Butanol und Carbamat wurde
der Rückstand von vier Ansätzen destilliert. Das Produkt geht bei 132°C/0,1 mbar über.
Es wurden 286 g (87 %) N-(5-Hydroxi-3-oxapentyl)-carbaminsäurebutylester erhalten.
Beispiel 6
[0030] 410 g des nach Beispiel 5 erhaltenen N-(5-Hydroxi-3-oxapentyl)-carbaminsäurebutylester,
308 g Methacrylsäureanhydrid und 0,5 g konzentrierte Schwefelsäure und 0,1 g Phenothiazin
wurden unter Einleiten von Luft auf 100°C erwärmt und 6 Stunden bei dieser Temperatur
gerührt. Nach Entsäuern mit wäßriger Natriumcarbonatlösung und Trocknen der organischen
Phase über Natriumsulfat wurde das erhaltene rohe Urethanmethacrylat ohne weitere
Reinigung in die thermische Spaltung gemäß Beispiel 7 eingesetzt.
Beispiel 7
[0031] Die Spaltung wurde in der in Beispiel 4 beschriebenen Apparatur durchgeführt.
[0032] 500 g des nach Beispiel 6 erhaltenen N-(5-Methacryloyloxi-3-oxapentyl)-carbaminsäurebutylesters
wurden innerhalb 2 Stunden in den auf 189°C beheizten und auf 1 mbar evakuierten
Dünnschichtverdampfer gegeben. Davon wurden 297 g verdampft und 203 g liefen ab. Die
durchschnittliche Spalttemperatur betrug 390°C. Im bei 35°C betriebenen Kondensator
1 wurden 230 g rohes Isocyanat gesammelt. Nach Destillation über einen Dünnschichtverdampfer
(95°C/0,3 mbar) erhielt man 172 g 5-Isocyanato-3-oxapentylmethacrylat (77 %) in einer
Reinheit > 97 %.
1. Verfahren zur Herstellung von ω-Isocyanatoalkyl-(meth)-acrylaten der allgemeinen
Formel I

in der A für einen Alkylenrest, einen Oxa-alkylenrest oder einen Polyoxaalkylenrest
mit jeweils 2 bis 12 C-Atomen und R für H- oder CH₃-stehen,
dadurch gekennzeichnet, daß man
a) ω-Aminoalkanole, ω-Amino-oxa-alkanole oder ω-Amino-polyoxa-alkanole, die jeweils
2 bis 12 C-Atome enthalten, mit Harnstoff und einem Alkanol zu N-ω-Hydroxyalkyl-,
N-ω-Hydroxy-oxa-alkyl- oder N-ω-Hydroxy-polyoxa-alkyl-carbaminsäureestern umsetzt,
b) die N-ω-Hydroxy-carbaminsäureester durch Umsetzung mit (Meth)acrylsäurealkylestern
oder (Meth)acrylsäureanhydrid verestert und
c) die erhaltenen ω-Alkoxicarbamoyl-alkyl-, -oxa-alkyl- und -polyoxa-alkyl(meth)acrylate
durch Erhitzen in die Verbindung (I) und Alkanol spaltet.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in der Stufe a) das Molverhältnis Aminoalkohol : Harnstoff : Alkanol 1 : 1 bis
1,5 : 5 bis 50 beträgt.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in der Stufe a) die Reaktionstemperatur 180 bis 235°C beträgt.
4. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man in Stufe a) Aminoalkanole oder ω-Amino-oxa-alkanole mit 4 bis 8 C-Atomen
einsetzt.
5. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in Stufe b) Methacrylsäuremethylester als Ester verwendet wird.
6. Verfahren zur Herstellung von ω-Isocyanatoalkyl(meth)acrylaten der allgemeinen
Formel I,
dadurch gekennzeichnet, daß man ω-Alkoxicarbamoylalkyl-, -oxaalkyl- und -polyoxaalkyl(meth)acrylate der
allgemeinen Formel II

in der A und R die in Anspruch 1 angegebene Bedeutung haben und R' einen gegebenenfalls
ein Sauerstoffatom enthaltenden Alkylrest mit 1 bis 6 C-Atomen bedeutet, in der Gasphase
in die Verbindung (I) und Alkanol spaltet.
7. Verfahren gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß man die Spaltung bei 300 bis 450°C durchführt.
8. Verfahren zur Herstellung von ω-Hydroxialkyl-, ω-Hydroxi-oxaalkyl- und ω-Hydroxi-polyoxaalkylcarbaminsäureestern
der allgemeinen Formel III
HO-A-NHCO₂R' III,
in der A und R' die oben genannte Bedeutung haben, dadurch gekennzeichnet, daß man Aminoalkanole der allgemeinen Formel IV
HO-A-NH₂ IV,
in der A die oben genannte Bedeutung hat, mit Harnstoff und einem Alkanol der allgemeinen
Formel V
R'OH V,
in der R' die oben genannte Bedeutung hat, unter Abtrennung von Ammoniak umsetzt.
9. Verfahren gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Molverhältnis Aminoalkanol : Harnstoff : Alkanol 1 : 1 bis 1,5 : 5 bis
50 beträgt.
10. Verfahren gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß man die Reaktion bei Temperaturen von 180 bis 235°C ausführt.