[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verteilen von Flüssigkeiten, die durch ein
Verteilerrohr strömen, auf mehrere vom Verteilerrohr abzweigende Abgänge, bei dem
das Verdrängen einer Flüssigkeit durch eine andere schneller als bisher erfolgt.
[0002] Die Erfindung betrifft weiterhin eine Vorrichtung zum Verteilen von Flüssigkeiten,
bestehend aus einem Verteilerrohr und mehreren, vom Verteilerrohr abzweigenden, vorzugsweise
gleichartigen Abgängen in Form von Rohren mit kleinerem Durchmesser als das Verteilerrohr,
beispielsweise einem Verteilerrohr, mit dem eine Spinnlösung auf mehrere Spinnstellen
verteilt wird.
[0003] Bei der Herstellung von Spinnfäden durch Verspinnen einer Spinnlösung oder Spinnschmelze
wird die Lösung oder Schmelze durch ein Verteilerrohr über engere Rohre, die vom Verteilerrohr
abzweigen (Abgänge) zu den Spinnstellen transportiert und dort durch die Spinndüsen
zu Fäden versponnen. Zu Problemen kommt es, wenn ein Spinnlösungswechsel, beispielsweise
durch einen Farbwechsel, vorgenommen wird. Da es sehr aufwendig ist, die Spinnmaschine
abzuschalten, zu reinigen und mit der neuen Spinnlösung oder -schmelze wieder anzufahren,
wird der Spinnbetrieb nicht unterbrochen, sondern die bisherige Spinnlösung oder -schmelze
wird durch die neue Spinnlösung oder -schmelze verdrängt. Das führt zu oft stundenlangen
Umspinnzeiten, in denen unbrauchbares Material erzeugt wird, weil eine Vermischung
der neuen mit der alten Spinnlösung oder -schmelze stattfindet. Insbesondere störend
ist, daß in Fließrichtung der Lösung oder der Schmelze gesehen, an den ersten vom
Verteilerrohr abzweigenden Spinnstellen bereits einwandfreies Material erzeugt wird,
während an den letzten Spinnstellen nach wie vor Ausschuß produziert wird. Da bekanntlich
die Fäden einer bestimmten Anzahl von Spinnstellen zu einem Band oder Kabel zusammengefaßt
werden und die Bandstärke möglichst nicht geändert wird, auch nicht während der Umspinnzeit,
muß das einwandfreie Material aus den vorderen Spinnstellen solange ausgemustert werden,
bis auch die letzte Spinnstelle einwandfreies Material produziert.
[0004] Dieser unerwünschte Effekt wird dadurch erzeugt, daß wegen der Reibung der Flüssigkeit
an den Wänden, die in der :r Mitte des Verteilerrohres transportierte Flüssigkeit
schneller strömt, so daß die an den Wänden strömende erste Flüssigkeit den letzten
Abgang erst erreicht, wenn an den ersten Abgängen bereits ausschließlich die zweite
Flüssigkeit abfließt und der in der Mitte des Rohres strömende Anteil der zweiten
Flüssigkeit den letzten Abgang längst erreicht hat.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, ein Verfahren und eine Vorrichtung bereitzustellen,
mit denen es gelingt, die Umspinnzeit zu reduzieren und vorzugsweise auf das unbedingte
Minimum zu begrenzenr bzw. zu erreichen, daß an allen Abgängen das Auftreten der reinen
zweiten Flüssigkeit gleichzeitig erfolgt.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die vor einem beliebigen Abgang
befindliche, gesamte wandnahe Flüssigkeitsschicht durch diesen Abgang zum Abströmen
gebracht wird.
[0007] Apparativ wird diese Aufgabe insbesondere dadurch gelöst, daß in Höhe jeden Abganges
im Verteilerrohr richtungsgleich ein Rohreinsatz mit geringerem Durchmesser als das
Verteilerrohr angebracht ist.
[0008] Vorzugsweise beträgt der Innendurchmesser des Rohreinsatzes 60 bis 80 X des Innendurchmesser
des Verteilerrohres. Der Außendurchmesser des Rohreinsatzes ist vorzugsweise 5 bis
40 X größer als der Innendurchmesser des Rohreinsatzes. Die Rohreinsatzlänge beträgt
insbesondere 30 bis 80 % des Abstandes zwischen zwei Abgängen. Die Mitte der Rohreinsatzlänge
kann sich in Höhe der Mitte des betreffenden Abganges befinden. Sie ist vorzugsweise
um 0 bis 95 % der Rohreinsatzlänge entgegen der Fließrichtung der Flüssigkeit von
der Mitte des Abganges verschoben.
[0009] Die von der Flüssigkeit berührten Flächen des Verteilerrohres und der Rohreinsätze
sind zweckmäßigerweise von gleichartig glatter Beschaffenheit, um Druckverluste wegen
Reibung zu minimieren. Die Rohreinsätze werden mit Abstandshaltern im Verteilerrohr
befestigt, wobei die Abstandshalter zweckmäßigerweise in einer gegenüber der Flüssigkeit
strömungsgünstigen Weise gestaltet sind. Weiterhin ist es zweckmäßig, wenn auch nicht
unbedingt erforderlich, die Rohreinsätze im Verteilerrohr konzentrisch anzubringen.
[0010] Die Figuren zeigen Längs- und Querschnittskizzen der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
[0011] Fig. 1 zeigt im Längsschnitt das Verteilerrohr 1, in das in Pfeilrichtung die zu
verteilende Flüssigkeit einfließt. 2 kennzeichnet die Rohreinsätze, 3 die Abgänge,
an deren Ende Pumpen 4 angebracht sind, die die Flüssigkeit weiter transportieren,
beispielsweise zu den Spinnstellen.
[0012] Fig. 2 zeigt einen Querschnitt durch das Verteilerrohr in Höhe eines Abganges.
[0013] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist nicht auf eine bestimmte Anzahl von Abgängen
beschränkt, jedoch ergibt sich die optimale Zahl von Abgängen aus dem zu überwindenden
Druckverlust und den damit verbundenen Aufwendungen. Durch die Rohreinsätze innerhalb
des Verteilerrohres wird zwar der Druckverlust erhöht, jedoch nur in so untergeordnetem
Umfang, daß eine Verkürzung des Verteilerrohres auf eine geringere Anzahl von Abgängen
normalerweise nicht erforderlich ist.
[0014] Die erfindungsgemäße Vorrichtung eignet sich insbesondere zum Verteilen von Spinnlösungen
oder -schmelzen auf mehrere Spinnstellen.
[0015] Hierbei konnte eine Verringerung der Umspinnzeiten auf höchstens 20% der Dauer, die
mit einem herkömmlichen Verteilerrohr ohne Einbauten erzielt wurde, erreicht werden.
Beispiel
[0016] Eine 30 gew.-%ige Spinnlösung eines Acrylnitrilcopolymerisates aus 93,6 Gew.-X Acrylnitril,
5,7 Gew.-% Acrylsäuremethylester und 0,7 Gew.-% Natriummethallylsulfonat vom K-Wert
81 (Fikentscher, Cellulosechemie 13, <1932), Seite 58) in Dimethylformamid wurde über
ein Verteilerrohr mit dem Durchmesser 56 mm zu 20 Spinnschächten gepumpt.
[0017] Die Abgänge zu den Spinnschächten hatten einen Durchmesser von 18 mm und waren im
Abstand von 400 mm zueinander angebracht.
[0018] In dem Verteilerrohr wurden konzentrisch 200 mm lange Einsatzrohre mit einem Innendurchmesser
von 46 mm und einer Wandstärke von 2 mm angebracht, deren Mitte am Anfang um 90 %,
danach stufenweise bis zum letzten Abgang um 5 % der Länge der Rohreinsätze entgegen
der Fließrichtung der Flüssigkeit von der Mitte des jeweiligen Abganges verschoben
war. Die Fördermenge an Spinnlösung betrug 27 l/h. Die Spinnlösung enthielt einen
roten Farbstoff und wurde zum Zeitpunkt 0 durch eine Spinnlösung, die einen blauen
Farbstoff enthielt, ersetzt.
[0019] Die Spinnlösungen wurden aus 1155-Lochdüsen mit 0,2 mm Düsenlochdurchmesser bei einer
Abzugsgeschwindigkeit von 330 m/min trocken versponnen. Die Verweilzeit der Spinnfäden
in den Spinnschächten betrug 15 Sekunden. Die Schachttemperatur la
g bei 180°C und die Lufttemperatur betrug 280°C. Die durchgesetzte Luftmenge betrug
50 m
3/h für jeden Schacht, die am Kopf des Schachtes in Längsrichtung zu den Fäden eingeblasen
wurde.
[0020] Es wurden mit und ohne Rohreinsätze Fäden erzeugt. Es wurde die Zeit bestimmt, die
vom Zeitpunkt 0 Vorgängern war, bis alle Fäden, verglichen mit einem Standard, einwandfrei
blau gefärbt waren. Diese Zeit ist die sagenannte Umspinnzeit. Ferner wurde der Druckverlust
bestimmt.

1. Verfahren zum Verteilen von Flüssigkeiten, die durch ein Verteilerrohr strömen,
auf mehrere vom Verteilerrohr abzweigende Abgänge, dadurch gekennzeichnet, daß die
vor einem beliebigen Abgang befindliche, gesamte wandnahe Flüssigkeitsschicht durch
diesen Abgang zum Abströmen gebracht wird.
2. Verfahren zum Verteilen von Spinnlösungen oder -schmelzen auf mehrere Spinnstellen
mit Hilfe eines Verteilerrohres, an das die Spinnstellen mit vom Verteilerrohr abzweigenden
Rohren (Abgängen) mit kleinerem Durchmesser als das Verteilerrohr, angeschlossen sind,
dadurch gekennzeichnet, daß man ein Verteilerrohr mit darin in Höhe jeden Abganges
richtungsgleich angebrachten Rohreinsätzen verwendet, die einen geringeren Durchmesser
als das Verteilerrohr haben.
3. Vorrichtung zum Verteilen von Flüssigkeiten bestehend aus einem Verteilerrohr und
mehreren, vom Verteilerrohr abzweigenden, vorzugsweise gleichartigen Abgängen in Form
von Rohren mit kleinerem Durchmesser als das Verteilerrohr, dadurch gekennzeichnet,
daß in Höhe jeden Abganges im Verteilerrohr richtungsgleich ein Rohreinsatz mit geringerem
Durchmesser als das Verteilerrohr angebracht ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, wobei der Innendurchmesser des Rohreinsatzes 60 bis
80 X des Innendurchmessers der Verteilerrohres beträgt und der Außendurchmesser des
Rohreinsatzes 5 bis 40 % größer ist als der Innendurchmesser des Rohreinsatzes.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1, wobei die Rohreinsatzlänge 30 bis 80 % des Abstandes
zwischen zwei Abgängen beträgt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 1, wobei die Mitte der Rohreinsatzlänge um 0 bis 95 X
der Rohreinsatzlänge entgegen der Fließrichtung der Flüssigkeit von der Mitte des
jeweiligen Abganges verschoben ist.