[0001] Die Erfindung betrifft eine Brandschutzplatte aus einer mit einer blähfähigen Masse
imprägierten Kernschicht und Deckschichten.
[0002] Brandschutzplatten und -elemente werden überall dort angewandt, wo im Brandfall der
Durchtritt des Feuers und die Übertragung von Hitze unterbunden werden soll. Ein
wirksames Mittel zur Verhinderung des Durchtritts von Feuer und Hitze sind sogenannte
"intumeszierende" Materialien, die im Brandfall, d.h. bei Temperaturen oberhalb von
100°C, aufblähen, wobei sie einen hitzebeständigen und wärmeisolierenden Schaum bilden.
[0003] Es ist bekannt, Holztüren mit derartigem Material zu beschichten, wobei auch geringe
Anteile in die Holzoberfläche eindringen können. Solche Brandschutztüren weisen jedoch
keine ausreichende Feuerwiderstandsdauer auf, bzw. müssen mit derart hohen Mengen
an Brandschutzmaterial beschichtet werden, daß die im Brandfall entstehende Schaumschicht
und damit verklebte Deckschichten nach relativ kurzer Zeit abfallen.
[0004] Aus der EP-A-123 255 sind Brandschutzelemente bekannt, bei denen das Trägermaterial
der Kernschicht anorganischer Natur ist und vorzugsweise aus Mineralfasern besteht,
welche mit einem intumeszierenden Mittel imprägniert sind. Solche Brandschutzelemente
benötigen entweder metallische oder verhältnismäßig dicke nichtmetallische Deckschichten
und Aussteifungsprofile, die ihnen die notwendige Biegefestigkeit verleihen. Daraus
hergestellte Brandschutztüren sind daher sehr schwer.
[0005] Der Erfindung lag nun die Aufgabe zugrunde, leichte, einfach herzustellende Brandschutzplatten
mit guter Biegefestigkeit zu entwickeln, die im Brandfall eine hohe Feuerwiderstandsdauer
aufweisen.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine Brandschutzplatte aus Deckschichten
B und einer Kernschicht A, die aus einem überwiegend organischen, offenzelligen Material
A₁ besteht, welches zumindest teilweise mit einer hitzeblähfähigen Masse A₂ imprägniert
ist, die sich überwiegend im Innern der Kernschicht befindet.
[0007] Es ist überraschend, daß derartige Platten auf Basis eines Trägermaterials, das
organischer Natur und somit brennbar ist, eine Feuerwiderstandsdauer aufweisen, die
zumindest nicht wesentlich geringer als bei anorganischen Trägermaterialien ist. Gegenüber
Platten mit Mineralwolle als Trägermaterial weisen die erfindungsgemäßen Platten eine
bessere Biegesteifigkeit auf, da die Kernschicht durch ihre Schubsteifigkeit und den
Verbund mit den festen Deckschichten bei Biegebelastung des Verbunds mechanisch mitträgt.
[0008] Die Kernschicht A hat eine Dicke von 2 bis 200 mm, vorzugsweise von 15 bis 100 mm.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform weist das offenzellige Material A₁ Waben- oder
Schaumstruktur auf und enthält - vor der Imprägnierung mit der intumeszierenden Masse
A₂ - 80 bis 99 Volumenprozent Hohlräume. Die Waben können dabei aus Pappe oder Kunststoff,
z.B. auf Basis von Duromerharzen oder Polyurethan bestehen. Als offenzellige Kunststoff-Schäume
sind solche aus Duromeren, z.B. Melamin-, Harnstoff- oder Phenolharzen oder Polyurethan
geeignet.
[0009] Bei einer anderen bevorzugten Ausführungsform besteht das offenzellige Material A₁
aus gebundenen organischen Fasern, Schnitzeln oder Spänen und enthält - vor der Imprägnierung
- 2 bis 30 Volumenprozent Hohlräume. Bevorzugtes Material A₁ sind zement- oder kunstharzgebundene
Holzspan-, Holzwolle- oder Holzfasermassen.
[0010] Das offenzellige Material A₁ ist mit einer intumeszierenden Masse A₂ imprägniert,
die im Brandfall aufbläht. Dafür kommen insbesondere die bekannten Massen auf Basis
wäßriger Lösungen von Amin/Formaldehyd-Kondensationsprodukten in Frage, wie Harnstoff-
oder Dicyandiamid/Formaldehyd-Kondensate, die weitere Zusätze, wie Kohlehydrate,
Phosphate und Alkohole (z.B. nach DE-B-23 15 416) enthalten können, ferner wasserhaltige
Alkalisilikate (z.B. nach AT-B-237 501).
[0011] Derartige Massen schäumen bei Temperaturen oberhalb von 100°C, insbesondere oberhalb
von 150°C. Sie bilden dabei einen weitgehend geschlossenzelligen Schaum mit geringer
thermischer Leitfähigkeit, der den Durchtritt von Sauerstoff und Hitze verhindert
und somit feuerbeständig und wärmeisolierend ist. Es ist wesentlich, daß die Masse
A₂ überwiegend, vorzugsweise praktisch vollständig, im Innern der Kernschicht, d.h.
in deren Hohlräumen imprägniert ist. Dabei ist selbstverständlich nicht ausgeschlossen,
daß sich eine dünne Schicht noch an der Oberfläche befindet, die in manchen Fällen
auch zum Verkleben mit den Deckschichten B dienen kann. Es ist jedoch nicht notwendig,
daß die Masse A₂ gleichmäßig über die Dicke des offenzelligen Materials A₁ verteilt
ist und dieses vollständig durchtränkt. In vielen Fällen genügt es, wenn nur die Randbereiche
der Kernschicht mit der Masse A₂ imprägniert sind. Im allgemeinen enthält die Kernschicht
die Masse A₂ in einer Menge von 20 bis 300 g Feststoff pro l Gesamtvolumen. Das Imprägnieren
kann nach üblichen Methoden, z.B. durch Eintauchen, Aufspritzen, Aufgießen oder Einrollen
der wäßrigen Lösungen der Masse A₂ vorgenommen werden.
[0012] Die Deckschichten B können 0,5 bis 10, vorzugsweise 0,8 bis 8 mm dick sein. Sie dienen
Stabilitäts- und Dekorationszwecken und können z.B. aus Holz, gebundenen Holzwerkstoffen,
Metall, Kunststoffen, Glas, Keramik oder faserarmierten Massen bestehen.
[0013] Bei einer besonderen Ausführungsform der Erfindung ist die Brandschutzplatte als
Mehrfachsandwich mit einer oder mehreren Zwischenschichten aus dem Material B ausgebildet.
Wenn bei länger andauernder Brandschutzbelastung eine Kernschicht weggebrannt ist
oder sich abgelöst hat, bilden die nächsten Schichten immer noch einen intakten Verbundquerschnitt
mit hoher Biegefestigkeit und -steifigkeit.
[0014] Kernschicht und Deckschichten werden auf übliche Weise, z.B. mit Klebern auf Phenolharz-,
Melaminharz-, Polyurethan- oder Latex-Basis miteinander verbunden.
[0015] Die erfindungsgemäßen Brandschutzplatten können im Bauwesen, im Fahrzeug-, Schiffs-
und Flugzeugbau, sowie als Lager- und Transport-Behälter Verwendung finden, bevorzugt
als Türen, Tore, Trennwände, Böden und Decken.
[0016] Die in den Beispielen genannten Teile beziehen sie auf das Gewicht.
Beispiel 1
[0017] Eine 25 mm dicke Kernschicht aus Pappe-Waben (36 g/l, 95 Volumenprozent Hohlräume)
wurde mit einer Menge von 120 g/l Festkörperanteil einer wäßrigen Lösung aus 11 Teile
Harnstoff, 14 Teile Dicyandiamid, 23 Teile Ammoniumhydrogenorthophosphat, 14 Teile
Formaldehyd, 6 Teile Dextrin und 32 Teile Wasser durch Eintauchen imprägniert. Die
Kernschicht wurde beidseitig mit Hilfe eines Klebers auf Phenol/Resorcin/Formaldehyd-Harz-
Basis mit zwei 3,8 mm dicken Hartfaser-Deckschichten verbunden.
[0018] Die Feuer-Widerstandsdauer der Brandschutzplatte (Belastung nach der Einheitstemperaturkurve
gemäß ISO 834) bis zum Durchbrand betrug 32 min; bei einer Vergleichsplatte, die nicht
mit der blähfähigen Masse getränkt war, betrug die Feuerwiderstandsdauer nur 12 min.
Beispiel 2
[0019] Eine 25 mm dicke Kernschicht aus Melaminharzschaum einer Dichte von 11 g/l und einem
Porenvolumen von 99 % wurde durch Besprühen mit 155 g/l Feststoffanteil einer blähfähigen
Masse wie in Beispiel 1 getränkt und mit zwei 1,0 mm Deckschichten aus Stahlblech
verbunden.
[0020] Die Feuerwiderstandsdauer (Zeitspanne bis zur Temperaturerhöhung auf 140°C auf der
nicht-beflammten Seite) betrug 30 min; bei einer Vergleichsplatte nur 13 min.
Beispiel 3
[0021] Eine 25 mm dicke, 470 g/l schwere Holzspanplatte mit 3 Volumenprozent Hohlräumen
und relativ poröser Oberfläche wurde in einer Menge von 90 g/l mit einer Tränkmasse
wie in Beispiel 1 durch Einrollen imprägniert und mit einem Melaminharz-Kleber mit
zwei 3,8 mm dicken Holzfaserplatten verklebt.
[0022] Die Feuerwiderstandsdauer bis zum Durchbrand betrug 70 min, bei einer Vergleichsplatte
nur 47 min.
Beispiel 4
[0023] Eine 25 mm dicke, 362 g/l schwere, zementgebundene Holzwolle-Leichtbauplatte (®HERKALIT)
mit 15 Volumenprozent Hohlräumen wurde durch Aufstreichen mit einer Masse wie in
Beispiel 1 getränkt und mit einem Harnstoffharz-Kleber mit zwei 3,8 mm dicke Hartfaser-Deckschichten
verklebt.
[0024] Die Feuerwiderstandsdauer bis zum Durchbrand betrug 69 min, bei einer Vergleichsplatte
nur 25 min.
1. Brandschutzplatte, bestehend aus
A. einer Kernschicht aus einem offenzelligen Material A₁, das zumindest teilweise
mit einer Masse A₂ imprägniert ist, die im Brandfall aufbläht, und
B. stabilen Deckschichten,
dadurch gekennzeichnet, daß das offenzellige Material A₁ überwiegend organischer Natur ist, und die Masse
A₂ überwiegend im Innern der Kernschicht imprägniert ist.
2. Brandschutzplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das offenzellige Material A₁ Waben- oder Schaumstruktur aufweist und (vor der
Imprägnierung) 80 bis 99 Volumenprozent Hohlräume enthält.
3. Brandschutzplatte nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das offenzellige Material A₁ aus Papp- oder Kunststoff-Waben besteht.
4. Brandschutzplatte nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das offenzellige Material A₁ aus einem Duromer-Schaum besteht.
5. Brandschutzplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das offenzellige Material A₁ aus gebundenen Fasern, Schnitzeln oder Spänen besteht
und (vor der Imprägnierung) 2 bis 30 Volumenprozent Hohlräume enthält.
6. Brandschutzplatte nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das offenzellige Material A₁ eine zement- oder kunstharzgebundene Holzspan-,
Holzwolle- oder Holzfasermasse ist.
7. Brandschutzplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Masse A₂ bei Temperaturen oberhalb von 100°C zu einem hitzebeständigen
und wärmeisolierenden Schaum aufbläht.
8. Brandschutzplatte nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Masse A₂ ein Amin/Formaldehyd-Kondensationsprodukt oder ein wasserhaltiges
Alkalisilikat ist.