[0001] Die Erfindung betrifft eine Drehanode für Röntgenröhren, bestehend aus einem Grundkörper
aus einer Molybdän-Legierung.
[0002] Die einer Drehanode zur Erzeugung von Röntgenstrahlung zugeführte elektrische Energie
wird nur zu etwa 1 % in Röntgenstrahlen umgesetzt. Die restlichen 99 % werden in Wärme
umgesetzt.
Materialien für Drehanoden müssen daher zur Erzeugung der jeweils benötigten Röntgenstrahlung
geeignet sein und gleichzeitig eine hohe Warmfestigkeit aufweisen.
[0003] Wolfram weist sowohl einen sehr hohen Schmelzpunkt als auch eine hohe Ordnungszahl
im periodischen System auf und hat sich daher als Material für die Röntgenstrahlen
erzeugende Brennfleckbahn bzw. für den Grundkörper von Drehanoden sehr gut bewährt.
Der Nachteil von Wolfram ist jedoch, daß es nur sehr schwer verformbar ist und außerdem
ein sehr hohes spezifisches Gewicht aufweist, so daß die Beschleunigung und Abbremsung
derartiger Drehanoden nur verhältnismäßig langsam erfolgen kann. Desgleichen sind
die bei der Rotation auftretenden Fliehkräfte sehr groß, wodurch die höchstzulässige
Drehzahl dieser Drehanoden vergleichsweise niedrig ist.
[0004] Um diese Nachteile zu vermeiden ist man in der Vergangenheit dazu übergegangen, nur
mehr die Röntgenstrahlen abgebende Brennfleckbahn der Drehanode aus Wolfram oder einer
Wolfram/Rhenium-Legierung herzustellen und den Grundkörper der Drehanoden aus Molybdän
oder Molybdän-Legierungen, die wesentlich leichter als Wolfram sind, herzustellen.
Aus der AT-PS 248 555 ist es beispielsweise bekannt, eine Legierung auf Molybdän-Basis
mit Zusätzen von 0,5 - 50 % von Wolfram, Tantal, Niob, Rhenium und/oder Osmium für
den Grundkörper von Drehanoden zu verwenden. Bei hoher Beanspruchung dieser Drehanoden
wirkt sich jedoch der Unterschied in den thermischen Ausdehnungen zwischen dem Grundkörper
aus der Molybdän-Legierung und der Brennfleckbahn aus Wolfram oder Wolfram-Legierung
nachteilig aus und kann die Ursache zur Entstehung von Rissen in der Brennfleckbahn
sein, die sich bis in den Grundkörper hinein erstrecken können.
[0005] Die AT-PS 257 751 beschreibt eine Drehanode für Röntgenröhren mit einem Grundkörper
aus einer Molybdän-Legierung, die 0,05 - 1,5 Gew.% Titan und gegebenenfalls noch zusätzlich
bis zu 0,5 Gew.% Zirkon oder 0,3 Gew.% Kohlenstoff enthält. Diese Molybdän-Legierung
ist als TZM bekannt. Durch die Verwendung von TZM als Material für den Grundkörper
konnte die Neigung zur Rißbildung wesentlich herabgesetzt werden.
[0006] Nachteilig bei dieser Art von Drehanoden ist es jedoch, daß es mit der Zeit zu einem
Verzug der Brennbahn kommen kann. Dieser Verzug tritt umso häufiger und schwerwiegender
auf, je höher die Betriebstemperatur der Drehanode liegt und je größer der Durchmesser
der Drehanode ist. Durch diesen Verzug, der so gering sein kann, daß er mit dem bloßem
Auge nicht erkennbar ist, kommt es zu einer verringerten Ausbeute der Röntgenstrahlung,
da ein Teil der Röntgenstrahlung an der Peripherie des Röntgenstrahlfensters abgeschnitten
wird.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Drehanode für Röntgenröhren zu schaffen,
bei der der Grundkörper aus einer Molybdän-Legierung besteht und gleichzeitig bekannte
Probleme für diese Legierung, wie Rißbildung oder ein Verziehen der Drehanode, vermieden
werden.
[0008] Erfindungsgemäß wird dies dadurch erreicht, daß die Molybdän-Legierung aus 0,1 -
15 Gew.% Hafnium, 0,1 - 15 Gew.% Zirkonium, 0,01 - 1,0 Gew.% Kohlenstoff, Rest Molybdän,
besteht.
[0009] In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung besteht die Molybdän-Legierung
aus 0,1 - 2,0 Gew.% Hafnium, 0,1 - 2,0 Gew.% Zirkon, 0,01 - 0,5 Gew.% Kohlenstoff,
Rest Molybdän.
[0010] Die Legierung entsprechend der Erfindung weist gegenüber einer TZM-Legierung verbesserte
mechanische Eigenschaften auf, die vor allem auch bei den Betriebstemperaturen von
Drehanoden im Bereich zwischen etwa 1000°C und 1500°C wesentliche Festigkeits-Verbesserungen
der Drehanode bewirken.
[0011] Um die verbesserte mechanische Festigkeit der Legierung entsprechend der Erfindung
gegenüber TZM, gerade bei den beim Betrieb von Drehanoden auftretenden Temperaturen
zu zeigen, wurden im Beispiel 1 entsprechende Zugfestigkeitstests an Probestäben aus
diesen Legierungen ausgeführt.
[0012] Die Zusammensetzungen der Legierungen wurden im Beispiel 1 variiert und bewegten
sich im Fall der Legierung für den Grundkörper der erfindungsgemäßen Drehanode im
Bereich von 0,4 - 0,7 Gew.% Zr, 0,15 - 1,2 Gew.% Hf, 0,05 - 0,15 Gew.% C und im Fall
der TZM-Legierung im Bereich von 0,5 Gew.% Ti, 0,08 Gew.% Zr, 0,01 - 0,04 Gew.% C.
Die Probestäbe wurden durch Pressen und Sintern der Ausgangspulver und anschließendes
Heißschmieden zur vollständigen Verdichtung hergestellt. Meßlängen-Durchmesser der
Probestäbe 2,5 mm, Durchmesser der Einspannköpfe 5 mm, Meßlänge 10 mm, Meßlängen-Rauhigkeit
R
a= 1,6 µ. Die Messungen wurden in einem Warmzerreißofen mit Kaltwandkessel unter H₂
als Schutzgas, TP kleiner als -35°C, durchgeführt.

[0013] Die Rekristallisations-Temperatur der Legierung entsprechend der Erfindung liegt
um 150 bis 250°C höher als bei einer TZM-Legierung. So ist nach einer einstündigen
Glühung bei 1350°C TZM bereits teilrekristallisiert, die Legierung entsprechend der
Erfindung dagegen erst bei Temperatur über 1500°C.
[0014] Durch die Verwendung der Legierung entsprechend der Erfindung für den Grundkörper
von Drehanoden kann daher die Betriebstemperatur der Drehanoden wesentlich erhöht
werden, ohne daß es durch frühzeitige Rekristallisation zu einem Steilabfall der mechanischen
Festigkeit kommt.
[0015] Aufgrund der erhöhten Rekristallisations-Temperatur ergibt sich eine wesentlich erhöhte
Wechselfestigkeit im Betriebstemperaturbereich der Drehanoden. Selbst im Falle einer
Rekristallisation ist die Wechselfestigkeit der Legierung entsprechend der Erfindung
gegenüber TZM verbessert, da das Gefüge der Legierung entsprechend der Erfindung nach
der Rekristallisation wesentlich feinkörniger anfällt als bei TZM. Aufgrund dieser
Eigenschaften wird die Lebensdauer der erfindungsgemäßen Drehanoden wesentlich erhöht.
[0016] Der bedeutendste Vorteil, der sich durch die Verwendung der Legierung entsprechend
der Erfindung für den Grundkörper für Drehanoden ergibt, ist die in diesem Ausmaß
überraschende, praktisch vollständige Vermeidung von Verzugserscheinungen der Drehanoden,
sowohl während der Fertigung als auch während des Betriebes. Die aussagefähigste Größe
für den Verzug der Drehanoden ist dië Kriechstabilität des Basiswerkstoffes.
[0017] Zur Demonstration der hervorragenden Kriechfestigkeit der Legierung für den Grundkörper
der erfindungsgemäßen Drehanode wurden im Beispiel 2 Kriechbruchzeiten und minimale
Kriechgeschwindigkeiten im Vergleich zu TZM ermittelt.
[0018] Die Kriechfestigkeits-Messungen im Beispiel 2 wurden an gleichartigen Probestäben
wie bei den Zugfestigkeits-Messungen im Beispiel 1 im gleichen Ofen, unter denselben
Bedingungen durchgeführt. Die Probestäbe wurden während der Fertigung teilweise einer
Wärmebehandlung unterzogen.

[0019] Die vorzugsweise Herstellung der erfindungsgemäßen Drehanoden kann auf bekannte Weise
durch Verbundpressen, -sintern und -schmieden der Ausgangsmaterialien für den Grundkörper
und für die Brennbahn oder auch durch Verbindungsschmieden des Grundkörpers und des
Brennbahnbelages, die getrennt gepreßt, gesintert und geschmiedet wurden, erfolgen.
[0020] Bei diesem Herstellungsverfahren kommt besonders bei Drehanoden mit einem Brennbahnbelag
aus Wolfram oder einer Wolfram/Rhenium-Legierung als Vorteil der erfindungsgemäßen
Legierung zum Tragen, daß ihr erhöhter Formänderungs-Widerstand dem des für die Brennbahn
verwendeten Wolfram bzw. Wolfram/Rhenium-Materials sehr nahekommt, wodurch das bei
bekannten Drehanoden ungünstige, unterschiedliche Fließverhalten der Werkstoffe für
Brennbahn und Grundkörper angeglichen wird. Infolge der angenäherten Warmfestigkeits-
und Warmstabilitätswerte kann auch die Fertigung der Drehanoden verbessert, d.h. die
notwendige Wärmebehandlung bei höherer Temperatur durchgeführt werden, da praktisch
kein Kompromiß mehr zwischen zwei unterschiedlich warmfesten Werkstoffen erforderlich
ist. Durch geeignete Wahl der Temperaturen und der Zeiten der Wärmebehandlung unter
Berücksichtigug der Umformgrade und der Umformgeschwindigkeiten bei der Herstellung
der Drehanode ist eine wesentliche Verbesserung der Warmfestigkeits-, Stabilitäts-
und Ermüdungseigenschaften gegenüber bekannten Ausführungen, insbesondere gegenüber
Drehanoden aus bekannten Molybdän-Legierungen, zu erreichen. Damit sind neben der
hervorragenden Verzugsfestigkeit der erfindungsgemäßen Drehanoden weitere wesentliche
Eigenschafts-Verbesserungen erreichbar.
[0021] Das bedeutet zum einen eine Qualitäts- und Funktionsverbesserung von Röntgen-Drehanoden
in bekannten Einrichtungen, erlaubt zugleich aber auch die kommerzielle Anwendung
der erfindungsgemäßen Drehanoden für neue Techniken, wie die Computer-Tomografie,
für die Drehanoden mit vergleichsweise sehr großen Abmessungen benötigt werden.
1. Drehanode für Röntgenröhren, bestehend aus einem Grundkörper aus einer Molybdän-Legierung,
dadurch gekennzeichnet, daß die Molybdän-Legierung aus 0,1 - 15 Gew.% Hafnium, 0,1 - 15 Gew.% Zirkon, 0,01
- 1,0 Gew.% Kohlenstoff, Rest Molybdän besteht.
2. Drehanode für Röntgenröhren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Molybdän-Legierung
aus 0,1 - 2,0 Gew.% Hafnium, 0,1 - 2,0 Gew.% Zirkon, 0,01 - 0,5 Gew.% Kohlenstoff,
Rest Molybdän besteht.
3. Drehanode nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Molybdän-Legierung
für den Grundkörper auch für die Drehanodenwelle verwendet wird.