[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Umfangsprofilieren eines Werkstückes, insbesondere
zum Herstellen einer archimedischen Hinterschliffkurve an einem Fräser oder Gewindebohrer.
[0002] Um in einem Werkstück eine vorgebbare Form, wie z.B. die archimedische Hinterschliffkurve
an Abwälz- und Gewindefräsern oder an Gewindebohrern zu erzeugen, werden bisher mechanische
Vorrichtungen eingesetzt. Von einer Kurvenscheibe mit der auf ihrem Umfang abgebildeten
Schleifkurve werden über Hebeltriebe die notwendigen Hubbewegungen des Wertstückes
oder der Schleifscheibe erzeugt. Bedingt durch Kraft- und Schwingungsprobleme translatorisch
bewegter Massen, sind der Arbeitsgeschwindigkeit und der Qualität bei diesen mechanischen
Hebeltrieben Grenzen gesetzt. Bei der Erprobung eines mechanisch gesteuerten Hinterschliffes
ergab sich beispielsweise eine Grenzleistung von 1500 Hub/min, weil dann Schwingungen
und Resonanzfrequenzen auftraten, welche eine weitere Steigerung nicht zuließen. Außerdem
ist die Maschinenumrüstung zur Herstellung unterschiedlicher Werkstücke sehr aufwendig.
[0003] Die Erfindung geht von der Aufgabe aus, eine vorgegebene geometrische Form mit kompliziertem
Verlauf, wie eine archimedische Hinterschliffkurve an Fräsern und Bohreren, mit möglichst
hoher Bearbeitungsgeschwindigkeit bei gleichzeitig hoher Konturgenauigkeit und Oberflächenqualität
zu erzeugen. Zur Lösung dieser Aufgabe, werden die im Patentanspruch 1 angegebenen
Merkmale vorgeschlagen.
[0004] Bei dem der Erfindung zugrunde liegenden Arbeitsprinzip sind die translatorischen
Bewegungszyklen während des Schleifprozesses eleminiert, wodurch Schleifgeschwindigkeiten
von 60 m/s und höher ermöglicht werden. Durch den Einsatz elektronischer Getriebe
ist auch das Koppeln und Entkoppeln einander zugeordneter Achsen möglich, ohne daß
die Abhängigkeitsbeziehungen zueinander verloren gehen. Dadurch können das Schrupp-
oder Leistungsschleifen und das Schlicht- oder Qualitätsschleifen unter den jeweils
optimalen Bedingungen und mit hoher Genauigkeit durchgeführt werden.
[0005] Anhand der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiele soll die Erfindung
näher erläutert werden.
[0006] Es zeigen:
Fig. 1 Prinzipdarstellung der drei elektronisch gekoppelten Achsen von Abrichtrolle,
Schleifscheibeund Werkstück
Fig. 2 Eine vergrößerte Darstellung eines Teilausschnittes eines Gewindebohrers und
den zugehörigen Hinterschliffgrößen.
Fig. 3 Schematische Darstellung einer Schleifvorrichtung und der zugehörigen Steuerung.
[0007] Die Schleifscheibe 1 ist an ihrem Umfang mit der dem zu schleifenden Werkstück 2
(Gewindebohrer) angepaßten Hinterschliffkurve versehen. Die Hinterschliffkurve der
Schleifscheibe 1 wird durch die Diamant-Abrichtrolle 3 erzeugt. Hierzu wird die Diamant-Abrichtrolle
3 über entsprechende Antriebe in die jeweils gewünschte Lage zur rotierenden Schleifscheibe
gebracht, wobei der Synchronlauf durch eine elektronische Steuerung sichergestellt
wird. Die jeweilige Hubbewegung H der Abrichtrolle 3 entspricht dem der auf dem Schleifscheibenumfang
gewünschten konvexen Hinterschliffkurve. Die Hinterschliffkurve kann auf dem Umfang
der Schleifscheibe einmal oder auch mehrmals abgebildet werden. In Fig. 1 ist die
2-malige Abbildung angedeutet, während der Gewindebohrer über seinen Umfang vier
Hinterschliffkurven aufweist.
[0008] Während der Profilierung der Schleifscheibe 1 führt somit lediglich die Abrichtrolle
3 neben der rotorischen Bewegung eine Hubbewegung aus. Beim eigentlichen Schleifprozess
dagegen, rotieren die Schleifscheibe 1 und das Werkstück 2 synchronisiert um die feststehenden
Rotationsachsen 4 bzw. 5 und die Schleifscheibe 1 vollzieht aufgrund der konvexen
Profilierung ihres Umfanges eine relative Bewegung zur Werkstückachse.
[0009] Die auf der Schleifscheibe 2x aufgebrachte Hinterschleifkurve hat die Funktion r
= f (ϑ, k) wobei k die Anzahl der konvexen Hinterschleifkurven auf 360° ist (im vorliegenden
Falle = 2). Mit α ₁ ist ein Sicherheitsbereich angedeutet, während α ₂ den Sicherheitsbereich
einschließlich Hinterschleifabschnitt und α ₃ einschließlich des Nutenabschnittes
andeutet. Im Nutenabschnitt wird die Hinterschleifkurve wieder auf den Ausgangspunkt
A
S zurückgeführt.
[0010] In Fig. 2 ist in größerem Maßstab ein Kurvenverlauf und deren einzelne Abschnitte
und Größen dargestellt, wie er mit dem erfindungsgemäßen Verfahren möglich ist.
[0011] Die Hinterschliffgröße H bzw. h max sind innerhalb bestimmter Werte programmierbar.
[0012] Anhand der schematischen Darstellung der Vorrichtung gemäß Fig. 3 wird nachfolgend
der technologische Ablauf der Herstellung eines Gewindes mit Hinterschliff erläutert.
[0013] Zunächst werden die Achslagen von Diamant-Abrichtrolle 3 und Schleifscheibe 1 mittels
einer CNC-Steuerung und eines elektronischen Getriebes über die zugehörigen Motore
(M4 und M5 für die Diamant-Abrichtrolle 3 sowie M8 für die Schleifscheibe 1) und die
Meßwertgeber WM5 bzw. WM8 in definierte Abhängigkeit synchronisiert und die Schleifscheibe
mit der Hinterschleifkurve profiliert.
[0014] In einem ersten Arbeitsgang (Schruppschleifen) wird nunmehr das Gewinde in das Werkstück
2 geschliffen. Der Hinterschliff muß dabei noch nicht erfolgen. So wie vorher die
Achslagen von Diamant-Abrichtrolle und Schleifscheibe in definierte Abhängigkeit
zueinander gebracht wurden, werden jetzt auch die Motore M1 und M2 für die Werkstückbewegung
und M8, M3 für die Schleifscheibenbewegung sowie die zugehörigen Meßwertgeber WM1,
WM2, WM8 und WM3 in definierte Abhängigkeit gebracht. Synchronisation besteht zwischen
M1 und M2. Bei gleichzeitigem Abrichten der Schleifscheibe und Hinterschleifen des
Werkstückes müssen auch noch die Motore M5 und M8 in Synchronisation mit M1 und M2
sein und der Motor M4 aktiviert sein. Das Abrichten der Schleifscheibe mittels der
Diamant-Abrichtrolle kann nach oder auch während des Schruppschleifens durchgeführt
werden.
[0015] Das Gewinde wird in einem weiteren Arbeitsgang durch Schlichtschleifen mit der ein-
oder mehrgängigen Schleifscheibe einschließlich Hinterschliff fertiggeschliffen.
Dabei sind die Motore M2, M1, M3 und M8 sowie die zugeordneten Meßwertgeber in definierte
Abhängigkeit gebracht und es besteht Synchronisation zwischen den Motoren M1, M2 und
M8.
[0016] Nach dem Schlichtschleifen erfolgt der Werkstückwechsel, und das Schruppschleifen
des neuen Werkstückes kann im wesentlichen ohne vorangegangenen Abrichtvorgang durchgeführt
werden.
[0017] Der Werkstückwechsel erfolgt lageorientiert, indem mit dem ersten Schleifprozess
die in Fig. 1 eingezeichneten Ausgangspunkte AW für das Werkstück und AS für die Schleifscheibe
fixiert sind und die Bezugsbasis für alle Abhängigen Bewegungen bilden. Die Durchmesseränderungen
der Schleifscheibe durch Verschleiß und Abrichten wird in der Automatisierungseinrichtung
bei der Bestimmung der definierten Abhängigkeiten der gesteuerten Achsen berücksichtigt.
[0018] Durch ältere Vorschläge ist es bereits bekannt, mechanische Getriebe durch elektronische
Getriebe zu ersetzen und eine elektronische Nachführung des Werkstückes gegenüber
dem Werkzeug zu erreichen. Im Lageregelkreis des Werkstückes wird dabei ein der Drehung
des Werkzeuges proportionale Größe als Sollwert vorgegeben. Gegebenenfalls werden
auch noch weitere Bewegungen in weiteren Achsen des Werkzeuges additiv überlagert.
Dabei soll auch die durch die physkialischen Verhältnisse bedingte Differenz zwischen
momentaner Sollposition und gewünschter Istposition (Schleppabstand) durch eine errechnete
repräsentative Korrekturgröße ausgeglichen werden, indem diese der Führungsgröße aufgeschaltet
wird. Beim Gewindebearbeiten mehrgängiger Gewinde auf numerisch gesteuerten Werkzeugmaschinen
ändert sich der Schleppabstand, wenn die Schnitte der einzelnen Gewindegänge nicht
mit gleicher Geschwindigkeit durchgeführt werden. Ein Ausgleich kann gemäß einer älteren
Anmeldung erfolgen, indem man den augenblicklichen Drehwinkel um einen Wert kompensiert,
der sich aus dem Schleppfehler des Vorschubes und der Gewindesteigung errechnet.
1. Verfahren zum Umfangsprofilieren eines Werkstückes mittels einer Schleifscheibe,
u.a. zum Herstellen einer archimedischen Hinterschliffkurve an einem Fräser oder Gewindebohrer,
dadurch gekennzeichnet, daß
a) die Hinterschliffkurve auf dem Umfang der Schleifscheibe (1) ein- oder mehrmals
konvex abgebildet wird und
b) die Profilform des Werkstückes (2) durch Winkelsynchronlauf der Schleifscheibe
(1) mit dem Werkstück (2) und durch steigungssynchronen Vorschub der Längsachse
mit der Werkstückdrehung, die Schleifscheibenform auf die Werkstückform übertragen
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Abbildung der konvexen Profilform auf dem Umfang der
Schleifscheibe (1) mittels einer Abrichtrolle (3) erfolgt, welche durch definiert
vorgegebene translatorische und rotatorische Relativbewegung auf den Schleifscheibenumfang
einwirkt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und/oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Abhängigkeit vom Ablauf des Schleifprozesses auf die Relativbewegungen zwischen
den Achsen von Werkstück (2), Schleifscheibe (1) und/oder Abrichtrolle (3) Synchronisationsbedingungen
vorgegeben werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
gekennzeichnet, durch ein elektronisches Steuerungssystem, welches den Winkel- und
Wegsynchronlauf zwischen Schleifscheibendrehung, Werkstückdrehung und Vorschubbewegung
in den gegebenen Lageachsen sicherstellt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine der
Achsen als Leitachse für die übrigen, bei verschiedenen Drehzahlen ohne geschwindigkeitsabhängigen
Schleppabstandsversatz folgenden Bewegungen dient.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Synchronlauf-Startpunkt
programmierbar und einstellbar ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Wegverhältnis
der Leitachse zu den Folgeachsen programmierbar und einstellbar ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der synchrone
Mitlauf jeder Achse einzeln ein- bzw. ausschaltbar ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die zeitweise
Aufhebung der Synchronisationsbedingungen reversibel ist.