[0001] Die Erfindung betrifft einen kapillarunterstützten Verdampfer zur Wärmeaufnahme
und zum Transport eines Wärmeträgermediums gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1.
[0002] Kapillarverdampfer sind in sogenannten "Two-Phase Flow"-Wärmetransportkreisläufen
einsetzbar. Darunter sind Wärmetransportsysteme zu verstehen, mit denen anfallende
Verlustwärme im Verdampferelement aufgenommen und unter Verdampfung eines geeigneten
Wärmeträgermediums als latente Wärme im Dampf zum Kondensator transportiert und dort
an eine Wärmesenke abgegeben wird. Derartige Kapillarverdampfer ermöglichen Wärmeströme
von dissipierenden Komponenten hoher Leistungsdichte aufzunehmen und auf einen verdampfenden
Wärmeträger zu übertragen. Die darin verwendete Kapillarstruktur bewirkt die Verteilung
des flüssigen Mediums entlang der wärmeaufnehmenden Wand, sowie ein Druckpotential
zwischen Dampf- und Flüssigkeitsphase des Wärmeträgers. Dadurch wird der erforderliche
Kreislauf des Wärmeträgers und damit die Zufuhr des flüssigen Mediums zum Verdampfer
(Wärmequelle) ermöglicht. Dies gilt insbesondere für Anwendungen in Schwerelosigkeit
(Raumfahrt). Solche Kapillarverdampfer sind als thermische Komponenten in Wärmetransportsystemen
besonders vorteilhaft einsetzbar, wenn ein Betrieb bei geringsten Vibrationen und
Zusatzbeschleunigungen (keine mechanisch bewegten Teile) sowie ohne zusätzlichen Leistungsbedarf
erforderlich ist. Der Kapillarverdampfer wird dazu in den Kreislauf so eingekoppelt,
daß das Wärmeträgermedium als unterkühlte Flüssigkeit zugeführt wird und nach Verdampfen
als gesättigter Dampf ausströmt. Durch die Kapillarstruktur erfolgt eine Separation
der zwei Phasen, eine gleichmäßige Flüssigkeitsverteilung sowie ein Pumpen der Flüssigkeit
aufgrund der in der Kapillarstruktur wirkenden Kapillarkräfte.
[0003] Die grundsätzliche Auslegung und Wirkungsweise eines Kapillarverdampfers ist bekannt
aus "Experimental Feasibility Study of Water Filled Capillary Pumped Heat Transfer
Loop, NASA TMX 1310, Nov. 1966". Die darin beschriebene sogenannte Kapillarpumpe besteht
aus zwei koaxial angeordneten Rohren und eine dazwischenliegende Kapillarstruktur
aus Quarzfiber. Sie umgibt ein perforiertes Rohr und liegt an einer mit Längsrillen
und -stegen ausgebildeten inneren Fläche des Außenrohres an. Infolge der von den Kapillarkräften
bewirkten Druckdifferenz strömt das Medium durch das innere, perforierte Rohr in die
Kapillarstruktur und verdampft unter Zufuhr von Wärme (erzeugt durch einen elektrischen
Heizdraht) an der Grenzfläche zwischen der Kapillarstruktur und den Stegen. Der hier
entstehende Dampf strömt durch zwischen den Stegen angeordneten Längsrillen ab.
[0004] Nachteilig ist hierbei, daß mit der verwendeten Kapillarstruktur eine für zukünftige
Anwendungen höhere erforderliche Wärmetransportleistung derzeit nicht erreicht wird
und eine extreme Empfindlichkeit gegenüber nichtkondensierbaren Gasen oder Bildung
von Dampfblasen, die den Flüssigkeitstransport unterbrechen, besteht.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, einen kapillarunterstützten Verdampfer zu schaffen,
mit dem hohe Wärmetransportleistungen unter Verwendung einer speziellen Kapillarstruktur
und Vermeidung der Gas- und Dampfblasenempfindlichkeit erzielbar sind. Zur Verwendung
großer Temperaturdifferenzen zwischen wärmeaufnehmender Wand und verdampfendem Medium
sollte eine gute innere thermische Leitfähigkeit der zusammengesetzten Komponenten
bei einfacher Herstellung und Montage gewährleistet sein.
[0006] Zur Lösung der gestellten Aufgabe sind die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs
1 vorgesehen.
Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0007] Der Vorteil der Erfindung besteht darin, daß durch Verwendung von sehr feinen Kohlefasern
für die Kapillarstruktur eine hohe Kapillarkraft erzielt wird, die mit gemessenen
Steighöhen von ca. 10 bis 15 cm somit größer ist, als die von konventionellen Kapillarstrukturen
aus Metallfasern oder -geweben. Die Kohlefasern sind von üblichen als Wärmeträger
verwendeten flüssigen Medien bei erforderlichen Temperaturen gut benetzbar, chemisch
und thermisch beständig, alterungsbeständig, sowie flexibel und demzufolge leicht
zu wickeln und einzubauen. Weiterhin besitzen Kohlefasern eine relativ geringe thermische
Leitfähigkeit, so daß Dampfblasenbildung in der Kapillarstruktur weitgehend vermieden
wird.
[0008] Ausführungsbeispiele sind folgend beschrieben und durch Skizzen erläutert.
[0009] Es zeigen:
Figur 1 einen Längs- und Querschnitt eines Kapillarverdampfers mit einem auf der
Innenfläche mit V-förmigen Längsrillen versehenen Außenrohr, einem koaxial dazu angeordneten
perforierten Innenrohr und dazwischen angeordneten Kohlefasern als Kapillarstruktur,
Figur 2 einen Längs- und Querschnitt eines Kapillarverdampfers mit einem auf der
Innenfläche mit Umfangsrillen versehenen Außenrohr und einem koaxial angeordneten,
auf der Außenfläche mit Längsrillen versehenen Innenrohr und dazwischen angeordneten
Kohlefasern als Kapillarstruktur,
Figur 3 einen plattenförmigen Kapillarverdampfer.
[0010] Aus Figur 1 ist ein Kapillarverdampfer 1 im Längs-(oben) und Querschnitt (unten)
ersichtlich. Er besteht aus zwei koaxial angeordneten Rohren 2, 3, wovon die Wand
4 des Innenrohres 2 mit einer Perforation 5 und die Wand 6 des Außenrohres 3 auf der
Innenfläche mit V-förmigen Längsrillen 7 versehen ist. Um das Innenrohr 2 ist um
die Perforation 5 eine aus Kohlefasern 8 gewickelte sehr feine Kapillarstruktur ringförmig
angeordnet, deren äußere Oberfläche an den Längsstegen des Außenrohres 3 fest anliegt.
Der erforderliche radiale Anpreßdruck ergibt sich aus der Konizität von Innenrohr
2 und Außenrohr 3 durch axiales Verschieben. Das Innenrohr 2 ist auf der Dampfaustrittsseite
mit einem Stopfen 9 verschlossen und das Außenrohr 3 mit einem Sammelrohr 10 verbunden.
Die Zufuhr eines als Wärmeträger geeigneten flüssigen Mediums 11 erfolgt axial in
das Innenrohr 2 und radial durch die Perforation 5 der Wand 4 in die darüber angeordnete
aus Kohlefasern 8 be stehende Kapillarstruktur (siehe Pfeile). Hier verteilt sich
das flüssige Medium 11 und verdampft bei Wärmezufuhr (siehe Pfeile) durch die Wand
6 unter Ausbildung eines invertierten Meniskus an der Berührungsfläche 12 zwischen
der Flüssigkeit und den V-förmigen Längsstegen 7. Die Zufuhr des notwendigen Wärmestromes
kann beispielsweise durch Abwärme dissipierender Komponenten oder eine um das Außenrohr
3 angeordnete elektrische Heizspirale (in der Figur nicht gezeigt) erfolgen. Der dabei
entstehende Dampf strömt durch die nur teilweise mit dem flüssigen Medium 11 gefüllten
V-förmigen Längsstegen 7 zum Sammelrohr 10 (siehe Pfeile).
[0011] In Figur 2 ist eine weitere Variante eines Kapillarverdampfers 1 im Längs- (oben)
und Querschnitt (unten) ersichtlich. Im Gegensatz zum Ausführungsbeispiel gemäß Figur
1 wird hier das flüssige Medium 11 zunächst einem am Eintritt (siehe Pfeil) befindlichen
und von einem Deckel 13 des Innenrohres 2 und vom Außenrohr 3 mit Deckel 14 gebildeten
freien Raum 15 zugeführt. Von hier strömt das Medium 11 durch im Deckel 13 vorgesehene
Bohrungen 16 in am Außenumfang des Innenrohres 2 angeordnete Längsrillen als Strömungskanäle
17 (siehe Pfeile), die abwechselnd als Dampf- und Flüssigkeitskanäle fungieren. Die
um das Innenrohr 2 angeordneten und als Kapillarstruktur wirkenden Kohlefasern 8
saugen das flüssige Medium 11 aus den entsprechenden flüssigkeitsgefüllten Längsrillen
17 und bewirken mit den am inneren Umfang des Aussenrohres 3 angeordneten Umfangsrillen
20 zusätzlich eine gleichmäßige Verteilung. Unter Zufuhr eines Wärmestromes in die
Wand 6 des Außenrohres 3 (siehe Pfeil) verdampft das Medium 11 innerhalb der Kapillarstruktur
aus den Kohlefasern 8 oder an seiner Grenzfläche zu den Umfangsrillen 20. Von den
sich hierbei ergebenden zwei radial gerichteten Strömungen ist die eine Strömung des
flüssigen Mediums 11 nach außen und die andere des verdampften Mediums 11 nach innen
in die Dampfkanäle 17 gerichtet.
Das dampfförmige Medium 11 strömt durch die periodisch angeordnete Perforation 18
in das Sammelrohr 19 ab. Bei Verwendung eines geteilten Außenrohres 3 und zur Erzeugung
des erforderlichen Anpreßdruckes für einen guten Kontakt zwischen den Kohlefasern
8 und dem Rohrmaterial, sowie einfacher Montage, sind die beiden Rohrhälften 3 mittels
einer Verschraubung 21 miteinander verbunden (untere Figur).
[0012] Die Figur 3 zeigt einen Schnitt durch einen Kapillarverdampfer 22 in Plattenform.
Er besteht aus zwei übereinander angeordneten Platten 23, 24, von denen die untere
Platte 23 mit zur Innenseite weisenden Kanälen 25 durchzogen ist, über die in einer
breiten Ausnehmung 26 die Kohlefasern 8 als Kapillarstruktur gelegt sind. Die obere
Platte 24 ist auf der zu den Kohlefasern 8 weisenden Fläche mit einer Anzahl Rillen
27 durchzogen, die am hinteren Plattenende in einen dort angeschlossenen Sammelkanal
28 münden. Das flüssige Medium 11 gelangt von den Kanälen 25 (siehe Pfeile) in die
Kohlefasern 8, wird dort verteilt und nach Zufuhr eines Wärmestromes (siehe senkrechter
Pfeil) in die obere Platte 24 an der Grenzfläche zwischen Kohlefasern 8 und Stegen
30 verdampft. Der entstehende Dampf strömt, wie oben erläutert, in den Sammelkanal
28 und von dort zur Wärmesenke ab. Die beiden Platten 23, 24 sind durch eine Verschraubung
29 miteinander fest verbunden.
1. Kapillarunterstützter Verdampfer zur Wärmeaufnahme und zum Transport eines Wärmeträgermediums
von einer von außen wärmebeaufschlagten Wärmequelle zu einer Wärmesenke und nach
Kondensation zurück zu der Wärmequelle, bestehend aus einem mit einer Perforation
versehenen Innenrohr und einem koaxial dazu angeordneten mit Dampfkanälen versehenen
Außenrohr, einer um die Perforation angeordneten Kapillarstruktur, einer um das Außenrohr
angeordneten Wärmequelle und ein an der Austrittsseite des Kapillarverdampfers angeordnetes
Sammelrohr, wobei die Zufuhr des flüssigen Mediums axial durch das Innenrohr und
radial durch die Perforation in die Kapillarstruktur strömt und von dieser unter der
Zufuhr des Wärmestromes dampfförmig in die darüber angeordneten Dampfkanäle strömt
und über das Sammelrohr an die Wärmesenke abgeleitet wird, dadurch gekenn zeichnet, daß die Kapillarstruktur aus zylindrisch gewickelten oder in ebener Lage angeordneten
Kohlefasern (8) besteht.
2. Verdampfer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kohlefasern (8) zwischen
den Wänden (4, 6) und den Kanälen (5, 7, 17, 20) angeordnet sind.
3. Verdampfer nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Verteilung
des flüssigen Mediums (11) entlang der Wärmetauschfläche durch Umfangsrillen (20)
und/oder durch die Kohlefasern (8) erfolgt.
4. Verdampfer nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kohlefasern
(8) einzelne Kohlestränge sind.
5. Verdampfer nach den Ansprüchen 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kohlefasern
(8) ein Gewebe bilden.
6. Verdampfer nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kohlefasern
(8) ein mehrlagiges Gewebe ist.
7. Verdampfer nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Kohlefasern
(8) zwischen zwei mit Längsrillen als Strömungskanäle (25, 27) versehene und miteinander
verspannte Platten (23, 24) angeordnet sind.
8. Verdampfer nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Kohlefasern
(8) durch zwei koaxiale, konische Rohre (2, 3) gegen die Auflageflächen gedrückt werden.
9. Verdampfer nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Kohlefasern
(8) durch zwei miteinander verspannte Rohre (2, 3), wovon das äußere Rohr (3) geteilt
ist, gegen die Auflageflächen gedrückt werden.
10. Verdampfer nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Innenrohr
(2) ein Federelement ist.
11. Verdampfer nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Kohlefaser (8) durch
das Federelement gegen die Auflageflächen gedrück werden.
12. Verdampfer nach den Ansprüchen 10 und 11, dadurch gekennzeichnet, daß das Federelement
ein elastisches Drahtgewebe ist.
13. Verdampfer nach den Ansprüchen 10 und 11, dadurch gekennzeichnet, daß das Federelement
eine zylinderförmige Spiralfeder ist.
14. Verdampfer nach den Ansprüchen 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß der Kreislauf
des Mediums (11) durch die Kapillarkräfte der Kohlefasern (8) aufrecht erhalten wird.
15. Verdampfer nach den Ansprüchen 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß der Kreislauf
des Mediums (11) durch eine im Kreislauf angeordnete mechanische Pumpe unterstützt
wird.