[0001] Die Erfindung geht aus von einer Aluminiumlegierung für die Herstellung von Pulver
mit erhöhter Warmfestigkeit nach der Gattung des Oberbegriffs des Anspruchs 1.
[0002] Aus der Pulvermetallurgie ist bekannt, dass die Eigenschaften von gepressten und
gesinterten bzw. heissgepressten Körpern aus Aluminiumlegierungen weitgehend durch
die Eigenschaften des verwendeten Pulvers bestimmt werden. Neben der chemischen Zusammensetzung
spielen Partikelgrösse und Mikrostruktur eine wesentliche Rolle. Letztere beiden hängen
nun wiederum wesentlich von der Abkühlungsgeschwindigkeit ab. Diese sollte so hoch
wie möglich sein. Um zu höheren Warmfestigkeiten von Körpern aus Aluminiumlegierung
zu gelangen sind schon verschiedene Verfahren und Werkstoffzusammensetzungen vorgeschlagen
worden. Durch hohe Abkühlgeschwindigkeiten werden Seigerungen vermieden und die Löslichkeitsgrenze
für Legierungselemente erhöht, so dass durch geeignete Warmbehandlung oder thermomechanische
Behandlung feinere Ausscheidungen mit höheren Festigkeitswerten erzielt werden können.
Ausserdem besteht die Möglichkeit der Bildung vorteilhafter metastabiler Phasen, die
sich unter konventionellen Abkühlungsbedingungen nicht einstellen - lassen. Weitere
günstige Eigenschaften, die sich durch hohe Abkühlungsgeschwindigkeiten erzielen lassen,
sind erhöhter Korrosionswiderstand und bessere Zähigkeit der Legierungen.
[0003] Durch Zulegieren von Schwermetallen wird im allgemeinen die Dichte sowie andere physikalische
Eigenschaften in ungünstiger Weise beeinflusst. Es ist daher vor allem für Anwendungen
im Flugzeugbau vor einiger Zeit vorgeschlagen worden, im Zuge der konventionellen
Herstellung das Element Lithium als wesentlichen Legierungsbestandteil zu benutzen.
Dadurch kann die Dichte der Legierung herabgesetzt, deren Elastizitätsmodul dagegen
erhöht werden, was für die Verwendung als Konstruktionsmaterial von Vorteil ist (Vergl.
E.S. Balmuth & R. Schmidt, 1981, "A Perspective on the Development of Aluminium-Lithium
Alloys", Proceedings of the Ist Int. Aluminium-Lithium Conf., ed. T.H. Sanders and
E.A. Starke, Jr., p. 69-88). Derartige Legierungen ermangeln jedoch der für viele
Verwendungszwecke geforderten Zähigkeit und Dehnbarkeit. Diese Problematik wurde eingehend
diskutiert und führte auf Legierungen mit weiteren Zusätzen (Vergl. E.A. Starke, T.H.
Sanders, Jr. & I.G. Palmer, 1981, "New Approaches to Alloy Development in the Al-Li
System", J. of Metals, 33, No. 9, p. 24-32). Entsprechend den spezifischen Anforderungen
wurden weitere Legierungssysteme entwickelt (Vergl. F.W. Gayle & J.B. Vander Sande,
1984, "Composite Precipitates in an Al-Li-Zr Alloy", Scripta Met., 18, p. 473-478;
B. Noble, S.J. Harris & K. Harlow, 1984, "Mechanical Properties of Al-Li-Mg Alloys
at Elevated Temperature", Proc. 2nd Int. Aluminium-Lithium Conference, ed. T.H. Sanders
& E.A. Starke, p. 65-78; I.G. Palmer et al., 1984, "Effect of Processing Variables
on Two Al-Li-Cu-Mg-Zr Alloys", ibid, p. 91-110).
[0004] Obwohl zurzeit beachtliche Resultate, insbesondere erhöhte Warmfestigkeit im Temperaturbereich
von 250 bis 300°C erreicht werden konnten, lassen die Eigenschaften der bisher vorgeschlagenen
pulvermetallurgisch hergestellten Werkstücke noch zu wünschen übrig. Dies gilt insbesondere
für die Warmfestigkeit, die Duktilität und die Ermüdungsfestigkeit im Temperaturbereich
von Raumtemperatur bis ca. 250°C. Diese Legierungen weisen ausserdem im allgemeinen
Dichten auf, die um ca. 10 % über denjenigen konventionellen Aluminiumlegierungen
liegen. Andererseits haben Legierungen mit niedriger Dichte praktisch keine Warmfestigkeit.
[0005] Es besteht daher ein grosses Bedürfnis nach weiterhin verbesserten Legierungen zur
Herstellung von geeigneten Pulvern, insbesondere von solchen mit niedriger Dichte.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Aluminiumlegierungen anzugeben, die sich
für die Herstellung von Pulvern mit erhöhter Warmfestigkeit und verbesserten mechanischen
und Gefügeeigenschaften bei gleichzeitig niedriger Dichte gut eignen. Es sollen insbesondere
Zusammensetzungen angestrebt werden, welche unter den vorgeschlagenen Abkühlungsbedingungen
als feine Dispersoide wirkende, stabile intermetallische Verbindungen bilden.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 angegebenen
Merkmale gelöst.
[0008] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Ausführungsbeispiele beschrieben.
Ausführungsbeispiel 1:
[0009] Es wurde eine Legierung der nachfolgenden nominellen Zusammensetzung hergestellt:

[0010] Bei der Erschmelzung der Legierung wurde von entsprechenden Mengen von Vorlegieruhgen
mit 10 Gew.-% Li, 10 Gew.-% Fe und 5 Gew.-% Zr ausgegangen. Diese Aluminium-Vorlegierungen
wurden in einem Induktionsofen im Tonerdetiegel unter Vakuum geschmolzen und die Schmelze
direkt in eine Kupferkokille abgegossen. Die totale Masse des Gussbarrens betrug 1
kg. 300 g dieses Barrens wurden in einer Vorrichtung induktiv geschmolzen und als
Strahl unter hohem Druck in erster Gasphase gegen den Umfang einer mit 10 m/s Umfangsgeschwindigkeit
vorliegenden, gekühlten Kupferscheibe geschleudert (sogenanntes "melt-spinning"-Verfahren).
Durch die hohe Abkühlungsgeschwindigkeit wurde ein ultra-feinkörniges Band von ca.
40µm Dicke erzeugt. Das Band wurde zerstossen und zu feinkörnigem Pulver zermahlen.
Daraufhin wurde eine zylindrische Kapsel aus duktilem Aluminiumblech von 50 mm Durchmesser
und 60 mm Höhe mit dem Pulver gefüllt, evakuiert und verschweisst. Dann wurde die
gefüllte Kapsel bei 400°C unter einem Druck von 250 MPa zur vollen theoretischen Dichte
heissgepresst. Die Kapsel wurde durch mechanische Bearbeitung entfernt und der gepresste
Körper als Pressbolzen von 36 mm Durchmesser in eine Strangpresse mit einem Reduktionsverhältnis
von 30:1 eingesetzt und bei 400°C zu einem Stab von 6,5 mm Durchmesser verpresst.
[0011] Aus dem Stab wurden Probekörper zur Untersuchung der physikalischen und mechanischen
Eigenschaften herausgearhpitpt. Ein Probekörper wurde einer Wärmebehandlung bei 400
°C während 2 h unterworfen. Die danach festgeslelllr Vickershärte bei Raumtemperatur
betrug 180 (HV). Bei einer Dichte von nur 2,85 g/cm' erwies sich die Zugfestigkeit
und Streckgrenze durchweg um 50 bis 80 % höher als dtejenige vergleichbarer konventioneller
Legierungen.
Ausführungsbeispiel 2:
[0012] Cemäss Beispiel 1 wurde folgende Legierung erschmolzen:

[0013] Die sukzessive Weiterverarbeitung zu einem Band, einem Pulver und einem stranggepressten
Stab erfolgte genau gleich, wie in Beispiel 1 beschrieben. Die ursprüngliche Vickershärte
bei Raumtemperatur betrug 200 (HV), nach einer Wärmebehandlung bei 400°C/2 h noch
180 (HV). Dies lässt erkennen, dass eine ausgezeichnete Temperaturbeständigkeit erreicht
wurde, welche auf eine hohe Warmfestigkeit schliessen lässt.
Ausführungsbeispiel 3:
[0014] Es wurde eine Legierung der nachfolgenden nominellen Zusammensetzung hergestellt:

[0015] Die Legierung wurde aus entsprechenden Al/Li-, Al/Cr-und Al/Zr-Vorlegierungen erschmolzen
und ähnlich Beispiel 1 zu einem Barren vergossen. Der Barren wurde erneut aufgeschmolzen
und auf eine Giesstemperatur von 1100°C gebracht. Nun wurde die Schmelze unter Inertgasatmosphäre
von 6 MPa Druck zu einem Pulver von durchschnittlich 30µm Partikeldurchmesser zerstäubt.
Das auf diese Weise erzeugte Pulver wurde in eine Aluminiumdose eingefüllt, welche
daraufhin evakuiert und vakuumdicht verschlossen wurde. Aehnlich Beispiel 1 wurde
der Körper verdichtet und heissgepresst. Nach Abdrehen des den Mantel bildenden Dosenteils
wurde der Presskörper auf eine Temperatur von 450°C erwärmt und mit einem Reduktionsverhältnis
von 30:1 bei dieser Temperatur zu einem Rundstab stranggepresst. Die gesamte Pulververarbeitung
erfolgte unter Schutzgasatmosphäre.
[0016] Aus dem Stab herausgearbeitete Probekörper ergaben eine Dichte von 2,80 g/cm'. Nach
einer Wärmebehandlung bei 400°C während einer Dauer von 2 h betrug die Vickershärte
bei Raumtemperatur 170 (HV), nach einer weiteren Wärmebehandlung bei der gleichen
Temperatur während zusätzlichen 50 h noch immer 160 (HV). Dies lässt auf eine grosse
thermische Stabilität des Gefüges schliessen. Die Verbesserung der Festigkeitswerte
gegenüber konventionellen Legierungen gleicher Dichte betrug ca. 100 %.
[0017] Die Erfindung ist nicht auf die Ausführungsbeispiele beschränkt. Grundsätzlich kann
die Aluminiumlegierung aus 1,5 bis 5 Gew.-% Li, 4 bis 11 Gew.-% Fe sowie 1 bis 6 Gew.-%
mindestens eines der Elemente Mo, V, Zr, Rest A1 oder aus 1,5 bis 5 Gew.-% Li, 4 bis
7 Gew.-% Cr sowie 1 bis 4 Gew.-% mindestens eines der Elemente V, Mn, Zr, Rest Al
bestehen.
[0018] Bevorzugte Aluminiumlegierungen enthalten:
1,5 bis 4,5 Gew.-% Li, 5 bis 10 Gew.-% Fe und mindestens eines der Elemente Mo, V,
Zr in einem Höchstgehalt von je 2 Gew.-%, wobei der totale Gehalt dieser 3 letzteren
Elemente 4 Gew.-% nicht überschreitet.
[0019] Oder:
1,5 bis 4,5 Gew.-% Li, 4 bis 7 Gew.-% Fe und mindestens eines der Elemente Mn, Zr,
Mo in einem Höchstgehalt von je 2 Gew.-%, wobei der totale Gehalt dieser 3 letzteren
Elemente 4 Gew.-% nicht überschreitet.
[0020] Die Aluminiumlegierungen weisen einen verhältnismässig grossen Volumenanteil an Phasen
- insbesondere intermetallische Verbindungen - auf, die sich bei konventionellen Herstellungsmethoden
nicht erzeugen lassen. Diese, als Dispersoide wirkende Partikel sind hauptsächlich
für die hervorragenden Eigenschaften der Legierungen verantwortlich. Im vorliegenden
Fall sollen mindestens 15 Gew.-% der Phase Al
3Li und mindestens 2,6 Gew.-% der Phase Al
3Zr oder einer anderen intermetallischen Verbindung des Aluminiums mit Mo, V oder Mn
als fein verteiltes Dispersoid von höchstens 0,l µm Partikeldurchmesser in der Legierung
vorliegen.
1. Aluminiumlegierung für die Herstellung von Pulver mit erhöhter Warmfestigkeit,
dadurch gekennzeichnet, dass sie aus 1,5 bis 5 Gew.-% Li, 4 bis 11 Gew.-% Fe sowie
1 bis 6 Gew.-% mindestens eines der Elemente Mo, V, Zr, Rest A1 oder aus 1,5 bis 5
Gew.-% Li, 4 bis 7 Gew.-% Cr sowie 1 bis 4 Gew.-% mindestens eines der Elemente V,
Mn, Zr, Rest Al besteht.
2. Aluminiumlegierunq nach Anspruch 1, dadurch qekennzeichnet, dass sie 1,5 bis 4,5
Gew.-% Li, 5 bis 10 Gew.-% Fe und mindestens eines der Elemente Mo, V, Zr in einem
Höchstgehalt von je 2 Gew.-% enthält, wobei der totale Gehalt dieser 3 letzteren Elemente
4 Gew.-% nicht überschreitet.
3. Aluminiumlegierung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass sie 2 Gew.-% Li,
8,5 Gew.-% Fe und 1 Gew.-% Zr enthält.
4. Aluminiumlegierung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass sie 2,5 Gew.-%
Li, 8 Gew.-% Fe und 1 Gew.-% Mo enthält.
5. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie 1,5 bis 4,5
Gew.-% Li, 4 bis 7 Gew.-% Fe und mindestens eines der Elemente Mn, Zr, Mo in einem
Höchstgehalt von je 2 Gew.-% enthält, wobei der totale Gehalt dieser 3 letzteren Elemente
4 Gew.-% nicht überschreitet.
6. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie 3 Gew.-% Li,
5,5 Gew.-% Cr und 1 Gew.-% Zr enthält.
7. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie mindestens
15 Gew.-% der Phase Al3Li und mindestens 2,6 Gew.-% der Phase Al3Zr oder anderer intermetallischer Verbindungen des Al mit Mo, V, Mn als fein verteiltes
Dispersoid von höchstens 0,1 µm Partikeldurchmesser enthält.