[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Betreiben eines Elektrofilters mit
kleinstmöglichem Energieaufwand bei vorgegebenem Reingasstaubgehalt durch Regelung
der Betriebsspannung mittels Semipulsen.
[0002] Aus der DE-OS 31 14 009 ist ein Elektrofilter bekanntgeworden, bei dem die Staubabscheidung
dadurch erfolgt, daß zwischen den Niederschlagselektroden und den Sprühelektroden
eine mittels Thyristor regelbare Gleichstrom-Hochspannung angelegt wird. Außerdem
ist eine Steuerschaltung zur intermittierenden Ansteuerung des Thyristors vorgesehen,
durch die die Wiederholungsperiode und/oder die Impulsbreite der Gleichstromhochspannung
manuell oder automatisch einstellbar ist. Mit einer derartigen Steuerschaltung soll
die Abscheideleistung des Elektrofilters insbesondere bei hohem spezifischen Staubwiderstand
im Bereich von 10¹¹ bis 10¹³ Ω cm verbessert werden, in dem ein Elektrofilter normalerweise
infolge von Gegen-Koronaeffekten nur unbefriedigend arbeitet.
[0003] Bei der bekannten Steuerschaltung wird der Thyristor in der Weise angesteuert, daß
die Gleichstrom-Hochspannung während einer ersten Phase T₁ (von beispielsweise 0,001
bis 1 s) angelegt und während einer zweiten Phase T₂ (von beispielsweise 0,01 bis
1 s) unterbrochen wird. Für das Verhältnis von T₁ zu (T₁ + T₂), also von Einschaltzeit
zu Einschalt- und Pausenzeit eines jeden Schaltzyklus ist der Ausdruck k-Wert gebräuchlich
und für das gesamte Verfahren "Regelung mittels Semipulsen".
[0004] Das bekannte Verfahren zielt insbesondere darauf ab, einen Gegen-Koronaeffekt zu
vermeiden, der im Strom-Spannungskennfeld durch einen vergleichsweise sehr steilen
Anstieg des Stroms bei nur geringfügiger Erhöhung der Spannung gekennzeichnet ist.
Bei derartigen Kennlinien ist ein hoher Energieaufwand mit niedriger Staubabscheideleistung
des Elektrofilters verbunden. Da jedoch das Auftreten des Gegen-Koronaeffektes mit
einer gewissen Verzögerung gegenüber einer von der üblichen Regelung veranlaßten
Erhöhung der Spannung bzw. des Stroms erfolgt, ist es möglich mit der Methode des
Semipulsens die Gegen-Koronaeffekte weitgehend zu vermeiden und einen wirtschaftlichen
Betrieb des Elektrofilters zu erreichen.
[0005] Die Maßnahmen gemäß DE-OS 31 14 009 zielen also darauf ab, auch im Bereich hoher
spezifischer Staubwiderstände eine optimale Abscheideleistung zu erreichen.
[0006] Unberücksichtigt bleibt dabei aber, daß mit einer optimalen Abscheideleistung -
je nachdem wie hoch der spezifische Staubwiderstand ist - ganz unterschiedliche Reingasstaubgehalte
erreicht werden, die von einem vorgeschriebenen Wert nach oben und unten abweichen
können. Mit anderen Worten, die bekannte Regelung orientiert sich nicht an dem eigentlichen
Ziel der Staubabscheidung, nämlich den ursprünglich vorhandenen Staubgehalt auf einen
Wert zu senken, der den Vorschriften entspricht. Eine wesentliche Unterschreitung
vorgegebener Reingasstaubgehalte mag im Hinblick auf den Umweltschutz an sich zwar
wünschenswert sein, belastet die Produktion aber mit vermeidbaren Kosten und gefährdet
zumindest tendenziell die Wettbewerbsfähigkeit. Ohne Einbeziehung des Reingasstaubgehaltes
in das Regelsystem für einen Elektrofilter mag die Regelung zwar technisch optimal
sein, eine wirtschaftliche Optimierung kann so aber nicht erreicht werden.
[0007] Es besteht somit die Aufgabe, das anhand der DE-OS 31 14 009 skizzerte Regelverfahren
für ein Elektrofilter dahingehend weiterzuentwicklen, daß unter wechselnden Betriebsbedingungen
nicht nur die jeweils optimale Abscheideleistung erreicht wird, sondern daß der vorgeschriebene
Reingasstaub jeweils unter wirtschaftlich optimalen Bedingungen, d.h. mit kleinstmöglichem
Energieaufwand eingehalten wird.
[0008] Zur Lösung dieser Aufgabe wird bei dem gattungsmäßigen Verfahren vorgeschlagen, daß
a) für ein vorgegebenes Elektrofilter ein repräsentatives Feld der Strom-Spannungs-Kennlinien
für ungepulste Spannung (k = 1) bei verschiedenen Staubwiderständen aufgenommen wird
(I = f(V,Ω)),
b) zu jeder Kennlinie derjenige kleinste k-Wert ermittelt wird, mit dem der vorgegebene
Reingasstaubgehalt noch erreicht wird,
c) jeder Kennlinie der so ermittelte kleinste k-Wert zugeordnet wird und die laufende
Regelung des Elektrofilters anhand dieses Kennfeldes vorgenommen wird, indem
d) die aktuelle Kennlinie bei ungepulster Spannung mit dem Kennfeld verglichen und
schließlich der k-Wert eingestellt wird, der zu der Kennlinie des Feldes gehört,
die mit der aktuellen Kennlinie zusammenfällt bzw. als nächste unterhalb der aktuellen
Kennlinie liegt.
[0009] In weiterer Ausbildung des Erfindungsgedankens ist vorgesehen, daß das Kennfeld
entweder bei der Inbetriebnahme eines Elektrofilters oder anhand von Erfahrungswerten
erstellt wird. Außerdem ist vorgesehen, daß das Kennfeld unter Verwendung der im
Betrieb ermittelten aktuellen Kennlinien laufend korrigiert wird. Die Einstellung
des k-Wertes gemäß Maßnahme d) in Anspruch 1 wird in vorgegebenen zeitlichen Abständen
wiederholt. Schließlich ist bei dem erfindungsgemäßen Verfahren vorgesehen, daß alle
Verfahrensschritte völlig automatisch ablaufen.
[0010] Weitere Einzelheiten und Vorteile werden anhand der Figuren 1 bis 5 näher erläutert.
Fig. 1 zeigt das vereinfachte Schaltbild für die Spannungsversorgung eines Elektrofilters
mit Semipuls-Regelung.
Fig. 2 zeigt den zeitlichen Verlauf der Primärspannung bei einem k-Wert = 1/3.
Fig. 3 zeigt den zeitlichen Verlauf des Filterstromes bei einem k-Wert = 1/3.
Fig. 4 zeigt die am Elektrofilter anliegende Spannung bei einem k-Wert = 1/3.
Fig. 5 zeigt vier Strom-Spannungskennlinien, denen vier verschiedene k-Werte zugeordnet
sind.
[0011] Die Einspeisung der Energie in das Elektrofilter erfolgt gemäß Fig. 1 über zwei antiparallel
geschalteten Thyristo ren 1, einen Hochspannungstransformator 3 und einen Gleichrichter
4. Die Niederschlagselektroden liegen wie das Filtergehäuse 7 an Erde 8, während die
Sprühelektroden mit dem Minuspol der Hochspannungsquelle verbunden sind. Der Primärstrom
des Hochspannungstransformators 3 wird mittels Stromwandler 2 gemessen. Die Ermittlung
des Sekundär- bzw. Filterstroms erfolgt über einen Shunt 5, während die Sekundär-
bzw. Filterspannung über eine Meßbrücke 6a, 6b gemessen wird. Die Meßwerte (von 2,
5, 6a und 6b) werden einem elektronischen Regelgerät 9 zugeführt, das die Impulse
zum Zünden des Thyristors 1 erzeugt. Das Regelgerät 9 arbeitet vollautomatisch; es
überwacht den Strom und verhindert, daß der Nennstrom überschritten wird; es überwacht
die Spannung und sorgt dafür, daß immer mit einer möglichst nahe an der Überschlagsspannung
liegenden Spannung gearbeitet wird, daß bei Überschlägen die Spannung abgesenkt und
bei Dauerkurzschluß die Anlage abgeschaltet wird.
[0012] Außerdem ist ein Mikrocomputer 10 vorgesehen, in dem die digitalisierten Kennlinien
des Filters mit den zugehörigen k-Werten abgespeichert sind. In vorgegebenen Intervallen
wird über das Regelgerät 9 die aktuelle Strom-Spannungskennlinie des Filters aufgenommen,
diese mit den gespeicherten Kennlinien verglichen und ein neuer k-Wert an das Regelgerät
weitergegeben, falls sich aus dem Kennlinienvergleich ein günstigerer k-Wert ergeben
hat.
[0013] Erfindungsgemäß sind den unter verschiedenen Betriebsbedingungen aufgenommenen Kennlinien
jeweils die k-Werte zugeordnet, mit denen ein vorgegebener Reingasstaubgehalt mit
geringstmöglichem Energieaufwand eingehalten werden kann. Da die Meß- und Rechenvorgänge
sehr schnell ablaufen, tritt während der Neuaufnahme einer Kennlinie keine Verschlechterung
des Abscheidegrades auf. Da moderne Elektrofilter zudem in der Regel mehrere hintereinander
geschaltete Filter aufweisen, die in der beschriebenen Weise nacheinander überprüft
und optimiert werden, können selbst stark und rasch wechselnde Änderungen der Betriebszustände
unter Beibehaltung der Energieverbrauchsoptimierung ohne Überschreitung vorgegebener
Reingasstaubgehalte ausgeregelt werden.
[0014] Außerdem ist es möglich, jeweils nur ausgewählte Teilstücke der Kennlinien miteinander
zu vergleichen, wobei die Zeit für die Aufnahme des Kennlinienteils entsprechend verkürzt
und dementsprechend auch schneller auf Änderungen im Filterbetrieb reagiert werden
kann. Die Wiederholungsintervalle können zwischen wenigen Minuten und Stunden eingestellt
werden, je nach dem ob es sich wie bei der Entstaubung von Stahlkonvertern um rasch
wechselnde Betriebszustände oder um nur geringfügige und langsame Änderungen wie bei
der Entstaubung der Kesselabgase von Kraftwerken handelt.
[0015] In Fig. 2 ist die Primärspannung des Hochspannungstransformators 3 als gestrichelte
Linie für den Wert k=1 (umgepulst) und als durchgezogene Linie für den Wert k=1/3
dargestellt, d.h. es wird von insgesamt 3 vollen Sinuswellen über den Thyristor nur
jede dritte gezündet.
[0016] In Fig. 3 ist der Sekundärstrom des Gleichrichters 4 bzw. der Filterstrom bei einem
Pulsbetrieb gemäß Fig. 1 dargestellt. Auf jeweils zwei Pulse folgt eine stromlose
Zeit von doppelter Länge der Pulszeit.
[0017] Fig. 4 zeigt die am Elektrofilter anliegende Spannung. Da das Filter als Kondensator
wirkt, geht die Spannung nach dem Pulsen nicht auf Null zurück, sondern auf einen
mehr oder weniger hohen "Restwert". Bei erneutem Pulsen wird sie wieder auf den maximalen
Wert angehoben.
[0018] Fig. 5 schließlich zeigt das Kennlinienfeld eines Filters, d.h. den aufgenommenen
Strom als Funktion der angelegten Spannung für verschiedene Betriebszustände. Letztere
werden durch die Gastempertur, die Gaszusammensetzung, den Staubwiderstand und durch
eine Reihe weiterer Einflußgrößen bestimmt. Erfindungsgemäß sind den verschiedenen
Kennlinien die k-Werte zugeordnet worden, die angewandt werden müssen, wenn der vorgegebene
Reingasstaubgehalt mit kleinstmöglichem Energieaufwand erreicht werden soll.
[0019] Die mit k=1 bezeichnete Kennlinie zeigt den für niedrige Staubwiderstände bis etwa
10¹¹ Ω cm typischen Verlauf, während die mit k = 0,1 bezeichnete Kennlinie den Verlauf
bei sehr hohen Staubwiderstand mit mehr als 10¹³ Ω cm zeigt. Die beiden anderen Kennlinien
beziehen sich auf dazwischen liegende Staubwiderstände.
[0020] Aus der Zuordnung der k-Werte zu den Kennlinien läßt sich folgendes ablesen. Während
man bei niedrigen Staubwiderständen den vorgegebenen Reingasstaubgehalt am besten
mit einer ungepulsten Arbeitsweise erreicht, wird das gleiche Ziel bei sehr hohen
Staubwiderständen erreicht, wenn die Pausenzeit beispielsweise 9 mal so lang ist,
wie die Pulszeit T₁, d.h. wenn nur während einem 1/10 der Zeit gepulst wird. Interessant
und optimierungsbedürftig sind insbesondere die Kennlinien zwischen den k-Werten 1
und 0,1, weil der Staubwiderstand in vielen Fällen zwischen 10¹¹ und 10¹³ Ω cm liegt
und hier eine wiederholte, genaue Anpassung an die aktuellen Gegebenheiten besonders
wichtig und lohnend ist.
[0021] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, unter allen vorkommenden Betriebszuständen
einen vorgegebenen Reingasstaubgehalt mit geringstem Energieaufwand zu erreichen.
Bei der Festlegung von Emissionsgrenzen kann man nicht nur eine möglichst geringe
Umweltbelastung anstreben, man muß auch die technischen Möglichkeiten und wirtschaftlichen
Belastungen berücksichtigen. Würden die Reingasstaubgehalte beispielsweise bei einer
Stromerzeugungsanlage so niedrig angesetzt, daß der Aufwand sie zu realisieren, so
hoch ist, daß mit dem erzeugten Strom keine Gewinne gemacht werden können, dann würde
man solche Anlage nicht mehr betreiben bzw. gar nicht erst bauen. Will man aber die
Stromversorgung sicherstellen, dann müssen die Reingasstaubgehalte realistisch festgelegt
werden. Wenn nun unter Verwendung des Erfindungsgedankens nicht ein kleinstmöglicher
Reingasstaubgehalt - ohne Rücksicht auf den Energieaufwand - sondern die Einhaltung
eines vorgegebenen Reingasstaubgehaltes mit gerinstmöglichem Energieaufwand angestrebt
und realisiert wird, so kann das dazu führen, daß auch niedrigere Reingasstaubgehalte
realistisch, d.h. technisch und wirtschaftlich realisierbar werden.
1. Verfahren zum Betreiben eines Elektrofilters mit kleinstmöglichem Energieaufwand
bei vorgegebenem Reingasstaubgehalt durch Reglung der Betriebsspannung mittels Semipulsen,
dadurch gekennzeichnet, daß
a) für ein vorgegebenes Elektrofilter ein repräsentatives Feld der Strom-Spannungs-Kennlinien
für ungepulste Spannung (k = 1) bei verschiedenen Staubwiderständen aufgenommen
wird (I = f(V,Ω)),
b) zu jeder Kennlinie derjenige kleinste k-Wert ermittelt wird, mit dem der vorgegebene
Reingasstaubgehalt noch erreicht wird,
c) jeder Kennlinie der so ermittelte kleinste k-Wert zugeordnet wird und die laufende
Regelung des Elektrofilters anhand dieses Kennfeldes vorgenommen wird, indem
d) die aktuelle Kennlinie bei ungepulster Spannung mit dem Kennfeld verglichen und
schließlich der k-Wert eingestellt wird, der zu der Kennlinie des Feldes gehört, die
mit der aktuellen Kennlinie zusammenfällt bzw. als nächste unterhalb der aktuellen
Kennlinie liegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Kennfeld bei der Inbetriebnahme eines Elektrofilters erstellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Kennfeld mit Erfahrungswerten aufgestellt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Kennfeld unter Verwendung der im Betrieb ermittelten aktuellen Kennlinien
laufend korrigiert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Einstellung des k-Wertes gemäß Maßnahme d in Anspruch 1 in vorgegebenen
zeitlichen Abständen wiederholt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Schritte vollständig automatisch ablaufen