[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruches 1 sowie
eine Einrichtung zur Durchführung desselben.
[0002] Eine besondere Problematik besteht bei der Dichtigkeitsüberprüfung von Behältern
mittels Heliumlecktest oder bei der Ingangsetzung von chemischen Reaktionen unter
definierter Freisetzung eines oder mehrerer Reaktionspartner in einem von außen abgeschlossenen
Behälter, wenn in dessen Innenraum keine Durchführung bzw. Öffnung, z.B. zum Zwecke
einer Manipulation von in abgeschlossenen Behältern angeordneten Gerätschaften, hineinführen.
Jeder Betätigungsmechanismus von z.B. Ventilen muß dann durch eine völlig abgedichtete
Wandung wirken, d.h. es muß sich um thermisch oder elektromagnetische Betätigungssignale
handeln. Diese Art erlaubt jedoch keine Rückschlüsse darauf, ob nun die erwünschte
Wirkung innerhalb des nicht einsehbaren Behälters eingetreten ist oder nicht.
[0003] Dichtigkeitsüberprüfungen von Behältern unter Zuhilfenahme eines Heliumlecktests
werden in diversen Lehrbüchern ausführlich dargestellt (z.B. Wutz, Adam, Walcher:
Theorie und Praxis der Vakuumtechnik (1982) oder Leybold Katalog).
[0004] Bei diesem Verfahren wird der zu prüfende Behälter in eine mit Helium gefüllte Druckkammer
gelegt, die in den Behälter selbst eingesickerte Heliummenge gemessen oder der Behälter
wird innen mit Helium beschickt, in eine Vakuumkammer gelegt und die dann aus dem
Behälter austretende Heliummenge gemessen.
[0005] Ein anderes Verfahren ist das sogenannte "bombing"-Verfahren, d.h. der geschlossene
Behälter wird in eine Druckkammer gesetzt und eine längere Zeit unter Überdruck in
der Heliumatmosphäre gehalten. Anschließend wird die Druckkammer evakuiert. Man mißt
das dann aus dem Behälter ausströmende Helium. Aus den Meßwerten kann dann auf die
Leckage des Behälters geschlossen werden.
[0006] Ein weiteres Verfahren ist der Einsatz einer Kartusche, die über eine difinierte
Kapillare eine definierte Heliumleckage besitzt. Diese Kartusche wird vor dem Verschließen
des Behälters in diesen eingesetzt und verliert dann sehr langsam ihren Heliuminhalt.
Der Behälter wird anschließend in eine Vakuumkammer gestellt und die aus dem Behälter
austretende Heliummenge gemessen. An den Behälter kann, in einem Hohlraum angeordnet,
auch ein Ventil angeschlossen werden, durch das der Behälter mit Helium gefüllt wird.
Der o.g. Hohlraum wird nach außen hin mit einem Stopfen oder einer Verschlußschraube
verschlossen und zusätzlich durch eine Dichtnaht abgedichtet.
[0007] Diese Überdruck- und Vakuumverfahren erfordern einen Anschluß an den Behälter, der
dann, nach vorgenommener Dichtigkeitsüberprüfung, erneut verschlossen und noch einmal
gesondert überprüft werden muß. Dies ist insbesondere bei der Überprüfung von Behältern
mit radioaktivem Inhalt sehr aufwendig, da hier alle Handhabungen (Verschweißen oder
Abschrauben von Einfüllstutzen oder Entnahmestutzen) fernbedient vorgenommen werden
müssen.
[0008] Das "bombing"-Verfahren hat den Nachteil der geringen Genauigkeit (bis 10⁻⁴ mbar
1/s).
[0009] Das Freisetzen des Heliums aus einer definierten Kapillare hat den Nachteil, daß,
unter Einbeziehung der möglichen Leckage des Behälters und seiner Detektierbarkeit,
eine große Heliummenge in den Behälter eingesetzt werden muß, die dann bei einer vollkommenen
Dichtigkeit des Behälters zu einer relativ hohen Druckerhöhung im Behälter führt.
[0010] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und Einrichtungen zu bieten,
mit denen ein verschlossener Behälter, der in einem unzugänglich und uneinsehbaren
weiteren Behälter angeordnet ist, nachweisbar geöffnet werden kann.
[0011] Die Lösung ist in den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruches 1 beschrieben.
[0012] Die übrigen Ansprüche geben vorteilhafte Einrichtungen zur Durchführung des Verfahrens
sowie Ausführungsformen derselben wieder.
[0013] Besondere Vorteile ergeben sich mit der Erfindung bei der Dichtigkeitsüberprüfung
von Behältern mittels Heliumtest. Das Helium befindet sich dabei zuerst in einer Kartusche,
die vor dem Verschließen des Behälters in dem Behälter angeschraubt oder auch nur
eingelegt werden kann. Aus der Kartusche kann zu einem definierten Zeitpunkt, der
frei wählbar ist, das Helium kurzzeitig in den Behälter abgelassen werden. Das Freisetzen
des Heliums kann auch außerhalb des Behälters akustisch wahrgenommen werden, da das
Ablassen des Gases über eine Pfeife erfolgt. Das Verschlußorgan der Kartusche wird
durch Temperaturerhöhung geöffnet.
[0014] Die Erfindung kann insbesondere bei Behältern mit radioaktivem Inventar eingesetzt
werden, die nur in Heißen Zellen zu handhaben, zu verschweißen und auf Dichtigkeit
zu prüfen sind. Besonders geeignet ist die Methode zur Dichtigkeitsüberprüfung von
Brennelementbehältern oder Kokillen mit hochradioaktivem, verglastem Waste, da das
Verschlußorgan der Kartusche aus einem Weichlot-Pfropfen besteht und dieser Pfropfen
durch örtl. Erwärmung ausgeschmolzen werden kann.
[0015] Das Verfahren ist demnach ohne große technische Installationen in Heißen Zellen anwendbar,
wobei große Druckerhöhungen im Behälter vermieden werden, das Einbringungsverfahren
auch bei hohen Temperaturen angewendet werden kann, der Zeitraum, der zum Verschließen
(zum Verschweißen) des Behälters benötigt wird, ohne Einfluß auf die Genauigkeit der
Messung ist und eine genau definierte Heliummenge zu einem bestimmten Zeitpunkt freigesetzt
wird. Es entsteht bei der Anwendung der Erfindung keine Schwächung der Behälterkonstruktion
bzw. eine Schwächung kann umgangen werden.
[0016] Die Erfindung wird im folgenden anhand eine Ausführungsbeispiels mittels der Fig.
1 und 2 näher beschrieben.
[0017] Hierbei handelt es sich um den speziellen Fall einer Kartusche, wie sie im Prinzip
in Kokillen für verglasten, hochradioaktiven Abfall zum Einsatz kommen kann. Die Dimensionierung
wurde dabei so vorgenommen, daß nach dem Freisetzen des Heliumgases ein Partialdruck
von ca. 0,2 bar He in dem freien Volumen der Kokille entsteht. Die Erklärung anhand
des speziellen Beispiels schränkt dabei die Anwendung der Kartusche in anderer Form
und anderer Dimensionierung nicht ein.
[0018] Die Fig. 1 zeigt im Schnitt eine solche Kokille 1, in der Glas 2 unterzubringen ist,
wobei zwischen der Glasoberfläche und dem dicht aufgeschweißten Deckel 3 ein Hohlraum
4 verbleibt. Am Deckel 3 ist ein erster Fortsatz bzw. ein Pilzkopf 5 zur Manipulation
der Kokille 1 fest angeordnet. Unterhalb des Pilzkopfes 5 ist im Hohlraum 4 die Kartusche
6 mit Ventil 7 und Pfeife 8 befestigt, in der Helium untergebracht ist, welches nach
dem Anschweißen des Deckels 3 freigesetzt werden soll. Die Freisetzung des Gases erfolgt
akustisch vernehmlich über die Pfeife 8. Für das Einbringen des Gases in die Kartusche
6 ist das Ventil 7 vorgesehen, das aber im in der Kokille 1 eingebauten Zustand dicht
verschlossen ist und bleibt. Die Kartusche 6 soll in diesem speziellen Fall in den
Pilzkopf 5 des Kokillendeckels 3 eingeschraubt werden. Die Kartusche 6 wird vorher
über das Ventil 7 mit einer vorgegebenen Heliummenge gefüllt. Über den Pilzkopf 5
ist eine diesen umgebende Heizvorrichtung 9 vorgesehen, deren Funktion anhand der
Fig. 2 beschrieben wird.
[0019] Die Fig. 2 zeigt ebenfalls im Schnitt den näheren Bereich Kartusche 6 zu Pilzkopf
5. Die Kartusche 6 besitzt einen zylindrischen Fortsatz 10, der in eine Ausnehmung
11 des Pilzkopfes 5 von unten eingeschraubt ist. Ein Dichtring 12 sperrt die Ausnehmung
11 ab. Vom gasgefüllten Innenraum 13 der Kartusche 6 reicht eine Bohrung 14 als Verbindungsstrecke
vom Innenraum 13 zu der als Gas- und Schmelzsubstanzauffangraum dienenden Ausnehmung
11. Diese Bohrung 14 ist mit einem Weichlotstopfen 15 im Bereich des Pilzkopfes 5
verschlossen, bis mittels der Heizvorrichtung 9 durch Wärmeübertragung über den Pilzkopf
5 auf den Fortsatz 10 eine Temperatur erreicht wird, die ihn schmelzen läßt. Das im
Innenraum 13 befindliche Gas (He) stößt das geschmolzene Material aus der Bohrung
14 in die Ausnehmung 11 hinein.
[0020] Das abströmende Gas wird anschließend über eine Kapillare 16 (die bei ausreichender
Dicke der Wandung der Kartusche 6 vollständig im Wandmaterial verlaufen kann) durch
den Fortsatz 10 und den Innenraum 13 zur Öffnung 17 der Pfeife 8 geführt, die dann
das akustische Signal abgibt (bei mehreren Kartuschen kann die Tonlage der Pfeifen
bzw. die Schmelztemperatur der Weichlotstopfen variiert werden). Der Zugang 18 zur
Kapillare 16 befindet sich in der Ausnehmung 11, so daß das Gas gezwungen ist, über
die Pfeife 8 abzuströmen. Der Zugang 18 ist abgebogen, damit er nicht von Weichlot
verstopft werden kann. Die Pfeife 8 könnte bei entsprechendem Anwendungsfall auch
direkt auf die Bohrung 14 aufgesetzt werden, wenn das Schmelzmaterial des Verschlußstopfens
15 die Pfeife 8 nicht verstopfen, d.h. unwirksam machen kann. Bohrung 14 und Kapillare
16 bilden gemeinsam eine Verbindungsstrecke zwischen dem Gasraum 13 zur Pfeife 8.
[0021] Wird das Helium aus der Kartusche 6 freigesetzt, so erfolgt dies, wie dargestellt,
über eine durchgehende Bohrung 14, die vor der Freisetzung mit Weichlot 15 abgeschlossen
ist. Der Schmelzpunkt dieses Weichlotes bestimmt die Temperatur, bei der die Freisetzung
erfolgt. Initiiert wird diese plötzliche Freisetzung, bzw. das Schmelzen des Stopfens
15, durch die über den Pilzkopf 5 zu stülpende Aufheizvorrichtung 9. Der Schmelzpunkt
ist mit den verschiedensten Weichloten einstellbar von 30 bis zu einigen 100°C. Das
freigesetzte Gas strömt (kurzzeitig, in relativ großer Menge) dann durch das eingelötete
Kapillarrohr 16 durch die Pfeife 8 in den zu überprüfenden Raum 4. Das hierbei entstehende
akustische Signal zeigt an, das das Ausströmen des Gases erfolgt. Das Kapillarrohr
16 und die Pfeife 8 sind in die Kartusche 6 gasdischt eingebaut, z.B. eingelötet,
ebenso wie das nur schematisch dargestellte Ventil 7.
[0022] Die Dimensionierung der Kartusche 6 (Volumen und Druck) ist abhängig von der geforderten
Meßgenauigkeit des Systems, von der Empfindlichkeit des bei der Messung benutzten
Massenspektrometers und der bei der Messung herrschenden Temperatur sowie von dem
freien Volumen, das mit Helium gefüllt werden muß. Der Vorteil des Gesamtsystems ist
darin zu sehen, daß eine gezielte Freisetzung des Gases erfolgen kann.
[0023] Alternativ zum Pfropfen 15 aus Weichlot sind auch Verschlüsse der Bohrung mit Bi-Metall-Elementen,
sich zersetzenden chemischen Verbindungen u.ä. einsetzbar.
1. Verfahren zur nachprüfbaren Freisetzung von Gasen, das im Innenraum eines ersten
Behälters aufbewahrt ist, in den Innenraum eines nach außen hin abgeschlossenen weiteren
Behälters, dadurch gekennzeichnet, daß in einer Verbindungsstrecke (14, 16) in der
Wandung des Behälters (6) ein thermisch induzierbarer Öffnungsmechanismus (15) betätigt
wird und daß das durch die Verbindungsstrecke (14, 16) abströmende Gas akustisch
nachgewiesen wird.
2. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Verbindungsstrecke (14, 16) des ersten Behälters (6) mittels einer schmelzbaren
Substanz (15) verschließbar ist, und daß die Verbindungsstrecke (14, 16) derart ausgebildet
ist, daß nach Schmelzen der Substanz eine zwangsweise Führung des aus dem ersten Behälter
(6) abströmenden Gases über ein akustisches Gerät (8) erfolgt.
3. Einrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der erste Behälter eine
Kartusche (6) ist, die im weiteren Behälter (1) definiert befestigbar ist, daß die
Verbindungsstrecke (14, 16) durchgehende Bohrungen in der Wandung bildet und daß
das akustische Gerät (8) eine Pfeife ist.
4. Einrichtung nach Anspruch 2 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil (16) der
Verbindungsstrecke (14, 16) als Kapillare ausgebildet ist.
5. Einrichtung nach Anspruch 2 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kartusche (6) einen zylindrischen Fortsatz (10) aufweist, durch den die Bohrung
(14) und die Kapillare (16) hindurchführen.
6. Einrichtung nach Anspruch 2 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet, daß
der Fortsatz (10) im Innern (11) eines ebenfalls zylindrisch ausbildbaren, weiteren
Fortsatzes (5) des weiteren Behälters (1) angeordnet ist.
7. Einrichtung nach Anspruch 2 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kapillare (16) und der Eingang (17) zur Pfeife (8) direkt miteinander verbunden
sind.
8. Einrichtung nach Anspruch 2 oder einem der folgenden, ausgenommen Anspruch 7, dadurch
gekennzeichnet, daß zwischen dem Fortsatz (10) der Kartusche (6) und dem Fortsatz
(5) des weiteren Behälters (1) ein Raum (11) ausgebildet ist, der als Gas- und Schmelzsubstanz-Auffangraum
dient und mit dem Eingang (17) zur Pfeife (8) in Verbindung steht.
9. Einrichtung nach Anspruch 2 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet, daß
die Schmelzsubstanz (15) im Fortsatz (10) der Kartusche (6) angeordnet ist.
10. Einrichtung nach Anspruch 2 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet,
daß die beiden Fortsätze (5, 10) gemeinsam mittels einer Heizvorrichtung (9) aufheizbar
sind.
11. Verwendung des Verfahrens nach Anspruch 1 und der Einrichtung nach Anspruch 2
oder einem der folgenden zur Dichtigkeitsüberprüfung des weiteren Behälters(1).
12. Verwendung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in dem
weiteren Behälter (1) radioaktives und/oder toxisches Material (2) untergebracht
ist.
13. Verwendung des Verfahrens nach Anspruch 1 und der Einrichtung nach Anspruch 2
oder einem der folgenden, ausgenommen Anspruch 11 und 12, zur Ingangsetzung chemischer
Reaktionsabläufe in dem weiteren Behälter (1).