[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufbringung metallischer Schichten auf
die Oberfläche von aus faserverstärkten Kunststoffen gebildeten hohlen, nach außen
offenen Bauteilen auf galvanischem Wege, insbesondere Bauteilen mit sphärisch gekrümmter
Oberfläche, wobei die Bauteile innerhalb des Beschichtungsvorganges materialabtragenden
Behandlungen ausgesetzt sind.
[0002] Das Aufbringen von Metallfolien oder Metallplatten auf Träger aus Kunststoffen, z.B.
bei der Leiterplattenherstellung, erfolgt mittels Kleben mit hinreichender Festigkeit
der Verbindung zwischen Auflage und Träger. Bei derartigen, ebenen Bauteilen, lassen
sich die Folien oder Platten ohne Schwierigkeit auf die genannte Weise aufbringen.
[0003] Handelt es sich beim Träger jedoch un Bauteile mit sphärisch gekrümmter Oberfläche,
so lassen sich Metallfolien oder ebene Metallplatten nicht ohne Faltenbildung auf
den Träger aufbringen.
[0004] Für grosse Stückzahlen zu beschichtender Bauteile kann eine Anpassung der Folien
oder Platten an die Form der Oberfläche des Trägers mittels Umformung mit geeigneten
Werkzeugen und Maschinen mit nachfolgender Verklebung unter bestimmten Voraussetzungen
zweckmässig sein.
Bei geringeren Stückzahlen jedoch ist eine Anpassung der Folien oder Platten an die
Form des Trägers durch Umformen umständlich und teuer.
Besondere Schwierigkeiten bei der Anpassung von Folien bzw. Platten an die Form des
Trägers, ergeben sich dann, wenn nur Teilabschnitte der Oberfläche des Trägers mit
einem Metallbelag zu versehen sind.
[0005] Ein einfacherer Weg kann eingeschlagen werden unter Anwendung der Galvanisiertechnik,
um Oberflächen von Bauteilen aus Nichtmetallen, z.B. aus Kunststoffen, vollständig
oder partiell mit Metallschichten zu überziehen.
[0006] Bei hohlen, aus faserverstärken Kunststoffen gebildeten Bauteilen mit sphärisch gekrümmter
Bauteiloberfläche ist es für das Aufbringen der metallischen Überzüge mittels der
Galvanotechnik erforderlich, die zu behandelnde Kunststoffoberfläche elektrisch leitend
zu machen, um die Oberfläche dann durch Elektrolyse mit Metall beschichten zu können.
[0007] Strukturteile, denen tragende Funktion zukommt, beispielsweise Teile der tragenden
Struktur von Fluggeräten wie Flugkörpern, Flugzeugen oder dergleichen, müssen in bezug
auf die Beanspruchung durch die aufzunehmenden Belastungen und im Hinblick auf ein
möglichst geringes Strukturgewicht ausgelegt werden.
[0008] Sollen z.B. Abschnitte sphärisch gekrümmter Oberflächen von Strukturteilen aus faserverstärkten
Epoxydharzen als Sende- oder Empfangsantennen mit Metall beschichtet werden, bestehen
Probleme hinsichtlich einer ausreichenden Haftfestigkeit der Beschichtung infolge
der sich bei der Herstellung der Bauteile bildenden Haut aus Formtrennmitteln. Dieser,
eine ausreichende Haftung der metallischen Beschichtung verhindernde Belag, lässt
sich mittels der üblichen Reinigungsverfahren nicht beseitigen.
[0009] Werden chemisch und mechanisch wirkende Verfahren zur Oberflächenvorbehandlung für
das Beschichten eingesetzt, besteht die Gefahr einer Verletzung der Oberfläche des
aus Kunststoff gebildeten Körpers und im Oberflächenbereich liegender Verstärkungsfasern.
[0010] Eine Beeinträchtigung der Festigkeit so behandelter, tragender Strukturteile aus
Kunststoff ist besonders dann von Bedeutung, wenn nur eine partielle Beschichtung
vorgesehen ist. Beispielsweise bei einer chemischen Vorbehandlung wird die gesamte
Oberfläche, und bei hohlen Bauteilen auch die Hohlraumoberfläche dem ätzenden Mittel
ausgesetzt. Um die nicht zu beschichtenden Abschnitte der Oberfläche von der Behandlung
durch Ätzmittel zu schützen, ist es üblich, eine gegen das Ätzen resistente Abdeckung
mittels Klebebändern oder Folien vorzunehmen.
[0011] Derartige Oberflächenabdeckungen lassen sich jedoch auf die Oberfläche des Innenraumes
infolge der sphärischen Krümmung der Oberflächen und der oft wegen der geringen Bauteilhöhe
erschwerten Zugänglichkeit des Innenraumes nicht oder nur unvollkommen aufbringen.
[0012] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zu schaffen, mittels dem es ermöglicht
wird, die Oberfläche von auf faserverstärken Kunststoffen gebildeten, tragenden Strukturteilen
auf galvanischem Wege mit einer festhaftenden metallischen Beschichtung zu versehen,
z.B. einer Beschichtung aus Kupfer, wobei eine Beeinträchtigung der nicht zu beschichtenden
Abschnitte der Bauteiloberfläche gegen chemische und bzw. oder mechanische Beeinflussung
unterbunden wird.
[0013] Erfindungsgemäss ist die gestellte Aufgabe durch die im Hauptanspruch genannten Verfahrensmerkmale
und in vorteilhafter weiterer Ausgestaltung der Erfindung gemäss der Merkmale der
Unteransprüche gelöst.
[0014] Durch das erfindungsgemässe Verfahren eine faltenfreie festhaftende Beschichtung
der Bauteiloberfläche erreicht. Ferner wird eine sichere Abdeckung der zu schützenden
Abschnitte der Oberfläche des Bauteiles gegen chemische und bzw. oder mechanische
Beeinflussung auch an schwer zugänglichen Innenbereichen der Bauteiloberfläche bewirkt.
[0015] Die Ausbildung des Werkstückes bei seiner Herstellung, mit dem verlängerten Wandabschnitt
und der Abschlußwand für den Bauteilhohlraum, stellt eine wesentliche Vereinfachung
des Arbeitsablaufes dar. Nach Abtrennen des überragenden Teiles der Wandung, ist der
Arbeitsgang der Abdeckung auf äusserst einfache Weise und zeitsparend abgeschlossen.
Insbesondere nach dem Merkmal, nach dem der überragende Wandabschnitt gleichzeitig
die Abschlußwand des Bauteilhohlraumes bildet, ergibt sich eine erhebliche Arbeits-
und Zeitersparnis.
[0016] Infolgedessen, dass der flüssigkeitsdicht abgeschlossene Hohlraum der Bauteile mit
einer elektrisch neutralen Flüssigkeit gefüllt wird, ist der hohlraumbedingte Auftrieb
des Bauteiles im Bad bei der Elektrolyse neutralisiert und ausserdem eine Verformung
des Bauteiles durch den Ausgleich von Druckunterschieden, insbesondere im Hinblick
auf die innerhalb des Beschichtungsverfahrens auftretenden Badtemperaturen vermieden.
[0017] In der Zeichnung sind zwei Ausbildungsbeispiele zu beschichtender Bauteile im Herstellungszustand
für den Verfahrensschritt der Beschreibung dargestellt.
[0018] Die Figuren 1 und 2 zeigen die Ausbildungen im Querschnitt in Verbindung mit Teilen
der Galvanisieranlage bekannter Ausbildung.
[0019] Die dargestellten, zu beschichtenden Bauteile sind aus faserverstärktem Kunststoff
gebildete, hohle und nach aussen offene Flügelabschnitte, die als tragende Strukturteile
an einem Flugkörper Verwendung finden. Die Bauteile sind in Figuren 1 und 2 der Zeichnung
insgesamt mit C bezeichnet. Die äussere Bauteiloberfläche ist dafür vorgesehen, entsprechend
dem genannten Verfahren zur Bildung eines Antennenreflektors mit Kupfer beschichtet
zu werden.
[0020] Ferner ist in Figur 1 und Figur 2 der Zeichnung der Abschnitt G der Bauteilwandung
dargestellt, der über die Hohlraumöffnung bzw. über das Bauteilfertigmaß hinaus ragend
ausgeführt ist und zur Aufnahme der Abschlußwand E bzw. E' für den flüssigkeitsdichten
Abschluß des Hohlraumes für die Dauer des Beschichtungsprozesses dient und der nach
Abschluß des Verfahrensschrittes der galvanischen Beschichtung vom Bauteil C abgetrennt
wird, und zwar so, dass das Bauteil sein vorgeschriebenes Fertigmaß erhält.
[0021] Mit A ist ferner noch der Behälter für das Galvanisierbad bezeichnet, in welches
die zu beschichtenden Bauteile C in bekannter Weise eintauchen. Der Vereinfachung
halber ist auf eine vollständige Darstellung und Beschreibung der Galvanisieranlage
verzichtet.
Der Hohlraum der Bauteile C ist während des Beschichtungsvorganges mit einer elektrisch
neutralen Flüssigkeit D gefüllt und mittels einer Entlüftungsleitung F, die aus dem
Bad herausgeführt ist, nach aussen entlüftet.
[0022] Anstelle der mit der Bauteilwandung und dem Wandabschnitt G in einem Stück gebildeten
Abschlußwand E' gemäß der Bauteilausführung nach Figur 2, kann der Abschluß des Hohlraumes
auch durch einen am Wandabschnitt G befestigbaren Abschlußdeckel E gemäß der Ausführung
nach Figur 1 erfolgen. Der Wandabschnitt G weist dazu einen Aufnahmeflansch für den
Deckel auf.
[0023] Ein Ausführungsbeispiel für den Ablauf des Beschichtungsverfahrens ist wie folgt:
1. Bauteilherstellung durch Laminataufbau auf Formteile mit Bildung des Wandabschnittes
G und der Abschlußwand E' als Bauteileinheit,
2. Maskierung der von der Beschichtung auszuschliessenden Abschnitte der Bauteilaussenflächen,
3. Vorbereitung des Werkstückes für die Beschichtung mittels materialabtragender Behandlung
der Oberflächen durch mechanische und bzw. oder chemische Mittel,
4. flüssigkeitsdichte Abschluß des Bauteilhohlraumes,
5. Füllen des Hohlraumes des Bauteiles C mit einer elektrisch neutralen Flüssigkeit,
6. Beschichtung der nicht durch Masken abgedeckten Bauteiloberfläche (z.B. chemisches
Verkupfern mit nachfolgender elektrolytischer Beschichtung) und
7. Abtrennen des Wandabschnittes G und der Abschlußwand E auf Bauteil-Fertigmaß.
1. Verfahren zur Aufbringung metallischer Schichten auf die Oberfläche von aus faserverstärkten
Kunststoffen gebildeten hohlen, nach aussen offenen Bauteilen auf galvanischem Wege,
insbesondere Bauteilen mit sphärisch gekrümmter Oberfläche, wobei die Bauteile innerhalb
des Beschichtungsvorganges materialabtragenden Behandlungen ausgesetzt sind, dadurch gekennzeichnet, dass zum Schutz der Bauteiloberfläche während des Beschischtungsverfahrens das
Bauteil (C) bei seiner Herstellung im Bereich der Hohlraumöffnung mit einem über
das Bauteilfertigmaß hinausragenden Wandabschnitt (G) versehen wird,
dass der überragende Wandabschnitt (G) zum Abschluß des Bauteilhohlraumes ein Verschlußteil
(E) aufnimmt und
dass der überragende Wandabschnitt (G) nach Beendigung des Beschichtungsprozesses
vom Bauteil (C) auf Bauteilfertigmaß abgetrennt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Abschluß des Hohlraumes
flüssigkeitsdicht ausgeführt ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der flüssigkeitsdicht
abgeschlossene Hohlraum mit einer elektrisch neutralen Flüssigkeit (D) gefüllt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlraum während
des Beschichtungsprozesses über eine Leitung (F), die aus dem das Bauteil (C) aufnehmenden
galvanischen Bad nach aussen geführt ist, entlüftet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der über das Bauteilfertigmaß
hinausragende Wandabschnitt (G) und die Abschlußwand (E) in einem Stück hergestellt
sind.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlraum des
Bauteils (C) durch einen am Wandabschnitt (G) gebildeten Flansch und einen daran
befestigbaren Deckel (E) abschliessbar ist.