[0001] Die Erfindung betrifft ein Walzgerüst mit zwei Arbeitswalzen, deren Walzballen deckungsgleiche
über ihre Länge konvex gekrümmte Konturen aufweisen und die ggfs. an Stützwalzen anliegen.
[0002] Ein Problem in der Walztechnik ist die Erzeugung planer Bänder mit vorgegebenem Bandprofil.
Dies wird erschwert aufgrund der nicht zu vermeidenden Durchbiegung der Walzen über
deren Ballenbreite. Hierdurch treten Dickenfehler über der Breite des zu bearbeitenden
Walzgutes auf, der - nach dem Gesetz des konstanten durchgesetzten Volumens pro Zeiteinheit
- zu unterschiedlicher Bandlängung über der Breite des Walzgutes führt. Dies zeigt
sich in Welligkeit oder Säbelbildung des Bandes.
[0003] Um die bekannte nicht zu verhindernde Durchbiegung der Walzen zu kompensieren, hat
man bereits vor langer Zeit vorgeschlagen, die Arbeitswalzen zu bombieren. Die Krümmung
der konvex geschliffenen Walzballenkontur wurde so gewählt, daß nach der Biegung der
Walzen unter Walzkraft die Biegung durch die Bombierung kompensiert war und somit
ein planes Band entstand.
[0004] Das Problem der derartig vorbereiteten Walzen bestand darin, daß die Größe der Balligkeit
abhängig ist von der Walzkraft bzw. der Breite des zu walzenden Walzgutes. In der
Praxis würde das bedeuten, daß für jede Walzkraft und jede Bandbreite unterschiedlich
ballig geschliffene Walzen eingesetzt werden müßten.
[0005] In jüngerer Zeit hat man deshalb das Bombieren der Walzen verlassen und stattdessen
Methoden vorgeschlagen, um die Biegelinie der Arbeitswalzen möglichst während des
Walzens zu verändern. So ist es beispielsweise durch das deutsche Patent 30 38 865
bekannt geworden, mindestens die Arbeitswalzen eines Bandwalzgerüstes in ihrer Kontur
flaschenförmig auszubilden, so daß die Konturen der beiden Walzen sich ausschließlich
in einer bestimmten Axialstellung der Walzen zueinander lückenlos ergänzen. Die Walzen
eines Walzenpaaren sind gegensinnig axial verschiebbar und ermöglichen so die Einstellung
jedes gewünschten Walzgutprofiles.
[0006] Nachteilig bei dieser bekannten Lösung ist es, daß infolge der nicht zu verhindernden
Durchbiegung der Walzen die durch die Flaschenform der Walzen erzeugte Walzspaltkontur
in einer Weise verändert wird, die kaum vorhersehbar ist. Durch unterschiedliche Abplattung
der konvex-konkaven Kontur der Walze und ggfs. durch elastische Veformung der Stützwalzen
entstehen Kurvenverläufe der Walzballenkontur, die die Einstellung des Walzgerüstes
auf den gewünschten Walzgutquerschnitt, wenn überhaupt, nur dann ermöglichen, wenn
eine Verschiebung der Arbeitswalzen unter Walzlast erfolgt. Es ist aber zu erwarten,
daß infolge der Konfiguration der flaschenförmigen Walzen eine Axialverschiebung der
Walzen unter Walzkraft kaum noch oder nur mit großen Axialkräften möglich ist. Außerdem
läßt sich die flaschenförmige Kontur der Walzen, die sich ausschließlich in einer
bestimmten Axialstellung der Walzen zueinander lückenlos ergänzen nicht mehr erhalten,
wenn durch thermische Beeinflussung, Walzenverschleiß und Biegung die Konturen beider
Walzen voneinander abweichen. Schließlich ist festzustellen, daß der Schliff einer
flaschenförmig konturierten Walze aufwendig und schwierig herzustellen ist.
[0007] Ausgehend von der Erkenntnis, daß die Durchbiegung der Walzen ein nicht zu vermeidendes
aber wichtiges Kriterium bei dem Ziel ist, ein Walzgerüst zu schaffen, mit dem unterschiedliche
Bänder unterschiedlicher Breite herzustellen sind, liegt der vorliegenden Erfindung
die Aufgabe zugrunde, ein Walzgerüst in einfacher funktioneller Bauweise zu schaffen,
mit dem durch entsprechende Bombierung der Arbeitswalzen dieses Ziel erreichbar ist.
[0008] Zur Lösung der Aufgabe werden die im Patentanspruch 1 beschriebenen Merkmale vorgeschlagen.
Kern der vorliegenden Erfindung ist es, die Erkenntnis, daß der Grad der Balligkeit
einer Walze abhängig ist von Walzkraft und Walzgutbreite, in die Praxis dadurch umzusetzen,
daß die Walze über ihre Ballenbreite unterschiedlich, jedoch stets konvex bombiert
ist. Durch Querverstellen der Arbeitswalzen zueinander lassen sich unterschiedlich
bombierte Arbeitsbereiche der Walzen zum Einsatz bringen, so daß, je nach Walzkraft
und Bandbreite eine Anpassung der Walzen an die gegebene Durchbiegung erzielen läßt.
Die einfache Walzenform ermöglicht es, für unterschiedliche Bandbreiten und Walzkräfte
die jeweils verlangte Balligkeit rechnerisch vorherzubestimmen und die Walzen zueinander
entsprechend zu Positionieren.
[0009] Wenn nach einem anderen Merkmal der Erfindung vorgesehen ist, daß mindestens den
Arbeitswalzen eine Walzenbiegeeinrichtungen zugeordnet sind, so läßt sich durch diesen
Vorschlag der Erfindung eine Korrektur des voreingestellten Bandprofiles durch Biegung
der Walzen erreichen, und zwar problemlos während des Walzvorganges, was bei den vorstehend
zum Stand der Technik beschriebenen flaschenförmigen Walzen; insbesondere bei Materialien
höherer Festigkeit kaum möglich ist.
[0010] Wenn nach einem weiteren Merkmal der Erfindung vorgeschlagen wird, daß die Walzenbiegeeinrichtung
jeder Walze und Walzenseite unterschiedlich beaufschlagbar ist, so lassen sich durch
unterschiedlich an den Walzenseiten aufgebrachte Biegekräfte beliebige Walzspaltkonfigurationen
erreichen, so daß die Herstellung eines planen Bandes problemlos ermöglicht ist.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend
beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 ein erfindungsgemäßes Walzgerüst im belasteten Zustand,
Fig. 2 die Arbeits- und Stützwalzen des Walzgerüstes nach Fig. 1 im unbelasteten Zustand,
Fig. 3 die gleichen Walzen im belasteten Zustand,
Fig. 4 u. die Arbeitswalzen nach rechts bzw. links
Fig. 5 verschoben.
[0012] In Fig. 1 ist mit 1 der Ständer des Walzgerüstes bezeichnet, in dem die obere 2 und
untere Arbeitswalze 3 in Einbaustücken 4 und 5 gelagert sind, wobei die Arbeitswalzen
von einer oberen Stützwalze 6 und einer unteren Stützwalze 7 abgestützt werden. In
Fig. 1 ist der Zustand des Walzgerüstes unter Walzkraft dargestellt, wie an den durchgebogenen
Stützwalzen 6 und 7 zu erkennen ist. Natürlich ist zur Verdeutlichung der wirksamen
Durchbiegung diese in stark übertriebenem Maße gezeichnet, während sich in der Praxis
die Durchbiegung nur um Bruchteile von Millimetern darstellt.
[0013] Im unbelasteten Zustand weisen die Arbeitswalzen eine Form auf, wie sie in Fig. 2
dargestellt ist. Hier ist erkennbar, daß der größte Durchmesser D außerhalb der Mitte
8 der Arbeitswalzen liegt, und zwar im Abstand a von der Mitte 8. Der größte Durchmesser
der oberen Arbeitswalze 2 liegt rechts von der Mitte 8, der größte Durchmesser der
unteren Arbeitswalze 3 liegt links von der Mitte 8 der Arbeitswalze. Die Arbeitswalzen
2 und 3 weisen einen Walzballen auf, der über die gesamte Länge der Walze konvex gekrümmt
ist, so daß sich eine zigarrenförmige Form der Walzen 2 und 3 ergibt, wie sie in Fig.
2 erkennbar ist. Wie später noch beschrieben, können zwischen den Arbeitswalzen 2
und 3 Walzenbiegeeinrichtungen vorgesehen sein, wie sie bei 9 und 10 angedeutet sind.
[0014] Der in Fig. 2 dargestellte Zustand der Arbeits- und Stützwalzen tritt in der Praxis
während des Walzbetriebes nicht auf. Sowohl die Stützwalzen 6, 7 als auch die Arbeitswalzen
2, 3 biegen sich unter Walzkraft durch, wie dies in Fig. 3 schematisch dargestellt
ist. Dabei bildet sich je nach zu walzendem Band B, d. h. dessen Breite und der aufzuwendenden
Walzkraft ein Walzspalt, dessen Kontur von der Größe der Durchbiegung und der Balligkeit
des Walzenschliffes abhängt. Weil bei der erfindungsgemäßen Walzenkonfiguration die
Balligkeit der Walze über deren Walzballenlänge unterschiedlich ist, kann durch Querverschieben
der Arbeitswalzen eine unterschiedliche Balligkeit der Walze zum Einsatz gebracht
werden und damit das Walzspaltprofil verändert werden. Dies ist in den Figuren 4 und
5 schematisch angedeutet.
[0015] Werden nämlich die in Fig. 3 dargestellte entsprechend der Walzkraft durchgebogene
obere Arbeitswalze 2 um den Betrag x nach rechts und die untere Arbeitswalze 3 um
den Betrag x nach links verschoben, so befinden sich die größen Durchmesser D der
Arbeitswalzen jeweils im Abstand a + x von der Walzmitte 8. In diesem Zustand werden
die Kanten des Bandes B durch die sich aus der Verschiebung der zigarrenförmigen Walzen
2, 3 sowie der Durchbiegung der Stützwalzen 6, 7 ergebenden Walzspaltform stärker
gedrückt, wodurch sich eine konvexe Bandoberfläche ergibt.
[0016] Werden wie in Fig. 5 schematisch dargestellt die Arbeitswalzen 2 und 3 in entgegengesetzter
Richtung um den Betrag x verschoben, so ergibt sich ein Abstand der größten Arbeitswalzendurchmesser
D von der Walzenmitte 8 in der Größenordnung a - x, so daß sich aus der Lage der größten
Arbeitswalzendurchmesser D ein konkaver Bandquerschnitt ergibt, bei dem die Bandkanten
dicker als die Mitte des Bandes sind. Durch entsprechende Querverschiebung der zigarrenförmigen
Arbeitswalzen 2, 3 läßt sich unter Einbeziehung der stets vorhandenen Walzendurchbiegung
eine Korrektur des Querschnittes des zu walzenden Bandes B vornehmen, mit der die
Erzielung eines planen Bandes leicht möglich wird.
[0017] Wie in Figuren 1 und 3 angedeutet, können die Arbeitswalzen 2, 3 zusätzlich mit Walzenbiegeeinrichtungen
9, 10 versehen sein, mit denen die Durchbiegung der Arbeitswalzen zusätzlich beeinflußbar
ist. Mit diesen Walzenbiegeeinrichtungen wird die Veränderung des Walzspaltes während
des Walzbetriebes über die Veränderung der Biegung erreicht, was eine leichtere Korrektur
des Walzgutprofiles unter Last bedeutet. So wird es möglich, die die Durchbiegung
der Arbeits- und Stützwalzen berücksichtigende Einstellung der Walzen auf Bandbreite
und Walzkraft im unbelasteten Zustand durch Querverschieben der Arbeitswalzen 2, 3
in die jeweils erforderliche Richtung vorzunehmen, während die Korrektur während des
Walzbetriebes, also unter Last, über die Walzenbiegeeinrichtung 9, 10 erfolgt. Die
Voreinstellung der Arbeitswalzen 2, 3 bedeutet also die Auswahl des jeweiligen Walzballens
entsprechend Walzkraft und Walzgutbreite, während die während des Walzbetriebes auftretenden
Einflußfaktoren über die Biegeeinrichtungen kompensiert werden. Dabei ist es besonders
günstig, wenn die Walzenbiegeeinrichtungen 9, 10 getrennt beaufschlagbar sind, so
daß an der einen oder anderen Seite größere oder kleinere Biegekräfte aufgebracht
werden können.
[0018] Selbstverständlich können die Walzenbiegeeinrichtungen auch an den Stützwalzen vorgesehen
sein.
1. Walzgerüst mit zwei Arbeitswalzen, deren Walzballen deckungsgleiche über ihre Länge
konvex gekrümmte Konturen aufweisen und die ggfs. an Stützwalzen anliegen, gekennzeichnet
durch die Kombination folgender Merkmale:
a) der größte Durchmesser jeder Arbeitswalze liegt außerhalb der Mitte dieser Walze,
jedoch - bezogen auf die jeweils gegenüberliegende Arbeitswalze - auf der anderen
Seite der Walzenmitte.
b) die Krümmungsradien der Walzballenkonturen ändern sich über die Walzballenlänge
kontinuierlich,
c) die Lage der Arbeitswalzen zueinander und im Walzgerüst ist in Achsrichtung der
Walzen verstellbar.
2. Walzgerüst nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens den Arbeitswalzen eine - ansich bekannte - Walzenbiegeeinrichtungen
zugeordnet ist.
3. Walzgerüst nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Walzenbiegeeinrichtung jeder Walze und Walzenseite unterschiedlich beaufschlagbar
ist.