(19)
(11) EP 0 212 407 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
04.03.1987  Patentblatt  1987/10

(21) Anmeldenummer: 86110724.1

(22) Anmeldetag:  02.08.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4C11D 3/48, A01N 59/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 10.08.1985 DE 3528843

(71) Anmelder: Henkel Kommanditgesellschaft auf Aktien
40191 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Hachmann, Klaus, Dr.
    D-4010 Hilden (DE)
  • Disch, Karlheinz, Dr.
    D-5657 Haan (DE)
  • Bansemir, Klaus, Dr.
    D-4018 Langenfeld (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Selbstdekontaminierende Reinigungsmittel


    (57) Angedickte wassermischbare und autosterile Reinigungsmittel­konzentrate insbesondere für den Einsatz als Handwaschlotionen im Medizinalbereich enthalten zusammen mit einer geringen Menge an Wasserstoffperoxid eine Kombination von Fettsäurealkanolamiden und wasserlöslichen Alkali- und/oder Ammoniumsalzen als Ein­dickungsmittel und daneben waschaktive Tenside, dermatologisch verträgliche Desinfektions- und/oder Konservierungsmittel sowie gewünschtenfalls übliche Zusatzstoffe wie Rückfetter, Perlglanz­mittel, Duftstoffe und Farbstoffe.


    Beschreibung


    [0001] Wassermischbare Konzentrate mit einem hohen Gehalt an Tensiden zum Beispiel vom Typ der Handwaschlotionen stellen für Mikro­organismen ideale Nährböden dar, so daß diese Produkte vor dem Befall und der Zersetzung durch Mikroorganismen - insbesondere Bakterien, Pilze und Sporenbildner - geschützt werden müssen. Der unerwünschte Eintrag solcher Mikroorganismen kann beispiels­weise bei der Herstellung oder bei der Verwendung des Produktes auftreten. Es ist übliche Praxis, Reinigungsmittel beziehungsweise entsprechende Konzentrate der geschilderten Art durch Konser­vierungsstoffe zu schützen, wobei eine durch die Kosmetikverord­nung begrenzte Anzahl von Konservierungsstoffen zur Verfügung steht.

    [0002] Handwaschlotionen unterliegen nicht dem Arzneimittelgesetz. An sie müssen aber beim Einsatz insbesondere im Medizinalbereich, also im Krankenhaus, in der Arztpraxis oder allgemein bei der Krankenpflege besondere Anforderungen gestellt werden. Bei den hier geschilderten Anwendungsfällen besteht die erhöhte Gefahr einer Kontamination der wassermischbaren Lotionen mit pathogenen Mikroorganismen und Sporenbildnern. Die entsprechenden Reini­gungsmittel sollten dementsprechend die Fähigkeit besitzen, eventuell auftretende Verkeimungen selbsttätig zu eliminieren. Das ist mit den gebräuchlichen Konservierungsmitteln, die in den zugelassenen Einsatzkonzentrationen nur mikrobistatische, jedoch keine mikrobizide Wirkung zeigen, nicht möglich.

    [0003] Zur Entwicklung autosteriler Reinigungsmittel beispielsweise von der Art der Handwaschlotionen für den Medizinalbereich muß dementsprechend nach Möglichkeiten gesucht werden, durch Zusatz geringer Mengen an toxikologisch - insbesondere dermatologisch - unbedenklicher Substanzen neben der bereits durch den Zusatz von Konservierungsstoffen erreichten Haltbarmachung eine mikrobizide Wirkung zu erreichen.

    [0004] Es ist bekannt, daß man durch Zugabe geringer Mengen von Wasserstoffperoxid zu wässrigen Desinfektionsmitteln selbst­dekontaminierende Hautdesinfektionsmittel gewinnen kann. So schildert die DE-OS 29 04 217 Desinfektionsmittel auf Basis von wässrigen Alkohollösungen, die zusätzlich geringe Mengen von Wasserstoffperoxid enthalten. Desinfektionsmittel dieser Art sind in der Lage, unfreiwillig eingebrachte Sporen abzutöten und damit das Desinfektionsmittel im Gebrauch keimfrei zu halten.

    [0005] Gemäß der heutigen Praxis ist es allerdings üblich, zur Ver­besserung der Haptik und der Handhabung von Reinigungsmitteln der beschriebenen Art und insbesondere von Handwaschlotionen diese durch den Einsatz von organischen Verdickungsmitteln auf Viskositäten etwa im Bereich von 500 bis 5000 mPas, insbesondere auf Viskositäten im Bereich von etwa 500 bis 4000 mPas - gemes­sen z.B. mit einem Rotationsviskosimeter der Fa. Brookfield, Mo­dell LVF, bei 20° C, Spindel 4 / 20 VpM - einzustellen. Der Zu­satz von Wasserstoffperoxid zu solchen eingedickten tensidhaltigen Reinigungsmittelkonzentraten bringt erhebliche Konfektionierungs­probleme, da schon durch den Zusatz geringer Mengen an Wasser­stoffperoxid die viskositätsregulierenden Eigenschaften der her­kömmlichen Verdicker verloren gehen.

    [0006] Die Erfindung geht von der Aufgabe aus, tensidhaltige einge­dickte Reinigungsmittel und insbesondere Reinigungsmittelkonzen­trate zur Verfügung zu stellen, die durch Mitverwendung gerin­ger Mengen an Wasserstoffperoxid die Fähigkeit zur selbsttätigen Sterilisation besitzen, in ihrem physikalischen Erscheinungsbild gleichwohl den gewünschten viskos angedickten Massen ent­sprechen.

    [0007] Die Lösung dieser erfindungsgemäßen Aufgabenstellung geht von der Feststellung aus, daß die gemeinsame Verwendung von Wasserstoffperoxid mit der im folgenden geschilderten Kombination von Fettsäurealkanolamiden und anorganischen Salzen zum gewünschten Eigenschaftsbild führt.

    [0008] Gegenstand der Erfindung sind dementsprechend angedickte wassermischbare und autosterile Reinigungsmittelkonzentrate, insbesondere für den Einsatz als Handwaschlotion im Medizinalbereich, die waschaktive Tenside neben toxikologisch und insbesondere dermatologisch verträglichen Desinfektions- und/oder Konservierungsmitteln enthalten und dadurch gekennzeichnet sind, daß sie zusammen mit einer geringen Menge an Wasserstoffperoxid als Eindickungsmittel eine Kombination von Fettsäurealkanolamiden und wasserlöslichen Alkali- und/oder Ammoniumsalzen enthalten.

    [0009] Erfindungsgemäß gelingt mit dieser neuen Möglichkeit der Viskosi­tätsregelung die Einstellung von Viskositäten der Wasserstoffper­oxid enthaltenden Waschlotionen auf den in der Praxis besonders gewünschten Bereich bis etwa 5000 mPas und insbesondere von etwa 500 bis 4000 mPas (Brookfield, wie zuvor bestimmt).

    [0010] Die Fettsäurealkanolamide leiten sich insbesondere von Fettsäuren des C-Zahlbereichs von etwa 10 bis 22 insbesondere des Bereichs von etwa 12 bis 18 ab. Die Fettsäuren könnnen dabei gesättigt, anteilsweise aber auch olefinisch ungesättigt sein. Besonders ge­eignet sind z. B. Fettsäurealkanolamidgemische, die sich einer­seits von Kokosfettsäuren und andererseits von Ölsäure ableiten.

    [0011] Fettsäuredialkananolamide und insbesondere Fettsäurdiethanolamide sind die erfindungsgemäß bevorzugten Mischungskomponenten zur Viskositätsregelung. Geeignet sind insbesondere Kombinationen von Kokosfettsäurediethanolamid und Ölsäurediethanolamid in Mischungsverhältnissen im Bereich von 0,2 bis 5:1.

    [0012] Zusammen mit den Fettsäuralkanolamiden werden wasserlösliche Al­kali- und/oder Ammoniumsalze eingesetzt. Nicht korrosive, oxida­tionsbeständige einfache Salze dieser Art sind bevorzugt, wobei Ammoniumsalzen und hier insbesondere dem Ammoniumsulfat besondere Bedeutung zukommen kann.

    [0013] Geeignete andere wasserlösliche Salze sind beispielsweise Natrium- und/oder Kaliumsalze anorganischer Säuren wie Natriumchlorid, Kaliumchlorid, Natriumsulfat aber auch entsprechende Salze orga­nischer Säuren wie Kaliumcitrat.

    [0014] Die Reinigungsmittelkonzentrate enthalten das Wasserstoffperoxid üblicherweise in Mengen von etwa 0,05 bis maximal etwa 2 Gewichtsprozent - bezogen auf das Gesamtgewicht des Reinigungs­mittelkonzentrats - wobei bevorzugt Wasserstoffperoxid in Mengen von etwa 0,1 bis 1,5 Gewichtsprozent und insbesondere in Mengen von etwa 0,2 bis 1 Gewichtsprozent vorliegt. Zusammen mit dem Wasserstoffperoxid können übliche Konservierungsmittel ent­sprechend des Anhang VI der EG-Richtlinie Kosmetik zugegen sein. Als Beispiele seien genannt Ester der p-Hydroxybenzoe­säure, Brom-5-nitro-1,3-dioxan, 2,4,4'-Trichlor-2-hydroxydi­phenylether, Chlorhexidin, Phenolderivate und Aldehyde.

    [0015] Bei der gemeinsamen Verwendung von Wasserstoffperoxid und Konservierungsmitteln liegt das Mischungsverhältnis solcher von H₂O₂ abweichender Konservierungsmittel zum Wasserstoffperoxid vorzugsweise im Mengenbereich von 0 bis 2:1.

    [0016] Als Tensidkomponenten kommen alle üblichen, einschlägigen Ver­bindungen in Betracht, genannt seien beispielsweise die be­kannten Alkylethersulfate, Amidethersulfate, Sulfobernstein­säureester, Eiweiß-Fettsäure-Kondensate in Form ihrer Na- oder (NH₄)- oder Ethanolamin-Salze.

    [0017] Neben den bisher genannten Komponenten können die Reinigungs­mittelkonzentrate übliche sonstige Mischungsbestandteile, wie Rückfetter, z.B. Glycerin-EO-Fettsäure-Ester, Fettalkohol-poly­alkylen-ether, Polyol-Fettsäure-Ester, Wachester, Perlglanzmittel, z.B. Fettsäuremonoethanolamid , Fettalkoholethersulfate, Duft­stoffe und/oder Farbstoffe enthalten.

    [0018] Besonders geeignete Reinigungsmittelkonzentrate der erfindungs­gemäßen Art enthalten in wässriger und/oder wasserlöslich orga­nischer Lösung bzw. Aufschlemmung die folgenden Komponenten in den folgenden Mengenbereichen - Gewichtsprozent jeweils wie­der bezogen auf das Gesamtgewicht des Reinigungsmittel­konzentrats:
    5 bis 15 Gewichtsprozent waschaktiver Tenside
    0,5 bis 5 Gewichtsprozent der sonstigen Zusatzmittel wie Rückfetter, Perlglanzmittel, Duft- und Farbstoffe
    0,2 bis 1 Gewichtsprozent Wasserstoffperoxid, gewünschten­falls in Gemisch mit üblichen Konservierung- und/oder Desinfektionsmitteln
    0,5 bis 3,5 Gewichtsprozent der Fettsäuralkanolamide, ins­besondere eine Kombination von Kokosfettsäuredi­ethanolamid und Ölsäurediethanolamid im Verhältnis von 0,2 bis 5:1
    0,8 bis 2,5 Prozent der Alkali- und/oder Ammoniumsalze

    [0019] Die Viskosität der Reinigungsmittelkonzentrate ist bevorzugt auf den Bereich von etwa 500 bis 5000, insbesondere auf den Bereich von etwa 500 bis 4000 mPas eingestellt. Konfektionierungen der geschilderten Art zeigen den Effekt der Selbstdekontamination. Sie sind bei Lagerversuchen unter Wechselklimabedingen im Tem­peraturbereich von 0 bis 40°C stabil.

    Beispiel:



    [0020] Es wurde eine Handwaschlotion (Lotion A) der folgenden Zusammensetzung hergestellt:
    6 Gew.-% Natriumsalz eines C₁₄-Fettalkoholethersulfats mit 4 EO
    3 Gew.-% handelsübliches Triethanolaminsalz eines Kondensationsproduktes aus Eiweißhydrolysat und Fettsäure (Lamepon(R) ST 40; Hersteller: Chemische Fabrik Grünau, Illertissen)
    1 Gew.-% C₁₆-Fettsäuremonoethanolamid
    2 Gew.-% Anlagerungsprodukt von 8 EO an Glycerin, verestert mit 3 Mol Kokosfettsäure
    1 Gew.-% Propylenglykol
    2 Gew.-% Ammoniumsulfat
    1 Gew.-% Kokosfettsäurediethanolamid
    1 Gew.-% Ölsäurediethanolamid
    0,2 Gew.-% β-Hydroxybenzoesäuremethylester
    0,2 Gew.-% Wasserstoffperoxid
    ad 100 Gew.-% Duftstoffe, Farbstoffe, Wasser

    [0021] Zu Vergleichszwecken wurde eine Handwaschlotion derselben Zusammensetzung, jedoch ohne den Zusatz von 0,2 Gew.-% Wasserstoffperoxid hergestellt (Lotion B).

    [0022] Proben dieser Lotionen wurden mit den in der nachstehenden Tabelle angegebenen Keimen massiv kontaminiert und das mikrobiologische Verhalten der Lotionen bei der Lagerung festgestellt.

    Ergebnis der Auswertung:



    [0023] 



    [0024] KBE = Kolonie bildende Einheiten

    [0025] Damit steht also die Möglichkeit zur Verfügung, nach Bakterien-, Pilz- oder Sporen-Befall viskositätsstabile Handwaschlotionen her­zustellen, die sich selbst dekontaminieren.


    Ansprüche

    1. Angedickte wassermischbare und autosterile Reinigungsmittel­konzentrate insbesondere für den Einsatz als Handwaschlotion im Medizinalbereich, enthaltend waschaktive Tenside, derma­tologisch verträgliche Desinfektions- und/oder Konservie­rungsmittel sowie gewünschtenfalls übliche Zusatzstoffe wie Rückfetter, Perlglanzmittel, Duftstoffe und Farbstoffe, da­durch gekennzeichnet, daß sie zusammen mit einer geringen Menge an Wasserstoffperoxid als Eindickungsmittel eine Kombination von Fettsäurealkanolamiden und wasserlöslichen Alkali- und/oder Ammoniumsalzen enthalten.
     
    2. Reinigungsmittelkonzentrate nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie Fettsäuredialkanolamide, insbesondere Fettsäurediethanolamide zusammen mit nicht-korrosiven Alkali- und/oder Ammoniumsalzen enthalten.
     
    3. Reinigungsmittelkonzentrate nach Ansprüchen 1 und 2, da­durch gekennzeichnet, daß sie etwa 0,05 bis 2 Gewichtspro­zent, vorzugsweise etwa 0,2 bis 1 Gewichtsprozent Wasser­stoffperoxid, gewünschtenfalls in Kombination mit üblichen Konservierungsmitteln enthalten, wobei Mengenverhältnisse der üblichen Konservierungsmittel zum Wasserstoffperoxid im Bereich von 0 bis 2 : 1 bevorzugt sind.
     
    4. Reinigungsmittelkonzentrate nach Ansprüchen 1 bis 3, da­durch gekennzeichnet, daß sie die Fettsäurealkanolamide in Mengen von 0,2 bis 5 Gewichtsprozent enthalten, wobei Dial­kanolamide von C12-18-Fettsäuren bevorzugt sind und daß weiterhin 0,5 bis 3 Gewichtsprozent der wasserlöslichen Alkali- und/oder Ammoniumsalze vorliegen - Gewichtsprozent jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht des Reinigungsmittel­konzentrats.
     
    5. Reinigungsmittelkonzentrate nach Ansprüchen 1 bis 4, da­durch gekennzeichnet, daß sie auf eine Viskosität im Bereich von etwa 500 bis 5000 mPas, insbesondere im Bereich von etwa 500 bis 4000 mPas eingestellt sind.
     
    6. Reinigungsmittelkonzentrate nach Ansprüchen 1 bis 5, da­durch gekennzeichnet, daß sie in wässriger Aufbereitung die folgenden Mischungsbestandteile enthalten:
    etwa 5 bis 15 Gewichtsprozent waschaktive Tenside,
    etwa 0,2 bis 1 Gewichtsprozent Wasserstoffperoxid, ge­wünschtenfalls in Abmischung mit üblichen Konservierungs­mitteln
    etwa 0,5 bis 3,5 Gewichtsprozent Fettsäurealkanolamide,
    etwa 0,8 bis 2,5 Gewichtsprozent wasserlösliche Alkali- und/oder Ammoniumsalze,
    etwa 0,5 bis 5 Gewichtsprozent übliche Zusatzstoffe, - Ge­wichtsprozent jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht des Reinigungsmittelkonzentrates.