[0001] Wassermischbare Konzentrate mit einem hohen Gehalt an Tensiden zum Beispiel vom Typ
der Handwaschlotionen stellen für Mikroorganismen ideale Nährböden dar, so daß diese
Produkte vor dem Befall und der Zersetzung durch Mikroorganismen - insbesondere Bakterien,
Pilze und Sporenbildner - geschützt werden müssen. Der unerwünschte Eintrag solcher
Mikroorganismen kann beispielsweise bei der Herstellung oder bei der Verwendung des
Produktes auftreten. Es ist übliche Praxis, Reinigungsmittel beziehungsweise entsprechende
Konzentrate der geschilderten Art durch Konservierungsstoffe zu schützen, wobei eine
durch die Kosmetikverordnung begrenzte Anzahl von Konservierungsstoffen zur Verfügung
steht.
[0002] Handwaschlotionen unterliegen nicht dem Arzneimittelgesetz. An sie müssen aber beim
Einsatz insbesondere im Medizinalbereich, also im Krankenhaus, in der Arztpraxis oder
allgemein bei der Krankenpflege besondere Anforderungen gestellt werden. Bei den hier
geschilderten Anwendungsfällen besteht die erhöhte Gefahr einer Kontamination der
wassermischbaren Lotionen mit pathogenen Mikroorganismen und Sporenbildnern. Die entsprechenden
Reinigungsmittel sollten dementsprechend die Fähigkeit besitzen, eventuell auftretende
Verkeimungen selbsttätig zu eliminieren. Das ist mit den gebräuchlichen Konservierungsmitteln,
die in den zugelassenen Einsatzkonzentrationen nur mikrobistatische, jedoch keine
mikrobizide Wirkung zeigen, nicht möglich.
[0003] Zur Entwicklung autosteriler Reinigungsmittel beispielsweise von der Art der Handwaschlotionen
für den Medizinalbereich muß dementsprechend nach Möglichkeiten gesucht werden, durch
Zusatz geringer Mengen an toxikologisch - insbesondere dermatologisch - unbedenklicher
Substanzen neben der bereits durch den Zusatz von Konservierungsstoffen erreichten
Haltbarmachung eine mikrobizide Wirkung zu erreichen.
[0004] Es ist bekannt, daß man durch Zugabe geringer Mengen von Wasserstoffperoxid zu wässrigen
Desinfektionsmitteln selbstdekontaminierende Hautdesinfektionsmittel gewinnen kann.
So schildert die DE-OS 29 04 217 Desinfektionsmittel auf Basis von wässrigen Alkohollösungen,
die zusätzlich geringe Mengen von Wasserstoffperoxid enthalten. Desinfektionsmittel
dieser Art sind in der Lage, unfreiwillig eingebrachte Sporen abzutöten und damit
das Desinfektionsmittel im Gebrauch keimfrei zu halten.
[0005] Gemäß der heutigen Praxis ist es allerdings üblich, zur Verbesserung der Haptik
und der Handhabung von Reinigungsmitteln der beschriebenen Art und insbesondere von
Handwaschlotionen diese durch den Einsatz von organischen Verdickungsmitteln auf Viskositäten
etwa im Bereich von 500 bis 5000 mPas, insbesondere auf Viskositäten im Bereich von
etwa 500 bis 4000 mPas - gemessen z.B. mit einem Rotationsviskosimeter der Fa. Brookfield,
Modell LVF, bei 20° C, Spindel 4 / 20 VpM - einzustellen. Der Zusatz von Wasserstoffperoxid
zu solchen eingedickten tensidhaltigen Reinigungsmittelkonzentraten bringt erhebliche
Konfektionierungsprobleme, da schon durch den Zusatz geringer Mengen an Wasserstoffperoxid
die viskositätsregulierenden Eigenschaften der herkömmlichen Verdicker verloren gehen.
[0006] Die Erfindung geht von der Aufgabe aus, tensidhaltige eingedickte Reinigungsmittel
und insbesondere Reinigungsmittelkonzentrate zur Verfügung zu stellen, die durch
Mitverwendung geringer Mengen an Wasserstoffperoxid die Fähigkeit zur selbsttätigen
Sterilisation besitzen, in ihrem physikalischen Erscheinungsbild gleichwohl den gewünschten
viskos angedickten Massen entsprechen.
[0007] Die Lösung dieser erfindungsgemäßen Aufgabenstellung geht von der Feststellung aus,
daß die gemeinsame Verwendung von Wasserstoffperoxid mit der im folgenden geschilderten
Kombination von Fettsäurealkanolamiden und anorganischen Salzen zum gewünschten Eigenschaftsbild
führt.
[0008] Gegenstand der Erfindung sind dementsprechend angedickte wassermischbare und autosterile
Reinigungsmittelkonzentrate, insbesondere für den Einsatz als Handwaschlotion im Medizinalbereich,
die waschaktive Tenside neben toxikologisch und insbesondere dermatologisch verträglichen
Desinfektions- und/oder Konservierungsmitteln enthalten und dadurch gekennzeichnet
sind, daß sie zusammen mit einer geringen Menge an Wasserstoffperoxid als Eindickungsmittel
eine Kombination von Fettsäurealkanolamiden und wasserlöslichen Alkali- und/oder Ammoniumsalzen
enthalten.
[0009] Erfindungsgemäß gelingt mit dieser neuen Möglichkeit der Viskositätsregelung die
Einstellung von Viskositäten der Wasserstoffperoxid enthaltenden Waschlotionen auf
den in der Praxis besonders gewünschten Bereich bis etwa 5000 mPas und insbesondere
von etwa 500 bis 4000 mPas (Brookfield, wie zuvor bestimmt).
[0010] Die Fettsäurealkanolamide leiten sich insbesondere von Fettsäuren des C-Zahlbereichs
von etwa 10 bis 22 insbesondere des Bereichs von etwa 12 bis 18 ab. Die Fettsäuren
könnnen dabei gesättigt, anteilsweise aber auch olefinisch ungesättigt sein. Besonders
geeignet sind z. B. Fettsäurealkanolamidgemische, die sich einerseits von Kokosfettsäuren
und andererseits von Ölsäure ableiten.
[0011] Fettsäuredialkananolamide und insbesondere Fettsäurdiethanolamide sind die erfindungsgemäß
bevorzugten Mischungskomponenten zur Viskositätsregelung. Geeignet sind insbesondere
Kombinationen von Kokosfettsäurediethanolamid und Ölsäurediethanolamid in Mischungsverhältnissen
im Bereich von 0,2 bis 5:1.
[0012] Zusammen mit den Fettsäuralkanolamiden werden wasserlösliche Alkali- und/oder Ammoniumsalze
eingesetzt. Nicht korrosive, oxidationsbeständige einfache Salze dieser Art sind
bevorzugt, wobei Ammoniumsalzen und hier insbesondere dem Ammoniumsulfat besondere
Bedeutung zukommen kann.
[0013] Geeignete andere wasserlösliche Salze sind beispielsweise Natrium- und/oder Kaliumsalze
anorganischer Säuren wie Natriumchlorid, Kaliumchlorid, Natriumsulfat aber auch entsprechende
Salze organischer Säuren wie Kaliumcitrat.
[0014] Die Reinigungsmittelkonzentrate enthalten das Wasserstoffperoxid üblicherweise in
Mengen von etwa 0,05 bis maximal etwa 2 Gewichtsprozent - bezogen auf das Gesamtgewicht
des Reinigungsmittelkonzentrats - wobei bevorzugt Wasserstoffperoxid in Mengen von
etwa 0,1 bis 1,5 Gewichtsprozent und insbesondere in Mengen von etwa 0,2 bis 1 Gewichtsprozent
vorliegt. Zusammen mit dem Wasserstoffperoxid können übliche Konservierungsmittel
entsprechend des Anhang VI der EG-Richtlinie Kosmetik zugegen sein. Als Beispiele
seien genannt Ester der p-Hydroxybenzoesäure, Brom-5-nitro-1,3-dioxan, 2,4,4'-Trichlor-2-hydroxydiphenylether,
Chlorhexidin, Phenolderivate und Aldehyde.
[0015] Bei der gemeinsamen Verwendung von Wasserstoffperoxid und Konservierungsmitteln liegt
das Mischungsverhältnis solcher von H₂O₂ abweichender Konservierungsmittel zum Wasserstoffperoxid
vorzugsweise im Mengenbereich von 0 bis 2:1.
[0016] Als Tensidkomponenten kommen alle üblichen, einschlägigen Verbindungen in Betracht,
genannt seien beispielsweise die bekannten Alkylethersulfate, Amidethersulfate, Sulfobernsteinsäureester,
Eiweiß-Fettsäure-Kondensate in Form ihrer Na- oder (NH₄)- oder Ethanolamin-Salze.
[0017] Neben den bisher genannten Komponenten können die Reinigungsmittelkonzentrate übliche
sonstige Mischungsbestandteile, wie Rückfetter, z.B. Glycerin-EO-Fettsäure-Ester,
Fettalkohol-polyalkylen-ether, Polyol-Fettsäure-Ester, Wachester, Perlglanzmittel,
z.B. Fettsäuremonoethanolamid , Fettalkoholethersulfate, Duftstoffe und/oder Farbstoffe
enthalten.
[0018] Besonders geeignete Reinigungsmittelkonzentrate der erfindungsgemäßen Art enthalten
in wässriger und/oder wasserlöslich organischer Lösung bzw. Aufschlemmung die folgenden
Komponenten in den folgenden Mengenbereichen - Gewichtsprozent jeweils wieder bezogen
auf das Gesamtgewicht des Reinigungsmittelkonzentrats:
5 bis 15 Gewichtsprozent waschaktiver Tenside
0,5 bis 5 Gewichtsprozent der sonstigen Zusatzmittel wie Rückfetter, Perlglanzmittel,
Duft- und Farbstoffe
0,2 bis 1 Gewichtsprozent Wasserstoffperoxid, gewünschtenfalls in Gemisch mit üblichen
Konservierung- und/oder Desinfektionsmitteln
0,5 bis 3,5 Gewichtsprozent der Fettsäuralkanolamide, insbesondere eine Kombination
von Kokosfettsäurediethanolamid und Ölsäurediethanolamid im Verhältnis von 0,2 bis
5:1
0,8 bis 2,5 Prozent der Alkali- und/oder Ammoniumsalze
[0019] Die Viskosität der Reinigungsmittelkonzentrate ist bevorzugt auf den Bereich von
etwa 500 bis 5000, insbesondere auf den Bereich von etwa 500 bis 4000 mPas eingestellt.
Konfektionierungen der geschilderten Art zeigen den Effekt der Selbstdekontamination.
Sie sind bei Lagerversuchen unter Wechselklimabedingen im Temperaturbereich von 0
bis 40°C stabil.
Beispiel:
[0020] Es wurde eine Handwaschlotion (Lotion A) der folgenden Zusammensetzung hergestellt:
6 Gew.-% Natriumsalz eines C₁₄-Fettalkoholethersulfats mit 4 EO
3 Gew.-% handelsübliches Triethanolaminsalz eines Kondensationsproduktes aus Eiweißhydrolysat
und Fettsäure (Lamepon
(R) ST 40; Hersteller: Chemische Fabrik Grünau, Illertissen)
1 Gew.-% C₁₆-Fettsäuremonoethanolamid
2 Gew.-% Anlagerungsprodukt von 8 EO an Glycerin, verestert mit 3 Mol Kokosfettsäure
1 Gew.-% Propylenglykol
2 Gew.-% Ammoniumsulfat
1 Gew.-% Kokosfettsäurediethanolamid
1 Gew.-% Ölsäurediethanolamid
0,2 Gew.-% β-Hydroxybenzoesäuremethylester
0,2 Gew.-% Wasserstoffperoxid
ad 100 Gew.-% Duftstoffe, Farbstoffe, Wasser
[0021] Zu Vergleichszwecken wurde eine Handwaschlotion derselben Zusammensetzung, jedoch
ohne den Zusatz von 0,2 Gew.-% Wasserstoffperoxid hergestellt (Lotion B).
[0022] Proben dieser Lotionen wurden mit den in der nachstehenden Tabelle angegebenen Keimen
massiv kontaminiert und das mikrobiologische Verhalten der Lotionen bei der Lagerung
festgestellt.
Ergebnis der Auswertung:
[0023]

[0024] KBE = Kolonie bildende Einheiten
[0025] Damit steht also die Möglichkeit zur Verfügung, nach Bakterien-, Pilz- oder Sporen-Befall
viskositätsstabile Handwaschlotionen herzustellen, die sich selbst dekontaminieren.
1. Angedickte wassermischbare und autosterile Reinigungsmittelkonzentrate insbesondere
für den Einsatz als Handwaschlotion im Medizinalbereich, enthaltend waschaktive Tenside,
dermatologisch verträgliche Desinfektions- und/oder Konservierungsmittel sowie gewünschtenfalls
übliche Zusatzstoffe wie Rückfetter, Perlglanzmittel, Duftstoffe und Farbstoffe, dadurch
gekennzeichnet, daß sie zusammen mit einer geringen Menge an Wasserstoffperoxid als
Eindickungsmittel eine Kombination von Fettsäurealkanolamiden und wasserlöslichen
Alkali- und/oder Ammoniumsalzen enthalten.
2. Reinigungsmittelkonzentrate nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie Fettsäuredialkanolamide,
insbesondere Fettsäurediethanolamide zusammen mit nicht-korrosiven Alkali- und/oder
Ammoniumsalzen enthalten.
3. Reinigungsmittelkonzentrate nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß
sie etwa 0,05 bis 2 Gewichtsprozent, vorzugsweise etwa 0,2 bis 1 Gewichtsprozent
Wasserstoffperoxid, gewünschtenfalls in Kombination mit üblichen Konservierungsmitteln
enthalten, wobei Mengenverhältnisse der üblichen Konservierungsmittel zum Wasserstoffperoxid
im Bereich von 0 bis 2 : 1 bevorzugt sind.
4. Reinigungsmittelkonzentrate nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
sie die Fettsäurealkanolamide in Mengen von 0,2 bis 5 Gewichtsprozent enthalten, wobei
Dialkanolamide von C12-18-Fettsäuren bevorzugt sind und daß weiterhin 0,5 bis 3 Gewichtsprozent der wasserlöslichen
Alkali- und/oder Ammoniumsalze vorliegen - Gewichtsprozent jeweils bezogen auf das
Gesamtgewicht des Reinigungsmittelkonzentrats.
5. Reinigungsmittelkonzentrate nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
sie auf eine Viskosität im Bereich von etwa 500 bis 5000 mPas, insbesondere im Bereich
von etwa 500 bis 4000 mPas eingestellt sind.
6. Reinigungsmittelkonzentrate nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
sie in wässriger Aufbereitung die folgenden Mischungsbestandteile enthalten:
etwa 5 bis 15 Gewichtsprozent waschaktive Tenside,
etwa 0,2 bis 1 Gewichtsprozent Wasserstoffperoxid, gewünschtenfalls in Abmischung
mit üblichen Konservierungsmitteln
etwa 0,5 bis 3,5 Gewichtsprozent Fettsäurealkanolamide,
etwa 0,8 bis 2,5 Gewichtsprozent wasserlösliche Alkali- und/oder Ammoniumsalze,
etwa 0,5 bis 5 Gewichtsprozent übliche Zusatzstoffe, - Gewichtsprozent jeweils bezogen
auf das Gesamtgewicht des Reinigungsmittelkonzentrates.