[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Einprägen von Kanälen mit einem
Querschnitt von weniger als 1mm² in die Oberfläche eines Werkstücks.
[0002] Kanäle mit derart kleinen Querschnitten werden insbesondere für Tintenstrahlschreibköpfe
benötigt, die nach dem Drop-on-Demand Verfahren arbeiten. Dabei werden durch einen
Druckstoß in einem Flüssigkeitssystem kleine Tröpfchen aus Düsen herausgeschleudert.
Hierzu wird erheblich mehr Energie in die Flüssigkeit hineingesteckt, als zur Generation
eines Tropfens erforderlich ist. Nach der Ablösung des Tropfens muß die restliche
Energie aus der Flüssigkeit abgeleitet werden, was im allgemeinen durch die Dämpfung
der Flüssigkeitsnachschwingung in einer geeigneten Dämpfungskapillare geschieht. Um
eine optimale Dämpfung zu erreichen, muß der Querschnitt der Dämpfungskapillaren
sehr genau auf die Viskosität der Tinte und die Frequenz der Flüssigkeitsschwingung
abgestimmt werden. Bei den in Tintenstrahlschreibköpfen auftretenden Viskositäten
und Schwingungsfrequenzen liegen die notwendigen Drosselquerschnitte zwischen 1000
und 3000 µm², die auf ca.± 100µm² eingehalten werden müssen.
[0003] Bisher wurden für die Bildung von Dämpfungskapillaren Kanäle durch Präzisionsprägungen
mit einem aufwendigen Werkzeug in eine Edelstahlplatte geprägt. Ein mit höchster Präzision
gefertigter Stempel wurde in die Stahlplatte gepreßt, wobei die Prägetiefe wegen möglicher
Beschädigungen und Abnutzungen des Prägewerkzeugs sehr genau mit aufwendigen Meßmitteln
kontrolliert werden mußte. Auch die Ausrichtung von Werkstück und Prägestempel mußt
sehr genau ausgeführt werden, um eine über die ganze Länge gleichmäßige Drosselkanaltiefe
zu garantieren. Werkzeug und Fertigungsablauf waren aufwendig. Die Standzeit des
Werkzeugs war gering.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das Verfahren der eingangs genannten Art
derart zu gestalten, daß mit einfachen Mitteln und ohne nennenswerten Kontrollaufwand
die Einprägung von Kanälen mit kleinem Querschnitt bei großer Genauigkeit möglich
ist.
[0005] Die Lösung gelingt dadurch, daß zwischen die Oberflächen des Werkstücks und eines
ebenflächigen Stempels in die Lage des zu bildenden Kanals ein drahtförmiges Element
gelegt wird, und daß danach der Stempel bis zur Anlage an die Oberfläche des Werkstücks
gepreßt wird.
[0006] Anstelle eines aufwendig angefertigten Prägestempels wird ein einfacher handelsüblicher
mit hoher Genauigkeit herstellbarer Draht benutzt, der natürlich härter als das Werkstück
sein muß (z.B. Wolfram-Draht). Dieser Draht wird an der Stelle, an welcher der Kanal
geprägt werden soll, auf das Werkstück gelegt. Mit einer ebenflächigen Hartmetallplatte
wird der Draht in das Werkstück gepreßt. Wenn die Hartmetallplatte auf dem Werkstück
aufliegt, kann der Draht nicht tiefer eingeprägt werden, so daß damit der Prägevorgang
beendet ist.
[0007] Besonders einfach und präzise lassen sich drahtförmige Elemente bei kreisrundem Querschnitt
herstellen.
[0008] Wegen der elastischen und/oder plastischen Verformung beim Prägevorgang ist vorteilhaft
der Durchmesser des draht förmigen Elements kleiner als die Breite des Kanals zu
wählen.
[0009] Beim Prägevorgang wird der Draht auf jeden Fall elastisch verformt, so daß die erzielte
Form des Drosselkanals am Boden eine elliptische Form hat. Das ist für die Funktion
nicht entscheidend, hat aber den Vorteil, daß der Draht beim Entlasten der Hartmetallplatte
wieder etwas zurückfedert und so sehr leicht wieder entfernt werden kann.
[0010] Unterschiedliche Kanalquerschnitte lassen sich bei Verwendung eines jeweils gleichen
drahtförmigen Elements dadurch herstellen, daß zwischen den Stempel und das drahtförmige
Element eine weiche verformbare Folie gelegt wird. Die Folie besteht vorzugsweise
aus Kunststoff. Beim Prägevorgang wird der Draht in die Folie hineingedrückt, wobei
diese plastisch verformt und zerstört wird. Kunststofffolien unterschiedlicher Dicke
können sehr präzise hergestellt werden und sind handelsüblich.
[0011] Wegen der möglichen plastischen Verformungen des drahtförmigen Elements ist es vorteilhaft,
daß für jeden Prägevorgang ein unbenutzter Abschnitt eines drahtförmigen Elements
verwendet wird.
[0012] Eine besonders zweckmäßige Vorrichtung zur Ausübung des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist dadurch gekennzeichnet, daß sie eine Vorratsrolle für ein unbenutztes drahtförmiges
Element und eine Aufwickelrolle für benutzte Abschnitte des drahtförmigen Elements
aufweist, die beidseitig des Stempels in Kanalrichtung gegenüberliegend angeordnet
sind, und daß die Aufwickelrolle mittels eine derart gesteuerten Antriebseinrichtung
schrittweise drehbar ist, daß durch jeden Prägevorgang ein Längenabschnitt des drahtförmigen
Elements aufgewickelt wird, welcher länger als die für den Prägevorgang verwendete
Länge ist. Mit einer solchen Vorrichtung können aufeinanderfolgend in einfacher Weise
mehrere Kanäle in ein Werkstück oder gleichartige Kanäle in eine Vielzahl von Werkstücken
geprägt werden.
[0013] In analoger Weise kann die Zuführung der zwischengelegten Folien bewirkt werden.
[0014] Eine ganzflächige Anlage des Stempels an der Oberfläche des Werkstücks ist ohne aufwendige
Ausrichtung gewährleistet, wenn der Stempel über eine Kalottenfläche allseitig um
ein gewisses Maß schwenkbar geführt ist.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren bietet die Möglichkeit, nicht nur gerade, sondern
auch gebogene Kanalführungen herzustellen, was bisher mit einfachen Stempeln nicht
möglich war. Variationen der Kanalgeometrie sind auf einfachste Weise ohne Neubau
des Werkzeugs möglich.
[0016] Die Erfindung wird anhand der Beschreibung von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert.
Figur 1 und Figur 2 zeigen schematisch den Anfangs- bzw. Endzustand der erfindungsgemäßen
Prägung eines Kanals in ein Werkstück.
Figur 3 und Figur 4 zeigen schematisch eine Prägung analog den Figuren 1 und 2 mit
zwischengelegter Kunststoffolie.
Figur 5 zeigt das Prinzip einer vorteilhaften Vorrichtung zur Ausübung des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
[0017] In den Figuren 1 bis 4 sind von einem aus Hartmetall bestehenden Stempel 1 nur die
Endbereiche dargestellt, welche eine glatte und vorzugsweise polierte Oberfläche aufweisen.
Mit 2 ist jeweils der Bereich eines Werkstücks bezeichnet, in welchen ein Kanal 3
bzw. 4 einzuprägen ist.
[0018] In Figur 1 ist unmittelbar vor Beginn der Prägung ein Draht 5 zwischen Stempel 1
und Werkstück 2 gelegt. Der Werkstoff und die Härte des Drahts 5 sind dem Material
des Werkstücks 2 anzupassen. Bei der Einprägung von Kanälen in Stahl haben sich Wolfram-Drähte
bewährt.
[0019] Nach der Aufpressung des harten Stempels 1 in Anlage an die Oberfläche des weicheren
Wekstücks 2 ist, wie Figur 2 erkennen läßt, der elliptisch verformte Draht 5' in das
Material des Werkstücks 2 eingesenkt, wodurch der Kanal 3 entstanden ist. Die Verformung
des kreisrunden Drahts 5 in die elliptische Querschnittsform erfolgt elastisch und
meist auch plastisch. Die elastische Verformung ergibt die vorteilhafte Wirkung, daß
sich die Querschnittsform nach dem Abheben des Stempels 1 um ein gewisses Maß zurückverformt,
so daß der benutzte Draht leicht aus dem Kanal entfernbar ist. Da andererseits in
den meisten Fällen auch eine plastische Verformung eintritt, ist ein Drahtabschnitt
jeweils nur einmal verwendbar.
[0020] Bei der Bemessung des Drahtdurchmessers in Abhängigkeit von der gewünschten Kanalbreite
ist zu beachten, daß die Breite des Kanals 3 im allgemeinen größer als der Durchmesser
des Drahts 5 sein wird.
[0021] In den Figuren 3 und 4 ist zusätzlich eine Kunststofffolie 6 zwischen die Oberfläche
des Stempels 1 und den Draht 5 gelegt. Beim Prägevorgang wird der dünne Draht 5 durch
die relativ weiche Folie 6 bis an die Oberfläche des Stempels 1 gedrückt. Da die Folie
andererseits in den übrigen Bereichen nicht komprimiert wird, verbleibt zwischen dem
Stempel 1 und dem Werkstück 2 im Endzustand nach Figur 4 ein der Dicke der Folie entsprechender
Abstand. Um eben diesen Abstand ist die Tiefe des Kanals 4 nach Figur 4 geringer als
die des Kanals 3 nach Figur 2.
[0022] Durch Zwischenlegen verschieden dicker Folien 6 läßt sich also bei gegebenen Durchmesser
des Drahts 5 die Tiefe des Kanals 4 gezielt variieren. Darüberhinaus hat die Zwischenlage
einer Folie 6 den Vorteil, daß der Auflagedruck des Drahts 5 an der Oberfläche des
Stempels 1 auf eine größere Fläche verteilt wird. Wegen der verringerten Flächenpressung
wird deshalb die Standzeit des Stempels 1 wesentlich erhöht.
[0023] Mit einem Wolfram-Draht von 42µm Durchmesser wurden Versuche bei Verwendung von
Folien verschiedener Dicke d aus Polyäthylenterephtalat gefahren. Gemessen wurde jeweils
die Breite b und die Tiefe t des eingeprägten Kanals 4. Charakteristische Meßwerte
sind in der folgenden Tabelle in µm angegeben.

[0024] Man erkennt, daß die Summe der Tiefe t des Kanals 4 und der Dicke d der Folie 5 konstant
ist. Zu beachten ist, daß die Breite b des Kanals 4 bei dickeren Folien (im Beispiel
bei d 8µm) ebenfalls kleiner wird. Da sich theoretisch nicht genau genug bestimmen
läßt, wie groß der Kanalquer schnitt in Abhängigkeit des Durchmessers des Drahts
5 und der Dicke d der Folie 6 wird, müssen optimale Werte durch Versuche ermittelt
werden.
[0025] Die auf den Draht 5 einwirkende Oberfläche des Stempels wurde eben und mit einer
geglätteten Oberfläche gestaltet. Es hat sich erwiesen, daß in die Oberfläche des
Stempels keine Führungsnuten für den Draht 5 eingearbeitet werden dürfen, weil dann
an den Seitenflächen der Kanäle 3 bzw. 4 über die Oberfläche des Werkstücks hochgedrückte
Ränder entstehen können. Dann ist beispielsweise die glatte Anlage einer die offenen
Seiten der Kanäle abschließenden Deckplatte erschwert.
[0026] Da insbesondere bei der Herstellung von Dämpfungskanälen für Tintenstrahlschreibköpfe
eine absolut genaue Kanalführung nicht erforderlich ist, während dagegen der Kanalquerschnitt
präzise innerhalb einer sehr kleinen Toleranzbreite eingehalten werden muß, ist eine
in gewissem Umfang variierende Drahtführung zwischen dem Stempel und dem Werkstück
ohne Nachteile zulässig.
[0027] Für Versuche und zur Bearbeitung von wenigen Werkstücken können Drahtabschnitte von
Hand zwischengelegt werden. Für eine Serienfertigung hat sich jedoch ein Werkzeug
gemäß einer Anordnung nach Figur 5 als vorteilhaft erwiesen, bei welchem unbearbeitete
Abschnitte des Drahts 5 und der Folie 6 von Vorratsrollen automatisch zugeführt werden.
[0028] Der Stempel 1 ist in der Führungsplatte 7 mit Spiel geführt und wird vom Stößel 8
über seine ballige Fläche 9 betätigt, so daß sich die auf den Draht einwirkende Fläche
des Stempels 1 in gewissem Maß unterschiedlichen Lagen der Werkstückfläche frei anpassen
kann. In das Werkstück 2 ist zwischen die Hohlräume 10 und 11 bis zur gestrichelten
Linie 12 ein Verbindungskanal einzuprägen, welcher im Falle eines Dämpfungskanals
von Tintenstrahlschreibköpfen einen Querschnitt von etwa 1000 bis 3000µm² aufweisen
soll. Der Draht 5 wird von einer Vorratsrolle 13 durch die Aufwickelrolle 14 nach
jedem Prägevorgang automatisch soweit abgezogen, daß sich unterhalb des Stempels ein
neuer unbenutzter Abschnitt des Drahts 5 befindet. In ähnlicher Weise, jedoch beim
Ausführungsbeispiel der Figur 5 senkrecht zur Abzugsrichtung des Drahts 5, wird jeweils
ein unbenutzter Abschnitt der Folie 6 zwischen Stempel 1 und Draht 5 gezogen.
[0029] Mittels einer Vorrichtung nach Figur 5 können aufeinanderfolgend Kanäle in eine
Serie von gleichartigen Werkstücken geprägt werden. Es ist ebenfalls möglich, in ein
einziges Werkstück eine Vielzahl gleicher Kanäle zu prägen, indem die relative Lage
des Werkstücks zum Prägewerkzeug entsprechend verändert wird.
1. Verfahren zum Einprägen von Kanälen mit einem Querschnitt von weniger als 1mm²
in die Oberfläche eines Werkstücks.
dadurch gekennzeichnet, daß zwischen die Oberflächen des Werkstücks (2) und eines ebenflächigen Stempels
(1) in die Lage des zu bildenden Kanals (3, 4, 12) ein drahtförmiges Element (5) gelegt
wird, und daß danach der Stempel (1) bis zur Anlage an die Oberfläche des Werkstücks
(2) gepreßt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß der Querschnitt des drahtförmigen Elements (5) kreisrund ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Durchmesser des drahtförmigen Elements (5) kleiner als die Breite des Kanals
(3, 4, 12) ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den Stempel (1) und das drahtförmige Element (5) vor dem Prägevorgang
eine weiche verformbare Folie (6) gelegt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Folie (6) aus Kunststoff besteht.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß für jeden Prägevorgang ein unbenutzter Abschnitt eines drahtförmigen Elements
(5) verwendet wird.
7. Vorrichtung zur Ausübung des Verfahrens nach Anspruch 6,
dadurch gekenhzeichnet, daß sie eine Vorratsrolle (13) für ein unbenutztes drahtförmiges Element (5) und
eine Aufwickelrolle (14) für benutzte Abschnitte des drahtförmigen Elements (5) aufweist,
die beidseitig des Stempels (1) in Kanalrichtung gegenüberliegend angeordnet sind,
und daß die Aufwickelrolle (14) mittels einer derart gesteuerten Antriebseinrichtung
schrittweise drehbar ist, daß nach jedem Prägevorgang ein Längenabschnitt des drahtförmigen
Elements (5) aufgewickelt wird, welcher länger als die für den Prägevorgang verwendete
Länge ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß sie eine Vorratsrolle für ein unbenutztes Folienband (6) und eine Aufwickelrolle
für benutzte Abschnitte des Folienbandes (6) aufweist, die beidseitig des Stempels
(1) gegenüberliegend angeordnet sind, und daß die Aufwickelrolle mittels einer derart
gesteuerten Antriebseinrichtung schrittweise drehbar ist, daß nach jedem Prägevorgang
ein Längenabschnitt des Folienbandes (6) aufgwickelt wird, welcher länger als die
für den Prägevorgang verwendete Länge ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, daß der Stempel (1) über eine Kalottenfläche (9) allseitig um ein geringes Maß schwenkbar
geführt ist.