[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Auszieheinrichtung zum Horizontalstranggießen
von Metall, insbesondere von Stahl, bei dem der Gußstrang schrittweise ausgezogen
und nachfolgend zurückbewegt wird, wobei der Ziehhub größer als der Rückhub Ist und
wobei auf einen Ziehhub und einen Rückhub Haltezeiten von jeweils mindestens 0,01
sec bis maximal 0,5 sec eingelegt und Ziehhub und Rückhub hydraulisch erzeugt werden.
[0002] Beim Horizontalstranggießverfahren wird der Gußstrang durch Ziehen aus der Horizontalstranggießkokille
ausgebracht. Bei jedem Ziehhub strömt Metallschmelze in den vom erstarrten Gußstrangteil
freigegebenen Raum. Das Nachströmen von flüssiger Schmelze in Abhängigkeit des Ziehhubes
wird durch die Trägheit der Masse des Schmelzmetalles mitbestimmt. Ein sehr schnelles
Ziehen des Gußstranges führt daher zum trägen Nachfließen des Schmelzmetalls, wobei
spätere Hohlräume im erstarrten Gußstrang nicht zu vermeiden sind. Es ist daher notwendig,
das Horizontalstranggießverfahren und die zugehörige Auszieheinrichtung dahingehend
zu gestalten, daß entsprechende Ziehhübe und Ziehgeschwindigkeiten genau eingehalten
werden, um die genannten Hohlräume zu vermeiden.
[0003] Das eingangs bezeichnete Horizontalstranggießverfahren ist aus der F1 mienzeitschrift
RIQ (Rexroth Information Quarterly), Juni 1985, Seiten 32 und 33, bekannt.
[0004] Die Einhaltung der Ziehhübe bzw. Ziehgeschwindigkeiten durch die Auszieheinrichtung
kann jedoch nur gewährleistet werden, wenn gleichzeitig eine Anpassung der Klemmkraft
von Klemmbackenpaaren erfolgt, die den Gußstrang entsprechend günstig erfassen. Eine
geeignete Klemmvorrichtung erlaubt eine Verstellung der Klemmkraft, um diese dem Strangformat
anpassen zu können sowie um bei Störungen im Gießbetrieb die Ausziehkraft voll einsetzen
zu können.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Ziehhübe und die Klemmkraft derart
anzupassen, daß ein sicheres Klemmen des Gußstranges erfolgt und gleichzeitig eine
Beschädigung der Strangoberfläche auf ein Minimum reduziert wird. Außerdem ist die
eingangs erwähnte Dosierung des Ziehweges in Abstimmung mit der Ziehgeschwindigkeit
vorzunehmen.
[0006] Die gestellte Aufgabe wird auf der Grundlage des eingangs genannten Verfahrens erfindungsgemäß
dadurch gelöst, daß bei einem im 0,1-mm-Bereich verstellbaren Ziehhub die Ziehbewegung
jeweils eine regelbare Beschleunigungsphase, eine daran anschließende Phase gleichförmiger
Geschwindigkeit und eine Phase der Verzögerung aufweist und daß die Zyklus-Zeit im
Minimum 0,15 sec und im Maximum 1 sec beträgt. Die erwähnten Parameter lassen nunmehr
eine Abstimmung des Ziehweges auf die Ziehgeschwindigkeit zu, wobei eine Limitierung
der Gesamtzyklus-Zeit erfolgt. Gleichzeitig wird die Klemmkraft auf das erforderliche
Maß reduziert und eine Beschädigung der Strangoberfläche gemindert.
[0007] Die zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens vorteilhafterweise eingesetzte
Auszieheinrichtung basiert auf zumindest einer in und entgegen Stranglaufrichtung
bewegbaren Klemmvorrichtung, die aus an den Strangquerschnitt mittels hydraulischer
Kolben-Zylinder-Einheiten anstellbaren Klemmbackenpaaren besteht.
[0008] Die Übertragung einer reduzierten Klemmkraft bei gleichzeitiger Reduzierung der Beschädigung
der Strangoberfäche und bei den verfahrensmäßig vorgegebenen Parametern wird nach
der weiteren Erfindung dadurch erreicht, daß die Klemmbackenpaare vertikal angeordnet
sind, daß von einem Klemmbackenpaar jeweils zumindest eine Klemmbacke gegenüber der
anderen für Formatwechsel unterschiedlich steuerbar ist und daß die Klemmbacken eines
Klemmbackenpaares im Klemm-Löse-Betrieb gleichzeitig gesteuert sind. Die vertikale
Anordnung der Klemmbackenpaare ermöglicht grundsätzlich den vorteilhaften Bau von
platzsparenden Mehrstranganlagen. In Überdeckung der Funkionen ist diese Anordnung
jedoch auch für den Formatwechsel vorteilhaft. Die obere Klemmbacke wird im allgemeinen
daher in erheblich unterschiedliche Höhen verfahrbar sein, währenddem die untere Klemmbacke
lediglich im Klemm-Löse-Betrieb höhenverstellbar ist.
[0009] Nach der weiteren Erfindung Ist vorgesehen, daß der untere Klemmbacken und der obere
Klemmbacken jeweils über separate Kolben-Zylinder-Antriebe betätigbar sind. Die Erfindung
folgt hier der Gliederung in unabhängige Kolben-Zylinder-Antriebe mit unterschiedlichen
Hubwegen.
[0010] Hierbei ist außerdem vorteilhaft, daß der untere Klemmbacken jeweils mittels einer
Kolben-Zylinder-Einheit gegen einen festen Anschlag anstellbar ist. Ein solcher Anschlag
kann leicht zur Horizontalstranggießkokille ausgerichtet sein, so daß der Gußstrang
stets in einer Bezugsebene verbleibt.
[0011] Die Gestaltung einer Mehrstranganlage und damit die Lösung des Raumproblems wird
dadurch unterstützt, daB die Kolben-Zylinder-Antriebe für die jeweiligen Klemmbacken
mit ihren Längsachsen parallel verlaufen. Eine solche Anordnung kann z.B. vertikal
erfolgen.
[0012] Die Steuerung der Kolben-Zylinder-Antriebe wird außerdem dadurch begünstigt, daß
der Öffnungsweg der Klemmbacken mittels eines im Innern des jeweiligen Kolben-Zylinder-Antriebs
angeordneten Weggebers begrenzt ist.
[0013] Als weitere Verbesserung ist vorgesehen, daß die Klemmvorrichtung mit den Klemmbacken
auf einem Weg bewegbar ist, dessen Länge mindestens drei Ziehhüben entspricht. Pro
Ziehhub erfolgt daher jeweils eine Klemmung eines Klemmbackenpaares und daneben entweder
ein Ziehhub des anderen Klemmbackenpaares oder aber ein leerer Rückhub des anderen
Klemmbackenpaares.
[0014] Eine besonders vorteilhafte Bewegung der Klemmvorrichtung ist dahingehend gestaltet,
daß zwei bewegbare Klemmbackenpaare vorgesehen sind, wobei das eine Klemmbackenpaar
den Strang von dem anderen Klemmbackenpaar während der Dauer von mindestens drei ausgeführten
Ziehhüben übernimmt.
[0015] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im
folgenden näher beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 ein Bewegungsdiagramm für einen Ziehhub,
Fig. 2 eine Ansicht der Auszieheinrichtung in Richtung des Gußstranges und
Fig. 3 eine Seitenansicht der Auszieheinrichtung gemäß Fig. 2, (in kleinerem Maßstab
gezeichnet).
[0016] Gemäß Fig. 1 ist in einem Koordinaten-System auf der Absztsse die Zeit t in Millisekunden
aufgetragen und auf der Ordinate die Ziehgeschwindigkeit V in Meter/min. Die Bewegungskurve
1 stellt einen vollständigen Zyklus 2 eines Ziehhubes mit Rückstoß und Haltezeit dar.
[0017] Die Ziehhubbewegung gliedert sich in eine regelbare Beschleunigungssphase 3, wobei
die Regelung z.B. durch zwei unterschiedliche Beschleunigungszonen 3a und 3b gebildet
wird. Daran schließt sich eine Phase 4 gleichförmiger Ziehgeschwindigkeit und eine
Verzögerungsphase 5 an. Beim Durchlaufen der Abszisse (Geschwindigkeit = Null) wird
ein Rückstoß 6 eingeleitet, der bis zum Punkt 7 reicht. Ab einem Punkt 8 wird die
Bremsung des Rückstoßes (Kurventeil 9) eingeleitet. Daran anschließend folgt eine
Haltzeit 10 bis zum Beginn des neuen Zyklus mit der Beschleunigungszone 3a.
[0018] Die Auszieheinrichtung gemäß den Fig. 2 und 3 weist zwei Schlitten 11 auf, denen
jeweils eine Klemmvorrichtung 12 zugeordnet ist, wobei die Klemmvorrichtung aus einem
Klemmbackenpaar mit Klemmbacken 13a und 13b besteht.
[0019] Die Schlitten 11 werden durch eine weiter nicht gezeigte Steuerung, die zwei Antrieben
zugeordnet ist, betätigt.
[0020] Die Klemmvorrichtung 12 weist einen Tragrahmen 14 auf mit Schenkeln 14a und 14b,
einem Oberjoch 14c und einem Unterjoch 14d. Am Oberjoch 14c ist eine erste Kolben-Zylinder-Einheit
15 gelagert, die jeweils mit ihrer Kolbenstange 15a an dem Klemmbacken 13a angelenkt
ist.
[0021] Im Bereich des Unterjoches 14d und um ein in Richtung der Strangmittelachse 16a verlaufende
Schwenkachse ist ein Winkel-hebel 18 drehbar gelagert, der mit seinem abgewinkelten
Schenkel 18a sich neben dem Gußstrang 16 befindet. Der Winkelhebel 18 bildet mit der
Winkelecke 18b gleichzeitig einen Anschlag, so tiaß die Klemmbacke 13b, die mit dem
Winkelhebel 18 verbunden ist, in die beschriebene Ebene geführt wird, in der auch
die Unterseite des Gußstranges 16 bzw. die untenliegende Innenwandung der (nicht gezeigten)
Horizontalstranggießkokille liegt.
[0022] Am Schenkel 18a ist eine zweite Kolben-Zylinder-Einheit 19 an einem Lagerauge 18d
angelenkt. Für das gegenüberliegende Lager 20 befindet sich ein korrespondieres Lagerauge
14e am Unterjoch 14d.
[0023] Für eine Mehrstranggießanlage ist es vorteilhaft, die Kolben-Zylinder-Einheiten 15
und 19 mit ihren Längsachsen 15b und 19a parallel anzuordnen, um Raum zu sparen. Innerhalb
der Kolben-Zylinder-Einheiten 15, 19 befinden sich ein weiter nicht dargestellter
Weggeber, der als induktiver Wegaufnehmer arbeitet und die IstPosition erfaßt. Die
Bildung des Sollwertes für die Bewegung der Klemmbacken 13a,13b erfolgt gesteuert
über einen Mikroprozessor.
[0024] Die Klemmvorrichtung 12 mit den Klemmbacken 13a, 13b ist auf einem Weg bewegbar,
der praktisch drei Ziehhüben entspricht (Fig. 1 und 3). Zwei bewegbare Klemmbackenpaare
13a,13b (Fig. 3) übernehmen abwechslungsweise den Gußstrang 16, wobei das eine Klemmbackenpaar
den Gußstrang 16 von dem anderen während der Dauer eines dritten Ziehhubes übernimmt.
1. Verfahren zum Horizontalstranggfeßen von Metall, insbesondere von Stahl, bei dem
der Gußstrang schrittweise ausgezogen und nachfolgend zurückbewegt wird, wobei der
Ziehhub größer als der Rückhub ist und wobei auf einen Ziehhub und einen Rückhub Haltezeiten
von jeweils mindestens 0,01 sec bis maximal 0,5 sec eingelegt und Ziehhub und Rückhub
hydraulisch erzeugt werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei einem im 0,1-mm-Bereich verstellbaren Ziehhub die Ziehbewegung jeweils eine
regelbare Beschleunigungsphase, eine daran anschließende Phase gleichförmiger Geschwindigkeit
und eine Phase der Verzögerung aufweist und daß die Zyklus-Zeit im Minimum 0,15 sec
und im Maximum 1 sec beträgt.
2. Auszieheinrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit zumindest
einer in und entgegen Stranglaufrichtung bewegbaren Klemmvorrichtung, die aus an den
Strangquerschnitt mittels hydraulischer Kolben-Zylinder-Einheiten anstellbaren Klemmbackenpaaren
besteht,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Klemmbackenpaare (13a,13b) vertikal angeordnet sind, daß von einem Klemmbackenpaar
(13a,13b) jeweils zumindest eine Klemmbacke (13a oder 13b) gegenüber der anderen für
Formatwechsel unterschiedlich steuerbar ist und daß die Klemmbacken eines Klemmbackenpaares
(13a,13b) im Klemm-Löse-Betrieb gleichzeitig gesteuert sind.
3. Auszieheinrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der untere Klemmbacken (13b) und der obere Klemmbacken (13a) jeweils über separate
Kolben-Zylinder-Antriebe (19,15) betätigbar sind.
4. Auszieheinrichtung nach den Ansprüchen 2 und 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der untere Klemmbacken (13b) jeweils mittels seiner Kolben-Zylinder-Einheit (19)
gegen einen festen Anschlag anstellbar ist.
5. Auszieheinrichtung nach den Ansprüchen 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kolben-Zylinder-Antriebe (15,19) für die jeweiligen Klemmbacken (13a,13b)
mit ihren Längsachsen (15b,19a) parallel verlaufen.
6. Auszieheinrichtung nach den Ansprüchen 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Öffnungsweg der Klemmbacken (13a,13b) mittels eines im Innern des jeweiligen
Kolben-Zylinder-Antriebs (15,19) angeordneten Weggebers begrenzt ist.
7. Auszieheinrichtung nach den Ansprüchen 2 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Klemmvorrichtung (12) mit den Klemmbacken (13a,13b) auf einem Weg (21) bewegbar
ist, dessen Länge mindestens drei Ziehhüben entspricht.
8. Auszieheinrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwei bewegbare Klemmbackenpaare (13a,13b) vorgesehen sind, wobei das eine Klemmbackenpaar
(13a,13b) den Gußstrang (16) von dem anderen Klemmbackenpaar (13a,13b) während der
Dauer von mindestens drei ausgeführten Ziehhüben übernimmt.