[0001] Die Erfindung betrifft eine Hartmetall-Legierung, die neben hoher mechanischer Festigkeit
und hoher Verschleißfestigkeit äußerst korrosionsfest ist.
[0002] Es ist eine Vielzahl von Hartmetall-Sorten der unterschiedlichsten Zusammensetzung
von Karbid- und Bindephase bekannt. Die bisher am häufigsten, vorzugsweise bei der
Zerspanung eingesetzten Hartmetall-Sorten sind diejenigen auf Wolframkarbid-Basis
mit einer Bindephase aus Kobalt oder Nickel. Diese Hartmetall- sorten weisen eine
gute mechanische Festigkeit und Verschleißbeständigkeit auf, sind jedoch insbesonders
in sauren Medien nicht sehr korrosionsbeständig. Dabei ist besonders der Kobalt- oder
Nickelbinder einem starken Korrosionsangriff ausgesetzt, was zu einer selektiven Auflösung
der Bindephase führt. In der weiteren Folge vermindert sich dann die Festigkeit des
verbleibenden Karbidskeletts sprunghaft.
[0003] Es hat in der Vergangenheit nicht an Versuchen gefehlt, die Korrosionsbeständigkeit
von Hartmetall zu verbessern. Ein Versuch in dieser Richtung war, den Kobalt- oder
Nickelbinder durch korrosionsfeste Metalle wie Gold oder Platin zu ersetzen. Derartige
Hartmetall-Legierungen haben sich jedoch allein schon aufgrund der hohen Kosten in
der Praxis nicht durchsetzen können. In der weiteren Folge wurde versucht, die Korrosionsfestigkeit
von Hartmetallen durch Zulegieren von korrosionsfesten Elementen wie Chrom und Molybdän
zu verbessern.
[0004] So beschreibt z.B. die EP-A 28 620 eine korrosionsfeste Hartmetall-Legierung auf
Wolframkarbid-Basis, bei der maximal 10 % des Wolframkarbids durch Zusatzkarbide ersetzt
sein können. Die Binderlegierungen, die zu 5-45 % enthalten ist, besteht aus zumindestens
50 Vol.% Nickel, aus 2-25 Vol.% Chrom und aus 1-15 Vol.% Molybdän. Zusätzlich kann
die Bindephase noch eines oder mehrere der Elemente Mn, Al, Si, Cu, Co, Fe und W enthalten.
[0005] Eine weitere korrosionsfeste Hartmetall-Legierung auf Wolframkarbid-Basis beschreibt
die DE-A 14 83 230. Der Wolframkarbidgehalt dieser Hartmetall-Legierung beträgt zumindest
88,5 Gew.%. Zusätzlich sind in dieser Hartmetall-Legierung ein oder mehrere Karbide
aus der Gruppe der Titan-, Niob- und Hafniumkarbide mit einem Maximal-Anteil von 8,5
Gew.% enthalten. Die Bindemittelphase, die in einer Menge von 3-11,5 Gew.% zur Grundkomponente
zugesetzt ist, weist als wesentliche Bestandteile 20-75 Gew.% Kobalt, 4-50 Gew.% Chrom
und bis zu 45 Gew.% Nickel auf. Daneben sind ein oder mehrere Zusatzelemente aus der
Gruppe W, Mo, Fe, Si, B, C, Ti, Zr, Nb und/oder V enthalten.
[0006] Eine dritte Hartmetall-Legierung, bei der der Binderphase Chrom zulegiert ist, ist
in der US-A 3,993 446 beschrieben. Diese Hartmetall-Legierung besteht zu 70-90 Gew.%
aus Hartstoffen auf Wolframkarbid-Basis, die teilweise durch ein Zusatzkarbid ersetzt
sein können. Die Bindephase, die 10-30 Gew.% beträgt, besteht aus 20-90 Gew.% Nickel,
10-80 Gew.% Kobalt und 5-25 Gew.% Chrom.
[0007] Allen diesen Hartmetall-Legierungen ist gemeinsam, daß es durch das Zulegieren von
Chrom und/oder Molybdän zur Bindephase zwar zu gewissen Verbesserungen in der Korriosionsbeständigkeit
kommt. Die Möglichkeit der Zulegierung von Chrom und Molybdän ist aus metallurgischen
Gründen jedoch begrenzt, da bei höheren Anteilen dieser Elemente die Herstellbarkeit
dieser Legierungen erschwert oder sogar unmöglich gemacht wird. Aufgrund versprödender
Phasen sinkt darüberhinaus die mechanische Festigkeit dieser Hartmetalle stark ab
und führt bei ihrer mechanischen Bearbeitung oder bei ihrem Einsatz häufig zu Bruch
und Ausbrüchen.
[0008] Ein weiterer Weg, die Korrosionsfestigkeit von Hartmetall-Legierungen zu steigern,
wurde in der Minimierung des Bindemetallgehaltes gesehen. Die Minimierung des Bindemetallgehaltes
führte jedoch zu Sinterproblemen und in der Folge zu erhöhter Porösität und bewirkt
ebenfalls einen gravierenden Verlust an mechanischer Festigkeit, so daß auch dieser
Weg nicht erfolgreich war.
[0009] R. Kieffer, F. Benesovsky "Hartmetalle", Springer-Verlag, Wien, 1965 nennt an einer
Stelle eine Reihe von Hartmetall-Legierungen bestehend aus 34-78 % WC, 16-60% Tic
und 6-8 % Co-Bindermetall, Gemäß einer anderen Stelle des "Buches kann" man die Korrosionsbeständigkeit
erhöhen, indem man in solchen legierungen das Kobalt durch Nickel-Chrom-Legierungen
80/20 oder 70/30 ersetzt.
[0010] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine hochkorrosionsfeste Hartmetall-Legierung
vorzuschlagen, die gleichzeitig eine hohe mechanische Festigkeit und eine hohe Verschleißfestigkeit
bzw. Korrosionsfestigkeit gegen chemisch aggressive Medien aufweist.
[0011] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die Verwendung einer Hartmetall-Legierung
als Werkstoff für Bauteile mit hoher Korrosionsfestigkeit gegen chemisch aggressive
Medien gelöst. Diese besteht aus 44-67 Gew.% Wolframkarbid, 30-50 Gew.% Tantalkarbid
und/oder Niobkarbid sowie 3-6 Gew.% einer Bindelegierung, bestehend aus Nickel und/oder
Kobalt mit jeweils 2-20 Gew.% Chrom.
[0012] Entscheidend für die vorliegende Erfindung ist, daß die guten Eigenschaften der Hartmetall-Legierung
völlig überraschend durch einen hohen Anteil an Zweitkarbiden erreicht wurden. Bisher
bekannte korrosionsfeste Hartmetallsorten enthalten demgegenüber nur einen vergleichsweise
geringen Anteil an Zusatzkarbiden.
[0013] Die Eigenschafts-Verbesserungen der erfindungsgemäßen Hartmetallsorte sind herausragend
und waren in ihrem Ausmaß in keiner Weise vorhersehbar. Dabei zeigen verschiedene
Hartmetall-Legierungen innerhalb der erfindungsgemäßen Zusammensetzung durchaus unterschiedliche,
nicht immer gegenüber allen korrosiven Medien gleich vorteilhafte Eigenschaften.
[0014] Bei den bekannten Hartmetallsorten auf Wolframkarbidbasis mit Kobalt- oder Nickelbinder
bildet die Bindephase ein zusammenhängendes Skelett. Korrosive Medien können also
bei genügend langer Einwirkungsdauer die gesamte Bindephase herauslösen. Es bleibt
danach ein Wolframkarbid-Gerust über, das eine geringe Festigkeit aufweist und das
bei abrasiver Beanspruchung schnell abgetragen wird. Eine korrosionsverbessernde Legierung
der Bindephase mit Chrom und/oder Molybdän ändert an dieser unerwünschten Eigenschaft
nur wenig. Die Korrosionsbeständigkeit ist zwar erhöht, aber die Bindephase bildet
nach wie vor ein zusammenhängendes Gerüst, so daß sich ein korrosives Medium entlang
feiner Kanale in das Innere der Legierung vorarbeiten kann. Diese Tatsache führt wie
bei den Wolframkarbid-Hartmetallen mit reinem Kobalt-oder Nickelbinder zu einer baldigen
Zerstörung der gesamten Hartmetall-Legierung.
[0015] Die hohe Korrosionsfestigkeit der erfindungsgemäßen Legierung ist damit zu erklären,
daß infolge des hohen Zusatzkarbid-Gehaltes die Bindephase kein zusammenhängendes
Skelett ausbildet. Dadurch ist der Korrosionsangriff in seiner Wirksamkeit entscheidend
vermindert, zumal das Wolframkarbid sowie die aufgeführten Zusatzkarbide selbst eine
sehr gute Korrosionsbeständigkeit in sauren Medien aufweisen.
[0016] Der erfindungsgemäße hohe Anteil eines bestimmten Zusatzkarbides zum Wolframkarbid
in Verbindung mit einer ganz spezifischen Binderlegierung ergibt neben einer sprunghaften
Erhöhung der Korrosionsfestigkeit zudem auch mechanische Festigkeitseigenschaften
und Verschleißeigenschaften, welche denen bekannter korrosionsfester Hartmetall-Legierungen
mit geringem Zusatzkarbid-Anteil nicht nachstehen, bzw. diese und in vielen Fällen
sogar übertreffen.
[0017] Tabelle 1 zeigt die Gegenüberstellung der mechanischen Eigenschaften von Legierungen
verschiedener Zusammensetzungen nach dem Stand der Technik und Legierungen verschiedener
Zusammensetzungen nach der vorliegenden Erfindung. Aus der Tabelle ist insbesondere
zu entnehmen, daß die meisten erfindungsgemäßen Legierungen im Vergleich zur Legierung
6, die hinsichtlich ihrer Korrosionsfestigkeit als beste Legierung nach dem Stand
der Technik gilt, wesentlich bessere Werte in Härte und Biegebruchfestigkeit aufweisen.

[0018] Im folgenden ist die Erfindung anhand von Zeichnungen näher erläutert.
[0019] Es zeigen:
Figur 1 ein Diagramm der Korrosionsbeständigkeit der Legierung 1, nach dem Stand der
Technik, in verschiedenen korrosiven Medien, bei unterschiedlichen Temperaturen
Figur 2 ein Diagramm der Korrosionsbeständigkeit der Legierung 6, nach dem Stand der
Technik, in verschiedenen korrosiven Medien, bei unterschiedlichen Temperaturen
Figur 3 ein Diagramm der Korrosionsbeständigkeit der erfindungsgemäßen Legierung 8
in verschiedenen korrosiven Medien, bei unterschiedlichen Temperaturen
Figur 4 ein Diagramm der Korrosionsbeständigkeit der erfindungsgemäßen Legierung 8
in verdünnter Salzsäure (6N) bei 100°C, im Vergleich mit der Korrosionsbeständigkeit
zweier Legierungen mit derselben Binderzusammensetzung, jedoch mit einem wesentlich
geringeren Zusatzkarbidgehalt als bei der erfindungsgemäßen Legierung.
Figur 5 ein Mikrofotografie des Gefüges der Legierung 1 nach dem Stand der Technik
in 1 500-facher lichtmikroskopischer Vergrößerung
Figur 6 eine Mikrofotografie des Gefüges der Legierung 1 nach dem Stand der Technik
in 1 500-facher rasterelektronenmikroskopischer Vergrößerung
Figur 7 eine Mikrofotografie des Gefüges der erfindungsgemäßen Legierung 8 in 1 500-facher
lichtmikroskopischer Vergrößerung
Figur 8 eine Mikrofotografie des Gefüges der erfindungsgemäßen Legierung 8 in 1500-facher
rasterelektronenmikroskopischer Vergrößerung
[0020] Der Vergleich der Legierungen mit einem niedrigen Gesamtanteil der Bindephase von
3 % (bekannte Legierung 1, erfindungsgemäße Legierungen 7, 8, 9,) zeigt durch die
Figuren 1 und 3 beispielhaft, daß die Korrosionsfestigkeit der erfindungsgemäßen Legierungen
in allen Medien um vieles besser ist, als bei der bekannten Legierung 1. In ihren
Werten für Härte und Biegebruchfestigkeit liegen die erfindungsgemäßen Legierungen
im Vergleich zur bekannten Legierung zum Großteil ebenfalls höher, wie aus Tabelle
1 zu entnehmen ist.
[0021] Die Vorteile der erfindungsgemäßen Legierung kommen insbesondere bei ihrer Verwendung
als Werkstoff für Ventilteile bei Verbrennungskraftmaschinen und für verschleißfeste
Teile im Chemieanlagenbau zum Tragen.
[0022] Durch den hohen Zusatzkarbid-Anteil ist die erfindungsgemäße Legierung trotz niedrigen
Bindemittelgehaltes mittels bekannter pulvermetallurgischer Verfahren problemlos herstellbar.
[0023] Bei der Herstellung der Pulvermischungen können die Zusatzkarbide sowohl einzeln
als auch in Form von Mischkarbid-Kristallen zugegeben werden. Genauso ist es möglich,
das Wolframkarbid als Einzelkristall oder als Mischkristall mit einem Zusatzkarbid
einzubringen.
[0024] Durch eine spezielle Optimierung des pulvermetallurgischen Herstellungsverfahrens
der erfindungsgemäßen Legierung können die vorteilhaften Eigenschaften noch weiter
verbessert werden. Wesentlich bei diesem optimierten Herstellverfahren ist es, die
Legierung bei möglichst tiefen Temperaturen während möglichst kurzer Zeiten zu sintern,
wobei jedoch die Ausbildung einer Flüssigphase bei der Sinterung nicht verhindert
werden darf. Die durch diese Art der Sinterung verbleibenden Restporositäten werden
dann durch eine heißisostatische Nachverdichtung geschlossen. Durch dieses optimierte
Herstellungsverfahren wird einerseits die gewünschte diskontinuierliche Teilung der
Bindephase erreicht, anderseits kann dadurch das Kornwachstum der Karbidphase so gering
wie möglich gehalten werden, was zu einer weiteren Härtesteigerung der erfindungsgemäßen
Hartmetall-Legierung führt.
[0025] Die Herstellung der erfindungsgemäßen Legierung wird in den folgenden Beispielen
näher erläutert, wobei die Endprodukte in diesen Beispielen einzelnen, der in Tabelle
1 aufgeführten Legierungen entsprechen.
Beispiel 1
[0026] Die Hartmetallegierung 8 wurde folgendermaßen hergestellt:
Als Hartstoffkomponenten wurden 2 kg TaC-Pulver mit einem C. ges.-Gehaltvon 6,22 %
und einer Korngröße von 1,5 µm nach FSSS und 2,84 kg WC Pulver mit einer Durchschnittslkorngröße
von 0,8 µm nach FSSS eingesetzt. Für den Binder wurden 0,025 kg Cr3C2, 0,05 kg Co und 0,075 kg Ni verwendet. Die Rußzugabe betrug 0,007 kg.
[0027] Der Ansatz wurde 120 h in einer Kugelmühle in 2,5 I Aceton gemahlen. Nach der Trocknung
des Ansatzpulvers wurden Formpreßlinge hergestellt, aus denen diverse Proben für Korrosionstests,
Biegebruchfestigkeitstests u. ä. geformt wurden. Diese Proben wurden 40 Minuten bei
1450°C im Vakuum gesintert und anschließend heißisostatisch nachverdichtet.