[0001] Unterschiedliche Arbeitsausführungen, wie das Streck- und Schlichtschmieden mit Freiform-Schmiedepressen
oder das Schmieden unterschiedlich großer Werkstücke in Gesenkschmiedepressen erfordern
mehrere Presskraftstufen, die durch unterschiedlichen Pressdruck bei Einzylinderpressen
und/oder dadurch erreicht werden, daß die Schmiedepressen mit mehreren, wahlweise
getrennt oder gemeinsam beaufschiagbaren, jeweils im Innenraum eines Zylinders durch
einen Kolben abgeschlossenen Medienräumen versehen werden. Üblich ist die Bauart mit
drei Zylindern und Kolben, bei der sich drei Presskraftstufen einstellen lassen, indem
nur der mittlere, nur die beiden äußeren oder die drei Kolben gemeinsam beaufschlagt
wird bzw. werden. (Werkstattbücher, Heft 56, Freiformschmiede, 3. Teil von A. Stodt,
Verlag Julius Springer, Berlin, 1936, Seite 42; Hydraulische Schmiedepressen, von
Ernst Müller, Verlag Julius Springer, 1936, Seiten 97, 98, 144; Freiformschmiedepressen,
deren Antriebe und Steuerungen, von Walter Dohrn und Helmut Winkler, Stahl und Eisen
83. Jahrg. (1963), Heft 17, Seiten 1059, 1060, 1062, 1063, 1064). Solche Mehrstufen-Schmiedepressen
haben sich zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit allgemein und zur Erhöhung der
Schlichthubzahl auch bei Freiformschmiedepressen mit direktem Pumpenantrieb bewährt,
obgleich der bauliche Aufwand beträchtlich ist. Daher und auch wegen des Platzbedarfs
für die drei Zyl
in- der istdiese Bauart bisher auf mittlere und große Pressen beschränkt geblieben.
[0002] Ziel der Erfindung ist es, eine Mehrstufen-Schmiedepresse mit mehreren wahlweise
getrennt oder gemeinsam beaufschlagbaren Medienräumen in einer gedrängten, baulich
weniger aufwendigen und auch für kleine Pressen geeigneten Bauart zu schaffen. Erreicht
ist dies gemäß der Erfindung durch einen Zylinder mit mindestens zwei im Durchmesser
unterschiedlichen, in der Tiefe gleichhübigen Stufen und einem der Stufung der Zylinderbohrung
in den Durchmessern und Längen angepaßten Stufenkolben zum Abschluss der Medienräume
in den Zylinderraumstufen. Dadurch ergeben sich beispielsweise bei einem zweistufigen
Zylinder und Kolben zwei Medienräume, einer über der Kernkolbenfläche und einer über
der Ringkolbenfläche. Bei in ihren wirksamen Kolbenflächen (Kernkolbenfläche und Ringkolbenfläche)
unterschiedlichen Kolbenstufen bestehen zwei unterschiedliche Presskraftstufen und
beim Zusammenwirken der Kolbenstufen besteht eine dritte Presskraftstufe.
[0003] Obgleich die Erfindung nicht auf einen zweistufigen Zylinder und Kolben beschränkt
ist, sind die mit der im Hinblick auf den baulichen Aufwand und auf die Bauhöhe der
Presse bevorzugten Ausführungsform mit zweistufigem Zylinder und zweistufigem Kolben
erreichbaren drei Preßkraftstufen zumeist ausreichend und es können weitere Preßkraftstufen
durch an sich bekannte Variation des Preßmediendrucks erfindungsgemäß auch erreicht
werden.
[0004] Die Stufendurchmesser stehen bei der bevorzugten Ausführungsform gemäß einem weiteren
Merkmal der Erfindung im Verhältnis von 1 : 1,2 bis 1 : 1,75.
[0005] Um mit einem zweistufigen Zylinder und zweistufigen Kolben drei Preßkräftstufen erreichen
zu können, sind gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung die Kernkolbenfläche und
die Ringkolbenfläche als Stufenkolben unterschiedlich bemessen, so daß sich unterschiedliche
Preßkräfte und Anteile an der Gesamtpreßkraft ergeben. Hierbei ist nach einem weiteren
Merkmal der Erfindung die Kernkolbenfläche für den kleineren Anteil an der Gesamtpresskraft
bemessen, mit der Folge, daß die den Kernkolben aufnehmende Zylinderstufe entsprechend
geringen Durchmessers ist. Die Stufendurchmesser stehen dabei gemäß einem weiteren
Merkmal der Erfindung im Verhältnis von 1 : 1,5 bis 1 : 1,75.
[0006] Vorteilhaft ist es, den Stufenzylinder aus zwei Zylinderteilen unterschiedlichen
Durchmessers,die dicht gegen den Mediendruck miteinander verbunden sind, zu bilden,
worin ein weiteres Merkmal der Erfindung besteht. Dabei kann der Zylinderteil kleineren
Durchmessers in eine Bohrung im Boden des Zylinderteils größeren Durchmessers eingesetzt
und mit einem Bund versehen sein, mit dem er sich im Zylinderteil größeren Durchmessers
in axialer Richtung abstützt. Es können jedoch auch die Zylinderteile untereinander
verschraubt oder durch Schraubenbolzen zusammengehalten sein, wobei dann die Teilfuge
im Bereich der Dichtung liegt und von dieser beidseitig überdeckt wird, die zugleich
als Dichtung des Zylinderteils kleineren Durchmessers gegenüber dem Kolben dient.
[0007] Die Zeichnungen zeigen Ausführungsbeispiele der Erfindung
Figur 1 zeigt eine Mehrstufen-Schmiedepresse mit Oberflurantrieb
Figur 2 zeigt eine Mehrstufen-Schmicdepresse mit Unterflurantrieb
Figur 3 zeigt eine Mehrstufen-Schmiedepresse ohne Laufholm mit Überflurantrieb
Figur 4 zeigt eine Einzelheit einer Schmiedepresse nach Figur 1 und
Figur 5 zeigt eine Einzelheit einer Schmiedepresse nach Figur 3.
[0008] Die in Figur 1 dargestellte Mehrstufen-Schmiedepresse besteht aus einem Tischholm
1, der über Säulen 2 mit einem Zylinderholm 3 verbunden ist. Auf dem Tischholm 1 befindet
sich ein verschiebbarer Sattel 4 für ein nicht dargestelltes unteres Schmiedewerkzeug.
An den Säulen 2 senkrecht beweglich geführt ist ein Laufholm 5 mit einer Aufspannplatte
6 für ein nicht dargestelltes oberes Schmiedewerkzeug. Die Presskraft wird von einem
auf den Laufholm 5 wirkenden Presskolben 7 aufgebracht, der in einem Presszylinder
8 geführt und beaufschlagbar ist, wobei der Presszylinder 8 in eine Bohrung im Zylinderholm
3 eingesetzt und mit einem Bund 9 versehen ist, mit dem er sich am Zylinderholm 3
abstützt.
[0009] Der Presskolben 7 und gleichermaßen der Presszylinder 8 sind in zwei Durchmessern
gestuft ausgeführt. Der Presskolben 7 weist eine kleine Kolbenstufe 7a und eine große
Kolbenstufe 7b auf und der Presszylinder 8 besteht entsprechend aus einem Zylinderteil
8a kleinen Durchmessers und einem Zylinderteil 8b großen Durchmessers. Es sind somit
zwei Medienräume, einer über der Kernkolbenfläche der Kolbenstufe 7a im Zylinderabschnitt
8a, der über eine Rohrleitung 10a ver- und entsorgt wird, und einer über der Ringkolbenfläche
der Kolbenstufe 7b im Zylinderabschnitt 8b, der über eine Rohrleitung 10b ver- und
entsorgt wird, vorhanden. Beide Medienräume können wahlweise einzeln oder gemeinsam
beaufschlagt werden. Wenn die Kernkolbenfläche der Kolbenstufe 7a unterschiedlich
zur Ringkolbenfläche der Kulbenstufe 7b dimensioniert ist, werden bei gleichem Preßdruck
entsprechend der Beaufschlagung des einen oder anderen Medienraumes unterschiedliche
Preßkräfte wirksam und es ist eine dritte Preßkraftstufe durch gemeinsame Beaufschlagung
beider Medienräume gegeben.
[0010] Um den Laufholm 5 und mit ihm den Stufenkolben 7 in die Ausgangsstellung zurückzuführen
oder in einer Zwischenstellung zu halten, sind Rückdruck- und lialtekolben 11 in Zylindern
12 vorgesehen, wobei sich die Zylinder 12 am Tischholm 1 abstützen und die Rückdruck-
und llaltekolben 11 am Laufholm 5 angreifen.
[0011] Die in Figur 2 dargestellte Mehrstufenpresse besteht aus einem Tischholm 21, in dem
Säulen 22 geführt sind, die einen Unterholm 23 und einen Oberholm 25 miteinander verbinden.
Mit 24 ist ein auf dem Tischholm 21 verschiebbarer Sattel für ein nicht dargestelltes
unteres Schmiedewerkzeug bezeichnet und zur Befestigung eines nicht dargestellten
oberen Schmiedewerkzeugs ist eine Aufspannplatte 26 am Oberholm 25 vorgesehen. In
einer Bohrung im Tischholm 21 ist ein Zylinder 28 befestigt, der einen Kolben 27 führt,
der über ein Joch 23a und Zuganker 23b auf den Unterholm 23 einwirkt und über diesen
und die Säulen 22 den Oberholm 25 senkrecht bewegt.
[0012] Der Kolben 27 ist als Stufenkolben mit einer Kolbenstufe 27a von kleinerem Durchmesser
und einer Kolbenstufe 27b von größerem Durchmesser ausgebildet, während der Zylinder
28 als Stufenzylinder einen im Durchmesser kleineren Zylinderabschnitt 28a und einen
im Durchmesser größeren Zylinderabschnitt 28b aufweist. Die durch die Zylinderabschnitte
28a und 28b im Zusammenwirken mit den Kolbenstufen 27a und 27b gebildeten Medienräume
sind über Rohrleitungen 20a und 20b zu ver- und entsorgen. Der Zylinderabschnitt 28b
dient zugleich als Führungsschaft für den Unterholm 23, in den eine Führungsbüchse
23c eingesetzt ist, die entlang dem Außendurchmesser des Zylinderabschnitts gleitet
und zusammen mit nicht dargestellten Führungsbüchsen im Tischholm 21 für die Säulen
22 den aus dem Unterholm 23, den Säulen 22 und dem Oberholm 25 gebildeten Rahmen führt.
[0013] Rückdruck- und lialtekolben 18, die am Oberholm 25 angreifen und in Zylindern 19
laufen, die sich am Tischholm 21 abstützen sind vorgesehen, um den Oberholm in die
Ausgangsstellung zurückzuführen oder in einer Zwischenstellung zu halten.
[0014] Die in Figur 3 dargestellte Mehrstufen-Schmiedepresse besteht aus einem Pressengestell
31 aus Stahlguss. In einer Bohrung im Oberjoch 31b des Pressengestells 31 ist ein
Zylinder 38 axial beweglich geführt, der an seinem Boden mit einer Aufspannplatte
36 für ein nicht dargestelltes oberes Schmiedewerkzeug versehen ist. Das nicht dargestellte
untere Schmiedewerkzeug wird von einem auf dem Unterjoch oder Tischjoch 31a verfahrbaren
Sattel 34 getragen. Mit dem Oberjoch 31b des Pressengestells 31 durch Ankerbolzen
33 verbunden ist ein Kolbenjoch 35, gegen das sich ein im Zylinder 38 geführter Kolben
37 abstützt. Der Zylinder 38 ist an seinem obere. Ende gehalten und verbunden mit
einem Stützjoch 39,auf das Rückdruck- und Haltekolben 40 wirken, die in Zylinderbohrungen
41 im Oberjoch 31b geführt sind. Mit den Rückdruck- und Haltekolben 40 kann der Zylinder
38 mit der Aufspannplatte 36 und dem oberen Schmicdewerkzeug in die Ausgangsstellung
zurückgedrückt oder in einer beliebigen Zwischenstellung gehalten werden.
[0015] Der Kolben 37 ist als Stufenkolben und der Zylinder 38 entsprechend als Stufenzylinder
ausgebildet. Kolbenstufe 37a und Zylinderteil 38a von kleinem Durchmcsser bilden einen
von zwei Medienräumen, der von der Rohrleitung 30a ver- und entsorgt wird. Einen zweiten
Medienraum, der von der Rohrleitung 30b ver- und entsorgt wird, bilden Kolbenstufe
37b und Zylinderteil 38b großen Durchmessers.
[0016] Die Figur 4 zeigt einen Stufenzylinder entsprechend dem im Ausführungsbeispiel der
Mehrstufen-Schmiedepresse nach Figur 1. Der Stufenzylinder ist aus zwei Zylinderteilen
42 und 43 entsprechend den Zylinerteilen 8a und 8b des einstückigen Zylinders 8 nach
Figur 1 gebildet. Der Zylinderteil 43 ist an seinem Boden 44 mit einer abgesetzten
Bohrung 45 versehen und der Zylinderteil 42 ist in diese Bohrung 45 eingesetzt, wobei
ein Bund 46 zur axialen Fixierung des Zylinderteils 42 im Zylinderteil 43 vorhanden
ist. Zur Abdichtung der Zylinderteile 42 und 43 gegeneinander ist eine Dichtung 47
vorgesehen.
[0017] Einen Stufenzylinder entsprechend dem im Ausführungsbeispiel nach Figur 3 zeigt die
Figur 5. Hier sind die Zylinderteile 50 und 51 durch Ankerschrauben 52 verbunden.
Die Stoßstelle 53 liegt in dem Bereich der Dichtung 54 für die kleine Kolbenstufe
37a des Kolbens 37. Diese Dichtung 54 überdeckt die Stoßstelle 53 beidseitig.
[0018] An die in den'Ausführungsbeispielen gezeigten Pressenbauarten und deren Einzelheiten
ist die Erfindung nicht gebunden. Es ist ein besonderer Vorteil der Erfindung, daß
sich diese an αen verschiedensten Pressenbauarten verwirklichen läßt, so zum Beispiel
auch an Schmiedepressen in einhüftiger, maulförmiger, C-förmiger Ständerkonstruktion.
1. Mehrstufen-Schmiedepresse mit mehreren wahlweise getrennt oder gemeinsam beaufschlagbaren,
jeweils im Innenraum eines Zylinders durch einen Kolben abgeschlossenen Medienräumen
,
gekennzeichnet durch
einen Zylinder (8, 28, 38) mit mindestens zwei im Durchmesser unterschiedlichen, in
der Tiefe gleichhübigen Stufen (8a, 8b; 28a, 28b; 38a, 38b) und einem der Stufung
der Zylinderbohrung in Durchmesser und Länge angepaßten Stufenkolben /7, 27, 37).
2. Mehrstufen-Schmiedepresse nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Zylinder (8, 28, 38) und der Kolben (7, 27, 37) zweistufig ausgebildet sind.
3. Mehrstufen-Schmiedepresse nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Stufendurchmesser im Verhältnis 1 : 1,2 bis 1 : 1,75 stehen.
4. Mehrstufen-Schmiedepresse nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kernkolbenfläche und die Ringkolbenfläche unterschiedlich bemessen sind, so
daß deren Anteile an der Gesamtpreßkraft unterschiedlich sind.
5. Mehrstufen-Schmiedepresse nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kernkolbenfläche für den kleineren Anteil an der Gesamtpreßkraft bemessen
ist.
6. Mehrstufen-Schmiedepresse nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Stufendurchmesser im Verhältnis 1 : 1,5 bis 1: 1,75 stehen.
7. Mehrstufen-Schmiedepresse nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Stufenzylinder aus zwei dicht gegen den Flüssigkeitsdruck miteinander verbundenen
Zylinderteilen (42, 43; 50, 51) unterschiedlichen Durchmessers gebildet ist.
8. Mehrstufen-Schmiedepresse nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Zylinderteil (42) kleineren Durchmessers in eine Bohrung (45) im Boden (44)
des Zylinderteils (43) größeren Durchmessers eingesetzt ist und sich an diesem mit
einem Bund (46) in axialer Richtung abstützt.
9. Mehrstufen-Schmiedepresse nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Stoßstelle (53) zwischen den einander verschraubten oder durch Schraubenbolzen
(52) zusammengehaltenen Zylinderteilen(SO, 51) im Bereich der den Zylinderteil (50)
kleineren Durchmessers gegenüber dem Kolben abdichtenden Dichtung (54) liegt, die
die Stoßstelle (53) beidseitig überdeckt.