[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Strangpressen von Kohlenstoffmassen,
insbesondere von Kohlenstoffelektroden, wobei die in einen Preßzylinder mit verschließbarem
Mundstück eingebrachte Kohlenstoffmasse mit Hilfe eines Preßstempels zunächst bei
verschlossenem Mundstück angestaucht und dann bei geöffnetem Mundstück aus dem Preßzylinder
herausgedrückt wird, sowie auf eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Bevor Kohlenstoffelektroden gebrannt werden können, muß die Kohlenstoffmasse entsprechend
geformt und verdichtet werden. Zu diesem Zweck wird die Kohlenstoffmasse in einen
Preßzylinder mit einem verschießbaren Mundstück eingebracht und in diesem Preßzylinder
bei verschlossenem Mundstück mit Hilfe eines Preßstempels vorverdichtet, bevor der
eigentliche Form- und Verdichtungsvorgang durch das Auspressen der Kohlenstoffmasse
durch das Mundstück erfolgen kann. Die Qualität der späteren Elektroden hängt dabei
unter anderem von einer gleichmäßigen Kornorientierung der Masseteilchen im Preßstrang
und von einer ausreichenden Verdichtung des Preßstranges ab. Wie sich gezeigt hat,
ist eine der Bedingungen für eine gleichmäßige Kornausrichtung in einer zumindest
angenähert konstanten Austrittsgeschwindigkeit des Preßstranges aus dem Mundstück
des Preßzylinders zu sehen. Diese Austrittsgeschwindigkeit des Preßstranges aus dem
Mundstück des Preßzylinders hängt aber von dem über den Preßstempel auf die Kohlenstoffmasse
ausgeübten Preßdruck ab, so daß für einen vorteilhaften Austrittsgeschwindigkeitsbereich
nur ein bestimmter Preßdruck aufgebracht werden darf. Für einen bestimmten Elektrodenquerschnitt
kann folglich nur dann eine erwünschte Kornorientierung im Preßstrang sichergestellt
werden, wenn eine bestimmte Preßkraft und davon abhängig eine bestimmte Verdichtung
eingehalten wird. Für hohe Ansprüche reicht diese Verdichtung jedoch im allgemeinen
nicht aus, so daß man in solchen Fällen auf eine Vibrationsverdichtung in geschlossenen
Formen übergeht, wobei allerdings keine Kornorientierung erreicht werden kann.
[0003] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, diese Mängel zu vermeiden und ein
Verfahren zum Strangpressen von Kohlenstoffmassen anzugeben, bei dem trotz einer guten
Kornorientierung eine beliebig hohe Verdichtung des Preßstranges sichergestellt werden
kann.
[0004] Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe dadurch, daß auf den aus dem Mundstück austretenden
Strang der Kohlenstoffmasse ein Gegendruck zum Preßdruck ausgeübt wird.
[0005] Da die Austrittsgeschwindigkeit bei der Anwendung eines Gegendruckes von der Differenz
des Preßdruckes und des Gegendruckes abhängt und diese Druckdifferenz in einfacher
Weise auf die gewünschte Austrittsgeschwindigkeit des Preßstranges aus dem Mundstück
angepaßt werden kann, kann auf die Kohlenstoffmasse ein von der Austrittsgeschwindigkeit
unabhängiger Verdichtungsdruck ausgeübt werden. Die sonst durch eine Vergrößerung
des Preßdruckes bedingte Steigerung der Austrittsgeschwindigkeit wird ja durch den
entsprechend gewählten Gegendruck unterbunden, so daß der Preßstrang mit einer für
die gewünschte Orientierung vorteilhaften Geschwindigkeit aus dem Mundstück des Preßzylinders
austreten kann.
[0006] Da sich der Reibungswiderstand zwischen der Kohlenstoffmasse und dem Preßzylinder
mit zunehmendem Preßstempelhub, also mit wachsender Länge des aus dem Mundstück austretenden
Preßstranges verringert, vergrößert sich bei einer gleichbleibenden Preßstempelbeaufschlagung
der im Mundstückbereich wirksame Auspreßdruck mit wachsendem Preßstempelhub, was eine
steigende Austrittsgeschwindigkeit zur Folge hat. Um eine gleichmäßige Austrittsgeschwindigkeit
für den Preßstrang sicherzustellen, müßte daher der Beaufschlagungsdruck des Preßstempels
in Abhängigkeit vom Preßstempelhub gesteuert werden. Wird nicht die Beaufschlagung
des Preßstempels, sondern die Gegenkraft gesteuert, und zwar im Sinne einer Vergrößerung
des Gegendruckes mit wachsender Länge des Preßstranges, so kann auch bei einer gleichbleibenden
Beaufschlagung des Preßstempels eine konstante Austrittsgeschwindigkeit für den Preßstrang
erreicht werden.
[0007] Aufgrund der sich bei einem Preßstempelhub ändernden Reibungskräfte innerhalb des
Preßzylinders wird sich unter Wahrung einer konstanten Austrittsgeschwindigkeit für
den Preßstrang eine Änderung des Verdichtungsdruckes ergeben. Diese Änderung hat aber
auf die Qualität der Rohelektrode keinen wesentlichen Einfluß, weil ja im wesentlichen
der gesamte Preßstrang dieser Änderung des Verdichtungsdruckes unterworfen ist.
[0008] Zur Durchführung des Verfahrens kann von einer bekannten Vorrichtung ausgegangen
werden (DE-OS 28 55 899), die für den aus einem vertikal angeordneten Preßzylinder
austretenden Preßstrang eine mit Abstand vom Mundstück des Preßzylinders angeordnete
Führungshülse vorsieht, um Deformationen des Preßstranges bei seinem Abtransport zu
vermeiden. Der von der Führungshülse aufgenommene Preßstrang wird nämlich zusammen
mit der Führungshülse weitergefördert.
[0009] Wird zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens die Führungshülse einer solchen
Vorrichtung als an das Mundstück des Preßzylinders dicht anschließbarer, axial verschiebbarer
Druckzylinder mit einem darin geführten Druckstempel ausgebildet, so kann über diesen
Druckstempel auf den aus dem Mundstück des Preßzylinders austretenden Preßstrang ein
gewünschter Gegendruck zum Preßdruck ausgeübt werden, weil der Mantel des Druckzylinders
ein radiales Ausweichen des Preßstranges wirksam verhindert. Der Druckstempel muß
dabei selbstverständlich über den austretenden Preßstrang zurückgeschoben werden können,
ohne die Lage des Druckzylinders zu verändern. Ist die gewünschte Länge des Preßstranges
erreicht, so kann der Druckzylinder vom Mundstück axial zurückgezogen werden, um den
Preßstrang durchtrennen zu können.
[0010] Um den Einfluß von Reibungskräften im Bereich des Druckzylinders weitgehend ausschließen
zu können, kann der Mantel des Druckzylinders an wenigstens eine Druckleitung für
ein Gleitmittel angeschlossene Schmieröffnungen aufweisen, durch die das Gleitmittel
zwischen den Mantel des Druckzylinders und den Preßstrang gedrückt wird.
[0011] Bei einer horizontalen Preßzylinderanordnung muß der Preßstrang beim Abziehen des
Druckzylinders entsprechend unterstützt werden. Hiefür können außerhalb des Druckzylinders
vorgesehene, anstellbare Stützauflagen angeordnet werden, die beim Abziehen des Druckzylinders
vom Strang in die Arbeitsstellung eingeschwenkt oder angehoben werden. Eine besonders
vorteilhafte Unterstützung des Preßstranges erhält man jedoch, wenn im Mantel des
Druckzylinders ein einen Teil der Innenwandung bildender Stützträger für den Preßstrang
axial verschiebbar geführt ist, weil in diesem Falle der Preßstrang auf dem Stützträger
beim Abziehen des Druckzylinders aufliegen bleiben kann. Der Stützträger wird beim
Abziehen des Druckzylinders ortsfest gehalten und aus dem Druckzylindermantel ausgezogen.
[0012] An Hand der Zeichnung wird das erfindungsgemäße Verfahren näher erläutert. Es zeigen
Fig. 1 ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens in einem schematischen Längsschnitt mit verschlossenem Mundstück des
Preßzylinders,
Fig. 2 eine der Fig. 1 entsprechende Darstellung, jedoch mit an das Mundstück des
Preßzylinders angeschlossenem Druckzylinder,
Fig. 3 die Vorrichtung während des Auspressens eines Preßstranges gegen einen Gegendruck,
Fig. 4 die Vorrichtung nach der Beendigung des Preßvorganges vor dem Durchtrennen
des Preßstranges,
Fig. 5 eine der Fig. 4 entsprechende Darstellung einer Konstruktionsvariante und
Fig. 6 einen Schnitt nach der Linie VI-VI der Fig. 5.
[0013] Die dargestellte Vorrichtung zum Strangpressen von Kohlenstoffelektroden besteht
im wesentlichen aus einem Preßzylinder 1, der ein mit Hilfe eines Deckels 2 verschließbares
Mundstück 3 aufweist und einen Preßstempel 4 verschiebbar aufnimmt. In axialer Verlängerung
des Mundstückes 3 ist ein axial verschiebbarer Druckzylinder 5 vorgesehen, der dicht
an das Mundstück 3 des Preßzylinders 1 angeschlossen werden kann und mit einem Druckstempel
6 versehen ist. Nach dem Anstauchen der in den Preßzylinder 1 eingebrachten Kohlenstoffmasse
7, was bei verschlossenem Mundstück 3 über den Preßstempel 4 gemäß Fig. 1 durchgeführt
wird, wird der Deckel 2 vom Verschlußstück 3 abgenommen und der Druckzylinder 5 an
das Mundstück 3 dicht angeschlossen. Vor dem eigentlichen Strangpressen wird der im
Druckzylinder 5 geführte Druckstempel 6 entsprechend beaufschlagt und gegen die Kohlenstoffmasse
7 im Bereich des Mundstückes gedrückt, wie dies in Fig. 2 angedeutet ist. Wird nun
der Preßstempel 4 beaufschlagt, so wird die Kohlenstoffmasse 7 gegen die Kraft des
Druckstempels 6 aus dem Mundstück 3 herausgedrückt, wobei der austretende Preßstrang
8 durch den Druckzylinder 5 geführt wird, so daß über den Druckstempel 6 ein entsprechender
Gegendruck zum Preßdruck ausgeübt werden kann. Auf die Kohlenstoffmasse 7 bzw. den
Preßstrang 8 wirkt somit ein Verdichtungsdruck, der von der Größe des Preßdruckes
und der Größe des Gegendruckes durch den Druckstempel 6 abhängt. Die Austrittsgeschwindigkeit
des Preßstranges 8 aus dem Mundstück 3 ist allerdings von diesem Verdichtungsdruck
unabhängig, weil für die Austrittsgeschwindigkeit lediglich die Druckdifferenz zwischen
dem Gegendruck und dem Druck im Bereich des Mundstückes 3 maßgebend ist. Es kann daher
bei sehr hohen Verdichtungsdrücken eine vergleichsweise geringe Austrittsgeschwindigkeit
sichergestellt werden, so daß der Preßstrang 8 nicht nur eine hohe Verdichtung, sondern
auch eine erwünschte Kornorientierung aufweist. Durch eine Steuerung der Beaufschlagung
des Druckstempels 6 und/oder des Preßstempels 4 können dabei sehr unterschiedliche
Verhältnisse berücksichtigt werden.
[0014] Um die Reibungskräfte im Bereich des Druckzylinders 5 möglichst klein zu halten,
sind im Mantel des Druckzylinders 5 Schmieröffnungen 9 vorgesehen, die an eine Druckleitung
10 für ein Gleitmittel angeschlossen sind, so daß das Gleitmittel unter dem nötigen
Druck zwischen den Zylindermantel und den Preßstrang 8 geleitet werden kann.
[0015] Nach der Beendigung des Preßvorganges wird der Druckstempel 6 vom Preßstrang 8 abgehoben
und der Druckzylinder 5 aus seiner Arbeitsstellung gemäß Fig. 3 vom Preßstrang 8 in
die Stellung nach Fig. 4 zurückgezogen, um den Preßstrang 8 mit Hilfe der Messer 11
durchtrennen zu können. Beim Zurückziehen des Druckzylinders 5 vom Preßstrang 8 muß
dieser entsprechend unterstützt werden. Zu diesem Zweck sind nach Fig. 4 anhebbare
Stützauflagen 12 vorgesehen, die an den Preßstrang 8 angestellt werden, sobald dieser
vom Druckzylinder 5 freigegeben wird.
[0016] An Stelle der Stützauflagen 12 kann auch ein Stützträger 13 vorgesehen werden, der
in einer Axialnut 14 des Mantels des Druckzylinders 5 axial verschiebbar geführt ist
und einen Teil der Innenwandung des Druckzylinders 5 bildet, wie dies in den Fig.
5 und 6 dargestellt ist. Der Stützträger 13 braucht daher beim Zurückziehen des Druckzylinders
5 vom Mundstück 3 des Preßzylinders 1 lediglich mittels einer Halterung 15 festgehalten
zu werden, um ihn aus dem Druckzylinder 5 herauszuziehen. Der Preßstrang 8 bleibt
folglich ohne Relativbewegung während des Abziehens des Druckzylinders 5 auf dem Stützträger
13 liegen, so daß eine ununterbrochene Unterstützung des Preßstranges 8 erreicht werden
kann. Um einen dichten Anschluß des Druckzylinders 5 an das Mundstück 3 des Preßzylinders
sicherzustellen, ohne die Halterung 15 abnehmen zu müssen, kann der Druckzylinder
5 mit einer stirnseitigen Aufnahmeaussparung 16 für die Halterung 15 versehen werden.
Die Anordnung muß dabei selbstverständlich so getroffen werden, daß die Messer 11
zum Durchtrennen des Preßstranges 8 unbehindert eingesetzt werden können. Zu diesem
Zweck kann eine bereichsweise Verschiebung der Halterung 15 notwendig sein.
1. Verfahren zum Strangpressen von Kohlenstoffmassen, insbesondere von Kohlenstoffelektroden,
wobei die in einen Preßzylinder mit verschließbarem Mundstück eingebrachte Kohlenstoffmasse
mit Hilfe eines Preßstempels zunächst bei verschlossenem Mundstück angestaucht und
dann bei geöffnetem Mundstück aus dem Preßzylinder herausgedrückt wird, dadurch gekennzeichnet,
daß auf den aus dem Mundstück austretenden Strang der Kohlenstoffmasse ein Gegendruck
zum Preßdruck ausgeübt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Gegendruck mit wachsender
Länge des Preßstranges vergrößert wird.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2, bestehend aus
einem einen Preßstempel aufnehmenden Preßzylinder, der ein verschließbares Mundstück
aufweist und aus einer Führungshülse für den aus dem Mundstück austretenden Preßstrang,
dadurch gekennzeichnet, daß die Führungshülse als an das Mundstück (3) des Preßzylinders
(1) dicht anschließbarer, axial verschiebbarer Druckzylinder (5) mit einem darin geführten
Druckstempel (6) ausgebildet ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Mantel des Druckzylinders
(5) an wenigstens eine Druckleitung (10) für ein Gleitmittel angeschlossene Schmieröffnungen
(9) aufweist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß im Mantel des Druckzylinders
(5) ein einen Teil der Innenwandung bildender Stützträger (13) für den Preßstrang
(8) axial verschiebbar geführt ist.