(19)
(11) EP 0 217 177 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
08.04.1987  Patentblatt  1987/15

(21) Anmeldenummer: 86112397.4

(22) Anmeldetag:  08.09.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4E01F 7/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH DE IT LI

(30) Priorität: 06.09.1985 DE 8525507 U

(71) Anmelder: ALU + STAHLBAU HOLZBAUER
D-8398 Pocking/ Ndb. (DE)

(72) Erfinder:
  • Holzbauer, Josef
    D-8398 Pocking (DE)

(74) Vertreter: Bardehle, Heinz, Dipl.-Ing. et al
Patent- und Rechtsanwälte Bardehle . Pagenberg . Dost . Altenburg . Frohwitter . Geissler & Partner Galileiplatz 1
81679 München
81679 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Lawinenverbauelement


    (57) Das Lawinenverbauelement (1) hat einen V-förmigen Grundriss, wobei die Öffnung des V bergwärts gerichtet ist, und besteht aus zwei senkrecht oder geneigt stehenden Platten (2, 3) aus steifem Material, die an einer ihrer seitlichen Kanten miteinander fest oder lösbar verbunden werden, z.B. miteinander verhakt werden; das Element (1) kann auch aus einer einzigen, entsprechend gebogenen Platte bestehen. Die Platten weisen Offnungen (4) auf, durch die kleine Mengen von Schnee oder Geröll durchrutschen können.
    Das Element (1) kann in Boden verankert, talseitig abgestützt (9) und oder bergseitig abgespannt werden; zum Verbinden und verspannen mit benachbarten, im Abstand angeordneten gleichen Elementen weist das Lawinenverbauelement Zugvorrichtungen und Anschlüsse für entsprechende Vorrichtungen auf


    Beschreibung


    [0001] Die Neuerung betrifft ein Lawinenverbauelement.

    [0002] Es sind Lawinenverbauelemente bekannt, die aus Lawinenauffangvorrichtungen bestehen, die aus einem Drahtseilnetz gebildet werden, wobei dieses Drahtseilnetz aus einem großmaschigen Netz aus starken Seilen besteht, das auch große Fels- und Eisbrocken auffangen soll, und einem darüber gelegten feinmaschigen, dünndrahtigen Netz, welches das Durchfließen von Lockerschneelawinen oder kleinen Geröllteilen verhindern soll. Diese Netze sind oft so schwer, daß sie kaum ohne Kraftfahrzeug allein durch Menschenkraft an ihren Aufstellungsort gebracht werden können und damit den eigentlichen Zweck, weswegen man Schneezäune aus Netzen ausbildet, nämlich die Leichtigkeit und die leichte Transportierbarkeit, vereiteln.

    [0003] Andere Schneezäune, z.B. Treibschneewände oder Schneebrücken bestehend aus Balkenrosten, die fest im Erdreich verankert sind. Balkenroste bieten der Lawine lediglich eine senkrecht zur Bewegungsrichtung liegende Fläche, wobei schon bei geringen Abweichungen der Balkenroste zu dieser Senkrechten die Lawine an den Balkenrosten abgleiten kann und somit die Wirkung des Zaunes aufgehoben wird. Balkenroste dieser Art müssen, um ihre Wirkung zu entfalten, daher über eine große Breite eines gefährdeten Hanges geführt werden.

    [0004] Aus der DE-PS 21 36 469 ist ein Schneelawinenschutzzaun bekannt, der aus rohrförmigen Pfosten und daran aufgehängten, nachgiebigen Auffangvorrichtungen leichten Gewichtes besteht. Dieser Zaun muß sich jedoch ebenfalls über eine große Breite eines Hanges erstrecken, um zur Wirkung zu kommen. Dadurch wird ein Durchgang für Tiere und auch für Menschen erschwert oder unmöglich gemacht. Der Zaun ist relativ aufwendig herzustellen.

    [0005] Demgegenüber hat die Neuerung die Aufgabe, ein Lawinenverbauelement zu schaffen, das einfach herzustellen, zu transportieren und zu montieren ist und mit dem ein Lawinenschutzsystem zu realisieren ist, das für Tiere und Menschen keine nennenswerte Durchgangsbehinderung darstellt.

    [0006] Diese Aufgabe wird neuerungsgemäß durch ein Lawinenverbauelement mit zwei senkrecht stehenden oder gegen die Senkrechte geneigten Platten gelöst, die aus einem steifen Material bestehen und die in einem Winkel zueinander angeordnet sind.

    [0007] Gegenüber den großflächig zusammenhängenden Lawinenzäunen des Standes der Technik bietet das neuerungsgemäße Lawinenverbauelement den Vorteil, daß Lawinen aus Schnee oder Geröll zerteilt, abgebremst und schließlich angehalten werden. Besonders wirkungsvoll ist eine Anordnung der neuerungsgemäßen Lawinenverbauelemente im Verbund miteinander. Die Lawinenverbauelemente versperren am Hang keine Durchgänge, sondern lassen Öffnungen frei, damit Tiere und auch Menschen relativ ungehindert das so gesicherte Gelände passieren können. Die einzelnen Lawinenverbauelemente können so angeordnet werden, daß sie die Landschaft und die Natur nur wenig oder garnicht stören.

    [0008] Hinter den einzelnen Elementen kann ohne weiteres mit Bäumen aufgeforstet werden, da die Elemente einen guten Schutz bieten. Die Teile der Lawinenverbauelemente werden vorzugsweise feuerverzinkt und können dann zum Zweck des Landschafts- und des Rostschutzes beliebig gestrichen werden. Einzelne Elemente werden vom Wind besser freigeblasen als großflächig zusammenhängende Gebilde, wie große Zäune.

    [0009] Die Platten des Lawinenverbauelementes weisen vorteilhafterweise Öffnungen auf, um kleinen Mengen von Schnee oder Geröll eine Möglichkeit zum Durchrutschen zu geben. Dadurch wird die Flächenbelastung der Platten gesenkt. Die beiden Platten können zusammen aus einem einzigen Stück Metall oder Kunststoff bestehen, das gebogen ist, um die winklige Anordnung der beiden Platten zu erzielen. Auf diese Weise ist ein neuerungsgemäßes Lawinenverbauelement besonders einfach herzustellen.

    [0010] Wenn anderes Material, beispielsweise Holz, verwendet wird, oder wenn die Transport- oder andere Umstände es erfordern, können die beiden Platten auch getrennt hergestellt werden und am Aufstellungsort durch bekannte Verbindungsarten wie Schrauben, Nieten, Schweißen oder Kleben miteinander verbunden werden. Man kann die aufeinanderstoßenden Kanten der Platten auch so ausführen, daß die Platten miteinander verhakt werden können und somit keine weiteren Verbindungselemente wie Schrauben, Nieten oder ähnliches erforderlich sind.

    [0011] Das Lawinenverbauelement wird vorteilhafterweise im Boden verankert. Diese Verankerung reicht oft an solchen Stellen aus, an denen Lawinen erfahrungsgemäß erst im Entstehen begriffen sind. Ein Lawinenverbauelement verhindert dann die Anfangsbewegung einer Schnee- oder Geröllmasse, wodurch die Lawinenbildung verhindert wird.

    [0012] Zur Hangseite hin entsteht häufig ein selbstaufgebauter ruhender Erd- oder Geröllkeil, der schon beim Abgehen von Erdmassen ein Zerteilen bewirkt und so das Element vor großen Kräften schützt.

    [0013] Je nach Einsatzlage weist ein neuerungsgemäßes Lawinenverbauelement Abspannvorrichtungen auf, um bereits entstandene Lawinen auffangen zu können. Als Abspannvorrichtung eignen sich z. B. Ketten, Seile oder Stangen, die - falls in besetzten Höhen angeordnet, die Elemente halten und gleichzeitig eine Zerteilung in horizontaler Ebene bewirken. Da solche Lawinen einen Flächendruck von bis zu 40 t/m2 aufbringen können, reicht eine einfache Befestigung im Boden für ein sicheres Auffangen der Lawine oft nicht mehr aus. Ein weiterer Vorteil der Abspannvorrichtungen ist, daß sie in Bewegung befindliche Lawinen zerschneiden und zerteilen und somit den möglichen Druck auf das Lawinenverbauelement weiter vermindern.

    [0014] Eine weitere vorteilhafte Möglichkeit zur Stabilisierung und sicheren Aufstellung eines Lawinenverbauelementes bietet eine Abstützung, die das Lawinenverbauelement auf der der Lawine abgewandten Seite gegenüber dem Boden abstützt.

    [0015] Ein mit Abspannvorrichtungen versehenes neuerungsgemäßes Lawinenverbauelement kann auch in schwierigsten Gebäuden aufgestellt werden, wo bisherige Verbauungen nicht installiert werden können.

    [0016] Durch versetzten Einbau mehrerer Lawinenverbauelemente im Gebäude ergeben sich Höcker oder Buckel, wodurch besonders in glatten Hanglagen eine Verringerung ßes Kriech-und Gleitdrucks von Schnee- und Geröllmassen erreicht wird.

    [0017] Die neuerungsgemäßen können in beliebigen Breiten, z. B. von 1.0 - 4.0 m Breite und Höhen, z. B. bis zu 3 m hergestellt werden, so daß eine gute Anpassung an die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten möglich ist.

    [0018] Weitere Vorteile, Merkmale und Anwendungsmöglichkeiten der vorliegenden Neuerung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispieles in Verbindung mit der Zeichnung. Darin zeigen:

    Fig. 1 eine Ansicht des neuerungsgemäßen Lawinenverbauelementes von der der Lawine zugewandten Seite her

    Fig. 2 eine Ansicht eines neuerungsgemäßen Lawinenverbauelementes von der der Lawine abgewandten Seite her und

    Fig. 3 eine Anordnung mehrerer Lawinenverbauelemente auf einem lawinengefährdeten Hang.



    [0019] Fig. 1 zeigt ein Lawinenverbauelement 1 von der einer zu erwartenden Lawine zugewandten Seite. Diese Seite ist üblicherweise bergwärts gerichtet. Das Lawinenverbauelement 1 besteht aus zwei Platten 2, 3, die aus Metall, Kunststoff, Holz oder einem anderen steifen Material bestehen.

    [0020] Die Platten 2, 3 weisen Öffnungen 4 auf, durch.die eine kleine Menge von Schnee oder Geröll auf die der Lawine abgewandten Seite der Platten 2, 3 gelangen kann, wodurch der Druck auf das Lawinenverbauelement 1 vermindert wird. Die beiden Platten 2, 3 stehen senkrecht oder sie sind gegenüber der Senkrechten geneigt. Sie sind in einem Winkel 6 zueinander angeordnet. Dieser Winkel 6 öffnet sich in die Richtung, aus der eine Lawine zu erwarten ist. Diese Anordnung kann dadurch erreicht werden, daß eine Platte 2 mit einer Platte 3 an einer Kante 10 miteinander verschraubt wird. Andere Verbindungsarten, wie verschweißen, vernieten oder verkleben, sind ebenfalls denkbar. Eine andere Möglichkeit ist, eine einzelne Platte, deren Gesamtfläche gleich der Summe der Flächen der beiden Platten 2, 3 ist, an der Kante 10 zu biegen, um so das Lawinenverbauelement 1 zu erhalten. Ein solches Lawinenverbauelement 1 ist besonders einfach herzustellen und die Verbindung der beiden Platten 2, 3 weist eine hohe Festigkeit auf.

    [0021] An der Bergseite des Lawinenverbauelementes, das ist die Seite, an der der Winkel 6 von den beiden Platten 2, 3 eingeschlossen wird, sind eine oder mehrere Abspannvorrichtungen 5 angebracht. Im dargestellten Ausführungsbeispiel sind vier Abspannvorrichtungen 5 gezeigt. Die Abspannvorrichtungen 5 sind in der Nähe der senkrechten Kanten des Lawinenverbauelementes 1 angeordnet. Die Abspannvorrichtungen 5 können als Ketten oder Seile ausgebildet sein. Andere Vorrichtungen, wie spannbare Stangen, sind ebenfalls möglich.

    [0022] Das Lawinenverbauelement 1 weist Verbindungseinrichtungen 7 auf, die mit Gegenstücken 8 eines weiteren Lawinenverbauelementes 1 in Eingriff gebracht werden können. Dadurch ist es möglich, ein System von Lawinenverbauelementen, die untereinander mittels der Verbindungseinrichtungen 7 und der Gegenstücke 8 verbunden und verspannt sind, zu schaffen. Dadurch können sich die Lawinenverbauelemente 1 gegenseitig stützen und sichern.

    [0023] Die Verbindungseinrichtungen 7 und die Abspannvorrichtungen 5 können in üblicher Weise Spannschlösser aufweisen.

    [0024] Fig. 2 zeigt ein Lawinenverbauelement 1 von der anderen Seite, d.h. von der der zu erwartenden Lawine abgewandten Seite. Eine Abstützeinrichtung 9 stützt das Lawinenverbauelement 1 von der der Lawinen abgewandten Seite her. In der dargestellten Ausführungsform ist lediglich eine einzige Abstützeinrichtung 9 gezeigt. Es sind jedoch beliebig viele Abstützeinrichtungen 9 möglich. Diese Abstützeinrichtungen 9 sind am Lawinenverbauelement befestigt, beispielsweise durch Schrauben, Schweißen oder Nieten. Es kann zweckmäßig sein, die Abstützeinrichtungen 9 mit dem Lawinenverbauelement 1 lediglich zu verkeilen.

    [0025] Ob eine Abspannvorrichtung 5 oder eine Abstützeinrichtung 9 zur Befestigung und Stabilisierung des Lawinenverbauelementes auf dem Hang verwendet wird, hängt von der Einsatzbedingung des Lawinenverbauelementes ab. Prinzipiell sind beide Sicherungseinrichtungen möglich, auch zusammen verwendbar.

    [0026] Fig. 3 zeigt den Einsatz mehrerer Lawinenverbauelemente 1 an einem lawinengefährdeten Hang, wobei die Bewegungsrichtung der Lawinen durch nach unten weisende Pfeile angedeutet ist. Die Schnee- oder Geröllmassen prallen nicht frontal auf eine quer zur Bewegungsrichtung stehende Fläche, sondern werden an äußeren Kanten des Lawinenverbauelementes 1 gebrochen. Dadurch wird der anfängliche Druckstoß auf das Lawinenverbauelement 1 gemildert. Die aufprallenden Schnee- oder Geröllmassen werden im folgenden von den winklig zueinander angeordneten Platten 2, 3 des Lawinenverbauelementes 1 gehalten, so daß auch eine Ausrichtung des Lawinenverbauelementes 1, die nicht genau senkrecht zur Bewegungsrichtung der Lawine ist, nicht die Gefahr des Abrutschens der Lawine beinhaltet. Die in Fig. 3 dargestellten Lawinenverbauelemente weisen mehrere übereinanderliegende Platten 2 bzw. 3 auf, die ggf. mit Löchern 4 versehen sein können. Folgen weitere Schnee- oder Geröllmassen, so entsteht oberhalb des Lawinenverbauelementes 1 ein Keil aus Schnee oder Geröll, an dem sich die Lawine selbst aufspaltet und zerteilt. Im Zusammenwirken mehrerer Lawinenverbauelemente 1 kann dadurch erreicht werden, daß die Lawine allmählich abgebremst wird.

    [0027] Auch durch die Verbindungseinrichtungen 7, mit der einzelne Lawinenverbauelemente untereinander verbunden werden können, werden die Lawinen im allgemeinen zerschnitten und gebremst.


    Ansprüche

    1. Lawinenverbauelement, gekennzeichnet durch zwei senkrecht stehende oder gegen die Senkrechte geneigte Platten (2,3) aus einem steifen Material, die in einem Winkel (6) zueinander angeordnet sind.
     
    2. Lawinenverbauelement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Platten (2,3) Öffnungen (4) aufweisen.
     
    3. Lawinenverbauelement nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Platten (2,3) aus einem einzigen Teil bestehen, das an einer Verbindungsstelle (10) gebogen ist.
     
    4. Lawinenverbauelement nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Platten (2,3) miteinander vernietet, verschweißt, verschraubt oder verklebt sind.
     
    5. Lawinenverbauelement nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Platten (2,3) ohne weitere Verbindungselemente miteinander verhakt oder verbunden sind.
     
    6. Lawinenverbauelement nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet durch ein oder mehrere unterhalb des Lawinenverbauelements (1) angeordnete im Boden verankerbare Trage- und Abstützeinrichtungen.
     
    7. Lawinenverbauelement nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet durch eine oder mehrere Abspannvorrichtungen (5), die an denjenigen Seiten der Platten (2,3) angebracht sind, deren Flächen den Winkel (6) einschließen.
     
    8. Lawinenverbauelement nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Abspannvorrichtungen (5) in der Nähe der senkrechten Kanten der Platten (2,3) angebracht sind.
     
    9. Lawinenverbauelement nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet durch eine oder mehrere Abstützvorrichtungen (9), die an denjenigen Seiten der Platten (2,3) angebracht sind, die den Winkel (6) nicht einschließen.
     
    10. Lawinenverbauelement nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 9, gekennzeichnet durch eine oder mehrere Verbindungseinrichtungen (7) zu einem weiteren Lawinenverbauelement (1) und durch eine entsprechende Anzahl zu diesen Verbindungseinrichtungen (7) komplementären Anschlußeinrichtungen (8) für die Anbringung der Verbindungseinrichtungen (7) eines dritten Lawinenverbauelements (1).
     




    Zeichnung













    Recherchenbericht