[0001] Die Erfindung betrifft ein Schmierfett für hohe Anwendungstemperaturen, das Grundöl,
1 bis 35 Gew.-% bezogen auf den Gesamtschmierfettansatz eines konsistenzgebenden
komplexen Verdickersystems enthaltend Lithiumseifen von Hydroxyfettsäuren und Alkaliborate,
und übliche Zusatzstoffe enthält.
[0002] Schmierfette sind in vielen Anwendungsfällen Schmierölen durch ihre plastische Beschaffenheit
überlegen. So bieten sie den Vorteil, Machinenkonstruktionen einfacher zu gestalten,
weil die bei Verwendung von Schmierölen notwendige völlige Abdichtung der Wälzlager
entfällt. Sie selbst schützen Wälzlager durch Bildung eines Polsters vor Schmutz und
Wasser. Qualitativ hochwertige Schmierfette erreichen heute nicht selten die Lebensdauer
der Wälzlager, d.h. eine Nachschmierung erübrigt sich, sofern die maximal zulässige
Gebrauchstemperatur des Schmierfettes nicht über schritten wird.
[0003] Von den einzelnen Schmierfett-Typen sind insbesondere Aluminium-, Calcium-, Natrium-
und Lithiumseifenfette bekannt geworden. Lithiumseifenfette werden seit vielen Jahren
in großem Umfange eingesetzt. Ihre weite Verbreitung rührt daher, daß sie wesentliche
Vorzüge von Calcium- und Natriumseifenfetten vereinigen. Das heißt, sie weisen gute
Wasserbeständigkeit auf und können bei Tropfpunkten von etwa 200°C bis zu Betriebstemperaturen
von 120°C bis 150°C verwendet werden.
[0004] Aufgrund technischen Fortschritts sind jedoch heute oft Temperaturen zu beherrschen,
die zumindest kurzfristig weit über den oben genannten oberen Einsatztemperaturbereich
der konventionellen Lithiumseifenfette liegen.
[0005] Es hat sich beispielsweise gezeigt, daß bei der Schmierung von Radlagern einiger
Pkw-Typen die Temperaturbeständigkeit der bekannten Schmierfette nicht mehr ausreicht.
[0006] Besonders bei Fahrzeugen, die mit in der Nähe der Radlager angebrachten Scheibenbremsen
ausgerüstet sind, hat man auf Gebirgsstrecken, die häufiges Abbremsen erfordern,
Lagertemperaturen von 180°C bis 200°C gemessen. Bei Verwendung von Lithiumseifenfetten
herkömmlicher Art besteht in solchen Fällen die Gefahr, daß die Schmierfette bei
dieser Beanspruchung aus den Lagern auslaufen und unter Umständen die Scheibenbremsen
verschmieren.
[0007] Ein weiteres Beispiel ist die Schmierung von Heißluftventilatoren. Auch hier können
Temperaturen von 150°C bis 200°C erreicht werden.
[0008] Der technischen Entwicklung folgend hat man seit geraumer Zeit sogenannte Lithiumkomplexfette
entwickelt, die in ihrer Temperaturbeständigkeit die konventionellen Lithiumseifenfette,
die meist aus der Lithiumseife der 12-Hydroxystearinsäure als Verdicker bestehen,
übertreffen.
[0009] In der Patentschriften DE 22 64 263 C 3 und DE 24 25 161 C 2 werden Schmierfette
beschrieben, die bei Tropfpunkten bis zu 278°C den oberen Gebrauchstemperaturbereich
deutlich erhöhen. Dies wurde im wesentlichen durch Zusatz eines Lithiumsalzes der
Borsäure, z.B. Dilithiumtetraborat erreicht.
[0010] Die Offenlegungsschrift EP 0 096 919 A1 beschreibt ein Schmierfett mit hohem Tropfpunkt
(>260°C), dessen höhere Temperaturbeanspruchbarkeit auch auf Zusatz von Lithiumsalzen
der Borsäure zurückzuführen ist. Zur Verbesserung des Druckaufnahmevermögens werden
weitere Salze der Borsäure (Alkali-, Erdmetall-, Zinkverbindungen) zugegeben.
[0011] Schmierfette mit hohen Tropfpunkten nach der Patentschrift US 4 376 060 enthalten
ebenfalls Lithiumsalze der Borsäure, die während des Herstellungsprozesses in Gegenwart
von mehrwertigen Alkoholen (Glyzerin) gebildet werden. Darüber hinaus wird nach dieser
Patentschrift zusätzlich zu einer Hydroxyfettsäure mit hohem Molgewicht (12-Hydroxystearinsäure)
eine weitere Hydroxyfettsäure mit niedrigem Molgewicht zugegeben.
[0012] Die Offenlegungsschrift DE 30 29 750 A1 beschreibt ein Lithiumkomplexseifenfett,
dessen Verdicker aus einer Fettsäure mit 12 bis 24 Kohlenstoffatomen (Stearinsäure)
und einer Dicarbonsäure mit 4 bis 12 Kohlenstoffatomen (Sebazinsäure/Azelainsäure)
besteht. Es werden Tropfpunkte bis zu 264°C erzielt.
[0013] Nach der Patentschrift DE 21 57 207 C2 werden hochtropfende Schmierfette erhalten,
wenn man eine Lithiumkomplexseife aus Hydroxyfettsäure mit 12 bis 24 Kohlenstoffatomen,
einem Lithiumsalz einer zweiten Hydroxycarbonsäure mit 3 bis 14 Kohlenstoffatomen,
einem Dilithiumsalz einer Dicarbonsäure mit 4 bis 12 Kohlenstoffatomen oder einem
Monolithiumsalz der Borsäure herstellt.
[0014] Die Patentschrift US 3 985 662 beschreibt hochtropfende Lithiumkomplexfette mit
Tropfpunkten bis über 300°C, die ein Verdickersystem enthalten, bestehend aus Lithiumseifen
von epoxysubstituierten und/oder äthylenisch ungesättigten Fettsuauren, in Kombination
mit anderen Lithiumseifen, Dilithiumsalzen geradkettiger Dicarbonsäuren sowie auch
Lithiumsalzen hydroxysubstituierter aromatischer Säuren.
[0015] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Schmierfette bereitzustellen, die über
den Stand der Technik hinausgehende Gebrauchstemperaturen aufweisen.
[0016] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Verdickersystem aus
(a) einer Lithiumseife einer Hydroxyfettsäure mit 12 bis 24 Kohlenstoffatomen,
(b) einem Alkalisalz der Borsäure und
(c) einem Dilithiumsalz einer Dicarbonsäure mit verzweigter Alkylkette mit insgesamt
5 bis 14 Kohlenstoffatomen, davon 4 bis 10 Kohlenstoffatome in der Kette,
besteht.
[0017] Überraschenderweise wurde gefunden, daß die Schmierfette gemäß der Erfindung sich
durch hervorragende thermische Stabilität auszeichnen und bekannte Hochtemperatur-Schmierfette
des Marktes in ihren Hochtemperatureigenschaften übertreffen. Mit Tropfpunkten von
überwiegend 300°C und höher sind die erfindungsgemäßen Schmierfette bei Verwendung
geeigneter Grundöle bis zu Temperaturen von 280°C in Wälzlagern einsetzbar.
[0018] Die Lebensdauer der Schmierfette bei derartig hohen Temperaturen ist dabei von dem
Verdicker, der Lithium komplexseife sowie auch von dem verwendeten Grundöl und den
Zusatzstoffen, in erster Linie den Antioxidantien, abhängig.
[0019] Die verbesserten Eigenschaften der erfindungsgemäßen Schmierfette lassen sich darauf
zurückführen, daß mit der verzweigten Dicarbonsäure eine Komponente gefunden wurde,
die das Verdickersystem gemäß DE-PS 22 64 263, bestehend aus der Lithiumseife einer
Hydroxystearinsäure in Kombination mit Lithiumtetraborat, insbesondere im Temperaturgebiet
zwischen 200°C und 300°C deutlich stabilisiert. Das erfindungsgemäße Schmierfett ist
in diesem Bereich erheblich konsistenter.
[0020] Üblicherweise setzen sich Schmierfette aus drei Hauptkomponenten zusammen:
der flüssigen Phase, dem Grundöl,
dem Verdickungsmittel und
den Zusatzstoffen.
[0021] Die handelsüblichen Schmierfette enthalten normalerweise naphthensiche oder paraffinische
Mineralöle als Grundöle, deren Raffinationsgrad von der Art der Anwendung der Schmierfette
zwischen mäßig bis stark raffiniert ausgewählt werden kann.
[0022] Für den hier vorgesehenen Einsatzzweck werden insbesondere hochausraffinierte Mineralöle
verwendet, wobei die Raffination des aus der Destillation des rohen Mineralöls entstammenden
Schmieröldestillates nach drei unterschiedlichen Verfahren vorgenommen werden kann,
um unerwünschte, der Qualität des Schmieröles abträgliche Stoffe weitgehend zu entfernen.
Es sind dies das herkömmliche Schwefelsäureverfahren (Säureraffination), die Extraktion
mit selektiven Lösungsmitteln (Solvent raffination) oder die katalytische Hydrierung
(hydrierende Raffination). Oftmals wird auch eine Kombination dieser Verfahren angewendet.
Zur Verbesserung der Kälteeigenschaften werden die Schmieröle meist auch noch einer
Entparaffinierung unterzogen, um hochschmelzende Paraffine zu entfernen. Die Raffinationsverfahren
für Mineralöle sind in Ullmanns Encyklopedie der technischen Chemie, 4. Auflage,
Band 20, Seiten 484 ff beschrieben.
[0023] Wegen der für Schmierfette gemäß dieser Erfindung vorgesehenen Anwendungsgebiete
im Bereich sehr hoher Temperaturen ist zur Verlängerung der Lebensdauer der Schmierfette
vorteilhaft, statt der beschriebenen Mineralöle synthetische Grundöle einzusetzen.
Bevorzugt werden Poly-alpha-olefine, Alkylbenzole und Carbonsäureester für diesen
Zweck verwendet. Es können jedoch beispielsweise auch Polyalkylenglykole, Silicone,
halogenierte Kohlenwasserstoffe oder Polyphenyläther verwendet werden.
[0024] Geeignete Alkylbenzole stammen aus den bekannten Synthesen nach Friedel-Crafts durch
Alkylierung von Benzol mit Alkylchloriden oder Olefinen (Ullmann, 4. Auflage, Band
14, Seiten 672 ff). Als Rohstoff zur Herstellung von Polymerisatölen dienen alpha-Olefine,
die durch Äthylen-Oligomerisation oder durch Cracken von Paraffinen nach unterschiedlichen
Verfahren hergestellt werden (Ullmann, 4. Auflage, Band 14, Seiten 664 ff). Im nächsten
Schritt werden diese alpha-Olefine polymerisiert und hydriert ("Synthetic Poly-alpha-olefin
Lubricants Today and Tomorrow", M. Campen, J.F. Kendrick, A.D. Markin, und Ullmann,
4. Auflage, Band 20, Seiten 505 ff).
[0025] Als Carbonsäureester werden einfache oder auch komplexe Ester verwendet, wie in Ullmann,
4. Auflage, Band 20, Seiten 514 ff. beschrieben.
[0026] Als Zusatzstoffe werden den Schmierfetten Wirkstoffe zugegeben, die beispeilsweise
die Oxidationsbeständigkeit und den Korrosionsschutz der Schmierfette verbessern.
Schmierfähigkeitsverbesserer, Antiwearadditive und Hochdruckzusätze sind ebenfalls
übliche Zusatzstoffe.
[0027] Für den Einsatz der Schmierfette bei hohen Temperaturen sind vornehmlich Antioxidantien
wichtig, die die Oxidation eines Schmierfettes möglichst weit hinauszögern. Als Oxidationsverzögerer
für den Hochtemperaturbereich haben sich beispielsweise ein polymeres 1,2-Dihydro-2,2,4-trimethylchinolin
der allgemeinen Formel

oder p,p-Dioctyldiphenylamin der Formel

bewährt.
[0028] Darüberhinaus werden Zusätze zur Verhinderung von Lagerkorrosion zugegeben, wie
zum Beispiel Calciumdinonylnaphthalinsulfonat der Formel

und ein Metalldeaktivator, wie beispielsweise Natriummercaphtobenzthiazol der Formel

zur Verhinderung der Korrosion von Kupfer- und Kupferlegierungen, die künftig in
Wälzlagern (Käfige) Anwendung finden.
[0029] Entscheidend für die thermische Stabilität eines Schmierfettes ist das Verdickersystem.
Erfindungsgemäß wird eine Lithiumkomplexseife eingesetzt die aus einer Hydroxyfettsäure
mit 10 mit 30 Kohlenstoffatomen, beispielsweise 9-Hydroxystearinsäure, 10-Hydroxystearinsäure
oder 12-Hydroxystearinsäure, 10-Hydroxypalmitinsäure und 12-Hydroxybehensäure, hergestellt
wurde.Das Lithium-12-hydroxystearat wird bevorzugt. Zur Herstellung kann eine 12-Hydroxystearinsäure
verwendet werden, die durch Spaltung und Hydrierung von Rizinusöl erhalten wurde und
geringe Anteile weiterer Fettsäuren enthält. Anstelle der freien Hydroxyfettsäure(n)
kann man auch von ihrem Glyzerid, z.B. 12-Hydroxystearin, ausgehen. Besonders zweckmäßig
ist die Verwendung von Estern der Hydroxyfettsäuren mit niederen Alkoholen, wie Methanol,
Äthanol, Propanolen und Butanolen, da - wie sich gezeigt hat und bereits in DE 22
64 263 C3 beschrieben - dr Tropfpunkt bei Verwendung dieser Ester - bei sonst gleicher
Zusammensetzung - höher liegt als bei Verwendung beispielsweise der freien Hydroxyfettsäure.
[0030] Als Alkaliboratkomponente des Verdickersystems der erfindungsgemäßen Schmierfette
wird bevorzugt ein Lithiumsalz der Borsäure eingesetzt, welches entweder aus Borsäure
oder - besser - aus Borsäureestern wie z.B. Borsäure-tributylester, durch Reaktion
mit Lithiumhydroxid in situ während des Herstellungsprozesses hergestellt oder als
Lithiumsalz vor oder während des Herstellungsprozesses zugegeben wird. Vorzugsweise
wird dem Schmierfett Dilithiumtetraborat zugesetzt. Es kann gegebenenfalls als Kristallwasser
enthaltendes Hydrat eingesetzt werden. Es hat sich im Rahmen der Entwicklungsarbeiten
jedoch gezeigt, daß man anstelle eines Lithiumsalzes der Borsäure auch ein Natriumsalz
der Borsäure, beispielsweise Dinatriumtetraborat verwenden kann. Entscheidend für
die Komplexbildung ist offensichtlich die Anwesenheit eines Borates.
[0031] Gemäß der Erfindung enthält das Verdickersystem als dritte Komponente das Dilithiumsalz
einer verzweigtkettigen Dicarbonsüare, vorzugsweise 3-tert.-Butyl-adipinsäure der
Formel

[0032] Das Dilithiumsalz dieser Säure verleiht den Schmierfetten der vorliegenden Erfindung
überraschenderweise eine hohe thermische Stabilität, die bei ansonsten gleicher Zusammensetzung
des Schmierfettes mit Dilithiumsalzen geradkettiger Dicarbonsäuren wie im Beispiel
Adipinsäure, Azelainsäure oder Sebazinsäure nicht erreichbar ist. Weitergehende Versuche
haben gezeigt, daß beispielsweise auch unter Verwendung von Methylbernisteinsäure
und Trimethyladipinsäure Schmierfette erhalten werden, die in ihren Hochtemperatureigenschaften
den bisher bekannten Lithiumkomplexfetten überlegen sind. Tetrapropenylbernsteinsäure,
2,2- oder 2,4- oder 3,3-Dimethylglutarsäure sind ebenso geeignet wie ein unter dem
Namen Isosebazinsäure im Handel befindliches Gemisch aus 75 % 2-Äthylkorksäure,
15 % Diäthyladipinsäure und 10 % Sebazinsäure (siehe Ullmann, Band 10, Seiten 138/139).
[0033] Die überragenden Eigenschaften der erfindungsgemäßen Schmierfette werden in den Beispielen
dargelegt. Zum Nachweis ihrer Vorzüge insbesondere im Hochtemperaturbereich im Vergleich
zu marktgängigen Produkten wurde nicht nur ihr Tropfpunkt herangezogen, sondern auch
die physikalisch-dynamischen Eigenschaften in Wälzlagern. Sie wurden vornehmlich
auf der FE9-Prüfmaschine der Firma Kugelfischer FAG vorgenommen. Mit Hilfe dieser
Prüfmaschine ermittelt man die mittlere Lebensdauer von Schmierfetten unter definierten
Bedingungen, wie beschrieben von Dr. E. Kleinlein, Kugelfischer FAG: "Testing of
the Grease Life Especially at Elevated Temperatures" und H.D.Graßhoff/H.Maak in "Modern
Techniques in European Grease Testing", NLGI Spokesman, April 1985, Seiten 20 bis
27.
[0034] Das in der FE9-Prüfmaschine (die unter DIN 51 821 zur Normung vorgesehen ist) eingebaute
Prüflager wird mit einer bestimmten Menge (2 g) des zu prüfenden Fettes gefüllt. Bei
einer durch Heizung erzeugten Prüftemperatur wird das gefettete Lager in den folgenden
Beispielen mit einer Drehzahl von 6000 min⁻¹ und einer axial gerichteten Prüfkraft
von 1,5 kN betrieben. Über eine längere Laufzeit ändern sich die Schmierverhältnisse,
beispielsweise durch Oxidation des Fettes oder durch Auslaufen des Fettes infolge
der hohen Temperatur. Dies führt zum Ansteigen des Antriebsmoments. Ein Lagerausfall
liegt dann vor, wenn das Lager langfristig zum Antrieb ein Vielfaches des Beharrungsmoments
benötigt. Die Beanspruchungsdauer entspricht der Fettgebrauchsdauer. Die mittlere
Fettgebrauchsdauer (mittlere Lebensdauer L 50) in Stunden wird aus der statistischen
Auswirkung von mindestens 5 Prüfungen unter gleichen Bedingungen mit Hilfe des Weibull-Diagramms
ermittelt. Die Versuche wurden in Schrägkugellagern Typ 7206 B vorgenommen.
[0035] Alle in den Beispielen genannten Versuchsansätze wurden wie folgt durchgeführt:
[0036] In einen geeigneten Rührwerksbehälter wird für einen 100 kg Ansatz die den Beispielen
entsprechende Menge 12-Hydroxystearinsäure bzw. des Methylesters der 12-Hydroxystearinsäure
zusammen mit der jeweils zur Anwendung kommenden Dicarbonsäuren und ein Drittel des
für den Ansatz errechneten Grundöles eingewogen und auf 85°C erhitzt. Bei dieser
Temperatur erfolgt die Verseifung mit der zur Neutralisation der Komponenten notwendigen
Menge Lithiumhydroxid. Nach Steigerung der Temperatur auf 115°C erfolgt die Zugabe
des Alkaliborates, gelöst in Wasser. Wird ein Lithiumsalz der Borsäure während des
Herstellungsprozesses gebildet, neutralisiert man die Borsäure zusammen mit den Fettsäuren.
Nach Entwässerung des Ansatzes wird die Temperatur in etwa einer Stunde auf 245°C
gebracht. Bei 150°C gibt man ein weiteres Drittel des Grundöles zu und beim Erreichen
der Endtemperatur das restliche Drittel. Der Ansatz wird eine weitere Stunde zur Komplexbildung
vei dieser Temperatur belassen und anschließend abgekühlt. Bei 100°C erfolgt die Zugabe
von Additiven (Antioxidantien, Korrosionsschutz, Antiwearadditive usw.). Nach weiterer
Abkühlung des Ansatzes auf 50°C erfolgt eine Homogenisierung mittels der Korundscheibenmühle.
Zum Schluß wird das Schmierfett noch entlüftet.
[0037] Als Additive werden in den Beispielen die folgende Kombination von Zusatzstoffen
eingesetzt:
1,5 Teile p,p-Dioctyldiphenylamin Oxidationsschutz
1,5 Teile Alkyldiphenylamin Oxidationsschutz
0,5 Teile Alkylphenyl-α-naphtylamin Oxidationsschutz
0,25 Teil Benzotriazol Metalldeaktivator

[0038] Aus diesen Beispielen ist ersichtlich, daß bei Verwendung der 3-tert.-Butyladipinsäure
Eigenschaften erzielt werden, die nicht annähernd mit den Schmierfetten erreicht werden,
die unter Verwendung von geradkettigen Dicarbonsäuren hergestellt wurden.
[0039] Das Schmierfett gemäß der Erfindung (Beispiel 2) liegt mit einem Tropfpunkt von über
300°C selbst bei 200°C noch in der Konsistenzklasse 2.
[0040] Die Konsistenzklassen sind von dem National Lubricating Grease Institute (NLGI) in
den Vereinigten Staaten eingeführt worden und werden heute weltweit zur Klassifizierung
der Schmierfette hinsichtlich ihrer Konsistenz verwendet. Sie sind ebenfalls nach
DIN 51 818 standardisiert.
[0041] Für das Beispiel 2 bedeutet die Konsistenzklasse 2 einen Bereich von 265 bis 295
mm/10, den ein genormter Konus unter standardisierten Bedingungen nach ISO 2137 in
ein Schmierfett eindringt. Je konsistenter das Schmierfett, um so höher die Konsistenzklasse.
Die Vergleichsansätze sind, wie aus der Tabelle zu ersehen ist, mit Werten von 00,
0 und 1 wesentlich weicher.
[0042] Für den praktischen Einsatz in Wälzlagern ist eine möglichst geringe Erweichung
bei hohen Temperaturen von Bedeutung, um ein Auslaufen eines Schmierfettes zu vermeiden.
[0043] Aus den Werten der Ruhpenetration und Walkpenetration nach ISO 2137 ist zu ersehen,
daß die Konsistenz der Schmierfette der Beispiele 1 bis 4 bei +25°C, der Standardtemperatur,
annähernd gleich ist.
[0044] Bei Prüfung der Schmierfette unter physikalisch-dynamischen Bedingungen, also praxisnahen
Bedingungen, zeigt sich das Schmierfett gemäß der Erfindung (Beispiel 2) in seiner
Laufzeit in Wälzlagern bei 150°C und 200°C den Vergleichsfetten ebenfalls überlegen.
Zur Prüfung der Lebensdauer der Schmierfette wurde die FE 9 Prüfmaschine der Firma
Kugelfischer FAG herangezogen. Die Teste wurden - wie bereits erwähnt - mit einer
Drehzahl von 6000 min⁻¹ und einer Belastung von 1,5 kN in Schrägkugellagern Typ 7206
B vorgenommen.

[0045] Die Beispiele 5 und 6 zeigen Schmierfette, bei denen sich die Lithiumsalze der Borsäure
während der Herstellung der Fette, wie in der Verfahrensbeschreibung geschildert,
gebildet haben. Die Menge Lithiumhydroxid im Beispiel 5 wurde auf Monolithiumborat
berechnet, im Beispiel 6 auf Trilithiumborat. Die mittlere Lebensdauer beider Fette
ist, wie aus den Daten zu ersehen, annähernd gleich hoch. Noch etwas bessere Ergebnisse
werden erreicht, wenn man Dilithiumtetraborat den Fetten während der Herstellung
- wie beschrieben - zugibt (Beispiele 7 und 8).

[0046] In den Schmierfetten der Beispiel 9, 10, 11 wurden unterschiedliche Dicarbonsäuren
mit verzweigter Kohlenstoffkette eingesetzt. Ein Vergleich der L50 Werte (mittlere
Lebensdauer) dieser Schmierfette mit den L50 Werten der Beispiele 1,3 und 4 beweist
die vorn getroffene Aussage, daß man bei Verwendung von verzweigtkettigen Dicarbonsäuren
in Schmierfetten weitaus höhere Laufleistungen erzielt als mit dem Stand der Technik
entsprechenden Schmierfetten unter Verwendung von geradkettigen Dicarbonsäuren.

[0047] Die Beispiele 12 und 13 zeigen, daß nicht nur die Lithiumsalze der Borsäure sondern
auch die Natriumsalze der Borsäure die Komplexbildung ermöglichen, erkannbar während
der Herstellung durch Konsistenzanstieg bei hohen Temperaturen. Wird jedoch kein
Borat eingesetzt (Beispiel 14), erhält man zwar ein Schmierfett mit relativ hohem
Tropfpunkt. Eine Komplexbildung findet jedoch nicht statt. Das Schmierfett fällt
in der Konsistenz entsprechend weich aus und ist für die Verwendung in Wälzlagern
bei hohen Temperaturen nicht geeignet.
1. Schmierfett für hohe Anwendungstemperaturen, das Grundöl, 1 bis 35 Gew.-% bezogen
auf den Gesamtschmierfettansatz eines konsistenzgebenden komplexen Verdickersystems
enthaltend Lithiumseifen von Hydroxyfettsäuren und Alkaliborate, und übliche Zusatzstoffe
enthält,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Verdickersystem besteht aus
(a) einer Lithiumseife einer Hydroxyfettsäure mit 12 bis 24 Kohlenstoffatomen,
(b) einem Alkalisalz der Borsäure und
(c) einem Dilithiumsalz einer Dicarbonsäure mit verzweigter Alkylkette mit insgesamt
5 bis 14 Kohlenstoffatomen, davon 4 bis 10 Kohlenstoffatome in der Kette.
2. Schmierfett nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gewichtsverhältnis von Hydroxyfettsäure zu Dicarbonsäure 1 bis 5 : 1 beträgt.
3. Schmierfett nach Anspruch 1 oder Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Alkalisalz der Borsäure enthält, welches entweder aus Borsäure oder Borsäureestern
durch Reaktion mit einem Alkalihydroxid während des Herstelllungsprozesses in-situ
gebildet wird oder direkt als Alkalisalz während des Herstellungsprozesses zugegeben
wird.
4. Schmierfett nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Alkalisalz der Borsäure zur Hydroxyfettsäure und der Dicarbonsäure in einem
Gewichtsverhältnis von 0,03 bis 1 : 10 steht.
5. Schmierfett nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Hydroxyfettsäure 12-Hydroxystearinsäure eingesetzt wird.
6. Schmierfett nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Dicarbonsäure 3-tert-Butyladipinsäure eingesetzt wird.
7. Schmierfett nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Alkalisalz der Borsäure Dilithiumtetraborat eingesetzt wird.
8. Schmierfett nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß hochausraffinierte Mineralöle und insbesondere synthetische Grundöle eingesetzt
werden.
9. Schmierfett nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Lithiumseife einer Hydroxyfettsäure eingesetzt wird, die aus einem Ester
der Hydroxyfettsäure mit Alkohol mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen oder Glyzerin hergestellt
wurde.