(57) Bei einem Verfahren zum Mischen von Naßformstoffen, insbesondere Naßformsanden,
für Gießereizwecke, werden die trockenen Komponenten in einem Behälter bei freier
Oberfläche vorgemischt, nach dem Trockenmischen die Feuchtkomponenten zugegeben
und anschließend mit den Trockenkomponenten durch weiteres Mischen zu dem Naßformstoff
homogenisiert. Zur Reduzierung der Mischdauer, zur Verbesserung des Mischergebnisses
und zur Vermeidung von Verunreinigungen oberhalb der freien Oberfläche an Teilen des
Mischers werden die Feuchtkomponenten unterhalb der freien Oberfläche in das trockene
Mischgut unter Überdruck zugegeben.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Mischen von Naßformstoffen, insbesondere
Naßformsanden, für Gießereizwecke, indem die trockenen Komponenten in einem Behälter
bei freier Oberfläche vorgemischt, nach dem Trockenmischen die Feuchtkomponenten
zugegeben und anschließend mit den trockenen Komponenten durch weiteres Mischen zu
dem Naßformstoff homogenisiert werden.
[0002] Mischverfahren für Gießereiformstoffe der vorgenannten Art werden in unterschiedlichen
Mischer-Konstruktionen durchgeführt. Gemeinsam ist diesen Mischern stets ein stehender
oder umlaufender, trogartiger Behälter, der umfangsseitig oder bodenseitig mit einer
Austragsöffnung versehen ist und in den von oben Mischwerkzeuge unterschiedlicher
Art eingreifen. Das Befüllen mit trockenen Komponenten und die Zugabe der Feuchtkomponenten
geschieht von ober her. Die Trockenkomponenten setzen sich einerseits aus körnigen,
rieselfähigen Schüttstoffen, wie Neusand und aufbereiteter Altsand, sowie aus staubförmigen,
gleichfalls nahezu trockenen Schüttstoffen, wie Kohlenstaub etc. zusammen. Als Binder
wird in erster Linie Natrium-Bentonit verwendet, das aus mineralischen Schichtpartikeln
besteht, die bei Zugabe von Wasser aktiviert werden und dabei aufquellen. Der Vorgang
ist auf eine Einlagerung der Wassermoleküle in das Schichtmineral zurückzuführen.
Ferner wird als Binder zuweilen auch Wasserglas verwendet, das unter Lufteinfluß trocknet
und die Bindung herstellt. Die Bindemittel bzw. die Bindemittelkomponenten werden,
wie die Trockenkomponenten, von oben auf die freie Oberfläche aufgegeben.
[0003] Bei dem beschriebenen bekannten Mischverfahren erfolgt die Herstellung des Naßformstoffs
chargenweise, wobei auf kurze Mischzeiten besonderer Wert gelegt wird, um ständig
den Naßformstoff an der Formmaschine bereitstellen zu können. Dabei liegt der gesamte
Mischzyklus, der im wesentlichen durch die Art der Mischwerkzeuge und die Umwälzgeschwindigkeit
innerhalb des Mischers bestimmt wird, bei wenigstens zwei Minuten.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einer vorgegebenen Mischer-Konstruktion
die Mischzeit zu verringern und ein besseres Mischergebnis zu erreichen.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Feuchtkomponenten unterhalb
der freien Oberfläche in das trockene Mischgut unter Überdruck zugegeben werden.
[0006] Im Gegensatz zu den bekannten Mischverfahren mit freier Oberfläche werden also bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren die Feuchtkomponenten unterhalb der freien Oberfläche
in die vorgemischten Trockenkomponenten eingeschleust. Dabei hat sich herausgestellt,
daß die Mischdauer im Bereich des Naßmischzyklus' um bis zu einer halben Minute gesenkt
werden kann, und zwar unabhängig davon, ob Bentonit- oder Wasserglas-gebundene Formstoffe
eingesetzt werden. Ferner hat sich gezeigt, daß es wesentlich weniger Schwierigkeiten
bereitet, eine absolut homogene Mischung zu erreichen. Als Ursache hierfür kommen
folgende Überlegungen in Frage:
[0007] Bei der Zugabe der Feuchtkomponenten auf die freie Oberfläche bilden sich dort sehr
schnell Agglomerate, die vornehmlich aus den Feuchtkomponenten und den staubförmigen
Partikeln bestehen. Die Feuchtkomponenten sind somit von einem weitgehend trockenen
Mantel umgeben. Dies führt im Extremfall zur Knollenbildung, wobei die Knollen im
Inneren einen hohen Feuchtegehalt aufweisen. Diese Knollen lassen sich nur noch schwerlich
untermischen und auch nur schwerlich zerstören, so daß sie einerseits zu Inhomogenitäten
im Mischgut führen, andererseits eine Überdosierung an Feuchtkomponenten erforderlich
machen. Dies ist insbesondere kritisch bei bentonit-gebundenen Formstoffen, da diese
Knollen nicht nur das Bindewasser, sondern vor allem auch die staubförmigen Bentonitpartikel
binden. Diese Knollen führen zu Formfehlern und beim Abgießen zu Gußfehlern. Durch
die Zugabe der Feuchtkomponenten unterhalb der freien Oberfläche wird die Perlen-
und Knollenbildung, die durch Abrollbewegung der Feuchtkomponenten auf der freien
Oberfläche verursacht ist, vollständig unterbunden, da die in das Mischgut unter
Überdruck eindringenden Feuchtkomponenten eine Art Kapillarsystem vorfinden, in
welchem sie sich vom Ort ihrer Aufgabe aus gleichmäßig verteilen.
[0008] Bei bentonit-gebundenen Formstoffen läßt sich das erfindungsgemäße Verfahren nicht
nur zur Reduzierung der Mischdauer, sondern - bei gleicher Mischdauer - zur Verbesserung
des Mischergebnisses heranziehen. Untersuchungen haben gezeigt, daß das Quellvermögen
von Betonit zeitabhängig ist. Etwa 70% des Quellvermögens werden innerhalb von 90
sec ab Beginn der Benetzung der Bentonit-Partikel erreicht, während eine 100%-ige
Quellung erst nach etwa 20 bis 30 min erfolgt ist. Nutzt man also die an sich mögliche
Verkürzung der Mischzeit dazu, dem Quellprozeß entsprechend mehr Zeit zu lassen, so
wird mit dem erfindungsgemäßen Verfahren eine bessere Bindung erreicht.
[0009] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird ein weiterer für den Mischerbetrieb und
das Mischergebnis bedeutsamer Vorteil erreicht: Bei der Zugabe der Feuchtkomponenten
auf die freie Oberfläche des Mischgutes tritt zwangsläufig auch eine Benetzung der
oberhalb der Oberfläche liegenden Teile des Mischers ein. Dadurch entstehen bei Zugabe
der Trockenkomponenten und in der Trockenmischphase Anbackungen in den bei der vorangegangenen
Charge benetzten Bereichen des Mischers, die bei längerer Betriebsdauer stetig anwachsen.
Diese Anbackungen trocknen von der Anlagerfläche her allmählich aus und brechen von
Zeit zu Zeit ab. Sie werden dann unter das Mischgut transportiert und dort nicht mehr
aufgelöst, so daß es zu Inhomogenitäten kommt, die wiederum zu Form- und Gußfehlern
führen. In besonderem Maße treten diese Anbackungen bei wasserglas-gebundenen Formstoffen
auf, wobei sie dort zudem besonders kritisch sind, weil die Anbackungen glashart werden
und im Mischer nicht mehr zerkleinert werden können. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
ist auch dieses Problem weitestgehend beseitigt, so daß einerseits die angesprochenen
Inhomogenitäten im Mischgut nicht entstehen, andererseits die bei dem bekannten Mischverfahren
von Zeit zu Zeit notwendigen Reinigungsmaßnahmen nicht mehr erforderlich sind bzw.
nur noch in wesentlich größeren Zeitabständen durchzuführen sind.
[0010] Die Feuchtkomponenten können in das trockene Mischgut eingespritzt bzw. eingedüst
werden, wobei der Überdruck natürlich so gewählt wird, daß die Feuchtkomponenten nicht
oder gerade nur bis zur Oberfläche vordringen können.
[0011] Ferner ist es von Vorteil, wenn die Feuchtkomponenten an mehreren, vorzugsweise gleichmäßig
verteilt angeordneten Stellen dem trockenen Mischgut zugegeben werden.
1. Verfahren zum Mischen von Naßformstoffen, insbesondere Naßformsanden, für Gießereizwecke,
indem die trockenen Komponenten in einem Behälter bei freier Oberfläche vorgemischt,
nach dem Trockenmischen die Feuchtkomponenten zugegeben und anschließend mit den trockenen
Komponenten durch weiteres Mischen zu dem Naßformstoff homogenisiert werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Feuchtkomponenten unterhalb der freien Oberfläche in das trockene Mischgut
unter Überdruck zugegeben werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,daß die Feuchtkomponenten in
das trockene Mischgut eingespritzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Feuchtkomponenten
an mehreren,vorzugsweise gleichmäßig verteilt angeordneten Stellen dem trockenen
Mischgut zugegeben werden.