[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren, eine Honmaschine und ein Honwerkzeug zur Honbearbeitung
von Werkstücken.
[0002] Aus der DE-A1 24 60 997 ist ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 bekanntgeworden.
Bei den meisten Bearbeitungsbereichen von Werkstücken, insbesondere Durchgangsbohrungen
und Bohrungen mit Stegen, arbeitet dieses Verfahren außerordentlich gut und vorteilhaft.
Es ist allerdings schwierig, Sacklochbohrungen, Bohrungen mit nach innen vorstehenden
Bünden ider Bearbeitungsbereiche zu bearbeiten, bei denen es schwierig ist, das Werkzeug
mit einer Führungszone im Werkzeug zu führen.
[0003] Zur Bearbeitung von Sacklochbohrungen ist es aus der DE-C3 25 06 243 bereits bekanntgeworden,
Honleisten derart anzustellen, daß ihr Bearbeitungsdurchmesser am Werkzeugende, d.h.
im Bereich des Bodens des Sackloches, etwas größer ist als im übrigen Bereich. Dieses
Werkzeug arbeitet jedoch, wie übliche Honwerkzeuge, mit oszillierendem Axialantrieb.
Die stärkere Aufweitung im unteren Bereich soll den fehlenden Überlauf des Honwerkzeuges
ausgleichen. Bei diesem Honwerkzeug können zwei verschiedene Gruppen von Honleisten
vorgesehen sein, die durch einen Drehmechanismus nacheinander angestellt werden können.
Die wahlweise Aufweitung verschiedener Gruppen von Honleisten kann nach der DE-c3
24 50 686 auch durch axiale Verschiebung eines Aufweitkörpers in zwei verschiedenen
Richtungen (vor und zurück) durchgeführt werden.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren, eine Honmaschine und ein Honwerkzeug
zu schaffen, mit dem auch Sacklöcher oder abgesetzte Bohrungen mit nur einem oder
wenigen Honhüben bearbeitet werden können.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der Ansprüche 1, 7 bzw. 12 gelöst.
[0006] Bei Werkstückbohrungen, bei denen der Bearbeitungsbereich die Bohrung ist, wird
also das Werkzeug in die Bohrung mit eingezogenen Honbelägen eingefahren, dann die
Aufweitung auf das Fertigmaß vorgenommen und der Arbeitshub dann in Form eines Rückhubes
durchgeführt. Dabei wird der weitaus größte Teil des Materialabtrages in diesem einzigen
Arbeitshub vorgenommen, und zwar im Bereich einer sich erweiternden Schneidzone, auf
die eine Fertigbearbeitungs- oder Kalibrierzone folgen kann, die das Endmaß sicherstellt.
Diese Kalibrierzone kann recht kurz sein.
[0007] Die Erfindung ist auch für andere Honbearbeitungen als Bohrungsbearbeitungen brauchbar,
beispielsweise beim Außenhonen. Auch für die Bearbeitung von Durchgangsbohrungen kann
das Verfahren vorteilhaft sein, weil die Führung des beim Arbeitshub ziehend angetriebenen
Werkzeugs in der Bohrung sehr gut ist. In diesem Falle würde das Werkzeug zumindest
mit dem größen Teil, d.h. mit der Kalibrier- und Schneidzone durch die Bohrung hindurch
und vorteilhaft aus dieser hinaus gefahren werden, dann die Aufweitung erfolgen und
danach im Rückhub die Bearbeitung bis zur Endgüte vorgenommen werden. Es ist jedoch
auch möglich, mit weitgehend unveränderter Werkzeugeinstellung noch Nachhübe vorzunehmen,
wenn z.B. eine bestimmte Oberflächenstruktur (Kreuzschliff) gewünscht wird. Die Verwendung
eines vor, d.h. auf der zur Maschinenspindel liegenden Seite der Schneidzone, angeordneten
Führungsabschnitts ist vorteilhaft, aber durch die gute Selbstführung nicht zwingend
notwendig. Erkönnte auch leicht konisch sein, wodurch er noch besser selbstzentrierend
wirkt. Eine der Kalibrierzone in Arbeitsrichtung nachgeschaltete Führungszone, die
also dann zum Werkzeugende hin liegen würde, kann vorgesehen sein, ist aber insbesondere
dann nicht notwendig, wenn das Werkzeug nach dem Arbeitshub die Bohrung verläßt und
in diese nicht zurückkehrt. Diese Nach-Führungszone kann, wenn sie vorge sehen ist,
in der aus der DE-B 24 60 997 bekannten Weise stufenlos an die Kalibrierzone anschließen,
um ein Wiedereinfahren in die Bohrung zu erleichtern, nachdem die Kalibrierzone aus
ihr herausgefahren wurde. Bei der Bearbeitung wird das Werkzeug mit der Kalibrierzone
ganz über den Bearbeitungsbereich hinweggezogen.
[0008] Die Ergebnisse bezüglich der Oberflächengüte, Maß- und Formhaltigkeit, des Werkzeugverschleisses
und der Notwendigkeit einer Nachstellung des Werkzeuges sind ebenso gut wie bei dem
Werkzeug nach der DE-A1-24 60 997, auf die insbesondere auch hierzu Bezug genommen
wird. Es können bei einer recht erheblichen Bearbeitungszugabe von bis zu einigen
hunderstel oder zehntel Millimetern Genauigkeiten in Oberfläche, Maß und Form, vor
allem auch in Bohrungsgeradheit erzielt werden, die unter einem µm liegen. Auch hier
gilt der wesentliche Vorteil, daß Bohrungskanten, beispielsweise im Bereich von Stegen,
keine trichterförmigen Aufweitungen erfahren.
[0009] Diese und weitere Merkmale von bevorzugten Weiterbildungen der Erfindung gehen auch
aus den Unteransprüchen und der Beschreibung und Zeichnung hervor, wobei die einzelnen
Merkmale jeweils für sich, allein oder zu mehreren in Form von Unterkombinationen
bei Ausführungsformen der Erfindung und auch auf anderen Gebieten vorteilhaft verwirklicht
sein können. Ausführungs- und Anwendungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung
dargestellt und werden im folgenden näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen mittigen Längsschnitt durch ein Honwerkzeug bei der Bearbeitung einer
strichliert angedeuteten Bohrung, wobei rechts daneben stark überhöht das Profil
der Honbeläge angedeutet ist,
Fig. 2 einen Längsschnitt durch ein Leisten-Honwerkzeug mit Führungsbelägen,
Fig. 3 einen Querschnitt nach der Linie III in Fig. 2,
Fig. 4 einen schematischen Längsschnitt und
Fig. 5 einen Querschnitt nach Linie V durch Teile eines Honwerkzeugs und einer Honmaschine
mit zwei Gruppen von Honbelägen.
[0010] Das in Fig. 1 dargestellte Honwerkzeug 11 hat einem im wesentlichen rohrförmigen
Werkzeugkörper 12 mit einer Bajonett-Aufnahmeeinrichtung 13 für eine strichpunktiert
angedeutete Maschinenspindel 14 einer Honmaschine 15. Die Spindel ist drehbar und
in Axialrichtung verschiebbar gelagert und enthält eine Anstelleinrichtung 16 in Form
einer in der Spindel 14 und relativ zu dieser axial verschiebbaren Aufweitstange.
[0011] Der Werkzeugkörper hat von seinem unteren Ende 17 ausgehende, in Längsrichtung des
Werkzeuges verlaufende parallelflächige Schlitze 18, die im Bereich des Werkzeugendes
zur Mittelbohrung 19 des Werkzeigkörpers hin durchgebrochen sind. In diesen Schlitzen,
von denen beispielsweise sechs am Umfang vorgesehen sind, sind Honleisten 20 geführt,
die an ihren unteren, dem Werkzeugende 17 benachbarten Ende mit sehr verschließfesten
Honbelägen 21 versehen sind. beispielsweise mit Diamant-Honbelägen. Vom oberen Ende
des Honbelages erstreckt sich die Honleiste über einen großen Längenbereich des Werkzeugkörpers
aufwärts und hat an seinem oberen Ende eine nach außen offene Ausnehmung 22, so daß
sich ein hakenförmiger Kopf bildet, der in einen durch den Schlitz ragenden Bolzen
23 eingehängt ist und somit die Honleiste 20 an ihrem oberen Ende gelenkig lagert.
[0012] Die Honleisten, die durch eine um ihren Umfang hereum laufende Schlauchfeder 24 zusammengehalten
sind, können von einem Anstellmechanismus 25 angestellt, d.h. aufgeweitet, werden.
Dieser besteht aus einem bolzenartigen Anstellkörper 26 mit einem Anstellkonus 27
an seinem Ende und führt sich in der Mittelbohrung 19. Ein in ihn eingeschraubter
und durch eine Rückholfeder 29 belasteter Schraubbolzen 28 schafft die Verbindung
zur Anstelleinrichtung 16.
[0013] Der Anstellkonus 27 wirkt auf schräge Anstellflächen 30 an den Honleisten ein und
kann so die Honleisten um den Gelenkbolzen 13 nach außen schwenken. Es ist zu erkennen,
daß durch die Anstellung die Honleisten nicht nur radial aufgeweitet, sondern auch
um einen geringen Betrag schräg verschwenkt werden, so daß sie in ihrem unteren Bereich
stärker aufgeweitet werden als im oberen.
[0014] Aus der rechts neben Fig. 1 gezeichneten Profilkontur 31 des Honbelages 21 ist zu
erkennen, daß der Honbelag einen vorderen (oberen) Führungsabschnitt 32, der auf einem
Kreis geringerem Umfanges liegt, eine darauf folgende, sich zum Werkzeugende 17 hin
erweiternde, d.h. abgeschrägte Schneidzone 33 und eine darauf folgende Fertigbearbeitungs-
oder Kalibrierzone 34 aufweist. Dabei können die Abschnitte bzw. -zonen 32, 34 im
wesentlichen zylindrisch sein. Sie können entsprechend dem Einsatz des Werkzeuges
relativ kurz sein, und der vordere Führungsabschnitt 32 kann u.U. ganz fehlen oder
aus einem Abschnitt etwas geringerer Konizität als die Schneidzone 33 bestehen. Die
Schräge der Abschnitte ändert sich bei der Aufweitung. Da der Verschleiß der Honbeläge
21 meist außerordentlich gering ist, stellen sich aber sehr konstante Verhältnisse
ein.
[0015] Das Werkzeug nach Fig. 1 ist insbesondere für die Bearbeitung von Sacklochbohrungen
40 geeignet. Diese Bohrung hat in der Nähe ihres Grundes 36 eine Ausdrehung 37.
[0016] Das Verfahren nach der Erfindung arbeitet wie folgt:
Das Werkzeug nach Fig. 1 wird bei zurückgezogenem Anstellmechanismus in die Bohrung
eingefahren. Dabei ist also der von den Honbelägen bestrichene Durchmesser geringer
als der Durchmesser der in der Zeichnung strichliert auf einer Zeichnungshälfte angedeuteten
Bohrung 40 im Werkstück 38. Das Einfahren kann mit einer erhöhten Hubgeschwindigkeit
erfolgen, da beim Einfahren noch keine Bearbeitung stattfindet. Wenn das Werkzeug
in die Bohrung eingefahren ist, d.h. das Werkzeugende 17 kurz vor dem Bohrungsgrund
36 steht, erfolgt die Anstellung der Honbeläge 21 auf einen festen Wert. Im Gegensatz
zu üblichen Honwerkzeugen wird also das Werkzeug durch axiale Abwärtsverschiebung
der Anstelleinrichtung 16 und des Anstellmechanismus 25 und die Wirkung des Anstellkonus
27 auf die Anstellflächen 30 dadurch angestellt, daß die Honleisten 20 in ihrem unteren
Bereich unter Schwenkung um die Bolzen 23 nach außen gedrückt werden. Im Gegensatz
zu üblichen Honwerkzeugen erfolgt diese Einstellung praktisch vor Beginn der Bearbeitung,
also bevor der Arbeitshub, d.h. der Rückhub in Richtung des Pfeils 39, be ginnt.
Beim Arbeitshub bleibt die Anstellung des Werkzeugs im wesentlichen unverändert.
Die Umfangsgeschwindigkeit der Honbeläge liegt dabei im Bereich üblicher Schnittgeschwindigkeiten
beim Honen, z.B. im Bereich von 20 bis 30 m/Min.. Die Hubgeschwindigkeit ist allerdings
wesentlich geringer und liegt bei ca. einem Zehntel bis einem Dreißigstel der Umfangsgeschwindigkeit.
[0017] Die Bohrung wird also in einem einzigen Hub nacheinander von den Zonen 32, 33, 34
des Honbelages 21 durchlaufen und simultan, jedoch in axialer Richtung nacheinander
von Anfang bis Ende bearbeitet. Dabei wird im Bereich der schrägren Schneidzone 33
die Haupt-Zer spanungsarbeitet geleistet, während die Kalibrierzone 34 die Kalibrierung
auf das genaue Fertigmaß sowie die gewünschte Oberflächengüte schafft.
[0018] Im Falle von Sacklochbohrungen mit sehr geringer Ausdrehung an ihrem Bohrungsende
müßten die Honbeläge mit den drei aufeinanderfolgenden Zonen sehr kurz werden, was
trotz der hervorragenden Eigenführung des Werkzeuges eine zu geringe Länge der Schneid-
und Kalibrierzonen 33, 34 ergeben könnte. In diesem Falle wäre es auch möglich, die
Anstellung der Honbeläge so vorzunehmen, daß beim Bearbeitungsbeginn die Kalibrierzone
34 noch nicht sofort auf das genaue Fertigmaß eingestellt ist. In diesem Falle würde
die untere Kante 41 der Bearbeitungsfläche 40 der Bohrung 40 sich in einem mittleren
Bereich der Schneidzone oder u.U. sogar im Bereich der Kalibrierzone 34 befinden.
Die endgültige Anstellung würde dann jedoch so erfolgen, daß die Aufweitung auf das
endgültige Fertigmaß beendet ist, bevor die Kalibrierzone 34 die Kante 41 überstrichen
hat. Auch dort ist also die Bedingung gewahrt, daß die Anstellung auf das Fertigmaß
und die Blockierung dieses Maßes durch den Anstellmechanismus erfolgt, bevor das
Werkzeug mit der für das Fertigmaß entscheidenden Kalibrierzone 34 gänzlich in Arbeitsrichtung
39 in die Bearbeitungsfläche 40 eingefahren ist.
[0019] Bei der unter ausreichender Zufuhr von Schneidflüssigkeiten, beispielsweise Honölen,
vorgenommenen Bearbeitung wird eine ausgezeichnete Maß- und Formhaltigkeit und Oberflächengüte
in einem einzigen Arbeitsdurchgang erzielt. Das Werkzeug verläßt den Bearbeitungsbereich
35 am oberen Bohrungsende 42. Da durch die starre Abstützung und die blockierte Anstellung
die Honbeläge nicht die Tendenz haben, elastisch "nachzudrücken", wird die Bohrung
auch im Bereich des oberen Bohrungsendes nicht stärker aufgeweitet als im übrigen
Bearbeitungsbereich, so daß die Formgenauigkeit über den gesamten Bearbeitungsbereich
reicht. In diesem Falle ist es nicht notwendig, eine weitere Fügrungszone an die Kalibrierzone
34 nach unten hin anzuschließen. Sie könnte allerdings vorgesehen sein und ein Profil
haben, wie es mit der strichlierten Linie 43 angedeutet ist. Sie sollte stufenlos
an die Kalibrierzone 34 anschließen und ermöglicht es, eventuell das Werkzeug zu einem
auf den Arbeitshub folgenden Egalisierungshub wieder in die Bohrung einzufahren, ohne
daß die Bohrungskante 42 oder das Werkzeug beschädigt werden. Dieser Egalisierungshub
kann beispielsweise zur Schaffung bestimmter Oberflächenbeschaffenheit wichtig sein,
beispielsweise für einen Kreuzschliff auf der Oberfläche, d.h. eine Oberfläche mit
sich kreuzenden Bearbeitungsspuren.
[0020] Am unteren Ende des Werkzeuges ist noch ein Anschlag 44 in Form einer Justierschraube
angedeutet, mit dem die Abwärtsbewegung des Anstellmechanismus blockiert werden kann.
Er könnte entsprechend dem Fertigmaß eingestellt werden und sorgt dafür, daß unabhängig
von der genauen Einstellung der Anstelleinrichtung in der Honmaschine die Aufweitung
der Honbeläge genau bis auf das Fertigmaß erfolgt. Dort kann dann verschleißanhängig
eine Nachstellung erfolgen, die aber üblicherweise erst nach mehreren hundert Werkstücken
notwendig ist. Ein solcher nachjustierbarer Fertigmaß-Anschlag könnte aber auch in
der Honmaschine oder der Spindel vorgesehen sein und ggf. schrittweise automatisch
nachstellbar sein.
[0021] Das in Fig. 2 dargestellte Werkzeug entspricht in seinem Grundaufbau dem nach Fig.
1, auf deren Beschreibung Bezug genommen wird. Gleiche Bezugszeichen bezeichnen gleiche
oder vergleichbare Teile.
[0022] Die Honleisten 20a sind bei diesem Werkzeug nicht schwenkbar, sondern radial verschiebbar
geführt und stützen sich mit jeweils zwei im Abstand voneinander angeordneten Anstellflächen
30 auf axial hintereinander angeordneten Anstellkonen 27a ab, die an zwei ebenfalls
hintereinander angeordneten Anstellkörpern 26a vorgesehen sind. Diese sind durch einen
Verbindungsbolzen 50 miteinander ver bunden und ggf. gegeneinander in ihrem Abstand
justierbar, so daß dadurch die Achsparallelität der Honleisten justiert werden kann.
Die Honleisten 20 sind in Schlitzen 18 geführt und mit oberen und unteren Schlauchfedern
24 federnd nach innen belastet. Die Aufnahme 13 und der Rest des Anstellmechanismus
25 sind Fig. 1 vergleichbar.
[0023] In Fig. 2 links und in Fig. 3 ist zu erkennen, daß zwischen den insgesamt sechs Honleisten
20 jeweils eine Führungsleiste 51 fest am Werkzeugkörper 12a angeordnet ist. Der Führungsbelag
52 der Führungsleiste 51 hat etwa die gleiche Länge wie der Honbelag 21 der Honleiste
20a. Der Führungsbelag 52, der auch als Panzerungsbelag oder Verschleißschutz-Belag
bezeichnet werden kann, besteht, wie der Honbelag 21, aus Partikeln großer Härte und
Verschleißfestigkeit, beispielsweise Diamantpartikeln oder ähnlichen Werkstoffen,
die z.B. galvanisch gebunden sind. Die Korngröße ist hier jedoch wesentlich geringer,
so daß keine wesentliche Schneidwirkung und dementsprechend auch keine Abnutzung des
Belages eintritt.
[0024] Aus dem in Fig. 2 rechts angedeuteten Profil 31 des Honbelages 21 und der im wesentlichen
achparallelen, d.h. zylinderabschnittsförmigen Kontur 53 des Führungsbelages ist
zu erkennen, daß infolge der (verstärkt gezeichneten) Überlagerung der beiden Konturen
der Führungsbelag 52 die vordere Führungszone 32 bildet, während dann im Bereich der
Schneidzone 33 die anstellbare Honleiste 20a die Schneidarbeit übernimmt und durch
eine Abflachung dieser Leiste die Kalibrierzone 34 gebildet wird. Dabei kann, wie
auch bei Fig. 1, die Schräge der Schneidzone 33 entweder durch entsprechende Profilierung
des Honbelages auf der Leiste gebildet sein oder durch die Schrägstellung der Leiste,
die sich in Fig. 1 automatisch ergibt und in Fig. 2 durch die gegenseitige Justierung
der Anstellkörper 26a erzielt werden kann. In diesem Falle würde die Kalibrierzone
34 als eine hintere Abschrägung ausgebildet sein, die bei schräggestellter Honleiste
wiederum eine im wesentlichen zylindrische Kontur ergibt. Da diese sich im Betrieb
auch stets selbst wieder einschleift, könnte auch die Verschleiß-Nachjustierung durch
eine gegenseitige Justierung der beiden Anstellkörper 26, 26a erfolgen. Die in Fig.
1 und 2 angedeuteten Konturen 31, 53 sind idealisiert dargestellt. In der Praxis ergeben
sich abgerundete Übergänge, vor allem wenn man bedenkt, daß die in der Zeichnung weit
überhöht dargestellten Durchmesserunterschiede sich in der Praxis im Bereich von hunderstel
und tausendstel Millimetern bewegen. Auch in Fig. 2 ist durch eine strichlierte Linie
43 angedeutet, daß eine hintere Führungszone vorgesehen sein könnte, die im wesentlichen
stufenlos an die Kalibrierzone 34 anschließt und ggf. auf das Niveau des Führungsbelages
52 zurückführt, der dann mit seinem Verschleißschutzbelag die hintere Führung für
ein eventuelles Wiedereinführen des Honwerkzeuges übernimmt.
[0025] Das mit Fig. 2 auszuführende Honverfahren gleicht dem anhand Fig. 1 beschriebenen
mit dem Unterschied, daß die Führungsaufgaben teilweise von den Führungsleisten 51
übernommen werden. Es sei jedoch bemerkt, daß dieses Werkzeug sich, ebenso wie das
nach Fig. 1, auch für Durchgangsbohrungen eignet, wobei das Werkzeug vorzugsweise
in noch nicht angestelltem Zustand so weit durch die Bohrung hindurchgefahren wird,
daß sich das untere Ende des Bearbeitungsbereiches im Bereich der Führungszone 32
befindet und dann wiederum im Rückhub nach erfolgter Anstellung die Bearbeitung stattfindet.
[0026] In Fig. 4 ist ein Honwerkzeug dargestellt, das bis auf die im folgenden beschreibenen
Änderungen dem nach Fig. 1 entspricht. Die schwenkbar in Schlitzen 18 des Werkzeugkörpers
12 angeordneten Honleisten bilden zwei Gruppen, nämlich Honleisten 20b mit einem Honbelag
21, der sich vom Werkzeugende 17 länger nach oben erstreckt als ein Honbelag 61 von
Kurzhub-Honleisten 60, die jeweils abwechselnd mit den Honleisten 20b am Werkzeugkörper
angeordnet sind. Bis auf die andere Art der Honbeläge entsprechen sich die Honleisten
20b und 60. Der Kurzhub-Honbelag 61 ist wesentlich kürzer und hat im auf das Fertigmaß
eingestellten Zustand eine im wesentliche zylindrische oder sich leicht nach unten
erweiternde Form, während der Honbelag 21 der Honleisten 20b entsprechend dem nach
Fig. 1 profiliert sein kann. Im dargestellten Beispiel fehlt eine ausgeprägte vordere
Führungszone 32, was bei vielen Anwendungsfällen durch die gute Selbstzentrierung
des beim Arbeitshub gezogenen Werkzeugs möglich ist.
[0027] Der Anstellkörper 26b ist ein zylindrischer Körper, in den die Anstellschrägen 27b,
27c in Form von axial verlaufenden Nuten mit schrägem Nutgrund eingearbeitet sind.
Derartige Ausführungen von Anstellkörpern sind in den DE-OS 24 50 686 und 25 06 242
im Prinzip beschrieben, worauf hier Bezug genommen wird. Bei der vorliegenden Ausführung
verlaufen jedoch die Schrägflächen 27c, 27d, für die beiden unterschiedlichen Gruppen
von Honleisten 20b, 60, jeweils in der gleichen Richtung, so daß bei einer abwärts
gerichteten Axialbewegung des Anstellkörpers 26b beide Leistengruppen angestellt
werden, jedoch entsprechend der Form der Schrägen bei Beginn der Aufweitung nacheinander.
Dazu ist die Schrägfläche 27b abgesetzt, indem sie in ihrem endnahen Bereich mit einem
steigungslosen Abschnitt beginnt, danach eine steilere Schräge hat und schließlich
auf die gleiche Schräge übergeht, die die Schrägfläche 27c über die gesamte Länge
hat.
[0028] Damit ist folgendes Verfahren möglich: Das Werkzeug 11c wird in eine Sacklochbohrung
eingefahren, und durch Abwärtsbewegung des Anstellkörpers 26b wird zuerst nur die
Gruppe der Kurzhub-Honleisten 60 angestellt. Dies ist in dem schematisch angedeuteten
Profil A gezeigt. Die Honbeläge 21 der Leistengruppe 20b kommen dabei nicht in Eingriff.
Es ist aber zu erkennen, daß die Kurzhubhonbeläge 61 etwa die Länge der Kalibrierzone
34 haben. Mit diesen Kurzhubhonleisten wird im Bereich des Grundes der Sacklochbohrung
eine Kurzhubhonbewegung in mehreren Hüben ausgeführt. Das dient dazu, sehr nahe am
Bohrungsgrund liegende Abschnitte des Bearbeitungsbereiches ausreichend abzuarbeiten,
was wegen des fehlenden Platzes beim eigentlichen Arbeitshub nicht möglich wäre. Dabei
kann an das Werkzeug eine Meßeinrichtung angeschlossen sein, beispielsweise eine pneumatische
Meßeinrichtung 68 mit einer Meßdüse 65 im Werkzeugkörper. Wenn das Fertigmaß erreicht
ist, hat sich der Anstellkörper 26b, der bei diesem Teil der Bearbeitung entsprechend
dem Bearbeitungsfortschritt axial vorgeschoben wird, bereits so weit vorgeschoben,
daß auch die Honbeläge 21 schon angestellt sind, indem die Anstellflächen 30b aus
dem steigungslosen Bereich über die stärkere Steigung in den Hauptanstellbereich 66
gewandert sind. Dabei liegen in der Kalibrierzone 34 die Honbeläge 21 und 61 auf einer
gemeinsamen Umfangslinie, arbeiten also synchron. Beim Erreichen des Fertigmasses
wird, ggf. von der Meßeinrichtung gesteuert, der eigentliche Arbeitshub eingeleitet,
wobei die Kurzhübe unterbrochen und das Werkzeug in einem Arbeitsgang durch die Bohrung
gezogen wird.
[0029] Es handelt sich also um ein vorgeschaltetes Kurzhubhonen, das sich gut in die an
sich in einem Arbeitsgang durchgeführte übrige Honbearbeitung einfügt und mit einem
integrierten Werkzeug ausgeführt werden kann. Die Anstellung der beiden Honleistengruppen
zueinander kann auch auf andere Weise erfolgen. So kann z.B. in für Zwei-Gruppen-Honwerkzeuge
üblicher Weise auch jede Gruppe für sich arbeiten, wobei dann die Kurzhubhonleisten
während der Hauptbearbeitung nicht in Eingriff wären. Bei der Ausführung nach Fig.
4 können sich jedoch die Honbeläge 21, 61 während des gemeinsam durchgeführten Haupt-Arbeitshubes
stets in gleicher Weise einschleifen, so daß stets reproduzierbare Verhältnisse vorliegen.
Bei unterschiedlichen Abnutzungen für beide Werkzeuggruppen könnte eine entsprechende
Justierung zwischen beiden Gruppen vorgesehen sein. Das vorgeschaltete Kurzhubhonen
kann auch mit den Honleisten 20b allein durchgeführt werden, wobei dann die Kalibrierzone
während des Kurzhubhonens wirksam ist und spezielle Kurzhub-Honbeläge ersetzt. Auch
andere Anstellvorrichtungen, beispielsweise die in der DE-PS 25 06 243 beschriebene
Anstellung mittels eines drehbaren Anstellkörpers, können vorgesehen sein.
[0030] Entsprechend den zu bearbeitenden Werkstückformen ist auch eine Änderung der relativen
Längen der Kurzhub- und Haupthonbeläge 61, 21 zueinander möglich. Vorteilhaft ist
beim gemeinsamen Arbeiten beider Gruppen, daß die für gute Maßkonstanz wichtige Kalibrierzone
44 einen größeren Schleifflächenanteil am Umfang hat als die übrigen Zonen. Dies
könnte auch bei Werkzeugen mit nur einer Gruppe von Honbelägen vorgesehen werden,
indem im Bereich der Kalibrierzone die Schleifbeläge breiter ausgebildet werden. Besonders
bei bis dicht an einen Bohrungsgrund oder -absatz heranreichenden Werkstücken mit
dementsprechend sehr kurzen Kalibrierzonen ist dies vorteilhaft.
[0031] Vorstehend ist die Erfindung anhand von Leistenwerkzeugen beschrieben worden. Sie
laßt sich auch mit Werkzeugen mit einem selbst aufweitbaren Werkzeugkörper durchführen.
[0032] Fig. 4 zeigt in ebenfalls schematischer Form die der Honmaschine 15 zugeordnete Meßeinrichtung
68, die beim Erreichen des Fertigmaßes das Kurzhubhonen beendet, indem sie die Anstelleinrichtung
16 blokkiert und die Spindelhubeinrichtung 69, die beide schematisch als Hydraulikzylinder
dargestellt sind, von dem oszillierenden Kurzhub auf den Arbeitshub in Richtung 39
umschaltet.
1. Verfahren zur Honbearbeitung von Werkstücken, insbesondere Werkstückbohrungen
mit einem Honwerkzeug, das aufweitbare Honbeläge aufweist, von denen in einer sich
erweiternden Schneidzone Material von einem Bearbeitungsbereich abgetragen wird und
die vor Beginn der Bearbeitung in einer Fertigbearbeitungszone auf das Fertigmaß
des Werkstücks eingestellt werden, dadurch gekennzeichnet, daß das Werkzeug mit eingezogenen
Honbelägen in den Bearbeitungsbereich eingefahren wird, die Honbeläge dort entsprechend
dem Fertigmaß angestellt und in dieser Stellung während der Bearbeitung gehalten werden
und das drehend angetriebene Werkzeug in einem Arbeitshub durch den Bearbeitungsbereich
bewegt wird, wobei vorzugsweise das Werkzeug bei dem ohne Bearbeitungsbereich erfolgenden
Einfahren in den Bearbeitungsbereich im wesentlichen durch die gesamte zu bearbeitende
Länge des Bearbeitungsbereichs gefahren wird und der Arbeitshub in einer Rückbewegung
des Werkzeugs durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Werkzeug zum Arbeitshub
langsamer axial bewegt wird als beim Einfahrenund/oder wenigstens ein zweites Mal
mit entsprechend dem Fertigmaß fest angestelltem Honbelag durch den Bearbeitungsbereich
bewegt und ggf. am Bearbeitungsende die Honbeläge wieder eingezogen werden.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
das Werkzeug beim Einfahren von nicht ausstellbaren Führungsbelägen am Werkstück
geführt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
das Werkzeug vor Beginn des Arbeitshubes einige Kurzhübe ausführt, die insbesondere
am maschinenfernen Ende des Bearbeitungsbereichs vorzugsweise von einem anderen Honbelag
als der Arbeitshub durchgeführt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Kurzhübe unter dem Bearbeitungsfortschritt
angepaßter Anstellung erfolgen und dann, ggf. maßgesteuert, die Einleitung des mit
Festmaßeinstellung erfolgenden Arbeitshubes durchgeführt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Aufweitung der Kalibrierzone auf Fertigmaß im Bearbeitungsbereich vorgenommen
wird.
7. Honwerkzeug, insbesondere zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, mit wenigstens einem Honbelag (21), der zumindest im angestellten Zustand
eine sich erweiternde Schneidzone und eine von einem Anstellmechanismus (25) anstellbare
und entsprechend dem Fertigmaß feststellbare Kalibrierzone (34) aufweist, dadurch
gekennzeichnet, daß der Anstellmechanismus (25) den Honbelag (2) nach erstmaligem,
ohne wesentliche Bearbeitung vorgenommenen Durchfahren des Bearbeitungsbereiches (35),
jedoch vor dem in entgegengesetzter Richtung (39) durchfahrenen Arbeitshub auf eine
einem Fertigmaß entsprechende Anstellung feststellt, wobei das Werkzeug ggf. Führungsbeläge
(52) aufweist, die vorzugsweise als in Werkzeugachsrichtung verlaufende, zwischen
den Honbelägen (21) angeordnete, am Werkzeugkörper (12) befestigte Leisten (51) aus
einem Verschleißschutzwerkstoff ausgebildet sind.
8. Honwerkzeug nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß es zwei gesondert voneinander
anstellbare Honbelag-Gruppen (20b, 60) aufweist, von denen eine Kurzhubhon-Gruppe
(60) zur Durchführung von Kurz-Honhüben anstellbar ist und die andere Gruppe (20b)
mit der Schneid- und Kalibrierzone (33, 34) versehen ist, wobei vorzugsweise die Kurzhub-Honbeläge
(61) zur Durchführung des Arbeitshubes zusammen mit der anderen Gruppe (20b) in Schneideingriff
feststellbar sind, wobei sie vorzugsweise im Bereich der Kalibrierzone (34) angeordnet
sind.
9. Honwerkzeug nach einem der Ansprüche 7 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Erweiterung
der Schneidzone (33) bei der Anstellung der Honbeläge (21) änderbar ist.
10. Honwerkzeug nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß es als
Leistenwerkzeug ausgebildet ist und daß der Honbelag (21) entsprechend den Schneid-
und Kalibrierzonen (33, 34) sowie ggf. einem in Arbeitsrichtung (39) vor der Schneidzone
(33) angeordnete Führungsabschnitt und einer hinter der Kalibrierzone (34) angeordneten
Führungszone profiliert ist, wobei vorzugsweise die Honleisten (20) nach Art eines
einarmigen Hebels schwenkbar am Werkzeugkörper (12) gelagert sind und vorzugsweise
die Schwenkachse am antriebsseitigen Ende der Honleiste (20) liegt.
11. Honwerkzeug nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der
Anstellmechanismus (25) einen entsprechend dem Fertigmaß voreinstellbaren Anschlag
(44) enthält.
12. Honmaschine, insbesondere zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche
1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß sie wenigstens eine ein Honwerkzeug (11, 11b)
aufnehmende, drehbare sowie axial in einem Einfahrhub durch den Bearbeitungsbereich
(35) bewegbare Spindel (14) aufweist, die zumindest teilweise eine Anstellvorrichtung
(16) zur Anstellung der Honbeläge (21, 61) des Honwerkzeugs (11, 11b) auf einen einem
Fertigmaß entsprechenden Wert nach dem Einfahr-Hub durch den Bearbeitungsbereich
(35) und zur Blockierung dieser Anstellung während des anschließenden Arbeits-Rückhubes
(39) aufnimmt, wobei insbesondere die Anstellvorrichtung (16) zur Anstellung zweier
unterschiedlicher Gruppen von Honbelägen (21, 61) ausgebildet ist.
13. Honmaschine nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Spindel (14) beim
Arbeits-Rückhub (39) vorzugsweise mit geringerer Axialhubgeschwindigkeit als beim
Einfahrhub bewegbar ist, wobei die Arbeits-Axialhubgeschwindigkeit ca. ein Zehntel
bis ein Dreißigstel der Umfangsgeschwindigkeit des Honwerkzeugs (11, 11b) beträgt.
14. Honmaschine nach einem der Ansprüche 12 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß eine
während der Bearbeitung messende Meßeinrichtung (65, 68) vorgesehen ist, die eine
Blockiereinrichtung für die Anstell vorrichtung (16) unf ggf. eine Auslösung der
Hubeinrichtung (69) zur Durchführung des Arbeits-Rückhubes (39) steuert.