[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Spinnvorrichtung gemäss dem Oberbegriff
des Patentanspruchs l.
[0002] Eine solche Vorrichtung ist durch die deutsche Patentschrift DE 32 20 402 C2 bekannt.
Diese zeigt eine Abzugdüse von heute gebräuchlicher Ausführungsform, welche mit
einem Ballonführer kombiniert ist. Der abzuziehende Faden bildet im Ballonführer
einen Ballon, dessen Durchmesser bei jeder Umdrehung einem mehrfachen Wechsel unterzogen
wird. Dabei sind Ballonstörelemente vorgesehen, an welche der Faden anstösst, um eine
Fadenbildung herbeizuführen. Dies ist jedoch für den Faden nachteilig, da dieser
durch die stattfindenden Zupfvorgänge übermässig beansprucht wird.
[0003] Durch die tschechoslowakische Patentschrift l29 036 ist ein Abzugtrichter bekannt,
der einen Vorsprung zeigt, welcher im konischen Teil des Trichters spiralförmig und
in dessen rohrförmigem Teil schraubenförmig verläuft. Dabei ist eine Wirkung des Vorsprungs
im rohrförmigen Teil auf den Faden praktisch nicht vorhanden und die Gesamtwirkung
ungenügend.
[0004] Die USA-Patentschrift Nr. 4 258 54l zeigt eine Offenend-Spinnvorrichtung mit einem
abgewinkelten Rohr, in welchem ein Draht, welcher eine Anzahl Windungen aufweist,
gegen die Innenfläche des Rohrs gepresst ist. Dies geschieht zum Zweck, die Verdrehung
des Fadens temporär zu vergrössern. Das Vorsehen einer Drahtwindung bedingt, dass
der Draht aus einem elastischen Metall hergestellt sein muss. Ein keramisches Material
kann beispielsweise an dessen Stelle nicht vorgesehen werden.
[0005] Es ist bekannt, dass das beim Offenend-Spinnen gebildete Garn geringere Haarigkeit
hat und einen härtern Griff besitzt als das durch Ringspinnen gebildete Garn. Während
diese Eigenschaften für viele Zwecke wünschenswert sind, sind sie jedoch insbesondere
zum Herstellen von Trikotsachen, also von gewirkten Stoffen, unerwünscht.
[0006] Man ist deshalb bestrebt, das Offenend-Spinnen in der Weise weiter zu entwickeln,
dass mit diesem ebenfalls Garne von weichem Griff hergestellt werden können. Da solche
Garne weniger stark gedreht werden dürfen, besteht die Schwierigkeit darin, dass
sie den beim Offenend-Spinnvorgang notwendigen Anforderungen in vielen Fällen nicht
genügen. Daraus können wesentliche Nachteile, wie ungenügende Zugfestigkeit und Gleichmässigkeit,
oder eine zu hohe Zahl von Dick- und Dünnstellen oder von Nissen, bzw. untragbar hohe
Fadenbruchzahlen resultieren.
[0007] Es ist Aufgabe der Erfindung, beim Herstellen von weich gedrehten Garnen im Offenend-Spinnverfahren
die Stabilität des Garns zu erhöhen und/oder die Fadenbruchzahl zu reduzieren und/oder
die Rotordrehzahl, d.h. die Produktionsgeschwindigkeit zu steigern. Es sollen zudem
die Garnwerte weniger von den Fasermaterialien und dem Garntyp abhängig gemacht werden.
Insbesondere soll die Herstellung von Garnen mit weichem Griff bei höheren Rotordrehzahlen
möglich werden als dies bei den heutigen Maschinen der Fall ist.
[0008] Dies soll durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs l aufgeführten Merkmale
erreicht werden, wobei die eingangs aufgeführten Nachteile vermieden sind. Zudem
ergibt die Kombination des spiralförmigen Wulstes an der Abzugdüse mit dem im Abzugskanal
angebrachten Wulst im Vergleich zu den heute gebräuchlichen Offenend-Spinnverfahren
eine Verbesserung der Zugfestigkeit, der Zahl der Dünnstellen, der Zahl der Dickstellen
und der Zahl der Nissen. Schwankungen der Fadenspannung und des Eindrehwiderstandes
werden reduziert. Die Weichheit des Griffs wird stark verbessert. Schliesslich bilden
die erfindungsgemässen Vorkehrungen eine Konstruktion, welche von grosser Dauerhaftigkeit
und, in einer besondern Ausführungsform mit einer Düse, deren Herstellung unter Verwendung
eines ausziehbaren Kerns erfolgt, von relativ einfacher Herstellbarkeit ist.
[0009] Die Erfindung sei nun anhand eines Ausführungsbeispiels und der Zeichnung näher erläutert.
In der Letztern ist
Fig. l ein Längsschnitt durch eine Offenend-Spinn vorrichtung,
Fig. 2 eine Ansicht der, gemäss Fig. l von unten gesehenen Düse,
Fig. 3 ein Querschnitt durch eine Düse in vergrössertem Massstab und
Fig. 4 eine in Richtung des Pfeiles A (der Fig. l) gesehene Ansicht der in Fig. l
im Abzugskanal vorhandenen Wülste.
[0010] In den Figuren sind die entsprechenden Teile mit den gleichen Bezugszahlen bezeichnet.
[0011] Die in Fig. l gezeigte Spinnvorrichtung weist einen mit einer Welle ll festen Rotor
l2 auf, welche Teile ll und l2 gemeinsam um eine Achse l3 rotierbar sind. Durch einen
nicht gezeichneten Zuführungskanal wird Fasermaterial ins Innere des Rotors ll geliefert.
Gesponnenes Garn l4 wird über eine Abzugsanordnung l5 abgezogen.
[0012] Die Letztere umfasst eine trichterförmige Abzugdüse l6. Auf dieser ist eine langgestreckte
Erhebung bzw. ein Wulst l7 vorhanden. Der Wulst l7 verläuft über der Innenfläche des
konischen Teils l8 der Düse l6 spiralförmig um die Achse herum. Dabei ist er auf
den konischen Teil l8 beschränkt, wie dies aus den Fig. 2 und 3 ersichtlich ist.
In der Zeichnung ist ein eine eingängige Spirale bildender Wulst l7 gezeigt. Es können
aber auch Wülste in der Form einer mehrgängigen Spirale vorgesehen sein. Die trichterförmige
Düse l6 besitzt neben dem konischen Teil l8 einen rohrförmigen Teil 19.
[0013] Die Abzugsanordnung l5 umfasst ausserdem ein Drallstauelement 20. Dieses besitzt
einen rohrförmigen Fadenabzugskanal 2l, der von gebogener Form ist. Im Innern des
Kanals 2l sind ebenfalls längliche Erhebungen oder Wülste 22 vorhanden. Aus den Fig.
l und 4 ist ersichtlich, dass sich die Wülste 22 nur über einen Teil des Umfangs
der Kanalwand erstrecken. Sie befinden sich, bezogen auf den gebogenen Kanalabschnitt,
auf der dem Krümmungsmittelpunkt dieses Abschnitts zugewandten, sich der Länge des
Kanals nach erstreckenden Hälfte des Kanals 2l. Die Wülste 22 sind bezüglich des Garns
l4 bzw. der nur in Fig. 4 gezeichneten Längsachse 23 des Kanals 2l schräg angeordnet.
[0014] Im Betrieb der gezeigten Spinnvorrichtung rotiert der Rotor l2 mit grosser Geschwindigkeit.
Das sich dabei dauernd bildende Garn l4 wird über die Abzugsanordnung 15 abgezogen.
Dabei wird der konische Teil l8 vom umkreisenden, auf dem Wulst l7 schleifenden Garn
überstrichen. Je nach dem Drehsinn des Rotors l2 erhält dabei der Faden eine sogenannte
S-Steigung oder eine Z-Steigung.
[0015] Zur Erläuterung der Wirkungsweise, durch welche die erfindungsgemässen Vorteile erhalten
werden, sei angenommen, dass das Garn l4 eine S-Steigung aufweise. In diesem Falle
ist es in dem Sinne gedreht, wie dies in der Zeichnung durch die Schraffierung angedeutet
ist. Dabei haben die Fasern auf der dem Beobachter zugekehrten Seite des Garns l4
einen einer S-Form ähnlichen Verlauf (im Gegensatz zu einem bei entgegenge setzter
Verdrehung Z-Form ähnlichen Verlauf). Es sei überdies angenommen, dass die Wülste
l7 und 22 die in Fig. 3 und 4 gezeigte Schrägstellung bezüglich des Fadens l4 haben,
welcher im Betrieb gemäss diesen Figuren von unten nach oben läuft. Im gezeigten Beispiel
ist somit die Schrägstellung oder winkelmässige Lage der Wülste l7 und 22 in Bezug
auf die Steigung bzw. Orientierung der Fasern, wenn auch nicht parallel, so doch
gleichsinnig, d.h. die Wülste l7 und 22 und die Steigung des Garns l4 weisen eine
gleichsinnige Schrägstellung auf.
[0016] Unter diesen Umständen erzeugen die Wülste l7, 22 eine zusätzliche Verdrehung des
sich in seiner Längsrichtung über sie bewegenden Garns l4 mit der Wirkung, dass das
Garn l4 im Bereich dieser Wülste l7, 22 eine stärkere eine S-Steigung bildende Verdrehung
aufweist, als die durch die Rotation des Rotors l2 erzeugte. Es bildet sich somit
im Bereich dieser Wülste l7, 22 ein Staudrall. Dieser verschwindet wieder, nachdem
das Garn l4 sich über die Wülste l7, 22 hinweg bewegt hat. Das Garn weist somit im
Bereich seiner Umlenkstellen, wo seine Belastung am grössten ist, eine verstärkte
Festigkeit auf.
[0017] Die beschriebene Bildung eines Staudralls mittels einer gleichsinnig gerichteten
Schrägstellung der Wülste l7, 22 und der Steigung des Garns l4 ist ein wesentliches
Merkmal der vorliegenden Erfindung und von Bedeutung für die eingangs aufgeführten
Vorteile derselben.
[0018] In einer vorteilhaften Ausführungsform sind die Abzugdüse l6 und der spiralförmige
Wulst l7 aus keramischem Material hergestellt. Bei einer solchen Düse l6 ist eine
Herstellung mit niedrigen Kosten möglich, wenn die Düse in einer Weise geformt wird,
bei der das zu brennende Keramikmaterial in eine Basisform eingebracht und die Partie
mit dem Wulst l7 und dem rohrförmigen Teil l9 durch Einsetzen eines entsprechend geformten
Abdeckkerns geformt wird. Bei einer gemäss Fig. 3 gewählten Formgebung lässt sich
der Abdeckkern nach dem Brennen ohne Beschädigung der Düse l6 wieder herausnehmen.
Auch lässt sich die Düse l6 ohne weiteres aus der Basisform, in die das Keramikmaterial
vor dem Brennen eingefüllt wurde, herausnehmen. Die Möglichkeit der mehrmaligen Wiederverwendung
von Basisform und Abdeckkern ist der Grund für die relativ billige Herstellungsmöglichkeit
der Düsen.
[0019] Um nach dem Brennen den Kern von der Düse wieder entfernen zu können ohne ihn zerstören
zu müssen, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein: Denkt man sich einen durch die Innenfläche
des rohrförmigen Teils l9 der Düse l6 definierten, in Fig. 3 strichliert gezeichneten
Zylinder 24, so muss erstens der spiralförmige Wulst l7 sich durchwegs ausserhalb
dieses Zylinders 24 befinden. Zweitens muss die Oberfläche des spiralförmigen Wulsts
l7 auf ihrem gegen den rohrförmigen Teil l9 hin liegenden Teilbereich gegen diesen
Teil l9 hin sich verengend oder höchstens parallel zur Zylinderwand 24 verlaufend,
ausgebildet sein.
[0020] Eine vorteilhafte Ausführungsform ist eine solche, bei der bei einer eingängigen
Spirale der spiralförmige Wulst l7 eine bis drei Umdrehungen aufweist.
[0021] Eine bevorzugte Ausführungsform der Wülste 22 im Drallstauelement 20 besteht darin,
dass deren zwei oder drei vorgesehen sind.
[0022] Um den über die Wülste 22 laufenden Faden l4 seitlich zu führen, empfiehlt es sich,
bei diesen Wülsten 22 eine konkave Vertiefung vorzusehen. Damit weisen die Wülste
22 gemäss Fig. 4 ihre tiefste Stelle dort auf, wo sie vom Faden überdeckt sind.
[0023] Es ist auch vorteilhaft, wenn die Wülste 22 des Drallstauelements 20 aus keramischem
Material bestehen.
1. Spinnvorrichtung zum Offenend-Spinnen, mit einem um eine Rotationsachse rotierbaren
Spinnrotor und mit einer Abzugsanordnung für den beim Spinnproprozess gebildeten
Faden, dadurch gekennzeichnet, dass die Abzugsanordung (l5) sowohl eine trichterförmige
Abzugsdüse (l6) mit mindestens einem spiralförmig um die Rotationachse (l3) verlaufenden,
auf dem vom umkreisenden Garn (l4) schleifend überstrichenen, konischen Teil (l8)
der trichterförmigen Düse (l6) angebrachten Wulst (l7), als auch ein Drallstauelement
(20) umfasst, welches einen Fadenabzugskanal (2l) aufweist, in welchem mindestens
ein, bezüglich der Längsachse (23) des Kanals (2l) schräg angeordneter Wulst (22)
vorhanden ist, welcher sich in einem bogenförmigen Kanalstück in der dem Krümmungsmittelpunkt
dieses Kanalstücks zugewandten, längelangen Hälfte des Kanals (2l) befindet und wobei
die Schrägstellung des Wulstes (l7) der Düse (l6) und diejenige des Wulstes (22) des
Kanals (2l) zur Steigung des Garns (l4) gleichsinnig sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, dass die Düse (l6) und der
Wulst (l7) aus keramischem Material bestehen.
3. Vorrichtung nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, dass der spiralförmige Wulst
(l7) sich durchwegs ausserhalb des durch die axiale Verlängerung der Innenfläche
des rohrförmigen Teils (l9) der trichterförmigen Düse (l6) definierten Zylinders (24)
befindet und die Oberfläche des spiralförmigen Wulstes (l7) auf ihrem gegen den rohrförmigen
Teil (l9) der Düse (l6) hin orientierten Teilbereich, in der Richtung gegen diesen
Teil (l9) hin, sich verengend oder höchstens parallel zum Zylinder (24) verlaufend,
ausgebildet ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer eingängigen
Spirale der spiralförmige Wulst (l7) eine bis drei Umdrehungen aufweist.
5. Vorrichtung nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, dass längs des Fadenabzugskanals
(2l) zwei oder drei Wülste (22) hintereinander angeordnet sind.
6. Vorrichtung nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, dass der Wulst (22) des Drallstauelements
(20) eine, der seitlichen Führung des Garns dienende, konkave Vertiefung aufweist.
7. Vorrichtung nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, dass der Wulst (22) des Drallstauelements
(20) aus keramischem Material besteht.